UmweltJournal Ausgabe 2018-01
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U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T<br />
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SEIT 1994 | JÄNNER <strong>2<strong>01</strong>8</strong> – AUSGABE 1 | EINZELPREIS: EURO 4,50,-<br />
Jens Hildebrandt<br />
Das Perlflussdelta steht tatsächlich zu<br />
Unrecht häufig im Schatten von Peking<br />
und Shanghai. Seite 4<br />
AUS DEM INHALT<br />
Die Sammlung von Abfällen<br />
mit Unterflurcontainern<br />
stellt bereits einen<br />
ausgeprägten Trend dar,<br />
der in vielen Städten umgesetzt<br />
wird. Nun beginnt<br />
auch Salzburg als erste<br />
heimische Gemeinde ein größeres Unterflursystem zu<br />
errichten – im Sommer hat man dazu ein Fahrzeug<br />
des Unterflurspezialisten Villiger erworben. Seite 10<br />
Thomas Strobel<br />
P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN<br />
Wer „4.0“ kommunal gestalten will, muss<br />
in vorhandenen Siedlungsräumen neuen<br />
Nutzen schaffen. Seite 8<br />
Thema dieser <strong>Ausgabe</strong>: Kommune 4.0<br />
Rudolf Kanzian<br />
Unternehmen können erneuerbare Strom- oder<br />
Wärmeerzeugung als Energieeffizienzmaßnahme<br />
geltend machen. Seite 16<br />
Foto: colourbox<br />
Dass Hanf hierzulande noch vor einem Jahrhundert<br />
eine der wichtigsten Kulturpflanzen war, wissen<br />
heute nur mehr wenige. Ein Produkt, das nun bereits<br />
in Serie gefertigt wird, ist die Hanffaser-Dämmplatte<br />
von Capatect. Ihre Eigenschaften hinsichtlich Energieeinsparung<br />
und Wohngefühl sind beachtlich – bei<br />
Schallschutz und Widerstandsfähigkeit aber ist sie<br />
sogar unschlagbar. ab Seite 12<br />
STANDPUNKT<br />
Schaffen wir das 1,5 Grad Ziel?<br />
„Das digitale Abbild meiner Gemeinde“<br />
Nicht nur in der Industrie ist der Begriff der Digitalisierung in aller Munde, auch in den Gemeinden ist er längst<br />
angekommen. Doch was die „Kommune 4.0“ tatsächlich zu leisten im Stande ist, erahnen noch immer nur Experten<br />
– und nun auch erste Pioniere. Die Gemeinde Bischofshofen im Salzburger Pongau beispielsweise zeigt anhand eines<br />
aktuellen Projektes vor, wie allumfassend der digitale Impact in einer öffentlichen Verwaltung aussehen kann.<br />
Die Wissenschaft hat für uns Folgendes berechnet: Wir dürfen<br />
die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde um<br />
maximal zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen<br />
Epoche ansteigen lassen, wenn wir eine Klimakatastrophe verhindern<br />
wollen. Da diese Aussage noch eine hohe Unsicherheit<br />
aufweist, empfiehlt die Wissenschaft, es besser bei 1,5 Grad bleiben<br />
zu lassen. Das kennen wir heute als „Ziel von Paris“ zur COP<br />
21 im Dezember 2<strong>01</strong>5. Wo stehen wir aktuell – bereits zwei Jahre<br />
(!) später?<br />
2<strong>01</strong>6 war laut C3S (Copernicus Climate Change Service) relativ<br />
zur Mitte des 19. Jahrhunderts das wärmste Jahr und damit noch<br />
wärmer als das Rekordjahr 2<strong>01</strong>5. Letztes Jahr erreichte die Fieberkurve<br />
bereits 1,3 Grad Celsius, womit der Abstand zum Ziel<br />
von 1,5 Grad Celsius dahinschmilzt. Im Februar 2<strong>01</strong>6 lagen die<br />
Temperaturen sogar schon auf den 1,5 Grad Celsius. Wenn Sie<br />
nun ein mulmiges Gefühl bekommen haben, dann geht es Ihnen<br />
so wie mir. Aber damit noch nicht genug…<br />
Der Bericht UNEP Emissions Gap Reports kommt zu dem<br />
Ergebnis, dass die derzeitigen Pariser Zusagen zur Emissionsreduktion<br />
nur in etwa ein Drittel der bis 2030 erforderlichen<br />
Emissionsreduktionen liefern würden. Wir unternehmen also<br />
ein extrem gefährliches Experiment mit unserer Kugel, auf der<br />
wir alle sitzen. Wir haben übrigens keine andere.<br />
Unser Verhalten muss sich ändern. Setzen Sie diese Fakten in<br />
Relation zu dem, was uns täglich daran hindert, unsere Existenzgrundlage<br />
zu retten:<br />
„Ich bin halt ein Fleischtiger.“<br />
„E-Autos sind teurer und die Reichweite ist für mich zu kurz.“<br />
„Fotovoltaik rechnet sich nicht.“<br />
„Im Sommer fliegen wir immer.“<br />
„Hausdämmung rechnet sich nicht.“<br />
Denken Sie darüber nach und dann fotografieren Sie diesen<br />
Kommentar und verschicken Sie das Bild an all Ihre WhatsApp<br />
und FB-Kontakte. Danke im Namen unserer aller Kugel!<br />
Patrick Wagenhofer<br />
pw@wagenhofer-ee.com<br />
Der Transfer von der<br />
analogen zur digitalen<br />
Verwaltung ist für viele<br />
Gemeinden bereits Realität geworden.<br />
Der Großteil aller Daten<br />
wird heute digital aufgenommen,<br />
bearbeitet und verwertet, etwa<br />
bei Strom- und Wassernetzen,<br />
Kabelinfrastruktur oder Straßenbeleuchtung<br />
und vielem mehr.<br />
Digitalisierung kann aber<br />
noch tiefer wirken und ganze Gemeinden<br />
bis in ihre innersten Abläufe<br />
umformen. Das zeigen nun<br />
auch erste Pionierprojekte, bei<br />
denen sich erahnen lässt, wohin<br />
der digitale Weg für Kommunen<br />
führen kann.<br />
„Wir digitalisieren einen<br />
kompletten Straßenzug“<br />
So zum Beispiel in der Gemeinde<br />
Bischofshofen im Salzburger<br />
Land. Hier stellt derzeit Claus<br />
Salzmann, Geschäftsführer von<br />
ETS – Elektrotechnik, gemeinsam<br />
mit dem zuständigen Bauamtsleiter<br />
Heinz Neumayer ein<br />
kommunales Digitalisierungsprojekt<br />
auf die Beine, das seinesgleichen<br />
sucht – betitelt mit<br />
dem Terminus: „Musterstraße“.<br />
„Wir digitalisieren dabei einen<br />
kompletten Straßenzug: Das<br />
heißt die gesamte Infrastruktur,<br />
alle Lichtpunkte, jeden Baum,<br />
Zebrastreifen, Verkehrszeichen<br />
und natürlich alle öffentliche<br />
Einrichtungen; alles, was in einer<br />
Gemeinde mit einem Bescheid<br />
behaftet ist“, schildert Salzmann.<br />
Heinz Neumayer nennt das<br />
Kind beim Namen: „Im Endeffekt<br />
geht es um nichts anderes<br />
als die Erschaffung der ‚Gemeinde<br />
4.0‘. Wir beginnen bei<br />
dieser Musterstraße mit der<br />
Hinterlegung sämtlicher Daten,<br />
wie Bauakte der jeweiligen<br />
Grundstücke, Erfassung der<br />
Beleuchtungspunkte, Verkehrszeichen,<br />
Straßenmarkierungen<br />
… Kurz gesagt: Ich erstelle ein<br />
digitales Abbild der Gemeinde“,<br />
schwärmt der Bauamtsleiter.<br />
Was aber bringt das nun<br />
konkret für die Gemeindearbeit?<br />
Heinz Neumayer erklärt das<br />
anhand eines Beispiels: „Nehmen<br />
wir ein Verkehrszeichen<br />
– in unserem neuen System<br />
kann ich nun digital sämtliche<br />
objektbezogenen relevanten<br />
Daten hinterlegen beziehungsweise<br />
verknüpfen: Die Beratung<br />
des Verkehrsausschusses, den<br />
Amtsbericht, den Beschluss der<br />
Gemeindevertretung, kundgemachte<br />
Verordnungen, einen<br />
Vermerk der Aufstellung und die<br />
regelmäßige Prüfung der Standsicherheit<br />
oder der Befestigung<br />
des Verkehrszeichens - und ich<br />
kann dies alles in einem virtuellen<br />
Stadtplan visualisieren.“<br />
Kommunales<br />
Infrastrukturmanagement<br />
wird digital<br />
Dasselbe sei auch mit jedem<br />
anderen Objekt möglich. Der gesamte<br />
Zyklus könne nachverfolgt<br />
werden und es besteht durch<br />
die Abbildung der regelmäßigen<br />
Begehung oder Wartung auch<br />
Rechtssicherheit für die Gemeinde.<br />
„Insbesondere bringt<br />
dies eine spürbare Erleichterung<br />
im Alltag“, sagt Neumayer. Viele<br />
Gemeinden seien sich dabei<br />
noch gar nicht bewusst darüber,<br />
wie tief Digitalisierung in ihre<br />
öffentliche Verwaltungstätigkeit<br />
einwirken könnte. Die meisten<br />
würden darunter oft nicht mehr<br />
als das Einscannen und Ablegen<br />
von Dokumenten in virtuellen<br />
Ordnern verstehen. „Hier sind<br />
wir in der Stadtgemeinde Bischofshofen<br />
sicher den radikalsten<br />
Weg gegangen“, meint Neumayer<br />
„und zwar in dem Sinne,<br />
dass wir wirklich digitalisieren.<br />
Wir machen das umfassend und<br />
können damit alle einhergehenden<br />
Vorteile nutzen.“<br />
Im Bereich der Kommunen<br />
gibt es schon länger diverse<br />
Programme zur Administration<br />
des Bestandes, diese konnten<br />
zumeist aber nur einen Teilbereich<br />
des gesamten kommunalen<br />
Aufgabengebietes abbilden.<br />
Zum Teil werden auch einzelne<br />
Infrastrukturbereiche auf<br />
unterschiedlichen Programmen<br />
betrieben, was die Dinge oft unnötig<br />
kompliziert. Auch Claus<br />
Salzmann betont, dass viele Gemeinden<br />
digital schon gut aufgestellt<br />
seien, viele jedoch noch<br />
Probleme dabei hätten, das große<br />
Ganze zu sehen: „Wir haben<br />
in unserem Projekt nun wirklich<br />
alles in einem System verbunden,<br />
was nur digital erfasst<br />
werden kann“, so Salzmann. Die<br />
Idee der „Musterstraße“ könne<br />
man nun ohne Weiteres auch<br />
auf andere Gemeinden umlegen.<br />
Der erste und wichtigste Schritt<br />
sei jedoch ein gedanklicher, wie<br />
beide Experten betonen: „Im<br />
Sinne eines kommunalen Infrastrukturmanagements<br />
ist die<br />
‚Gemeinde 4.0‘ heute als Industrieanlage<br />
zu verstehen“, meint<br />
Heinz Neumayer. „Die Gebäude<br />
und Grundstücke sind die einzelnen<br />
Anlagenteile, die Straßen,<br />
Kanäle und Wasserleitungen<br />
sind die Leitungsstränge.“
2 INNOVATIONEN ...<br />
<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Umweltrelevante Aspekte beim Einsatz von …<br />
Elektroofenschlacken als Recyclingbaustoff<br />
Elektroofenschlacken (EOS) fallen unvermeidbar, aber auch gezielt bei der Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen an. Ihre<br />
Qualitätskontrolle erfolgt über die Bestimmung der Gesamtgehalte und Eluatkonzentrationen umweltrelevanter Spurenelemente. Eine<br />
zusätzliche Kontrolle der Umweltverträglichkeit von EOS kann über die Mineralogie erfolgen.<br />
Salzsole statt Streusalz<br />
Die Gemeinde Grödig bei Salzburg hat eine komplette<br />
Umstellung vom Streumittel Salz auf 100 Prozent<br />
Sole-Streuung im Winterdienst vollzogen. Die<br />
entsprechenden Räumfahrzeuge sind dabei anstatt<br />
eines rotierenden Tellers für Salzkörner mit Düsen<br />
für die Salz-Wasser-Lösung ausgestattet. Die Sole-<br />
Lösung soll 22 Prozent Salzanteil haben. Etwa die<br />
Hälfte an Salz lässt sich einsparen (ebenso Split);<br />
vor allem durch die Möglichkeit das Sole Gemisch<br />
punktgenau aufzubringen. Laut einem der Technologieanbieter<br />
(Eco Technologies) lassen sich sogar<br />
bis zu 75 Prozent der Kosten reduzieren. Auch<br />
die Stadt Salzburg hat bereits zwölf Salzstreufahrzeuge<br />
des Magistrats mit Soletanks ausgestattet.<br />
ecotech.at/<br />
Weltnaturerbe<br />
In St. Pölten fand am 14. November die Urkundenverleihung<br />
für das Wildnisgebiet Dürrenstein in<br />
Niederösterreich und den Nationalpark Kalkalpen<br />
in Oberösterreich unter dem Titel „Alte Buchenwälder<br />
und Buchenurwälder der Karpaten und anderer<br />
Regionen Europas“ als erstes österreichisches<br />
Unesco-Weltnaturerbe statt. Bundesminister Andrä<br />
Rupprechter überreichte die Auszeichnung an<br />
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (mit Stefan<br />
Pernkopf) und Oberösterreichs LH-Stellvertreter<br />
Michael Strugl. Laut Unesco ist ein „Weltnaturerbe“<br />
im Besitz der gesamten Weltbevölkerung.<br />
noel.gv.at<br />
Foto: NLK Pfeiffer Fotos: ecofighter<br />
Bei der Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen<br />
wird Eisenschrott als Inputmaterial<br />
verwendet und zusammen mit Zuschlagstoffen<br />
zu Rohstahl eingeschmolzen, der dann durch<br />
weitere Prozessschritte (Sekundärmetallurgie) zum<br />
gewünschten Stahlprodukt verarbeitet wird. Dabei<br />
werden gezielt Schlackenbildner eingesetzt um Begleitstoffe<br />
zu binden, die durch den eingesetzten<br />
Schrott mit aufgeschmolzen werden, aber die Qualität<br />
des Endprodukts Stahl negativ beeinflussen würden.<br />
Die so gebildete Schlacke ist wesentlich leichter<br />
als der Rohstahl, kann beim Abstich somit gut vom<br />
Rohstahl getrennt werden und erstarrt separat. Pro<br />
Tonne Rohstahl fallen 80 – 150 Kilogramm EOS an.<br />
Aufgrund der vorteilhaften mechanischen<br />
Eigenschaften von EOS kann diese vor allem im<br />
Straßenbau verwendet werden. Um einen unbedenklichen<br />
Einsatz von EOS als Recyclingbaustoff<br />
zu gewährleisten dürfen aber umweltbedenkliche<br />
Stoffe (zum Beispiel Schwermetalle wie Chrom,<br />
Molybdän und Vanadium) nicht aus der Schlacke<br />
gelöst werden. Die Grenzwerte für Gesamtgehalte<br />
und Eluatkonzentrationen umweltrelevanter Elemente<br />
sind in der Österreichischen Recycling-Baustoff-Verordnung<br />
festgelegt.<br />
MiLeSlag<br />
Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet haben jedoch<br />
gezeigt, dass die Auslaugbarkeit von Elementen<br />
aus Stahlwerksschlacken mit der Bindungsform<br />
zusammenhängt. Dies bedeutet, dass es trotz eines<br />
hohen Gesamtgehalts zu einer sehr geringen Auslaugbarkeit<br />
kommen kann. So wird zum Beispiel<br />
Chrom in seiner dreiwertigen (gesundheitlich unbedenklichen<br />
Form) hauptsächlich in stabilen Mineralphasen<br />
(Spinellen) gebunden, wodurch nur geringe<br />
Mengen auslaugen. Zusätzlich werden bereits<br />
viele Verfahren im Stahlwerksprozess eingesetzt,<br />
welche die Auslaugbarkeit umweltrelevanter Elemente<br />
gezielt verringern. Obwohl die angewandten<br />
Methoden in der Praxis oftmals funktionieren, sind<br />
die genauen Ursachen, vor allem die Zusammenhänge<br />
zwischen Mineralogie und Auslaugbarkeit,<br />
nur teilweise bekannt.<br />
Dieser Frage wird deshalb an der Montanuniversität<br />
Leoben gemeinsam mit dem FEhS<br />
(Institut für Baustoff-Forschung, D), der BAM<br />
(Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung,<br />
D), dem ECN (Energy Research Centre of<br />
the Netherlands), der Stahl- und Walzwerk Marienhütte<br />
GmbH (AUT), der Max Aicher Umwelt<br />
GmbH (D), der Porr AG (AUT) und der Scholz<br />
Austria GmbH im von der FFG geförderten Pro-<br />
Im Forschungsprojekt MiLeSlag soll ein tieferes Verständnis für die der Auslaugbarkeit zugrunde<br />
liegenden Mechanismen in EOS geschaffen werden.<br />
jekt MiLeSlag (Mineralogy and Leachability of<br />
Steel Slags) nachgegangen. Konkret befasst sich<br />
das Projekt mit den folgenden Fragen:<br />
- In welchen Mineralphasen liegen Cr, V,<br />
Mo und F nach dem Erstarren in EOS vor<br />
(primäre Mineralphasen)?<br />
- Wie ändern sich die Mineralphasen durch das<br />
Auslaugen? Lösen sich Mineralphasen auf<br />
und entstehen dadurch neue Mineralphasen<br />
(sekundäre Mineralphasen) die Cr, V, Mo und<br />
F wieder einbinden können?<br />
- Werden die Spurenelemente an der Oberfläche<br />
von Mineralphasen adsorbiert?<br />
- Wie und welche metallurgischen Parameter<br />
beeinflussen im Stahlwerksprozess die Bildung<br />
der Mineralphasen?<br />
Ziel: tieferes Verständnis für<br />
EOS-Auslaugbarkeit<br />
Diese Fragestellungen werden anhand von chemischen<br />
und mineralogischen Analysen sowie mittels<br />
Auslaugversuchen untersucht. Dabei werden nicht<br />
nur Methoden zur Bestimmung des Gesamtgehalts<br />
umweltrelevanter Elemente und der Gesamtmineralogie<br />
eingesetzt, sondern auch hochauflösende<br />
und oberflächensensitive Methoden, die<br />
die Untersuchung von einzelnen Mineralphasen<br />
vor und nach der Auslaugung ermöglichen. Das<br />
Auslaugverhalten wird bei natürlichem pH-Wert<br />
(die Schlacke ist nur mit destilliertem Wasser in<br />
Kontakt) und darüber hinaus über einen pH-Bereich<br />
von zwei bis 14 untersucht. Somit kann das<br />
Auslaugverhalten in der Umwelt auch bei einer<br />
etwaigen pH-Wert Änderung vorhergesagt werden.<br />
Eine weitere Neuerung ist die Kombination aus<br />
Experimenten und thermodynamischen Modellen,<br />
die einerseits die Auslaugbarkeit und andererseits<br />
die metallurgische Entstehung der Schlackenmineralogie<br />
beschreiben. Durch diese Vielfalt an angewandten<br />
Methoden werden somit Theorien für<br />
das komplexe System EOS-Umwelt entwickelt, die<br />
in einem letzten Schritt durch Schlackensynthesen<br />
überprüft werden.<br />
Dadurch soll ein tieferes Verständnis für die der Auslaugbarkeit<br />
zugrunde liegenden Mechanismen in EOS<br />
geschaffen werden, damit EOS besser als Recyclingbaustoff<br />
genutzt werden können. (Uni Leoben) <br />
Foto: Leoben<br />
Aktive Luftfilterung für Müllfahrzeuge<br />
Schimmelpilze, Viren und Feinstäube (Bioaerosole)<br />
sind seit Jahrzehnten als Gesundheitsgefährdung<br />
von Müllwerkern bei der Abfallsammlung in der<br />
Diskussion. Da der Arbeitsschutz, hier speziell der<br />
Atemschutz für die Müllwerker am Sammelfahrzeug<br />
von hoher Bedeutung ist, bietet Zöller-Kipper eine<br />
wirksame Lösung für das Problem an. Clean Option,<br />
so das System des Mainzer Herstellers, wird an Abfallsammelfahrzeugen<br />
vom Typ Hecklader eingebaut.<br />
Das System besteht aus Filterelementen für Grob- und<br />
Feinstaub sowie einem Aktivkohleelement zur Beseitigung<br />
von Gerüchen. Ein gängiger Radiallüfter erzeugt<br />
einen leichten Unterdruck am Heckteil beziehungsweise<br />
im Schüttungsbereich des Abfallsammelfahrzeuges,<br />
also direkt im Arbeitsbereich des Müllwerkers.<br />
Die abgesaugte Luft wird dabei über einen Zyklon-Filter<br />
zur Abscheidung des Grobstaubs und ein integriertes<br />
Filterelement (Feinstaubfilter, Aktivkohle) geführt.<br />
Die Zyklon-Filtereinheit verfügt über eine aktive Absaugung<br />
zur Erhöhung der Abscheiderate des Staubes,<br />
was die Filterstandzeit spürbar verlängert. Unterstützt<br />
wird der Absaugvorgang durch links und rechts im<br />
Heckteil integrierte Blasschienen, die eine Art Luftvorhang<br />
erzeugen (siehe Bild). Die hintere Umgebung<br />
wird auf diese Weise praktisch abgeschottet und die<br />
kontaminierte Luft kann zuverlässiger in das Heckteil<br />
des Sammelfahrzeuges abgesogen werden. Die Ausrichtung<br />
der Blasschienen ist für eine optimierte Einstellung<br />
justierbar ausgeführt. Ein Verwirbeln der kontaminierten<br />
Luft vom Heckteil in den Außenbereich<br />
wird so ebenfalls deutlich reduziert. Das bedeutet,<br />
dass die Luft am hinteren Bereich des Müllfahrzeuges<br />
sauberer ist, als die restliche Umgebungsluft.<br />
Foto: ZÖLLER-KIPPER<br />
Stadtgemeinde Traiskirchen:<br />
Sonnenstrom macht Abwasser sauber<br />
Traiskirchen setzt auf innovativen Umweltschutz<br />
und reinigt seine Abwässer mit Solarkraft. Damit<br />
liegt Traiskirchen bei allen NÖ Gemeinden an dritter<br />
Stelle in punkto Solarstrom. Die neue Photovoltaik-<br />
Anlage wird von Wien Energie betrieben. Die<br />
Bevölkerung kann sich beteiligen.<br />
Ein neues Solarkraftwerk in<br />
der Kläranlage Traiskirchen<br />
liefert Sonnenstrom<br />
für die Abwasserreinigung in der<br />
Stadtgemeinde. Die Photovoltaikanlage<br />
besteht aus 674 Modulen<br />
und hat eine Leistung von<br />
175 Kilowattpeak. Der Strom<br />
wird direkt vor Ort genutzt.<br />
Umgerechnet könnten damit<br />
rund 73 Haushalte ganzjährig<br />
elektrisch versorgt werden. Die<br />
mit grünem Strom betriebene<br />
Klärschlammbehandlung spart<br />
Traiskirchen 63 Tonnen CO 2<br />
im Jahr. Interessierte Bürger und<br />
Wien Energie-Kunden konnten<br />
sich an der Finanzierung des<br />
Projekts beteiligen.<br />
„Solarenergie nimmt in Traiskirchen<br />
einen immer wichtigeren<br />
Stellenwert ein“, sagt Traiskirchens<br />
Bürgermeister Andreas<br />
Babler. Traiskirchen liegt bei der<br />
Solarkraft an der dritten Stelle<br />
von den 573 NÖ-Gemeinden.<br />
„Gemeinsam mit unserem Partner<br />
Wien Energie haben wir mit<br />
der Photovoltaik-Anlage im Gewerbepark<br />
und der neuen Anlage<br />
in der Kläranlage bereits über<br />
drei Megawatt Solarleistung in<br />
unserer Stadt installiert. Das entspricht<br />
dem jährlichen Stromverbrauch<br />
von 1.230 Haushalten.<br />
Das Kraftwerk in der Kläranlage<br />
ist nun das jüngste Beispiel für<br />
unser Umweltengagement. Wir<br />
sind weiter auf dem Weg zu<br />
einer Grünen Stadt und laden<br />
unsere Bevölkerung ein, sich an<br />
diesem kommunalen Projekt<br />
zu beteiligen.“<br />
Wien Energie-Geschäftsführer<br />
Karl Gruber sieht den Gewerbepark<br />
und die Kläranlage<br />
als Vorzeigeprojekte dafür, wie<br />
Strom dort CO 2<br />
-frei erzeugt<br />
wird, wo er auch verbraucht<br />
wird: „Gerade die Abwasserreinigung<br />
benötigt viel Energie.<br />
Bei der Kläranlage nutzen wir<br />
nun die Energie der Sonne, um<br />
sauberen Strom zu erzeugen.<br />
Damit tragen wir auf umweltfreundliche<br />
Weise zur Reinigung<br />
der Abwässer von tausenden<br />
Haushalten bei.“
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> ... UND PERSPEKTIVEN<br />
3<br />
Theaterboden<br />
Vorhang auf<br />
Bretter, die die Welt bedeuten … Schwarzkiefern<br />
der Bundesforste lieferten die Bretter für den neuen<br />
Bühnenboden im Theater in der Josefstadt, einem der<br />
traditionsreichsten Theater Europas.<br />
Prominente Verwendung<br />
fanden 20 Schwarzkiefern<br />
(Pinus nigra), die die<br />
Österreichischen Bundesforste<br />
(ÖBf) in ihren Wäldern im Wienerwald<br />
südlich von Wien zu Jahresbeginn<br />
ernteten und das Holz<br />
für den neuen Bühnenboden<br />
des renommierten Theaters in<br />
der Josefstadt in Wien lieferten.<br />
Die Neuverlegung des Bühnenbodens<br />
auf einer Gesamtfläche<br />
von circa 170 Quadratmetern<br />
inklusive der Herstellung aller<br />
notwendigen Einbauten wie<br />
Drehscheibenausschnitt, zehn<br />
Versenkungsdeckel und 15 Versatzklappen<br />
für Licht und<br />
Tontechnik, erfolgte im Juli in<br />
vier Wochen geschäftiger Bauzeit<br />
hinter den Kulissen während<br />
der Sommerpause.<br />
Pünktlich Anfang September<br />
startete die „Josefstadt“ mit einer<br />
„doppelten“ Uraufführung fulminant<br />
in die neue Saison: Mit der<br />
Erstaufführung von „Der Engel mit<br />
der Posaune“ mit Maria Köstlinger,<br />
Michael Dangl und Alma Hasun in<br />
den Hauptrollen und der „Feuertaufe“<br />
des neuen Bühnenbodens,<br />
der eine im wörtlichen Sinne tragende<br />
Rolle am gelungenen Saisonauftakt<br />
übernommen hat.<br />
Harzanteil<br />
verhindert Knarren<br />
„Das Holz der Schwarzkiefer<br />
wird traditionell gerne für Theaterböden<br />
verwendet. Sein besonders<br />
hoher Harzanteil verhindert<br />
nämlich das unerwünschte<br />
Knarren der Holzdielen“, weiß<br />
Rudolf Freidhager, Vorstand der<br />
