VSAO JOURNAL Nr. 1 - Februar 2020

Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
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Regression
zur Mitte
Wenn ein Laborresultat bei
einem Patienten unerwartet
hoch oder tief ist,
sind wir geneigt, die
Messung zu wiederholen. Oft ist das
Ergebnis des zweiten Tests dem Normalbereich
näher. Dieses Phänomen weniger
extremer Werte in Folgemessungen wird
Regression zum Mittelwert genannt. Sie
entsteht aus rein statistischen Gründen
und nicht, weil sich der Gesundheitszustand
des Patienten gebessert hat.
Die Regression zum Mittelwert entsteht
aufgrund der zufälligen Variabilität der
Messungen, etwa durch intraindividuelle
Schwankungen oder Messungenauigkeiten.
Die Testresultate streuen um
einen unbekannten Populationsmittelwert.
Einige der Patienten, die wir zur
wiederholten Messung auswählen, hatten
zum Zeitpunkt der ersten Messung ihren
hohen Wert nur infolge Zufallsschwankung.
In der Nachmessung haben diese
Menschen oft niedrigere Werte als
während des ersten Screenings.
Die Regression zur Mitte ist auch
dafür verantwortlich, dass sehr grosse
Eltern im Allgemeinen Kinder mit einer
im Vergleich zu ihnen geringeren Körpergrösse
haben (die aber immer noch
grösser als der Durchschnitt sind),
während die Kinder von sehr kleinen
Eltern in der Regel zwar grösser als die
Eltern sind, aber immer noch kleiner als
der Durchschnitt.
Die Regression zur Mitte liefert also
die empirische Grundlage für die Praxis,
bei abnormalen Resultaten die Laboruntersuchungen
zu wiederholen und das
zweite Resultat für das korrekte zu halten.
Je extremer aber der Wert des ersten
Tests war, umso kleiner ist die Wahrscheinlichkeit
eines Resultates im
Normbereich bei der Wiederholung.
Lukas Staub,
klinischer Epidemiologe,
Redaktionsmitglied
des
VSAO-Journals
VSAO /ASMAC Journal 1/20 13