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VSAO JOURNAL Nr. 1 - Februar 2020

Regeneration - Von Menschen, Korallen und Müll Diabetes - Skalpell statt Pumpe Immunologie - Immuntherapie – Übersicht Politik - 75 Jahre vsao – Am Anfang war der Lohn

Regeneration - Von Menschen, Korallen und Müll
Diabetes - Skalpell statt Pumpe
Immunologie - Immuntherapie – Übersicht
Politik - 75 Jahre vsao – Am Anfang war der Lohn

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<strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 1, <strong>Februar</strong> <strong>2020</strong><br />

Journal<br />

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Regeneration<br />

Von Menschen, Korallen und Müll<br />

Seite 19<br />

Diabetes<br />

Skalpell statt Pumpe<br />

Seite 28<br />

Immunologie<br />

Immuntherapie – Übersicht<br />

Seite 31<br />

Politik<br />

75 Jahre vsao –<br />

Am Anfang war der Lohn<br />

Seite 8


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«Happy Birthday vsao!»<br />

Das <strong>VSAO</strong>-Journal gratuliert zum 75-jährigen Bestehen<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 3


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Inhalt<br />

Regeneration<br />

Von Menschen, Korallen und Müll<br />

Coverbild: Till Lauer<br />

Editorial<br />

7 Heilen und feiern<br />

Politik<br />

8 Löhne statt Lehrbuben<br />

Weiterbildung /<br />

Arbeitsbedingungen<br />

11 Auf den Punkt gebracht<br />

13 Lesen lernen<br />

vsao<br />

14 Neues aus den Sektionen<br />

16 Die swimsa hat klare Überzeugungen<br />

17 vsao-Rechtsberatung<br />

Perspektiven<br />

28 Aktuelles aus der Endokrinologie –<br />

die Diabeteschirurgie: Mit dem Skalpell<br />

gegen Diabetes<br />

31 Aus der «Therapeutischen Umschau» –<br />

Übersichtsarbeit: Immuntherapie –<br />

Übersicht, Wirkmechanismen, Anwendung<br />

39 Der besondere Patient<br />

MEDISERVICE<br />

41 Bitte lesen Sie das Kleingedruckte<br />

44 Briefkasten<br />

45 Wenn Liebe teuer wird<br />

46 Verstehen, was man einkauft<br />

48 Praxiseröffnung oder Praxisübernahme?<br />

50 Impressum<br />

Fokus: Regeneration<br />

19 7 Jahre Betrieb, 40 Jahre Sanierung<br />

22 Das ungefilterte Leben<br />

24 Meeresbiologin mit Mission<br />

26 Bei Stress in die Natur?<br />

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Editorial<br />

Heilen<br />

und feiern<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

«Die Zeit heilt alle Wunden», sagt ein Sprichwort. Aber wir<br />

alle wissen, dass dies so nicht stimmt: Sowohl psychische<br />

wie physische Schäden können lebenslänglich bestehen<br />

bleiben. Trotzdem ist die Regenerationskraft der Natur<br />

immer wieder erstaunlich. Warum jedoch ausgerechnet Plattwürmer,<br />

Quallen oder Zebrafische über aussergewöhnliche Selbstheilungskräfte<br />

verfügen, bleibt wohl ein Rätsel der Schöpfung. Im vergangenen<br />

Jahr hat eine internationale Forschungsgruppe rund um Prof. Nadia<br />

Mercader an der Universität Bern aber zumindest entdeckt, welche<br />

Herzmuskelzellen es den kleinen, gestreiften Fischen ermöglichen, ihr<br />

Herz nach Verletzungen flexibel zu regenerieren.<br />

In unserem Schwerpunkt «Regeneration» verzichten wir auf Würmer<br />

und Fische und wenden uns dem Menschen zu. Zum Beispiel einer<br />

jungen Forscherin an der ETH, die künstliche Korallenriffe im 3D-<br />

Drucker herstellt und damit natürliche Riffe verstärkt oder neue<br />

schafft. Während dieses Verfahren recht kostengünstig ist, bewegt<br />

sich die Sanierung der Sondermülldeponie Kölliken in ganz andern<br />

Dimensionen. Im Interview berichtet der Geschäftsführer, wie aus<br />

einem ursprünglich umweltfreundlichen Projekt der grösste Umweltskandal<br />

der Schweiz werden konnte. Und wie man seit Jahrzehnten<br />

daran arbeitet, ein verseuchtes Gelände zu regenerieren. Wer sich<br />

selbst «entgiften» will, kann das in einem sogenannten Detox Retreat<br />

tun. Die Teilnehmer gehen nicht nur in die Natur, sie gehen vor allem<br />

offline. Ein Verzicht, der oftmals gar nicht so einfach ist. Ein Aufenthalt<br />

in der Natur soll beruhigen und beim Stressabbau helfen, so denkt<br />

man. Eine Studie zeigt allerdings, dass ein Spaziergang kein Allheilmittel<br />

ist, sondern sogar kontraproduktiv sein kann.<br />

<strong>2020</strong> ist für den vsao ein besonderes Jahr. Vor 75 Jahren wurde der<br />

Verband gegründet. Er entstand quasi aus der Not und mit dem Ziel,<br />

den Assistenzärzten ein gesichertes Einkommen zu verschaffen. Die<br />

Entlöhnung sollte nicht nur die Existenz der jungen Ärzte (und<br />

vereinzelten Ärztinnen) sichern, sondern auch ein Zeichen von Anerkennung<br />

sein. Von den Arbeitszeiten war damals noch nicht wirklich<br />

die Rede. Obwohl sie an sich Bestandteil der Verträge waren, dauerte<br />

es nochmals rund sechzig Jahre, bis auch hier eine wirkliche Verbesserung<br />

errungen werden konnte. Im Politikteil wird die Vergangenheit<br />

nachgezeichnet und mit der Aktualität verbunden. Und es zeigt<br />

sich: Selbst wenn die Lohnfrage grundsätzlich geklärt ist, bleiben<br />

genügend Problemfelder, die den vsao wohl noch die nächsten 75 Jahre<br />

auf Trab halten werden – und unverzichtbar machen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 7


Politik<br />

Löhne<br />

statt Lehrbuben<br />

<strong>2020</strong> feiert der vsao sein 75-jähriges Bestehen. Das «Journal» blättert<br />

ab dieser Nummer in den Verbandsannalen und verknüpft Historisches<br />

mit Aktuellem. Zum Auftakt: die Gründung und die Lohnfrage.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer vsao<br />

In der Gründungszeit war der damalige VSA am Bollwerk 15 in Bern zu finden – gegenüber dem Bahnhof und<br />

nur fünf Häuser weiter als heute.<br />

Muss man Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte für ihre Arbeit<br />

bezahlen? Worüber<br />

heute niemand ernstlich<br />

diskutieren würde, hat man Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs in der Schweiz erbittert<br />

gefochten und gestritten. Denn damals<br />

herrschte grosser Mangel an anerkannten<br />

Assistentenstellen, was die Kliniken<br />

durch billigere ärztliche Volontäre<br />

kompensierten. Wobei «billiger» die Realität<br />

unzureichend beschreibt: Ein Gehalt<br />

war auch so nicht sicher, und Fälle, in denen<br />

die brotlosen jungen Ärzte sogar ihre<br />

Verpflegung am Arbeitsplatz selber berappen<br />

mussten, blieben keine Seltenheit.<br />

Dies brachte den Stein ins Rollen bzw.<br />

liess die Geburtsstunde des VSA schlagen<br />

– noch ohne O, also Oberärzte. Aus Sicht<br />

einer Handvoll initiativer Assistenzärzte<br />

konnte und durfte es nicht länger sein,<br />

dass dem medizinischen Nachwuchs ein<br />

Gotteslohn zum Überleben reichen sollte.<br />

Stattdessen wollte man, dass die «Lehrbuben»<br />

– so Hans-Rudolf Christen, Fürsprecher<br />

und erster Zentralsekretär des Verbands<br />

– als notwendige Glieder des Spitalbetriebs<br />

anerkannt wurden.<br />

Der richtige Mann hiess Egger<br />

Politische Vorstösse für konkrete Verbesserungen<br />

waren 1943/44 im bernischen<br />

Kantonsparlament im Sand verlaufen. Die<br />

erste VSA-Sektion entstand daher Anfang<br />

1945 in der Bundesstadt. Wenige Monate<br />

später entwickelte sich daraus ein zehnköpfiger<br />

nationaler Vorstand mit drei Vertretern<br />

aus Bern, je zwei aus Basel, Lausanne<br />

und Zürich sowie einem aus Luzern.<br />

Der frisch gegründete Verband erkannte,<br />

dass es einerseits politisches Lobbying<br />

und anderseits öffentlichen Druck brauchte,<br />

um etwas zu bewirken. Beides verband<br />

Bilder: Marcel Marti<br />

8<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Politik<br />

Die ersten Verbandsstatuten vom 3. Dezember<br />

1945<br />

sich in der Person von Walter Egger, promovierter<br />

Jurist, freisinniges Mitglied des<br />

Grossen Rats und Chefredaktor der Tageszeitung<br />

«Der Bund».<br />

Als durch die Sondierungen die Unterstützung<br />

der Ratsmehrheit feststand,<br />

reichte Egger am 15. November 1945 im<br />

Sinne des VSA eine Motion ein. Ihr Wortlaut:<br />

«Der Regierungsrat wird eingeladen,<br />

die rechtlichen Grundlagen für die Besoldungs-<br />

und Arbeitsverhältnisse der Assistenzärzte<br />

an staatlichen Kliniken und Instituten<br />

durch eine grundsätzliche Neuregelung<br />

den veränderten Lebensverhältnissen<br />

anzupassen und eine neue Wertung<br />

der Stellung und Verantwortung des Assistenzarztes<br />

vorzunehmen. Die Neuordnung,<br />

die unter Beizug der Organisationen<br />

der Ärzteschaft sowie der Leitungen der<br />

Kliniken und der Institute erfolgen muss,<br />

soll derart beschleunigt werden, dass sie<br />

im Jahr 1946 in Kraft treten kann.»<br />

Bei der Diskussion im Kantonsparlament<br />

fielen Voten, die nichts an Aktualität<br />

eingebüsst haben. Zum Beispiel: «Die Allgemeinheit<br />

ist sehr daran interessiert,<br />

dass der Assistenzarzt sich sowohl noch<br />

weiter ausbilden kann, wie aber auch dem<br />

Spitalbetrieb dient. Ohne Assistenten wäre<br />

ein solcher gar nicht aufrechtzuerhalten.<br />

Ihre Arbeit muss deshalb auch angemessen<br />

entlöhnt werden.»<br />

Schlag auf Schlag<br />

Nach der Annahme der Motion begannen<br />

Verhandlungen mit einer Delegation des<br />

Regierungsrats. Dabei brachte Sanitätsdirektor<br />

Markus Feldmann – der spätere<br />

Bundesrat – die Idee eines Normalarbeits-<br />

vertrags ins Spiel. Parallel dazu wurde der<br />

VSA auf Landesebene aktiv, wobei er nebst<br />

der Presse die Unterstützung der FMH<br />

suchte und Kontakte zum Verband schweizerischer<br />

Krankenanstalten (Veska) sowie<br />

zur Konferenz der Sanitätsdirektoren<br />

knüpfte.<br />

Die parallelen Bestrebungen mündeten<br />

in einen doppelten Erfolg: Am 25. <strong>Februar</strong><br />

1947 setzte die Berner Regierung mit<br />

rückwirkender Geltung ab 1. Januar 1947<br />

einen Normalarbeitsvertrag für Assistenzärzte<br />

in Kraft, gefolgt von einer Verordnung<br />

über ihre Anstellung und Besoldung<br />

an den staatlichen Krankenanstalten. Fast<br />

zeitgleich ebnete ein Bundesratsbeschluss<br />

den Weg zu einem Normalarbeitsvertrag<br />

für die ganze Schweiz.<br />

Normalarbeitsverträge gelten für alle<br />

Arbeitsverhältnisse der Branche, sofern<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer nichts anderes<br />

vereinbart haben. Sie schaffen folglich<br />

Standards und sind ein Gradmesser<br />

für die Beurteilung – oder idealerweise<br />

Korrektur – der tatsächlichen Verhältnisse.<br />

Konkret war nun jeder Arzt, der als Assistent<br />

eine «notwendige Tätigkeit im Spital-,<br />

Klinik- oder Institutsbetrieb ausübt»,<br />

als Assistenzarzt anerkannt. Das wiederum<br />

schuf eine klare Unterscheidung zum<br />

Volontärarzt, «der als überzähliger während<br />

kurzer Zeit an einem Spital, einer Klinik<br />

oder einem Institut einzig zum Zwecke<br />

der Weiterausbildung sich aufhält und keine<br />

betriebsnotwendige Tätigkeit ausübt».<br />

Von Frauen übrigens sprach man in den<br />

Dokumenten nie – weder in der weiblichen<br />

Form noch inhaltlich.<br />

Mindestlohn 550 Franken<br />

Spezielle Beachtung verdienen bei den<br />

Normalarbeitsverträgen die Richtlinien<br />

zu Entlöhnung, Arbeits- und Ruhezeit,<br />

Ferien und Versicherung. Um zum Ausgangspunkt,<br />

den Löhnen, zurückzukehren:<br />

Neu galt im ersten Jahr als Assistenzarzt<br />

ein landesweiter Mindestlohn von<br />

550 Fran ken, welcher sich stufenweise auf<br />

die Untergrenze von 750 Franken erhöhte.<br />

Was heisst das im Vergleich? Gemäss<br />

dem statistischen Jahrbuch der Schweiz<br />

verdiente 1947 ein Angestellter in Industrie<br />

und Handwerk im Monat durchschnittlich<br />

710 Franken und eine Angestellte 429<br />

Franken. Im Bereich private Verkehrsanstalten<br />

lauteten die Zahlen 597 und 411<br />

Franken, im Handel 649 bzw. 393 Franken<br />

und bei den Banken und Versicherungen<br />

826 respektive 517 Franken.<br />

Die Gehälter des Ärztenachwuchses<br />

in den ersten Jahren nach dem Staatsexamen<br />

lassen sich also zweifellos als respektabel<br />

bezeichnen, vor allem angesichts der<br />

vorherigen Zustände und der ursprünglichen<br />

Minimallohnforderungen des VSA<br />

(zwischen 300 und 500 Franken monatlich).<br />

Wie wichtig dessen Erfolg war, zeigt<br />

auch die Zahl der Mitglieder: Lag diese<br />

1946 bereits bei rund 600 Personen, stieg<br />

sie in der Folgezeit relativ rasch um ein<br />

Drittel. Denn an Arbeit sollte es dem jungen<br />

Verband weiterhin nicht fehlen – doch<br />

dazu bei nächster Gelegenheit mehr.<br />

Wettbewerb:<br />

Wissen Sie’s?<br />

Im Text zur Entstehung unseres Verbands<br />

finden Sie spannende und<br />

überraschende Zahlen. Doch eine<br />

fehlt: der Jahresbeitrag nach der<br />

Gründung. Ob geschätzt oder gewusst:<br />

Wenn Sie uns dessen Höhe mit Ihren<br />

Kontaktangaben bis am 25. <strong>Februar</strong><br />

<strong>2020</strong> per E-Mail an marti@vsao.ch<br />

mitteilen, haben Sie die Chance, einen<br />

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150 Franken zu gewinnen.<br />

Ihre Daten werden ausschliesslich für<br />

den Wettbewerb verwendet. Teilnahme<br />

berechtigt sind alle vsao-Mitglieder.<br />

Bei mehreren richtigen Antworten<br />

oder Schätzungen mit gleicher<br />

Differenz zur richtigen Zahl entscheidet<br />

das Los. Über den Wettbewerb wird<br />

keine Korrespondenz geführt; der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der<br />

Name des Gewinners/der Gewinnerin<br />

erscheint zusammen mit der Auflösung<br />

in der nächsten Ausgabe des<br />

«<strong>VSAO</strong>-Journals».<br />

Mehr zum Thema: www.vsao.ch/<br />

vsao-jubilaeum-<strong>2020</strong><br />

Am Puls der Mitglieder<br />

Ist es besser geworden? Oder am Ende<br />

sogar schlimmer? Unsere dritte grosse<br />

Mitgliederbefragung zu den Arbeitsbedingungen<br />

soll es an den Tag bringen.<br />

Sie läuft seit dem 21. Januar und<br />

dauert einen Monat. Über die Resultate<br />

werden wir voraussichtlich Ende<br />

April/Anfang Mai berichten.<br />

Mehr zu den bisherigen Erhebungen<br />

von 2017 und 2014:<br />

www.vsao.ch/medien-undpublikationen/studien-und-umfragen<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 9


Personal<br />

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Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Unschuldig im Sinne<br />

der Anklage<br />

Als Fürsprecher vertrete ich auch mal schwierige<br />

Klienten mit zweifelhaftem Ruf. Mein Klient heisst<br />

ArG, ein Kürzel, das auch zu einer fundamentalistischen<br />

Splittergruppe passen würde. Ganz so<br />

schlimm ist es aber mit dem Arbeitsgesetz nicht, auch wenn es<br />

immer wieder für Emotionen sorgt. Die Hauptanklagepunkte<br />

gegen meinen Mandanten lauten auf Behinderung der Weiterbildung,<br />

Veraltetsein und fehlende Flexibilität.<br />

Der Sachverhalt ist klar und unbestritten. Mein<br />

Klient wurde 1964 geboren und setzt sich<br />

seither für den Schutz der Arbeitnehmenden<br />

vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

ein, die mit dem Arbeitsplatz<br />

verbunden sind. Seit 2005 kümmert<br />

er sich zusätzlich um die Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte, und auch die<br />

Oberärztinnen und -ärzte fallen in<br />

seinen Aufgabenbereich. Zu den<br />

einzelnen Anklagepunkten:<br />

– Behinderung der Weiterbildung:<br />

Die Limitierung der<br />

Arbeitszeit zwinge die Weiterzubildenden<br />

immer wieder dazu, auf<br />

wertvolle Weiterbildungen, z.B. die<br />

Teilnahme an einer bestimmten<br />

Operation, zu verzichten. Es ist klar, dass<br />

kein Raum für kurzfristige Einsätze bleibt,<br />

wenn am oder über dem zulässigen Limit<br />

geplant wird. Ein Dauerthema bei unserer<br />

vsao-Dienstplanberatung. Es ist zudem bekannt, dass die<br />

Ärzteschaft einen zu grossen Teil ihrer Zeit mit unnötiger<br />

Administration verbringen muss. Wenn dieser reduziert und<br />

für die Weiterbildung eingesetzt wird, dürfte die Rechnung<br />

anders aussehen. Ich erlaube mir schliesslich die Frage, ob<br />

einige der vorgebrachten Probleme nicht auch darauf zurückzuführen<br />

sind, dass die Planung der Einsätze der Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte primär auf deren Präsenz und die Erbringung<br />

von Dienstleistungen und zu wenig auf deren<br />

Weiterbildung ausgelegt ist. Ein junger Arzt, der sich für die<br />

Möglichkeit längerer Arbeitszeiten ausgesprochen hat,<br />

bestätigte mir kürzlich, dass er natürlich lieber weniger als<br />

50 Stunden in der Woche arbeiten würde und die Weiterbildung,<br />

bei entsprechender Planung, in dieser Zeit auch Platz<br />

hätte.<br />

Auf den<br />

Punkt<br />

gebracht<br />

– Veraltetsein: Das Gesetz stamme aus dem letzten Jahrtausend<br />

und damit aus einer völlig anderen Zeit. Das ArG ist<br />

56 Jahre alt (nur zum Vergleich: ZGB und OR sind 108-jährig<br />

und das Strassenverkehrsgesetz feiert immerhin seinen<br />

61. Geburtstag). Auf der Website des Bundes finden sich<br />

nicht weniger als 25 revidierte Fassungen des Arbeitsgesetzes.<br />

Hinzu dürfte ein Mehrfaches an Anpassungen bei den<br />

verschiedenen Verordnungen kommen. Das blosse Alter sagt<br />

nichts über den Zustand eines Gesetzes aus. Der<br />

Vorwurf ist ebenso pauschal wie schwach.<br />

– Fehlende Flexibilität: Das ArG sei zu<br />

starr und lasse zu wenig Raum für<br />

individuelle Lösungen im Spitalalltag.<br />

Dieser immer wieder genannte<br />

Vorwurf lässt sich mit dem Verweis<br />

auf gute Beispiele entkräften. Es<br />

gibt zum Glück genügend Kliniken,<br />

die das Arbeitsgesetz einhalten<br />

und bestens funktionieren. Zudem<br />

zeigt sich in Diskussionen mit<br />

Flexibilitätsaposteln rasch, dass<br />

«Flexibilisieren» regelmässig «mehr<br />

arbeiten» bedeutet. Die Umfragen<br />

des vsao zeigen aber klar, dass die<br />

jungen Ärztinnen und Ärzte nicht noch<br />

längere Arbeitszeiten wollen. Abschliessend<br />

gilt auch hier: Eine Dienstplanung am<br />

oder über dem Limit der zulässigen Höchstarbeitszeit<br />

verunmöglicht jegliche Flexibilität, egal wie<br />

hoch die Obergrenze liegt.<br />

Fazit: Die Beweislage ist eindeutig zu dünn und lässt<br />

erhebliche Zweifel an der Redlichkeit der Klägerseite offen. Ich<br />

plädiere deshalb auf Freispruch in allen Anklagepunkten!<br />

Simon Stettler<br />

Geschäftsführer vsao<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 11


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die Visitationen auf den Grund. Zu<br />

den Expertenteams gehört immer<br />

jemand vom vsao. Die Besuche vor<br />

Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten<br />

zu erkennen. Denn<br />

Sie als unser Mitglied sollen von<br />

einer hohen Weiterbildungsqualität<br />

profitieren.<br />

Falls Sie selber Visitationen<br />

begleiten möchten: eine E-Mail<br />

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Feedback-<br />

Pool<br />

Für Sie als Mitglied ist sie zentral:<br />

die Weiterbildung. Deshalb fühlen<br />

wir unserer Basis mit Umfragen<br />

regelmässig den Puls dazu. Dank<br />

dieses Feedback-Pools können wir<br />

unsere Verbandsarbeit gezielt auf<br />

Ihre Anliegen ausrichten.<br />

Wollen Sie mitmachen? Dann<br />

schreiben Sie an ribeaud@vsao.ch.<br />

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Beruf unter einen Hut?<br />

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Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

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Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Lesen lernen<br />

Regression<br />

zur Mitte<br />

Wenn ein Laborresultat bei<br />

einem Patienten unerwartet<br />

hoch oder tief ist,<br />

sind wir geneigt, die<br />

Messung zu wiederholen. Oft ist das<br />

Ergebnis des zweiten Tests dem Normalbereich<br />

näher. Dieses Phänomen weniger<br />

extremer Werte in Folgemessungen wird<br />

Regression zum Mittelwert genannt. Sie<br />

entsteht aus rein statistischen Gründen<br />

und nicht, weil sich der Gesundheitszustand<br />

des Patienten gebessert hat.<br />

Die Regression zum Mittelwert entsteht<br />

aufgrund der zufälligen Variabilität der<br />

Messungen, etwa durch intraindividuelle<br />

Schwankungen oder Messungenauigkeiten.<br />

Die Testresultate streuen um<br />

einen unbekannten Populationsmittelwert.<br />

Einige der Patienten, die wir zur<br />

wiederholten Messung auswählen, hatten<br />

zum Zeitpunkt der ersten Messung ihren<br />

hohen Wert nur infolge Zufallsschwankung.<br />

In der Nachmessung haben diese<br />

Menschen oft niedrigere Werte als<br />

während des ersten Screenings.<br />

Die Regression zur Mitte ist auch<br />

dafür verantwortlich, dass sehr grosse<br />

Eltern im Allgemeinen Kinder mit einer<br />

im Vergleich zu ihnen geringeren Körpergrösse<br />

haben (die aber immer noch<br />

grösser als der Durchschnitt sind),<br />

während die Kinder von sehr kleinen<br />

Eltern in der Regel zwar grösser als die<br />

Eltern sind, aber immer noch kleiner als<br />

der Durchschnitt.<br />

Die Regression zur Mitte liefert also<br />

die empirische Grundlage für die Praxis,<br />

bei abnormalen Resultaten die Laboruntersuchungen<br />

zu wiederholen und das<br />

zweite Resultat für das korrekte zu halten.<br />

Je extremer aber der Wert des ersten<br />

Tests war, umso kleiner ist die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Resultates im<br />

