05.02.2020 Aufrufe

UmweltJournal Ausgabe 2018-01

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T<br />

Retouren an Postfach 555, 1008 Wien | Österreichische Post AG | SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG, Geblergasse 95, 1170 Wien | Zulassungsnummer: MZ 02Z03<strong>01</strong>00 M<br />

SEIT 1994 | JÄNNER <strong>2<strong>01</strong>8</strong> – AUSGABE 1 | EINZELPREIS: EURO 4,50,-<br />

Jens Hildebrandt<br />

Das Perlflussdelta steht tatsächlich zu<br />

Unrecht häufig im Schatten von Peking<br />

und Shanghai. Seite 4<br />

AUS DEM INHALT<br />

Die Sammlung von Abfällen<br />

mit Unterflurcontainern<br />

stellt bereits einen<br />

ausgeprägten Trend dar,<br />

der in vielen Städten umgesetzt<br />

wird. Nun beginnt<br />

auch Salzburg als erste<br />

heimische Gemeinde ein größeres Unterflursystem zu<br />

errichten – im Sommer hat man dazu ein Fahrzeug<br />

des Unterflurspezialisten Villiger erworben. Seite 10<br />

Thomas Strobel<br />

P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN<br />

Wer „4.0“ kommunal gestalten will, muss<br />

in vorhandenen Siedlungsräumen neuen<br />

Nutzen schaffen. Seite 8<br />

Thema dieser <strong>Ausgabe</strong>: Kommune 4.0<br />

Rudolf Kanzian<br />

Unternehmen können erneuerbare Strom- oder<br />

Wärmeerzeugung als Energieeffizienzmaßnahme<br />

geltend machen. Seite 16<br />

Foto: colourbox<br />

Dass Hanf hierzulande noch vor einem Jahrhundert<br />

eine der wichtigsten Kulturpflanzen war, wissen<br />

heute nur mehr wenige. Ein Produkt, das nun bereits<br />

in Serie gefertigt wird, ist die Hanffaser-Dämmplatte<br />

von Capatect. Ihre Eigenschaften hinsichtlich Energieeinsparung<br />

und Wohngefühl sind beachtlich – bei<br />

Schallschutz und Widerstandsfähigkeit aber ist sie<br />

sogar unschlagbar. ab Seite 12<br />

STANDPUNKT<br />

Schaffen wir das 1,5 Grad Ziel?<br />

„Das digitale Abbild meiner Gemeinde“<br />

Nicht nur in der Industrie ist der Begriff der Digitalisierung in aller Munde, auch in den Gemeinden ist er längst<br />

angekommen. Doch was die „Kommune 4.0“ tatsächlich zu leisten im Stande ist, erahnen noch immer nur Experten<br />

– und nun auch erste Pioniere. Die Gemeinde Bischofshofen im Salzburger Pongau beispielsweise zeigt anhand eines<br />

aktuellen Projektes vor, wie allumfassend der digitale Impact in einer öffentlichen Verwaltung aussehen kann.<br />

Die Wissenschaft hat für uns Folgendes berechnet: Wir dürfen<br />

die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde um<br />

maximal zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen<br />

Epoche ansteigen lassen, wenn wir eine Klimakatastrophe verhindern<br />

wollen. Da diese Aussage noch eine hohe Unsicherheit<br />

aufweist, empfiehlt die Wissenschaft, es besser bei 1,5 Grad bleiben<br />

zu lassen. Das kennen wir heute als „Ziel von Paris“ zur COP<br />

21 im Dezember 2<strong>01</strong>5. Wo stehen wir aktuell – bereits zwei Jahre<br />

(!) später?<br />

2<strong>01</strong>6 war laut C3S (Copernicus Climate Change Service) relativ<br />

zur Mitte des 19. Jahrhunderts das wärmste Jahr und damit noch<br />

wärmer als das Rekordjahr 2<strong>01</strong>5. Letztes Jahr erreichte die Fieberkurve<br />

bereits 1,3 Grad Celsius, womit der Abstand zum Ziel<br />

von 1,5 Grad Celsius dahinschmilzt. Im Februar 2<strong>01</strong>6 lagen die<br />

Temperaturen sogar schon auf den 1,5 Grad Celsius. Wenn Sie<br />

nun ein mulmiges Gefühl bekommen haben, dann geht es Ihnen<br />

so wie mir. Aber damit noch nicht genug…<br />

Der Bericht UNEP Emissions Gap Reports kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass die derzeitigen Pariser Zusagen zur Emissionsreduktion<br />