Bundesforste, die das Holz für<br />
den neuen Bühnenboden in der<br />
Josefstadt zur Verfügung stellten.<br />
„Alleine in dieser Saison<br />
stehen 333 Vorstellungen am<br />
Spielplan der „Josefstadt“, der<br />
Boden wird also sehr belastet<br />
und wenn er knarrte, wäre das<br />
schrecklich. Das Holz muss viel<br />
aushalten, aber dennoch elastisch<br />
genug sein für täglich neues Befestigen<br />
von Dekorationsteilen<br />
mittels Schrauben, Nägeln und<br />
sogenannten Bühnenbohrern“,<br />
ergänzt Josefstadtdirektor Kammerschauspieler<br />
Herbert Föttinger.<br />
„Außerdem darf so ein Bühnenboden<br />
weder glänzen noch<br />
spiegeln und muss den täglichen<br />
Auf- und Abbau der Bühnenbild-<br />
Dekoration und den Transport<br />
schwerer Teile mit Dekorationswägen<br />
problemlos schaffen.“<br />
Schwarzkiefer-Giganten aus<br />
dem Wienerwald<br />
Das Holz für den neuen Bühnenboden<br />
stammt aus der Region –<br />
aus dem Wienerwald, dem Bundesforste-Revier-Hinterbrühl<br />
bei Wien. Dort hatten sich Förster<br />
der Bundesforste bereits letzten<br />
Winter auf die Suche nach<br />
geeigneten Schwarzkiefern gemacht.<br />
„Für den Bühnenboden<br />
wurden schließlich 20 stattliche<br />
Schwarzkiefern mit einer Höhe<br />
von bis zu 30 Metern und einem<br />
Durchmesser von mehr als 60<br />
Zentimetern ausgewählt“, erklärt<br />
Rudolf Freidhager. „Die Bäume<br />
waren regelrechte Giganten und<br />
einige Exemplare bis zu 130 Jahre<br />
alt.“ Zum idealen Erntezeitpunkt<br />
– im Winter - wurden die<br />
Bäume noch geerntet. „Gerade<br />
in tiefen Lagen gilt der Winter als<br />
gute Zeit für die Holzernte. Die<br />
Bäume stehen in sogenannter<br />
Saftruhe, der gefrorene Boden ist<br />
gut befahrbar und im besten Fall<br />
schützt eine Schneedecke Jungbäume<br />
und Waldboden“, erklärt<br />
Rudolf Freidhager.<br />
Nach der Ernte wurde die<br />
gewaltigen Stämme in ein niederösterreichisches<br />
Sägewerk gebracht,<br />
wo sie eingeschnitten und<br />
zu Brettern verarbeitet wurden.<br />
Anschließend kamen die Bretter<br />
Drehscheibe des Bühnenbodens neu verlegt.<br />
noch für drei Wochen in die Trockenkammer,<br />
bevor sie für den<br />
Bühnenboden weiterverarbeitet<br />
werden konnten.<br />
Vielseitige Schwarzkiefer<br />
„Die Schwarzkiefer ist ein ganz<br />
besonderer Baum, der vorwiegend<br />
im Osten Österreichs<br />
vorkommt. Früher wurde die<br />
Schwarzkiefer auch als „Pinus<br />
nigra austriaca“ bezeichnet“,<br />
führt Freidhager aus.<br />
Die größten Schwarzkiefer-<br />
Vorkommen sind im südlichen<br />
Wienerwald zu finden, wo sie die<br />
häufigste Nadelbaumart stellen.<br />
In Zeiten des Klimawandels ist<br />
die Schwarzkiefer wertvoller Bestandteil<br />
artenreicher Wälder. Sie<br />
kommt sehr gut mit Trockenheit<br />
zurecht und gedeiht auch auf<br />
nährstoffarmen Böden prächtig.<br />
Das stark harzhaltige Holz gilt<br />
zwar in der Verarbeitung als aufwändig,<br />
dennoch findet es vielseitige<br />
Verwendung: als Bühnen-,<br />
Bau- und Konstruktionsholz,<br />
Möbelholz sowie als Industrieholz<br />
etwa für Plattenwerkstoffe.<br />
Das Harz der Schwarzkiefer wird<br />
unter anderem für Naturkosmetik<br />
oder als Bogenharz für Streichinstrumente<br />
eingesetzt.<br />
Theater in der Josefstadt<br />
Foto: ÖBf-Archiv/W. Simlinger, K.Kemp Foto: ÖBf-Archiv/ C. Fürthner<br />
ÖBf-Vorstand Rudolf<br />
Freidhager und Josefstadt-<br />
Direktor Herbert Föttinger auf<br />
dem neuen Bühnenboden im<br />
„Josefstadt“.<br />
Das 1788 gegründete Theater in<br />
der Josefstadt ist heute die älteste<br />
durchgehend bespielte Bühne<br />
des deutschsprachigen Raums<br />
und birgt ein Stück Theatergeschichte,<br />
das aus der Tradition<br />
und Historie Wiens nicht mehr<br />
wegzudenken ist. Mit mehr als<br />
350.000 Besuchern und über<br />
700 Vorstellungen pro Spielzeit<br />
gilt das Theater in der Josefstadt<br />
als eine der erfolgreichsten<br />
Bühnen der deutschsprachigen<br />
Theaterlandschaft. Größen wie<br />
Ferdinand Raimund oder Johann<br />
Nestroy spielten bereits auf<br />
der Josefstadtbühne, Ludwig van<br />
Beethoven dirigierte. In der Ära<br />
von Max Reinhardt erhielt das<br />
Theater seine heutige architektonische<br />
Gestalt. Heute arbeitet<br />
unter Direktor Herbert Föttinger<br />
ein dem Gegenwartstheater<br />
verpflichtetes Team an Ur- und<br />
Erstaufführungen und zeitgenössischen<br />
Interpretationen.<br />
Naturstromspeicher Gaildorf<br />
Wind- und<br />
Wasserkraft kombiniert<br />
Max Bögl Wind AG: Flexible Wasserbatterie und<br />
modernste Hybridturmtechnik für Windkraftanlagen<br />
können zusammenspielen.<br />
Die Max Bögl Wind AG<br />
setzt neue Maßstäbe:<br />
Mit Nabenhöhen von<br />
bis zu 178 Metern werden vier<br />
Hybridtürme mit je 3,4 Megawatt<br />
(MW) Leistung bei einem<br />
Pilotprojekt in Gaildorf (D)<br />
ab Oktober 2<strong>01</strong>7 einen neuen<br />
Weltrekord aufstellen. Kombiniert<br />
wird der Windpark mit<br />
einem Pumpspeicherkraftwerk.<br />
Damit entsteht ein natürlicher<br />
Stromspeicher, der auf Wasser<br />
baut – die sogenannte Wasserbatterie.<br />
Sie dient als Kurzzeitspeicher<br />
und trägt dazu bei, das<br />
Stromnetz in Zukunft stabil zu<br />
halten.<br />
Wasser liefert Strom<br />
Die Idee hinter der Kombination<br />
aus zwei erneuerbaren<br />
Energien in Gaildorf (Baden-<br />
Württemberg): Dort, wo große<br />
Betonfundamente auf einem<br />
Berg errichtet werden, lassen<br />
sich diese auch zu Wasserbecken<br />
ausbauen. Durch die<br />
Wasserspeicher im Turmfundament<br />
werden zusätzliche Meter<br />
Nabenhöhe gewonnen und<br />
damit mehr Windausbeute erzielt.<br />
PE-Druckrohrleitungen<br />
verbinden diese Oberbecken<br />
mit einem Wasserkraftwerk<br />
und dem dazugehörigen Unterbecken<br />
200 Meter tiefer im Tal.<br />
Die Wasserbatterie senkt den<br />
Bedarf an chemischen Großspeichern<br />
und stellt eine natürliche<br />
Alternative dar. Aufwendige<br />
Genehmigungsverfahren, wie<br />
sie bei konventionellen Pumpspeicherkraftwerken<br />
vorhanden<br />
sind, entfallen, da bei der Wasserbatterie<br />
massive Einschnitte<br />
in die Natur nicht nötig sind.<br />
Hinter dem Projekt steht<br />
das Unternehmen Max Bögl<br />
Foto: Max Bögl Wind AG<br />
Der Naturstromspeicher Gaildorf<br />
(D) ist ein in Bau befindliches<br />
Energieprojekt bei Gaildorf,<br />
bei dem ein Windpark mit<br />
einem Pumpspeicherkraftwerk<br />
kombiniert wird. Das Projekt<br />
wurde im September 2<strong>01</strong>1 der<br />
Öffentlichkeit vorgestellt; der<br />
Spatenstich erfolgte im April<br />
2<strong>01</strong>6. Die Windkraftanlagen,<br />
in deren Turmfuß Wasser gespeichert<br />
wird, sollen bis Ende<br />
2<strong>01</strong>7 in Betrieb genommen<br />
werden, das Pumpspeicherwerk<br />
ein Jahr später.<br />
Wind AG, eine Tochtergesellschaft<br />
von Max Bögl. <br />
Huber: Klärschlammverwertungsanlage in Medellin<br />
Täglich 400 Tonnen Klärschlamm<br />
In der kolumbianischen Großstadt Medellin wird die neue Kläranlage Bello für 2,75 Millionen Einwohnergleichwerte<br />
mit einer Kapazität von 6,5 Kubikmetern pro Sekunde gebaut. Zur Behandlung des dabei entstehenden Klärschlamms<br />
installiert Huber seinen bewährten Huber Bandtrockner BT und realisiert damit ein internationales Megaprojekt.<br />
Andreas Babler, Bürgermeister Traiskirchen (l.) und Wien Energie<br />
Geschäftsführer Karl Gruber (r.) bei der Eröffnung des Bürgersolarkraftwerks<br />
in Traiskirchen.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Standort: ............................. Kläranlage Traiskirchen<br />
Leistung: ............................. 175 Kilowattpeak (kWp)<br />
Jährliche Produktion: ....... 183.000 Kilowattstunden pro Jahr<br />
Versorgung: ........................ Eigenversorgung, umgerechnet rd.<br />
73 Haushalte<br />
Anzahl Paneele: ................. rd. 674 Stück<br />
CO2-Einsparung: .............. ca. 63 Tonnen CO 2<br />
jährlich<br />
Foto: Wien Energie/FOTObyHOFER<br />
Ganze 400 Tonnen entwässerter<br />
Klärschlamm fallen täglich in der<br />
Kläranlage Bello (gesprochen Bejo)<br />
in Medellin an. Davon produziert die Kläranlage<br />
selbst circa 310 Tonnen, weitere 90<br />
Tonnen stammen aus einer zweiten Kläranlage<br />
San Fernando, die sich in der Innenstadt<br />
der kolumbianischen Großstadt befindet.<br />
Die Schlämme aus San Fernando werden per<br />
LKW nach Bello gebracht. Entsprechende<br />
Transport-, Annahme- und Lagereinrichtungen<br />
werden vorgesehen.<br />
Der Betreiber der Anlage, Empresas Publicas<br />
de Medellin (EPM), wollte nun eine<br />
nachhaltige und wirtschaftliche Entsorgung<br />
des entstehenden Klärschlammes erreichen.<br />
Daher wurden verschiedenste Lösungen<br />
geprüft. Das gewählte Konzept sah nun die<br />
Kombination einer Kraftwärmekopplung<br />
mit Klärschlammtrocknung vor. Nach der<br />
Evaluation der eingegangen Angebote erhielt<br />
Grafik: Huber<br />
Systemdarstellung des Huber Bandtrockners<br />
BT, der derzeit in der Kläranlage Bello in<br />
Medellin installiert wird.<br />
vor etwa einem Jahr ein Konsortium unter<br />
der Führung von Huber den Zuschlag. Der<br />
Auftragswert für die Gesamtleistung beträgt<br />
über 50 Millionen US Dollar. Die Bauzeit beträgt<br />
22 Monate.<br />
Zum Betrieb dieser Kläranlage erzeugen<br />
vom Konsortium gelieferte lastabhängig<br />
gesteuerte Gasturbinen Strom. Die dabei<br />
anfallende Abwärme wird nun gleichzeitig<br />
zur Klärschlammtrocknung in der Huber<br />
Bandtrocknungsanlage verwendet. Dadurch<br />
wird ein weiterer Schritt in Richtung<br />
energieoptimierten Betrieb der Gesamtkläranlage<br />
ermöglicht. Überschüssige<br />
elektrische Energie wird an das öffentliche<br />
Stromversorgungsnetz abgegeben. Das<br />
hier umgesetzte Konzept zur Klärschlammverwertung<br />
ist nicht nur wegweisend für<br />
Lateinamerika, sondern kann auch hier in<br />
Europa als innovative Lösung mit anschließender<br />
thermischer Verwertung und Phosphorrückgewinnung<br />
(etwa im Rahmen der<br />
Novelle der Klärschlammverordnung in<br />
Deutschland) dienen.
4 AUSLAND<br />
<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Report von der Eco Expo Asia in Hongkong<br />
„Hongkong hat keine andere Wahl mehr“<br />
Die Notwendigkeit für Umwelttechniklösungen in Fernasien steigt rapide an. Nachdem prekäre<br />
Umweltzustände China im Sommer dieses Jahres dazu getrieben haben einen Importstopp für unsortierten<br />
Abfall zu verkünden, müssen zahlreiche Müllexporteure, wie Hongkong, Macao und Co. nun selbst<br />
lernen ihrer Abfälle Herr zu werden. Ein Boom für Recycling- und Abfallverwertungstechnologien<br />
zeichnet sich ab, der aber nur kurze Zeit dauern könnte, denn China möchte ab 2025 seinen<br />
ausländischen Technikbedarf massiv reduzieren.<br />
In der neuen WEEE-Anlage von<br />
ALBA wird seit November 2<strong>01</strong>7<br />
der gesamte regulierte E-Schrott der<br />
Metropole verwertet.<br />
Autor:<br />
Alexander Kohl<br />
alexander.kohl@sciam.at<br />
China war lange Zeit die größte Müllkippe der<br />
Welt. Das soll sich nun ändern. Am 18. Juli<br />
2<strong>01</strong>7 teilte die chinesische Regierung in<br />
einem Schreiben an die Welthandelsorganisation<br />
(WTO) mit, dass „zum Schutz der Umwelt und der<br />
Gesundheit der Bevölkerung der Import von stark<br />
verschmutztem Hausmüll verboten“ werde. In zur<br />
Wiederverwertung importiertem Müll seien große<br />
Mengen an unbrauchbaren und teils gefährlichen<br />
Abfällen gefunden worden. Daher werde China ab<br />
Jahresende keinen Abfall mehr einführen wie etwa<br />
Plastikmüll, Papier, Asche sowie Wolle- und Baumwollreste<br />
und Schlacke aus der Stahlproduktion.<br />
Viele weiterer Fraktionen sollen nur mehr vorsortiert<br />
oder vorbehandelt ins Land kommen dürfen.<br />
Diese Entscheidung trifft viele Länder, die ihren<br />
Müll schon seit Jahren nach China verfrachten. Die<br />
riesigen Containerschiffe, die vollgefüllt mit Kleidung<br />
und Spielzeug von den chinesischen Häfen aus<br />
in die Welt zogen, kamen meist wieder leer zurück,<br />
bis man auf die Idee kam, diese mit Müll vollzustopfen.<br />
So wurden Schrott und Plastikfraktionen<br />
ins Reich der Mitte transportiert. Dort holten sich<br />
die Chinesen sämtliche nützliche Rohstoffe wieder<br />
heraus und verwerteten sie. Im Laufe der Zeit wurde<br />
China so zum größten Müllimporteur der Welt.<br />
Allein im vergangenen Jahr importierte die Volksrepublik<br />
7,3 Millionen Tonnen Plastikmüll im Wert<br />
von 3,7 Milliarden Dollar – das waren 56 Prozent der<br />
weltweiten Einfuhren. Neben Japan und den USA,<br />
auf die jeweils zehn Prozent entfielen, stammt der<br />
meiste Plastikabfall aus Hongkong. Ebenso wie Altpapier,<br />
E-Schrott und unsortierter Restmüll.<br />
In Hongkong: „Weltuntergang“<br />
Die radikale Abwehr dieses Abfallstroms an der chinesischen<br />
Grenze traf die Metropole am Perlfluss<br />
ins Herz. Auch wenn sich die Situation in China<br />
etwa aufgrund der Gewässerverunreinigung klar<br />
ersichtlich zuspitzte, hatte niemand diesen Schritt<br />
erwartet. „In Hongkong wurde der Abfall-Importstopp<br />
der Chinesen aufgenommen, als bedeute das<br />
den Weltuntergang“, schildert Wolfgang Ehmann,<br />
Executive Director der deutschen Außenhandelskammer<br />
in Hongkong. „Es herrschte völlige Frustration,<br />
als sei allen der Himmel auf den Kopf gefallen“,<br />
doch schon wenige Wochen danach sah Ehmann,<br />
wie die Industrie durch diese Drucksituation beflügelt<br />
wurde. „Hongkong hat jetzt keine andere<br />
Wahl mehr, als sich um seinen eigenen Dreck zu<br />
kümmern“, meint Ehmann, und das sei auch gut so.<br />
Denn die Deponien der Handelsstadt seien voll und<br />
die Alternative China habe sich nun endgültig aus<br />
dem Müll-Spiel genommen.<br />
Eine der ersten<br />
Maßnahmen ist nun<br />
der schon seit Jahrzehnten diskutierte Bau einer eigenen<br />
Müllverbrennungsanlage im nahen Stadtgebiet.<br />
Lange Zeit hatte sich die Bevölkerung gegen die verhasste<br />
Technologie, die als schmutzig und ungesund<br />
gilt, gewehrt – nun wird sie alternativlos. Ab 2022 soll<br />
in Shek-Kwu-Chau, einer Insel südöstlich des Zentrums<br />
der Megastadt, eine MVA mit einer Kapazität<br />
von 3.000 Tonnen an Siedlungsabfällen pro Tag stehen.<br />
Aktuell läuft die Ausschreibung dafür. „Es wird<br />
aber wohl noch mindestens eine zweite nötig sein“,<br />
meint Ehmann mit Blick auf die über 9.000 Tonnen<br />
Hausmüll, die täglich anfallen – alleine 6,5 Tonnen<br />
davon sind übrigens Küchenabfälle.<br />
ALBA betreibt WEEE-Anlage<br />
Aber auch bei den restlichen Abfallfraktionen nähert<br />
man sich in Hongkong langsam einer geregelten Verwertung<br />
– allein der Elektronik-Abfall wird auf rund<br />
70.000 Tonnen geschätzt. Dafür ging noch Ende<br />
vergangenen Jahres die nagelneue E-Schrott-Recyclinganlage<br />
der ALBA Group in Betrieb. Zukünftig<br />
wird hier der gesamte regulierte Elektroschrott der<br />
Sieben-Millionen-Metropole behandelt und verwertet.<br />
Vor allem Haushaltsgroßgeräte wie Kühl- und<br />
Klimageräte, Fernseher, Waschmaschinen und Computer<br />
werden darin aufbereitet. Zunächst ist in der<br />
Anfangsphase ein Volumen von 30.000 Tonnen pro<br />
Jahr geplant. Die Kapazität ist auf 56.000 erweiterbar.<br />
Neben der Behandlung und Verwertung der Abfälle<br />
in der neuen Anlage übernimmt ALBA auch die<br />
Sammlung des im gesamten Stadtgebiet anfallenden<br />
Elektro- und Elektronikschrotts. Derzeit gibt es dafür<br />
vier regionale Zentren, die als Knotenpunkte für<br />
die Sammlung und vorübergehende Lagerung der<br />
Geräte fungieren. Bei dem WEEE-Projekt handelt<br />
es sich übrigens um den größten Einzelauftrag in der<br />
Geschichte der ALBA Group.<br />
Chinesische Konkurrenz wird stärker<br />
Die Aufbruchsstimmung im Abfallverwertungssektor<br />
Hongkongs und Chinas zieht internationale<br />
Kreise und lockt die globale Recyclingindustrie<br />
abermals nach Fernasien.<br />
Dass aber gerade der Umweltmarkt in China<br />
kein einfach zu beackerndes Feld ist, weiß Franz<br />
Rößler, der österreichische Wirtschaftsdelegierte<br />
in Hongkong. „Wir bemühen uns in diesem Markt<br />
schon seit vielen Jahren etwas für unsere österreichischen<br />
Unternehmen zu bewegen.“ Zwar würden<br />
die Österreicher in der Umwelttechnik sehr<br />
viel Know-how und hierzulande auch ein gutes<br />
Image besitzen, aber der Markt wolle dennoch<br />
nicht so richtig anspringen. Vor einigen Jahren<br />
noch war es die Konkurrenz mit anderen europäischen<br />
Firmen – „nun kommt eine starke lokale Mitbewerberschaft<br />
in China selbst hoch, die technisch<br />
Interview mit Jens Hildebrandt, Deutsche Handelskammer<br />
Chancen und Risiken durch „China 2025“<br />
Jens Hildebrandt ist Delegierter der Deutschen Wirtschaft – Kanton (Guangzhou) und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China für<br />
Süd- und Südwestchina (AHK). Er begleitet und berät zahlreiche deutsche Unternehmen in China. Im Interview spricht Hildebrandt über seine Erfahrungen in Südchina,<br />
zeigt Chancen und Herausforderungen für deutsche Mittelständler auf und erklärt, welches Potenzial Industriestädte wie die Metal Eco City haben.<br />
Foto: AHK China<br />
"Die Bandbreite Erfolg<br />
versprechender Branchen<br />
ist groß ... vom Bereich<br />
Produktionstechnik, über<br />
Umwelttechnik bis hin zur<br />
Kreativwirtschaft."<br />
Jens Hildebrandt<br />
Wenn deutsche Unternehmen in China aktiv werden möchten,<br />
denken viele nur an Weltmetropolen wie Peking oder<br />
Shanghai. Obwohl auch das Perlflussdelta zu den reichsten<br />
Regionen Chinas gehört, rückt der Süden bei der Standortwahl<br />
nicht gleich in den Fokus. Welches Potenzial sehen Sie<br />
in Südchina?<br />
Hildebrandt: Das Perlflussdelta steht tatsächlich zu Unrecht – vor<br />
allem aus deutscher Sicht – häufig im Schatten Pekings und Shanghais.<br />
Mit zehn Prozent des chinesischen BIPs hat die Region aber<br />
eine Wirtschaftskraft, die etwa so groß ist wie die ganz Indonesiens.<br />
Als eigenständiges Land wäre das Delta außerdem die drittgrößte<br />
Handelsnation der Welt, direkt nach den USA und Deutschland. Das<br />
muss man sich mal vorstellen. Das Potenzial für deutsche Unternehmen<br />
ist dementsprechend groß, nicht zuletzt da aktuell nach wie vor<br />
ein Strukturwandel zu höherwertiger Produktion stattfindet und viel<br />
in Produktionstechnik investiert wird.<br />
Gleichzeitig ist das Perlflussdelta die Heimat chinesischer Innovationsführer<br />
...<br />
Richtig. Mehr als 40 Prozent aller 2<strong>01</strong>6 international angemeldeten<br />
Patente Chinas kamen von hiesigen Unternehmen. Das bietet neue<br />
Chancen zur Zusammenarbeit mit leistungsfähigen lokalen Marktführern,<br />
auch zum gemeinsamen Erfolg auf Drittmärkten. Nicht zuletzt ist<br />
die Region ein hoch attraktiver Konsumentenmarkt und durch die traditionelle<br />
Stärke im Handel ein guter Einstiegspunkt für den gesamten<br />
chinesischen Markt.<br />
Umweltschutz, Innovationen, E-Mobilität – in welchen<br />
Branchen können deutsche Unternehmer in Südchina in den<br />
kommenden Jahren erfolgreich sein?<br />
Die Bandbreite Erfolg versprechender Branchen ist groß, nicht<br />
zuletzt aus dem bereits genannten Aufwertungsprozess heraus.<br />
Das reicht vom Bereich Produktionstechnik, über Umwelttechnik<br />
bis hin zur Kreativwirtschaft. Man sollte aber eben<br />
nicht nur den lokalen Markt im Blick haben, sondern das<br />
Perlflussdelta auch als Sprungbrett für Asien oder weitere<br />
Märkte weltweit wahrnehmen.<br />
„Made in China 2025“ trifft „Industrie 4.0“ – sehen Sie in den<br />
beiden Zukunftsstrategien eher Chancen oder Risiken?<br />
Es ist wohl beides zugleich. In Sachen Automatisierung und Smart-<br />
Manufacturing sind der Großteil der chinesischen Hersteller noch<br />
nicht auf dem Niveau des deutschen Mittelstands angelangt. Deutsche<br />
Mittelständler können in diesen Bereichen Produkte und<br />
Lösungen anbieten, nach denen in der chinesischen Industrie sehr<br />
hohe Nachfrage besteht. Hier besteht für die nächsten Jahre noch<br />
ein großes Marktpotenzial. Gleichzeitig ist es tatsächlich so, dass<br />
chinesische Hersteller gezielt durch die Initiative „China 2025“ in<br />
ausgewählten Branchen zu Marktführern entwickelt werden sollen.<br />
Hier gilt es für deutsche Unternehmen die Augen offen zu halten<br />
und genau die Entwicklungen in China zu beobachten. In diesen<br />
Branchen wird es zunehmend für unsere Unternehmen wichtig, die<br />
Innovationsführerschaft auf- und auszubauen.<br />
Mittelständler aus Europa haben oft Angst, auf dem chinesischen<br />
Markt zu scheitern. Was sind erfahrungsgemäß die<br />
häufigsten Gründe für ein Scheitern?<br />
Viele ausländische und auch deutsche Unternehmen, scheitern auf<br />
dem chinesischen Markt, weil sie Geschäftsmodell und -praxis nicht<br />
an die ortsspezifischen Gegebenheiten in China anpassen. Bei Unternehmensgründung,<br />
Marketing und Vertrieb lohnt es sich daher einen<br />
erfahrenen, ortskundigen Partner an der Seite zu haben, der einen auf<br />
die Besonderheiten Chinas vorbereitet und entsprechend berät. Des<br />
Weiteren wird vor allem von kleineren Mittelständlern unterschätzt,<br />
wie ressourcenaufwendig die Betreuung eines Standortes in China<br />
tatsächlich ist.<br />
Der Herdentrieb ist bei deutschen Unternehmern ausgeprägt<br />
– es gibt ein Gefühl der Sicherheit, wenn sich in einem Industriepark<br />
bereits deutsche Unternehmen angesiedelt haben. Sie kennen<br />
die Metal Eco City in Jieyang persönlich. Wie bewerten Sie<br />
das Potenzial der deutsch-chinesischen Stadt?<br />
China ist ein sehr großes Land, daher gibt es meist auch nicht nur<br />
einen „passenden“ Standort für deutsche Unternehmen. Die Metal<br />
Eco City engagiert sich jedoch sehr aktiv im Kreis deutscher Mittelständler<br />
und bietet umfangreiche Dienstleistungen und Unterstützung<br />
für angesiedelte Firmen. Gerade solche weichen Faktoren und<br />
das lokale Engagement können häufig entscheidend sein über Erfolg<br />
und Misserfolg von Ansiedlungen. Natürlich ist auch die Nähe und<br />
Anbindung an weitere wichtige Zentren in Südchina ein wichtiger<br />
Faktor. Von daher sehe ich durchaus gutes Potenzial für deutsche<br />
Firmen in Jieyang.