Normbereich bei der Wiederholung.<br />

Lukas Staub,<br />

klinischer Epidemiologe,<br />

Redaktionsmitglied<br />

des<br />

<strong>VSAO</strong>-Journals<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 13


vsao<br />

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Ab 1. April <strong>2020</strong> erhalten alle Mitarbeitenden<br />

des GAV Berner Spitäler und Kliniken<br />

eine monatliche Pauschale von 50 Franken<br />

bei einer Vollzeitbeschäftigung (Insel<br />

Gruppe AG 60 Franken), wenn das Umkleiden<br />

auf Weisung der Arbeitgeberin vor<br />

Dienstbeginn im Betrieb und ausserhalb<br />

der Arbeitszeit erfolgen muss. Dies wurde<br />

mit den Arbeitgeberinnen im Rahmen der<br />

jährlich stattfindenden Lohnverhandlungen<br />

vereinbart. Wir sind sehr erfreut,<br />

konnten wir die Frage mit einer Zulage für<br />

alle Mitarbeitenden einheitlich regeln. Die<br />

Zulage wird im GAV Berner Spitäler und<br />

Kliniken aufgenommen.<br />

Zusätzlich zur Umkleidepauschale<br />

werden per 1. April <strong>2020</strong> die folgenden<br />

Lohnmassnahmen umgesetzt:<br />

Regionale Spitalzentren und<br />

Psychiatrische Kliniken<br />

0,4% der Bruttolohnsumme werden<br />

individuell verteilt.<br />

Diejenigen Betriebe, welche im Jahr<br />

<strong>2020</strong> einen EBITDAR von mind. 8%<br />

erwirtschaften, schütten dem gesamten<br />

Personal 2021 eine geldwerte Prämie<br />

in der Höhe von 0,3% der Lohnsumme<br />

<strong>2020</strong> aus.<br />

Mitgliederversammlung <strong>2020</strong><br />

Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung<br />

findet am Donnerstag,<br />

23. April <strong>2020</strong>, um 19 Uhr im Berner<br />

Generationenhaus statt. Prof. Dr. med.<br />

Catherine Gebhard wird ein Referat zum<br />

Thema «Sex and Gender in der Medizin»<br />

halten und auch die legendäre Tombola<br />

ist wieder geplant. Die Einladung wird an<br />

alle Mitglieder per Post verschickt;<br />

Anmeldungen sind ab April <strong>2020</strong> auf<br />

unserer Website möglich. Wir freuen uns<br />

über Euer zahlreiches Erscheinen.<br />

Und last, but not least: Am 13. Juni<br />

<strong>2020</strong> steigt in der «Heitere Fahne» in<br />

Wabern unser Jubiläumsfest. Auch dafür<br />

erhalten alle Mitglieder eine Einladung<br />

per Post.<br />

Janine Junker, Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Insel Gruppe AG<br />

0,5% der Bruttolohnsumme werden<br />

individuell verteilt.<br />

Es werden Anfang 2021, abhängig vom<br />

Geschäftsgang <strong>2020</strong>, Einmalprämien im<br />

Umfang von maximal 0,4%ausbezahlt:<br />

*0,1% bei EBITDAR-Marge von 7,5%<br />

*0,2% bei EBITDAR-Marge von 8,0%<br />

*0,3% bei EBITDAR-Marge von 8,5%<br />

*0,4% bei EBITDAR-Marge von 9,0%<br />

*% der Gesamtlohnsumme<br />

Graubünden<br />

Die neue Website ist online –<br />

schau vorbei!<br />

Pünktlich zum Jahresanfang ist unsere<br />

überarbeitete Website online gegangen<br />

(www.vsao-gr.ch). Neben dem frischen<br />

und übersichtlicheren Auftritt lädt die<br />

Website mit ausführlichen Informationen<br />

und nützlichen Funktionen zum Stöbern<br />

ein. Mit dem Weiterbildungskalender<br />

kannst Du Dich mit wenigen Klicks über<br />

die Weiterbildungsveranstaltungen in der<br />

Region sowie deren Übertragung in Dein<br />

Spital informieren und, falls gewünscht,<br />

die Termine auf Dein Smartphone<br />

im portieren. Auch für Deine Arbeitsbedingungen<br />

engagieren wir uns weiter. Mit<br />

verschiedenen erfolgreichen Dienstplanberatungen<br />

in der Region sowie einer<br />

öffentlichen Veranstaltung zur Dienstplanberatung<br />

und zum Arbeitsgesetz<br />

haben wir zusammen mit Philipp Rahm,<br />

Co-Präsident der Sektion Aargau, interessante<br />

Modelle und individuelle, konkrete<br />

Lösungen aufgezeigt. Zudem konnten bei<br />

einem Treffen mit den Klinik- und<br />

Heimverbänden für eine vertiefte<br />

Zusammenarbeit mit dem möglichen Ziel<br />

eines Gesamtarbeitsvertrags weitere<br />

kleine Schritte zur Verbesserung Deiner<br />

Arbeitsbedingungen erreicht werden. Ob<br />

elektronisch, am Verhandlungstisch oder<br />

bei Dir im Spital – wir bleiben dran!<br />

Manuel Vestner, Präsident <strong>VSAO</strong> GR<br />

14<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


vsao<br />

Zürich /<br />

Schaffhausen<br />

Von Nannys und Zusatzhonoraren<br />

Der <strong>VSAO</strong> ZÜRICH hat zur Förderung der<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ab<br />

<strong>2020</strong> eine Mitgliedschaft bei profawo<br />

(profamilywork) abgeschlossen: Unsere<br />

Mitglieder profitieren ab sofort von der<br />

kostenlosen, professionellen und massgeschneiderten<br />

Kinderbetreuungsberatung<br />

durch profawo, der priorisierten Vergabe/<br />

Vermittlung von kids&co-Betreuungsplätzen,<br />

der Vermittlung von Nannys und<br />

«Notfallnannys» und auch von der<br />

Unterstützung und Beratung zur Angehörigenbetreuung.<br />

Wer bekommt wie viel?<br />

Die Beteiligung der Ärzteschaft an den<br />

Honoraren aus den Zusatzversicherungen<br />

steht medial und politisch unter Druck.<br />

Die meisten Grundlohneinstufungen für<br />

unsere Oberärztinnen und Oberärzte<br />

basieren nach wie vor auf kantonalen<br />

Richtwerttabellen, welche nur noch für<br />

die öffentlich-rechtlichen Anstalten eine<br />

gewisse Verbindlichkeit haben. Aus<br />

diesem Grund musste in den vergangenen<br />

Jahren auch auf Stufe der Oberärztinnen<br />

und Oberärzte in einzelnen<br />

Fachgebieten mit erheblicher Beteiligung<br />

an Zusatzhonoraren operiert werden, um<br />

Marktlöhne bezahlen zu können.<br />

Die effektive Beteiligung an den Zusatzhonoraren<br />

ist jedoch vielerorts eine<br />

Blackbox. Mit anderen Worten absolut<br />

willkürlich und intransparent. Sie<br />

variieren nicht nur von Spital zu Spital,<br />

sondern auch innerhalb einer Institution<br />

von Klinik zu Klinik und sogar von<br />

Oberärztin zu Oberarzt. Aufgrund des<br />

politischen und medialen Drucks wechseln<br />

aktuell viele Spitäler zu Fixlohnmodellen<br />

für die Kaderärztinnen und<br />

Kaderärzte. Mehr Transparenz, Gleichbehandlung<br />

und vor allem einen voll<br />

versicherten Lohn begrüsst auch der<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH. Der Wechsel der Lohnmodelle<br />

darf aber nicht zu einer Schlechterstellung<br />

der bisherigen und auch nicht<br />

der neu angestellten Oberärztinnen und<br />

Oberärzte führen. Wir sind der Ansicht,<br />

dass die bisherigen Grundlöhne für die<br />

Oberärztinnen und Oberärzte gemessen<br />

an der Belastung bereits am unteren<br />

Limit sind. Wenn nun die bisherigen<br />

Grundlöhne als neue Fixlöhne definiert<br />

werden sollen, so sind diese entsprechend<br />

anzuheben! Damit der <strong>VSAO</strong><br />

ZÜRICH sich für Lohnverhandlungen<br />

über Fixlohnsysteme wappnen und<br />

gewinnbringend einbringen kann,<br />

brauchen wir als Erstes Transparenz bei<br />

den Gesamtlöhnen in den entsprechenden<br />

Fachgebieten, d.h. beim Grundlohn<br />

und den Zusatzhonoraren. Deshalb<br />

starteten wir eine Lohnumfrage bei den<br />

Oberärztinnen und Oberärzten. Anfang<br />

Januar wurden die 280 Rückmeldungen<br />

ausgewertet, danach auf docdoc publiziert<br />

und unter den Mitgliedern wurde<br />

eine Diskussion dazu lanciert.<br />

Im Übrigen möchten wir unsere<br />

Mitglieder wieder einmal darauf hinweisen,<br />

dass sie jederzeit herzlich eingeladen<br />

sind, auf Voranmeldung als Gast an einer<br />

unserer Geschäftsleitungssitzungen<br />

reinzuschnuppern. In der Regel finden<br />

Anzeige<br />

diese jeweils am ersten Donnerstag im<br />

Monat statt und dauern von 19 bis 22 Uhr.<br />

Wir freuen uns, Euch kennenzulernen!<br />

Jana Siroka, Präsidentin, und<br />

Susanne Hasse, Geschäftsführerin<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH SCHAFFHAUSEN<br />

Save the date:<br />

Mitgliederversammlung <strong>2020</strong><br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH SCHAFFHAUSEN<br />

Freitag, 12. Juni <strong>2020</strong>,<br />

Restaurant UniTurm ab 18.30 Uhr<br />

mit Dominique Gisin, Spitzensportlerin<br />

und Olympiasiegerin<br />

(Ist Mental Coaching für Spitzenleistungen<br />

auch für die Ärztinnen<br />

und Ärzte hilfreich?)<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 15


vsao<br />

Die swimsa<br />

hat klare<br />

Überzeugungen<br />

Mitte November kamen knapp 70 Medizinstudierende<br />

aus der ganzen Schweiz nach Zürich, um dort die neue<br />

Ausrichtung der swimsa zu definieren. swimsa steht für<br />

«Swiss Medical Students’ Association» und repräsentiert<br />

über 8000 Medizinstudierende an aktuell sieben<br />

Schweizer Universitäten.<br />

Felice Hess, Vizepräsidentin für Exchanges der swimsa<br />

Die swimsa wollte endlich wieder<br />

eine Vision haben, welche<br />

einen Leitfaden für ihre zukünftigen<br />

Handlungen und<br />

Wirkungsweisen bietet. In sorgfältiger Arbeit<br />

wurde vom neuen Vorstand ein Entwurf<br />

angefertigt, welcher von weiteren<br />

Gremien überarbeitet und am 16. November<br />

2019 von den Mitgliedern der swimsa<br />

an der Delegiertenversammlung angenommen<br />

wurde. Wir sind sehr stolz, die<br />

Vision der swimsa präsentieren zu dürfen:<br />

«Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der<br />

Schweizer Medizinstudierende auf einer<br />

nationalen und globalen Ebene vernetzt<br />

sind und sich befähigt und ermutigt<br />

fühlen, für hochwertige Ausbildung und<br />

Public Health einzustehen.»<br />

Positionspapiere<br />

Es wurde fleissig gearbeitet und von Mitgliedern<br />

sowie Einzelpersonen die Chance<br />

genutzt, die Meinungen der swimsa mittels<br />

Positionspapieren zu stärken:<br />

• Mentale Gesundheit: Die swimsa hält<br />

fest, dass ihre Mitglieder als Medizinstudierende<br />

und später als Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte zu einer Bevölkerungsgruppe<br />

gehören, die laut einer 2019<br />

veröffentlichten Schweizer Studie besonders<br />

gefährdet ist, Depressionen und<br />

Angststörungen zu entwickeln. Wir fordern<br />

von den Universitäten und zukünftigen<br />

Arbeitgebern entsprechende Massnahmen:<br />

psychische Erkrankungen<br />

entstigmatisieren, Unterstützungsangebote<br />

aufbauen und die Arbeitsbedingungen<br />

zum Beispiel durch weniger Administration<br />

verbessern. Vom Bund erwarten<br />

wir, dass die 2014 formulierte nationale<br />

Strategie zur «Mentalen Gesundheit der<br />

Schweiz» möglichst bald umgesetzt wird.<br />

Darin sollen weitere Schritte zur Sensibilisierung<br />

und Information der Bevölkerung<br />

getroffen und die Prävention und Erforschung<br />

von psychischen Erkrankungen<br />

gefördert werden.<br />

• Sport- und Bewegungsmedizin: Körperliche<br />

Inaktivität ist der vierthäufigste<br />

Risikofaktor für frühzeitige Mortalität<br />

weltweit, mittlerweile wird von einer<br />

Pandemie gesprochen. Regelmässige Bewegung<br />

gilt entsprechend als eine der<br />

kostengünstigsten und effektivsten Präventions-<br />

und Therapiemassnahmen.<br />

Leider ist das einschlägige Wissen unter<br />

praktizierenden Ärztinnen und -ärzten<br />

sowie Medizinstudierenden noch immer<br />

eher gering und wird, trotz dem neuen<br />

Lernzielkatalog «PROFILES», nur ungenügend<br />

in der Aus- und Weiterbildung<br />

berücksichtigt. Die swimsa verpflichtet<br />

sich dazu, Sport- und Bewegungsmedizin<br />

aktiv zu fördern und sich an den Universitäten<br />

für eine flächendeckende Ausbildung<br />

in diesem Bereich einzusetzen.<br />

• Klimawandel und Gesundheit: Die<br />

swimsa erkennt den Klimawandel als<br />

existierende und zunehmende Bedrohung<br />

an und sieht die direkten (Hitze,<br />

Luftverschmutzung) und indirekten<br />

(wirtschaftlicher und sozialer Art) Gefahren<br />

für die Gesundheit. Wir fordern,<br />

dass die Schweiz den Klimanotstand ausruft<br />

und die Abkommen und Ziele der<br />

internationalen Gemeinschaft als Vorbild<br />

umsetzt. Die swimsa verlangt eine<br />

Eingliederung der entsprechenden Thematik<br />

ins medizinische Curriculum sowie<br />

die Unterstützung von Forschungsprojekten<br />

mit Bezug zu Klimawandel<br />

und Gesundheit.<br />

• Organspende: Die swimsa hat ab 2017<br />

die Initiative «Organspende fördern – Leben<br />

retten» mit Unterschriftenaktionen<br />

und einem Video aktiv unterstützt. Dies<br />

reicht aber noch nicht aus, und wir fordern<br />

weiterhin eine Ausgestaltung der<br />

Widerspruchslösung, die den mutmasslichen<br />

Willen der verstorbenen Person<br />

ins Zentrum stellt und die Angehörigen<br />

konsultativ miteinbezieht. Die swimsa<br />

strebt nach ausreichender Aufklärung<br />

der Bevölkerung und des Fachpersonals:<br />

Hirntod und Organspende sollen im Curriculum<br />

enthalten sein; angehende Ärztinnen<br />

und -ärzte sind für die zukünftige<br />

Herausforderung und entsprechende<br />

Kommunikation zu schulen.<br />

Neben der Vision und den Positionspapieren<br />

wurden auch das Budget des Folgejahres<br />

sowie die Semesterberichte der<br />

Vorstandsmitglieder präsentiert und bestätigt.<br />

Die Delegierten wählten den<br />

«Vice-President for Communication», womit<br />

nun alle neun Positionen des nationalen<br />

swimsa-Vorstands in ihrem Amt bestätigt<br />

wurden. Zu guter Letzt wurde eine<br />

neue nationale Position als «National Officer<br />

on Sexual and Reproductive Health<br />

and Rights including HIV and AIDS» ernannt,<br />

welche die aktuellen (und zukünftigen)<br />

Projekte im Bereich von Geschlechterfragen,<br />

sexueller Gesundheit und<br />

Aufklärung koordinieren wird. Nach einem<br />

diskussionsfreudigen und erfolgreichen<br />

Tag begaben sich die Anwesenden in<br />

das nahe gelegene Vereinslokal, um auf die<br />

neuen Errungenschaften der «Swiss Medical<br />

Students’ Association» anzustossen.<br />

Dieser Tag zeigte einmal mehr: Die<br />

swimsa besteht aus vielen jungen Leuten,<br />

die in allen Bereichen für eine bessere Gesundheit<br />

kämpfen und in deren Namen<br />

noch einiges bewirken werden.<br />

16<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


vsao<br />

vsao-Rechtsberatung<br />

Angeordnete Kompensation<br />

während Freistellung<br />

Mir wurde gekündigt und<br />

ich wurde anlässlich<br />

dieser Kündigung von<br />

meinem Arbeitgeber<br />

freigestellt. Kann mein Arbeitgeber<br />

anordnen, dass ich meine Ferien, meine<br />

Überstunden- und Überzeitguthaben<br />

während der Freistellungszeit kompensieren<br />

muss?<br />

Um allfällige begriffliche Unklarheiten<br />

aus dem Weg zu räumen, muss zunächst<br />

der Unterschied zwischen Überstunden<br />

und Überzeit vor Augen geführt werden.<br />

Als Überstunden werden diejenigen<br />

Stunden bezeichnet, die über die vereinbarte<br />

Normalarbeitszeit geleistet werden.<br />

Als Überzeit gelten infolgedessen diejenigen<br />

Stunden, welche die gesetzliche<br />

Höchstarbeitszeit gemäss Arbeitsgesetz<br />

übersteigen. Für Assistenzärztinnen und<br />

-ärzte sind dies 50 Stunden pro Woche; für<br />

Oberärztinnen und -ärzte gilt im Prinzip<br />

dasselbe, ausser der entsprechende<br />

öffentlich-rechtliche Arbeitgeber unterliegt<br />

ausnahmsweise nicht dem Geltungsbereich<br />

des Arbeitsgesetzes. *<br />

Was die Abgeltung von Ferien betrifft,<br />

besteht grundsätzlich ein Verbot, Ferien<br />

durch Geldleistungen zu ersetzen. Dieses<br />

Verbot wirkt über das bestehende Arbeitsverhältnis<br />

hinaus und gilt sodann auch<br />

nach dessen Beendigung. Doch es gibt<br />

– wie fast immer im Recht – einige<br />

Ausnahmen. So ist in der Regel massgebend,<br />

in welchem Verhältnis die Freistellungsdauer<br />

zum Ferienanspruch steht und<br />

wie der Arbeitnehmer die Zeit seiner<br />

Freistellung nutzte. Generell gilt, dass je<br />

länger die Freistellung dauert, umso mehr<br />

Ferien als bezogen betrachtet werden<br />

können. Diese Ausnahme hängt mit dem<br />

Umstand zusammen, dass der Arbeitnehmer<br />

einige Zeit aufwenden muss, um sich<br />

eine neue Stelle zu suchen. Manche<br />

Gerichte gehen im Sinne einer Faustregel<br />

davon aus, dass ein Drittel der Freistellungstage<br />

als Ferienbezug angerechnet<br />

werden kann, wobei immer die konkreten<br />

Umstände des Einzelfalles beachtet<br />

werden müssen. Dies führt uns zur zweiten<br />

Ausnahme: Wenn der Arbeitnehmer die<br />

gesamte Freistellungsdauer für die<br />

Stellensuche verwenden musste und so<br />

keine Möglichkeit hatte, in die Ferien zu<br />

fahren, um sich zu erholen, muss er sich<br />

dadurch nicht die gesamten Ferien anrechnen<br />

lassen. Umgekehrt ergibt sich also,<br />

dass jener Arbeitnehmer, der während der<br />

Freistellung tatsächlich Ferien bezieht,<br />

sich die ganze Dauer als Ferienbezug<br />

anrechnen lassen muss und nicht nur die<br />

kürzere Dauer gemäss der obgenannten<br />

Faustregel.<br />

Zu der Kompensation von Überstunden<br />

während der Freistellungszeit ist<br />

Folgendes anzumerken: Von Gesetzes<br />

wegen (Artikel 321c Absatz 2 OR, Obligationenrecht)<br />

ist eine Kompensation von<br />

Überstunden durch Freizeit nur im<br />

Einverständnis mit dem Arbeitnehmer<br />

möglich. Absatz 3 des Artikels 321c OR<br />

schreibt sodann vor, dass wenn die<br />

Überstundenarbeit nicht durch Freizeit<br />

ausgeglichen wird und nichts anderes<br />

schriftlich vereinbart oder durch Normaloder<br />

Gesamtarbeitsvertrag bestimmt ist,<br />

der Arbeitgeber für die Überstundenarbeit<br />

Lohn zu entrichten hat. Dieser Lohn<br />

bemisst sich nach dem Normallohn mit<br />

einem Zuschlag von mindestens 25<br />

Prozent. Nach bundesgerichtlicher<br />

Rechtsprechung kann eine Kompensation<br />

der Überstunden durch Freizeit auch<br />

während der Freistellung nur mit dem<br />

Einverständnis des Arbeitnehmers<br />

erfolgen. Der Arbeitgeber kann somit die<br />

Kompensation von Überstunden während<br />

der Freistellungszeit nicht einseitig<br />

anordnen.<br />

Neben der Diskussion betreffend die<br />

Kompensation von Überstunden bietet es<br />

sich an, sich einmal die Rechtslage<br />

betreffend die Kompensation der Überzeit<br />

vor Augen zu führen. Für die Überzeit<br />

einschlägig ist der Artikel 13 ArG, in dessen<br />

Absatz 1 für die Überzeitarbeit – ähnlich<br />

wie bei den Überstunden – ein Lohnzuschlag<br />

von mindestens 25 Prozent vorgesehen<br />

ist. Absatz 2 von Artikel 13 ArG sieht<br />

ebenfalls vor, dass der Zuschlag von 25<br />

Prozent nicht zu leisten sei, wenn die<br />

Überzeit innert eines angemessenen<br />

Zeitraumes durch Freizeit von gleicher<br />

Dauer ausgeglichen wird. Wie bei den<br />

Überstunden ist auch bei der Überzeit das<br />

Einverständnis des Arbeitnehmers für eine<br />

Kompensation erforderlich. Dies gilt auch<br />

bei einer Freistellung.<br />

Um zeit-, nerven- und kostenraubende<br />

Rechtsstreitigkeiten bestmöglich vorzubeugen,<br />

empfiehlt sich aus Arbeitnehmersicht,<br />

die Modalitäten der Kompensation<br />

von Überstunden, Überzeit-, und Ferienansprüchen<br />

in einer schriftlichen Freistellungsvereinbarung<br />

mit dem jeweiligen<br />

Arbeitgeber verbindlich zu regeln. Eine<br />

zusätzliche Sicherheit schafft Art. 341 Abs.<br />

1 OR, welcher vorsieht, dass der Arbeitnehmer<br />

während der Dauer des Arbeitsverhältnisses<br />

und eines Monats nach dessen<br />

Beendigung auf Forderungen, die sich<br />

zwingend aus dem Gesetz oder einem GAV<br />

ergeben, nicht rechtsgültig verzichten<br />

kann. Vor der Unterzeichnung einer<br />

solchen Vereinbarung empfiehlt es sich<br />

sodann, diese juristisch prüfen zu lassen,<br />

wobei Ihnen die Sektionsjuristen natürlich<br />

gerne zur Verfügung stehen.<br />

* Seit geraumer Zeit gilt das Arbeitsgesetz für<br />

Assistenzärztinnen und -ärzte, unabhängig davon,<br />

ob der Betrieb als Ganzes dem Arbeitsgesetz<br />

unterstellt ist oder nicht. Für Oberärztinnen und<br />

-ärzte gelten die Arbeits- und Ruhezeitvorschriften<br />

des Arbeitgebers nur, sofern der Betrieb dem<br />

Arbeitsgesetz unterstellt ist. Dies ist in der Regel<br />

dann nicht der Fall, wenn er direkt zur kantonalen<br />

Verwaltung gehört.<br />

Samuel Nadig<br />

Sektion Graubünden<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 17


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Fokus<br />

Von der Vergangenheit ist kaum mehr<br />

etwas zu sehen: Die ehemalige<br />

Sondermülldeponie Kölliken wird bald<br />

wieder ein gewöhnliches Gelände sein.<br />

7 Jahre Betrieb,<br />

40 Jahre<br />

Sanierung<br />

Vom Pionierprojekt zum Umweltskandal und wieder zurück:<br />

Die Geschichte der Sondermülldeponie Kölliken (SMDK) ist in vielerlei<br />

Hinsicht einzigartig. Der Geologe Dr. Benjamin Müller ist<br />

Geschäftsführer der SMDK und leitet die Sanierung der Umweltsünde.<br />

Text: Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Severin Nowacki.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 19