nur in etwa ein Drittel der bis 2030 erforderlichen<br />

Emissionsreduktionen liefern würden. Wir unternehmen also<br />

ein extrem gefährliches Experiment mit unserer Kugel, auf der<br />

wir alle sitzen. Wir haben übrigens keine andere.<br />

Unser Verhalten muss sich ändern. Setzen Sie diese Fakten in<br />

Relation zu dem, was uns täglich daran hindert, unsere Existenzgrundlage<br />

zu retten:<br />

„Ich bin halt ein Fleischtiger.“<br />

„E-Autos sind teurer und die Reichweite ist für mich zu kurz.“<br />

„Fotovoltaik rechnet sich nicht.“<br />

„Im Sommer fliegen wir immer.“<br />

„Hausdämmung rechnet sich nicht.“<br />

Denken Sie darüber nach und dann fotografieren Sie diesen<br />

Kommentar und verschicken Sie das Bild an all Ihre WhatsApp<br />

und FB-Kontakte. Danke im Namen unserer aller Kugel!<br />

Patrick Wagenhofer<br />

pw@wagenhofer-ee.com<br />

Der Transfer von der<br />

analogen zur digitalen<br />

Verwaltung ist für viele<br />

Gemeinden bereits Realität geworden.<br />

Der Großteil aller Daten<br />

wird heute digital aufgenommen,<br />

bearbeitet und verwertet, etwa<br />

bei Strom- und Wassernetzen,<br />

Kabelinfrastruktur oder Straßenbeleuchtung<br />

und vielem mehr.<br />

Digitalisierung kann aber<br />

noch tiefer wirken und ganze Gemeinden<br />

bis in ihre innersten Abläufe<br />

umformen. Das zeigen nun<br />

auch erste Pionierprojekte, bei<br />

denen sich erahnen lässt, wohin<br />

der digitale Weg für Kommunen<br />

führen kann.<br />

„Wir digitalisieren einen<br />

kompletten Straßenzug“<br />

So zum Beispiel in der Gemeinde<br />

Bischofshofen im Salzburger<br />

Land. Hier stellt derzeit Claus<br />

Salzmann, Geschäftsführer von<br />

ETS – Elektrotechnik, gemeinsam<br />

mit dem zuständigen Bauamtsleiter<br />

Heinz Neumayer ein<br />

kommunales Digitalisierungsprojekt<br />

auf die Beine, das seinesgleichen<br />

sucht – betitelt mit<br />

dem Terminus: „Musterstraße“.<br />

„Wir digitalisieren dabei einen<br />

kompletten Straßenzug: Das<br />

heißt die gesamte Infrastruktur,<br />

alle Lichtpunkte, jeden Baum,<br />

Zebrastreifen, Verkehrszeichen<br />

und natürlich alle öffentliche<br />

Einrichtungen; alles, was in einer<br />

Gemeinde mit einem Bescheid<br />

behaftet ist“, schildert Salzmann.<br />

Heinz Neumayer nennt das<br />

Kind beim Namen: „Im Endeffekt<br />

geht es um nichts anderes<br />

als die Erschaffung der ‚Gemeinde<br />

4.0‘. Wir beginnen bei<br />

dieser Musterstraße mit der<br />

Hinterlegung sämtlicher Daten,<br />

wie Bauakte der jeweiligen<br />

Grundstücke, Erfassung der<br />

Beleuchtungspunkte, Verkehrszeichen,<br />

Straßenmarkierungen<br />

… Kurz gesagt: Ich erstelle ein<br />

digitales Abbild der Gemeinde“,<br />

schwärmt der Bauamtsleiter.<br />

Was aber bringt das nun<br />

konkret für die Gemeindearbeit?<br />

Heinz Neumayer erklärt das<br />

anhand eines Beispiels: „Nehmen<br />

wir ein Verkehrszeichen<br />

– in unserem neuen System<br />

kann ich nun digital sämtliche<br />

objektbezogenen relevanten<br />

Daten hinterlegen beziehungsweise<br />

verknüpfen: Die Beratung<br />

des Verkehrsausschusses, den<br />

Amtsbericht, den Beschluss der<br />

Gemeindevertretung, kundgemachte<br />

Verordnungen, einen<br />

Vermerk der Aufstellung und die<br />

regelmäßige Prüfung der Standsicherheit<br />

oder der Befestigung<br />

des Verkehrszeichens - und ich<br />

kann dies alles in einem virtuellen<br />

Stadtplan visualisieren.“<br />

Kommunales<br />

Infrastrukturmanagement<br />

wird digital<br />

Dasselbe sei auch mit jedem<br />

anderen Objekt möglich. Der gesamte<br />

Zyklus könne nachverfolgt<br />

werden und es besteht durch<br />

die Abbildung der regelmäßigen<br />

Begehung oder Wartung auch<br />

Rechtssicherheit für die Gemeinde.<br />

„Insbesondere bringt<br />

dies eine spürbare Erleichterung<br />

im Alltag“, sagt Neumayer. Viele<br />

Gemeinden seien sich dabei<br />

noch gar nicht bewusst darüber,<br />

wie tief Digitalisierung in ihre<br />

öffentliche Verwaltungstätigkeit<br />

einwirken könnte. Die meisten<br />

würden darunter oft nicht mehr<br />

als das Einscannen und Ablegen<br />

von Dokumenten in virtuellen<br />

Ordnern verstehen. „Hier sind<br />

wir in der Stadtgemeinde Bischofshofen<br />

sicher den radikalsten<br />

Weg gegangen“, meint Neumayer<br />

„und zwar in dem Sinne,<br />

dass wir wirklich digitalisieren.<br />

Wir machen das umfassend und<br />

können damit alle einhergehenden<br />

Vorteile nutzen.“<br />

Im Bereich der Kommunen<br />

gibt es schon länger diverse<br />

Programme zur Administration<br />

des Bestandes, diese konnten<br />

zumeist aber nur einen Teilbereich<br />

des gesamten kommunalen<br />

Aufgabengebietes abbilden.<br />

Zum Teil werden auch einzelne<br />

Infrastrukturbereiche auf<br />

unterschiedlichen Programmen<br />

betrieben, was die Dinge oft unnötig<br />

kompliziert. Auch Claus<br />

Salzmann betont, dass viele Gemeinden<br />

digital schon gut aufgestellt<br />

seien, viele jedoch noch<br />

Probleme dabei hätten, das große<br />

Ganze zu sehen: „Wir haben<br />

in unserem Projekt nun wirklich<br />

alles in einem System verbunden,<br />

was nur digital erfasst<br />

werden kann“, so Salzmann. Die<br />

Idee der „Musterstraße“ könne<br />

man nun ohne Weiteres auch<br />

auf andere Gemeinden umlegen.<br />

Der erste und wichtigste Schritt<br />

sei jedoch ein gedanklicher, wie<br />

beide Experten betonen: „Im<br />

Sinne eines kommunalen Infrastrukturmanagements<br />

ist die<br />

‚Gemeinde 4.0‘ heute als Industrieanlage<br />

zu verstehen“, meint<br />

Heinz Neumayer. „Die Gebäude<br />

und Grundstücke sind die einzelnen<br />

Anlagenteile, die Straßen,<br />

Kanäle und Wasserleitungen<br />

sind die Leitungsstränge.“


2 INNOVATIONEN ...<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Umweltrelevante Aspekte beim Einsatz von …<br />

Elektroofenschlacken als Recyclingbaustoff<br />

Elektroofenschlacken (EOS) fallen unvermeidbar, aber auch gezielt bei der Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen an. Ihre<br />

Qualitätskontrolle erfolgt über die Bestimmung der Gesamtgehalte und Eluatkonzentrationen umweltrelevanter Spurenelemente. Eine<br />

zusätzliche Kontrolle der Umweltverträglichkeit von EOS kann über die Mineralogie erfolgen.<br />