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> AUSLAND<br />
5<br />
Fotos: ALBA<br />
Foto: Kohl<br />
Auf der 12. Eco Expo Asia trafen sich Ende Oktober 2<strong>01</strong>7 wieder fast 69.000 Besucher und<br />
636 Aussteller aus 151 Ländern.<br />
Auch ein Gemeinschaftsstand Schweiz-Österreich<br />
präsentierte sich auf der einzigen Messe für<br />
Umwelttechnik in Hongkong.<br />
Rainer Strauch, Projektleiter F&E bei Cree,<br />
referierte beim gut besuchten Kongress über die<br />
Zukunft des Holzbaus in Metropolen.<br />
In den Straßen Hongkongs türmen sich fein säuberlich die zusammengeschnürten Papiermüllpakete. Sie<br />
alle werden nach China verkauft. Noch.<br />
enorm aufgeholt hat und noch zusätzlich durch die<br />
Initiative ‚Made in China 2025‘ gepusht werden<br />
soll“, erzählt Rössler. „Lieferungen aus dem Ausland<br />
werden heute schon immer argwöhnischer<br />
beäugt“, so der Wirtschaftsdelegierte und China<br />
möchte bis ins Jahr 2047 ja sogar die führende Industrienation<br />
der Welt werden. Dabei soll vor allem<br />
die Umwelttechnikbranche immer weniger vom<br />
Ausland abhängig sein.<br />
Mehr Europäer auf Eco Expo Asia<br />
Da es dafür jedoch Zeit braucht und der akute<br />
Bedarf an leistungsfähiger Umwelttechnologie in<br />
China schon jetzt riesengroß ist, stehen aktuell die<br />
Chancen nicht schlecht für österreichische und<br />
deutsche Unternehmen sich am Markt zu positionieren,<br />
wie Jens Hildebrandt, Delegierter der Deutschen<br />
Wirtschaft in China, behauptet (im Interview<br />
auf Seite 4). Die Verschmutzung von Luft und<br />
Gewässern schränken mittlerweile den Fortschritt<br />
des asiatischen Riesen gewaltig ein. Bevölkerung,<br />
Landwirtschaft und auch Teile der Industrie, die<br />
auf verwertbares Brauchwasser angewiesen sind,<br />
leiden massiv unter der prekären Umweltsituation.<br />
Die Auflagen für Luft- und Gewässerschutz steigen<br />
daher sprunghaft und werden nun auch immer häufiger<br />
exekutiert.<br />
Die Industrie sucht nach Lösungen. Auch<br />
auf der Eco Expo Asia, die alljährlich in der Asia<br />
World Expo nahe dem Hongkonger Flughafen<br />
stattfindet. Fast 69.000 Besucher aus 151 Ländern<br />
trafen auf der Messe auf 636 Aussteller und<br />
konnten am dritten Messetag auch den Ausführungen<br />
von Rainer Strauch, Projektleiter F&E bei<br />
Cree, über die Zukunft des Baus von Holz-Hochhäusern<br />
in Metropolen lauschen. Zahlreiche<br />
Branchenunternehmen aus Europa waren heuer<br />
wieder auf der Messe vertreten – auch aus Österreich.<br />
„Wir wollen hier einmal Flagge zeigen“,<br />
sagt Andreas Senkbeil, Sales Director Asia Pacific<br />
des Salzburger Schredderherstellers Untha, am<br />
„Gemeinschaftsstand Schweiz-Österreich“. „Im<br />
Moment ist es für uns wichtig einmal unseren<br />
Namen gemeinsam mit unserer Technologie in<br />
den Köpfen der Menschen zu verankern“, sagt<br />
Senkbeil. Danach will Untha aber „in jedem Fall<br />
beim sich abzeichnenden Umwelttechniktrend in<br />
China und Hongkong dabei sein“.<br />
Die nächste Chance einmal auf der kommenden<br />
Eco Expo Asia dabei zu sein bietet sich jedenfalls<br />
schon dieses Jahr wieder, und zwar von 25. bis<br />
27. Oktober <strong>2<strong>01</strong>8</strong> – voraussichtlich wieder mit einer<br />
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6 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Ecomondo und Key Energy als italienische Umwelttechnik-Bühne:<br />
Kreislaufwirtschaft als<br />
Hauptdarsteller<br />
116.131 Besucher fanden sich auf der Messe in Rimini zur Ecomondo und Key<br />
Energy (organisiert von der Italian Exhibition Group) zusammen. Das Thema<br />
Kreislaufwirtschaft zog sich durch alle Messehallen und wurde von der der Ecomondo<br />
eigenen, kreativen Messegestaltung zusätzlich befeuert.<br />
Es gibt nicht mehr sehr viele<br />
alljährlich stattfindende<br />
internationale Messen –<br />
und schon gar nicht im Bereich<br />
Umwelttechnik, Abfallwirtschaft<br />
und Erneuerbare Energie. Dass<br />
ein solcher Event aber nicht nur<br />
machbar ist, sondern zudem seit<br />
Jahren wächst und gedeiht wie<br />
kaum eine andere Messe der Branche,<br />
beweist jeden November die<br />
Ecomondo in Rimini (gemeinsam<br />
mit dem Side-Event Key Energy).<br />
Die Messe bietet jedes Jahr aufs<br />
Neue eine erfrischende Mischung<br />
aus branchenrelevanten Innovationen,<br />
vielfältigen und kreativen<br />
Besucherangeboten und dem<br />
gewissen italienischer Präsentationstalent,<br />
das man durch alle<br />
Messetage hinweg spüren und erleben<br />
kann. All das macht die Ecomondo<br />
zum wohl freundlichsten,<br />
fröhlichsten und wärmsten Zusammentreffen<br />
unserer Branche.<br />
Das sind die Hauptgründe, die<br />
jeden Herbst Besuchermassen zur<br />
Rimini Fiera strömen lassen. Mittlerweile<br />
ist die Messe dabei auch<br />
zur bedeutendsten Einkaufs-Plattform<br />
des Mittelmeerraums für die<br />
UT-Technologien avanciert.<br />
116.131 Besucher<br />
Die neue Planung von Industrieprodukten und -prozessen unter<br />
den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft – so lautete das Thema der<br />
diesjährigen, wieder äußerst erfolgreichen Messe Ecomondo und Key<br />
Energy in Rimini.<br />
Foto: Italian Exhibition Group<br />
„Die Ecomondo vermittelt auch<br />
Vertrauen in die Zukunft“, wie<br />
Lorenzo Cagnoni, Präsident der<br />
Italian Exhibition Group, erklärt:<br />
„Die Kreislaufwirtschaft ist dabei<br />
der gemeinsame Nenner.“ Konkrete<br />
Konzepte dazu wurden<br />
auch vom italienischen Umweltminister<br />
Gian Luca Galletti bei<br />
der Eröffnung der Messe hervorgehoben<br />
– sein Fazit: „,Green<br />
Economy´ und Kreislaufwirtschaft<br />
sind die einzig denkbare<br />
Art des Wirtschaftens, wenn wir<br />
zukunftsbewusst handeln wollen<br />
– und die Ecomondo zeigt die<br />
besten Beispiele dafür.“<br />
Auf einem Messegelände von<br />
113.000 Quadratmetern haben<br />
1.200 Unternehmen an der Ecomondo<br />
und Key Energy teilgenommen.<br />
Mehr als 200 Green<br />
Economy Events wurden für das<br />
wissbegierige Publikum, sowie<br />
für Fachbesuchern und Experten<br />
veranstaltet. Der Treffpunkt der<br />
Italian Exhibition Group schloss<br />
letztlich mit einer Besucherzahl<br />
von 116.131 (wieder plus zehn<br />
Prozent zum Vorjahr), wovon<br />
mehr als 12.000 ausländische<br />
Messegäste waren.<br />
Normen und Forschung im<br />
kreativen Kleid<br />
„Die besondere Leistung in<br />
diesem Jahr liegt aber sicher darin,<br />
normenspezifische Inhalte<br />
gemeinsam mit Forschungsthemen,<br />
sowie Innovation und<br />
Kreation aus den Abteilungen<br />
der Unternehmen auf der Ecomondo<br />
zu zeigen und zu verknüpfen“,<br />
meint Fabio Fava,<br />
verantwortlicher Leiter des<br />
technischen Wissenschaftsausschusses<br />
der Messe. Eine Entscheidung,<br />
die es der Messegestaltung<br />
ermöglichte, viele neue<br />
und lebendige Verbindungen<br />
zu knüpfen. Ob in Expertenrunden,<br />
Einkäufer-Touren oder<br />
Technik- und Forschungspräsentationen<br />
… „Die Teilnehmer<br />
hatten die Gelegenheit,<br />
neue Partnerschaften zu schließen<br />
und so dem gesamten Industriezweig<br />
einen Mehrwert zu<br />
verleihen“, so Fava.<br />
Diesen Weg wird man sicherlich<br />
auch <strong>2<strong>01</strong>8</strong> wieder beschreiten,<br />
um den boomenden<br />
alljährlichen Fixpunkt im Messekalender<br />
weiter zu bestärken<br />
– nächstes Jahr dann vom<br />
Dienstag, den 6., bis Freitag, den<br />
9. November.<br />
Nestro liefert Windtunnel für<br />
EXPO 2<strong>01</strong>7<br />
Hochleistungs-Axial-Rohrventilatoren simulieren drei<br />
verschiedene Windstärken in „Nur Alem“, dem architektonischen<br />
Symbol der Weltausstellung in Kasachstan.<br />
Für den Pavillion „Nur Alem“<br />
der EXPO 2<strong>01</strong>7 in Astana<br />
(Kasachstan) – die Mitte<br />
September zu Ende ging – konstruierte,<br />
projektierte, lieferte und<br />
installierte die Nestro Lufttechnik<br />
GmbH drei komplette Umluft-<br />
Windtunnel. „Nur Alem“ war<br />
das architektonische Symbol der<br />
Weltausstellung und laut Veranstalter<br />
mit einem Durchmesser von<br />
80 Metern und einer Höhe von<br />
100 Metern das größte sphärische<br />
Gebäude der Welt. Als Museum<br />
der Zukunft konzipiert, werden<br />
auf den sechs oberen Etagen die<br />
grundlegenden Energiequellen<br />
erlebbar gemacht: der Weltraum,<br />
die Sonne, die Biomasse, der Wind,<br />
das Wasser und die Kinetik. Besucher<br />
der Ausstellung konnten<br />
im sechsten Stockwerk in drei Bereichen<br />
dank der Windtunnel aus<br />
Schkölen Luftstrahlgeschwindigkeiten<br />
von drei, von fünf sowie von<br />
sieben Beaufort (Bft.) erleben und<br />
empfinden. Hierzu erzeugen drei<br />
mit Sonnenenergie betriebene,<br />
frequenzgesteuerte Hochleistungs-<br />
Axial-Rohrventilatoren mit Schaufeln<br />
aus Aluminiumguss in drei<br />
separaten Systemen den jeweils<br />
notwendigen Volumenstrom von<br />
32.400, 55.000 beziehungsweise<br />
80.000 Kubikmeter pro Stunde.<br />
Die Windstärke von drei Bft.<br />
mit Windgeschwindigkeiten von<br />
zwölf bis 19 km/h nennt man eine<br />
schwache Brise, bei der sich Blätter<br />
und dünne Zweige bewegen,<br />
Wimpel sich strecken. Bei fünf Bft.<br />
mit Windgeschwindigkeiten von<br />
29 bis 38 km/h spricht man von<br />
einer frischen 25 Brise. Größere<br />
Zweige und Bäume bewegen sich,<br />
der Wind wird deutlich hörbar. Als<br />
steifer Wind werden sieben Bft.<br />
mit Geschwindigkeiten von 50 bis<br />
61 km/h bezeichnet. Diese Windstärke<br />
lässt Bäume schwanken. Der<br />
Besucher spürt beim Gehen gegen<br />
den Wind einen deutlichen Widerstand.<br />
So lässt sich Windenergie<br />
im wahrsten Sinne des Wortes<br />
hautnah erleben und anfühlen, der<br />
Besucher bekommt einen unmittelbaren<br />
Eindruck von der Kraft<br />
dieser Naturgewalt.<br />
Foto: nestro<br />
Mit dem Windtunnel aus<br />
Schkölen konnten Besucher<br />
der Weltausstellung Luftstrahlgeschwindigkeiten<br />
von drei, von<br />
fünf sowie von sieben Beaufort<br />
– von schwacher bis steifer Brise<br />
– erleben und empfinden.<br />
16.-19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong> Reed Messe Wien<br />
Jetzt registrieren und Ticket sichern!<br />
# TRA<strong>2<strong>01</strong>8</strong>
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> KOMMUNE 4.0<br />
7<br />
Chancen der Digitalisierung erkennen und ergreifen<br />
Digitale Roadmap: Kommunen auf dem Weg in die Zukunft<br />
Die „heiße Phase“ der digitalen Transformation soll in der Bundesrepublik Deutschland bis 2025 abgeschlossen sein. Davon überzeugt sind rund 64 Prozent der befragten<br />
Mitgliedsunternehmen des Technologieverbandes VDE. Im Zuge dieses digitalen Wandels stehen besonders auch die Kommunen vor großen Herausforderungen. Denn: Nahezu<br />
alle Lebensbereiche in der Gesellschaft werden oder wurden bereits digitalisiert. Um sich für eine digitalisierte Zukunft nachhaltig aufzustellen, profitieren Kommunen und<br />
Gemeinden davon, sich externe Hilfe durch spezialisierte Beratungsunternehmen zu holen.<br />
Autor:<br />
Carina Wegner<br />
Wordfinder PR<br />
Für Bürger und Betriebe steht und fällt die Attraktivität<br />
einer Kommune mit ihrem Digitalisierungsfortschritt.<br />
Wo digitale Plattformen<br />
zur Vermittlung von Ferienwohnungen schon heute<br />
Auswirkungen auf den Wohnungs- und Tourismusmarkt<br />
vor Ort haben und der lokale Einzelhandel im<br />
Konkurrenzkampf mit den Onlineshops steht, stellt<br />
sich für Kommunen nicht mehr die Frage ob, sondern<br />
wann das Thema Digitalisierung aufgegriffen<br />
wird und inwieweit die Kommunen von der Digitalisierung<br />
profitieren wollen. Für Kommunen gilt<br />
daher, eine entwickelte Infrastruktur als zentralen<br />
Standortfaktor zu schaffen und Potenziale zu nutzen.<br />
Der Spagat für die Kommunen ist darin begründet,<br />
bürgernah, kundenfreundlich und transparent zu<br />
sein, ohne dabei an Effizienz und Effektivität in ihrer<br />
Aufgabenerfüllung einzubüßen. Zwei wesentliche<br />
Bereiche müssen kommunalseitig bedient werden,<br />
um die Digitalisierung erfolgreich bewerkstelligen<br />
zu können. Zum einen gilt es, durch sogenanntes<br />
„E-Government“ Verwaltungsprozesse mit modernen<br />
Telekommunikationsmitteln auszustatten.<br />
Ein weiterer wesentlicher Bereich ist das „Open<br />
Government“. Hier besteht das Ziel darin, die Beteiligung,<br />
Transparenz und Zusammenarbeit in der<br />
Kommune zu fördern. Durch die Einbeziehung<br />
von Politik, Verwaltung, Bürgern, Vereinen und<br />
Wirtschaft soll erreicht werden, dass alle relevanten<br />
Personengruppen „mitgenommen“ werden und an<br />
Entscheidungsprozessen teilhaben können.<br />
Von intelligentem<br />
Daten-Management profitieren<br />
Digitalisierung lebt unterm Strich von Daten und<br />
davon haben Kommunen eine Vielzahl in ihren<br />
Archiven. Nicht zuletzt durch das gesetzlich vorgeschriebene<br />
Abfragen personenbezogener Daten<br />
der Bürger, zählen Kommunen und Gemeinden zu<br />
den bekanntesten und vertrauenswürdigsten Stellen<br />
auf dem Gebiet der Datenerhebung. Umfangreiche<br />
Datenberge werden im Rahmen von Digitalisierungsprozessen<br />
mit „Big Data“ bezeichnet. Dieser<br />
Begriff definiert laut des Branchenverbandes Bitkom<br />
die „wirtschaftlich sinnvolle Gewinnung und Nutzung<br />
entscheidungsrelevanter Erkenntnisse aus qualitativ<br />
vielfältigen und unterschiedlich strukturierten<br />
Informationen, die einem schnellen Wandel unterliegen<br />
und in bisher ungekanntem Umfang anfallen“.<br />
Oberste Priorität sollte daher der Wert der Daten<br />
haben, die es zu generieren und aufzubereiten gilt.<br />
Gemeint ist damit die Fähigkeit, Daten miteinander<br />
zu vernetzen und neue, innovative Dienstleistungen<br />
zu schaffen. Speziell Kommunen können ihren<br />
Nutzen aus den Daten ziehen, indem sie „Big Data“<br />
beispielsweise für kommunale Betriebe bereitstellen,<br />
die wiederum als Innovationsmotor in der Region<br />
wirken können. Stehen die Anwendungsbereiche<br />
der Datennutzung und Wirtschaft auch noch am<br />
Anfang, gibt es gegenwärtig bereits zahlreiche Verknüpfungspunkte<br />
für eine kommunal ausgerichtete<br />
Nutzung: Durch Bereitstellung aktueller Daten und<br />
Informationen aus historischen Archiven können<br />
Augmented Reality (erweiterte Realität) Apps zur<br />
Tourismusförderung entstehen. Ein weiterer Bereich,<br />
der von der Digitalisierung profitieren kann,<br />
ist der ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr)<br />
in ländlichen Regionen. Hier lassen sich bedarfsgerechtere<br />
Angebote schaffen, die weit über elektronische<br />
Fahrausweise und Fahrplan-Apps hinausgehen.<br />
Einzelfallabhängige Bündelungsstrategien sind<br />
hier maßgeblich, etwa durch ländliches Carsharing,<br />
kombinierte Personen-, Paket- und Gütertransportlösungen.<br />
Im Idealfall werden Mobilpunkte<br />
geschaffen, an denen der ÖPNV mit den Car- und<br />
Bike-Sharing-Angeboten vernetzt wird. Weiter wird<br />
in einigen Gemeinden schon intelligente, multifunktionale<br />
Straßenbeleuchtung getestet. Diese wird<br />
dabei als Grundbaustein der intelligenten Infrastruktur<br />
gesehen und bietet verschiedene Möglichkeiten<br />
zum intelligenten Ausbau der Städte. Messstationen,<br />
WLAN Netze und Notrufsysteme können direkt in<br />
innovativen Infrastrukturen eingebaut werden.<br />
Herausforderungen und Risiken im<br />
digitalen Wandel<br />
So vielversprechend diese Aussichten auch sind,<br />
so überfordert sind viele Kommunen mit den neuen<br />
Prozessanforderungen. Auf dem Weg zu einer<br />
„digitalen“ Kommune müssen besondere Herausforderungen<br />
bemeistert werden. Die größte Hürde<br />
stellt wohl die flächendeckende, schnelle Breitbandversorgung<br />
dar. Nur durch umfangreiche Verfügbarkeit<br />
des Internets wird es den Kommunen, aber vor<br />
allem den Nutzern digitaler Angebote, ermöglicht,<br />
von diesen zu profitieren. In dem Zusammenhang<br />
stehen Kommunen oftmals nicht die erforderlichen<br />
finanziellen Mittel zur Verfügung, um die technische<br />
Infrastruktur auf- und umzurüsten und alle Optionen<br />
der Digitalisierung vollständig zu nutzen. Darüber<br />
hinaus ist nicht genügend qualifiziertes Personal<br />
vorhanden, um den Transfer von der analogen zur<br />
digitalen Verwaltung zufriedenstellend bewerkstelligen<br />
zu können. Dahingehend muss einer Aufstockung<br />
der Personalkapazität Sorge getragen werden.<br />
Mit zunehmender Vernetzung unterschiedlicher<br />
Systeme geht darüber hinaus das Risiko einher,<br />
dass Kommunen auch angreifbarer werden. Im<br />
„intelligenten Straßenverkehr“ beispielsweise, kann<br />
ein Eingriff in das Stromnetz durch die Vernetzung<br />
ganze Verkehrslenkungssysteme und den ÖPNV<br />
lahmlegen. Um hier für größtmögliche Sicherheit<br />
zu sorgen, hat die deutsche Bundesregierung im Juli<br />
2<strong>01</strong>5 das IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet. Dieses<br />
weißt dem deutschen Bundesamt für Sicherheit und<br />
Informationstechnik die zentrale Rolle beim Schutz<br />
kritischer Infrastruktur vor Cyberangriffen zu. Bei<br />
diesem Thema kooperieren die Kommunen aktuell<br />
bereits sehr stark mit der Bundes- und Landespolitik.<br />
Lernen von Profis<br />
Unter Berücksichtigung der genannten Hürden und<br />
fehlendem Know-how im Bereich der Digitalisierung<br />
benötigen viele Kommunen Hilfestellungen<br />
bei der Strategieentwicklung. Für viele Kommunen<br />
und Gemeinden stellen sich die grundlegenden<br />
Fragen, inwiefern sie sich neu positionieren müssen,<br />
um auch künftig bürgernah, kundenorientiert und<br />
transparent zu bleiben und wie genau sie ihre Daten<br />
aktuell bereits effektiv nutzen. Hier kommen Beratungsunternehmen<br />
wie etwa das Unternehmen<br />
„AdEx Partners“ ins Spiel. Um neue Strategie- und<br />
IT-Entwicklungen, Restrukturierungen oder Reorganisationen<br />
sowie Vertriebs- oder Finanzoptimierungen<br />
professionell umzusetzen, hat sich AdEx<br />
Partners darauf spezialisiert, die Weichen für Entwicklung<br />
und Wachstum richtigzustellen. Unternehmen<br />
und Kommunen profitieren von der strategischen<br />
Vorgehensweise, bei der AdEx in den vier<br />
Kernphasen Planung, Konzeption, Initialisierung<br />
und Umsetzung dabei unterstützt, Digitalisierungsprozesse<br />
zu meistern.<br />
Entwicklung ausgereifter<br />
Digitalisierungsstrategien<br />
Ein wichtiger Punkt in der Digitalen Roadmap von beispielsweise Bauindustrieunternehmen: Mit den<br />
Techniken der digitalen Virtual Reality und deren Vorstufe Building Information Modelling kann ein<br />
Gebäude komplett in einer virtuellen Realität erschaffen werden.<br />
Zunächst werden Geschäftsprozesse analysiert und<br />
Potenziale definiert. Daraus resultierende Handlungsempfehlungen<br />