Fokus<br />

2011 übernahmen Sie die Geschäftsführung<br />

der Sondermülldeponie Kölliken<br />

(SMDK). Damals glaubten Sie, dass<br />

<strong>2020</strong> Ihre Arbeit beendet wäre. Sind Sie<br />

nun arbeitslos?<br />

Benjamin Müller: Nein, es gab gewisse<br />

Verzögerungen beim Rückbau. Vorgesehen<br />

war, dass der Sondermüll bis 2012 abtransportiert<br />

wäre, fertig wurden wir damit<br />

aber erst 2015. Wir haben zudem erkannt,<br />

dass die Schadstoffe um einiges<br />

tiefer als zunächst vermutet in den Untergrund<br />

eingesickert sind. Deshalb denke<br />

ich nicht, dass ich in den nächsten Jahren<br />

arbeitslos werde.<br />

Als die Deponie im Mai 1978 eröffnet<br />

wurde, galt sie als fortschrittlich und<br />

als Beitrag zum Umweltschutz. Wie<br />

kam man zu dieser Einschätzung?<br />

Das war natürlich hinsichtlich Umweltschutz<br />

und Abfallentsorgung eine völlig<br />

andere Zeit. 1978 gab es noch kein Umweltschutzgesetz,<br />

keine Altlastenverordnung<br />

usw. Es herrschte sozusagen Zustände<br />

wie im Wilden Westen. Gefährliche<br />

Abfälle wurden in der Nordsee versenkt,<br />

oder man warf sie irgendwo im<br />

Wald in eine Grube. Die Idee, sie in einer<br />

geordneten Deponie abzulagern, war fortschrittlich.<br />

Zumal man eine Bewilligung<br />

haben und dafür bezahlen musste. Die alte<br />

Tongrube in Kölliken wurde auch von<br />

Fachleuten für diesen Zweck als ideal erachtet.<br />

Nach nur sieben Jahren Betrieb erfolgte<br />

im April 1985 die sofortige Schliessung.<br />

Was führte dazu?<br />

Ausschlaggebend waren die Proteste der<br />

Bevölkerung. Das Problem war, dass die<br />

Deponie nicht ganz so fortschrittlich geführt<br />

wurde, wie zu Beginn geplant. Man<br />

lagerte flüssige Abfälle ein, was nie vorgesehen<br />

war. Diese führten zu Geruchsemissionen.<br />

Teilweise gingen Fässer bereits<br />

beim Einlagern kaputt, die Inhalte vermengten<br />

sich, und bei starkem Regen wurden<br />

die Stoffe ins Erdreich und ins Grundwasser<br />

geschwemmt. Die Gerüche drangen<br />

via Keller und Waschküchen in die Häuser<br />

der Anwohner. Es kam zu einem richtigen<br />

Umweltskandal; das Fernsehen berichtete<br />

live vor Ort. Der Gemeinderat beschloss darauf,<br />

die Deponie sofort zu schliessen. Die<br />

Verschmutzung des Grundwassers wurde<br />

allerdings erst später bekannt.<br />

Mit welchen Gefahren rechnete man<br />

und welche ersten Massnahmen wurden<br />

getroffen?<br />

Sofort nach der Schliessung begann man<br />

mit der Sicherung der Anlage. In einem<br />

ersten Schritt wurde das Wasser an verschiedensten<br />

Stellen aufgefangen und in<br />

einer eigens dafür gebauten Kläranlage gereinigt.<br />

Dann wurde die Grube abgedeckt.<br />

In den folgenden Jahren wuchs im<br />

wahrsten Sinne des Wortes Gras über<br />

die Sache. Wann und warum entschied<br />

man sich, all die Abfälle wieder auszugraben<br />

und fachgerecht zu entsorgen?<br />

Es gab zwei Gründe: Anfangs neunziger<br />

Jahre erkannte man das Problem des kontaminierten<br />

Grundwassers. Zudem traten<br />

gesetzliche Bestimmungen in Kraft, ausgelöst<br />

durch unsern Fall. Allerdings war<br />

den Besitzern der Deponie, einem Konsortium<br />

aus den Kantonen Aargau und Zürich<br />

als Haupteignern sowie der Stadt Zürich<br />

und der Basler Chemie mit Minderheitsanteilen,<br />

nicht klar, wie man vorgehen<br />

sollte. Es gab weltweit noch kein<br />

Projekt dieser Art. Schliesslich entschied<br />

man sich zu einem elementaren Vorgehen:<br />

Ausgraben, sortieren und fachgerecht<br />

entsorgen.<br />

2006 stiessen Sie als Geologe zur SMDK.<br />

Was reizte Sie an der Aufgabe?<br />

Ich war seit 2001 mit der Deponie vertraut,<br />

da ich bei einem Ingenieurbüro arbeitete,<br />

das für die SMDK tätig war. Zunächst half<br />

ich beim Stollenbau für die Wasseraufbereitung<br />

mit. Es zeichnete sich bereits damals<br />

ab, dass die Sanierung kommen würde.<br />

Als 2006 die Anfrage der SMDK kam,<br />

sagte ich sofort zu. Ein solches Projekt ist<br />

eine einzigartige Pionierleistung und bietet<br />

sich einem nur einmal im Leben.<br />

Mit dem Bau der Riesenhalle begann<br />

2005 die Gesamtsanierung. Welches<br />

waren die grössten Probleme?<br />

Es gab drei grosse Arbeitsorte: die Halle, in<br />

welcher der Müll abgebaut wurde, die nachgelagerte<br />

Triage und Verladestation sowie<br />

die Analytik. Die Halle gab am meisten zu<br />

reden: Die Anwohner fürchteten sich generell<br />

davor, dass der Boden wieder geöffnet<br />

wurde. Ein weiteres Problem war der Zustand<br />

der Abfälle. Viele Fässer hatten sich<br />

bereits aufgelöst, die Inhalte waren ausgelaufen,<br />

hatten sich mit andern Stoffen vermengt<br />

oder mit der Erde, die zwischen den<br />

einzelnen Schichten aufgehäuft worden<br />

war. Wir gingen anfänglich davon aus, dass<br />

80 Prozent der Fässer intakt sein sollten.<br />

Grund für die Annahme war, dass wir beim<br />

Bau der Kläranlage an einer Stelle die Deponie<br />

öffnen mussten und dort zwei völlig in-<br />

takte Reihen von Fässern vorfanden. Das<br />

war aber die einzige Information, die wir<br />

hatten. Es stellte sich dann heraus, dass<br />

rund 90 Prozent der Fässer kaputt waren.<br />

Wie muss man sich den Abbau vorstellen?<br />

Beginnt man einfach an einer Stelle<br />

zu graben?<br />

In der Tat. Wir begannen im kleineren Teil<br />

der Halle damit, den Humus abzutragen<br />

und Schicht um Schicht abzudecken. Wir<br />

hatten Vorversuche gemacht und bald gesehen,<br />

dass die Situation nicht erfreulich<br />

war. Grosse Probleme hatten wir auch mit<br />

der Sicht. Obschon in der Halle Unterdruck<br />

herrschte und die Belüftung optimal<br />

war, wirbelten die Maschinen dermassen<br />

viel Staub auf und gaben Abgase ab,<br />

dass wir manchmal bereits nachmittags<br />

um drei Uhr die Arbeit beenden mussten.<br />

Aber da vor uns noch nie jemand eine solche<br />

Sanierung durchgeführt hatte, mussten<br />

wir Erfahrungen sammeln und konnten<br />

auf nichts zurückgreifen.<br />

Wussten Sie, wo was abgelagert war?<br />

Ja, wir hatten Einlagerungsdaten, aber leider<br />

war vieles kaum deklariert. Die Basler<br />

Chemiefirmen waren in dieser Hinsicht<br />

vorbildlich. Sie kannten ihre Produkte<br />

und deklarierten sie genau. Die kleineren<br />

Betriebe jedoch gaben beispielsweise einfach<br />

«Kleinabfälle» an. Hinzu kam, dass<br />

die Ortsangaben nicht auf den Meter genau<br />

waren; insgesamt jedoch hat uns die<br />

Datenbank viel geholfen.<br />

Das Projekt war weltweit einzigartig.<br />

Was wurde hierfür eigens entwickelt?<br />

Eine Halle von dieser Grösse, welche nur<br />

von aussen abgestützt wird und absolut<br />

dicht ist, wurde wohl nie zuvor gebaut. Ursprünglich<br />

dachte man daran, die Maschinisten<br />

mit einem kleinen Bus zu ihren<br />

Fahrzeugen zu fahren. Man merkte jedoch<br />

schnell, dass man sich im sogenannten<br />

«schwarzen Bereich», also da, wo der Müll<br />

offen dalag, nicht ohne Schutzanzug,<br />

Atemgerät usw. bewegen konnte. Deshalb<br />

wurden Fahrzeuge mit eigener Luftversorgung<br />

und spezielle Andockstationen entwickelt.<br />

Spezielle Schutzmassnahmen<br />

wurden auch für die Verladestation getroffen,<br />

wo die sortierten Abfälle in Container<br />

verladen und dann verschickt wurden.<br />

Und einen eigenen Bahnanschluss erstellten<br />

wir auch noch.<br />

Gab es gefährliche Zwischenfälle?<br />

Glücklicherweise kamen beim Abbau keine<br />

Personen zu Schaden und niemand be-<br />

20<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

hielt gesundheitliche Schäden zurück.<br />

Wir wurden sehr engmaschig überwacht,<br />

medizinisch und hinsichtlich der Arbeitssicherheit.<br />

Aber wir hatten einige Brandfälle.<br />

Einmal gelangte elementares Magnesium<br />

an die Luft und löste einen Brand<br />

aus, der das Hallendach beschädigte. Man<br />

muss sich vorstellen, dass die Halde zu<br />

Beginn an der höchsten Stelle bis etwa einen<br />

Meter unters Dach reichte. Zu Brandfällen<br />

kam es auch wegen Phosphorstücken<br />

aus der Rüstungsindustrie, die zwischen<br />

anderem Müll umherlagen. Quasi<br />

parallel zu uns wurde die wesentlich kleinere<br />

Deponie Bonfol im Jura saniert. 2010<br />

ereignete sich dort völlig unerwartet eine<br />

Explosion. Wir gingen zwar davon aus,<br />

dass evtl. Lösungsmittel verpuffen könnten,<br />

rechneten aber genauso wenig mit<br />

Explosivstoffen wie die Verantwortlichen<br />

in Bonfol. Danach rüsteten wir sofort<br />

nach: Alle Fahrzeuge wurden gepanzert,<br />

die Arbeit ungefähr für ein halbes Jahr<br />

eingestellt. Auch diese Fahrzeuge waren<br />

übrigens eine eigens für uns entwickelte<br />

Neuheit.<br />

2015 war der letzte Sondermüll entfernt.<br />

Aber das Aufräumen ging weiter.<br />

Weshalb?<br />

Bis 2016 mussten wir noch 40 000 Tonnen<br />

Fels ausbaggern, der ebenfalls kontaminiert<br />

war. Das war sicherheitstechnisch<br />

nicht mehr ganz so anspruchsvoll. Aber<br />

wegen der Geruchsbelästigung mussten<br />

alle Schutzmassnahmen aufrechterhalten<br />

werden. Danach musste die Grube<br />

wieder aufgefüllt werden. Glücklicherweise<br />

konnten wir von der SBB das Aushubmaterial<br />

des Eppenbergtunnels übernehmen.<br />

Aufgefüllt wurde, als die Halle<br />

noch stand. 2018 wurde die Halle wochenlang<br />

gereinigt und abgebaut. In Betrieb ist<br />

immer noch die Wasserauffanganlage<br />

und -reinigung, da bis heute Schadstoffe<br />

ins Grundwasser gelangen könnten.<br />

Die Sanierung war hinsichtlich Dauer,<br />

Kosten usw. einzigartig. Gibt es auch<br />

Positiva in dieser Bilanz?<br />

Kölliken war ein Signal. Heute werden aufgrund<br />

unseres Vorbilds grosse Altlastendeponien<br />

in verschiedensten Ländern saniert.<br />

Wir stehen bei einigen Projekten beratend<br />

zur Seite. Trotz der horrenden Kosten<br />

kam die Sanierung für das Konsortium<br />

letztlich günstiger als ein jahrhundertelanges<br />

Aufrechterhalten der Sicherheitsmassnahmen.<br />

Ein Erfolgsfaktor war die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Wir haben immer aktiv informiert<br />

und alles offengelegt. Die Halle<br />

konnte von aussen eingesehen werden, es<br />

gab regelmässige Informationsanlässe und<br />

Bulletins. Diese Politik hat sich als sehr erfolgreich<br />

erwiesen.<br />

Wie sieht die Zukunft des Geländes aus?<br />

Es gibt verschiedene Interessen. Von Seiten<br />

des Naturschutzes bestehen Pläne, einen<br />

Lernort einzurichten. Der Kanton<br />

möchte wieder Landwirtschaftsflächen<br />

schaffen. Wahrscheinlich kommt am Ende<br />

ein Mix aus beiden Ideen zustande.<br />

Zur Person<br />

Benjamin Müller (geb. 1963), studierte<br />

Geologie an der Universität Zürich<br />

und promovierte 1993 an der ETH<br />

Zürich. Nach acht Jahren Forschungstätigkeit<br />

als Oberassistent an der<br />

Universität Bern wechselte er als<br />

Niederlassungsleiter zu einem Ingenieurbüro<br />

nach Aarau. Ab 2006 leitete<br />

Benjamin Müller als Gesamtprojektverantwortlicher<br />

die praktische Umsetzung<br />

des Sanierungsprojektes<br />

SMDK. 2011 wurde er zum Geschäftsführer<br />

des Konsortiums SMDK gewählt.<br />

Benjamin Müller ist verheiratet<br />

und Vater von drei Kindern.<br />

SMDK: Zahlen und<br />

Daten<br />

• 16. Mai 1978: Eröffnung der Deponie<br />

(Einlagerungsgebühren 45 bis<br />

85 Franken pro Kubikmeter)<br />

• 25. April 1985: Schliessung der Deponie<br />

• 1986 bis 1990: Bau einer mehrlagigen<br />

Abdeckung und einem System, um<br />

Gas abzusaugen<br />

• 1993: Bau der Sicherungsbrunnen<br />

zum Auffangen des Sickerwassers<br />

• 1994: Bau der Schmutzwasser- und<br />

Abluftbehandlungsanlage<br />

• 1998: Bau der Abschirmung Nord,<br />

einer 380 Meter langen und bis rund<br />

13 Meter tiefen Sickerleitung, um das<br />

seitliche Eindringen von Grundwasser<br />

in die Deponie zur verhindern<br />

• 2003: Bau der Abschirmung Süd mit<br />

ei nem 600 Meter langen begehbaren<br />

Stol lensystem, wo in 120 Brunnen<br />

das belastete Sickerwasser aufgefangen<br />

wird<br />

• 2003: Entschluss zur Totalsanierung<br />

• 2006: Bau der Riesenhalle<br />

• 2007–2016: Rückbau der Deponie,<br />

inkl. Aushub von kontaminiertem<br />

Fels<br />

• 2017–2018: Beginn der Aufschüttung<br />

mit sauberem Aushubmaterial in der<br />

Halle und Abbau der Halle<br />

• Insgesamt wurden rund 664 000<br />

Tonnen kontaminiertes Material<br />

abgeführt und fachgerecht entsorgt.<br />

Die Kosten der Sanierung seit 1985<br />

belaufen sich auf CHF 850 Millionen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 21


Fokus<br />

Das<br />

ungefilterte<br />

Leben<br />

Wer sich zeitweise von Smartphone und Laptop trennt, muss weder<br />

vereinsamen noch mit Entzugserscheinungen kämpfen. Das zeigen die<br />

Digital Detox Retreats, die seit 2017 im Berner Oberland stattfinden.<br />

Benjamin Haltmeier, TALK (Tourismus Adelboden Lenk Kandersteg) AG<br />

2015 erklärte der Langenscheidt-Verlag<br />

«Smombie» zum Jugendwort des Jahres –<br />

der Begriff setzt sich aus «Smartphone»<br />

und «Zombie» zusammen. Ein Jahr später<br />

zeigte die James-Studie auf, wie die exzessive<br />

Online-Nutzung in der Gesellschaft<br />

stetig zunimmt. Heute schliesslich treten<br />

bei fünf Prozent der Schweizer Jugendlichen<br />

Symptome einer digitalen Sucht auf.<br />

Der Trend scheint im Zeitalter von Whats-<br />

App, Instagram und Snapchat klar: Unsere<br />

Online-Stunden wachsen weiter an, und<br />

gerade an den Wochenenden sind Smartphone,<br />

Tablet und Co. nicht mehr wegzudenken.<br />

Berge statt Bits und Bildschirme<br />

Auf die intensive Nutzung digitaler Geräte<br />

zu verzichten, ist allerdings aus mehreren<br />

Gründen schwierig. Erstens fürchten Nutzer<br />

Entzugserscheinungen wie etwa depressive<br />

Verstimmungen, Angstzustände<br />

und Nervosität. Zweitens lässt sich elektronische<br />

Kommunikation im gewohnten<br />

Umfeld schlecht vermeiden, weil das<br />

durchschnittliche Schweizer Zuhause medial<br />

verlockend gut ausgerüstet ist. Als<br />

Ausgleich zum digitalen Stress wären also<br />

ein weitgehend unberührter, technikfreier<br />

Ort sowie dazu passende Aktivitäten gefragt.<br />

Dies jedenfalls sagten sich 2017 einige<br />

Touristiker im Berner Oberland. Sie waren<br />

der Ansicht, dass es für Ruhe, Echtheit,<br />

Nähe und Glück «keine Bits und keine<br />

Bildschirme» brauche, sondern nur einen<br />

entspannten Freiraum in der Natur. Eine<br />

Sozial ohne Medien: Die Teilnehmer des Digital Detox Retreats empfinden den Verzicht als<br />

Bereicherung.<br />

Bild: zvg<br />

22<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Auszeit in den Alpen schien ihnen die geeignete<br />

Reaktion auf die digitale Übersättigung.<br />

Es war die Geburtsstunde des ersten<br />

Digital Detox Retreats der Schweiz.<br />

Es begann als Experiment<br />

«5 Kandidaten, 4 Tage, 0 Soziale Medien»:<br />

Unter diesem Motto fand die digitale Auszeit<br />

in Adelboden im Rahmen eines Wettbewerbs<br />

statt. Das Ziel des alpinen Pilotversuchs<br />

war klar: Die Teilnehmer sollten<br />

entschleunigen können, und das ohne den<br />

Druck, ständig erreichbar sein zu müssen.<br />

Der Aufruf der lokalen Touristiker zeigte<br />

Wirkung: 100 Personen zwischen 18 und<br />

65 Jahren bewarben sich für das Digital<br />

Detox Retreat. Es war somit ein langwieriges<br />

Auswahlverfahren notwendig, bis eine<br />

Jury schliesslich eine ausgewogene Gruppe<br />

zusammengestellt hatte.<br />

Vom 7. bis zum 10. September 2017 zogen<br />

in der Berghütte Tronegg vis-à-vis der<br />

Engstligenfälle schliesslich ein 39-jähriger<br />

Betriebsökonom, eine Zürcher Bloggerin,<br />

eine deutsche Redakteurin, ein IT-Manager<br />

sowie eine 18-jährige Studentin aus Affoltern<br />

am Albis ein. Sie alle gaben ihre elektronischen<br />

Geräte freiwillig ab, um die nächsten<br />

Tage ungestört in der Stille des Engstligtals<br />

verbringen zu können. Langweilig sollte<br />

es ihnen dabei nicht werden: Zum<br />

Programm der Kandidaten gehörten unter<br />

anderem Yogastunden, Wanderungen<br />

durch die Berge und Kräuterkunde. Weitere<br />

Tagespunkte waren Meditation und kinesiologische<br />

Anwendungen. Gekocht wurde<br />

meist gemeinsam oder unter professioneller<br />

Anleitung, doch die Teilnehmer nutzten<br />

die Hütte unter anderem auch für Spiele,<br />

Gesang und längere Gespräche.<br />

«In einer kleinen Kapsel unterwegs»<br />

Die viertägige Auszeit von Handy und Tablet<br />

zeigte Wirkung bei den sonst so internetgewohnten<br />

Campbewohnern: Sie kompensierten<br />

den Online-Entzug mit Kontakten<br />

in der Gruppe, was diese rasch eng<br />

zusammenwachsen liess. «Es war wider<br />

Erwarten weniger ein digitaler Verzicht als<br />

vielmehr eine soziale Bereicherung», fasst<br />

etwa Bloggerin Anina ihre Erfahrungen<br />

zusammen. «Gemeinsam waren wir in einer<br />

kleinen Kapsel unterwegs, einer Einheit,<br />

die sich losgelöst vom Rest der Welt<br />

bewegte. Ich wünsche jedem eine solche<br />

Erfahrung.» Für IT-Manager Matthias waren<br />

Entzugserscheinungen ebenfalls kein<br />

grosses Thema. Statt depressiv, ängstlich<br />

oder nervös zu werden, habe ihm dieses<br />

Campleben dabei geholfen, seine unmittelbare<br />

Umgebung bewusster wahrzunehmen,<br />

«ungefiltert, natürlich und mit den<br />

kleinen Fehlern, vielleicht auch Unbequemlichkeiten,<br />

die sonst Algorithmen<br />

wegbügeln: Sprache statt Kurznachricht,<br />

Gestik statt Smileys und Umarmungen<br />

statt Like-Buttons».<br />

Auch bei den Adelbodner Veranstaltern<br />

fiel das Fazit des Experiments positiv<br />

aus. Die Nachfrage nach solchen entschleunigenden<br />

Angeboten schien jedenfalls<br />

gross. Schnell war deshalb klar, dass<br />

das Digital Detox Retreat in den nächsten<br />

Jahren weitergeführt wird. Es blieb die<br />

Frage nach dem geeigneten Standort.<br />

Der Blick über den Talrand<br />

Anfang 2018 nahm die Tourismus Adelboden<br />

Lenk Kandersteg (TALK) AG ihr operatives<br />

Geschäft auf. Da sich die neue Destination<br />

nun über drei Täler erstreckte, lag<br />

es nahe, auch den Perimeter des Digital<br />

Detox Retreats auszudehnen. Einen geeigneten<br />

Ort fanden die Veranstalter in der<br />

Folge im Kiental oberhalb von Reichenbach<br />

im Kandertal. Mitten im Jagdbanngebiet<br />

und auf dem Gebiet des UNES-<br />

CO-Weltnaturerbes führten sie dort daraufhin<br />

zwei weitere Ausgaben der digitalen<br />

Auszeit durch.<br />

Nach drei Durchführungen steht das<br />

Angebot nun fix in der Agenda der Destination.<br />

Das Programm wird weiterhin<br />

durch Achtsamkeitsübungen, Wandern<br />

und Meditation geprägt. Auch die Zürcher<br />

Yogalehrerin Nora Kersten, die das Projekt<br />

seit vier Jahren begleitet, ist nach wie vor<br />

dabei. Ebenfalls ein fester Bestandteil des<br />

Retreats bleibt das Suchen, Sammeln und<br />

Verarbeiten von Heilpflanzen. Die Gruppe<br />

lernt jeweils, wie daraus Tinkturen, Öle<br />

und Heilsalben gewonnen werden können.<br />

Alles diese bewährten Punkte sollen<br />

auch in der Ausgabe <strong>2020</strong> ihren Platz finden.<br />

Geht es nach den Veranstaltern, könnte<br />

das Retreat künftig auch mit einem Probetag<br />

für Neugierige oder mit Events zum<br />

Themas Entschleunigung ergänzt werden.<br />

Digital Detox Retreat<br />

Das Digital Detox Retreat findet auch<br />

<strong>2020</strong> im Kiental statt. Das Datum steht<br />

noch nicht definitiv fest. Interessierte<br />

können sich aber bereits jetzt per<br />

E-Mail an info@be-welcome.ch<br />

anmelden und sich unter https://<br />

be-welcome.ch/ddc/ informieren.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 23


Fokus<br />

Meeresbiologin<br />

mit Mission<br />

Korallenriffe leiden unter dem Klimawandel. Ulrike Pfreundt will<br />

mit ökologisch sinnvollen Strukturen aus dem 3-D-Drucker<br />

künstliche Riffe ermöglichen, die widerstandsfähigeren Korallen<br />

neuen Lebensraum bieten.<br />

Michael Keller, Redaktor, Hochschulkommunikation ETH Zürich 1<br />

Ulrike Pfreundt sucht nach geeigneten Oberflächenstrukturen für künstliche Riffe, um Korallenlarven wieder anzusiedeln.<br />

Im Bild: 3-D-Sanddrucke von Mathias Bernhard, wie sie dereinst zum Einsatz kommen könnten.<br />