Salzsole statt Streusalz<br />

Die Gemeinde Grödig bei Salzburg hat eine komplette<br />

Umstellung vom Streumittel Salz auf 100 Prozent<br />

Sole-Streuung im Winterdienst vollzogen. Die<br />

entsprechenden Räumfahrzeuge sind dabei anstatt<br />

eines rotierenden Tellers für Salzkörner mit Düsen<br />

für die Salz-Wasser-Lösung ausgestattet. Die Sole-<br />

Lösung soll 22 Prozent Salzanteil haben. Etwa die<br />

Hälfte an Salz lässt sich einsparen (ebenso Split);<br />

vor allem durch die Möglichkeit das Sole Gemisch<br />

punktgenau aufzubringen. Laut einem der Technologieanbieter<br />

(Eco Technologies) lassen sich sogar<br />

bis zu 75 Prozent der Kosten reduzieren. Auch<br />

die Stadt Salzburg hat bereits zwölf Salzstreufahrzeuge<br />

des Magistrats mit Soletanks ausgestattet.<br />

ecotech.at/<br />

Weltnaturerbe<br />

In St. Pölten fand am 14. November die Urkundenverleihung<br />

für das Wildnisgebiet Dürrenstein in<br />

Niederösterreich und den Nationalpark Kalkalpen<br />

in Oberösterreich unter dem Titel „Alte Buchenwälder<br />

und Buchenurwälder der Karpaten und anderer<br />

Regionen Europas“ als erstes österreichisches<br />

Unesco-Weltnaturerbe statt. Bundesminister Andrä<br />

Rupprechter überreichte die Auszeichnung an<br />

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (mit Stefan<br />

Pernkopf) und Oberösterreichs LH-Stellvertreter<br />

Michael Strugl. Laut Unesco ist ein „Weltnaturerbe“<br />

im Besitz der gesamten Weltbevölkerung.<br />

noel.gv.at<br />

Foto: NLK Pfeiffer Fotos: ecofighter<br />

Bei der Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen<br />

wird Eisenschrott als Inputmaterial<br />

verwendet und zusammen mit Zuschlagstoffen<br />

zu Rohstahl eingeschmolzen, der dann durch<br />

weitere Prozessschritte (Sekundärmetallurgie) zum<br />

gewünschten Stahlprodukt verarbeitet wird. Dabei<br />

werden gezielt Schlackenbildner eingesetzt um Begleitstoffe<br />

zu binden, die durch den eingesetzten<br />

Schrott mit aufgeschmolzen werden, aber die Qualität<br />

des Endprodukts Stahl negativ beeinflussen würden.<br />

Die so gebildete Schlacke ist wesentlich leichter<br />

als der Rohstahl, kann beim Abstich somit gut vom<br />

Rohstahl getrennt werden und erstarrt separat. Pro<br />

Tonne Rohstahl fallen 80 – 150 Kilogramm EOS an.<br />

Aufgrund der vorteilhaften mechanischen<br />

Eigenschaften von EOS kann diese vor allem im<br />

Straßenbau verwendet werden. Um einen unbedenklichen<br />

Einsatz von EOS als Recyclingbaustoff<br />

zu gewährleisten dürfen aber umweltbedenkliche<br />

Stoffe (zum Beispiel Schwermetalle wie Chrom,<br />

Molybdän und Vanadium) nicht aus der Schlacke<br />

gelöst werden. Die Grenzwerte für Gesamtgehalte<br />

und Eluatkonzentrationen umweltrelevanter Elemente<br />

sind in der Österreichischen Recycling-Baustoff-Verordnung<br />

festgelegt.<br />

MiLeSlag<br />

Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet haben jedoch<br />

gezeigt, dass die Auslaugbarkeit von Elementen<br />

aus Stahlwerksschlacken mit der Bindungsform<br />

zusammenhängt. Dies bedeutet, dass es trotz eines<br />

hohen Gesamtgehalts zu einer sehr geringen Auslaugbarkeit<br />

kommen kann. So wird zum Beispiel<br />

Chrom in seiner dreiwertigen (gesundheitlich unbedenklichen<br />

Form) hauptsächlich in stabilen Mineralphasen<br />

(Spinellen) gebunden, wodurch nur geringe<br />

Mengen auslaugen. Zusätzlich werden bereits<br />

viele Verfahren im Stahlwerksprozess eingesetzt,<br />

welche die Auslaugbarkeit umweltrelevanter Elemente<br />

gezielt verringern. Obwohl die angewandten<br />

Methoden in der Praxis oftmals funktionieren, sind<br />

die genauen Ursachen, vor allem die Zusammenhänge<br />

zwischen Mineralogie und Auslaugbarkeit,<br />

nur teilweise bekannt.<br />

Dieser Frage wird deshalb an der Montanuniversität<br />

Leoben gemeinsam mit dem FEhS<br />

(Institut für Baustoff-Forschung, D), der BAM<br />

(Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung,<br />

D), dem ECN (Energy Research Centre of<br />

the Netherlands), der Stahl- und Walzwerk Marienhütte<br />

GmbH (AUT), der Max Aicher Umwelt<br />

GmbH (D), der Porr AG (AUT) und der Scholz<br />

Austria GmbH im von der FFG geförderten Pro-<br />

Im Forschungsprojekt MiLeSlag soll ein tieferes Verständnis für die der Auslaugbarkeit zugrunde<br />

