WOLL Magazin für Arnsberg, Sundern und Ense // Winter 2019

und sind dafür verantwortlich und dann klappt das auch. Man
muss viele Leute kennen und selbst dabei sein, nicht nur eine
große Schnauze haben“. So kommt es, dass zur regelmäßigen
Kaffeerunde der acht Mitglieder des erweiterten Vorstands
häufig an die 40 Leute kommen.
Auf Augenhöhe
Im Kaufhaus begegnet man sich auf Augenhöhe, es gibt nichts
umsonst, aber je nach Geldbeutel gelten auch reduzierte Preise.
Und ein netter Schnack und ein Tässchen Kaffee sind immer
drin. Für Anfang September wird der 4000. Besucher erwartet,
rund 10.000 Stunden haben die ehrenamtlichen Mitglieder des
Vereins letztes Jahr insgesamt geleistet.
Neben dem sozialen Gedanken spielt auch Nachhaltigkeit eine
große Rolle. „Wir sagen grundsätzlich: ‘Nichts wegschmeißen,
sondern kommt erst und lasst es uns reparieren’“. Besonders
Reparaturen elektronischer Geräte hebt Neumann hervor. So
hilft der kleine Ort Ense aktiv mit, den CO2-Fußabdruck des
Sauerlands ein wenig zu verkleinern.
Jeden Dienstag und Donnerstag ist das Kaufhaus geöffnet, jedes
Mal ist ein Team von sechs bis acht Helfenden da. Reinhild
Vornahl, Neumanns Stellvertreterin, und Gaby Becka, beide
vom Team der ersten Stunde, nehmen Spenden an und schauen,
ob noch etwas aufgearbeitet werden muss. Solche Dinge
kommen dann ins Repair-Café, und da geht’s erst richtig los!
Nähmaschinen-Boom und Strick-Renaissance
200 Meter weiter, im „Raum für Alle(s)“ helfen regelmäßig an
die 30 Ehrenamtliche mit. Jeder ist für eine bestimmte Sache
verantwortlich und erstattet in den 14-tägigen Vereinssitzungen
Bericht über sein Ressort. Vom 22-jährigen Elektroniker bis
zum 84-jährigen Schneidermeister ist jede Altersgruppe vertreten.
500 Teile werden hier im Schnitt in einem Jahr repariert,
letztes Jahr alleine 80 Nähmaschinen. „Manchmal bringen
„Kommt erst mal her und
lasst es uns reparieren“
die auch solche
Kaffeemaschinen
für teuer Geld“,
schmunzelt Neumann,
„aber dann
wissen sie nicht, dass man die entkalken muss. Die muss man
dann nur in Essigwasser legen, dann laufen sie wieder, und die
wollten sie schon wegschmeißen“. Sogar ein altes Radio von
1918 war schon dabei. Hierfür wurden neue Röhren besorgt
und dann hat es der junge Amar aus Syrien wieder flott gemacht.
„Wir nehmen und reparieren alles, was man mit beiden
Händen tragen kann. Nur Hausbesuche machen wir nicht“,
bringt es Neumann auf den Punkt. Die Kunden helfen mit
oder trinken einen Kaffee und lernen so ganz nebenbei auch
die anderen Aktivitäten im Repair-Café kennen. Die örtlichen
Kindergärten kommen zu Besuch und schauen den Reparateuren
über die Schulter, jeden zweiten Sonntag gibt es ein Senioren-Café.
Auch das Tanzbein wird geschwungen, einmal im
Monat trifft sich gleichzeitig eine Künstlergruppe. Einmal die
Woche ist Spielenachmittag, Hilfe bei Antragsstellungen für
Geflüchtete ist eine Selbstverständlichkeit, alle zwei Wochen
kommen knapp 30 Leute aus allen Generationen zum Stricken
und Klönen, einmal im Monat wird Platt „gekuiert“ in der
Plattdeutschen Runde…
Wir helfen gerne
Hans-Werner Neumann
Neumann ist mit Herzblut bei der Sache und es gibt noch
mehr, was ihn antreibt: „Einmal, dass man Erfahrungen gesammelt
hat in vielen Bereichen. Die möchte man einfach gerne
weitergeben, vor allem auch im sozialen Bereich. Mein Vater
hat immer gesagt, ‚wir helfen gerne‘. Und Leute begeistern
können, die auf der gleichen Wellenlänge sind.“ Diese Einstellung
scheint den Geist der Vereinsmitglieder widerzuspiegeln.
Manchmal ist ja auch weniger mehr, aber das gilt für die Enser
Möbel und Mehr ganz und gar nicht! ■
WOLL Winter 2019 - 53