Foto: ETH Zürich / Peter Rüegg<br />

24<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Ulrike Pfreundt denkt gerne<br />

gross und weiss, was sie will.<br />

«Erwärmen sich die Weltmeere<br />

ungebremst weiter, drohen<br />

bis 2050 über 90 Prozent aller Korallenriffe<br />

abzusterben – dagegen möchte ich etwas<br />

tun», sagt die 34-jährige deutsche<br />

Forscherin.<br />

Dass die bunt leuchtenden Lebensgemeinschaften<br />

zusehends erblassen, betrübt<br />

die Biologin sichtlich. Korallen verdanken<br />

ihre prächtigen Farben symbiotischen<br />

Algen, die in ihrem Gewebe leben<br />

und sie mit Nahrung versorgen. Wird das<br />

Wasser zu warm, stossen die Korallen die<br />

Algen ab, bleichen aus und verhungern<br />

mit der Zeit.<br />

«Da Riffe die Brutstätte für mindestens<br />

ein Viertel aller Fischarten im Ozean<br />

sind, wirkt sich ihr Verlust verheerend auf<br />

die Stabilität mariner Ökosysteme aus»,<br />

weiss Pfreundt. Das gefährdet nicht nur<br />

die globale Fischerei: Weltweit sind Millionen<br />

Menschen direkt von intakten Riffen<br />

abhängig, die ihnen Nahrung, Einkommen<br />

und Schutz vor Überschwemmungen<br />

und Küstenerosion gewähren. Pfreundt<br />

hat sich daher zum Ziel gesetzt, abgestorbene<br />

Korallenriffe wieder mit Leben zu<br />

besiedeln.<br />

Die Regenwälder der Meere<br />

restaurieren<br />

Pfreundt hat in Freiburg im Breisgau Molekularbiologie<br />

und Genetik studiert.<br />

«Weil ich das Leben auf seiner tiefsten<br />

Ebene verstehen wollte», erzählt sie.<br />

Schon als Kind war sie von der Vielfalt des<br />

Regenwalds fasziniert. Mit 20 Jahren entdeckte<br />

sie ihre Leidenschaft für die Lebenswelt<br />

der Meere. Seither taucht sie regelmässig<br />

und engagiert sich für marine<br />

Naturreservate. Im Nebenfach hat sie<br />

Meeresbiologie studiert und später in ihrer<br />

Doktorarbeit Genetik und Meeresbiologie<br />

kombiniert.<br />

Da Ulrike Pfreundt gerne interdisziplinär<br />

arbeitet, kam sie 2016 mit einem ETH<br />

Postdoc Fellowship ans Institut für Umweltingenieurwissenschaften<br />

der ETH<br />

Zürich. Im Team von Professor Roman<br />

Stocker fand sie ein ideales Umfeld: Hier<br />

erforschen Biologinnen zusammen mit<br />

Physikern, Ingenieurinnen und Mathematikern,<br />

wie Mikroben und Kleinstlebewesen<br />

die Ökologie der Meere gestalten.<br />

Resistente Korallen rekrutieren<br />

Dazu zählen auch die komplexen Lebensgemeinschaften<br />

der Korallen. «Viele Arten<br />

vermehren sich, indem sie Spermien und<br />

Eier ins Wasser abgeben, aus denen sich<br />

schwimmende Larven entwickeln», so<br />

Pfreundt. Doch diese müssen ein geeignetes<br />

Substrat finden, auf dem sie sich niederlassen<br />

und zu jungen Korallen heranwachsen<br />

können. «Abgestorbene Korallenriffe<br />

sind schwer zugänglich für die<br />

Larven», erklärt sie. Der Grund ist, dass<br />

sterbende Riffe zerfallen und von Makroalgen<br />

überwachsen werden. Die Larven<br />

brauchen aber eine gewisse strukturelle<br />

Vielfalt und ein algenfreies, hartes Substrat,<br />

um sich anzusiedeln.<br />

Deshalb will Pfreundt degradierte Riffe<br />

mittels künstlicher Strukturen wiederherstellen.<br />

Strategisch geplante Kunstriffe<br />

können sich mit der Zeit wieder zu selbsttragenden<br />

Lebensräumen entwickeln und<br />

Küsten schützen, ist die Meeresbiologin<br />

überzeugt.<br />

Doch wie können künstliche Riffe helfen,<br />

wenn das Wasser schlicht zu warm ist?<br />

«Zum einen werden nicht alle Korallen unmittelbar<br />

sterben», so Pfreundt. Sie geht<br />

davon aus, dass gewisse Gebiete für Korallenriffe<br />

geeignet bleiben – etwa weil es in<br />

der Nähe eine kühlende Strömung gibt.<br />

«Zum anderen bin ich ja zum Glück nicht<br />

allein», lacht sie. Tatsächlich arbeiten<br />

Wissenschaftler weltweit mit Hochdruck<br />

daran, hitzeresistente Korallensymbiosen<br />

zu züchten oder solche in den Riffen aufzuspüren.<br />

Knackpunkt strukturelle<br />

Komplexität<br />

Bisherige Versuche, mit künstlichen Riffen<br />

Babykorallen zu rekrutieren, scheiterten<br />

jedoch oft. Das liegt daran, dass die<br />

meisten Kunstriffe strukturell schlicht zu<br />

wenig ausgefeilt sind: Sie bieten nicht genügend<br />

Schutzräume für junge Korallen<br />

und interagieren zu wenig mit der Strömung,<br />

um die Larven überhaupt nah genug<br />

an das Substrat zu bringen.<br />

Genau hier setzt Pfreundt mit ihrem<br />

Vorhaben an. «Wir wissen, dass Form und<br />

Oberflächenbeschaffenheit eine elementare<br />

Rolle spielen, aber nicht im Detail,<br />

welche Aspekte entscheidend sind», so die<br />

Jungforscherin. Darum arbeitet sie mit<br />

Benjamin Dillenburger und Mathias Bernhard<br />

von der Gruppe für Digitale Bautechnologien<br />

am Departement Architektur<br />

zusammen. Der Plan: mit Hilfe des<br />

3-D-Drucks geometrisch geeignete Strukturen<br />

für ökologisch sinnvolle, skalierbare<br />

Riffmodule entwickeln.<br />

Zunächst geht es darum, Oberflächen<br />

mit variierenden Strukturmerkmalen wie<br />

Rillen, Löchern, Überhängen und Kanten<br />

im Millimeter- bis Zentimeterbereich zu<br />

entwickeln. Diese will Pfreundt auf ihre<br />

Interaktion mit der Wasserströmung und<br />

mit den darin transportierten Korallenlarven<br />

testen – zuerst in kontrollierten Strömungsbecken,<br />

dann in Feldversuchen im<br />

Korallenriff. Dabei wird ihr wiederum das<br />

Know-how von Roman Stockers Forschungsgruppe<br />

dienlich sein. Denn diese<br />

ist darauf spezialisiert, die Wechselwirkung<br />

feinster Wasserwirbel mit Kleinstlebewesen<br />

zu analysieren.<br />

Eine Herzensangelegenheit<br />

Pfreundt ist überzeugt von ihrer Idee und<br />

strahlt das auch aus. Das hilft bei der Suche<br />

nach Projektpartnern. Neben den<br />

ETH-Architekten konnte sie den Leiter<br />

des karibischen Korallen-Programms von<br />

The Nature Conservancy (TNC) für das<br />

Vorhaben begeistern. Die Feldversuche<br />

sind auf den Malediven und am Great Barrier<br />

Reef in Australien geplant.<br />

Die Eckpunkte des Projekts sind also<br />

abgesteckt. Natürlich ist noch vieles offen,<br />

etwa wie der Schritt von der geeigneten<br />

Oberflächenstruktur zu grösseren Riffmodulen<br />

erfolgen soll. «Ich habe an der ETH<br />

die richtigen Menschen und die notwendige<br />

Infrastruktur gefunden, um solche Aufgaben<br />

künftig zu lösen», ist sie sicher.<br />

1<br />

Der Beitrag erschien erstmals am 9. Mai 2019 im<br />

Newsletter der ETH Zürich.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 25


Fokus<br />

Bei Stress<br />

in die Natur?<br />

Während bei durchschnittlicher Belastung durch Stressoren der<br />

Naturkontakt das Stresserleben mildert, kehrt sich dieser Effekt bei<br />

hoher Belastung um. Einzig körperliche Bewegung hat unabhängig<br />

vom Belastungsniveau einen positiven Einfluss auf die Stressreduktion.<br />

Dr. Nicole Bauer, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL<br />

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung<br />

(Bundesamt<br />

für Statistik, 2014) hat gezeigt,<br />

dass 17 Prozent der arbeitenden<br />

Bevölkerung «immer» oder<br />

«meistens» unter arbeitsbezogenem<br />

Stress leiden und zusätzliche 44 Prozent<br />

«manchmal». Angesichts der negativen<br />

Gesundheitseffekte von chronischem<br />

Stress stellen diese Zahlen eine Herausforderung<br />

für die Gesundheitsförderung<br />

dar. Zudem lebt ein grosser Teil der Bevölkerung<br />

in städtischen Umgebungen mit<br />

vergleichsweise wenig natürlichen Elementen<br />

und vielen Stressoren (z.B. lauter<br />

Verkehr, räumliche Enge).<br />

Die umweltpsychologische Forschung<br />

beschäftigt sich seit vielen Jahren mit<br />

dem Einfluss von Naturaufenthalt auf die<br />

Reduktion von Stresserleben, das z.B.<br />

durch belastende Arbeitszusammenhänge<br />

verursacht und durch wenig erholsame<br />

Wohnumfelder aufrechterhalten wird.<br />

In einem Forschungsprojekt * sind wir<br />

folgenden Fragen nachgegangen: Welche<br />

Formen der Erholung (Bewegung, Naturaufenthalt<br />

oder passive Erholung) haben<br />

den grössten Einfluss auf das Stresserleben?<br />

Gibt es Unterschiede in der Eignung<br />

der verschiedenen Erholungsaktivitäten<br />

für Personen mit durchschnittlicher und<br />

hoher Belastung?<br />

Was haben wir gemessen?<br />

Das Stresserleben kann einerseits durch<br />

Selbstauskunft der Befragten gemessen<br />

werden, andererseits durch physiologische<br />

Messungen, wie z.B. Herzratenvariabilität,<br />

Hautleitfähigkeit oder hormonelle<br />

Marker wie Cortisolwerte im Speichel, im<br />

Blut oder im Haar als Indikatoren für die<br />

Stressreaktion. Da menschliches Haar auf<br />

dem Kopf mit einer Geschwindigkeit von<br />

ca. 1 cm pro Monat wächst, kann das Haar<br />

verwendet werden, um retrospektive Messungen<br />

des Cortisolspiegels für die Vormonate<br />

vorzunehmen. Der Haarcortisolwert<br />

ist somit ein Indikator für die chronische<br />

Stressreaktion und stimmt gut mit<br />

dem Stresserleben aus Befragungsdaten<br />

überein.<br />

Da wir in diesem Projekt an der Langzeitwirkung<br />

von regelmässigem Naturaufenthalt<br />

interessiert waren, haben wir im<br />

Frühjahr (T1) und im Herbst (T2) Haarproben<br />

der Teilnehmenden als Indikator für<br />

deren Stresserleben in den vorhergehenden<br />

Wochen genommen und die Teilnehmenden<br />

anhand einer Befragung mit standardisierten<br />

Fragebögen über die Dauer,<br />

Häufigkeit und den Ort ihrer Freizeitaktivitäten,<br />

die Menge der aktuellen Belastungen/Stressoren,<br />

kritische Lebensereignisse<br />

und ihr Wohlbefinden im entsprechenden<br />

Zeitraum befragt.<br />

Um die Verzerrung durch Selbstauswahl<br />

zu reduzieren, rekrutierten wir die<br />

Teilnehmer aus den Wartelisten der Familiengärten<br />

in Bern, Basel und Schlieren.<br />

Da es in der Regel mehr Wartende als frei<br />

verfügbare Gärten gibt, war zu erwarten,<br />

dass ein Teil der Personen zwischen T1<br />

und T2 einen Garten zugewiesen bekäme<br />

und draussen gärtnern würde, während<br />

der andere Teil der Personen sich alternative<br />

Freizeitaktivitäten suchen müsste. Somit<br />

hat man eine zufällige Zuordnung<br />

zwischen Gärtnern und Nichtgärtnern sowie<br />

eine grundsätzlich grössere Bandbreite<br />

an unterschiedlichen Aktivitäten (passiv<br />

und aktiv/drinnen und draussen).<br />

Von 710 Personen auf den Wartelisten,<br />

die eine Studieneinladung erhalten haben,<br />

erklärten sich insgesamt 140 Personen<br />

bereit, an der Studie teilzunehmen<br />

(19,7 Prozent). Allerdings wollten 38 von<br />

diesen keine Haarprobe geben und weitere<br />

32 haben die Studienteilnahme vor der<br />

zweiten Messung abgebrochen. Somit haben<br />

insgesamt 85 Personen an der gesamten<br />

Studie teilgenommen.<br />

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden<br />

betrug 41 Jahre (Standardabweichung:<br />

11,5 Jahre), 70 Prozent waren Frauen,<br />

85,7 Prozent Schweizer Bürger und 97,4<br />

Prozent verfügten über eine Hochschulausbildung.<br />

Im Vergleich mit der Schweizer<br />

Bevölkerung gab es in der Stichprobe<br />

der Studienteilnehmer mehr Frauen und<br />

das Bildungsniveau war höher als im<br />

Schweizer Durchschnitt.<br />

Erholung in der Natur<br />

Die Ergebnisse unserer Auswertungen<br />

zeigten, dass Naturkontakt und körperliche<br />

Bewegung eine vorteilhafte Auswirkung<br />

auf die Haarcortisolkonzentration<br />

hatten: Mehr Naturkontakt und mehr Bewegung<br />

führten zu einer Abnahme des<br />

Cortisollevels als Indiktator für die Stressreaktion.<br />

Das Nichtstun, also die passive Erholung,<br />

hat hingegen einen negativen Ein-<br />

Bild: © Adobe<br />

26<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Ein Winterspaziergang ist in Regel empfehlenswert, je nach Stressniveau kann er aber eher kontraproduktiv wirken.<br />

fluss auf die Haarcortisolkonzentration:<br />

Je mehr Zeit mit Nichtstun verbracht<br />

wird, umso ausgeprägter ist die Stressreaktion.<br />

Dies mag damit zu tun haben, dass<br />

die passive Erholung weniger Ablenkung<br />

bietet und zu verstärktem Grübeln und<br />

Nachdenken über Probleme usw. führt.<br />

Einzig die körperliche Bewegung hat<br />

in jedem Fall einen positiven Einfluss auf<br />

die Stressreaktion, ganz gleich, ob die Person<br />

stark stressbelastet ist oder nicht,<br />

während dies für Naturkontakt nicht der<br />

Fall ist (siehe unten).<br />

Umkehr bei hoher Belastung<br />

Bei hoher Stressbelastung verändert sich<br />

das oben skizzierte Bild erheblich: Während<br />

der Naturkontakt für Teilnehmer mit<br />

moderatem Stressniveau eine stressmindernde<br />

Wirkung hat, wird dieser Effekt bei<br />

hoher Belastung umgekehrt. Zusätzliche<br />

Stunden im Kontakt mit der Natur führen<br />

dann zu mehr Stresserleben.<br />

Möglicherweise erzeugt bei Personen<br />

mit hohen zeitlichen Belastungen der populäre<br />

Ratschlag zur Entspannung, Zeit in<br />

der Natur zu verbringen, noch mehr<br />

Stress, indem sie versuchen, in der ohnehin<br />

überfüllten Agenda noch Zeit für einen<br />

Naturaufenthalt frei zu räumen.<br />

Wenn eine hohe Belastung vorliegt,<br />

wird auch der Effekt des Nichtstuns umgekehrt:<br />

Mehr Zeit des Müssiggangs ist dann<br />

mit einer Reduktion der Stressreaktion assoziiert,<br />

d.h., bei starker Belastung scheint<br />

das Nichtstun zu einem Rückgang des<br />

Stresserlebens zu führen. Möglicherweise<br />

kann bei hoher Stressbelastung die Zeit,<br />

die man sich nimmt, um untätig zu sein,<br />

dazu beitragen, sich zu beruhigen und<br />

chronischen Stress abzubauen, über die<br />

Stressoren nachzudenken und möglicherweise<br />

Lösungen für Probleme zu finden.<br />

Mehr und abwechslungsreichere<br />

Grünflächen<br />

Die vorliegende Studie stützt die Befunde,<br />

die besagen, dass natürliche Lebensräume<br />

dem menschlichen Wohlbefinden förderlich<br />

sind. Aufgrund des weiter zu erwarteten<br />

Anstiegs der Bevölkerung in urbanen<br />

Zentren und der zunehmenden Verdichtung<br />

ist es wichtig, die städtischen Grünflächen<br />

zu erhalten und zu erweitern, um<br />

mehr Stadtbewohnern Erholungsräume<br />

zu bieten. Grundsätzlich müssten aber<br />

vorrangig die Ursachen für chronischen<br />

Stress, wie z.B. übermässige Arbeitsbelastungen<br />

beseitigt werden, anstatt nur zu<br />

versuchen, die negativen Folgen für die<br />

menschliche Gesundheit zu mildern.<br />

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen<br />

die Bedeutung von körperlicher Aktivität<br />

für das menschliche Wohlbefinden,<br />

unabhängig vom Stressniveau. Die Planung<br />

sollte daher versuchen, die Ausübung<br />

verschiedener Arten von körperlichen<br />

Aktivitäten (Gehen, Velofahren) in<br />

städtischen Umgebungen zu erleichtern.<br />

Zudem sollte man körperliche Aktivität<br />

und Kontakt zur Natur in beiläufiger Weise<br />

ermöglichen, z.B. durch «grüne Korridore»,<br />

die das Velofahren attraktiver<br />

machen. Dadurch könnte körperliche Aktivität<br />

ohne grossen Aufwand in einen ohnehin<br />

sehr eng getakteten Alltag integriert<br />

werden.<br />

Literatur:<br />

Bundesamt für Statistik. 2014. Schweizerische<br />

Gesundheitsbefragung 2012; Bundesamt für<br />

Statistik: Neuchâtel.<br />

* Das Projekt wurde finanziert durch das<br />

Staatssekretariat für Bildung, Forschung und<br />

Innovation SBFI. Dr. Nicole Bauer leitete das<br />

Projekt, das Dr. Mathias Hofmann und Dr.<br />

Christopher Young an der WSL durchgeführt<br />

haben.<br />

Genauere Informationen: Hofmann, M.; Young,<br />

C.; Binz, T.M.; Baumgartner, M.R.; Bauer, N.<br />

(2018). Contact to nature benefits health: mixed<br />

effectiveness of different mechanisms. International<br />

Journal of Environmental Research and<br />

Public Health, 15, 1: 31.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 27


Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Endokrinologie: die Diabeteschirurgie<br />

Mit dem Skalpell<br />

gegen Diabetes<br />

Übergewicht und Diabetes Typ 2 bilden eine häufige und risiko reiche<br />

Kombination. Konventionelle Therapien haben im Gegensatz<br />

zur metabolischen Chirurgie oft wenig Erfolg. Eine Operation sollte<br />

deshalb frühzeitig in Betracht gezogen werden.<br />

Dr. med. Stefano Scardia und Dr. med. Lucie Favre,<br />

Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, CHUV Lausanne<br />

Diabetes ist eine chronisch<br />

fortschreitende Erkrankung,<br />

die seit vielen Jahrzehnten<br />

auf dem Vormarsch ist. 2017<br />

litten 4,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung<br />

an Diabetes, was einer Zunahme von<br />

1,3 Prozent innert 20 Jahren entspricht.<br />

Dieser Wert liegt weit über der erwarteten<br />

Zunahme im Kontext der alternden Bevölkerung<br />

und der Früherfassung der<br />

Krankheit. Als Ursachen werden hauptsächlich<br />

Sozial- und Umweltfaktoren angeführt,<br />

die zu einer reduzierten körperlichen<br />

Aktivität und einer Zunahme von<br />

Adipositas führen.<br />

Gemäss den Zahlen vom BAG hat sich<br />

der Anteil der Personen, die an Adipositas<br />

leiden, in den letzten 25 Jahren bei den<br />

Männern von 6 auf 12 Prozent und bei den<br />

Frauen von 5 auf 10 Prozent verdoppelt.<br />

Die direkten und indirekten Kosten der<br />

mit Übergewicht und Adipositas einhergehenden<br />

Krankheiten in der Schweiz<br />

Abkürzungen:<br />

MC metabolische Chirurgie<br />

MB medikamentöse Behandlung<br />

HbA1c glykiertes Hämoglobin<br />

T2D Typ-2-Diabetes<br />

RYGB Roux-en-Y-Magenbypass<br />

SG Sleeve-Gastrektomie<br />

BPD biliopankreatische Diversion<br />

BMI Body-Mass-Index<br />

wurden im Jahr 2012 auf jährlich acht Milliarden<br />

Franken geschätzt.<br />

Adipositas wird durch eine übermässige<br />

Kalorienzufuhr und einen geringen<br />

Energiegrundumsatz begünstigt. Dies<br />

führt zu einer parallelen Zunahme von<br />

Adipositas und Typ-2-Diabetes (T2D). Die<br />

metabolische Chirurgie ist eine etablierte<br />

Therapieoption für diese beiden chronischen<br />

Erkrankungen. Die neuesten internationalen<br />

Empfehlungen schlagen deshalb<br />

vor, diese früh in das therapeutische<br />

Angebot bei Patienten mit T2D und Adipositas<br />

zu integrieren.<br />

Konservative versus chirurgische<br />

Therapie<br />

In einem ersten Schritt besteht die Behandlung<br />

von Adipositas und T2D darin,<br />

Massnahmen zu Gunsten einer ausgewogenen<br />

Ernährung und einer regelmässigen<br />

körperlichen Aktivität zu ergreifen.<br />

Bei Diabetespatienten mit Adipositas<br />

konnte jedoch kein signifikanter Unterschied<br />

bezüglich Morbidität und kardiovaskulärer<br />

Mortalität in Zusammenhang<br />

mit grundlegenden Veränderungen des<br />

Lebensstils aufgezeigt werden [1]. Trotz<br />

der neusten und zahlreichen Entwicklungen<br />

im Bereich der pharmakologischen<br />

Therapieoptionen erreichen weniger als<br />

die Hälfte der Patienten die Behandlungsziele,<br />

die eine langfristige Reduktion des<br />

Risikos für mikro- und makrovaskuläre<br />

Komplikationen herbeiführen sollten. Zu<br />

den Schwierigkeiten bei der Erreichung<br />

des Blutzuckerzielwertes kommt hinzu,<br />

dass fast die Hälfte der Patienten weiterhin<br />

Blutdruck- und LDL-Cholesterinwerte<br />

ausserhalb der Zielwerte aufweisen [2].<br />

Unter den zahlreichen Studien, die in<br />

der Literatur zu finden sind, haben wir in<br />

Tabelle 1 die drei wichtigsten zusammengefasst.<br />

Diese zeigen am besten die Unterschiede<br />

bei den erzielten Ergebnissen zwischen<br />

konservativer und chirurgischer<br />

Therapie bezüglich Gewichtsreduktion<br />

und Verbesserung des metabolischen Profils<br />

(Remission T2D, Lipidprofil, systolischer<br />

Blutdruck) [3–5].<br />

Im Jahr 2016 wurde ein von 45 internationalen<br />

Organisationen, darunter die<br />

International Diabetes Federation und die<br />

American Association of Diabetes, genehmigter<br />

Algorithmus vorgestellt. Dessen<br />

Ziel ist es, den optimalen Zeitpunkt für die<br />

Empfehlung oder Durchführung der metabolischen<br />

Chirurgie in der Behandlung<br />

von T2D zu präzisieren [6]. Diese neuen<br />

Richtlinien stellen eine der fundamentalsten<br />

Veränderungen der letzten Jahrzehnte<br />

in der Behandlung dieser Krankheit dar.<br />

Darin wird vorgeschlagen:<br />

• bei Patienten mit T2D und einer Adipositas<br />

Grad I (BMI ≥ 30 kg/m 2 ) im Falle einer<br />

ungenügenden glykämischen Kont-<br />

28<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

rolle eine metabolische Operation in Betracht<br />

zu ziehen,<br />

• bei Patienten mit T2D und einer Adipositas<br />

Grad II eine metabolische Operation<br />

vorzuschlagen<br />

• und diese bei allen T2D-Patienten mit einer<br />

Adipositas Grad III zu empfehlen [7].<br />

In der Schweiz legt jedoch die Krankenpflege-Leistungsverordnung<br />

(KLV) die<br />

Untergrenze für eine chirurgische Behandlung<br />

von Patienten mit oder ohne<br />

T2D bei einem BMI von 35 kg/m 2 fest.<br />

Bei den in der Liste aufgeführten Studien<br />

handelt es sich um randomisierte<br />

kontrollierte Studien.<br />

Physiopathologie der<br />

metabolischen Chirurgie<br />

Initial wurde postuliert, dass die wesentliche<br />

Wirkung der metabolischen Chirurgie<br />

auf den Glukosestoffwechsel hauptsächlich<br />

im Gewichtsverlust und der Kalorienreduktion<br />

besteht. In den letzten Jahren<br />

hat man verbesserte Kenntnisse über die<br />

Rolle der vom Verdauungstrakt ausgeschütteten<br />

Hormone gewonnen. Und verstanden,<br />

dass die Reduktion der Insulinresistenz<br />

in Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust<br />

bei weitem nicht der einzige<br />

Faktor ist. Die Verbesserung der Glukosehomöostase<br />

wird denn auch in den ersten<br />

Tagen nach einem solchen Eingriff beobachtet,<br />

bevor überhaupt eine signifikante<br />

Gewichtsreduktion festgestellt werden<br />

kann. Die Veränderung der Ausschüttung<br />

von bestimmten Darmhormonen, insbesondere<br />

vom Glucagon-like Peptide 1<br />

(GLP-1) und vom gastroinhibitorischen<br />

Peptid (GIP), spielt also eine wesentliche<br />

Rolle im weiteren Verlauf des Glukosestoffwechsels<br />

nach der metabolischen<br />

Chirurgie [8–10].<br />

Präoperative prädiktive Faktoren<br />

der Remission<br />

Die Remissionsrate des T2D nach metabolischer<br />

Chirurgie beträgt kurz- bis mittelfristig<br />

(12–36 Monate) 50 bis 70 Prozent<br />

[11–12]. Diese Rate sinkt jedoch mit der<br />

Zeit, und es wird berichtet, dass 30 bis 50<br />

Prozent der Patienten von einer längerfristigen<br />

(5 Jahre) Remission des T2D profitieren<br />

können [13–15]. Die Remissionswahrscheinlichkeit<br />

des T2D spielt eine wichtige<br />

Rolle beim Entscheid zur Durchführung<br />

einer metabolischen Operation und muss<br />

daher mit jedem Patienten individuell besprochen<br />

werden. Mehrere präoperative<br />

Charakteristika wirken sich auf die Remissionswahrscheinlichkeit<br />

vom T2D nach<br />

metabolischer Chirurgie aus:<br />

• ein junges Alter zum Zeitpunkt des Eingriffs,<br />

• ein hoher BMI,<br />

• eine kürzere Entwicklungsdauer vom<br />

T2D,<br />

• eine bessere glykämische Kontrolle,<br />

• eine begrenzte Anzahl notwendiger antidiabetischer<br />

Behandlungen,<br />

• die Nichtverwendung von Insulin und<br />

• der C-Peptid-Wert.<br />

Mehrere Scores wurden vorgeschlagen<br />

und können problemlos in der Klinik<br />

angewendet werden. Darunter der Dia-<br />

Rem-Score (Tabelle 2), der vier Variablen<br />

berücksichtigt: das Alter, den HbA1c-Wert,<br />

den Typ der Diabetesbehandlung und die<br />

Verwendung von Insulin ja/nein [16].<br />

Erfolg spricht für sich<br />

Die metabolische Chirurgie hat seit vielen<br />

Jahrzehnten ihre Wirksamkeit bezüglich<br />

Gewichtsreduktion gezeigt. In neuster<br />

Zeit wurde auch ihre wesentliche Wirkung<br />

auf den Stoffwechsel erkannt. Die Operationen,<br />

die ursprünglich mit dem Ziel der Gewichtsreduktion<br />

angeboten wurden, ermöglichen<br />

eine wirksamere Verbesserung<br />

des Glukoseprofils als die medikamentösen<br />

Therapien und die verhaltenstherapeutischen<br />

Ansätze. Ja, sie ermöglichen<br />

sogar eine dauerhafte Remission vom T2D<br />

bei gewissen Patienten. Sie spielt also eine<br />

zunehmend wichtige Rolle im Behandlungsangebot<br />

für den übergewichtigen Patienten,<br />

der auch an Diabetes leidet. Daher<br />

Studie<br />

Remission<br />

vom T2D MC<br />

und MB<br />

Gewichtsreduktion<br />

Triglyzeride<br />

HDL-<br />

Cholesterin<br />

LDL-<br />

Cholesterin<br />

SBP<br />

Follow-up<br />

(Monate)<br />

Ikramuddin<br />

et al. (4)<br />

(HbA1c ≤7%<br />

mit oder ohne<br />

Behandlung)<br />

RYGB: 49%<br />

MB: 19%<br />

RYGB: –26,1%<br />

MB: –7,9%<br />

RYGB:<br />

1,8 mmol/l<br />

MB: 2 mmol/l<br />

RYGB:<br />

1,3 mmol/<br />

MB: 1,1 mmol/l<br />

(Target<br />


Perspektiven<br />

Determinanten<br />

Alter (Jahre)<br />


Perspektiven<br />

Aus der «Therapeutischen Umschau» *<br />

Übersichtsarbeit<br />

Immuntherapie –<br />

Übersicht, Wirkmechanismen, Anwendung<br />

Ruben Bill und Julian Schardt,<br />

Universitätsklinik für Medizinische Onkologie, Inselspital, Bern, Schweiz<br />

Bis vor wenigen Jahren basierten<br />

onkologische Therapieansätze<br />

auf Strategien deren Angriffsziel<br />

unmittelbar die<br />

Krebszelle darstellten. Diese onkologischen<br />

Behandlungen erfolgten mehrheitlich<br />

in Form einer zytotoxischen Chemotherapie,<br />

seit der Jahrtausendwende auch<br />

mit selektiven (Tyrosin-) Kinase-Hemmern,<br />

die durch Blockieren von intrazellulären<br />

Signalwegen das Tumorwachstum<br />

unterbinden sollen. Neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse über die Tumorentwicklung<br />

und dessen heterogene Zusammensetzung<br />

auf zellulärer Ebene, sowie<br />

aus dem Bereich der Immunologie führten<br />

zur Entwicklung einer neuen Medikamentenklasse,<br />

den Immuncheckpoint-Inhibitoren<br />

(ICI). Vereinfacht lassen sich<br />

Krebserkrankungen als Krankheit von Genen<br />

interpretieren. Die Transforma tion<br />

einer gesunden Körperzelle in eine Krebszelle<br />

erfolgt zunächst durch schrittweise<br />

Akkumulation von genetischen Veränderungen<br />

(Mutationen) die zu Alterationen<br />

von intrazellulären Signalwegen führen,<br />

die das Wachstum, die Zellteilung und<br />

das Überleben einer indivi duellen Zelle<br />

innerhalb eines multizellulären Verbunds<br />

regulieren. Diese Krebszellen entwickeln<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />

«Therapeutischen Umschau» (2019), 76(4),<br />

187–194. MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können<br />

die «Therapeutische Umschau» zu äusserst<br />

günstigen Konditionen abonnieren. Details siehe<br />

unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

sich sowohl genotypisch wie auch phänotypisch<br />

durch Mutation und Selektion<br />

ähnlich eines evolutionären Prozesses<br />

stetig weiter fort um sich immer besser<br />

dem lokalen Milieu anzupassen oder im<br />

weiteren Krankheitsverlauf an entfernten<br />

Körperregionen Metastasen auszubilden.<br />

Neben zellautonomen Eigenschaften einer<br />

Krebszelle wie genetische und epigenetische<br />

Veränderungen spielen während<br />

der Tumorevolution komplexe Interaktionen<br />

der Krebszellen mit den unmittelbar<br />

umliegenden Gewebezellen (nicht-transformierten<br />

Zellen) eine entscheidende<br />

Rolle. Bei diesen nicht-transformierten<br />

Zellen innerhalb eines Tumors handelt es<br />

sich beispielsweise um Bindegewebszellen<br />

(Fibroblasten), blutgefässbildende<br />

Zellen (Endothelzellen) und Zellen des<br />

angeborenen und erworbenen Immunsystems<br />

(z. B. Makrophagen oder T-Lymphozyten)<br />

[1]. Als zukunftsweisende Therapiestrategie<br />

sollte sich die Aktivierung<br />

des körpereigenen Immunsystems gegen<br />

den Tumor erweisen. Eine wachsende<br />

Anzahl neuer Immuntherapeutika, den<br />

sogenannten ICI haben seither die Krebsbehandlung<br />

revolutioniert.<br />

Die erste Zulassung eines Vertreters<br />

dieser neuen Medikamentenklasse erfolgte<br />

2011 durch die amerikanische Food and<br />

Drug Administration (FDA) für Ipilimumab,<br />

einem monoklonalen Antikörper gegen<br />

cytotoxic T-lymphocyte associated protein<br />

4 (CTLA-4) zur Behandlung des metastasierten<br />

Melanoms. Spätestens seit<br />

der Verleihung des Nobelpreises für Physiologie<br />

und Medizin 2018 an den Amerikaner<br />

James Allison und den Japaner Tasuku<br />

Honjo für die Erforschung der Immunecheckpoints,<br />

die damit die naturwissenschaftliche<br />

Grundlage für Substanzen<br />

wie Ipilimumab legten, ist der Begriff der<br />

Immuntherapie einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt. Die verschiedenen therapeutischen<br />

Ansätze, wie das körpereigene<br />

Immunsystem zur Bekämpfung der Krebszellen<br />

genutzt werden kann, lassen sich in<br />

drei Kategorien einteilen:<br />

1. ICI, monoklonale Antikörper, die durch<br />

die Hemmung von spezifischen Liganden-Rezeptor<br />

Interaktionen (Immunecheckpoints)<br />

eine Immunantwort gegen<br />

den Tumor auslösen können [2].<br />

2. Transfer autologer (körpereigener) T<br />

Lymphozyten: Einerseits gehören hierzu<br />

die sogenannten chimeric antigen<br />

receptor (CAR)-T Zellen, welche autologe<br />

und ex vivo gentechnologisch mit einem<br />

definierten Antigen Rezeptor<br />

transfizierte T Lymphozyten darstellen.<br />

Andererseits können Tumor-infiltrierende<br />

T Zellen (TILs) beispielsweise aus<br />

einer chirurgisch entfernten Metastase<br />

ex vivo expandiert und anschliessend<br />

demselben Patienten, dem die Metastase<br />

entfernt wurde, re-infundiert werden<br />

[3].<br />

3. Impfungen gegen bereits bestehende<br />

Tumore mit dem Ziel, zytotoxische T<br />

Lymphozyten gegen Tumor-spezifische<br />

Antigene zu stimulieren [4].<br />

Die Behandlungen mit CAR-T Zellen,<br />

Tumor infiltrierenden Lymphozyten<br />

(TILs) oder Krebs-Impfungen erfolgt aktuell<br />

nur an hochspezialisierten Zentren<br />

und zumeist im Rahmen von kontrollierten<br />

klinischen Studien. In dem vorliegenden<br />

Artikel möchten wir daher primär auf<br />

die ICI näher eingehen und Grundzüge der<br />

Wirkmechanismen, sowie die klinischen<br />

Implikationen weiter aus führen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 31


Perspektiven<br />

Wie funktionieren<br />

Immuncheckpoint-Inhibitoren?<br />

Wie einleitend erwähnt, entstehen Krebserkrankungen<br />

durch eine schrittweise Akkumulation<br />

von genetischen Veränderungen<br />

(Mutationen). Mit jeder dieser Veränderungen<br />

entfernt sich eine Krebszelle<br />

genotypisch und phänotypisch weiter von<br />

einer normalen Körperzelle. Prinzipiell<br />

kann eine solche Mutation in jedem beliebigen<br />

Gen auftreten welches dann die Matrize<br />

für ein verändertes Protein in der Zelle<br />

liefert. Damit steigt die Chance, dass<br />

Krebszellen vom körpereigenen Immunsystem<br />

als fremd erkannt und aus dem<br />

Körper eliminiert werden. Wir gehen aktuell<br />

davon aus, dass eine erfolgreiche Anti-Tumor<br />

Immunantwort auf das Erkennen<br />

von mindestens drei verschiedenen<br />

Antigen-Klassen beruht:<br />

1. Sogenannte cancer-testis Antigene, welche<br />

normalerweise nur in Spermatozyten<br />

und während der Embryogenese<br />

auftreten, aber im Rahmen der De-<br />

Differen zierung auch von Krebszellen<br />

exprimiert werden können (z. B. NY-<br />

ESO-1).<br />

2. Differenzierungs-Antigene, welche nur<br />

in geringen Mengen in normalen Körperzellen<br />

vorkommen, jedoch in den<br />

korrespondierenden entarteten Krebszellen<br />

um ein Vielfaches exprimiert<br />

werden (z. B. Tyrosinase).<br />

3. Die wahrscheinlich relevanteste Klasse,<br />

die während der Krebsentwicklung neu<br />

entstehenden Antigene auf dem Boden<br />

von Mutationen [5].<br />

In diesem Zusammenhang suggerieren<br />

erste Daten aus klinischen Studien, dass<br />

die rein numerische Anzahl an Mutationen<br />

in einem Tumor mit dem Ansprechen<br />

auf ICI korreliert und damit als prädiktiver<br />

Marker für diese neuen Therapeutika<br />

genützt werden könnte: Die Dichte dieser<br />

Mutationen wird als tumor-mutational<br />

burden (TMB) in Anzahl Mutationen pro<br />

Megabase angegeben. Je höher die TMB,<br />

desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit<br />

für neu entstandene Antigene und damit<br />

die Möglichkeit, dass T-Lymphozyten<br />

spezifisch gegen diese Antigene eine effiziente<br />

Anti-Tumor Immunantwort auslösen<br />

können [6]. Diese Theorie wird durch<br />

Beobachtungen aus klinischen Studien<br />

unterstützt, in welchen Tumor-Entitäten<br />

mit einer durchschnittlich hohen TMB<br />

wie maligne Melanome, nicht-kleinzellige<br />

Bronchuskarzinome oder auch Blasenkarzinome<br />

besser auf ICI ansprechen als<br />

Tumoren am anderen Ende des Spekt-<br />

rums mit geringerer Muta tionslast wie<br />

Weichteil- und Knochentumoren, oder<br />

das Prostatakarzinom, für die sich eine<br />

breitere Anwendung mit ICI bisher nicht<br />

etablieren konnte [7]. Innerhalb der bis<br />

dato weniger immunogenen Tumorentitäten,<br />

finden sich aber auch Subtypen mit<br />

besonders hoher TMB, welche ebenfalls<br />

ein gutes Ansprechen auf ICI zeigen: Als<br />

prominenteste Vertreter gehören hierzu<br />

sogenannte Mikro satelliten-instabile Tumore<br />

mit einem Verlust der DNA-Reparaturproteine<br />

wie MLH1, MSH2, MSH6 oder<br />

PMS2 was eine verminderte Reparaturfähigkeit<br />

von DNA-Schäden verursacht und<br />

zu einer ausgesprochen hohen TMB der<br />

betroffenen Tumorzellen führt [8]. Basierend<br />

auf diesen Erkenntnissen hat 2017<br />

die amerikanische Gesundheitsbehörde<br />

FDA den ICI Pembrolizumab für alle soliden<br />

Tumore mit einer Mikrosatelliten-Instabilität<br />

zugelassen. Erstmals erfolgte<br />

hier die Zulassung unabhängig von einer<br />

spezifischen Tumorentität («Tumor agnostisch»),<br />

sondern rein auf Basis einer<br />

genetischen Eigenschaft (Mikrosatelliten-Instabilität)<br />

des Tumors. Exemplarisch<br />

für den prädiktiven Wert einer hohen<br />

Muta tionsrate bei Tumoren mit Mikrosatelliten-Instabilität<br />

sind die klinischen<br />

Daten für das Kolonkarzinoms:<br />

Während beim metastasierten Kolonkarzinom<br />

ohne Mikrosatelliten- Instabilität<br />

ICI unwirksam sind (objektive Ansprechraten<br />

bei 0 %), zeigen die Mikrosatelliten-Instabilen<br />

Kolonkar zinome Ansprechraten<br />

von rund 40 % [9, 10]. Dieses<br />

Beispiel zeigt aber auch, dass eine hohe<br />

Mutationsrate per se keine Garantie auf<br />

ein Ansprechen der Behandlung mit ICI<br />

darstellt. Andere prädiktive Biomarker<br />

wie z. B. die immunhistochemische Bestimmung<br />

von PD-L1 auf Tumorzellen<br />

und / oder tumorinfiltrierenden Immunzellen,<br />

die Quantifizierung und Lokalisation<br />

tumorinfiltrierender CD8 + T-Lymphozyten,<br />

oder auch der Nachweis einer<br />

spezifischen Gen-Expressions-Signatur<br />

am Tumorgewebe (Interferon-Gamma-Signatur)<br />

können mit einem Ansprechen<br />

korrelieren, das Fehlen dieser dynamischen<br />

Biomarker schliesst aber ein Ansprechen<br />

im Einzelfall nicht aus. Die inhärente<br />

Komplexität einer Immunantwort<br />

sowie der Tumorbiologie werden<br />

vielmehr einen holistischeren Ansatz als<br />

die Bestimmung eines einzelnen analytischen<br />

Markers benötigen, um diejenigen<br />

Patienten genauer zu definieren, die von<br />

einer ICI-Behandlung am ehesten profitieren<br />

werden [11].<br />

Tumorspezifische T-Lymphozyten<br />

und ihre Aktivierung<br />

Als Effektor-Zellen einer erfolgreichen<br />

anti-Tumor-Immunantwort im Rahmen<br />

einer Behandlung mit ICI werden die zytotoxischen<br />

CD8 + T-Lymphozyten angesehen<br />

– Vertreter des körpereigenen, erworbenen<br />

(adaptiven) Immunsystems.<br />

Daneben werden den CD4 + T Helfer-Lymphozyten<br />

eine wichtige Rolle in der Sekretion<br />

von Zytokinen zugeschrieben, die<br />

einerseits einer effizienten CD8 + T-Lymphozyten<br />

Funktionalität dienen und andererseits<br />

eine Optimierung des intratumoralen<br />

Gefäss systems ermöglichen, so<br />

dass die Einwanderung der zytotoxischen<br />

T-Lymphozyten in den Tumor erleichtert<br />

wird [5, 12].<br />

Wesentlich für unser funktionierendes<br />

Immunsystem ist die Unterscheidung<br />

zwischen «selbst» (Toleranz gegenüber<br />

dem eigenen Gewebe) und «fremd» (gegenüber<br />

Pathogenen). Dies ist ein einfaches<br />

Konzept, welches aber äusserst<br />

komplex in der Regulation ist, vor allem<br />

hinsichtlich der T-Zell Aktivierung, die<br />

dabei eine Schlüsselrolle einnimmt: Eine<br />

zentrale Rolle im Prozess der CD8 +<br />

T-Zell- Aktivierung spielt die Bindung des<br />

auf der Ober fläche der T-Zellen lokalisierten<br />

T-Zell-Rezeptors an ein Antigen / Tumorantigen,<br />

welches über den MHC-I-<br />

Komplex auf der Oberfläche einer spezialisierten,<br />

Antigen- präsentierenden Zelle<br />

(APZ) präsentiert wird. Die Balance zwischen<br />

co-stimulierenden (z. B. Cluster of<br />

Differentiation (CD28)) und co-inhibierenden<br />

Rezeptoren (z. B. CTLA-4 oder programmed<br />

cell death protein 1 (PD-1) / programmed<br />

cell death protein ligand 1<br />

(PD-L1)) auf der Oberfläche der T-Zellen,<br />

sogenannte Immuncheckpoints, bestimmen<br />

in der Folge, ob die T-Zelle aktiviert<br />

wird oder inaktiv (anerg) verbleibt. Diese<br />

Mechanismen können sich auch Tumorzellen<br />

zu Nutze machen, um der Zell-vermittelten<br />

Immunantwort zu entgehen<br />

(Abbildung 1A und 1C).<br />

In der onkologischen Routine werden<br />

bis dato nur blockierende Antikörper gegen<br />

zwei dieser physiologisch inhibierenden<br />

Immuncheckpoints eingesetzt: zum<br />

einen gegen CTLA-4, zum anderen gegen<br />

die PD-1 / PD-L1-Achse (Abbildung 1B und<br />

1D). Es wird in diesem Falle eine Aktivierung<br />

der T-Zellen durch Blockierung von<br />

inhibitorischen Signalen erzielt. Im Folgenden<br />

sollen die bisher therapeutisch<br />

genutzten Zielmoleküle und deren klinische<br />

Anwendung näher beschrieben werden.<br />

32<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Cytotoxic T-lymphocyte associated<br />

antigen 4 (CTLA-4)<br />

Grundsätzlich wird davon ausgegangen,<br />

dass die Blockierung von CTLA-4 eine wesentliche<br />

Rolle während des primings, der<br />

ersten Phase der Aktivierung Antigen-spezifischer,<br />

naiver T-Lymphozyten spielt.<br />

Dieser Schritt erfolgt in der Regel in den<br />

regionären, Tumor-drainierenden<br />

Lymphknoten [2, 5].<br />

Sobald der für ein (Tumor-)Antigen<br />

spezifische T-Zell Rezeptor eines T-Lymphozyten<br />

einen stabilen Kontakt mit dem<br />

Antigen-MHC-Komplex einer APZ etabliert<br />

hat, wird über den T-Zell-Rezeptor<br />

eine aktivierende intrazelluläre Signalkaskade<br />

ausgelöst. Nach diesem ersten Aktivierungsschritt<br />

wird der inhibitorische<br />

Rezeptor CTLA-4 auf den aktivierten<br />

T-Lymphozyten hochreguliert. Dabei<br />

greift CTLA-4 nicht direkt in die Bindung<br />

des Antigen-MHC-T-Zell-Rezeptors ein,<br />

sondern hemmt die weitere T-Zell-Aktivierung<br />

via Kompetition mit dem co-stimulierenden<br />

Molekül CD28. CD28 ist<br />

ebenfalls ein Rezeptor auf der Oberfläche<br />

von T-Lymphozyten und sendet ein aktivierendes<br />

(co-stimulierendes) Signal an<br />

die T-Zellen wenn eine Bindung von CD28<br />

an einen der B7 Liganden B7 – 1 (CD80)<br />

und / oder B7 – 2 (CD86) erfolgt. CTLA-4<br />

besitzt eine deutlich höhere Affinität für<br />

die B7-Liganden als CD28 und verhindert<br />

so eine überschiessende T-Lymphozyten-Aktivierung<br />

(Abbildung 1A). Physiologisch<br />

übernimmt CTLA-4 eine tragende<br />

Rolle in der Kontrolle der Lymphozyten-Proliferation<br />

und der Wahrung der peripheren<br />

immunologischen Toleranz gegenüber<br />

«Selbst-Antigenen». Durch die<br />

Bindung des Antikörpers Ipilimumab an<br />

CTLA-4 wird seine Bindung an die B7-Liganden<br />

blockiert, was zu einer ungehinderten<br />

Co-Stimulation via CD28, einer<br />

Verstärkung der Signalkaskaden vom<br />

T-Zell-Rezeptor und damit zu einer erleichterten<br />

T-Lymphozyten-Aktivierung<br />

und -Expansion führt (Abbildung 1B) [13].<br />

Programmed cell death protein 1<br />

(PD-1) / Programmed cell death<br />

protein ligand 1 (PD-L1)<br />

Im Gegensatz zu CTLA-4, dessen primäre<br />

Funktion in den ersten Schritten der<br />

T-Zell-Aktivierung liegt, spielt die PD-<br />

1 / PD-L1 Signalachse vor allem im Zielgewebe<br />

der Immunantwort eine zentrale<br />

Rolle bei der Erhaltung der peripheren<br />

Toleranz. Der PD-1-Rezeptor wird vornehmlich<br />

auf aktivierten B- und T-Lymphozyten<br />

exprimiert [14]. Die Expression<br />

Abbildung 1<br />

der Liganden für den PD-1-Rezeptor,<br />

PD-L1 und PD-L2, werden auf einer Vielzahl<br />

von Zelltypen wie Tumorzellen oder<br />

Zellen des Immunsystems exprimiert<br />

und sind auf der Zelloberfläche durch Zytokine<br />

wie Interferon-γ (IFN-γ) induzierbar.<br />

Die physiologische Rolle von PD-1<br />

liegt in der Verhinderung einer prolongierten<br />

Immunantwort bei einer chronischen<br />

Stimulation durch ein Antigen. In<br />

Bezug auf die Tumor-Immunologie geht<br />

man davon aus, dass durch die Expression<br />

von PD-L1 auf der Oberfläche von<br />

Tumorzellen oder auch tumorinfiltrierenden<br />

Immunzellen, diese sich vor den<br />

angreifenden Tumor-spezifischen zytotoxischen<br />

CD8 + T-Lymphozyten schützen<br />

und durch Signalübermittlung via<br />

PD-1, die T-Lymphozyten in einen «schlafenden»<br />

Zustand versetzt werden (Abbildung<br />

1C) [15]. Da im Quervergleich von<br />

klinischen Studien mono klonale Antikörper<br />

gegen PD-1 (z. B. Nivolumab, Pembrolizumab<br />

und Cemiplimab) und gegen<br />

PD-L1 (z.Bsp. Atezolizumab, Durvalumab<br />

und Avelumab) vergleichbare Resultate<br />

erzielten, scheint der zweite Ligand für<br />

PD-1, PD-L2 im Zusammenhang mit Immuntherapien<br />

nur eine untergeordnete<br />

Rolle zu spielen [2]. Die Blockierung von<br />

PD-1 oder auch PD-L1 durch monoklonale<br />

Antikörper verhindert die Inaktivierung<br />

von zuvor in den regionären Lymphknoten<br />

geprimten, tumorspezifischen<br />

T-Lymphozyten im Tumorgewebe (Abbildung<br />

1D).<br />

Immuncheckpoint-Inhibitoren<br />

im klinischen Alltag<br />

Seit der Zulassung des ersten ICI Ipilimumab<br />

für die Behandlung von Patienten mit<br />

metastasiertem Melanom, hat sich die Behandlungslandschaft<br />

in der Onkologie rasant<br />

verändert [16]. Wissenschaftliche Innovation<br />

gepaart mit einer wachsenden<br />

wirtschaftlichen Bedeutung für die pharmazeutische<br />

Industrie führte zu einer<br />

Vielzahl von klinischen Zulassungsstudien<br />

mit unterschiedlichen Antikörpern,<br />

insbesondere zur Blockierung der PD-<br />

1 / PD-L1 Achse, die ein besseres Wirkungsund<br />

günstigeres Nebenwirkungsprofil als<br />

die anti-CTLA-4 Antikörper in der Monotherapie<br />

aufweisen. In der Folge werden<br />

wir einige ausgewählte Tumor-Entitäten<br />

in denen ICI mit Erfolg eingesetzt werden<br />

näher ausführen. In der Übersichts-Tabelle<br />

1 sind die onkologischen Indikationen<br />

und die dafür in der Schweiz und / oder<br />

Europa zugelassenen therapeutischen<br />

Antikörper aufgeführt.<br />

Malignes Melanom<br />

Durch den Einsatz von Ipilimumab konnte<br />

erstmals ein Langzeitüberleben (> 3 Jahre)<br />

für mehr als 20 % der behandelten Patien<br />

ten mit metastasiertem Melanom erzielt<br />

werden, einer Erkrankung, für die in<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 33