liegenden Mechanismen in EOS geschaffen werden.<br />

jekt MiLeSlag (Mineralogy and Leachability of<br />

Steel Slags) nachgegangen. Konkret befasst sich<br />

das Projekt mit den folgenden Fragen:<br />

- In welchen Mineralphasen liegen Cr, V,<br />

Mo und F nach dem Erstarren in EOS vor<br />

(primäre Mineralphasen)?<br />

- Wie ändern sich die Mineralphasen durch das<br />

Auslaugen? Lösen sich Mineralphasen auf<br />

und entstehen dadurch neue Mineralphasen<br />

(sekundäre Mineralphasen) die Cr, V, Mo und<br />

F wieder einbinden können?<br />

- Werden die Spurenelemente an der Oberfläche<br />

von Mineralphasen adsorbiert?<br />

- Wie und welche metallurgischen Parameter<br />

beeinflussen im Stahlwerksprozess die Bildung<br />

der Mineralphasen?<br />

Ziel: tieferes Verständnis für<br />

EOS-Auslaugbarkeit<br />

Diese Fragestellungen werden anhand von chemischen<br />

und mineralogischen Analysen sowie mittels<br />

Auslaugversuchen untersucht. Dabei werden nicht<br />

nur Methoden zur Bestimmung des Gesamtgehalts<br />

umweltrelevanter Elemente und der Gesamtmineralogie<br />

eingesetzt, sondern auch hochauflösende<br />

und oberflächensensitive Methoden, die<br />

die Untersuchung von einzelnen Mineralphasen<br />

vor und nach der Auslaugung ermöglichen. Das<br />

Auslaugverhalten wird bei natürlichem pH-Wert<br />

(die Schlacke ist nur mit destilliertem Wasser in<br />

Kontakt) und darüber hinaus über einen pH-Bereich<br />

von zwei bis 14 untersucht. Somit kann das<br />

Auslaugverhalten in der Umwelt auch bei einer<br />

etwaigen pH-Wert Änderung vorhergesagt werden.<br />

Eine weitere Neuerung ist die Kombination aus<br />

Experimenten und thermodynamischen Modellen,<br />

die einerseits die Auslaugbarkeit und andererseits<br />

die metallurgische Entstehung der Schlackenmineralogie<br />

beschreiben. Durch diese Vielfalt an angewandten<br />

Methoden werden somit Theorien für<br />

das komplexe System EOS-Umwelt entwickelt, die<br />

in einem letzten Schritt durch Schlackensynthesen<br />

überprüft werden.<br />

Dadurch soll ein tieferes Verständnis für die der Auslaugbarkeit<br />

zugrunde liegenden Mechanismen in EOS<br />

geschaffen werden, damit EOS besser als Recyclingbaustoff<br />

genutzt werden können. (Uni Leoben) <br />

Foto: Leoben<br />

Aktive Luftfilterung für Müllfahrzeuge<br />

Schimmelpilze, Viren und Feinstäube (Bioaerosole)<br />

sind seit Jahrzehnten als Gesundheitsgefährdung<br />

von Müllwerkern bei der Abfallsammlung in der<br />

Diskussion. Da der Arbeitsschutz, hier speziell der<br />

Atemschutz für die Müllwerker am Sammelfahrzeug<br />

von hoher Bedeutung ist, bietet Zöller-Kipper eine<br />

wirksame Lösung für das Problem an. Clean Option,<br />

so das System des Mainzer Herstellers, wird an Abfallsammelfahrzeugen<br />

vom Typ Hecklader eingebaut.<br />

Das System besteht aus Filterelementen für Grob- und<br />

Feinstaub sowie einem Aktivkohleelement zur Beseitigung<br />

von Gerüchen. Ein gängiger Radiallüfter erzeugt<br />

einen leichten Unterdruck am Heckteil beziehungsweise<br />

im Schüttungsbereich des Abfallsammelfahrzeuges,<br />

also direkt im Arbeitsbereich des Müllwerkers.<br />

Die abgesaugte Luft wird dabei über einen Zyklon-Filter<br />

zur Abscheidung des Grobstaubs und ein integriertes<br />

Filterelement (Feinstaubfilter, Aktivkohle) geführt.<br />

Die Zyklon-Filtereinheit verfügt über eine aktive Absaugung<br />

zur Erhöhung der Abscheiderate des Staubes,<br />

was die Filterstandzeit spürbar verlängert. Unterstützt<br />

wird der Absaugvorgang durch links und rechts im<br />

Heckteil integrierte Blasschienen, die eine Art Luftvorhang<br />

erzeugen (siehe Bild). Die hintere Umgebung<br />

wird auf diese Weise praktisch abgeschottet und die<br />

kontaminierte Luft kann zuverlässiger in das Heckteil<br />

des Sammelfahrzeuges abgesogen werden. Die Ausrichtung<br />

der Blasschienen ist für eine optimierte Einstellung<br />

justierbar ausgeführt. Ein Verwirbeln der kontaminierten<br />

Luft vom Heckteil in den Außenbereich<br />

wird so ebenfalls deutlich reduziert. Das bedeutet,<br />

dass die Luft am hinteren Bereich des Müllfahrzeuges<br />

sauberer ist, als die restliche Umgebungsluft.<br />

Foto: ZÖLLER-KIPPER<br />

Stadtgemeinde Traiskirchen:<br />

Sonnenstrom macht Abwasser sauber<br />

Traiskirchen setzt auf innovativen Umweltschutz<br />

und reinigt seine Abwässer mit Solarkraft. Damit<br />

liegt Traiskirchen bei allen NÖ Gemeinden an dritter<br />

Stelle in punkto Solarstrom. Die neue Photovoltaik-<br />

Anlage wird von Wien Energie betrieben. Die<br />

Bevölkerung kann sich beteiligen.<br />

Ein neues Solarkraftwerk in<br />

der Kläranlage Traiskirchen<br />

liefert Sonnenstrom<br />

für die Abwasserreinigung in der<br />

Stadtgemeinde. Die Photovoltaikanlage<br />

besteht aus 674 Modulen<br />

und hat eine Leistung von<br />

175 Kilowattpeak. Der Strom<br />

wird direkt vor Ort genutzt.<br />

Umgerechnet könnten damit<br />

rund 73 Haushalte ganzjährig<br />

elektrisch versorgt werden. Die<br />

mit grünem Strom betriebene<br />

Klärschlammbehandlung spart<br />

Traiskirchen 63 Tonnen CO 2<br />

im Jahr. Interessierte Bürger und<br />

Wien Energie-Kunden konnten<br />

sich an der Finanzierung des<br />

Projekts beteiligen.<br />

„Solarenergie nimmt in Traiskirchen<br />

einen immer wichtigeren<br />

Stellenwert ein“, sagt Traiskirchens<br />

Bürgermeister Andreas<br />

Babler. Traiskirchen liegt bei der<br />

Solarkraft an der dritten Stelle<br />

von den 573 NÖ-Gemeinden.<br />

„Gemeinsam mit unserem Partner<br />

Wien Energie haben wir mit<br />

der Photovoltaik-Anlage im Gewerbepark<br />

und der neuen Anlage<br />

in der Kläranlage bereits über<br />

drei Megawatt Solarleistung in<br />

unserer Stadt installiert. Das entspricht<br />

dem jährlichen Stromverbrauch<br />

von 1.230 Haushalten.<br />

Das Kraftwerk in der Kläranlage<br />

ist nun das jüngste Beispiel für<br />

unser Umweltengagement. Wir<br />

sind weiter auf dem Weg zu<br />

einer Grünen Stadt und laden<br />

unsere Bevölkerung ein, sich an<br />

diesem kommunalen Projekt<br />

zu beteiligen.“<br />

Wien Energie-Geschäftsführer<br />

Karl Gruber sieht den Gewerbepark<br />

und die Kläranlage<br />

als Vorzeigeprojekte dafür, wie<br />

Strom dort CO 2<br />

-frei erzeugt<br />

wird, wo er auch verbraucht<br />

wird: „Gerade die Abwasserreinigung<br />

benötigt viel Energie.<br />

Bei der Kläranlage nutzen wir<br />

nun die Energie der Sonne, um<br />

sauberen Strom zu erzeugen.<br />

Damit tragen wir auf umweltfreundliche<br />

Weise zur Reinigung<br />

der Abwässer von tausenden<br />

Haushalten bei.“


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> ... UND PERSPEKTIVEN<br />

