VSAO JOURNAL Nr. 1 - Februar 2020

Politik
Löhne
statt Lehrbuben
2020 feiert der vsao sein 75-jähriges Bestehen. Das «Journal» blättert
ab dieser Nummer in den Verbandsannalen und verknüpft Historisches
mit Aktuellem. Zum Auftakt: die Gründung und die Lohnfrage.
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer vsao
In der Gründungszeit war der damalige VSA am Bollwerk 15 in Bern zu finden – gegenüber dem Bahnhof und
nur fünf Häuser weiter als heute.
Muss man Assistenzärztinnen
und -ärzte für ihre Arbeit
bezahlen? Worüber
heute niemand ernstlich
diskutieren würde, hat man Ende des
Zweiten Weltkriegs in der Schweiz erbittert
gefochten und gestritten. Denn damals
herrschte grosser Mangel an anerkannten
Assistentenstellen, was die Kliniken
durch billigere ärztliche Volontäre
kompensierten. Wobei «billiger» die Realität
unzureichend beschreibt: Ein Gehalt
war auch so nicht sicher, und Fälle, in denen
die brotlosen jungen Ärzte sogar ihre
Verpflegung am Arbeitsplatz selber berappen
mussten, blieben keine Seltenheit.
Dies brachte den Stein ins Rollen bzw.
liess die Geburtsstunde des VSA schlagen
– noch ohne O, also Oberärzte. Aus Sicht
einer Handvoll initiativer Assistenzärzte
konnte und durfte es nicht länger sein,
dass dem medizinischen Nachwuchs ein
Gotteslohn zum Überleben reichen sollte.
Stattdessen wollte man, dass die «Lehrbuben»
– so Hans-Rudolf Christen, Fürsprecher
und erster Zentralsekretär des Verbands
– als notwendige Glieder des Spitalbetriebs
anerkannt wurden.
Der richtige Mann hiess Egger
Politische Vorstösse für konkrete Verbesserungen
waren 1943/44 im bernischen
Kantonsparlament im Sand verlaufen. Die
erste VSA-Sektion entstand daher Anfang
1945 in der Bundesstadt. Wenige Monate
später entwickelte sich daraus ein zehnköpfiger
nationaler Vorstand mit drei Vertretern
aus Bern, je zwei aus Basel, Lausanne
und Zürich sowie einem aus Luzern.
Der frisch gegründete Verband erkannte,
dass es einerseits politisches Lobbying
und anderseits öffentlichen Druck brauchte,
um etwas zu bewirken. Beides verband
Bilder: Marcel Marti
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