Perspektiven<br />

Indikation<br />

Malignes Melanom<br />

Bronchialkarzinom (NSCLC)<br />

Nierenzellkarzinom<br />

Hodgkin Lymphom<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

Kopf-Hals-Bereich<br />

Kolorektales Karzinom *<br />

Urothelkarzinom<br />

Adenokarzinom Magen /<br />

gastroösophagealer Übergang<br />

Mekelzell-Karzinom<br />

den Dekaden zuvor mit chemotherapeutischer<br />

Behandlung die mittlere Lebenserwartung<br />

bei gerade einmal 9 Monaten lag<br />

[17]. Als Monotherapie erwiesen sich in der<br />

Folge die anti-PD-1 Antikörper Nivolumab<br />

oder Pembrolizumab wirksamer als Ipilimumab<br />

mit einem 5-Jahres Überleben<br />

von bis dato 35 % [18 – 20]. Die duale Immuncheckpoint-Blockade<br />

mit einer Kombination<br />

von Ipilimumab und Nivolumab<br />

(CheckMate 067 Studie) zeigte die bisher<br />

besten Überlebensdaten mit einem 4-Jahres-Gesamtüberleben<br />

von 53 %, dies allerdings<br />

auf Kosten von deutlich vermehrt<br />

auftretenden und zum Teil schweren, immunvermittelten<br />

Nebenwirkungen im<br />

Vergleich zu einer Monotherapie [21, 22].<br />

Nach den klinischen Erfolgen im metastasierten<br />

Stadium zeigten die Monotherapien<br />

mit Nivolumab oder Pembrolizumab<br />

auch in der adjuvanten Behandlung von<br />

Hoch-Risiko-Melanomen (positiver Sentinel-Lymphknoten)<br />

eine deutliche Verbesserung<br />

in der Rezidivfreiheit der betroffenen<br />

Patienten: So erhöht eine 12-Monatige<br />

Behandlung mit Nivolumab im Vergleich<br />

zu einer Behandlung mit Ipilimumab das<br />

rezidivfreie Überleben von 60.8 % (Ipilimumab)<br />

auf 70.5 %. Die Behandlung mit<br />

34<br />

Wirkstoff<br />

Nivolumab<br />

Ipilimumab<br />

Ipilimumab / Nivolumab<br />

Pembrolizumab<br />

Nivolumab<br />

Pembrolizumab<br />

Atezolizumab<br />

Durvalumab<br />

Ipilimumab / Nivolumab<br />

Nivolumab<br />

Nivolumab<br />

Pembrolizumab<br />

Nivolumab<br />

Pembrolizumab<br />

Nivolumab<br />

Nivolumab<br />

Pembrolizumab<br />

Atezolizumab<br />

Nivolumab<br />

Avelumab<br />

Tabelle 1. Indikatoren<br />

*<br />

mit defizienter DNA-Mismatch-Reparatur oder hoher Mikrosatelliten-Instabilität<br />

Pembrolizumab verbessert das rezidivfreie<br />

Überleben nach einem Jahr von<br />

61.0 % (Placebo) auf 75.4 % [23, 24].<br />

Nicht-kleinzelliges und kleinzelliges<br />

Bronchuskarzinom<br />

Neben dem malignen Melanom steht das<br />

primäre Bronchialkarzinom ähnlich stark<br />

im Fokus von klinischen Studien mit therapeutischen<br />

Antikörpern gegen die PD-1 /<br />

PD-L1-Achse. Zunächst wurde dieser Therapieansatz<br />

beim metastasierten Nichtkleinzelligen<br />

Bronchuskarzinom (NSCLC)<br />

in der zweiten Therapie-Linie, nach Versagen<br />

einer vorhergehenden zytotoxischen<br />

Chemotherapie zu gelassen. Aktuelle, klinische<br />

Studien zeigen indes auch Erfolge<br />

der anti-PD-1-Blockierung in der Ersten<br />

Therapie-Linie. So ist eine Kombination<br />

des anti-PD-1-Antikörpers Pembrolizumab<br />

mit Carboplatin und Pemetrexed (NSCLC<br />

Typ Adenokarzinom) oder Paclitaxel<br />

(NSCLC Typ Plattenepithelkarzinom) einer<br />

alleinigen Chemotherapie mit einem<br />

verbesserten Gesamtüberleben der Patienten<br />

verbunden: 69.2 % vs. 49.4 % nach 12<br />

Monaten für Adenokarzinome und 15.9<br />

Monate vs. 11.3 Monate medianes Gesamtüberleben<br />

für Plattenepithelkarzinome<br />

der Lunge [25, 26]. Als ausgesprochen<br />

wirksam stellte sich die alleinige Behandlung<br />

mit Pembrolizumab für Lungenkarzinome<br />

mit einer PD-L1 Expression<br />

von ≥ 50 % der Tumorzellen heraus (ca.<br />

25 % der fortgeschrittenen Bronchialkarzinome):<br />

Die Ansprechraten lagen in der<br />

Studie bei rund 45 % vs. 28 % unter alleiniger<br />

Chemotherapie und führten zu einem<br />

deutlich verbesserten Überleben (medianes<br />

Gesamtüberleben 30.5 Monate vs. 14.2<br />

Monate) bei gleichzeitg besserer Verträglichkeit<br />

der Immuntherapie [27]. Für Patienten<br />

mit einem nicht-resezierbaren lokal<br />

fortgeschrittenen (Stadium III) Bronchuskarzinom,<br />

das unter einer kombinierten<br />

Radiochemotherapie nicht progredient<br />

war, zeigte die konsolidierende Weiterbehandlung<br />

mit dem anti-PD-L1 Antiköper<br />

Durvalumab für insgesamt 12 Monate eine<br />

deutliche Verbesserung des progressionsfreien<br />

Überlebens (PACIFIC-Studie) [28].<br />

Auch beim kleinzelligen Bronchuskarzinom<br />

im bereits fortgeschrittenen Stadium<br />

(extensive disease) hat in der ersten Therapielinie<br />

die Zugabe des anti-PD-L1-Antikörpers<br />

Atezolizumab zu einer Standard-Chemotherapie<br />

mit Carboplatin und<br />

Etoposid einen moderaten wenn auch signifikanten<br />

Überlebensvorteil gegenüber<br />

einer alleinigen Chemotherapie mit Carboplatin<br />

/ Etoposid gezeigt (medianes Gesamtüberleben<br />

12.3 vs. 10.3 Monaten) und<br />

wird seither im klinischen Alltag eingesetzt<br />

(IMpower 133 Studie) [29].<br />

Urogenitale Tumore<br />

Innerhalb dieser Familie von Tumoren<br />

sind es vor allem Patienten mit klarzelligem<br />

Nierenzellkarzinom und Patienten<br />

mit urothelialen Karzinomen, die von einer<br />

Immuntherapie mit ICI profitieren<br />

können. Metastasierte Nierenzellkarzinome<br />

weisen einen sehr heterogenen Krankheitsverlauf<br />

auf mit einem medianen<br />

Überleben zwischen 7.5 Monaten (poor<br />

risk) und 43 Monaten ( favorable risk) je<br />

nach Risikostratifizierung (Heng-Score)<br />

[30]. In Patienten mit einem günstigen<br />

Risikoprofil (good risk) wurden bisher primär<br />

anti-angiogene Tyrosinkinase-Hemmer<br />

wie Sunitinib oder Pazopanib eingesetzt.<br />

Bei intermediärer oder bei ungünstigem<br />

Risikoprofil hat jedoch die ICI-<br />

Kombination Ipiliumumab / Nivolumab<br />

eine höhere Ansprechrate (41 % vs. 34 %),<br />

und ein verlängertes Gesamtüberleben<br />

(64 % vs. 56 % nach 30 Beobachtungsmonaten)<br />

gegenüber der Monotherapie mit<br />

Sunitinib gezeigt (CheckMate 214 Studie)<br />

[31]. Ähnliche Ansprechraten wie für Ipili-<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

mumab / Nivolumab fanden sich auch für<br />

die Kombination des anti-PD-L1 Antikörpers<br />

Avelumab in Kombination mit dem<br />

anti-angiogenen Tyrosinkinase-Hemmer<br />

Axitinib (JAVELIN Renal 101 Studie) verbunden<br />

mit einem signifikant verlängerten<br />

progressionsferien Überleben im Vergleich<br />

zu einer Behandlung mit Sunitinib<br />

(13.8 Monate vs. 8.4 Monate) über alle Risikogruppen<br />

hinweg [32]. Die Kombination<br />

von Axitinib mit Pembrolizumab wurde<br />

ebenfalls in einer aktuellen Phase III Studie<br />

untersucht (Keynote-426 Studie) und<br />

zeigte neben hohe Ansprechraten unter<br />

der Kombinationsbehandlung (59 % vs.<br />

35 %) ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben<br />

der Patienten (Gesamtüberleben<br />

nach 18 Beobachtungsmonaten<br />

82 % vs. 72 %) gegenüber der Behandlung<br />

mit dem Tyrosinkinase-Hemmer Sunitinib<br />

[33]. Für fortgeschrittene / metastasierte<br />

Urothelkarzinome der Blase hat<br />

sich nach Versagen einer Erstlinien-Behandlung<br />

mit einer platinhaltigen Chemotherapie<br />

die Therapie mit einem ICI<br />

etabliert, der die PD-1 / PD-L1 Achse blockiert.<br />

Hierbei zeigen sich zwar nur moderate<br />

Ansprechraten (rund 20 %), doch für<br />

etwa 2/3 der Patienten mit einem Tumoransprechen<br />

können langfristige Remissionen<br />

erzielt werden [34 – 36]. Neuere klinische<br />

Entwicklungen untersuchen den<br />

Einsatz einer dualen ICI (anti-PD-L1 / anti-CTLA-4,<br />

anti-PD-18 / anti-CTLA-4) im<br />

metastasierten Krankheitsstadium<br />

(CheckMate 901 Studie, DANUBE Studie),<br />

sowie im neoadjuvanten Setting (präoperativ)<br />

den Einsatz von ICI als Monotherapie<br />

(ABACUS-, oder PURE-01-Studie), in<br />

Kombination mit einer platinhaltigen<br />

Chemotherapie (SAKK 06 / 17-Studie) oder<br />

als duale immune-checkpoint-Blockade<br />

(NITIMIB-Studie).<br />

Gastrointestinale Tumore<br />

In der Behandlung von Malignomen des<br />

Gastrointestinaltraktes erwiesen sich Immuntherapien<br />

bisher als wenig wirksam.<br />

Eine Nivolumab Behandlung des metastasierten<br />

Adenokarzinoms des Magens<br />

und des gastro-ösophagealen Übergangs<br />

bei Patienten die schon zumindest zwei<br />

Vortherapien hatten, zeigte bescheidene<br />

Ansprechraten von 11 % und verlängerte<br />

das Mediane Überleben von 4.1 Monaten<br />

(mit Placebo behandelte Patienten) auf 5.3<br />

Monate [37]. Ein kleiner jedoch signifikanter<br />

Überlebensvorteil wurde zudem kürzlich<br />

durch die Behandlung mit Pembrolizumab<br />

von Patienten mit vorbehandelten<br />

Ösphaguskarzinomen mit einer hohen<br />

Zusammenfassung<br />

Die Entwicklung von neuen Immuntherapien hat die Behandlungskonzepte von unterschiedlichen<br />

Krebsarten aus der Reihe der soliden Tumoren bis hin zu hämatologischen<br />

Krebserkrankungen in den letzten Jahren revolutioniert. Dabei werden in der<br />

klinischen Routine vor allem sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) eingesetzt.<br />

Immuncheckpoints wie CTLA-4 oder die PD-1 / PD-L1 Achse spielen eine wesentliche<br />

Rolle in der Regulation der T-Zell Aktivierung und dienen im physiologischen<br />

Kontext der Verhinderung einer überschiessenden Immunantwort während der Abwehr<br />

eines Pathogens oder der Aufrechterhaltung der immunologischen Toleranz zur<br />

Vermeidung von Autoimmun-Erkrankungen. Allerdings sind dieselben Mechanismen<br />

auch massgeblich an der Verhinderung einer effizienten Anti-Tumor Immunantwort<br />

beteiligt. Antikörper, die eine Rezeptor-Liganden Interaktion von CTLA-4, PD-1 oder<br />

PD-L1 blockieren, erzielen bei einer Vielzahl unterschiedlicher Tumorentitäten wie<br />

zum Beispiel dem malignen Melanom, Bronchialkarzinomen oder den Hodgkin-Lymphomen<br />

gute Ansprechraten, die für einen Teil der Patienten mit Langzeitremissionen<br />

verbunden sein können. Mit rascher Geschwindigkeit werden aktuell die Indikationen<br />

für Immuntherapien erweitert und Kombinationstherapien von ICI mit anderen Therapiestrategien<br />

wie gefässmodulierenden Substanzen, klassischen Chemotherapien oder<br />

lokalen Therapien (z. B. Intratumorale Injektion von onkolytischen Viren) in klinischen<br />

Studien getestet. Im folgenden Artikel sollen Grundzüge der Wirkungsmechanismen<br />

von ICI näher erläutert und in den Kontext mit den wichtigsten Therapieindikationen<br />

im klinischen Alltag gestellt werden.<br />

Abstract<br />

PD-L1 Expression gezeigt [38]. Vergleichsweise<br />

hohe Ansprechraten werden bei Mikrosatelliten-Instabilen,<br />

metastasierten<br />

kolorektalen Karzinomen unter einer Behandlung<br />

mit Nivolumab entweder als<br />

Monotherapie oder in Kombination mit<br />

Ipilimumab beobachtet (bis zu 40 % Ansprechrate)<br />

[39, 40]. In der Behandlung<br />

des fortgeschrittenen oder metastasierten<br />

Hepatozellulären Karzinoms spielen Therapien<br />

gegen die PD-1 / PD-L1 Achse bereits<br />

heute eine zentrale Rolle für Patienten,<br />

die bereits mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor<br />

Sorafenib vorbehandelt wurden:<br />

Nivolumab (CheckMate 040 Studie) und<br />

Pembrolizumab (Keynote-224 Studie) erzielten<br />

Ansprechraten von rund 20 %. Etwa<br />

⅔ der Patienten mit einem dokumentierten<br />

Tumoransprechen zeigten Remissionen<br />

von mindestens 9 Monaten [41, 42].<br />

Diverse Tumorentitäten<br />

Eine der höchsten Ansprechraten erzielen<br />

ICI jedoch interessanterweise beim Hodgkin<br />

Lymphom. Dem zugrunde liegt eine<br />

genetische Veränderung der Hodgkin Zellen<br />

(Amplifikation eines DNA-Segmentes<br />

auf dem kurzen Arm von Chromosom 9,<br />

9p24.1), was zu einer vermehrten Expression<br />

von PD-L1 und PD-L2 auf T-Lymphozyten<br />

führt, den Liganden des PD-1 Rezeptors<br />

[43]. Da es eine Mehrzahl von kurativ<br />

Immunotherapies – Overview, mode of action and clinical implications<br />

The introduction of immunotherapies has led to major advances in the treatment of<br />

cancer patients. The mainstays of immunotherapies in clinical routine are immune<br />

checkpoint inhibitors. Immune checkpoints like CTLA-4 or the PD-1 / PD-L1 axis are<br />

important contributors to the immune homeostasis by preventing overshooting immune<br />

responses against pathogens and thus preventing collateral damage to normal<br />

tissue, or by preventing autoimmunity. However, immune checkpoints can impede the<br />

development of an efficient anti-tumor immune response. Thus, therapeutic monoclonal<br />

antibodies against CTLA-4 and PD-1 or PD-L1 displayed remarkable clinical activity<br />

such as complete sustained clinical remission even in patients bearing multiple metastases.<br />

Malignant melanoma, non-small cell lung cancer or Hodgkin’s lymphoma are<br />

examples of cancer entities with especially well clinical responses to immune checkpoint<br />

inhibitors. This fast-developing field is rapidly expanding the indications for<br />

immune checkpoint inhibitors and combinations with other therapeutic strategies like<br />

vessel-modulating agents or classical chemotherapy are in preclinical and clinical<br />

testing. In this article, the mechanistic principles of immune checkpoint inhibition and<br />

their clinical applications are illustrated.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 35


Perspektiven<br />

intendierten Chemotherapie-Schemata<br />

gibt, wird Nivolumab bei dieser Erkrankung<br />

dennoch selten eingesetzt. Nivolumab<br />

als Behandlung eines zweiten Rezidivs<br />

(nach autologer Stammzelltransplantation)<br />

und damit bei intensiv vorbehandelten<br />

Patienten, erreichte in der<br />

entsprechenden Phase II Studie (Check-<br />

Mate 205) eine Ansprechrate von 69 % mit<br />

einer medianen Zeit des Ansprechens von<br />

über 16 Monaten und einem 2-Jahresüberleben<br />

von 85 % der behandelten Patienten<br />

[44]. In der Erstlinien-Behandlung des<br />

fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinoms<br />

im Kopf-Hals-Bereich zeigte sich für<br />

Pembrolizumab gegenüber einer Standardbehandlung<br />

mit 5-FU / Cisplatin oder<br />

Carboplatin / Cetuximab ein signifikant<br />

verbessertes Gesamtüberleben (14.9 Monate<br />

vs. 10.7 Monate) für Patienten mit einem<br />

kombinierten PD-L1-Score von >20<br />

[45]. Für Platin-vorbehandelte Patienten<br />

mit rezidiviertem Plattenepithelkarzinom<br />

der Kopf-Halsregion zeigte sich sowohl für<br />

Nivolumab (CheckMate 141 Studie) als<br />

auch für Pembrolizumab (Keynote-040<br />

Studie) ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben<br />

7.7 Monaten vs. 5.1 Monate<br />

und 8.4 Monate vs. 6.9 Monate respektive<br />

gegenüber einer konventionellen Chemotherapie<br />

oder Cetuximab [46, 47]. Für metastasierte<br />

Plattenepithelkarzinome der<br />

Haut steht mit dem anti-PD-1 Antikörper<br />

Cemiplimab eine neue Therapiemöglichkeit<br />

mit hohen Ansprechraten (ca. 50 %)<br />

zur Verfügung [48]. Gute Erfolge werden<br />

für behandlungsnaive Patienten mit lokal<br />

fortgeschrittenem oder metastasierten<br />

Merkelzellkarzinom unter einer Behandlung<br />

mit dem anti-PD-1-Antikörper Pembrolizumab<br />

beobachtet: 56 % der Patienten<br />

zeigten ein Tumoransprechen und<br />

mehr als die Hälfte dieser Patienten hatten<br />

in der Folge Remissionen von mehr als<br />

12 Monaten (CITN-09 / KEYNOTE-017 Studie)<br />

[49]. Für Pa tientinnen mit einem metastasierten,<br />

triple-negativen Mammakarzinom,<br />

ist die Kombinationsbehandlung<br />

von Atezolizumab mit nab-Paclitaxel<br />

gegenüber einer alleinigen Therapie mit<br />

nab-Pacllitaxel hinsichtlich des progressionsfreien-<br />

und Gesamtüberleben überlegen<br />

(median 7.2 vs. 5.5 Monate und 21.3 vs.<br />

17.6 Monate respektive) (IMpassion 130<br />

Studie) [50].<br />

Ausblick<br />

Immuntherapien stellen ein sich rasant<br />

entwickelndes Feld in der Onkologie dar.<br />

Die Einführung der ersten ICI haben die<br />

therapeutischen Möglichkeiten für eine<br />

Vielzahl von Patienten erheblich verbessert.<br />

So werden für einen gewissen Anteil<br />

der behandelten Patienten Langzeitremissionen<br />

erzielt, die über Jahre hinweg anhaltend<br />

sein können: gepolte Analysen<br />

aus den ersten klinischen Studien zum<br />

metastasierten Melanom mit einem anti-PD-1<br />

Antikörper zeigen beispielsweise<br />

ein 5-Jahres Gesamtüberleben von über<br />

30 %. Doch sind diese Erfolge noch längst<br />

nicht für alle behandelten Patienten möglich.<br />

Der Fokus der aktuellen Forschung<br />

liegt daher verstärkt auf der Untersuchung<br />

möglicher Resistenz-Mechanismen unter<br />

einer Immuntherapie und Möglichkeiten<br />

diese zu überwinden, wie zum Beispiel<br />

Kombinations-Therapien unterschiedlicher<br />

ICI (anti-PD-1 / anti-LAG3, CA224 –<br />

047 Studie). Grosses Interesse liegt auch in<br />

der Identifikation prädiktiver Marker, die<br />

im Vorfeld einer Immuntherapie oder<br />

Kombinationsbehandlung diejenigen Patienten<br />

identifizieren helfen, welche am<br />

ehesten von einer solchen profitieren<br />

könnten. Der am häufigsten Untersuchte<br />

Marker ist die PD-L1 Expression auf Tumorzellen<br />

und / oder tumorinfiltrierenden<br />

Immunzellen, eine klare Trennung zwischen<br />

«Respondern» und «non-Respondern»<br />

lässt sich aber damit nicht erzielen.<br />

Eine Vielzahl neuer therapeutischer Konzepte<br />

werden aktuell in klinischen Studien<br />

untersucht um die Ansprechraten von<br />

ICI zu erhöhen: Ein vielversprechender<br />

Ansatz untersucht den zur systemisch<br />

wirkenden Immuntherapie additiven Effekt<br />

eine lokale Tumortherapie wie Radiotherapie<br />

oder intratumoralen Injektionen<br />

(z. B. mit onkolytischen Viren) [51, 52]. In<br />

weiteren Studien wird die Wirksamkeit einer<br />

Kombinations-Behandlung eines ICI<br />

mit einer konventionellen Chemo therapie<br />

getestet. Hintergrund hierfür bildet die<br />

Erkenntnis, dass insbesondere mit der<br />

DNA interagierende Chemotherapeutika<br />

zu einer vermehrten Bildung von Neo-Antigenen<br />

oder auch zur vermehrten Freisetzung<br />

bereits bestehender Neo-Antigene<br />

beitragen und in der Folge eine verbesserte<br />

/ erhöhte Immunogenität des Tumors<br />

erzielt werden könnte. Anti-angiogene<br />

Substanzen wie z. B. Bevacizumab können<br />

durch eine Normalisierung der oftmals<br />

chaotischen intratumoralen Blutgefässe<br />

das Einwandern von zytotoxischen anti-tumoralen<br />

T-Lymphozyten in den Tumor<br />

begünstigen und damit die Voraussetzungen<br />

für die Wirksamkeit der ICI<br />

geschaffen werden [53]. In der Weiterentwicklung<br />

der Immuntherapeutika als<br />

Kombinationspartner wird aber neben der<br />

Verbesserung der Wirksamkeit vor allem<br />

auch deren Nebenwirkungsprofil und dessen<br />

Management entscheidend sein für<br />

die Etablierung im klinischen Alltag. Insbesondere<br />

die autoimmun-vermittelten<br />

Phänomene (z. B. Arthritis, Kolitis oder<br />

Pneumonitis) der ICI, welche insgesamt<br />

selten vorkommen, können zum Teil<br />

schwerwiegend die Lebensqualität der betroffenen<br />

Patienten einschränken und eine<br />

längerdauernde immunsuppressive<br />

Therapie notwendig machen [54].<br />

PD Dr. med. et Dr. phil. Julian Schardt<br />

Universitätsklinik für Medizinische Onkologie<br />

Inselspital<br />

Freiburgstrasse<br />

3010 Bern<br />

julian.schardt@insel.ch<br />

36<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Literatur<br />

1. Hanahan D, Weinberg RA.<br />

Hallmarks of cancer: the next<br />

generation. Cell. 2011; 144: 646 – 74.<br />

2. Wei SC, Duffy CR, Allison<br />

JP. Fundamental Mechanisms of<br />

Immune Checkpoint Blockade<br />

Therapy. Cancer Discov. 2018; 8:<br />

1069 – 86.<br />

3. June CH, Riddell SR,<br />

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therapy: a race to the finish line.<br />

Sci Transl Med. 2015; 7: 280ps7.<br />

4. van der Burg SH, Arens R,<br />

Ossendorp F, van Hall T, Melief CJ.<br />

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overcoming the challenges posed<br />

by immune evasion. Nat Rev<br />

Cancer. 2016; 16: 219 – 33.<br />

5. Chen DS, Mellman I.<br />

Elements of cancer immunity and<br />

the cancer-immune set point.<br />

Nature. 2017; 541: 321 – 30.<br />

6. Rizvi NA, Hellmann MD,<br />

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Mutational landscape<br />

determines sensitivity to PD-1<br />

blockade in non-small cell lung<br />

cancer. Science. 2015; 348: 124 – 8.<br />

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Instability as a Biomarker for PD-1<br />

Blockade. Clin Cancer Res. 2016;<br />

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9. Diaz LA, Jr., Le DT. PD-1<br />

Blockade in Tumors with<br />

Mismatch-Repair Deficiency. The<br />

New England journal of medicine.<br />

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10. Le DT, Uram JN, Wang H,<br />

et al. PD-1 Blockade in Tumors<br />

with Mismatch-Repair Deficiency.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2015; 372: 2509 – 20.<br />

11. Cesano A, Warren S.<br />

Bringing the next Generation of<br />

Immuno-Oncology Biomarkers to<br />

the Clinic. Biomedicines. 2018; 6.<br />

12. Tian L, Goldstein A, Wang<br />

H, et al. Mutual regulation of<br />

tumour vessel normalization and<br />

immunostimulatory reprogramming.<br />

Nature. 2017; 544: 250 – 4.<br />

13. Ramagopal UA, Liu W,<br />

Garrett-Thomson SC, et al.<br />

Structural basis for cancer<br />

immunotherapy by the first-inclass<br />

checkpoint inhibitor<br />

ipilimumab. Proc Natl Acad Sci<br />

USA. 2017; 114: E4223 – E32.<br />

14. Agata Y, Kawasaki A,<br />

Nishimura H, et al. Expression of<br />

the PD-1 antigen on the surface of<br />

stimulated mouse T and B<br />

lymphocytes. Int Immunol. 1996;<br />

8: 765 – 72.<br />

15. Yokosuka T, Takamatsu M,<br />

Kobayashi-Imanishi W, et al.<br />

Programmed cell death 1 forms<br />

negative costimulatory microclusters<br />

that directly inhibit T cell<br />

receptor signaling by re cruiting<br />

phosphatase SHP2. J Exp Med.<br />

2012; 209: 1201 – 17.<br />

16. Hodi FS, O›Day SJ,<br />

McDermott DF, et al. Improved<br />

survival with ipilimumab in<br />

patients with metastatic melanoma.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2010; 363: 711 – 23.<br />