3<br />

Theaterboden<br />

Vorhang auf<br />

Bretter, die die Welt bedeuten … Schwarzkiefern<br />

der Bundesforste lieferten die Bretter für den neuen<br />

Bühnenboden im Theater in der Josefstadt, einem der<br />

traditionsreichsten Theater Europas.<br />

Prominente Verwendung<br />

fanden 20 Schwarzkiefern<br />

(Pinus nigra), die die<br />

Österreichischen Bundesforste<br />

(ÖBf) in ihren Wäldern im Wienerwald<br />

südlich von Wien zu Jahresbeginn<br />

ernteten und das Holz<br />

für den neuen Bühnenboden<br />

des renommierten Theaters in<br />

der Josefstadt in Wien lieferten.<br />

Die Neuverlegung des Bühnenbodens<br />

auf einer Gesamtfläche<br />

von circa 170 Quadratmetern<br />

inklusive der Herstellung aller<br />

notwendigen Einbauten wie<br />

Drehscheibenausschnitt, zehn<br />

Versenkungsdeckel und 15 Versatzklappen<br />

für Licht und<br />

Tontechnik, erfolgte im Juli in<br />

vier Wochen geschäftiger Bauzeit<br />

hinter den Kulissen während<br />

der Sommerpause.<br />

Pünktlich Anfang September<br />

startete die „Josefstadt“ mit einer<br />

„doppelten“ Uraufführung fulminant<br />

in die neue Saison: Mit der<br />

Erstaufführung von „Der Engel mit<br />

der Posaune“ mit Maria Köstlinger,<br />

Michael Dangl und Alma Hasun in<br />

den Hauptrollen und der „Feuertaufe“<br />

des neuen Bühnenbodens,<br />

der eine im wörtlichen Sinne tragende<br />

Rolle am gelungenen Saisonauftakt<br />

übernommen hat.<br />

Harzanteil<br />

verhindert Knarren<br />

„Das Holz der Schwarzkiefer<br />

wird traditionell gerne für Theaterböden<br />

verwendet. Sein besonders<br />

hoher Harzanteil verhindert<br />

nämlich das unerwünschte<br />

Knarren der Holzdielen“, weiß<br />

Rudolf Freidhager, Vorstand der<br />

Bundesforste, die das Holz für<br />

den neuen Bühnenboden in der<br />

Josefstadt zur Verfügung stellten.<br />

„Alleine in dieser Saison<br />

stehen 333 Vorstellungen am<br />

Spielplan der „Josefstadt“, der<br />

Boden wird also sehr belastet<br />

und wenn er knarrte, wäre das<br />

schrecklich. Das Holz muss viel<br />

aushalten, aber dennoch elastisch<br />

genug sein für täglich neues Befestigen<br />

von Dekorationsteilen<br />

mittels Schrauben, Nägeln und<br />

sogenannten Bühnenbohrern“,<br />

ergänzt Josefstadtdirektor Kammerschauspieler<br />

Herbert Föttinger.<br />

„Außerdem darf so ein Bühnenboden<br />

weder glänzen noch<br />

spiegeln und muss den täglichen<br />

Auf- und Abbau der Bühnenbild-<br />

Dekoration und den Transport<br />

schwerer Teile mit Dekorationswägen<br />

problemlos schaffen.“<br />

Schwarzkiefer-Giganten aus<br />

dem Wienerwald<br />

Das Holz für den neuen Bühnenboden<br />

stammt aus der Region –<br />

aus dem Wienerwald, dem Bundesforste-Revier-Hinterbrühl<br />

bei Wien. Dort hatten sich Förster<br />

der Bundesforste bereits letzten<br />

Winter auf die Suche nach<br />

geeigneten Schwarzkiefern gemacht.<br />

„Für den Bühnenboden<br />

wurden schließlich 20 stattliche<br />

Schwarzkiefern mit einer Höhe<br />

von bis zu 30 Metern und einem<br />

Durchmesser von mehr als 60<br />

Zentimetern ausgewählt“, erklärt<br />

Rudolf Freidhager. „Die Bäume<br />

waren regelrechte Giganten und<br />

einige Exemplare bis zu 130 Jahre<br />

alt.“ Zum idealen Erntezeitpunkt<br />

– im Winter - wurden die<br />

Bäume noch geerntet. „Gerade<br />

in tiefen Lagen gilt der Winter als<br />

gute Zeit für die Holzernte. Die<br />

Bäume stehen in sogenannter<br />

Saftruhe, der gefrorene Boden ist<br />

gut befahrbar und im besten Fall<br />

schützt eine Schneedecke Jungbäume<br />

und Waldboden“, erklärt<br />

Rudolf Freidhager.<br />

Nach der Ernte wurde die<br />

gewaltigen Stämme in ein niederösterreichisches<br />

Sägewerk gebracht,<br />

wo sie eingeschnitten und<br />

zu Brettern verarbeitet wurden.<br />

Anschließend kamen die Bretter<br />

Drehscheibe des Bühnenbodens neu verlegt.<br />

noch für drei Wochen in die Trockenkammer,<br />

bevor sie für den<br />

Bühnenboden weiterverarbeitet<br />

werden konnten.<br />

Vielseitige Schwarzkiefer<br />

„Die Schwarzkiefer ist ein ganz<br />

besonderer Baum, der vorwiegend<br />

im Osten Österreichs<br />

vorkommt. Früher wurde die<br />

Schwarzkiefer auch als „Pinus<br />

nigra austriaca“ bezeichnet“,<br />

führt Freidhager aus.<br />

Die größten Schwarzkiefer-<br />

Vorkommen sind im südlichen<br />

Wienerwald zu finden, wo sie die<br />

häufigste Nadelbaumart stellen.<br />

In Zeiten des Klimawandels ist<br />

die Schwarzkiefer wertvoller Bestandteil<br />

artenreicher Wälder. Sie<br />

kommt sehr gut mit Trockenheit<br />

zurecht und gedeiht auch auf<br />

nährstoffarmen Böden prächtig.<br />

Das stark harzhaltige Holz gilt<br />

zwar in der Verarbeitung als aufwändig,<br />