fließen in einzelne Projekte ein,<br />
sodass der Weg der Digitalisierung Schritt für Schritt<br />
und systematisch gegangen werden kann. Der Kunde<br />
wird bis in die Initialisierungs- und Umsetzungsphase<br />
der Neuerungen begleitet. Um eine durchgängige<br />
Vernetzung von Wissen und Information<br />
zu ermöglichen und bestehende Geschäftsfelder<br />
internetbasiert zu dynamisieren, Unternehmensabläufe<br />
zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu<br />
entwickeln, hilft die Erstellung digitaler Roadmaps.<br />
Für Kommunen decken digitale Roadmaps unter<br />
anderem Vorteile auf, die ein Investment in neue<br />
digitale Technologien bringen kann.<br />
Mit dem „Digital Maturity Assessment“ ist der<br />
erste Schritt zur Digital Roadmap getan. Vier verschiedene<br />
Stadien werden bei dem Projekt „Digital<br />
Roadmap“ durchlaufen. Es beginnt mit der Erfassung<br />
des digitalen Status quo: Der digitale Reifegrad<br />
beispielsweise der Kommune wird dabei zum einen<br />
durch die Perspektive von außen betrachtet, zum<br />
anderen findet mithilfe des Digital Maturity Assessments<br />
eine digitale Selbstbewertung statt. In der<br />
anschließenden Analysephase werden laufende und<br />
geplante digitale Aktivitäten erfasst sowie digitale Lücken<br />
und mögliche Änderungsbedarfe identifiziert.<br />
Die gewonnenen Ergebnisse werden bewertet. Dem<br />
schließt sich die Designphase an, in der Highlevel-<br />
Lösungsoptionen entwickelt und validiert werden.<br />
In der finalen vierten Phase wird ein digitaler Strategieplan<br />
definiert und finalisiert. Dafür werden wichtige<br />
Meilensteine der Digital Roadmap festgelegt. Auf<br />
diese Weise wird die digitale Roadmap entwickelt.<br />
Reifegrad im Kontext der Digitalisierung<br />
Das Digital Maturity Assessment ist Kernbestandteil<br />
der ersten Bestandsaufnahme. Es ermittelt den<br />
Reifegrad der Kundenfirma im Kontext der Digitalisierung<br />
und stellt den ersten Schritt auf dem<br />
Weg zur digitalen Roadmap dar. Das Assessment<br />
ist dabei ein Ausschnitt des AdEx IT Assessment<br />
Framework. Dieses Rahmenwerk basiert auf einem<br />
Katalog von insgesamt 1.200 Hypothesen zu neun<br />
Dimensionen der Unternehmensstruktur. Die im<br />
Kontext der Digitalisierung geeigneten Hypothesen<br />
werden passend ausgewählt, individualisiert und<br />
nach Bedarf erweitert, Digital sodass auf Roadmap die Kommunen @ Etex<br />
als Kunden zugeschnittene Fragebögen entstehen.<br />
So wird ein ganzheitlicher, standardisierter Blick auf<br />
den Status quo möglich. Die Vorgehensweise über<br />
Grafik 1 (Option B)<br />
Input<br />
Gesammelte<br />
Geschäftsanforderungen<br />
Grafik 1 (Option B)<br />
Input<br />
Gesammelte<br />
Geschäftsanforderungen<br />
Digital Schritt Roadmap 1 Schritt @ Etex 2<br />
Erfassung des<br />
digitalen Status<br />
Quo<br />
Schritt 1<br />
Erfassung des<br />
digitalen Status<br />
Quo<br />
© 2<strong>01</strong>7 | AdEx Partners | www.adexpartners.com<br />
Analyse und<br />
Bewertung der<br />
Ergebnisse<br />
Schritt 3<br />
Empfehlung von<br />
Verbesserungen<br />
Schritt 2<br />
Analyse und<br />
Schritt 3<br />
Empfehlung von<br />
Schritt 4<br />
Bewertung der Verbesserungen<br />
Projekt Ergebnisse und Stakeholder Management<br />
Projekt und Stakeholder Management<br />
Hypothesen führt schnell zum Ziel. Schwachstellen<br />
können in den kommunalen Strukturen identifiziert<br />
und jene Themen aufgedeckt werden, für die<br />
Kommunen Unterstützung brauchen, um von der<br />
Digitalisierung nicht überholt zu werden, sondern<br />
im Gegenteil gut aufgestellt vom Wandel profitieren<br />
zu können. Nur wenn komplexe Zusammenhänge<br />
und Abhängigkeiten betrachtet und integriert werden,<br />
können Lösungsmodelle entwickelt werden,<br />
die langfristig und nachhaltig wirken.<br />
Für viele Branchen können Digitale Roadmaps<br />
neue Vorteile aufzeigen, die ein Investment in neue<br />
digitale Technologien bringen kann: In der Bauoder<br />
Baustoffindustrire beispielsweise veranschaulichen<br />
Techniken der digitalen Virtual Reality und<br />
deren Vorstufe Building Information Modelling<br />
jedes Gebäude nach Wunsch für den Kunden komplett<br />
in einer virtuellen Realität. Der Kunde kann auf<br />
diese Weise einen vollständigen und detaillierten<br />
Eindruck gewinnen, wie sein Objekt aussehen wird,<br />
schon bevor es gebaut wurde.<br />
Um die Digitalisierung auch in Kommunen in<br />
Gang zu bringen, ist in jedem Fall eine Zusammenarbeit<br />
zwischen Bürgern, der Zivilgesellschaft und<br />
der Wirtschaft erforderlich. Es gilt neue Angebote<br />
zu schaffen und auszubauen, die die Attraktivität der<br />
Kommunen – ob im ländlichen oder verdichteten<br />
Raum – für die Zukunft garantieren. Dieser Prozess<br />
kann jedoch nur unter Einflussnahme der Politik auf<br />
die Erfüllung der nötigen Voraussetzungen hinsichtlich<br />
einer schnelleren, flächendeckenderen Breitbandversorgung<br />
und hinsichtlich der Datensicherheit,<br />
gelingen.<br />
Schritt 4<br />
Definition eines<br />
digitalen<br />
Strategieplans<br />
Definition eines<br />
digitalen<br />
Strategieplans<br />
Vision & Strategie<br />
Organization & Governance<br />
Applikationen & Infrastruktur<br />
Prozesse & Services<br />
Budget & Kosten Management<br />
Mitarbeiter & Kultur<br />
Kundenbeziehungen<br />
Vision Beschaffung & Strategie & Partner<br />
Organization Sicherheit & Governance<br />
Applikationen & Infrastruktur<br />
Prozesse & Services<br />
Budget & Kosten Management<br />
Mitarbeiter & Kultur<br />
Kundenbeziehungen<br />
Beschaffung & Partner<br />
Sicherheit<br />
2
8 KOMMUNE 4.0<br />
<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Digital-Trends in Kommunen 4.0<br />
Digitalisierung für mehr Lebensqualität in Städten<br />
Österreich ist nicht Saudi-Arabien und Klagenfurt ist nicht die gegenwärtig am Reißbrett entstehende futuristische Megastadt Neom. Diese Zukunftsstadt samt digitaler<br />
„Steuerung“ soll bis 2025 als Ergebnis der ersten Bauphase am Roten Meer entstehen. Wer hierzulande allerdings 4.0 kommunal bzw. regional ausgestalten will und sich im<br />
Gegensatz zu den Saudis dafür keine komplett neue Stadt bauen kann, muss in den vorhandenen Siedlungsräumen neuen Nutzen schaffen. Der Münchner Zukunftslotse Thomas<br />
Strobel hat dafür Ideen.<br />
Autor:<br />
Thomas Strobel*<br />
fenwis.de<br />
Autonomes Fahren wird zur Regel, alle Verkehrsträger<br />
sind intelligent vernetzt, Fahrbahnen<br />
und Häuserwände erzeugen Strom<br />
und alle Ämter sind für den digitalen Bürger ebenso<br />
volldigital wie kundenfreundlich. Die Digitalisierung<br />
verändert im nächsten Jahrzehnt Abläufe, Prozesse,<br />
Geschäftsmodelle und Branchen – und natürlich<br />
auch die Sicherheitsansprüche. Dieser Innovationsschub<br />
macht weder vor Unternehmen und Verwaltungen<br />
noch vor Kommunen halt. Aus Bits und<br />
Bytes im smarten Lebensalltag der zwanziger Jahre<br />
dieses Jahrhunderts ergeben sich viele Chancen,<br />
wenn die richtigen Daten vorgedacht, erfasst und<br />
praxisnah verfügbar gemacht werden – jetzt und<br />
nicht erst in fünf Jahren.<br />
Neom - MegaCity am Roten Meer<br />
Die Idee für das Riesenprojekt von der Größe der<br />
Bundesländer Steiermark und Kärnten zusammengenommen<br />
stammt von Kronprinz Mohammed bin<br />
Salman al Saud. Auf dem Weg zu einem moderaten<br />
Islam sucht die Nummer Zwei der Herrscherfamilie<br />
Digitales muss Nachhaltigkeit steigern<br />
In unseren Kommunen liegt der digitale Mehrwert<br />
dort, wo wir die zugehörigen Tools mittelfristig<br />
erfolgreich einsetzen, um den Verbrauch von Ressourcen<br />
zu verringern, ihre Nutzung zu verbessern<br />
und die Lebensqualität zu erhöhen. Natürlich muss<br />
die Digitalisierung auch dazu beitragen, dass wir<br />
auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft entscheidende<br />
Schritte vorankommen; anderenfalls würde<br />
die Digitalisierung durch weitere Steigerungen<br />
bei Energie- und Ressourcenverbrauch unseren<br />
erkennbar nicht nachhaltigen Fortschritts-Wachstums-Weg<br />
nur beschleunigen. Und: 4.0 sollte auch<br />
einen Beitrag zu einer besseren und direkteren Demokratie<br />
leisten. Durch die Digitalisierung ergeben<br />
sich über diese Aspekte hinaus weitere Möglichkeiten<br />
für Kommunen, weil dadurch auch Nachhaltigkeitsziele<br />
über Energiemanagement, Sharing<br />
Economy und lokal integrierte Verkehrskonzepte<br />
besser unterstützt werden können. Beispiele Verkehr<br />
und Wirtschaft:<br />
• Die online angemeldeten Fahrtwünsche der Bürger<br />
können dann mit bedarfsgerecht gesteuerten<br />
autonomen Bussen, als Teil eines integrierten Verkehrskonzeptes<br />
realisiert werden.<br />
• Andererseits stehen auch autonome Elektrofahrzeuge<br />
zur Verfügung, die entsprechend ihrem bekannten<br />
Ladezustand vermittelt werden können.<br />
• Zusätzlich wird durch smart Grids (Netzarchitektur<br />
zur Energieübertragung) der vielfach lokal<br />
erzeugte Strom bedarfsgerecht steuerbar und kann<br />
mit dem größten Nutzen verbraucht und abgerechnet<br />
werden.<br />
• Damit wird es möglicherweise lukrativer, die bisherige<br />
Gewerbesteuer von Betrieben aufzugeben und<br />
stattdessen die produktbezogene Wertschöpfung in<br />
lokalen Produktionszentren zu besteuern.<br />
• Industrie 4.0 erlaubt mit Blick auf Wertschöpfungsschritte<br />
(wieder) verstärkt lokale Produktionskreisläufe.<br />
Die Speed Factory produziert am Point<br />
of Sale das, was sich Kunden in Größe, Design und<br />
bevorzugtem Material wünschen: Schuhe, Bekleidung,<br />
Möbel, Accessoires.<br />
in Saudi-Arabien Alternativen zur Erdölwirtschaft.<br />
Seine Pläne für die Stadt Neom am Roten Meer<br />
sind gigantisch und wären nach Vollendung des<br />
Drei-Länder-Projekts in Form einer Sonderzone<br />
DAS Beispiel für die Segnungen digitalen Denkens.<br />
Einige Fakten: Das Projektbudget soll 425 Milliarden<br />
Euro umfassen; für die Megastadt wird der Verkehr<br />
emissionsfrei und vollautomatisiert geplant; die<br />
Energie für die Metropole käme von riesigen Solarkraftwerken<br />
und Stromspeichern; die Stadt wäre<br />
zugleich auch Aushängeschild für Innovationen in<br />
neun Pionier-Segmenten – von Energie und Wasser<br />
über Mobilität, Biotechnologie, Medien bis zu technologischen<br />
und digitalen Wissenschaften.<br />
Lebensqualität mit Blick auf den Footprint<br />
Digitalisierung bietet aus meiner Sicht die große<br />
Chance, dass sich Kommunen wieder zu lokalen,<br />
teilautarken Zentren entwickeln, die die Lebensqualität<br />
ihrer Bürger in den Vordergrund stellen,<br />
stärker in Systemen denken und weniger Leistungen<br />
outsourcen. Denn auch viele Aspekte der<br />
zukünftigen Kreislaufwirtschaft werden sich mit<br />
konsequent umgesetzten, lokalen Maßnahmen<br />
unter Beteiligung der Bürger leichter erreichen<br />
lassen, als in komplexen Netzwerken wie dem<br />
deutschlandweiten Dualen System der Müllentsorgung,<br />
das von Anfang an „unrund“ und mit<br />
wenig Akzeptanz lief. Und auf Produkte und<br />
Dienstleistungen, die entsprechend der Ziele<br />
einer Kommune nicht umweltfreundlich genug<br />
sind, könnten Nichtnachhaltigkeitsabgaben verursachungsgerecht<br />
erhoben werden. Ein solches<br />
Konzept würde dann greifen, wenn ein automatisch-digital<br />
ermittelter ökologischer Footprint<br />
zeigt, dass Produkte oder Dienstleistungen den<br />
Umweltbilanzzielen einer Kommune schaden.<br />
In den Teilgebieten des durchgängigen digitalisierten<br />
kommunalen Alltags werden Milliarden von<br />
Daten mit unterschiedlichen Nutzungsmotiven verarbeitet:<br />
maschinennahe Prozessdaten, Bewegungsabläufe,<br />
Nutzerverhalten, Verbrauche, Sensordaten<br />
und so weiter. Von dieser Datenflut können Städte<br />
und Gemeinden profitieren, wenn sie kreativ mit<br />
den neuen Möglichkeiten umgehen. Bremser und<br />
Bedenkenträger werden jetzt einwerfen: So viel<br />
Modernisierung auf einen Schlag sei den Bürgern<br />
schwer zu vermitteln. Tatsächlich?<br />
24. qualityaustria Forum<br />
14. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong> | Salzburg Congress<br />
Grundfos iSolutions 4.0 –<br />
Neue digitale Angebote<br />
In fast allen Branchen steht die Digitalisierung auf der Agenda. Unternehmen<br />
zeigen Zukunftsvisionen und Prototypen oder präsentieren visionäre Konzepte.<br />
Grundfos bietet schon zwei verschiedene digitale Dienstleistungen für<br />
unterschiedliche Zielgruppen an:<br />
Wir laden Sie zum<br />
Querdenken ein und<br />
freuen uns darauf,<br />
gemeinsam mit Ihnen<br />
aufzubrechen!<br />
www.qualityaustria.com/forum<strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Grundfos Digitale Lösungen“<br />
richtet sich<br />
„ an Betreiber und Wartungsfirmen<br />
von Grundfos iSolutions<br />
Systemen. Hierfür wird<br />
die Hardware bereits ab Werk<br />
in die Anlagen eingebaut, und<br />
der Endnutzer kann zwischen<br />
vorkonfigurierten Online Servicemodulen<br />
wählen. Es gibt<br />
fünf verschiedene Module: Das<br />
Modul Überwachung, mit dem<br />
anlagenrelevante Betriebsparameter<br />
schnell und übersichtlich<br />
auf dem Bildschirm platziert<br />
werden können. Das Modul<br />
Fernbedienung, mit dem Basiseinstellungen<br />
aus der Ferne<br />
vorgenommen werden können.<br />
Das Modul Alarme und<br />
Lösungen, mit dem bei Auftreten<br />
von Anomalien an der<br />
Anlage, es zu jeder Meldung<br />
eine ausführliche Ursachenbeschreibung<br />
gibt und eine oder<br />
Grundfos Digitale Lösungen richtet sich an Betreiber und<br />
Wartungsfirmen von Grundfos Systemen, wie z.B. Hydro MPC<br />
Druckerhöhungsanlagen. Bei diesem Konzept werden Grundfos<br />
Systeme bereits ab Werk mit einem Cloudgate und Europa-<br />
Daten-SIM Karte ausgestattet und vorkonfiguriert. Der Nutzer<br />
registriert sich einmalig und kann dann eine Vielzahl von<br />
unterschiedlichen IoT-vernetzten Grundfos Produkten anmelden<br />
und verwalten. Zur Anmeldung einer Anlage gibt er einfach die<br />
Seriennummer der Anlage ein und sofort erscheint diese auf der<br />
Weltkarte in der Cloudplattform.<br />
mehrere Möglichkeiten, dieses Problem selbst oder durch einen Grundfos Servicetechniker zu beheben.<br />
Das Modul Optimierung, wodurch die Anlage anhand von realen Einsatzbedingungen und Lastprofilen<br />
optimiert werden kann. Und das Modul Fehlerfrüherkennung, durch das sich eventuell anbahnende<br />
Probleme früh erkennen und beheben lassen.<br />
Grundfos „Cloud as a Service“ richtet sich daneben an industrielle OEM/Anlagenbauer,<br />
wobei die Hard- und Software auf Kundenanlagen adaptiert und mit Zusatz Apps abgerundet<br />
wird. Die Grundfos Cloud dient als Plattform für beide digitale Angebote und verfügt<br />
bereits in der Basis über Funktionen, wie zum Beispiel Datenspeicherung, Datenexport,<br />
Alarmmanagement, Alarmweiterleitung, Verwaltung von Zugriffsrechten, Dokumentenmanagement<br />
und Datenanalysator.<br />
Foto: Grundfos<br />
Umweltjournal_135x196_Forum<strong>2<strong>01</strong>8</strong>.indd 1 11.12.2<strong>01</strong>7 13:32:11
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> KOMMUNE 4.0<br />
9<br />
Foto: Bayern innovativ<br />
Digitale Mensch-Maschine Interaktion wird auch Kommunen erreichen, meint Zukunftslotse<br />
Thomas Strobel.<br />
Dass kommunaler Modernisierungsanspruch<br />
mit hoher Bürgerakzeptanz erfolgreich umgesetzt<br />
werden kann, zeigt die 2008 in Tübingen gestartete<br />
„fröhliche“ Klimaschutzkampagne „Tübingen<br />
macht blau“. Bilanz nach acht Jahren: „Blau machen<br />
mittlerweile über 10.000 Ökostrom-Kunden der<br />
Stadtwerke Tübingen. Blau machen auch immer<br />
mehr Menschen, indem sie das Auto teilen oder<br />
den Bus benutzen. Blau leuchten die Wärmebilder<br />
sanierter Wohnungen und Bürgersolaranlagen machen<br />
die Dächer blau.“<br />
Digitale Stellschrauben für Kommunen<br />
An welchen Stellrädern der Digitalisierung können<br />
Kommunen mit schnell wirksam werdendem Nutzen<br />
individuell „drehen“? Wenn man in Rechnung<br />
stellt, dass die meisten Städte und Gemeinden auch<br />
weiterhin Schritte in Richtung einer vorausschauend<br />
geplanten und lebenswerten Zukunft gehen<br />
wollen, bieten sich Handlungsoptionen unter anderem<br />
auf folgenden Feldern an:<br />
• Kommunaler Masterplan für die Digitalisierung<br />
• vernetze, emissionsfreie Mobilitätssysteme<br />
• Konzepte für lokale, gesunde<br />
Nahrungsmittelproduktion<br />
• dezentrale Energieerzeugung und -verteilung<br />
• Pilotprojekte zum Einsatz von digitalen<br />
Technologien für höhere Lebensqualität<br />
Lassen Sie mich dazu nur wenige Ideen dafür anführen.<br />
Modernisierung der IT-Infrastruktur als Teil<br />
der Digitalisierungsstrategie:<br />
Um bis zu 80 Prozent können kommunale Verwaltungseinrichtungen<br />
den Stromverbrauch<br />
ihrer IT senken, wie eine Umfrage der Deutschen<br />
Energie-Agentur jetzt offenbarte. Der Grund:<br />
87 Prozent der Computer in kommunalen Einrichtungen<br />
sind Desktop-PCs, der Anteil von – in<br />
der Regel effizienteren – Notebooks und Thin<br />
Clients liegt bei nur 13 Prozent. Zudem sei jeder<br />
dritte Computer älter als vier Jahre. Und: Energieeffizienz<br />
wird von nur einem Viertel der IT-<br />
Beschaffer als sehr wichtiges Kriterium genannt,<br />
weil offenbar dafür strikte Vorgaben fehlen. Noch<br />
ist wohl der möglichst niedrige Beschaffungspreis<br />
für Kommunen das A und O statt Kosten und<br />
Footprint über die gesamte Lebensdauer. Weitere<br />
Ideen für digitale Kommunallösungen:<br />
• Digitalisierung erlaubt kostengünstig und aufwandsarm<br />
Bürgernähe statt Bürokratie: Was<br />
wirkt bürgerfreundlicher – eine kostenlose<br />
Zahlungserinnerung mit einer automatisch verschickten<br />
Mail oder ein mit der Post verschickter<br />
Mahnbrief mit zusätzlichen Mahngebühren?<br />
Warum erinnert eine Kommune ihre Bürger<br />
nicht rechtzeitig bevor Personalausweis oder Reisepass<br />
ungültig werden? Die Daten dafür liegen<br />
vor und die Erinnerung könnte automatisiert per<br />
Mail verschickt werden?<br />
• Eine Plattform, die regional erzeugte Waren mit<br />
regionalen Logistikdienstleistern und regionalen<br />
Händlern zusammenbringt, wäre ideal<br />
geeignet um die Endkunden auf dem Weg<br />
zu Nachhaltigkeit durch Regionalisierung zu<br />
unterstützen. Die Kommune profitiert von<br />
erfolgreicheren Unternehmen, zufriedenen<br />
Kunden und weniger Transportverkehr.<br />
• Wie praktisch wäre ein staatlich einheitliches<br />
Abrechnungssystem der Kommunen für den<br />
öffentlichen Nahverkehr? Egal in welche Stadt<br />
ein Reisender kommt: Eine einzige Smartphone-<br />
App erlaubt ihm für seine gewünschte Fahrtstrecke<br />
ein Ticket zu kaufen und zu bezahlen. Und<br />
wie großartig wäre so eine App für den gesamten<br />
Euro-Raum?<br />
• Moderne Verkehrskonzepte maximieren den<br />
Transport von Personen. Sie setzen alle verfügbaren<br />