17. Schadendorf D, Hodi FS,<br />

Robert C, et al. Pooled Analysis of<br />

Long-Term Survival Data From<br />

Phase II and Phase III Trials of<br />

Ipilimumab in Unresectable or<br />

Metastatic Melanoma. Journal of<br />

clinical oncology : official journal<br />

of the American Society of Clinical<br />

Oncology. 2015; 33: 1889 – 94.<br />

18. Bernard-Tessier A, Baldini<br />

C, Martin P, et al. Outcomes of<br />

long-term responders to anti-programmed<br />

death 1 and antiprogrammed<br />

death ligand 1 when<br />

being rechallenged with the same<br />

anti-programmed death 1 and<br />

anti-programmed death ligand 1 at<br />

progression. European journal of<br />

cancer. 2018; 101: 160 – 4.<br />

19. Larkin J, Chiarion-Sileni V,<br />

Gonzalez R, et al. Combined<br />

Nivolumab and Ipilimumab or<br />

Monotherapy in Untreated<br />

Melanoma. The New England<br />

journal of medicine. 2015; 373:<br />

23 – 34.<br />

20. Robert C, Schachter J,<br />

Long GV, et al. Pembrolizumab<br />

versus Ipilimumab in Advanced<br />

Melanoma. The New England<br />

journal of medicine. 2015; 372:<br />

2521 – 32.<br />

21. Hodi FS, Chiarion-Sileni V,<br />

Gonzalez R, et al. Nivolumab plus<br />

ipilimumab or nivolumab alone<br />

versus ipilimumab alone in<br />

advanced melanoma (CheckMate<br />

067): 4-year outcomes of a<br />

multicentre, randomised, phase 3<br />

trial. The Lancet Oncology. 2018;<br />

19: 1480 – 92.<br />

22. Tawbi HA, Forsyth PA,<br />

Algazi A, et al. Combined<br />

Nivolumab and Ipilimumab in<br />

Melanoma Metastatic to the Brain.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2018; 379: 722 – 30.<br />

23. Eggermont AMM, Blank<br />

CU, Mandala M, et al. Adjuvant<br />

Pembrolizumab versus Placebo in<br />

Resected Stage III Melanoma. The<br />

New England journal of medicine.<br />

2018; 378: 1789 – 801.<br />

24. Weber J, Mandala M, Del<br />

Vecchio M, et al. Adjuvant<br />

Nivolumab versus Ipilimumab in<br />

Resected Stage III or IV Melanoma.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2017; 377: 1824 – 35.<br />

25. Gandhi L, Rodriguez-Abreu<br />

D, Gadgeel S, et al.<br />

Pembrolizumab plus Chemotherapy<br />

in Metastatic Non-Small-Cell<br />

Lung Cancer. The New England<br />

journal of medicine. 2018; 378:<br />

2078 – 92.<br />

26. Paz-Ares L, Luft A, Vicente<br />

D, et al. Pembrolizumab plus<br />

Chemotherapy for Squamous<br />

Non-Small-Cell Lung Cancer. The<br />

New England journal of medicine.<br />

2018; 379: 2040 – 51.<br />

27. Reck M, Rodriguez-Abreu<br />

D, Robinson AG, et al. Updated<br />

Analysis of KEYNOTE-024:<br />

Pembrolizumab Versus Platinum-Based<br />

Chemotherapy for<br />

Advanced Non-Small-Cell Lung<br />

Cancer With PD-L1 Tumor<br />

Proportion Score of 50 % or<br />

Greater. Journal of clinical<br />

oncology : official journal of the<br />

American Society of Clinical<br />

Oncology. 2019: JCO1800149.<br />

28. Antonia SJ, Villegas A,<br />

Daniel D, et al. Durvalumab after<br />

Chemoradiotherapy in Stage III<br />

Non-Small-Cell Lung Cancer. The<br />

New England journal of medicine.<br />

2017; 377: 1919 – 29.<br />

29. Horn L, Mansfield AS,<br />

Szczesna A, et al. First-Line<br />

Atezolizumab plus Chemotherapy<br />

in Extensive-Stage Small-Cell Lung<br />

Cancer. The New England journal<br />

of medicine. 2018; 379: 2220 – 9.<br />

30. Ko JJ, Xie W, Kroeger N, et<br />

al. The International Metastatic<br />

Renal Cell Carcinoma Database<br />

Consortium model as a prognostic<br />

tool in patients with metastatic<br />

renal cell carcinoma previously<br />

treated with first-line targeted<br />

therapy: a popula tion-based study.<br />

The Lancet Oncology. 2015; 16:<br />

293 – 300.<br />

31. Motzer RJ, Tannir NM,<br />

McDermott DF, et al. Nivolumab<br />

plus Ipilimumab versus Sunitinib<br />

in Advanced Renal-Cell Carcinoma.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2018; 378: 1277 – 90.<br />

32. Motzer RJ, Penkov K,<br />

Haanen J, et al. Avelumab plus<br />

Axitinib versus Sunitinib for<br />

Advanced Renal-Cell Carcinoma.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2019.<br />

33. Rini BI, Plimack ER, Stus<br />

V, et al. Pembrolizumab plus<br />

Axitinib versus Sunitinib for<br />

Advanced Renal-Cell Carcinoma.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2019.<br />

34. Bellmunt J, de Wit R,<br />

Vaughn DJ, et al. Pembrolizumab<br />

as Second-Line Therapy for<br />

Advanced Urothelial Carcinoma.<br />

The New England journal of<br />

medicine. 2017; 376: 1015 – 26.<br />

35. Powles T, Duran I, van der<br />

Heijden MS, et al. Atezolizumab<br />

versus chemotherapy in patients<br />

with platinum-treated locally<br />

advanced or metastatic urothelial<br />

carcinoma (IMvigor211): a multicentre,<br />

open-label, phase 3<br />

randomised controlled trial.<br />

Lancet. 2018; 391: 748 – 57.<br />

36. Sharma P, Retz M,<br />

Siefker-Radtke A, et al. Nivolumab<br />

in metastatic urothelial carcinoma<br />

after platinum therapy (Check Mate<br />

275): a multicentre, single-arm,<br />

phase 2 trial. The Lancet Oncology.<br />

2017; 18: 312 – 22.<br />

37. Kang YK, Boku N, Satoh T,<br />

et al. Nivolumab in patients with<br />

advanced gastric or gastro-oesophageal<br />

junction cancer refractory to,<br />

or intolerant of, at least two<br />

previous chemotherapy regimens<br />

(ONO-4538 – 12, ATTRACTION-2): a<br />

randomised, double-blind,<br />

placebo-controlled, phase 3 trial.<br />

Lancet. 2017; 390: 2461 – 71.<br />

38. T. K. Pembrolizumab<br />

versus chemotherapy as second-line<br />

therapy for advanced<br />

esophageal cancer: Phase III<br />

KEYNOTE-181 study. J Clin Oncol<br />

37, 2019 (suppl 4; abstr 2).<br />

39. Overman MJ, Lonardi S,<br />

Wong KYM, et al. Durable Clinical<br />

Benefit With Nivolumab Plus<br />

Ipilimumab in DNA Mismatch<br />

Repair-Deficient / Microsatellite<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 37


Perspektiven<br />

Literatur (Fortsetzung)<br />

Instability-High Metastatic<br />

Colorectal Cancer. Journal of<br />

clinical oncology : official journal<br />

of the American Society of Clinical<br />

Oncology. 2018; 36: 773 – 9.<br />

40. Overman MJ, McDermott<br />

R, Leach JL, et al. Nivolumab in<br />

pa tients with metastatic DNA<br />

mismatch repair-deficient or<br />

microsatellite instability-high<br />

colorectal cancer (CheckMate 142):<br />

an open-label, multicentre, phase 2<br />

study. The Lancet Oncology. 2017;<br />

18: 1182 – 91.<br />

41. El-Khoueiry AB, Sangro B,<br />

Yau T, et al. Nivolumab in patients<br />

with advanced hepatocellular<br />

carcinoma (CheckMate 040): an<br />

open-label, non-comparative,<br />

phase 1 / 2 dose escalation and<br />

expansion trial. Lancet. 2017; 389:<br />

2492 – 502.<br />

42. Zhu AX, Finn RS, Edeline<br />

J, et al. Pembrolizumab in patients<br />

with advanced hepatocellular<br />

carcinoma previously treated with<br />

sorafenib (KEYNOTE-224): a<br />

non-randomised, open-label phase<br />

2 trial. The Lancet Oncology. 2018;<br />

19: 940 – 52.<br />

43. Roemer MG, Advani RH,<br />

Ligon AH, et al. PD-L1 and PD-L2<br />

Genetic Alterations Define<br />

Classical Hodgkin Lymphoma and<br />

Predict Outcome. Journal of<br />

clinical oncology: official journal of<br />

the American Society of Clinical<br />

Oncology. 2016; 34: 2690 – 7.<br />

44. Armand P, Engert A,<br />

Younes A, et al. Nivolumab for<br />

Relapsed / Refractory Classic Hodgkin<br />

Lymphoma After Failure of<br />

Autologous Hematopoietic Cell<br />

Transplantation: Extended<br />

Follow-Up of the Multicohort<br />

Single-Arm Phase II CheckMate<br />

205 Trial. Journal of clinical<br />

oncology : official journal of the<br />

American Society of Clinical<br />

Oncology. 2018; 36: 1428 – 39.<br />

45. Burtness Bea. Abstract<br />

LBA8_PR ‘First-line pembrolizumab<br />

for recurrent / metastatic<br />

head and neck squamous cell<br />

carcinoma (R / M HNSCC): interim<br />

results from the phase 3 KEY-<br />

NOTE-048 study‘ Annals of<br />

Oncology. 8 October 2018; 29<br />

Supplement ESMO 2018 Munich.<br />

46. Cohen EEW, Soulieres D,<br />

Le Tourneau C, et al. Pembrolizumab<br />

versus methotrexate,<br />

docetaxel, or cetuximab for<br />

recurrent or metastatic head-andneck<br />

squamous cell carcinoma<br />

(KEYNOTE-040): a randomised,<br />

open-label, phase 3 study. Lancet.<br />

2019; 393: 156 – 67.<br />

47. Ferris RL, Blumenschein<br />

G, Jr., Fayette J, et al. Nivolumab vs<br />

investigator›s choice in recurrent<br />

or metastatic squamous cell<br />

carcinoma of the head and neck:<br />

2-year long-term survival update of<br />

CheckMate 141 with analyses by<br />

tumor PD-L1 expression. Oral<br />

Oncol. 2018; 81: 45 – 51.<br />

48. Migden MR, Rischin D,<br />

Schmults CD, et al. PD-1 Blockade<br />

with Cemiplimab in Advanced<br />

Cutaneous Squamous-Cell<br />

Carcinoma. The New England<br />

journal of medicine. 2018; 379:<br />

341 – 51.<br />

49. Nghiem P, Bhatia S,<br />

Lipson EJ, et al. Durable Tumor<br />

Regression and Overall Survival in<br />

Patients With Advanced Merkel<br />

Cell Carcinoma Receiving<br />

Pembrolizumab as First-Line<br />

Therapy. Journal of clinical<br />

oncology: official journal of the<br />

American Society of Clinical<br />

Oncology. 2019: JCO1801896.<br />

50. Schmid P, Adams S, Rugo<br />

HS, et al. Atezolizumab and<br />

Nab-Paclitaxel in Advanced<br />

Triple-Negative Breast Cancer. The<br />

New England journal of medicine.<br />

2018; 379: 2108 – 21.<br />

51. Long Georgina V. RDea.<br />

Efficacy analysis of MSTER-<br />

KEY-265 phase 1b study of<br />

talimogen laherparepvec (T-VEC)<br />

and pembrolizumab for unresec t-<br />

able stage IIIB-IV melanoma.<br />

Journal of Clinical Oncology.<br />

2016;34(15_suppl):9568.<br />

52. Wang Y, Deng W, Li N, et<br />

al. Combining Immunotherapy<br />

and Radiotherapy for Cancer<br />

Treatment: Current Challenges and<br />

Future Directions. Frontiers in<br />

pharmacology. 2018; 9:185.<br />

53. Motzer Robert J. PPea.<br />

IMmotion151: A Randomized Phase<br />

III Study of Atezolizumab Plus<br />

Bevacizumab vs Sunitinib in<br />

Un treated Metastatic Renal Cell<br />

Carcinoma (mRCC). Journal of<br />

Clinical Oncology. 2018; 36<br />

(6_suppl): 578.<br />

54. Haanen J, Carbonnel F,<br />

Robert C, et al. Management of<br />

toxicities from immunotherapy:<br />

ESMO Clinical Practice Guidelines<br />

for diagnosis, treatment and<br />

follow-up. Annals of oncology:<br />

official journal of the European<br />

Society for Medical Oncology. 2018;<br />

29 (Supplement_4): iv264 – iv6.<br />

38<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Bild: zvg<br />

Der besondere Patient<br />

Anatomische<br />

Überraschung<br />

Die «Helle» fiel durch ihren<br />

ataktischen Gang auf. Linke<br />

wie rechte Hintergliedmasse<br />

schienen im weiten Bogen<br />

nach aussen geführt zu werden und<br />

gleichzeitig waren die Bewegungen<br />

disruptiv. Nun ist der Bewegungsablauf<br />

beim gehenden Strauss auch normalerweise<br />

wenig elegant und geschmeidig –<br />

zumindest im Auge des Unbedarften.<br />

Zu dieser Gruppe Mensch gehörte die<br />

erfahrene Tierpflegerin Blacky aber nicht.<br />

Sie meldete klar und eindeutig, dass ihr<br />

Vogel krank sei, eigenartig laufe und viel<br />

liege.<br />

Zu den obligaten Fertigkeiten eines<br />

Zootierarztes gehört es, die Persönlichkeit<br />

des meldenden Tierpflegers und die<br />

reale Dringlichkeit eines Falles einzuordnen.<br />

Bei Blacky war dies einfach: Dringlichkeit<br />

gegeben. Ebenso verlässlich war<br />

ihre Fähigkeit, einen anspruchsvollen<br />

Patienten «vorzuführen». Nachdem wir<br />

die Box betreten hatten, sprang die<br />

Straussendame auf, beäugte uns von<br />

oben herab und trippelte nervös umher.<br />

Zumeist reicht dieses Signal eines<br />

Straussenvogels, um selbst einem Löwen<br />

begreiflich zu machen, dass er verschwinden<br />

möge, so er nicht einen gespaltenen<br />

Schädel riskieren möchte. «Immer hinter<br />

dem Tier bleiben, Strausse treten nur<br />

nach vorne.» Diese Anweisung ging an<br />

mich, gleichzeitig glitt die Tierpflegerin<br />

hinter den Vogel und trieb ihn langsam<br />

vor sich her.<br />

Die oben beschriebene Symptomatik<br />

war klar, die Diagnose weniger. Also war,<br />

wie so oft in der Wildtiermedizin, eine<br />

Vollnarkose zur Untersuchung erforderlich.<br />

Nach manuell applizierter Ketaminprämedikation<br />

erfolgte die Isofluran-Narkose<br />

via Maske. Palpation, wie auch<br />

Röntgenuntersuchung bestätigten eine<br />

der möglichen Differentialdiagnosen:<br />

Dystocia.<br />

Die chirurgische Entwicklung eines<br />

Eies in Fällen von Legenot bei Vögeln<br />

hatte ich schon sehr oft durchgeführt.<br />

Was ich aber unterschätzt hatte, war die<br />

Entfernung von dem recht kleinen<br />

OP-Zugangsfeld bis zum Ei im Oviduct<br />

bei einem Strauss in Rückenlage.<br />

Die Aufnahme zeigt den OP-Situs im<br />

Stall. Bei 11 Uhr die Narkoseärztin und<br />

der Infusionsständer. Bei 7 Uhr die Seile<br />

zur Fixierung der gefährlichen Gliedmassen<br />

und zwischen 5 und 11 Uhr die<br />

ventrale Rumpfwand des Patienten, mit<br />

Die Leidens- und Heilungsfähigkeit der Wildtiere ist schier unglaublich.<br />

einem sterilen Tuch abgedeckt. Unschwer<br />

erkennbar ist mein linker Arm, der bis<br />

zum Ellbogengelenk, und im Laufe der<br />

Eientwicklung noch weiter in der Leibeshöhle<br />

versunken ist. Die Exploration<br />

erwies sich als anspruchsvoll. Nach einer<br />

gefühlten Ewigkeit von mehreren<br />

Minuten übergab ich der Tierpflegerin<br />

schliesslich das doch entwickelte 1,2 kg<br />

schwere Ei.<br />

Die metaphylaktische Antibiose<br />

erfolgte i.m. Der Verschluss des Oviductes<br />

war mit einstülpender fortlaufender<br />

Naht zufriedenstellend, während die<br />

Rumpfwand in drei Schichten mit<br />

Einzel-U-Heften genäht werden musste.<br />

Bereits 10 Minuten nachdem wir Instrumente<br />

und Materialien aus dem Stall<br />

entfernt hatten, war die «Helle» wieder<br />

auf den Beinen und widmete sich ausgiebig<br />

dem Futtertrog. Eine Nachbehandlung<br />

war nicht erforderlich.<br />

Prof. Dr. med. vet. Bernd Schildger,<br />

Direktor Tierpark Dählhölzli Bern<br />

Die Fallberichte stammen aus Bernd Schildgers<br />

Zeit als Tierarzt im Zoo Frankfurt.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 39


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1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Bitte lesen Sie das<br />

Kleingedruckte<br />

Anhand des Lebensphasenmodells von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

zeigen wir im Laufe des Jahres <strong>2020</strong> auf, welche Themen bei welchem<br />

Karriereabschnitt besonders beachtet werden sollten.<br />

Unsere Serie «Das Kleingedruckte» ist für all jene gedacht, die<br />

schnell das Wichtigste wissen wollen.<br />

Christoph Bohn, freier Mitarbeiter MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Man benötigt kein Mikroskop, um das Kleingedruckte zu lesen, bei grossen Veränderungen droht es dennoch<br />

unterzugehen.<br />

Bild: Adobe<br />

Wer sich nach der Matur<br />

entscheidet, Medizin zu<br />

studieren, weiss: Das Studium<br />

wird mich voll beanspruchen.<br />

Und nach dem Staatsexamen<br />

folgen Jahre der Weiterbildung, bis<br />

man den Facharzttitel und damit die Erlaubnis<br />

hat, selbständig zu praktizieren.<br />

Ein langer Weg also, der in verschiedene<br />

berufliche Phasen unterteilt ist. In der<br />

Regel verändern sich in dieser Zeit<br />

gleichzeitig auch die privaten Lebensumstände.<br />

Grundsätzlich steht bei allen Ärztinnen<br />

und Ärzten der Mensch im Mittel-<br />

punkt. Man investiert praktisch seine ganze<br />

Arbeitsenergie und nicht selten auch<br />

viel Substanz seiner eigenen Persönlichkeit<br />

in die Gesundheit und das Wohlergehen<br />

seiner Patientinnen und Patienten.<br />

Was aber gilt es in den verschiedenen<br />

Lebensphasen bei allem Engagement für<br />

sich selber zu beachten? Was ist wichtig?<br />

Woran muss man denken? Was darf man<br />

nicht vergessen? Was steht sozusagen im<br />

Kleingedruckten?<br />

Genau diesen Fragen gehen wir dieses<br />

Jahr in einer 6-teiligen Artikelserie nach.<br />

Dabei werden folgende Lebensphasen im<br />

Fokus stehen:<br />

Thema<br />

Ausgabe<br />

Studium 02/<strong>2020</strong><br />

Assistenz 03/<strong>2020</strong><br />

Ausland/Unterbruch 04/<strong>2020</strong><br />

Oberarzt 05/<strong>2020</strong><br />

Familiengründung/<br />

Wohneigentum<br />

06/<strong>2020</strong><br />

Selbständigkeit 01/2021<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 41


Unser Beratungspartnernetz<br />

für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge<br />

Schweizweit in Ihrer Nähe<br />

BERATUNGSSTELLEN für Versicherungs-, Vorsorge- und Finanzberatung<br />

Allcons AG 4153 Reinach Assidu 2363 Montfaucon, 2800 Delémont, 1205 Genève, 6903 Lugano BTAG Versicherungsbroker<br />

AG 3084 Wabern UFS Insurance Broker AG 8810 Horgen VM-F Frank insurance brokers GmbH<br />

9300 Wittenbach Vorsorge Wirz 4058 Basel<br />

TREUHANDPARTNER für Finanzbuchhaltung, Steueroptimierung, Wirtschaftsberatung<br />

B+A Treuhand AG 6330 Cham Brügger Treuhand AG 3097 Liebefeld/Bern contrust finance ag 6004 Luzern<br />

GMTC Treuhand & Consulting AG 9014 St. Gallen Kontomed Treuhand AG 8807 Freienbach LLK Treuhand AG<br />

4052 Basel Mehr-Treuhand AG 8034 Zürich Quadis Treuhand AG 3952 Susten Sprunger Partner AG 3006 Bern<br />

W&P AG Treuhand Steuern Wirtschaftsprüfung 7001 Chur<br />

Alle Beratungspartner finden Sie auch online oder rufen Sie uns an.<br />

Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

www.mediservice-vsao.ch


MEDISERVICE<br />

Persönliches Interview zu<br />

jeder Lebensphase<br />

Mit dieser Serie möchte MEDISERVICE<br />

mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen<br />

all jene unterstützen, die an der<br />

Schwelle zu einer neuen Lebensphase stehen.<br />

Einen Medizinstudenten beschäftigen<br />

andere Punkte als eine Oberärztin. Ein<br />

Auslandaufenthalt wirft andere Fragen<br />

auf als die Planung einer Selbständigkeit.<br />

Und wer eine Familie gründen möchte,<br />

hat nochmals ganz andere Themen im Auge.<br />

Am meisten lernt man von den Erfahrungen<br />

anderer. Deshalb führen wir zusätzlich<br />

in jedem Artikel in dieser Serie ein<br />

Interview mit einer Person, die sich in der<br />

jeweiligen Lebensphase befindet und somit<br />

von den charakteristischen Themen<br />

und Fragen betroffen ist.<br />

Unabhängig davon, welchen Schritt<br />

man plant, sicher ist, dass man mit ziemlich<br />

viel Bürokratie konfrontiert wird. Das<br />

«Kleingedruckte» ist dabei oft sekundär.<br />

Fragen wie «Wann brauche ich welche<br />

Versicherung?» oder «Was geschieht mit<br />

der AHV, wenn ich im Ausland bin?» stossen<br />

in der Regel bei den meisten auf<br />

wenig Interesse. Aber dennoch können<br />

sie je nach Lebensphase und Lebenssituation<br />

ein enorm wichtiges Thema sein oder<br />

werden.<br />

Natürlich können wir mit einem Artikel<br />

keine Lebensphase lückenlos abhandeln.<br />

Aber wir werden die wichtigsten<br />

Punkte thematisieren. Eventuell tauchen<br />

bei Ihnen nach dem Lesen konkrete Fragen<br />

zu Ihrer individuellen Situation auf.<br />

Genau dafür sind wir auch <strong>2020</strong> für alle<br />

Umfassendes Dienstleistungsangebot<br />

unsere Mitglieder da: Nehmen Sie mit uns<br />

Kontakt auf, und legen Sie unseren Spezialistinnen<br />

und Spezialisten Ihre spezifischen<br />

Fragen vor:<br />

Telefon: 031 350 44 22<br />

E-Mail: info@mediservice-vsao.ch<br />

Wir freuen uns schon heute auf Ihre Fragen<br />

und Feedbacks.<br />

Obschon MEDISERVICE <strong>VSAO</strong> seinen Schwerpunkt auf Versicherungsleistungen legt,<br />

begleitet er Medizinerinnen und Mediziner mit zahlreichen weiteren Dienstleistungen<br />

durch die verschiedenen Lebensphasen.<br />

– Wir empfehlen zum Beispiel via medisem.ch ausgewählte professionelle Seminare zu<br />

praktisch allen relevanten Themen.<br />

– Via jobmed.ch vermitteln wir Stellen für Mediziner, die im ambulanten oder stationären<br />

Bereich eine neue Herausforderung suchen.<br />

– Auch zu Auslandaufenthalten gibt es bei uns praktische, hilfreiche Tipps.<br />

– Wenn es um die Praxis geht, wartet bei uns ein Ordner mit elf Kapiteln zu betrieblichen<br />

und administrativen Themen (z.B. Einrichtung, Bewilligungen, Versicherungen,<br />

Personalwesen etc.) auf Sie.<br />

– Und last, but not least arbeiten wir auch mit renommierten Beratungsstellen und<br />

Treuhandpartnern zusammen, wenn Sie professionelle Unterstützung bei Finanz-,<br />

Vorsorge- und Steuerthemen wünschen.<br />

Anzeige<br />

Zusatzversicherungen künden?<br />

Erste Hilfe<br />

für Menschen mit<br />

letzter Hoffnung<br />

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PK 12-100-2<br />

Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung/Spital<br />

halbprivat bzw. privat) und mit einem Wechsel liebäugeln, müssen<br />

Sie die Kündigungsfristen beachten. Im Gegensatz zur Grundversicherung gelten<br />

andere, längere Fristen. In der Regel betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.<br />

Zunehmend werden jedoch längere Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart. Daher<br />

sollte man rechtzeitig eine Überprüfung seiner Zusatzversicherung vornehmen. Eine<br />

Kündigung ist unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit möglich.<br />