dennoch findet es vielseitige<br />

Verwendung: als Bühnen-,<br />

Bau- und Konstruktionsholz,<br />

Möbelholz sowie als Industrieholz<br />

etwa für Plattenwerkstoffe.<br />

Das Harz der Schwarzkiefer wird<br />

unter anderem für Naturkosmetik<br />

oder als Bogenharz für Streichinstrumente<br />

eingesetzt.<br />

Theater in der Josefstadt<br />

Foto: ÖBf-Archiv/W. Simlinger, K.Kemp Foto: ÖBf-Archiv/ C. Fürthner<br />

ÖBf-Vorstand Rudolf<br />

Freidhager und Josefstadt-<br />

Direktor Herbert Föttinger auf<br />

dem neuen Bühnenboden im<br />

„Josefstadt“.<br />

Das 1788 gegründete Theater in<br />

der Josefstadt ist heute die älteste<br />

durchgehend bespielte Bühne<br />

des deutschsprachigen Raums<br />

und birgt ein Stück Theatergeschichte,<br />

das aus der Tradition<br />

und Historie Wiens nicht mehr<br />

wegzudenken ist. Mit mehr als<br />

350.000 Besuchern und über<br />

700 Vorstellungen pro Spielzeit<br />

gilt das Theater in der Josefstadt<br />

als eine der erfolgreichsten<br />

Bühnen der deutschsprachigen<br />

Theaterlandschaft. Größen wie<br />

Ferdinand Raimund oder Johann<br />

Nestroy spielten bereits auf<br />

der Josefstadtbühne, Ludwig van<br />

Beethoven dirigierte. In der Ära<br />

von Max Reinhardt erhielt das<br />

Theater seine heutige architektonische<br />

Gestalt. Heute arbeitet<br />

unter Direktor Herbert Föttinger<br />

ein dem Gegenwartstheater<br />

verpflichtetes Team an Ur- und<br />

Erstaufführungen und zeitgenössischen<br />

Interpretationen.<br />

Naturstromspeicher Gaildorf<br />

Wind- und<br />

Wasserkraft kombiniert<br />

Max Bögl Wind AG: Flexible Wasserbatterie und<br />

modernste Hybridturmtechnik für Windkraftanlagen<br />

können zusammenspielen.<br />

Die Max Bögl Wind AG<br />

setzt neue Maßstäbe:<br />

Mit Nabenhöhen von<br />

bis zu 178 Metern werden vier<br />

Hybridtürme mit je 3,4 Megawatt<br />

(MW) Leistung bei einem<br />

Pilotprojekt in Gaildorf (D)<br />

ab Oktober 2<strong>01</strong>7 einen neuen<br />

Weltrekord aufstellen. Kombiniert<br />

wird der Windpark mit<br />

einem Pumpspeicherkraftwerk.<br />

Damit entsteht ein natürlicher<br />

Stromspeicher, der auf Wasser<br />

baut – die sogenannte Wasserbatterie.<br />

Sie dient als Kurzzeitspeicher<br />

und trägt dazu bei, das<br />

Stromnetz in Zukunft stabil zu<br />

halten.<br />

Wasser liefert Strom<br />

Die Idee hinter der Kombination<br />

aus zwei erneuerbaren<br />

Energien in Gaildorf (Baden-<br />

Württemberg): Dort, wo große<br />

Betonfundamente auf einem<br />

Berg errichtet werden, lassen<br />

sich diese auch zu Wasserbecken<br />

ausbauen. Durch die<br />

Wasserspeicher im Turmfundament<br />

werden zusätzliche Meter<br />

Nabenhöhe gewonnen und<br />

damit mehr Windausbeute erzielt.<br />

PE-Druckrohrleitungen<br />

verbinden diese Oberbecken<br />

mit einem Wasserkraftwerk<br />

und dem dazugehörigen Unterbecken<br />

200 Meter tiefer im Tal.<br />

Die Wasserbatterie senkt den<br />

Bedarf an chemischen Großspeichern<br />

und stellt eine natürliche<br />

Alternative dar. Aufwendige<br />

Genehmigungsverfahren, wie<br />

sie bei konventionellen Pumpspeicherkraftwerken<br />

vorhanden<br />

sind, entfallen, da bei der Wasserbatterie<br />

massive Einschnitte<br />

in die Natur nicht nötig sind.<br />

Hinter dem Projekt steht<br />

das Unternehmen Max Bögl<br />

Foto: Max Bögl Wind AG<br />

Der Naturstromspeicher Gaildorf<br />

(D) ist ein in Bau befindliches<br />

Energieprojekt bei Gaildorf,<br />

bei dem ein Windpark mit<br />

einem Pumpspeicherkraftwerk<br />

kombiniert wird. Das Projekt<br />

wurde im September 2<strong>01</strong>1 der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt; der<br />

Spatenstich erfolgte im April<br />

2<strong>01</strong>6. Die Windkraftanlagen,<br />

in deren Turmfuß Wasser gespeichert<br />

wird, sollen bis Ende<br />

2<strong>01</strong>7 in Betrieb genommen<br />

werden, das Pumpspeicherwerk<br />

ein Jahr später.<br />

Wind AG, eine Tochtergesellschaft<br />

von Max Bögl. <br />

Huber: Klärschlammverwertungsanlage in Medellin<br />

Täglich 400 Tonnen Klärschlamm<br />

In der kolumbianischen Großstadt Medellin wird die neue Kläranlage Bello für 2,75 Millionen Einwohnergleichwerte<br />

mit einer Kapazität von 6,5 Kubikmetern pro Sekunde gebaut. Zur Behandlung des dabei entstehenden Klärschlamms<br />

installiert Huber seinen bewährten Huber Bandtrockner BT und realisiert damit ein internationales Megaprojekt.<br />

Andreas Babler, Bürgermeister Traiskirchen (l.) und Wien Energie<br />

Geschäftsführer Karl Gruber (r.) bei der Eröffnung des Bürgersolarkraftwerks<br />

in Traiskirchen.<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Standort: ............................. Kläranlage Traiskirchen<br />