Verkehrsmittel ein, um Menschen abschnittweise<br />
ihrem Fahrziel näher zu bringen.<br />
Staus mit Fahrzeugen, in denen nur eine Person<br />
sitzt gehören der Vergangenheit an. Autonome<br />
Fahrzeuge, die untereinander kommunizieren,<br />
erlauben die Abschaffung von Ampeln, was trotz<br />
höherer Verkehrssicherheit Energie- und Wartungskosten<br />
spart.<br />
Aufholinvestitionen für den ländlichen Raum<br />
Landgemeinden müssen ebenfalls eine digitale<br />
Zukunft haben und an die nebenan vorhandenen<br />
städtischen Infrastrukturen andocken. Wer das<br />
ideen- oder investitionsmäßig auf die lange Bank<br />
schiebt, wird vermutlich abgehängt oder zum<br />
nichtdigitalen Reservat erklärt. Schnelles Internet<br />
ist für Mittelständler ein Standortkriterium; vom<br />
aufkommenden Internet der Dinge mit Milliarden<br />
von vernetzten Cyber-Physical Systems noch gar<br />
nicht zu reden …<br />
*Thomas Strobel, Geschäftsführer der Fenwis GmbH, ist einer der wenigen<br />
„Zukunftslotsen“ im deutschsprachigen Raum. Sein Ziel ist, Manager<br />
mit Gestaltungswillen, Neugierde und Offenheit über Zeitreisen in<br />
die Zukunft für die vorausschauende Arbeit an einer erfolgreichen und<br />
nachhaltigen Zukunft zu begeistern. fenwis.de
10 KOMMUNALE DIENSTE<br />
<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Unterflurcontainer für effizientere Abfallsammlung<br />
Den Abfall unter die Erde<br />
Fotos: Villiger<br />
Die Sammlung von Abfällen mit Unterflurcontainern stellt in Deutschland und der<br />
Schweiz bereits einen ausgeprägten Trend dar, der in vielen Städten umgesetzt wird.<br />
Nun beginnt auch Salzburg als erste heimische Gemeinde ein größeres Unterflursystem<br />
zu errichten – im Sommer hat man dazu auch ein Fahrzeug des Unterflurspezialisten<br />
Villiger erworben.<br />
In der Regel fallen die größten Abfallmengen im<br />
Ortszentrum an, oft inmitten historischer Gebäude<br />
oder in modern durchgestalteten Wohnsiedlungen.<br />
Unterflursysteme für die Abfallsammlung<br />
haben nun den Vorteil, dass diese Müllmengen<br />
vorübergehend sozusagen „unsichtbar“ werden. Mit<br />
einem Fassungsvolumen von 5.000 Litern stellen die<br />
Unterflurcontainer eine Alternative zu den 800 oder<br />
240 Liter Abfallcontainern dar. Man sieht nur die<br />
Einfüllsäule, der Rest liegt unter der Erde.<br />
Auch die Stadt Salzburg errichtet nun ein Unterflursystem.<br />
„Mittlerweile sind acht Standorte unterflur<br />
umgesetzt und es werden stetig mehr“, sagt<br />
Bruno Lederer, der zuständige Dienststellenleiter<br />
im Abfallservice Salzburg. Zudem hat die Stadt Salzburg<br />
ein eigenes Müllfahrzeug erworben, um die<br />
neuen Container effizient zu betreiben. „Das Fahrzeug<br />
wurde von der Firma Villiger speziell für die<br />
Unterflurcontainer entwickelt“, schildert Lederer.<br />
„Der Fahrer muss hier nur mehr den Greifarm an<br />
der Tonne fixieren – den Rest macht das Gerät automatisch.<br />
Es entleert und stellt den Container wieder<br />
zurück in sein Loch.“<br />
Um einiges wirtschaftlicher<br />
An diesem Ablauf erkennt man schnell, dass die<br />
Unterflur-Methode um einiges wirtschaftlicher sein<br />
kann, im Vergleich zu herkömmlichen Sammlungssystemen.<br />
Beispielsweise braucht man nur einen<br />
Fahrer, der auch den Greifer bedient – während in<br />
der Mülltonnensammlung bis zu drei Mann eingeplant<br />
werden müssen.<br />
Vor allem bei Wohnsiedlungen ab 25 Wohnparteien<br />
aber sei das System besonders wirtschaftlich,<br />
meint Lederer: „Wir empfehlen das auch den<br />
Liegenschaftsbesitzern, denn sie sparen sich bei der<br />
Anschaffung von Unterflurcontainern beispielsweise<br />
einen Müllraum und sie müssen nicht mehr dafür<br />
sorgen, dass alle Mülltonnen und Container schon<br />
am Vortag nach draußen zu den Abholpunkten gebracht<br />
werden – eine große Erleichterung also auch<br />
im Betrieb.“<br />
Zahlreiche Vorteile<br />
Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Vorteile.<br />
Lederer zählt auf: „Weniger Geruchsbelastung,<br />
durch die Lagerung des Mülls in einem Container<br />
unter der Erde. Man installiert alle Fraktionen zusammen<br />
an einem Ort (Bio-, Restmüll, Plastik,<br />
Papier und Glas), wodurch die Trennmoral steigt.<br />
Und: Durch die großvolumigen Container sind viel<br />
weniger Sammelfahrten nötig, was wiederum den<br />
Verkehr verringert.“<br />
Diese Argumente machen das Unterflursystem<br />
zu einem äußerst zukunftsfähigen Konzept<br />
für die Abfallsammlung in Gemeinden und führen<br />
zu einem saubereren und verkehrsärmeren Stadtbild,<br />
das vor allem in touristisch hochfrequentierten<br />
Städten – wie Salzburg es zweifellos ist – noch<br />
gefragt sein wird. <br />
Unterflurcontainer haben den Vorteil, dass sie sich<br />
harmonischer ins Stadt- oder Siedlungsbild einfügen<br />
können, während gleichzeitig alle Fraktionen<br />
in unmittelbarer Nähe zueinander lagern.<br />
Die Stadt Salzburg hat ein eigenes Müllfahrzeug<br />
von der Schweizer Firma Villiger erworben, um<br />
die neuen Container effizient zu betreiben. Die<br />
Unterflur-Standorte werden immer mehr.<br />
Intelligente Lösungen für eine saubere Umwelt<br />
Kommunikation<br />
mit Ihren Containern<br />
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Containerversionen erfolgt mittels<br />
Übertragung der Füllstandsdaten mit der<br />
Möglichkeit, diese in eine Tourenoptimierung<br />
einzubinden. Weitere Vorteile sind<br />
Temperaturmessung, Zutrittskontrolle, Rüttelsensoren<br />
zur Feststellung der Entleerungszyklen<br />
und GPS-Ortung.<br />
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Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> BAU- | GEBÄUDETECHNIK<br />
11<br />
Fotos: interforst<br />
Innovative Holzbau-Architektur<br />
„Der kreative Spielraum ist groß“<br />
Spektakuläre neue Kirche aus Holz entsteht derzeit bezeichnenderweise in Holzkirchen. Konstruktion<br />
und Material machen den Bau schwungvoll, licht und ökologisch. Martina Ehrnsperger, Projektleiterin<br />
der Interforst, sprach auf der „Grünen Couch“ mit dem Architekten Eberhard Wimmer.<br />
Kurz vor der Vollendung: die Holzkirche St. Josef in Holzkirchen bei München.<br />
Herr Wimmer, Sie sind der Architekt<br />
der Kirche St. Josef in Holzkirchen,<br />
die im Winter vollendet wird. Was ist<br />
das Besondere an diesem Bau?<br />
Kirchen sind sinnstiftende Räume. Der<br />
kreative Spielraum ist groß, weil jede Zeit<br />
und jede religiöse Richtung bei aller Wiedererkennbarkeit<br />
ihre eigenen, zeitgemäßen<br />
Sakralbauten hervorbringen möchte.<br />
Hier ist es die Kegelform, die sichtbare<br />
Fachwerkkonstruktion, die Einheit von<br />
Wand und Dach. Die Kegelkonstruktion<br />
eröffnet spektakuläre Perspektiven.<br />
Was ist die kreative Idee dahinter?<br />
Aus den liturgischen Funktionen, der<br />
Mit einer Holzkonstruktion ließ sich<br />
die stützenfreie Raumhülle kostengünstiger<br />
realisieren.<br />
im Kreis um den Altar versammelten<br />
Gemeinde und dem von oben einfallenden<br />
Licht ergibt sich eine kegelförmige<br />
Hülle wie von selbst. In Analogie zum<br />
Zelt ist der Kegel eine archetypische,<br />
dabei moderne und unverbrauchte<br />
Architekturform.<br />
Die Kirche besteht aus<br />
Holz – warum?<br />
Beton und Stahl waren hier aus mehreren<br />
Gründen ungeeignet. Mit einer<br />
Holzkonstruktion ließ sich die stützenfreie,<br />
kegelförmige Raumhülle über einer<br />
Grundfläche von etwa 850 Quadratmetern<br />
kostengünstiger realisieren. Dazu<br />
kam die aussagekräftige Materialität, die<br />
unmittelbare Akzeptanz und das Gefühl<br />
von Geborgenheit, die sich in Holzkonstruktionen<br />
einstellen. Holzkonstruktionen<br />
mit Dreiecksgefachen sind zudem<br />
in Bayern verbreitet. Reusen und Körbe<br />
werden seit Jahrhunderten so geflochten<br />
und begeistern durch vielgestaltige Formen<br />
und feines Flechtwerk mit stabilisierenden<br />
Ringen und Diagonalen.<br />
Was macht den Bau ökologisch?<br />
Wir haben regionales Holz verwendet,<br />
vor allem Brettschnittholz aus Fichte<br />
aus zentraleuropäischen Wäldern, sowie<br />
Buche bei den Fachwerkknoten und<br />
Lärchenschindeln für die Kegeldächer.<br />
Die Kirche ist ein Niedrigenergiegebäude<br />
mit passiver Energienutzung. Wir<br />
unterschreiten die Werte der Energieeinsparverordnung<br />
um bis zu 28 Prozent. In<br />
den Kegeln nutzen wir eine natürliche<br />
Aufwinddynamik für die Lüftung, die<br />
Fußbodenheizung speist sich aus Geothermie,<br />
die Bodenplatte dient als thermische<br />
Speichermasse. Sparsame LED-<br />
Leuchten, begrünte Flachdachbereiche<br />
und Rigolenanlagen für die Versickerung<br />
des Regens sind weitere Maßnahmen.<br />
Zudem haben wir grundsätzlich einfache<br />
technische Lösungen gesucht, um die<br />
Langlebigkeit zu gewährleisten.<br />
Bevorzugen Sie<br />
bestimmte Holzarten?<br />
Im konstruktiven Holzbau wird vor allem<br />
das schneller wachsende Nadelholz<br />
verwendet. Für die Schindeln haben<br />
wir Lärche verwendet. Stellenweise ist<br />
Eichenholz im Einsatz, aus gestalterischen<br />
Gründen oder wegen Brandschutz.<br />
Welche Bedeutung messen Sie dem<br />
Rohstoff Holz generell zu?<br />
Das ist leicht zu beantworten. Kennen<br />
Sie einen Rohstoff, der nachwächst und<br />
eine ähnliche ökologische Gesamtbilanz<br />
aufweist und so vielfältig als Werkstoff einsetzbar<br />
ist wie Holz? (UJ/Interforst)<br />
WWW<br />
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Holzturm entsteht<br />
und verschwindet<br />
wieder<br />
Die Schweiz hat ein neues Theater.<br />
Auf dem Julierpass, auf<br />
2.300 Höhenmetern, hat das<br />
Kulturfestival Origen einen markanten<br />
Turm erbaut, der sich zur Landschaft<br />
hin öffnet, alle Jahreszeiten bespielt,<br />
vertikales Bühnenspiel ermöglicht, im<br />
Abendlicht spielt. Das Theaterhaus<br />
zitiert den babylonischen Turm und<br />
verweist auf den Sprachreichtum einer<br />
Kulturregion am Alpenkamm, die von<br />
Abwanderung betroffen ist und um<br />
neue Perspektiven ringt. Am 31. Juli<br />
wurde das Bauwerk erstmals bespielt.<br />
Zur Eröffnung wurden Fragmente der<br />
dreisprachigen Oper „Apocalypse“ und<br />
ein neues Solo für Sergei Polunin uraufgeführt.<br />
Der Julierturm wurde aus<br />
1.220 Bauteilen erbaut. 24.400 Schrauben<br />
halten das Bauwerk zusammen.<br />
Der Holzturm hält Windböen von bis<br />
zu 240 Kilometer pro Stunde stand und<br />
trotzt selbst Staublawinen. Das Gesamtgewicht<br />
des Turmes beträgt ohne Fundament<br />
410 Tonnen, die gesamte Bauzeit<br />
dauerte zweieinhalb Monate. Bis zur<br />
Eröffnung werden über zwei Millionen<br />
in den Turm investiert. Der wintertaugliche<br />
Ausbau des Turmes wird eine<br />
weitere Million kosten, die in den kommenden<br />
Monaten aufgebracht werden<br />
muss. Das Juliertheater ist ein ephemeres<br />
Projekt, das die Vergänglichkeit<br />
alles Lebenden reflektiert. Der Holzbau<br />
entsteht und vergeht. Im August wird<br />
der Rohbau bespielt, im Herbst erfolgt<br />
der wintertaugliche Ausbau, Ende 2020<br />
wird das Gebäude abgetragen und das<br />
Gelände umfassend renaturiert. Der<br />
Bau entspricht der flüchtigen Kunstform<br />
des Theaters und wird nur in der<br />
Erinnerung weiterleben.<br />
Fotos: Bowie Verschuuren, Origen Festival Cultural<br />
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12 BAU- | GEBÄUDETECHNIK<br />
<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Neue Dämmplatte belebt alte Kulturpflanze<br />
Wer Hanf anlegt, hat’s chilliger<br />
Dass Hanf hierzulande noch vor einem Jahrhundert eine der wichtigsten Kulturpflanzen war, wissen heute nur mehr wenige. Vor allem seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit<br />
wurde vor den Zeiten der Kunststoffindustrie besonders geschätzt. Doch seit einigen Jahren gewinnt der Hanf samt seiner Erzeugnisse wieder an Bedeutung und Zuspruch. Ein<br />
Produkt, das nun bereits in Serie gefertigt wird, ist die Hanffaser-Dämmplatte von Capatect. Ihre Eigenschaften hinsichtlich Energieeinsparung und Wohngefühl sind beachtlich<br />
– bei Schallschutz und Widerstandsfähigkeit aber ist sie sogar unschlagbar.<br />
Hanf ist ein nachwachsender, heimischer Rohstoff, der weder Dünger noch Spritzmittel benötigt und nur kurze Transportwege erfordert. Er bindet bereits beim Wachstum erheblich mehr CO 2<br />
als bei der Herstellung<br />
des Dämmstoffes emittiert wird.<br />
Autor:<br />
Mag. Alexander Kohl<br />
alexander.kohl@sciam.at<br />
Hanf ist „Droge“. Hanf ist<br />
schlecht. So lautete lange der<br />
Tenor in der Gesellschaft und<br />
kaum eine Pflanze wurde hierzulande<br />
Mitte des letzten Jahrhunderts derart<br />
geächtet wie der Hanf. Der Anbau wurde<br />
verboten und das Wissen um eine<br />
der ältesten Kulturpflanzen Europas<br />
ging langsam verloren.<br />
Heute aber wird der Nutzhanf<br />
langsam wieder entdeckt und seine<br />
Bedeutung steigt in vielen Anwendungsbereichen.<br />
Über 50.000 Produkte<br />
aus Hanf soll es bereits geben.<br />
Und eines ist bei all diesen besonders<br />
hervorzuheben: Mit Hanf können viele<br />
synthetische oder wenig nachhaltige<br />
Rohstoffe auf natürlichem Wege<br />
ersetzt werden.<br />
Dämmplatten aus Hanfstroh<br />
fähigkeit gegenüber mechanischen<br />
Belastungen, da die Hanf-Dämmplatte<br />
elastisch nachgeben kann und<br />
daher Außeneinwirkungen – wie<br />
Hagel – viel besser aufnimmt beziehungsweise<br />
abfedert.<br />
Stattdessen hagelt es Preise. In<br />
Österreich wurde die nachhaltige<br />
Dämmlösung bereits mit dem OÖ.<br />
Umweltschutzpreis, dem Energie-Genie<br />
und 2<strong>01</strong>3 mit dem Klimaschutzpreis<br />
in der Kategorie „Klimaschutz durch<br />
Innovation“ ausgezeichnet. International<br />
war das Unternehmen unter anderem<br />
bereits bei den GreenTec, den BAKA<br />
und Iconic Awards und dem Detail-<br />
Produktpreis erfolgreich.<br />
Hanf kehrt zurück<br />
Seit 2<strong>01</strong>5 produziert Naporo für<br />
Capatect nun seine Dämmplatten<br />
in Haugsdorf (NÖ) im nördlichen<br />
Weinviertel. Der neue Produktionsstandort<br />
wurde strategisch gewählt<br />
– man befindet sich in unmittel-<br />
Die Capatect-Tochter Naporo stellt<br />
schon seit einigen Jahren leistungsfähige<br />
Dämmmaterialien aus Hanfstroh<br />
her und hat die weltweit erste<br />
zertifizierte und technisch ausgereifte<br />
Hanfdämmung für Fassaden entwickelt.<br />
Die Dämmplatten können in<br />
unterschiedlicher Fertigung sowohl<br />
an der Fassade, als auch im Innenbereich<br />
verwendet werden. „Unsere<br />
Hanffaser-Dämmplatte bietet dem<br />
Kunden neben der Energieeinsparung<br />
weitere technische Vorteile gegenüber<br />
anderen Produkten“, sagt Naporo-<br />
Geschäftsführer Robert Schwemmer.<br />
Der Wohnkomfort steigt und der<br />
Heizenergiebedarf sinkt durch die<br />
Dämmmaßnahme messbar; zudem ist<br />
die Hanfplatte hautfreundlich. „Wer<br />
mit Hanf dämmt, hat’s also insgesamt<br />
chilliger“, lacht Schwemmer. Besonders<br />
zu erwähnen sind dabei auch<br />
der herausragende Schallschutz (bis<br />
zu 62 dB) und die hohe Widerstandsbarer<br />
Nähe zu den Hauptanbauregionen<br />
von Hanf.<br />
Langsam hält Hanf als Kulturpflanze<br />
wieder Einzug in die heimische Landwirtschaft.<br />
Auch wenn der Großteil<br />
des Wissens um die alte Kulturpflanze<br />
während der Zeit des Anbauverbots fast<br />
verloren gegangen war, integrieren immer<br />
mehr Bauern die schnell wachsende,<br />
bis zu anderthalb Meter tief wurzelnde<br />
Pflanze wieder in ihre Fruchtfolge. Dazu<br />
mussten aber – auch zum Teil forciert<br />
von Naporo – sogar Ernte- und Verarbeitungsmaschinen<br />
adaptiert und neu<br />
entwickelt werden.<br />
Die Aussaat der Hanfsamen findet im<br />
April statt, die Erntezeit im September.<br />
Dazwischen kann die Hanfpflanze schon<br />
stattliche zwei Meter Wuchsgröße erreichen<br />
und sie sogar überschreiten. Blätter<br />
und Samen gehen dann in die Ölproduktion<br />
oder werden als Futterzusatz oder<br />
Ähnlichem verwendet. Das Hanfstroh<br />
aber ist eines der leistungsfähigsten natürlichen<br />
Fasergebilde, die die Natur je<br />
hervorgebracht hat.<br />
Hanf wirkt – auch ohne THC<br />
Früher wurden aus den Hanffasern<br />
hauptsächlich Seile – etwa für die Schiffsfahrt<br />
– gedreht, da sie eine ähnliche Zugfestigkeit<br />
wie Stahlseile erreichen konnten<br />
und zudem widerstandsfähiger gegen das<br />
salzhaltige Meerwasser waren. Hosen und<br />
jede Art von Textilien, Decken, Papier<br />
und vieles mehr – früher war die Hanffaser<br />
Teil des täglichen Lebens. „Solange<br />
bis die Baumwoll- und Kunststoffindustrie<br />
einen vernichtenden Feldzug gegen<br />
die ‚Drogenpflanze‘ gestartet hat“, erklärt<br />
Schwemmer; und der Hanf in wenigen<br />
Jahren schließlich völlig aus der landwirtschaftlichen<br />
Erzeugung verschwand.<br />
Seit 1996 kann Hanf nun aber in<br />
einer modifizierten Pflanzenform wieder<br />
in Österreich und vielen Nachbarländern<br />
angebaut werden – und das<br />
nicht mehr nur für medizinische Zwecke.<br />
„Diese gezüchteten Hanfpflanzen<br />
haben einen sehr sehr geringen<br />
THC-Gehalt von 0,02 Prozent“, meint<br />
Schwemmer, „Da spürt man nicht ein-<br />
Hanf: Verloren und wiederentdeckt<br />
Hanf wurde schon vor tausenden vor Jahren als universelle Heil- und Nutzpflanze geschätzt. Die Menschen wussten um die Vielfältigkeit<br />
und den Wert der Pflanze, wodurch sie in der Geschichte immer wieder erwähnt und auch mit dem technischen Fortschritt verknüpft ist.<br />
Auch in Österreich lässt sich die mittelalterliche Verankerung von Hanf nachvollziehen. Durch die Entwicklung neuer Technologien zur<br />
Herstellung günstigerer Kunstfasern und durch die Einfuhr billigerer Naturfasern kam es zum Niedergang des Hanfanbaus. Ab dem Jahre<br />
1969 wurde Hanf nicht mehr in Statistiken erwähnt.<br />
Hanf wächst sehr schnell (sieben Zentimeter pro Tag), gedeiht auf fast jedem Boden und ist zur Gänze verwertbar. Neben Nahrung (Öl, Samen)<br />
und Medizin liefert die Universalpflanze auch extrem reißfeste Fasern, was den Hanf zum idealen Rohstoff für Hausbau, Papier- und<br />
Textilherstellung macht. Die Herstellung von Hanfprodukten verbraucht außerdem wesentlich weniger Energie, als zum Beispiel die Verarbeitung<br />
von Holz. Hanf ist von Natur aus sehr widerstandsfähig und kaum anfällig für Schädlingsbefall, weshalb bei der Kultivierung vollständig<br />
auf Herbizide und Pestizide verzichtet wird. Die Hanfpflanze trägt außerdem wesentlich zur Verbesserung der Bodenqualität bei und kann<br />
auch auf Grenzertragsböden oder in Wasserschutzgebieten angebaut werden.<br />
Da Hanf beim Wachsen doppelt so viel CO 2<br />
bindet wie Bäume, leisten Hanffaserdämmstoffe einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung des<br />
weltweiten CO 2<br />
Ausstoßes. Pro gedämmten Einfamilienhaus werden in etwa 5 Tonnen CO 2<br />
eingespart.