Im Gegensatz zur Grundversicherung sind die Leistungen in der Zusatzversicherung<br />

von Krankenkasse zu Krankenkasse verschieden. In der Zusatzversicherung können die<br />

Krankenkassen die Prämie risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter und Geschlecht,<br />

gestalten. Entsprechend dürfen Vorbehalte angebracht werden oder es kann eine Ablehnung<br />

erfolgen. Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende Zusatzversicherung<br />

künden, ohne dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen Versicherers vorliegt.<br />

Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer zusammen und können Ihnen dank<br />

unsern Kollektivverträgen vorteilhafte Angebote unterbreiten.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC, Tel. 031 350 44 22,<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 43


MEDISERVICE<br />

Briefkasten<br />

Frostige Rückkehr<br />

aus den Ferien<br />

Als wir aus den Skiferien<br />

zurückkamen, stellten wir<br />

fest, dass die Heizung in<br />

unserem Einfamilienhaus<br />

ausgefallen und zwei Radiatoren<br />

geborsten waren. Eine schwarze Brühe<br />

beschädigte den Parkettboden. Wer<br />

bezahlt den Schaden?<br />

Zuständig ist Ihre Gebäude-Wasserversicherung.<br />

Diese wird in der Regel<br />

zusätzlich zu einer Gebäude-Feuer-/<br />

Elementarversicherung, die in den<br />

meisten Kantonen obligatorisch ist,<br />

abgeschlossen. Versichert sind nicht nur<br />

die Schäden, die das auslaufende Heizungswasser<br />

verursacht, sondern auch<br />

die Kosten für das Auftauen und Reparieren<br />

von eingefrorenen oder durch Frost<br />

beschädigten Wasserleitungen und daran<br />

angeschlossenen Apparaten. Selbst<br />

ausserhalb des Gebäudes im Boden<br />

verlegte Wasserleitungen sind mitversichert,<br />

soweit sie dem versicherten<br />

Gebäude dienen.<br />

Frostschäden verhindern, sonst droht<br />

Leistungskürzung<br />

Frostschäden könnten aber oft verhindert<br />

werden. Der Versicherer verlangt deshalb,<br />

dass der Versicherungsnehmer Massnahmen<br />

zum Schutze leerstehender Gebäude<br />

trifft: Wenn ein Gebäude auch nur<br />

vorübergehend unbewohnt ist, müssen<br />

die Wasserleitungen und die daran<br />

angeschlossenen Apparate entleert<br />

werden, es sei denn, die Heizungsanlage<br />

werde unter angemessener Kontrolle in<br />

Betrieb gehalten. «Angemessen» richtet<br />

sich hier nach den konkreten Umständen<br />

und den örtlichen Gegebenheiten. Es<br />

kommt also beispielsweise darauf an, ob<br />

das Haus im Flachland – mit kürzeren<br />

Frostperioden und nicht so tiefen<br />

Temperaturen – oder in den Bergen steht.<br />

Je nach Bauart (Isolationswert) und<br />

Einstellung der Heizung («Frostsicher»<br />

statt Wohntemperatur) sind Kontrollen<br />

mit kürzeren Intervallen nötig. Einfach<br />

und wirkungsvoll ist in jedem Fall das<br />

Schliessen des Haupthahns bei der<br />

Wasserzuleitung im Keller. Werden die<br />

vertraglichen Auflagen des Versicherers<br />

(Sorgfaltspflichten) nicht eingehalten<br />

und entsteht deshalb ein Wasserschaden,<br />

so ist der Versicherer berechtigt, eine<br />

entsprechende Leistungskürzung<br />

vorzunehmen. Diese kann sehr empfindlich<br />

ausfallen, und in extremen Fällen ist<br />

sogar eine Ablehnung des Schadens<br />

möglich.<br />

Peter Scheidegger,<br />

Vertriebskoordinator<br />

und Versicherungsexperte<br />

MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC (unter<br />

Berücksichtigung der<br />

Angaben des SVS)<br />

44<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Wenn Liebe<br />

teuer wird<br />

Der Wunsch nach Liebe und Partnerschaft wohnt allen Menschen<br />

inne. Und seit jeher versuchen Betrüger damit Geld zu machen. Während<br />

Heiratsschwindler früher die einschlägigen Kontaktanzeigen<br />

in den Zeitungen nutzten, sind sie heute auf den entsprechenden<br />

Dating-Plattformen anzutreffen.<br />

Cyril Senn, Jurist für Straf- und Verkehrsrecht AXA-ARAG<br />

Auf Parship, Darling und anderen<br />

Dating-Plattformen tummeln<br />

sich nicht nur Singles<br />

auf der Suche nach dem Liebesglück.<br />

Sondern auch fiese Betrügerinnen<br />

und Betrüger, die nur eins wollen: ihren<br />

Opfern so viel Geld wie möglich aus<br />

der Tasche ziehen.<br />

Wie funktioniert Love Scamming?<br />

Die Masche der Love Scammer ist perfide:<br />

Sie flirten mit ihren Opfern, überschütten<br />

sie mit Komplimenten und gaukeln Verliebtheit<br />

vor – bis diese Gefühle für sie entwickeln.<br />

Ist die emotionale Bindung stark<br />

genug, bitten die Täterinnen und Täter<br />

um grössere Geldsummen: Sei es um eine<br />

kranke Tante medizinisch behandeln zu<br />

lassen oder um die teure Reise in die<br />

Schweiz zu bezahlen. Die mitleiderregenden<br />

Erklärungen variieren, das Ziel ist immer<br />

dasselbe.<br />

Meist geben sich die Love- oder Romance<br />

Scammer als Personen mit beruflich<br />

hohem sozialem Ansehen aus: als Architekt,<br />

Ärztin oder Geschäftsführer. Doch<br />

die Profilbilder der betrügerischen Accounts<br />

sind in der Regel gefälscht oder gestohlen.<br />

Sobald das Opfer den geforderten Betrag<br />

überwiesen hat, wird der Kontakt häufig<br />

rapide abgebrochen. Sogenannte «money<br />

mules» transferieren das Geld auf ein<br />

Drittkonto, heben es ab und schicken es in<br />

einem Couvert ins Ausland. Diese «Geldesel»<br />

erschweren die Ermittlung der Täterschaft<br />

für die Strafverfolgungsbehörden<br />

massiv. Umso wichtiger ist es daher, sofort<br />

Strafanzeige bei der Polizei zu erstatten.<br />

Was tun, wenn jemand<br />

um Geld bittet?<br />

Stellt man im Verlauf von Chats fest, dass<br />

das Gegenüber Geldforderungen stellt:<br />

Niemals zahlen und den fraglichen Account<br />

sofort melden und blockieren. Ausserdem<br />

sollte man niemals sensible Daten<br />

wie Wohnadresse, Passwort oder gar Kreditkartennummern<br />

auf Online-Plattformen<br />

bekanntgeben. Falls andere Chatteilnehmer<br />

nach solchen Daten fragen, sollte<br />

man den Kontakt sofort abbrechen. Als<br />

Faustregel gilt: Nie Geld an Personen<br />

überweisen, die man im realen Leben<br />

noch nie gesehen hat und persönlich nicht<br />

gut kennt. Zudem sollte man sich vergewissern,<br />

dass der Account der Bekanntschaft<br />

echt ist und es sich nicht um ein<br />

Fake-Profil handelt.<br />

Was kann man als Opfer von<br />

Love Scamming tun?<br />

Als Opfer von Love Scamming sollte man<br />

unbedingt seine Bank kontaktieren, um<br />

weitere Abbuchungen verhindern oder<br />

veranlasste Zahlungen widerrufen zu können.<br />

Möglicherweise muss man auch seine<br />

Kreditkarte sperren lassen.<br />

Soll man Love Scammer anzeigen?<br />

Eine Anzeige bei der Polizei ist ratsam,<br />

auch wenn die Liebesbetrüger vielfach im<br />

Ausland sitzen und schwierig auszumachen<br />

sind. Eine Anzeige kann zudem helfen,<br />

wenn das Bankinstitut strafrechtliche<br />

Schritte gegen das Opfer von Love Scamming<br />

einleiten möchte. Zum Beispiel im<br />

Zusammenhang mit dem Vorwurf der<br />

Geldwäscherei. Viele betroffene Personen<br />

von Love Scamming zögern aus Scham<br />

mit dem Gang zur Polizei, weshalb es eine<br />

grosse Dunkelziffer bei den Opferzahlen<br />

gibt. Eine Anzeige erleichtert jedoch der<br />

Polizei das Ermittlungsverfahren und<br />

schützt womöglich andere potenzielle Opfer<br />

davor, in dieselbe betrügerische Falle<br />

zu tappen.<br />

Wie erkennt man Love Scammer?<br />

• Bittet um Geld – sehr oft um eine Überweisung<br />

per Western Union<br />

• Will den Kontakt ausserhalb der Dating-Plattform<br />

fortsetzen<br />

• Beschreibt mitleiderregende Schicksale<br />

wie Diebstahl im Hotel, eine Krankheit,<br />

fehlendes Geld für einen Flug bzw. für<br />

ein Visum<br />

• Schreibt in Englisch, in einem seltsamen<br />

Sprachmix oder die deutschen Texte sind<br />

voller Fehler<br />

• Nachrichten gehen nicht auf das Profil<br />

des Chatpartners ein und sind sehr allgemein<br />

verfasst<br />

AXA-ARAG<br />

bietet MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitgliedern<br />

eine Rechtsschutzversicherung<br />

zu vorteilhaften Konditionen an.<br />

Haben Sie noch weitere Fragen? Wenden<br />

Sie sich an Ihren Ansprechpartner<br />

bei MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

unter Telefon 031 350 44 22 oder per<br />

E-Mail info@mediservice-vsao.ch.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 45


MEDISERVICE<br />

Verstehen, was<br />

man einkauft<br />

Durchschnittlich 30 000 verschiedene Lebensmittel stehen in<br />

den Regalen eines Schweizer Supermarktes, versehen mit einer Vielzahl<br />

von Hinweisen. Doch was bedeutet das Kleingedruckte?<br />

Marlène Gautschi, dipl. Ernährungsberaterin FH<br />

Interessierte Konsumenten möchten<br />

beim Kauf im Supermarkt wissen:<br />

Was steckt in dem Produkt<br />

drin? Woher kommt es? Wie viel<br />

Zucker enthält es? Ist Weizen enthalten?<br />

Seit 1. Mai 2017 gilt das neue schweizerische<br />

Lebensmittelrecht. Die neuen Deklarationsvorschriften<br />

betreffend Nährwert,<br />

Allergene und Herkunft von Zutaten wurden<br />

den gesetzlichen Bestimmungen der<br />

EU angepasst.<br />

Nährwertkennzeichnung<br />

Nährwerte werden pro 100 g (oder 100 ml),<br />

manchmal auch pro Portion, in Tabellenform<br />

angegeben. Bei der Portion kann man<br />

sehen, welcher Anteil des täglichen Bedarfs<br />

einer durchschnittlichen erwachsenen<br />

Person durch eine Portion gedeckt wird.<br />

Diese sechs Nährwerte müssen auf dem<br />

Etikett stehen:<br />

– Energie: Kilojoule (kJ) / Kilokalorie (kcal)<br />

– Fett, davon gesättigten Fettsäuren<br />

– Kohlenhydrate, davon Zucker<br />

– Ballaststoffe (Nahrungsfasern)<br />

– Eiweiss<br />

– Salz<br />

Siehe untenstehende Tabelle.<br />

Gut zu wissen:<br />

– «davon gesättigte Fettsäuren»: Diese<br />

Fettsäuren sind im Gegensatz zu den ungesättigten<br />

Fettsäuren nicht lebensnotwendig<br />

und gesundheitlich weniger<br />

wertvoll. Der Richtwert für die Tageszufuhr<br />

liegt bei 20 g.<br />

– Unter «davon Zucker» fällt jeweils nicht<br />

nur der zugesetzte Kristallzucker, sondern<br />

alle in einem Produkt enthaltenen<br />

Einfach- und Zweifachzucker, also weisser<br />

Zucker, Traubenzucker, Fruchtzucker<br />

oder Milchzucker (Lactose). Bei Joghurt<br />

nature handelt es sich zum Beispiel<br />

bei dem Zuckergehalt von 5 g / 100 g<br />

nicht um Kristallzucker, sondern um die<br />

natürlicherweise enthaltene Lactose<br />

(Milchzucker) aus der Milch.<br />

Zutatenliste<br />

Auf jedem vorverpackten Lebensmittel<br />

müssen sämtliche Zutaten und Zusatzstoffe<br />

in mengenmässig absteigender Reihenfolge<br />

angegeben werden. Hier ein Beispiel<br />

für Heidelbeer-Joghurt:<br />

Joghurt (Milch, Milchproteine), Zucker<br />

9%, Heidelbeere 8%, modifizierte<br />

Wachsmaisstärke, Aroma, färbendes Karottensaftkonzentrat,<br />

Zitronensaftkonzentrat<br />

Gut zu wissen:<br />

– Deklarationspflichtige Allergene oder<br />

aus solchen gewonnene Zutaten müssen<br />

immer im Zutatenverzeichnis deutlich<br />

gekennzeichnet werden, zum Beispiel<br />

unterstrichen oder fett gedruckt.<br />

– Die Zutatenliste eines Produktes gibt<br />

Auskunft darüber, welche Zusatzstoffe<br />

enthalten sind. Die Zusatzstoffe können<br />

mit ihrer E-Nummer (Beispiel: E322)<br />

oder mit ihrer Einzelbezeichnung (Beispiel:<br />

Lecithin) aufgeführt werden. Entsprechend<br />

ihrer Wirkung werden sie in<br />

der Regel einer Gattung zugeordnet (Beispiel:<br />

«Emulgator E322»).<br />

– Achtung: Zucker hat viele Namen! Er<br />

versteckt sich auch in: Glukose, Glukosesirup,<br />

Saccharose, Laktose, Dextrose,<br />

Maltose, Fructose, Galactose, Raffinose,<br />

Bild: CONCORDIA, Kundenmagazin CARE, Ausgabe September 2019<br />

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MEDISERVICE<br />

Invertzucker, Kandiszucker, Karamell,<br />

Traubenzucker und vielen mehr.<br />

Allergenkennzeichnung<br />

Folgende 14 Stoffe oder Erzeugnisse, die<br />

Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen<br />

können, sind deklarationspflichtig:<br />

1. Glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen,<br />

Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut)<br />

2. Krebstiere<br />

3. Eier<br />

4. Fische<br />

5. Erdnüsse<br />

6. Sojabohnen<br />

7. Milch (einschliesslich Laktose)<br />

8. Hartschalenobst (Nüsse): Mandeln,<br />

Haselnüsse, Baumnüsse, Cashewnüsse,<br />

Pecannüsse, Paranüsse, Pistazien,<br />

Macadamianüsse<br />

9. Sellerie<br />

10. Senf<br />

11. Sesamsamen<br />

12. Schwefeldioxid und Sulfite (ab 10 mg<br />

pro kg oder l)<br />

13. Lupinen<br />

14. Weichtiere (Beispiel: Schnecken)<br />

Haltbarkeit<br />

Da Lebensmittel unterschiedlich schnell<br />

verderben, unterscheidet man bei der Deklaration<br />

zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

und Verbrauchsdatum.<br />

Gut zu wissen:<br />

– Haltbare Lebensmittel tragen ein Mindesthaltbarkeitsdatum:<br />

«Mindestens<br />

haltbar bis …». Dies bedeutet, dass der<br />

Hersteller bis zu dieser Frist die beste<br />

Qualität garantiert. Die meisten Produkte<br />

sind nach diesem Datum noch nicht<br />

verdorben. Für Milchprodukte und Eier<br />

sind es Tage. Für Mehl, Kaffee, Nudeln<br />

und Reis Monate. Unsere Sinne entscheiden,<br />

ob wir diese Lebensmittel<br />

noch essen können.<br />

– Leicht verderbliche Lebensmittel tragen<br />

ein Verbrauchsdatum: «Verbrauchen bis<br />

…» Verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch,<br />

Fisch oder Produkte mit rohen<br />

Eiern sollte man nach dem Verbrauchsdatum<br />

auf jeden Fall entsorgen.<br />

Concordia<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und<br />

Concordia arbeiten seit vielen Jahren<br />

erfolgreich zusammen. Ihr Mehrwert<br />

als Mitglied bei MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC: vorteilhafte Konditionen<br />

beim Abschluss einer Versicherung<br />

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<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 47


MEDISERVICE<br />

Bis zur Schlüsselübergabe<br />

sind in der Regel einige<br />

Hürden zu nehmen.<br />

Aber der Weg in die<br />

Selbständigkeit lohnt sich.<br />

Praxiseröffnung<br />

oder<br />

Praxisübernahme?<br />

Der Schritt in die Selbständigkeit ist eine der wichtigsten Entscheidungen<br />

in der ärztlichen Laufbahn. Damit verbunden sind mehr Verantwortung<br />

und Risiko, aber auch mehr Chancen und Unabhängigkeit. Es lohnt sich!<br />

Martin Bürgisser, Stefan Aregger, B + A Treuhand AG<br />

Bild: © Shutterstock<br />

48<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Jede Gründung eines Unternehmens<br />

ist mit finanziellen Risiken<br />

verbunden. Die Frage, ob<br />

die Übernahme eines bestehenden<br />

Unternehmens günstiger als eine<br />

Neugründung ist, kann nicht allgemeingültig<br />

beantwortet werden. Entscheidend<br />

bei der Praxiseröffnung ist die richtige<br />

Einschätzung des Marktes (gegenwärtiges<br />

und zukünftiges Patientenpotential, Mitbewerber<br />

etc.).<br />

Investitionen<br />

Bei der Neueröffnung einer Arztpraxis fallen<br />

in der Regel die gesamten Kosten für<br />

Praxisbau und Arzteinrichtung gleich zu<br />

Beginn der Praxistätigkeit an (evtl. zeitlich<br />

gestaffelte Einrichtung der Einrichtungen/Geräte).<br />

Da in der Regel kein Patientenstamm<br />

erworben wird, entfällt eine<br />

Zahlung für den Goodwill.<br />

Bei einer Praxisübernahme fällt zunächst<br />

der Kaufpreis der bestehenden Praxis<br />

an. Man trifft oft renovationsbedürftige<br />

Räumlichkeiten und alte Einrichtungen<br />

an, welche entsprechend günstig erworben<br />

werden können. Dafür wird für<br />

den bestehenden Patientenstamm ein<br />

Goodwill verlangt. Weitere Vorteile einer<br />

Praxisübernahme gegenüber der Neueröffnung<br />

sind nebst der Übernahme des<br />

bestehenden Patientenstammes eine kürzere<br />

Planungszeit, ein eingespieltes Team,<br />

die bereits existierende Organisation und<br />

die vorhandenen Arbeitsabläufe.<br />

In tendenziell gut versorgten Gebieten<br />

und Standorten, wo der Markt nicht<br />

klar abschätzbar ist, ist einer Praxisübernahme<br />

der Vorzug zu geben. Der Vorteil<br />

eines bestehenden Patientenstammes verringert<br />

das Risiko einer langen Anlaufzeit.<br />

In unterversorgten Gebieten, wo der Bedarf<br />

nach einer zusätzlichen Arztpraxis<br />

klar gegeben ist, ist der Vorteil eines bestehenden<br />

Patientenstammes weniger wichtig<br />

und der Goodwill wird entsprechend<br />

tiefer bewertet.<br />

Weitere wichtige Aspekte<br />

Mit der Übernahme einer Praxis werden in<br />

der Regel auch das bestehende Personal<br />

(zwingend nach Art. 333 OR) sowie die bestehende<br />

Praxisorganisation und die eingespielten<br />

Arbeitsabläufe übernommen.<br />

Mit dem Kauf der Praxis geht das Eigentum<br />

des gesamten Inventars der Arztpraxis<br />

an den Erwerber über. Damit es<br />

nach der Vertragsunterzeichnung nicht<br />

zu Missverständnissen kommt, sollte dem<br />

Kaufvertrag eine separate Inventarliste<br />

angehängt sein. Dies kann durch die Beilage<br />

der Praxisschätzung im Anhang erfolgen.<br />

Die Übernahme der Praxis wird den<br />

Patienten meist mit einem gemeinsamen<br />

Schreiben des Käufers und des Verkäufers<br />

kundgetan. Vertraglich wird auch geregelt,<br />

dass der Verkäufer seine Zustimmung<br />

zur Übergabe der Praxistelefonnummer,<br />

der Website oder auch von Praxislogos an<br />

den Erwerber gibt.<br />

Praxisübernahmen verlaufen erfahrungsgemäss<br />

harmonischer, wenn der<br />

Verkäufer sich per Übergabedatum aus<br />

dem Betrieb zurückzieht und allenfalls für<br />

eine kurze Zeit noch auf Abruf zur Verfügung<br />

steht. Übergabeszenarien mit noch<br />

jahrelanger Zusammenarbeit sind häufig<br />

konfliktbeladen, denn Arbeits- und Führungsstil<br />

von zwei Ärzten sind selten kompatibel.<br />

Ablauf Kaufprozess<br />

Die Kaufabwicklung einer bestehenden<br />

Praxis verläuft meist in folgenden Schritten:<br />

Arzt A interessiert sich für die Praxis<br />

B. Zur Beurteilung der Werthaltigkeit werden<br />

folgende Unterlagen einverlangt:<br />

– aktuelle Praxisschätzung<br />

– Kopie des aktuellen Mietvertrags<br />

– Aufstellung mit Angaben zum Personal<br />

(Funktion/Pensum/Salär)<br />

– Pläne der Räumlichkeiten<br />

– Umsatzstatistiken der letzten 3–5 Jahre<br />

(wer macht welchen Umsatz)<br />

– evtl. die letzten 3–5 Jahresabschlüsse<br />

– Vorstellung vom Verkaufspreis<br />

Arzt A überprüft diese Unterlagen mit einem<br />

branchenkundigen Treuhänder und<br />

erhält so Hinweise auf allfällige heikle<br />

Punkte, welche auf dem Verhandlungsweg<br />

reduziert/eliminiert werden sollen.<br />

Sobald die Finanzierung und der neue<br />

Mietvertrag unter Dach und Fach sind,<br />

kann auch der Kaufvertrag über den Praxiskauf<br />

unterzeichnet werden. Die Übernahme<br />

von Nutzen und Gefahr stellt den<br />

Startpunkt der Praxistätigkeit des Erwerbers<br />

dar.<br />

Es ist wichtig sicherzustellen, dass der<br />

Übergeber nach der Übergabe der Praxis<br />

nicht wieder als Arzt im gleichen Ort/der<br />

gleichen Region zu arbeiten beginnt. Andernfalls<br />

kann die Patientenkartei erheblich<br />

an Wert einbüssen. Dies wird durch<br />

sogenannte «Konkurrenzklauseln» im<br />

Vertrag erreicht.<br />

Immer öfters werden auch Arztpraxen<br />

zu zweit gegründet oder übernommen.<br />

Hier ist es von Vorteil, sobald wie möglich<br />

mit der Erarbeitung der Eckpfeiler eines<br />

Partnerschaftsvertrages zu beginnen. Dabei<br />

sind u.a. die Kostenaufteilung sowie<br />

Austritts-/Auflösungsklauseln sehr wichtig.<br />

Durch den Partnerschaftsvertrag können<br />

einige wichtige Grundlagen für die<br />

Zusammenarbeit und die Praxisgemeinschaft<br />

gelegt werden.<br />

Es lohnt sich, die rechtlichen Aspekte<br />

durch einen spezialisierten Anwalt/Treuhänder<br />

prüfen zu lassen.<br />

Diese Ausführungen basieren auf unseren<br />

langjährigen Erfahrungen bei einer<br />

grossen Zahl von Startup-Betreuungen<br />

von Ärzten in der Schweiz.<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die<br />

männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger<br />

beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider<br />

Geschlechter.<br />

Gerne unterstützen wir Sie beim<br />

Übernahmeprozess Ihrer eigenen<br />

Arztpraxis.<br />

Martin Bürgisser + Stefan Aregger<br />

Dipl. Treuhandexperten / Partner<br />

B+A Treuhand AG, Zugerstrasse 51,<br />

6330 Cham<br />

Tel 041 784 10 10, Fax 041 784 10 29<br />

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contact@ba-treuhand.ch<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 1/20 49


Logo_Q-Publikation_D_2018_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />

Impressum<br />

Kontaktadressen der Sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 1 • 39. Jahrgang • <strong>Februar</strong> <strong>2020</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold,<br />

Kerstin Jost, Léo Pavlopoulos, Lukas Staub,<br />

Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäfts ausschuss vsao<br />

Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig<br />

(Vize präsidentin), Angelo Barrile (Vizepräsident),<br />

Nora Bienz, Christoph Bosshard<br />

(Gast), Marius Grädel, Dina-Maria Jakob,<br />

Helen Manser, Gert Printzen, Patrizia Rölli,<br />

Miodrag Savic (Gast), Jana Siroka, Robin<br />

Walter (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR<br />

ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />

info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />

marie.maulini@h-ju.ch<br />

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier,<br />

Jurist, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Titelillustration<br />

Till Lauer<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />

Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 150 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2019: 21 902 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />

inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2020</strong> erscheint im April <strong>2020</strong>.<br />

Thema: Bedrohung<br />

© <strong>2020</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

VD<br />

VS<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />

Geschäftsführerin, Rämistrasse 46, 8001 Zürich, Tel. 044 941 46 78,<br />

susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

Publikation2019<br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

50<br />

1/20 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


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