Leistung: ............................. 175 Kilowattpeak (kWp)<br />

Jährliche Produktion: ....... 183.000 Kilowattstunden pro Jahr<br />

Versorgung: ........................ Eigenversorgung, umgerechnet rd.<br />

73 Haushalte<br />

Anzahl Paneele: ................. rd. 674 Stück<br />

CO2-Einsparung: .............. ca. 63 Tonnen CO 2<br />

jährlich<br />

Foto: Wien Energie/FOTObyHOFER<br />

Ganze 400 Tonnen entwässerter<br />

Klärschlamm fallen täglich in der<br />

Kläranlage Bello (gesprochen Bejo)<br />

in Medellin an. Davon produziert die Kläranlage<br />

selbst circa 310 Tonnen, weitere 90<br />

Tonnen stammen aus einer zweiten Kläranlage<br />

San Fernando, die sich in der Innenstadt<br />

der kolumbianischen Großstadt befindet.<br />

Die Schlämme aus San Fernando werden per<br />

LKW nach Bello gebracht. Entsprechende<br />

Transport-, Annahme- und Lagereinrichtungen<br />

werden vorgesehen.<br />

Der Betreiber der Anlage, Empresas Publicas<br />

de Medellin (EPM), wollte nun eine<br />

nachhaltige und wirtschaftliche Entsorgung<br />

des entstehenden Klärschlammes erreichen.<br />

Daher wurden verschiedenste Lösungen<br />

geprüft. Das gewählte Konzept sah nun die<br />

Kombination einer Kraftwärmekopplung<br />

mit Klärschlammtrocknung vor. Nach der<br />

Evaluation der eingegangen Angebote erhielt<br />

Grafik: Huber<br />

Systemdarstellung des Huber Bandtrockners<br />

BT, der derzeit in der Kläranlage Bello in<br />

Medellin installiert wird.<br />

vor etwa einem Jahr ein Konsortium unter<br />

der Führung von Huber den Zuschlag. Der<br />

Auftragswert für die Gesamtleistung beträgt<br />

über 50 Millionen US Dollar. Die Bauzeit beträgt<br />

22 Monate.<br />

Zum Betrieb dieser Kläranlage erzeugen<br />

vom Konsortium gelieferte lastabhängig<br />

gesteuerte Gasturbinen Strom. Die dabei<br />

anfallende Abwärme wird nun gleichzeitig<br />

zur Klärschlammtrocknung in der Huber<br />

Bandtrocknungsanlage verwendet. Dadurch<br />

wird ein weiterer Schritt in Richtung<br />

energieoptimierten Betrieb der Gesamtkläranlage<br />

ermöglicht. Überschüssige<br />

elektrische Energie wird an das öffentliche<br />

Stromversorgungsnetz abgegeben. Das<br />

hier umgesetzte Konzept zur Klärschlammverwertung<br />

ist nicht nur wegweisend für<br />

Lateinamerika, sondern kann auch hier in<br />

Europa als innovative Lösung mit anschließender<br />

thermischer Verwertung und Phosphorrückgewinnung<br />

(etwa im Rahmen der<br />

Novelle der Klärschlammverordnung in<br />

Deutschland) dienen.


4 AUSLAND<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Report von der Eco Expo Asia in Hongkong<br />

„Hongkong hat keine andere Wahl mehr“<br />

Die Notwendigkeit für Umwelttechniklösungen in Fernasien steigt rapide an. Nachdem prekäre<br />

Umweltzustände China im Sommer dieses Jahres dazu getrieben haben einen Importstopp für unsortierten<br />

Abfall zu verkünden, müssen zahlreiche Müllexporteure, wie Hongkong, Macao und Co. nun selbst<br />

lernen ihrer Abfälle Herr zu werden. Ein Boom für Recycling- und Abfallverwertungstechnologien<br />

zeichnet sich ab, der aber nur kurze Zeit dauern könnte, denn China möchte ab 2025 seinen<br />