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> BAU- | GEBÄUDETECHNIK<br />
13<br />
Die Hanffaser-Dämmplatte gilt als ökologische Alternative und ist bezüglich<br />
Dämmwert dem bewährten Polystyrol absolut ebenbürtig, setzt aber im Schallschutz<br />
neue Maßstäbe. Die Hanffaser-Dämmplatte kann am Ende ihres Lebenszyklus‘<br />
zu neuen Dämmplatten recycelt oder als Rohstoff zur Biogasgewinnung<br />
verwertet werden.<br />
mal mit viel Fantasie eine Wirkung<br />
beim Rauchen.“<br />
Die Wirkung in einem aus Hanfstroh<br />
gedämmten Raum aber spürt man sehr<br />
wohl. Diese kann man unter anderem<br />
in Perg erleben. Denn das dortige Schulungszentrum<br />
der Synthesa Gruppe –<br />
unter deren Dach Capatect und Naporo<br />
firmieren – wurde sowohl an der Fassade,<br />
als auch im Innenbereich mit Hanfdämmplatten<br />
ausgebaut.<br />
Belebende Düfte<br />
Vor allem die Deckenpaneele verströmen<br />
ein gesundes Wohlfühlklima – es<br />
riecht ganz dezent nach Kräuterdepot<br />
und Heuboden. Durch die belebenden<br />
Düfte sollen sogar Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit<br />
gesteigert werden.<br />
Peter Eichmayer, Werbeleiter bei Synthesa,<br />
ist begeistert von dem natürlichen<br />
Dämmstoff, auch wenn die aktuellen Absatzmärkte<br />
noch überschaubar sind: „Im<br />
Moment liegt unsere Hanfschiene noch<br />
bei etwa sechs Prozent des gesamten<br />
Dämmstoffabsatzes. Aber wir stehen alle<br />
sehr idealisiert hinter diesem Produkt<br />
und glauben, dass darin größtes Potenzial<br />
für die Zukunft liegt“, so Eichmayer.<br />
Diese Überzeugung spiegelt sich auch<br />
in der Investition wieder, die die Gruppe<br />
am Produktionsstandort in Haugsdorf<br />
tätigen musste. Mehrere Millionen<br />
Euro wurden in eine Fertigungsanlage<br />
gesteckt, die es ermöglichen sollte, das<br />
widerspenstige Hanfstroh nutzbar zu<br />
machen und schließlich zu Dämmplatten<br />
umformen zu können.<br />
Dämmen mit „Stoff “<br />
Alleine schon der Beginn des Fertigungsprozesses<br />
ist besonders aufwendig. Zwei<br />
überdimensionale Schredder trennen<br />
die Hanfballen auf und zerkleinern die<br />
Fasern mit einem Drehmoment von über<br />
100.000 Newtonmeter. Diese Power ist<br />
auch aufgrund der extremen Zähigkeit<br />
des Hanfstrohs notwendig. Immer wieder<br />
kommt es zu Produktionsstopps, weil sich<br />
das Material nicht vollständig auftrennen<br />
Hanffasern sind schwer auftrennbar und nicht leicht<br />
weiterzuverarbeiten.<br />
lässt und einzelne Maschinenteile lahmlegt.<br />
Ist die Zerkleinerung aber einmal geschafft,<br />
kommen die Hanfschnitzel gemeinsam<br />
mit einem Bindemittel – wahlweise aus<br />
Maisstärke oder Polyesterfaser - „ins Warme“.<br />
In der beheizten Fertigungsbahn<br />
schmelzen die Tropfen des Bindemittels<br />
auf und die fertig geformten Dämmplatten<br />
fahren langsam und duftend wie riesige,<br />
warme Kuchenstücke aus dem „Ofen“.<br />
Derzeit verlassen pro Jahr schon<br />
mehrere Tonnen Hanfdämmplatten<br />
das Werk. Wo auch immer die verpackten<br />
Paletten mit den charakteristischen<br />
grünen Hanfblättern darauf angeliefert<br />
werden, sorgen sie auch für Aufsehen.<br />
Nicht selten meinen Beobachter: „Jetzt<br />
kommen die Drogen schon in Paletten-Größe“<br />
– wie jüngst bei einem Sanierungs-Objekt<br />
in der Elisenstraße im<br />
23. Wiener Gemeindebezirk. Aufgeklärt<br />
über die tatsächliche Funktion der Hanfplatten,<br />
gibt es aber dann stets respektvolle<br />
Zustimmung, so auch hier: „Super!<br />
Ich hoff, die dämmen auch die anderen<br />
Gebäude mit dem ‚Stoff‘.“ <br />
„Energie Star“ für Hanfdämmung<br />
Das Projekt „Hanf macht Schule“ der Gemeinde Pabneukirchen wurde mit dem Energie Star 2<strong>01</strong>7<br />
ausgezeichnet.<br />
„Unsere Hanffaser-Dämmplatte bietet dem Kunden neben<br />
der Energieeinsparung viele technische Vorteile, beispielsweise<br />
eine bessere Schalldämmung oder Hagelschutz.“ Robert<br />
Schwemmer, Naporo.<br />
WUSSTEN SIE, DASS …<br />
... es mehr als 50.000 Produkte aus Hanf gibt?<br />
... das erste nachgewiesene Papier vor etwa 2000 Jahren aus Hanf war?<br />
... Hanf bereits vor 10.000 Jahren in China zur Fasergewinnung und die<br />
Hanfsamen als Nahrungsmittel verwendet wurden und Hanf damit eine der<br />
ältesten Kulturpflanzen der Welt ist?<br />
... Gutenberg die Bibel 1455 auf Hanfpapier druckte?<br />
... auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 auf Hanfpapier<br />
gedruckt wurde? Der erste amerikanische Präsident George Washington baute<br />
selbst im großen Stil Hanf an.<br />
... Kolumbus Amerika 1492 in einem Schiff mit Segeln und<br />
Seilen aus Hanf entdeckte?<br />
... die ersten Jeans von Levi Strauss aus Hanftextilien hergestellt wurden?<br />
... sich das Wort „schäbig“ von Schäben, dem holzigen Teil der<br />
Hanfpflanze, ableitet?<br />
... dass die Wurzeln des Hanfes zwischen zwei und vier Meter in die Erde reichen?<br />
... es insgesamt 42 von der EU zertifizierte Sorten mit niedrigem THC-Gehalt<br />
(weniger als 0,02 Prozent) gibt, die seit 1995 wieder angebaut werden dürfen?<br />
... Hanf bis zu sieben Zentimeter täglich wächst?<br />
... dass es drei Gattungen von Hanf gibt: Nutz-, Industrie- oder Lebensmittelhanf<br />
mit geringem THC-Gehalt (Cannabis sativa), indischer Hanf mit<br />
15 bis 20 Prozent THC-Gehalt (Cannabis indica) sowie den Urhanf oder<br />
russischen Hanf, der als Beikraut etwa auf Kartoffelfeldern gepflanzt wird?<br />
... eine männliche Hanfpflanze einen Hektar weibliche Pflanzen bestäuben kann?<br />
Fotos: capatect Fotos: naporo, kohl<br />
Projekte, die durch Innovationen für<br />
effizientere Energienutzung beeindrucken,<br />
wurden bei der Verleihung<br />
des oberösterreichischen Landesenergiepreises<br />
„Energie Star 2<strong>01</strong>7“ von<br />
Energiereferent Michael Strugl ausgezeichnet.<br />
In der Kategorie „Energieinnovation<br />
lokal: Schulsanierung“ ging<br />
der Preis nach Pabneukirchen.<br />
Bei der Sanierung des über 40 Jahre alten<br />
Schulzentrums Pabneukirchen wurde<br />
der Außendämmung der 1.920 Quadratmeter<br />
umfassenden Fassade oberste<br />
Priorität eingeräumt. Gemäß den Zielen<br />
energieeffizient, ökologisch und regional<br />
erfolgte die Dämmung mit 20 Zentimeter<br />
dicken Hanfplatten. Das Schulzentrum<br />
Pabneukirchen ist das erste öffentliche<br />
Schulprojekt dieser Größenordnung<br />
in Österreich, an dem die Außendämmung<br />
mit Hanffaser verwirklicht wurde.<br />
Durch die Fassadendämmung sowie<br />
weitere Sanierungsmaßnahmen beträgt<br />
die Energieeinsparung 60 Prozent, das<br />
sind etwa 16.000 Euro weniger Heizkosten<br />
pro Jahr.<br />
„Thermische Sanierung mit Hanf ist bei<br />
öffentlichen Bauten noch selten und<br />
manchmal aufgrund der Budget-Situation<br />
nicht ganz einfach realisierbar.<br />
Mit Bürgermeister Johann Buchberger<br />
aus Pabneukirchen haben wir einen<br />
engagierten Partner gefunden, der sich<br />
wie kein anderer für eine ökologische<br />
Dämmung der Schule eingesetzt hat<br />
und mit seiner Begeisterung auch andere<br />
Gemeinden ansteckt“, erzählt Benno<br />
Auböck von Capatect (Synthesa Niederlassung<br />
Ansfelden).
14 ERNEUERBARE ENERGIE<br />
<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Wie Unternehmer mit ihrem Industriedach Sonnenstrom erzeugen<br />
Rendite mit grüner Energie<br />
Fotos: privat, Goldbeck Solar<br />
Die Solarstromanlage am Dach des holzverarbeitenden Betriebs Runge GmbH in<br />
Osnabrück ist so ausgelegt, dass sie sich durch Eigenverbrauch und Einspeisung<br />
selbst finanziert.<br />
Auf die Idee, das eigene Dach mit einer PV-Anlage zu bestücken, sind schon viele gekommen. Wer<br />
sein Moduldach korrekt auslegen lässt und möglichst viel Strom selbst verbraucht, kann nicht nur mit<br />
grünem Strom punkten. Auch wirtschaftlich lässt sich der Erfolg durchaus sehen.<br />
Autor:<br />
Leila Haidar<br />
leila.haidar@web.de<br />
Gute Erfahrungen mit einer PV-<br />
Anlage auf dem Dach macht<br />
die Hartkorn Gewürzmühle<br />
GmbH in Koblenz (D). Das Unternehmen<br />
verdreifachte jüngst ihre Lagerkapazität<br />
und reduzierte parallel ihre Standorte<br />
von fünf auf zwei. Die Gelegenheit war<br />
günstig, den Neubau mit einer 213 Kilowatt-peak<br />
(KWp) starken Solaranlage<br />
zu bestücken. Dank dieser Maßnahme<br />
erreicht Hartkorn mit seinem Logistikgebäude<br />
sogar den EnEV55-Standard.<br />
Nun unterschreitet das Gebäude die<br />
Bau-Norm derart, dass es 45 Prozent weniger<br />
Energie zu seiner Bewirtschaftung<br />
benötigt. Das reicht von der Dämmung<br />
und einer speziellen Abdichtung der Verladetore<br />
über eine LED-Beleuchtung bis<br />
zum eigenen Kraftwerk. Einen höheren<br />
einstelligen Millionenbetrag investierten<br />
die Koblenzer, die 120 Mitarbeiter beschäftigen,<br />
in das Vorhaben.<br />
Mehrkosten rechnen sich binnen<br />
fünf Jahren<br />
Die Fotovoltaik-Anlage für<br />
212.000 Euro auf einem Teil des Daches<br />
erzeugt 200.000 Kilowattstunden<br />
Strom pro Jahr, die im Jahresmittel<br />
etwa zu 30 Prozent selbst verbraucht<br />
werden. Das reduziert den Stromeinkauf<br />
um 10.000 Euro pro Jahr. Hinzu<br />
kommen 16.500 Euro Einnahmen pro<br />
Jahr für die Kilowattstunde (kWh), die<br />
20 Jahre lang für 11,34 Cent ins öffentliche<br />
Netz eingespeist werden. Über die<br />
ganze Laufzeit gerechnet kostet so jede<br />
kWh bei 25 Jahren Laufzeit 0,065 Cent.<br />
Dieser Wert verbessert sich noch,<br />
wenn Hartkorn mehr Strom selbst<br />
verbraucht, etwa an den vier Stromtankstellen,<br />
die am Gebäude installiert<br />
wurden. Wichtig auch: Mit dieser Investition<br />
spart der Gewürzhersteller<br />
112 Tonnen CO 2<br />
pro Jahr ein.<br />
„Ich war selbst überrascht, dass sich<br />
die Mehrkosten binnen fünf Jahren<br />
rechnen“, sagt Geschäftsführer Andreas<br />
Hartkorn, der den Bauingenieuren von<br />
Goldbeck Solar für die qualifizierte Beratung<br />
dankbar ist. Eine Amortisationszeit<br />
von fünf Jahren ist aber nicht unüblich,<br />
erläutert Solarexperte Björn Lamprecht.<br />
Konservativ rechnen die Ingenieure von<br />
Goldbeck Solar aber eher mit sieben<br />
bis zehn Jahren. Bei einer festgesetzten<br />
Einspeisevergütung von 20 Jahren und<br />
einer Laufzeit der Anlage von mindestens<br />
25 Jahren ist das eine Garantie um<br />
Stromkosten einzusparen.<br />
„Große Dachflächen, perfekte Ausrichtung<br />
nach dem Sonnenstand und<br />
ein hoher Eigenverbrauch“, fasst Lamprecht<br />
die Kriterien zusammen, nach<br />
denen eine Solaranlage rentabel wird.<br />
Im Extremfall verdienen Logistiker,<br />
produzierende Unternehmen oder Lebensmittelhändler<br />
mit der eigenen Dachanlage<br />
sogar noch. Bis zu zwölf Prozent<br />
Rendite seien möglich. Unternehmer,<br />
die ihren Bestandsbau gerne mit Solar<br />
bestücken würden, sollten allerdings<br />
vorab die Statik und Dachbeschaffenheit<br />
prüfen. „Auf den meisten Dächern findet<br />
sich eine Möglichkeit, zum Beispiel<br />
mit sehr leichten Unterkonstruktionen,<br />
eine Solaranlage zu errichten“, erläutert<br />
der Geschäftsführer. Allerdings sei es<br />
ideal, wenn Bauherren schon bei der<br />
Errichtung eines Gebäudes die Grundlagen<br />
für ein späteres Sonnenkraftwerk<br />
legen. Letztlich sind es vor allem die<br />
Wind- und Schneelasten, die bei Bestand<br />
wie Neubauten berücksichtigt werden<br />
müssen. Auch eine gewisse Größe, die in<br />
einem günstigen Verhältnis zum eigenen<br />
Stromverbrauch steht, sollte das Hallendach<br />
mitbringen.<br />
Holzmöbel und Solarstrom<br />
Fast ausschließlich mit Solarstrom fertigt<br />
der holzverarbeitende Betrieb Runge<br />
GmbH in Osnabrück und verbraucht<br />
dabei einen großen Teil des eigenen<br />
Sonnenstroms selbst. Hergestellt werden<br />
etwa Bänke, Tische, Mülleimer<br />
und Poller aus Holz. Sie stehen später<br />
in öffentlichen Parks oder auf Plätzen<br />
in der Innenstadt. Ende 2<strong>01</strong>5 realisierte<br />
Geschäftsführer Oliver Runge einen<br />
Neubau nach höchsten ökologischen<br />
Standards. Eine Solaranlage durfte dabei<br />
nicht fehlen. Denn die Geschäfte sollen<br />
so nachhaltig sein, wie die Produkte von<br />
Runge, der ausschließlich zertifiziertes<br />
Holz bearbeitet. Die neue Halle hat<br />
knapp doppelt so viel Fläche wie der alte<br />
Standort, 6.000 Quadratmeter. Strom<br />
erzeugt er selbst über die Kollektoren auf<br />
dem Dach. Damit deckt Runge seinen<br />
kompletten Energiebedarf.<br />
Je mehr Kollektorenstrom selbst verbraucht<br />
wird, desto rentabler wird die<br />
Anlage. Energieintensive Fertigungsschritte,<br />
Testläufe von Maschinen und<br />
Montageplätze für die Automobilindustrie<br />
verbrauchen viel Strom. Besser, wenn<br />
man Energie also kostengünstig selbst erzeugt,<br />
anstatt sie teuer einzukaufen. Auch<br />
Flurförderzeuge, Elektroautos, Beleuchtung<br />
und die Computer in der Verwaltung<br />
sind letztlich Verbraucher, die für die Berechnung<br />
herangezogen werden. Systeme<br />
werden meist so dimensioniert, dass sie<br />
die Grundlast decken oder die Eigenverbrauchsquote<br />
bei bis zu 70 Prozent liegt.<br />
Faustregel: Je höher der Eigenverbrauch,<br />
desto mehr Rendite. Die Rechnung ist<br />
einfach: Während mit einer PV-Anlage<br />
die Gestehungskosten pro Kilowattstunde<br />
sechs bis acht Cent betragen, bezahlen<br />
Betriebe inklusive deutscher EEG-Umlage<br />
rund 18 Cent beim Energieversorger.<br />
Dazu bekommt der Handwerker noch<br />
circa zehn Cent pro nicht genutzter, das<br />
heißt ins öffentliche Netz eingespeister,<br />
Kilowattstunde. Lamprecht, der mit<br />
seinem Team von Goldbeck Solar rund<br />
80 Anlagen im Jahr erstellt: „Wir sprechen<br />
von hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen<br />
Renditen.“<br />
Die Osnabrücker Holzverarbeiter verbrauchen<br />
rund 50 Prozent des regenerativ<br />
erzeugten Stroms selbst. Weil Runge im<br />
Jahr 600 Kubikmeter Holz verarbeitet,<br />
hat seine Fertigung einen großen Energiehunger.<br />
Die Hälfte, die er nicht nutzen<br />
kann, weil etwa Ertragskurve und Verbrauchskurve<br />
nicht parallel zu einander<br />
verlaufen, oder die Sonne am Wochenende<br />
scheint, während nicht gearbeitet wird,<br />
speist der Familienbetrieb ins öffentliche<br />
Netz ein. Die Investition ist so ausgelegt,<br />
dass sie sich durch Eigenverbrauch und<br />
Einspeisung selbst finanziert. „Unternehmer<br />
machen sich auf diese Weise von<br />
schwankenden Strompreisen unabhängig,<br />
erzielen einen berechenbaren Ertrag<br />
und erwirtschaften sogar einen Überschuss“,<br />
sagt Lamprecht. Die Errichtung<br />
der Runge-Anlage mit der Leistung von<br />
153 Kilowatt Peak dauerte ein halbes Jahr.<br />
600 polykristalline Module bedecken nun<br />
eine Dachfläche von 976 Quadratmetern.<br />
Entschieden haben sich die Projektbeteiligten<br />
für das Unterkonstruktions-System<br />
Sunolution, das mit seinen Komponenten<br />
aus robustem Kunststoff und Metall<br />
besonders leicht, widerstandsfähig und<br />
montagefreundlich ist.<br />
Eigenverbrauch vorteilhafter<br />
Das Europa-Zentrallager der Medline International Germany GmbH in Kleve<br />
läuft komplett mit Solarstrom. (Im Bild die Montage der Paneele.)<br />
Ziel aller Besitzer eines Sonnenkraftwerks<br />
sollte es also sein, möglichst viel<br />
grünen Strom selbst zu verbrauchen.<br />
Das klappt, indem energieintensives Geschäft<br />
dann erledigt wird, wenn die Sonne<br />
scheint, Maschinentests etwa. Wer<br />
Gabelstapler aufzuladen hat, oder andere<br />
energieintensive Arbeiten erledigt, sollte<br />
das in der Mittagspause tun. Ideal ist die<br />
Quote bei Betrieben, die kühlen müssen.<br />
Denn die Kühlleistung entwickelt sich<br />
parallel zur Sonneneinstrahlung. Weil<br />
nicht immer dann am meisten gearbeitet<br />
wird, wenn die Sonne scheint, kommen<br />
Stromspeicher ins Spiel, die vom Staat<br />
gefördert werden. Diese Batterien sammeln<br />
Energie tagsüber und setzen sie frei,<br />
wenn sie gebraucht wird.<br />
Letztlich ist aber die günstigste Energie<br />
diejenige, die Betriebe nicht verbrauchen.<br />
Sparsame Maschinen, LED-Beleuchtung<br />
und ein Gesamt-Energiekonzept für das<br />
jeweilige Gebäude, sind wichtige Schritte<br />
für jeden sparsamen Industriebetrieb.<br />
Nachhaltiges Gesamtkonzept<br />
Auf ein solches Gesamtkonzept setzt<br />
die Medline International Germany<br />
GmbH. Hier läuft das Europa-Zentrallager,<br />
in dem Medizinprodukte von<br />
Spritzen über OP-Kittel bis hin zu<br />
Handschuhen lagern, komplett mit<br />
Solarstrom. In Kleve betreibt Medline<br />
das Lager mit 37.000 Quadratmetern.<br />
Eine PV-Anlage mit einem Megawatt<br />
Leistung erwirtschaftet rund<br />
900.000 Kilowattstunden im Jahr.<br />
Rund 12.000 Quadratmeter Solarmodule<br />
produzieren sauberen Strom.<br />
„Dass nun die gesamte Logistik, IT,<br />
Beleuchtung und auch alle Gabelstapler<br />
und Hubwagen mit Sonnenenergie betrieben<br />
werden, passt in unser Nachhaltigkeitskonzept“,<br />
sagt Finanzchef international<br />
Gerard Derksen. Das 1910<br />
gegründete Familienunternehmen beschäftigt<br />
140 Mitarbeiter in Kleve und<br />
ist nach dem Nachhaltigkeits-Standard<br />
ISO 140<strong>01</strong> zertifiziert. Das Gebäude<br />
wurde von der Deutschen Gesellschaft<br />
„Bei diesen Kriterien wird<br />
eine Solaranlage rentabel:<br />
Große Dachflächen, perfekte<br />
Ausrichtung nach dem<br />
Sonnenstand und ein hoher<br />
Eigenverbrauch.“<br />
Björn Lamprecht, Goldbeck Solar<br />
für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet.<br />
Der Logistikstandort ist einer von<br />
50 weltweit.<br />
„Innerhalb von acht Jahren werden<br />
wir die Investition in die PV-Dachanlage<br />
zurückverdient haben“, sagt Lamprecht.<br />
Medline nutzt etwa 40 Prozent des Dachstroms<br />
selbst. Was das Handelsunternehmen<br />
nicht selbst benötigt, gibt es an einen<br />
Direktvermarkter weiter, der diesen an<br />
der Börse handelt. Die hier erzielten Preise<br />
schwanken, liegen aber in der Regel<br />
deutlich über der Einspeisevergütung.<br />
„Bei Anlagen unter einem Megawatt<br />
wählen die Betreiber meist die Variante<br />
Einspeisevergütung. Die ist zwar niedriger,<br />
aber dafür planbar und für 20 Jahre<br />
festgeschrieben“, sagt der Solar-Experte.<br />
Initiiert wurde das Projekt vom Energie-Beratungsunternehmen<br />
E.Quadrat<br />
aus Mannheim. Ziel war es, die Stromkosten<br />
des Handelsunternehmens zu<br />
reduzieren. „Wir führten eine wirtschaftliche<br />
Abschätzung durch, die sich als<br />
vielversprechend erwies. Anschließend<br />
begleiteten wir unseren Kunden durch<br />
das Genehmigungsverfahren und kümmerten<br />
uns um die Koordination mit<br />
dem Verteilnetzbetreiber. Außerdem<br />
halfen wir bei der Vertragsgestaltung und<br />
überwachen die Abnahmetests“, sagt<br />
Berater und ehemaliger Professor an der<br />
Hochschule Mannheim Wolfgang Kottnik,<br />
der das Projekt als Mitinhaber von<br />
E.Quadrat begleitete.<br />
Foto: öwav/vefb
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> ERNEUERBARE ENERGIE<br />
15<br />
Wasserkraftausbau in Salzburg<br />
Dießbach: Erweiterung zum Pumpspeicherkraftwerk<br />
Im Sommer wurde der Bau zur Erweiterung des Kraftwerks Dießbach im Pinzgau begonnen. Das Speicherkraftwerk besteht<br />
seit 50 Jahren und wird bis Sommer <strong>2<strong>01</strong>8</strong> zum Pumpspeicherkraftwerk ausgebaut. Die Investitionskosten betragen rund<br />
30 Millionen Euro.<br />
Die Salzburg AG setzt bei der Energiegewinnung<br />
stark auf Wasserkraft. Der Landesversorger<br />
betreibt zukünftig – mit dem im Bau<br />
befindlichen Kraftwerk Gries – 30 Wasserkraftwerke<br />
im Bundesland Salzburg.<br />
„Wir wissen, dass wir in Zukunft mehr Energie<br />
brauchen und müssen daher in der Erzeugung verstärkt<br />
auch auf die Flexibilisierung bestehender Kraftwerke<br />
setzen“, sagt Leonhard Schitter, Vorstandssprecher<br />
Salzburg AG und setzt fort: „ Das Kraftwerk<br />
Dießbach besteht seit 50 Jahren und mit der Erweiterung<br />
setzen wir einen Meilenstein in der Energiewende.<br />
Die Kombination der Bestandsanlage mit einem<br />
ungedichteten Unterbecken und 24 Matrixpumpen<br />
anstelle einer großen Pumpe garantiert höchste Flexibilität<br />
beim Ausgleich der schwankenden Erzeugung<br />
von Wind und Photovoltaik.“<br />
TECHNISCHE DATEN KRAFTWERK<br />
DIESSBACH<br />
Anlagentyp: ................. Jahresspeicherkraftwerk<br />
Einzugsgebiet: ................................... 21,87 km²<br />
ø Jahreserzeugung (Strom): ..... 36.000 MWh<br />
Engpassleistung (Strom): .............. 24,00 MW<br />
(Turbinenbetrieb) 32,00 MW (Pumpbetrieb)<br />
Turbinen: ............................................ 2 liegende<br />
Freistrahl-Pelton-Turbinen 24 Stk.<br />
7-stufige Radialpumpen<br />
Fallhöhe: .............................................. 728,46 m<br />
Ausbauwassermenge: 4,00 m³/s<br />
Diese Kombination ist in Österreich einzigartig.<br />
Das Ende der Bauarbeiten ist bis Juni <strong>2<strong>01</strong>8</strong> geplant.<br />
Im Anschluss an die Arbeiten wird von der Salzburg<br />
AG die lokale Radwegführung optimiert und der<br />
Radweg am Unterbecken entlang geführt. Im Bereich<br />
des Unterbeckens errichtet die Salzburg AG für<br />
die Radfahrer einen wetterfesten Rastplatz.<br />
Kraftwerk Dießbach<br />
Die rekordverdächtig steile Druckrohrleitung ist<br />
das Markenzeichen des Kraftwerks Dießbach. Erbaut<br />
in den 60er-Jahren gilt es auch heute noch als bauliches<br />
und technisches Meisterwerk.<br />
Beim Bau der Anlage waren hohe technische<br />
Hürden zu meistern. Der porös-karstige Untergrund<br />
des Speichersees wurde großflächig mit einem lnjektionsschleier<br />
abgedichtet. Viele Felsanker waren<br />
notwendig, um die oberirdisch verlegten Druckrohrleitungen<br />
im brüchigen Gestein der extrem<br />
steilen Stoßwand zu sichern. Die Leitung selbst<br />
musste beweglich bleiben, damit sie sich bei starkem<br />
Temperaturwechsel ausdehnen und zusammenziehen<br />
kann. Zwischen den teilweise fast senkrechten<br />
Rohren verläuft ein Schrägaufzug. Er wird einmal<br />
pro Woche in Betrieb genommen, um Druckrohrleitung<br />
und Felsanker genau zu kontrollieren. Die<br />
enormen Wassermassen, die fast 700 Meter in die<br />
Tiefe stürzen, stellen auch für das Krafthaus und die<br />
Turbinen eine Herausforderung dar. Ein besonders<br />
starkes Fundament sorgt dafür, dass die gesamte Anlage<br />
dem Horizontalschub von etwa 1.000 Tonnen<br />
Stand halten kann. Die tonige Schicht des Krafthaus-Baugrundes<br />
wurde dazu mit dicht stehenden<br />
Kiespfählen verfestigt.<br />
Der Stausee auf der Dießbachalm, der heute<br />
ein beliebtes Wanderziel ist, kann knapp fünf<br />
Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Vom<br />
See fließt das Wasser durch einen 1.500 Meter<br />
langen Stollen unter dem Rauchkopf zum Wasserschloss<br />
in der Stoßwand. Ab da überwindet es in<br />
der Druckrohrleitung den Höhenunterschied von<br />
700 Metern bis zur Turbinenhalle des Krafthauses<br />
im Tal. Auf natürlichem Weg wird er vor allem<br />
von Schmelz- und Regenwasser gespeist.<br />
Pumpen erhöhen Leistung<br />
Um auch in den Wintermonaten für nennenswerte<br />
Wasserzuflüsse im Stausee zu sorgen, startete 1967<br />
die Nutzung von Weißbach, Kallbrunnbach und<br />
einiger weiterer Bäche der näheren Umgebung für<br />
die Stromerzeugung. Die Bachläufe liegen teils bis<br />
zu 300 Meter tiefer als der Dießbach-Stausee. Ihr<br />
Wasser wird in Speicherbecken gesammelt und<br />
mittels dreier Pumpen hinauf in den See geleitet.<br />
Von dort aus erzeugt das Wasser im Vergleich<br />
zur Pumpenergie mehr als die doppelte Menge<br />
wertvoller Spitzenenergie. Mit circa 9,1 Millionen<br />
Kubikmeter Wasser sorgen die drei Pumpen etwa<br />
für ein Drittel der Jahresfüllung des Dießbach-Stausees.<br />
Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der Pumpen<br />
wurde 1967 ein zweiter Maschinensatz mit<br />
einer zusätzlichen Druckrohrleitung und einer Pelton-Freistrahl-Turbine<br />
installiert. Dies ermöglichte<br />
eine Verdoppelung der Leistung des Kraftwerkes.<br />
Zwischen 1996 und 1999 wurde die Leittechnik<br />
komplett erneuert. 2<strong>01</strong>1 erfolgte die vollständige<br />
Erneuerung der wasserseitigen Dammdichtung<br />
und der Hochwasserentlastungsanlage.<br />
Das Speicherkraftwerk Dießbach besteht seit<br />
50 Jahren und wird bis Sommer <strong>2<strong>01</strong>8</strong> zum<br />
Pumpspeicherkraftwerk ausgebaut.<br />
Foto: Salzburg AG
ERNEUERBARE ENERGIE<br />
16 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Integrierte Managementsysteme<br />
Kleinwindkraft als Alternative zur<br />
Fotovoltaik<br />
DI Dr. Rudolf Kanzian<br />
Weltweit einzigartiges Projekt „Underground Sun Conversion“<br />
Erdgeschichte im Zeitraffer<br />
Erneuerbares Erdgas aus Sonne und Wasser erzeugt in 1.000 Metern Tiefe. Das ist das Ziel des neuen RAG-<br />
Forschungsprojekts „Underground Sun Conversion“. In über 1.000 Metern Tiefe, dort wo vor Millionen vor Jahren<br />
bereits natürliches Erdgas entstanden ist, kann jetzt erstmals durch einen gezielt initiierten mikrobiologischen<br />
Prozess aus Wasserstoff und CO 2<br />
erneuerbares Erdgas natürlich und damit umweltfreundlich erzeugt werden.<br />
Der Anteil erneuerbarer Energieträger gemäß der EU Richtlinie<br />
zur Förderung und Nutzung von Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen (2009/28/EG) am Gesamtenergiemix in<br />
Österreich lag laut einer vom Bmlfuw in Auftrag gegebenen Studie<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>5 bei 32,8 Prozent, wobei der größte Beitrag (circa zwei<br />
Drittel) durch Wasserkraft und feste Biomasse generiert wurde. Der<br />
im Rahmen des EU Klima- und Energiepakets festgelegte Zielwert<br />
für Österreich für das Jahr 2020 liegt bei 34 Prozent.<br />
Im Hinblick auf betriebliches Energiemanagement können<br />
Unternehmen die Strom- oder Wärmeerzeugung mittels erneuerbarer<br />
Energien als Energieeffizienzmaßnahme im Sinne des Bundes-<br />
Energieeffizienzgesetzes geltend machen. Durch den Beschluss der<br />
kleinen Ökostromnovelle Ende Juni 2<strong>01</strong>7 wurden zudem administrative<br />
Erleichterungen und bessere Rahmenbedingen für Betreiber<br />
von Ökostromanlagen geschaffen mit dem Ziel, den Ausbau erneuerbarer<br />
Energien in Österreich voranzutreiben. Außerdem sollen zusätzliche<br />
Fördermittel etwa für Windkraft- und Photovoltaikanlagen<br />
bereitgestellt werden.<br />
Neben Photovoltaikanlagen werden in den letzten Jahren in Österreich<br />
zunehmend auch Kleinwindkraftanlagen für eine autarke<br />
Stromversorgung genutzt. Die sogenannte „kleine Windkraft“ stellt<br />
momentan vor allem für Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe in<br />
weniger dicht besiedelten Gebieten eine interessante Variante zur<br />
Deckung des Eigenstrombedarfs dar. Eine konkrete Abgrenzung des<br />
Begriffs Kleinwindkraft findet sich nicht, laut der IG Windkraft handelt<br />
es sich um Anlagen mit einer Nennleistung von bis zu 20 Kilowatt<br />
beziehungsweise einer Höhe des Turms von bis zu 30 Metern. Diese<br />
Grenzen ergeben sich unter anderem daraus, dass für die Genehmigung<br />
von Anlagen ab einer bestimmten Leistung eine gesonderte<br />
Grundstückswidmung und ein aufwendigeres Verfahren nötig ist.<br />
Österreichweit einheitliche Kriterien für Genehmigungsverfahren<br />
gibt es nicht, diese fallen in den Kompetenzbereich der einzelnen<br />
Länder. Die Errichtung von Kleinwindkraftanlagen kann entweder<br />
freistehend oder auf Gebäudedächern erfolgen und ist stark standortabhängig,<br />
nicht nur aufgrund der Windverhältnisse im betreffenden<br />
Gebiet, sondern auch im Hinblick auf Lärmemissionen und Schattenwurf<br />
der Anlage. Auch Schwingungen und Vibrationen müssen<br />
bei einer Montage auf dem Dach berücksichtigt werden.<br />
Die ökonomische Amortisation von Kleinwindkraftanlagen ist<br />
laut dem Österreichischen Kleinwindkraftreport 2<strong>01</strong>5 bisher nicht<br />
gegeben, das durchaus vorhandene Potenzial von Kleinwindkraft als<br />
Alternative zur Photovoltaik könnte zukünftig aber mittels sinkender<br />
Produktionskosten, verbesserter Technologie sowie höherer Förderungen<br />
und Einspeisevergütungen besser ausgeschöpft werden. Zusätzlich<br />
zu den genannten Einflussfaktoren wird auch die Akzeptanz<br />
der Bevölkerung eines sich verändernden Stadt- bzw. Ortsbildes mit<br />
Sicherheit eine wesentliche Rolle spielen bei der Etablierung solcher<br />
Anlagen sowohl im privaten Sektor, als auch in dichter besiedelten<br />
Gebieten bzw. Städten.<br />
DI Dr. Rudolf Kanzian<br />
Mag. Melanie Zwirn, MSc<br />
KANZIAN ENGINEERING & CONSULTING GmbH – KEC<br />
office@kec.at<br />
Stromgewinnung aus Sonnenenergie und Wind unterliegt starken<br />
wetterbedingten Schwankungen. Bei zunehmendem Ausbau der<br />
Stromerzeugung aus Wind und Sonne und bei Wettersituationen wie<br />
„Dunkelflaute“ gewinnt die Frage der Energiespeicherung massiv an<br />
Bedeutung. Selbst in Österreich werden Pumpspeicherkraftwerke in<br />
den Alpen diese Funktion alleine nicht erfüllen können. Power-to-<br />
Gas Technologie kann eine Zusatzspeicherlösung sein.<br />
Das erfolgreiche Forschungsprojekt<br />
„Underground<br />
Sun Storage“ zur<br />
Speicherung von Wind- und Sonnenenergie<br />
in natürlichen Erdgaslagerstätten<br />
wird fortgesetzt.<br />
Mit dem Folgeprojekt „Underground<br />
Sun Conversion“ soll es<br />
erstmals möglich werden, direkt<br />
in einer Erdgaslagerstätte Erdgas<br />
durch einen von der RAG gezielt<br />
initiierten mikrobiologischen<br />
Prozess natürlich zu „erzeugen“<br />
und gleich dort zu speichern. Mit<br />
dieser weltweit einzigartigen und<br />
innovativen Methode wird der<br />
natürliche Entstehungsprozess<br />
von Erdgas nachgebildet, aber<br />
gleichzeitig um Millionen von<br />
Jahren verkürzt – Erdgeschichte<br />
im Zeitraffer.<br />
Aus Sonnen- oder Windenergie<br />
und Wasser wird zunächst in<br />
einer oberirdischen Anlage Wasserstoff<br />
erzeugt. Gemeinsam mit<br />
CO 2<br />
, das so einem nachhaltigen<br />
Kreislauf zugeführt wird, wird<br />
dieser Wasserstoff in eine vorhandene<br />
(Poren)Erdgaslagerstätte<br />
eingebracht. In über 1.000 Metern<br />
Tiefe wandeln nun natürlich<br />
vorhandene Mikroorganismen<br />
diese Stoffe in relativ kurzer Zeit<br />
in erneuerbares Erdgas um, welches<br />
anschließend direkt dort in<br />
dieser Lagerstätte gespeichert, bei<br />
Bedarf jederzeit entnommen und<br />
über die vorhandenen Leitungsnetze<br />
zum Verbraucher transportiert<br />
werden kann. Diese umweltfreundliche<br />
Vorgangsweise hat<br />
drei wesentliche Vorteile:<br />
• Erneuerbares Erdgas ist dann<br />
CO 2<br />
-neutral, wenn vorhandenes<br />
CO 2<br />
(zum Beispiel aus Biomasseverbrennung)<br />
genutzt<br />
und im „Produktions-Prozess“<br />
gebunden wird. So entsteht ein<br />
Kohlenstoff-Kreislauf.<br />
• Die Stromgewinnung aus<br />
Sonnenenergie und Wind<br />
unterliegt wetterbedingten<br />
Schwankungen. Eine bedarfsorientierte<br />
Produktion ist<br />
daher nicht möglich. Das Problem<br />
der Speicherbarkeit von<br />
erneuerbaren Energien wird<br />
durch die Umwandlung in erneuerbares<br />
Erdgas gelöst.<br />
• Sowohl für den natürlichen<br />
Produktionsprozess, als auch<br />
für die unterirdische Speicherung<br />
in natürlichen Erdgaslagerstätten<br />
und den umweltfreundlichen<br />
Transport zum<br />
Endverbraucher kann bereits<br />
vorhandene Infrastruktur genutzt<br />
werden.<br />
Detailinformationen:<br />
International wird intensiv<br />
nach Lösungen geforscht, um<br />
CO 2<br />
- Emissionen nachhaltig zu<br />
reduzieren. Durch den zunehmenden<br />
Umstieg auf volatile,<br />
erneuerbare Energiegewinnung<br />
gibt es mehr denn je Bedarf an<br />
speicherbaren Energieträgern.<br />
Vor allem Energieträger mit hoher<br />
Energiedichte, wie Methan, werden<br />
für industrielle Anwendungen,<br />
Wärmeerzeugung und zur<br />
Nutzung im Transport benötigt.<br />
Im nun gestarteten Forschungsprojekt<br />
„Underground<br />
Sun Conversion“ soll ein Verfah-<br />
ren erforscht werden, das sowohl<br />
eine Lösung für die Erzeugung<br />
von Energieträgern mit hoher<br />
Energiedichte bietet, als auch<br />
die Speicherfrage löst. Darüber<br />
hinaus wird das Ziel verfolgt,<br />
die in vielen Teilen der Welt bestehende<br />
und bewährte Gasinfrastruktur<br />
uneingeschränkt weiter<br />
zu nutzen. Ausgangspunkt dafür<br />
ist die „Power to Gas“ Technologie,<br />
bei der Überschüsse aus der<br />
Produktion erneuerbarer Energie<br />
(Wind oder Sonne) mittels Elektrolyse<br />
in Wasserstoff und/oder<br />
Methan umgewandelt werden.<br />
Das Ziel des Forschungsprojekts<br />
ist es, vorhandene (Poren)Erdgaslagerstätten<br />
als natürliche<br />
„Reaktoren“ zu nutzen. So finden<br />
sowohl der Methanisierungsprozess<br />
als auch die Speicherung<br />
auf natürlichem Weg in unterirdischen<br />
Porenlagerstätten statt.<br />
Darin liegt das große Potenzial,<br />
welches gleichzeitig die bislang<br />
fehlende aber dringend benötige<br />
Flexibilität im Umgang mit erneuerbaren<br />
Energien schafft.<br />
Dieses Verfahren kopiert und<br />
wiederholt den natürlichen Prozess<br />
der Entstehung von Erdgas.<br />
So findet der Methanisierungsprozess<br />
auf natürlichem Weg in<br />
untertägigen Gesteinsschichten<br />
statt, abgekürzt um Millionen von<br />
Jahren. Erste Laborversuche aus<br />
dem Vorläuferprojekt „Underground<br />
Sun Storage“, das ebenfalls<br />
vom Klima- und Energiefonds<br />
gefördert wird, zeigen, dass<br />
in die Lagerstätte eingebrachter<br />
Wasserstoff mit CO 2<br />
mikrobiologisch<br />
in Methan umgewandelt<br />
wird. Damit kann es gelingen<br />
einen nachhaltigen Kohlenstoff-<br />
Kreislauf zu etablieren.<br />
Können vorhandene<br />
Infrastruktur nutzen<br />
Projektpartner sind: Montanuniversität<br />
Leoben, Universität<br />
für Bodenkultur Wien (Department<br />
IFA Tulln), acib GmbH<br />
(Austrian Centre of Industrial<br />
Biotechnology), Energieinstitut<br />
an der Johannes Kepler Universität<br />
Linz, Axiom Angewandte<br />
Prozesstechnik GmbH. Gemeinsam<br />
mit dem Konsortium<br />
werden Laborversuche, Simulationen<br />
und ein wissenschaftlicher<br />
Feldversuch an einer existierenden<br />
Lagerstätte der RAG<br />
durchgeführt. Ziel ist es auch,<br />
die Übertragbarkeit der gewonnenen<br />
Ergebnisse auf viele<br />
andere Lagerstätten weltweit zu<br />
prüfen. Die angestrebten Ergebnisse<br />
sind daher von herausragender<br />
Bedeutung, die führende<br />
Position Österreichs im Bereich<br />
der saisonalen Speicherung erneuerbarer<br />
Energie in Erdgaslagerstätten<br />
weiter auszubauen<br />
und das im Projekt entwickelte<br />
Verfahren – sowohl Technologie<br />
als auch Know-how in breitem<br />
Stil zu exportieren.<br />
„Unser weltweit einzigartige<br />
Forschungsprojekt ist quasi<br />
‚Erdgeschichte im Zeitraffer’<br />
und hat großes Potenzial“, sagt<br />
RAG-Generaldirektor Markus<br />
Mitteregger: „Es ist CO 2<br />
-neutral,<br />
löst unser großes Problem der<br />
Erstmals wird die Speicherung von Wind- und Sonnenenergie in<br />
einer ehemaligen natürlichen Erdgaslagerstätte erforscht. Basis<br />
dafür ist die „Power-to- Gas“ Technologie (im Bild die Anlage in<br />
(Pilsbach, OÖ), bei welcher der aus Wind- und Sonnenenergie<br />
gewonnene Strom in ein speichbares Methan-Wasserstoffgemisch<br />
umgewandelt wird.<br />
Speicherbarkeit von erneuerbaren<br />
Energien und wir können<br />
bereits vorhandene Infrastruktur<br />
nutzen. Zudem ist es extrem umweltfreundlich,<br />
weil es natürliche,<br />
mikrobiologische Prozesse komprimiert<br />
nachbildet und wir das<br />
sich bildende erneuerbare Erdgas<br />
gleich am Ort der ‚Produktion‘ –<br />
in natürlichen Erdgaslagerstätten<br />
in über tausend Metern Tiefe –<br />
speichern können. Die bis dato<br />
im Rahmen des ersten Projektes<br />
‚Underground Sun Storage‘ erzielten<br />
Ergebnisse aus Laborversuchen<br />
sind vielversprechend.<br />
Umso mehr freuen wir uns nun<br />
auf weiterführende Erkenntnisse<br />
aus dem Forschungsprojekt<br />
‚Underground Sun Conversion‘.“<br />
Das Forschungsprojekt<br />
soll bis Ende 2020 abgeschlossen<br />
werden. (underground-sunconversion.at)
Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> KOMMUNALE WASSERLÖSUNGEN<br />
17<br />
Koagulation und Flockung in der Trinkwasserreinigungsanlage Helsinki<br />
Mega-Rührwerke sorgen<br />
für sauberes Trinkwasser<br />
Fotos: invent<br />
Kippis! Das heißt „Prost“ auf Finnisch. Die Hauptstadt einer der trinkfestesten<br />
Nationen unter der Sonne auch über genügend Wasser verfügt, dafür sorgen über<br />
22 Invent-Rührwerke.<br />
Finnlands Hauptstadt<br />
Helsinki fördert sein<br />
Rohwasser mithilfe eines<br />
Tunnels aus dem rund 120<br />
Kilometer entfernten See<br />
Päijänne zu zwei Wasseraufbereitungsanlagen,<br />
in welchen<br />
es behandelt und gereinigt<br />
wird. Dies sichert Trinkwasser<br />
in ausreichender Menge und<br />
hervorragender Qualität für<br />
rund eine Million Menschen.<br />
HSY, Helsinkis Environmental<br />
Services Authority, ist dabei<br />
der kommunale Anlagenbetreiber<br />
und verantwortlich für<br />
die Sicherung der gesamten<br />
Wasserversorgung. In der<br />
Trinkwasserreinigungsanlage<br />
in Vanhakaupunki kommen<br />
seit Juli vergangenen Jahres<br />
18 „Hyperclassic Evolution7“<br />
Rührwerke und drei „Cyberpitch“<br />
Rührwerke aus dem<br />
Hause Invent zum Einsatz.<br />
Um die Kapazität zu erhöhen<br />
und für eine energieeffizientere<br />
Gestaltung wurde die<br />
bestehende Anlage umgebaut.<br />
Invents Vertriebspartner Puwimex<br />
Oy konnte dem Anlagenbetreiber<br />
HSY für eine<br />
optimierte Koagulation und<br />
Flockung bereits in der Designphase<br />
die passenden Invent<br />
Rührwerke auslegen und empfehlen.<br />
Zusätzlich wurden mithilfe<br />
hochauflösender, realitätsnaher<br />
Strömungssimulation<br />
die Prozessschritte modelliert<br />
und optimiert.<br />
kommen den Anforderungen<br />
in der Trinkwasseraufbereitung<br />
sehr entgegen. Die Antriebe<br />
sind über der Wasseroberfläche<br />
trocken aufgestellt und<br />
haben somit keinen Kontakt<br />
mit dem Wasser. Den kundenspezifischen<br />
Anforderungen<br />
zur Vermeidung von Verunreinigungen<br />
im Trinkwasserbereich<br />
entsprechend, wurden die<br />
Rührwerke mit Lebensmittelöl<br />
in den Antrieben und Ölauffangbehältern<br />
ausgerüstet.<br />
Mithilfe der Hyperclassic<br />
Rührwerke können alle Voraussetzungen<br />
für eine optimale<br />
Entstehung der Flocken erfüllt<br />
und unerwünschte Verunreinigungen<br />
abgeschieden werden.<br />
Durch die Rotation in Bodennähe<br />
wird über acht integrierte und<br />
speziell optimierte Transportrippen<br />
eine radial nach außen<br />
gerichtete Bodenströmung erzeugt.<br />
Diese ist vor allem in Bodennähe<br />
turbulent und wirbelt<br />
Ablagerungen wirkungsvoll auf,<br />
sodass ein Absetzen der Partikel<br />
im Flockungsbecken verhindert<br />
wird. Die Entstehung von<br />
Kurzschlussströmungen kann<br />
zudem zuverlässig ausgeschlossen<br />
werden. Durch die an der<br />
Wasseroberfläche zur Welle hin<br />
gerichtete Strömung werden alle<br />
Partikel gleichmäßig im Becken<br />
durchmischt, sodass nahezu alle<br />
Partikel mit dem Flockungsmittel<br />
in Berührung kommen, agglomerieren<br />
und Flocken ausbilden.<br />
niedrigen Drehzahl sind die<br />
Scherkräfte des Hyperclassic<br />
Rührwerks auf ein Minimum<br />
reduziert. Das Agglomerieren<br />
der Flocken wird dadurch<br />
unterstützt und eine Beanspruchung<br />
der Flocken vermieden.<br />
Je größer und stabiler diese<br />
Flocken sind, desto leichter<br />
lassen sie sich in den nachfolgenden<br />
Reinigungsschritten<br />
abscheiden. Verunreinigungen<br />
werden nahezu vollständig<br />
aus dem Trinkwasser entfernt.<br />
Diese Tatsachen tragen dazu<br />
bei, die Reinigungsleistung der<br />
Anlage ganz entscheidend zu<br />
verbessern.<br />
Durch den Umbau und die<br />
Nachrüstung der Anlage mit<br />
Invent Rührwerken im Sommer<br />
2<strong>01</strong>7 konnte der Betreiber<br />
HSY nicht nur den höheren<br />
Bedarf decken, sondern auch<br />
energieeffizienter bestes Trinkwasser<br />
an rund eine Million<br />
Menschen in und um Helsinki<br />
liefern. Also: Kippis! <br />
Ein Blick in die Trinkwasserreinigungsanlage Vanhakaupunki, Helsinki, Finnland.<br />
Geschwindigkeitskontur um das Invent Cyberpitch Rührwerk und Strömungslinien in<br />
den Verteilerbecken.<br />
Cyberpitch und<br />
Hyperclassic<br />
Je größer die Flocken,<br />
desto leichter abscheidbar<br />
Eine Herausforderung bei der<br />
Auslegung war zum einen die<br />
deutliche Verbesserung des<br />
Mischergebnisses in den Zulaufbecken<br />
der Trinkwasseranlage.<br />
Erzielt werden soll ein<br />
spontaner Ladungsausgleich auf<br />
der Partikeloberfläche, damit<br />
kolloidal vorhandene Partikel zu<br />
Flocken wachsen können. Hierbei<br />
kommen die Cyberpitch<br />
Rührwerke zum Einsatz, die<br />
schnell und mit hoher Energie<br />
mischen. Das Rührwerk besteht<br />
aus einem weiterentwickelten<br />
Schrägblattrührer, welcher das<br />
Wasser sowohl in axialer als<br />
auch in radialer Richtung beschleunigt.<br />
Mit den Cyberpitch<br />
Rührwerken wird zum anderen<br />
das Flockungshilfsmittel gleichmäßig<br />
eingemischt.<br />
Die Hyperclassic Evolution7<br />
Rührwerke werden für<br />
die Flockungsbecken verwendet,<br />
um unerwünschte Trinkwasserinhaltsstoffe,<br />
zum Beispiel<br />
Trübstoffe oder gelöste<br />
organische Stoffe, durch Agglomeration<br />
von suspendierten<br />
oder kolloidalen Teilchen<br />
zu entfernen. Anschließend<br />
durchströmt das Wasser eine<br />
Sedimentations-, Flotationsund<br />
Filtrationsstufe.<br />
Fast alle Partikel berühren<br />
Flockungsmittel<br />
Die Designs beider Rührwerke<br />
Aufgrund des großen Rührwerksdurchmessers,<br />
der optimalen<br />
Geometrie und der<br />
Marode Wasserleitungen leichter überprüfen<br />
Hightech-Molch findet kleinste Lecks<br />
Ein innovativer MIT Roboter schwimmt durch Wasserund<br />
Gasleitungen auf der Suche nach Lecks – und soll<br />
diese auch bald reparieren.<br />
Nicht einmal das kleinste<br />
Leck entgeht einem<br />
von MIT-Forschern<br />
entwickelten Hightech-Molch,<br />
der durch Pipelines wie Trinkwasserleitungen<br />
geschickt wird.<br />
Das flexible Gerät ähnelt einem<br />
Federball, der mit der Schlagseite<br />
voran durch das Rohr<br />
driftet. Es besteht aus einem<br />
gummiartigen Material, das den<br />
gesamten Rohrquerschnitt ausfüllt.<br />
Die Entwickler wollen den<br />
Molch im September auf der<br />
International Conference on<br />
Intelligent Robots and Systems<br />
in Vancouver vorstellen.<br />
Wasser kann weiterfließen<br />
Die Funktionsweise der Innovation<br />
ist so einfach wie effizient:<br />
Eines der Invent<br />
Hyperclassic Rührwerke.<br />
Sensoren im Inneren messen<br />
den Druck, der sich ändert, wenn<br />
der Molch ein Leck oder eine<br />
Auswölbung erreicht, die den<br />
Rohrquerschnitt reduziert. Die<br />
Formänderung überträgt sich<br />
auf den flexiblen Körper des<br />
Geräts. Der Molch lässt sich an<br />
jedem Hydranten ins Rohrnetz<br />
einschleusen und anschließend<br />
wieder herausholen.<br />
Das Team um Maschinenbau-<br />
Professor Kamal Youcef-Toumi<br />
testet das Lecksuchsystem in<br />
diesem Sommer in einer Zwölf-<br />
Inch-Wasserleitung aus Beton im<br />
mexikanischen Monterrey. Die<br />
Wasserversorgung geht während<br />
des Einsatzes unverändert weiter.<br />
Zur Reparatur muss das Wasser<br />
aber abgeschaltet werden. Lecks<br />
lassen sich oft durch Kunststoff-<br />
Das Flockungsbecken der Anlage.<br />
netze abdichten, die sich an die<br />
Innenseite des Rohrs schmiegen.<br />
Epoxidharz gibt ihnen die benötigte<br />
Stabilität.<br />
Lecks kosten<br />
Millionen Dollar<br />
Die Verwaltung der Millionenstadt<br />
Monterrey hat großes<br />
Interesse an der Lecksuche.<br />
Dort gehen 40 Prozent des<br />
Trinkwassers verloren, weil die<br />
Leitungen brüchig sind. Der<br />
Schaden beträgt pro Jahr etwa<br />
80 Millionen Dollar. In anderen<br />
Ländern sieht es nicht viel<br />
besser aus. In Europa und den<br />
USA sind es im Durchschnitt<br />
20 Prozent, die durch Lecks<br />
austreten. In manchen Fällen<br />
spült das austretende Wasser<br />
Hohlräume aus, die zuweilen<br />
einstürzen. Sie gefährden den<br />
Straßenverkehr und die Standfestigkeit<br />
von Gebäuden.<br />
Besonders teuer sind Lecks in<br />
Saudi-Arabien. Das Land verliert<br />
etwa ein Drittel seines Trinkwassers,<br />
das zu überwiegenden<br />
Teilen aus Meerwasser gewonnen<br />
wird, was besonders teuer ist.<br />
Aus diesem Grund interessiert<br />
Hightech-Molch im Einsatz: Ergebniskurven zeigen Lecks<br />
sich Pipetech LLC für die Tests<br />
in Mexiko, eine Service-Firma<br />
für Pipelines in Al Khobar, Saudi-<br />
Arabien. You Wu, der zum Team<br />
von Youcef-Toumi gehört, staunt<br />
selbst über die Empfindlichkeit<br />
des Molchs. „Er fand ein Leck,<br />
aus dem pro Minute eine Gallone<br />
Wasser floss“, verdeutlicht You<br />
Wu. Die kleinsten Lecks, die konventionelle<br />
Molche entdecken<br />
können, seien zehnmal so groß.<br />
Die Forscher wollen als<br />
Nächstes eine flexiblere Version<br />
des Roboters entwickeln,<br />
Grafik: web.mit.edu<br />
die schnell die Form ändern<br />
kann, um in verschiedene Rohr-<br />
Durchmesser zu passen; dazu<br />
schwebt ihnen eine Art Regenschirmöffnung<br />
vor. Dies würde<br />
es dem Roboter ermöglichen, in<br />
Städten wie Boston eingesetzt<br />
zu werden, wo eine diversifizierte<br />
Mischung von Rohrgrößen<br />
miteinander verbunden ist. Im<br />
Idealfall wird der Roboter in<br />
Zukunft auch mit speziellen<br />
Werkzeugen ausgestattet sein,<br />
um winzige Lecks zu reparieren.<br />
(UJ/pte)
SERVICE<br />
18 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
Materialflusskostenrechnung<br />
In Richtung einer umweltorientierten Kostenrechnung<br />
Wie man die Materialflusskostenrechnung zur Verbesserung der Umweltleistung nutzt, beschreibt Önorm EN ISO 14051. Jetzt wird an einem Leitfaden für die Umsetzung<br />
entlang der Lieferkette gearbeitet.<br />
Autor:<br />
Johannes Stern<br />
Austrian Standards Institute<br />
Umweltmanagement –<br />
nimmt man es ernst, und<br />
soll es nicht nur ein Öko-<br />
Feigenblatt sein – ist eine herausfordernde<br />
Aufgabe. An ihrem<br />
Ende sollte jedenfalls eine Verbesserung<br />
der Umweltleistungen<br />
eines Unternehmens oder einer<br />
Organisation stehen. Abfälle,<br />
Energie- und Ressourcenverbrauch,<br />
der Ausstoß von CO 2<br />
et cetera sollten laufend weniger<br />
werden. „Laufend“ deshalb, weil<br />
es dabei um einen kontinuierlichen<br />
Prozess mit dem Ziel einer<br />
ständigen Verbesserung geht.<br />
Ein Instrument, um das Umweltmanagement<br />
erfolgreich umzusetzen<br />
– sprich: Ergebnisse zu<br />
erzielen –, ist die sogenannte Materialflusskostenrechnung.<br />
Was<br />
sich wie ein Zungenbrecher liest,<br />
ist inzwischen eine anerkannte<br />
und weltweit in ISO 14051 standardisierte<br />
Methode, die Unternehmen<br />
in aller Welt anwenden.<br />
Ziel der ISO 14051 ist es, allgemeine<br />
Rahmenbedingungen<br />
für die Materialflusskostenrechnung<br />
(MFKR) zu formulieren.<br />
Als Managementinstrument<br />
kann sie dabei unterstützen,<br />
potenzielle umweltbezogene<br />
und monetäre Auswirkungen<br />
der Nutzung und des Verbrauchs<br />
von Material und Energie<br />
besser zu verstehen. Damit<br />
können sowohl umweltrelevante<br />
als auch kostenbezogene Verbesserungspotenziale<br />
aufgezeigt<br />
werden, die sich durch Änderungen<br />
der Material- und Energieverwendung<br />
erreichen lassen.<br />
Detailkenntnisse fehlen oft<br />
Gleichzeitig erhöht die MFKR<br />
die Transparenz des Materialund<br />
Energieverbrauchs mit Hilfe<br />
eines Materialflussmodells, das<br />
die Materialflüsse und -bestände<br />
sowie den Energieeinsatz in<br />
physikalischen Einheiten verfolgt<br />
und quantifiziert. Insbesondere<br />
fokussiert die MFKR den Vergleich<br />
zwischen Kosten, die Produkten<br />
zuzurechnen sind und<br />
Kosten, die auf Materialverluste<br />
zurückzuführen sind.<br />
Viele Organisationen fehlen<br />
aber angemessene Detailkenntnisse<br />
über das Ausmaß der tatsächlichen<br />
Kosten, die durch<br />
Materialverluste entstehen, weil<br />
diese Daten oft nur schwer<br />
aus konventionellen Umwelt-<br />
Management-Informationssystemen<br />
beziehungsweise Abrech-<br />
Ziel der ISO 14051 ist es, allgemeine Rahmenbedingungen für die<br />
Materialflusskostenrechnung (MFKR) zu formulieren.<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
ÖNORM EN ISO 14051 Umweltmanagement –<br />
Materialflusskostenrechnung – Allgemeine Rahmenbedingungen<br />
Entwurf ÖNORM EN ISO 14052 … – Leitfaden zur praktischen<br />
Anwendung innerhalb der Lieferkette<br />
Foto: colourbox<br />
nungssystemen zu gewinnen<br />
sind. Dennoch können sie, wenn<br />
sie erst einmal durch die MFKR<br />
verfügbar sind, genutzt werden,<br />
um Materialverbrauch und Materialverluste<br />
zu reduzieren, die<br />
effiziente Verwendung von Material<br />
und Energie zu verbessern,<br />
unerwünschte Umweltauswirkungen<br />
zu verringern und Kosten<br />
zu reduzieren.<br />
Vertrauensvolle und<br />
langfristige Beziehung<br />
Unternehmen stehen heute in<br />
einem engmaschigen Netz an<br />
Verbindungen zu anderen Betrieben,<br />
zu Kunden und Lieferanten.<br />
Was liegt daher näher,<br />
als auch die Materialflusskostenrechnung<br />
zu vernetzen. Wie eine<br />
erfolgreiche Verbindung und<br />
Umsetzung innerhalb der Lieferkette<br />
aussehen kann, beschreibt<br />
die Önorm EN ISO 14052, die<br />
derzeit noch im Entwurfsstadium<br />
ist. Ihr Ziel ist es, durch Erweiterung<br />
der MFKR auf mehrere<br />
Organisationen entlang einer<br />
Lieferkette diese in die Lage zu<br />
versetzen, einen gemeinsamen,<br />
integrierten Ansatz für eine effizientere<br />
Nutzung von Materialien<br />
und Energie zu entwickeln. Dies<br />
kann für alle Beteiligten wirtschaftliche<br />
wie auch ökologische<br />
Vorteile bringen, etwa eine Senkung<br />
der Gesamtmaterialverluste<br />
und damit gemeinsame Möglichkeiten<br />
zur Kostensenkung, zur<br />
Optimierung der ökologischen<br />
Leistung und zur Verbesserung<br />
von Vertrauen und Zusammenarbeit.<br />
„Eine vertrauensvolle Beziehung<br />
zwischen den verschiedenen<br />
Organisationen entlang<br />
der Lieferkette und ein vertieftes<br />
gemeinsames Verständnis ihrer<br />
eigenen Situation fördern die Zusammenarbeit“,<br />
heißt es einleitend<br />
im ISO-Entwurf. Dies könne<br />
auch ein Anreiz für langfristige<br />
Zusammenarbeit sein. Voraussetzung<br />
sei allerdings, dass sich<br />
die Kooperationspartner zum<br />
Austausch von Informationen<br />
über Prozesse und damit verbundene<br />
Material- und Energieflüsse<br />
verpflichten.<br />
Wie das in der Praxis aussehen<br />
kann, erläutert der künftige ISO-<br />
Standard anhand eines fiktiven<br />
Fallbeispiels. Dargestellt wird<br />
dabei ein „Lieferketten-MFKR-<br />
Projekt zur Produktion von<br />
Verdichterkolbenteilen für Fahrzeugklimaanlagen“.<br />
ÖWAV-Veranstaltungstermine<br />
Versickerung von Niederschlagswässern – ÖWAV-Regelblatt 45: Rahmenbedingungen, Bemessung und<br />
Betrieb von Versickerungsanlagen<br />
24. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wirtschaftskammer Salzburg<br />
Recht der Wasserkraft – Im Spannungsfeld von Nutzung und Ökologie<br />
31. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wirtschaftskammer Salzburg<br />
Innsbrucker Abfall- und Ressourcentag <strong>2<strong>01</strong>8</strong>: „Co-Vergärung und Klärschlammstrategien“<br />
8. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Universität Innsbruck<br />
Die Baustelle – Rechtliche Rahmenbedingungen für Auftragnehmer, Auftraggeber und Behörde<br />
15. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Bundesamtsgebäude, Wien<br />
Aktuelle biologische Methoden und Verfahren in der Wassergütewirtschaft<br />
27.-28. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Technische Universität Wien<br />
Der Grundwasserschutz in Österreich – Herausforderungen, Entwicklungen und neue Ansätze<br />
7. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kommunalkredit Austria AG, Wien<br />
Vergaberecht für die Praxis – Die Neuerungen des Bundesvergabegesetzes für die Wasser-, Abwasserund<br />
Abfallwirtschaft<br />
8. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kommunalkredit Austria AG, Wien<br />
Sedimente in Flüssen und Stauräumen – Bedeutung, Monitoring und Management<br />
22. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, C3 Convention Center, Wien<br />
Kanalmanagement <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
5. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Universität für Bodenkultur Wien<br />
Chancen und Risiken für Betreiber von Hochwasserschutzanlagen – Jahrestreffen der Hochwasserschutzverbände,<br />
Gemeinden und Genossenschaften<br />
19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Landesbildungszentrum Schloss Zell, Zell an der Pram<br />
Österreichische Abfallwirtschaftstagung <strong>2<strong>01</strong>8</strong>: „TrenntWende“, mit Verleihung des Abfallwirtschaftspreises<br />
„Phönix – Einfall statt Abfall“<br />
17.-19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Salzburg Congress<br />
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Fax: +49 (0) 51 54 81-91 91<br />
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Automobile Technik Abwasser<br />
Foto: BCIH<br />
CTO<br />
Renault Österreich<br />
Dr. Felix Fremerey (56) ist<br />
seit 1. Oktober 2<strong>01</strong>7 Mitglied<br />
der Geschäftsführung<br />
der B&C Industrieholding<br />
(einer der größten privaten<br />
Industriebeteiligungsgesellschaften<br />
Österreichs) und<br />
führt den neu eingerichteten<br />
Bereich Technik als CTO.<br />
Der promovierte Maschinenbauer<br />
und Wirtschaftsingenieur<br />
Felix Fremerey<br />
stammt aus Deutschland, ist<br />
Industrie- und Technik-Experte<br />
und war bei mehreren<br />
international tätigen Großunternehmen<br />
in Leitungsfunktionen<br />
tätig.<br />
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P E R S O N A L I A<br />
Foto: Renault Österreich<br />
B&C Industrieholding<br />
Direktorin Kommunikation<br />
Mag. Nora Mautner Markhof<br />
zeichnet ab dem 1.<br />
November 2<strong>01</strong>7 als Direktorin<br />
Kommunikation bei<br />
Renault Österreich verantwortlich.<br />
Die Managerin hat<br />
in der Vergangenheit zahlreiche<br />
Aufgaben in Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Motorpresse<br />
und Event übernommen.<br />
Sie folgt Dorit Haider, die<br />
nach 21 Jahren bei Renault<br />
in den Ruhestand wechselt.<br />
Mautner Markhof, Jahrgang<br />
1981, studierte in Wien<br />
Publizistik und Kommunikationswissenschaft<br />
und war<br />
danach im PR-Bereich tätig.<br />
Serviceleiter<br />
H2O GmbH<br />
www.umweltjournal-online.at<br />
Foto: H2O<br />
Jörg Kernbach hat die Position<br />
des Serviceleiters bei der<br />
H2O GmbH im badischen<br />
Steinen übernommen. Seit<br />
2<strong>01</strong>0 ist der gelernte Techniker<br />
für Maschinenbau bereits<br />
für das Unternehmen<br />
tätig. Zuletzt verantwortete<br />
er auch die Montageplanung.<br />
Als Serviceleiter ist er<br />
neben der Kundenzufriedenheitskontrolle<br />
auch für<br />
die Koordination innerhalb<br />
der Abteilung, für die Prozessoptimierung,<br />
die Wartungsabwicklung,<br />
Gewährleistung,<br />
den Zoll und den<br />
Export zuständig.<br />
T E R M I N K A L E N D E R<br />
Quality Austria Seminar<br />
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15. - 17. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wien<br />
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16. - 18. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, St. Pölten<br />
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KEC-Seminar<br />
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22. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kärnten<br />
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KEC-Seminar<br />
Workshop Neuerungen<br />
ISO 140<strong>01</strong>:2<strong>01</strong>5<br />
23. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kärnten<br />
kec.at<br />
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Bauen und Energie<br />
25. - 28. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wien<br />
bauen-energie.at<br />
ÖWAV-Seminar<br />
Recht der Wasserkraft im<br />
Spannungsfeld von Nutzung<br />
und Ökologie<br />
31. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Salzburg<br />
oewav.at<br />
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EL-MOTION <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
31. Jännner und 1. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />
Wien<br />
elmotion.at<br />
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Neuerungen im Abfallrecht<br />
2. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wien<br />
tuv-akademie.at<br />
Messe<br />
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6. - 8. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />
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Ausstellung<br />
Visions of Nature<br />
bis 18. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />
Kunsthaus Wien<br />
kunsthauswien.com<br />
Messe<br />
Energiesparmesse Wels<br />
28. Februar - 4. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />
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TÜV-Austria Seminar<br />
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AKTUELLES<br />
20 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />
DIE PRESSE ZU:<br />
Klimakonferenz in Bonn<br />
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat eine insgesamt<br />
positive Bilanz der Weltklimakonferenz gezogen. „Wir<br />
haben einen neuen Geist erlebt“, sagte sie am Freitag in Bonn. Immer<br />
mehr Entwicklungsländer, Regionen und Städte wollten sich<br />
am Klimaschutz beteiligen. Nord und Süd und Arm und Reich<br />
arbeiteten enger zusammen. Umweltorganisationen zeigten sich<br />
dagegen teilweise enttäuscht. Ausdrücklich würdigte Hendricks<br />
die „konstruktive“ Rolle Chinas. Zu der von über zwanzig Staaten<br />
vereinbarten Allianz für den Kohleausstieg sagte Hendricks, man<br />
müsse aufpassen, dass die Atomenergie nicht wieder als klimaverträgliche<br />
Energie aufgewertet werde. Mit Blick auf die neue<br />
Bundesregierung sagte die SPD-Politikerin, sie glaube nicht, dass<br />
Deutschland bis 2030 komplett aus der Kohle aussteigen werde.<br />
Die neue Koalition werde vermutlich einen Pfad zum langsamen<br />
Ausstieg skizzieren. (FAZ, 17.11.2<strong>01</strong>7)<br />
Nach dem Ausräumen des letzten Hauptstreitpunktes hat die<br />
UN-Klimakonferenz in Bonn eine Reihe von wichtigen Beschlüssen<br />
verabschiedet. Wie der Konferenz-Präsident, Fidschis<br />
Regierungschef Frank Bainirama, am Samstag in der Früh verkündete,<br />
einigten sich die Delegationen aus fast 200 Ländern auf<br />
eine Regelung für eine Fortführung des Anpassungsfonds. Der<br />
Anpassungsfonds dient der Bewältigung der Folgen des Klimawandels<br />
in armen Ländern. Wie es von Beobachtern am Samstag<br />
hieß, war nach stundenlangen Verhandlungen eine Einigung<br />
erzielt worden, die den Weg dafür ebnet, dass der im Rahmen<br />
des Kyoto-Protokolls eingerichtete Anpassungsfonds künftig<br />
auch unter dem Pariser Klimaabkommen gilt. Die im Konferenzplenum<br />
verkündete Einigung wurde mit Applaus begrüßt. (Die<br />
Presse, 18.11.2<strong>01</strong>7)<br />
CleanTechConnect.2<strong>01</strong>7<br />
Rennen um Nachwuchskräfte<br />
Unter dem Leitthema „Welche Strategien und Anreize<br />
braucht es, damit die Umwelt- und Energietechnik-<br />
Branche junge engagierte Fachkräfte anzieht?“ fand<br />
kürzlich die CleanTechConnect.2<strong>01</strong>7 statt. Im Anschluss<br />
an die Jahrestagung der Umwelttechnik- und<br />
Energiebranche wurde bereits zum vierten Mal der<br />
Innovationspreis [ie:ku].2<strong>01</strong>7 an junge Cleantech-Pioniere<br />
verliehen.<br />
Um die besten Nachwuchskräfte<br />
für sich<br />
gewinnen zu können,<br />
sollten Unternehmer mehrere<br />
wichtige Aspekte in ihr Recruiting<br />
miteinbeziehen. Das<br />
zeigten die Vorträge und Diskussionen<br />
am CleanTechConnect.2<strong>01</strong>7<br />
in Engerwitzdorf<br />
(OÖ), der vom Cleantech-<br />
Cluster der oö. Wirtschaftsagentur<br />
Business Upper Austria<br />
initiiert und organisiert wurde.<br />
Zunächst sei es ratsam,<br />
die verschiedenen Charaktere<br />
Jugendlicher zu verstehen.<br />
Dadurch lasse sich leichter<br />
feststellen, welcher Menschentyp<br />
der geforderten Qualifikation<br />
entspricht, wie Bernhard<br />
Heinzlmaier vom Institut für<br />
Jugendkulturforschung zu berichten<br />
wusste. Karin Krobath<br />
von „Identitäter“, der ersten<br />
Internal- und Employer Branding<br />
Agentur Österreichs, wies<br />
auf die Attraktivität, Kultur und<br />
Strahlkraft der Unternehmensmarke<br />
hin, die Jugendlichen<br />
Ansehen in ihrem Umfeld und<br />
Christian Maurer (Leiter CTC) mit Siegerin Julia Schmitt und<br />
Sponsor des Preisgeldes Christian Ehrengruber (Vorstand LAVU).<br />
authentische Bindung ermöglicht.<br />
Was und welche Bereiche<br />
die Digitalisierung verändern<br />
wird und wie sie im Konkreten<br />
polarisiert, thematisierte<br />
Rudolf Winter-Ebmer von der<br />
Johannes Kepler Universität<br />
Linz. Reibungs- und Verunsicherungspotenzial<br />
ortet Winter-Ebmer<br />
beispielsweise dort,<br />
wo in größeren Betrieben die<br />
Generation „digital Nativ“ auf<br />
ältere Mitarbeiter trifft.<br />
Gerald Hanisch, CEO von<br />
Rubble Master HMH und<br />
Beiratsmitglied des Cleantech-Clusters,<br />
erläuterte aus<br />
persönlicher Erfahrung, welche<br />
vielfältigen strategischen Maßnahmen<br />
es braucht, um die für<br />
sich besten Arbeitskräfte zu<br />
finden, weiter auszubilden und<br />
ans Unternehmen zu binden. Es<br />
gilt vor allem ein glaubwürdiges<br />
Zukunftsversprechen abzugeben<br />
und eine nachvollziehbare<br />
Unternehmenskultur zu bieten.<br />
Innovationspreis [ie:ku] an<br />
junge Cleantech-Pioniere<br />
Der Innovationspreis [ie:ku]<br />
des Cleantech-Clusters wird<br />
alle zwei Jahre verliehen. Heuer<br />
richtete sich die Ausschreibung<br />
erstmals explizit an junge Cleantech-Pioniere<br />
für die erfolgreiche<br />
Umsetzung kreativer Ideen<br />
und innovativer Projekte in den<br />
Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit.<br />
Die Erstplatzierten<br />
erhielten neben der Siegertrophäe<br />
auch ein Preisgeld in der<br />
Höhe von 1.000 Euro und eine<br />
kostenlose Jahresmitgliedschaft<br />
VOR-GELESEN<br />
im Cleantech-Cluster. Die Gewinner<br />
des [ie:ku] 2<strong>01</strong>7:<br />
Martin Tscheliesnig von der<br />
Kappa Filter Systems GmbH<br />
aus Steyr-Gleink mit dem Projekt<br />
„Kappa Video-Fluid-Dynamic<br />
(VFD) Software zur Bewertung<br />
diffuser Emissionen“.<br />
Lisa-Maria Putz von der<br />
FH OÖ Forschungs- & Entwicklungs-GmbH<br />
(Logistikum<br />
– Department of Logistics) in<br />
Steyr mit dem Projekt „RE-<br />
Trans – Research and Education<br />
on Transport Logistics“.<br />
Julia Schmitt vom Institute<br />
for Integrated Quality Design<br />
(IQD) an der JKU Linz mit dem<br />
Projekt „Cradle to Cradle Innovation<br />
Processes (CCIP)“. <br />
ISBN 978-3-96006-<strong>01</strong>4-7 ISBN 978-3-86581-838-6<br />
Pestizide! Überall auf der Welt sind sie auf dem<br />
Vormarsch. Überall? Nein! Ein von unbeugsamen<br />
Vinschgern bewohntes Dorf in Südtirol hört nicht<br />
auf, diesem Eindringling Widerstand zu leisten.<br />
Mals will zur ersten Gemeinde Europas werden,<br />
die den Einsatz von Pestiziden verbietet. In einer<br />
Volksabstimmung entscheiden sich 76 Prozent<br />
der Bewohner für eine Zukunft ohne Glyphosat<br />
& Co. Alexander Schiebel erzählt die Geschichte<br />
eines Aufstandes.<br />
Dort der rasante Humusschwund, hier die rapide<br />
Zunahme von Kohlendioxid. Was nach zwei separaten<br />
Problemen aussieht, ist miteinander verbunden:<br />
Wir haben zu wenig Kohlenstoff im Boden<br />
und zu viel in der Atmosphäre. Die Devise lautet:<br />
„Back to the roots!“ Global gesehen ist die „Humusrevolution“<br />
ein Hoffnungsträger für weltweite<br />
Ernährungssouveränität – sowie für den Kampf<br />
gegen Klimaextreme und Migration. Das Gute:<br />
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<strong>UmweltJournal</strong>.<br />
Von 16.-19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong> wird Europas größte Verkehrsforschungskonferenz,<br />
die Transport Research Arena, in Wien ausgetragen. Unter dem<br />
Motto „a digital era for transport. solutions for society, economy and environment“<br />
werden sich rund 3.000 internationale Experten treffen, um<br />
über die Entwicklungen im Bereich Mobilität und neuesten Forschungsergebnisse<br />
zu diskutieren. Das <strong>UmweltJournal</strong> ist Medienpartner der<br />
TRA <strong>2<strong>01</strong>8</strong> und vor Ort mit dabei.<br />
Impressum Eigentümer, Verleger: SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG. Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Verlagsort, Redaktions- und Verwaltungsadresse: 1170 Wien, Geblergasse 95; Tel.: +43 (0)1 90680-0, Fax: +43 (0)1 90680-91100; E-Mail: umweltjournal@umweltjournal.at;<br />
Internet: www.umweltjournal-online.at; Verlagsgeschäftsführung: Mag. Martin Ögg, Mag. Gerald Fiala; Objektleiter: Mag. Alexander Kohl, alexander.kohl@sciam.at; Anzeigenleitung: Renate Storz, renate.storz@sciam.at; Leitender Redakteur: Mag. Alexander Kohl, alexander.kohl@sciam.at;<br />
Redaktion: Mag. Astrid Minnich, Mag. Ulrike Putz; Layout: Iris Schönauer; Druck: Russmedia Service GmbH, A-6858 Schwarzach; Einzelpreis: 4,50,– Euro (inkl. 10% Mwst.); Jahresabonnement Inland: 24,00,- Euro (inkl. 10 % Mwst. und Versand); Europa: 32,00,– Euro; Gültiger Anzeigentarif: <strong>2<strong>01</strong>8</strong>; Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
und Fotos keine Gewähr. Der Verlag behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs 1 Urheberrechtsgesetz: © SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG; Das Umweltjournal erscheint 6-mal jährlich; Versandauflage Österreich dieser <strong>Ausgabe</strong>: mindestens 12.500 Exemplare; DVR: 0861944