ausländischen Technikbedarf massiv reduzieren.<br />

In der neuen WEEE-Anlage von<br />

ALBA wird seit November 2<strong>01</strong>7<br />

der gesamte regulierte E-Schrott der<br />

Metropole verwertet.<br />

Autor:<br />

Alexander Kohl<br />

alexander.kohl@sciam.at<br />

China war lange Zeit die größte Müllkippe der<br />

Welt. Das soll sich nun ändern. Am 18. Juli<br />

2<strong>01</strong>7 teilte die chinesische Regierung in<br />

einem Schreiben an die Welthandelsorganisation<br />

(WTO) mit, dass „zum Schutz der Umwelt und der<br />

Gesundheit der Bevölkerung der Import von stark<br />

verschmutztem Hausmüll verboten“ werde. In zur<br />

Wiederverwertung importiertem Müll seien große<br />

Mengen an unbrauchbaren und teils gefährlichen<br />

Abfällen gefunden worden. Daher werde China ab<br />

Jahresende keinen Abfall mehr einführen wie etwa<br />

Plastikmüll, Papier, Asche sowie Wolle- und Baumwollreste<br />

und Schlacke aus der Stahlproduktion.<br />

Viele weiterer Fraktionen sollen nur mehr vorsortiert<br />

oder vorbehandelt ins Land kommen dürfen.<br />

Diese Entscheidung trifft viele Länder, die ihren<br />

Müll schon seit Jahren nach China verfrachten. Die<br />

riesigen Containerschiffe, die vollgefüllt mit Kleidung<br />

und Spielzeug von den chinesischen Häfen aus<br />

in die Welt zogen, kamen meist wieder leer zurück,<br />

bis man auf die Idee kam, diese mit Müll vollzustopfen.<br />

So wurden Schrott und Plastikfraktionen<br />

ins Reich der Mitte transportiert. Dort holten sich<br />

die Chinesen sämtliche nützliche Rohstoffe wieder<br />

heraus und verwerteten sie. Im Laufe der Zeit wurde<br />

China so zum größten Müllimporteur der Welt.<br />

Allein im vergangenen Jahr importierte die Volksrepublik<br />

7,3 Millionen Tonnen Plastikmüll im Wert<br />

von 3,7 Milliarden Dollar – das waren 56 Prozent der<br />

weltweiten Einfuhren. Neben Japan und den USA,<br />

auf die jeweils zehn Prozent entfielen, stammt der<br />

meiste Plastikabfall aus Hongkong. Ebenso wie Altpapier,<br />

E-Schrott und unsortierter Restmüll.<br />

In Hongkong: „Weltuntergang“<br />

Die radikale Abwehr dieses Abfallstroms an der chinesischen<br />

Grenze traf die Metropole am Perlfluss<br />

ins Herz. Auch wenn sich die Situation in China<br />

etwa aufgrund der Gewässerverunreinigung klar<br />

ersichtlich zuspitzte, hatte niemand diesen Schritt<br />

erwartet. „In Hongkong wurde der Abfall-Importstopp<br />

der Chinesen aufgenommen, als bedeute das<br />

den Weltuntergang“, schildert Wolfgang Ehmann,<br />

Executive Director der deutschen Außenhandelskammer<br />

in Hongkong. „Es herrschte völlige Frustration,<br />

als sei allen der Himmel auf den Kopf gefallen“,<br />

doch schon wenige Wochen danach sah Ehmann,<br />

wie die Industrie durch diese Drucksituation beflügelt<br />

wurde. „Hongkong hat jetzt keine andere<br />

Wahl mehr, als sich um seinen eigenen Dreck zu<br />

kümmern“, meint Ehmann, und das sei auch gut so.<br />

Denn die Deponien der Handelsstadt seien voll und<br />

die Alternative China habe sich nun endgültig aus<br />

dem Müll-Spiel genommen.<br />

Eine der ersten<br />

Maßnahmen ist nun<br />

der schon seit Jahrzehnten diskutierte Bau einer eigenen<br />

Müllverbrennungsanlage im nahen Stadtgebiet.<br />

Lange Zeit hatte sich die Bevölkerung gegen die verhasste<br />

Technologie, die als schmutzig und ungesund<br />

gilt, gewehrt – nun wird sie alternativlos. Ab 2022 soll<br />

in Shek-Kwu-Chau, einer Insel südöstlich des Zentrums<br />

der Megastadt, eine MVA mit einer Kapazität<br />

von 3.000 Tonnen an Siedlungsabfällen pro Tag stehen.<br />

Aktuell läuft die Ausschreibung dafür. „Es wird<br />

aber wohl noch mindestens eine zweite nötig sein“,<br />

meint Ehmann mit Blick auf die über 9.000 Tonnen<br />

Hausmüll, die täglich anfallen – alleine 6,5 Tonnen<br />

davon sind übrigens Küchenabfälle.<br />

ALBA betreibt WEEE-Anlage<br />

Aber auch bei den restlichen Abfallfraktionen nähert<br />

man sich in Hongkong langsam einer geregelten Verwertung<br />

– allein der Elektronik-Abfall wird auf rund<br />

70.000 Tonnen geschätzt. Dafür ging noch Ende<br />

vergangenen Jahres die nagelneue E-Schrott-Recyclinganlage<br />

der ALBA Group in Betrieb. Zukünftig<br />

wird hier der gesamte regulierte Elektroschrott der<br />

Sieben-Millionen-Metropole behandelt und verwertet.<br />

Vor allem Haushaltsgroßgeräte wie Kühl- und<br />

Klimageräte, Fernseher, Waschmaschinen und Computer<br />

werden darin aufbereitet. Zunächst ist in der<br />

Anfangsphase ein Volumen von 30.000 Tonnen pro<br />

Jahr geplant. Die Kapazität ist auf 56.000 erweiterbar.<br />

Neben der Behandlung und Verwertung der Abfälle<br />

in der neuen Anlage übernimmt ALBA auch die<br />

Sammlung des im gesamten Stadtgebiet anfallenden<br />

Elektro- und Elektronikschrotts. Derzeit gibt es dafür<br />

vier regionale Zentren, die als Knotenpunkte für<br />

die Sammlung und vorübergehende Lagerung der<br />

Geräte fungieren. Bei dem WEEE-Projekt handelt<br />

es sich übrigens um den größten Einzelauftrag in der<br />

Geschichte der ALBA Group.<br />

Chinesische Konkurrenz wird stärker<br />

Die Aufbruchsstimmung im Abfallverwertungssektor<br />

Hongkongs und Chinas zieht internationale<br />

Kreise und lockt die globale Recyclingindustrie<br />

abermals nach Fernasien.<br />

Dass aber gerade der Umweltmarkt in China<br />

kein einfach zu beackerndes Feld ist, weiß Franz<br />

Rößler, der österreichische Wirtschaftsdelegierte<br />

in Hongkong. „Wir bemühen uns in diesem Markt<br />

schon seit vielen Jahren etwas für unsere österreichischen<br />

Unternehmen zu bewegen.“ Zwar würden<br />

die Österreicher in der Umwelttechnik sehr<br />

viel Know-how und hierzulande auch ein gutes<br />

Image besitzen, aber der Markt wolle dennoch<br />

nicht so richtig anspringen. Vor einigen Jahren<br />

noch war es die Konkurrenz mit anderen europäischen<br />

Firmen – „nun kommt eine starke lokale Mitbewerberschaft<br />

in China selbst hoch, die technisch<br />

Interview mit Jens Hildebrandt, Deutsche Handelskammer<br />

Chancen und Risiken durch „China 2025“<br />

Jens Hildebrandt ist Delegierter der Deutschen Wirtschaft – Kanton (Guangzhou) und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China für<br />

Süd- und Südwestchina (AHK). Er begleitet und berät zahlreiche deutsche Unternehmen in China. Im Interview spricht Hildebrandt über seine Erfahrungen in Südchina,<br />

zeigt Chancen und Herausforderungen für deutsche Mittelständler auf und erklärt, welches Potenzial Industriestädte wie die Metal Eco City haben.<br />

Foto: AHK China<br />

"Die Bandbreite Erfolg<br />

versprechender Branchen<br />

ist groß ... vom Bereich<br />

Produktionstechnik, über<br />

Umwelttechnik bis hin zur<br />

Kreativwirtschaft."<br />

Jens Hildebrandt<br />

Wenn deutsche Unternehmen in China aktiv werden möchten,<br />

denken viele nur an Weltmetropolen wie Peking oder<br />

Shanghai. Obwohl auch das Perlflussdelta zu den reichsten<br />

Regionen Chinas gehört, rückt der Süden bei der Standortwahl<br />

nicht gleich in den Fokus. Welches Potenzial sehen Sie<br />

in Südchina?<br />

Hildebrandt: Das Perlflussdelta steht tatsächlich zu Unrecht – vor<br />

allem aus deutscher Sicht – häufig im Schatten Pekings und Shanghais.<br />

Mit zehn Prozent des chinesischen BIPs hat die Region aber<br />

eine Wirtschaftskraft, die etwa so groß ist wie die ganz Indonesiens.<br />

Als eigenständiges Land wäre das Delta außerdem die drittgrößte<br />

Handelsnation der Welt, direkt nach den USA und Deutschland. Das<br />

muss man sich mal vorstellen. Das Potenzial für deutsche Unternehmen<br />

ist dementsprechend groß, nicht zuletzt da aktuell nach wie vor<br />

ein Strukturwandel zu höherwertiger Produktion stattfindet und viel<br />

in Produktionstechnik investiert wird.<br />

Gleichzeitig ist das Perlflussdelta die Heimat chinesischer Innovationsführer<br />

...<br />

Richtig. Mehr als 40 Prozent aller 2<strong>01</strong>6 international angemeldeten<br />

Patente Chinas kamen von hiesigen Unternehmen. Das bietet neue<br />

Chancen zur Zusammenarbeit mit leistungsfähigen lokalen Marktführern,<br />

auch zum gemeinsamen Erfolg auf Drittmärkten. Nicht zuletzt ist<br />

die Region ein hoch attraktiver Konsumentenmarkt und durch die traditionelle<br />

Stärke im Handel ein guter Einstiegspunkt für den gesamten<br />

chinesischen Markt.<br />

Umweltschutz, Innovationen, E-Mobilität – in welchen<br />

Branchen können deutsche Unternehmer in Südchina in den<br />

kommenden Jahren erfolgreich sein?<br />

Die Bandbreite Erfolg versprechender Branchen ist groß, nicht<br />

zuletzt aus dem bereits genannten Aufwertungsprozess heraus.<br />

Das reicht vom Bereich Produktionstechnik, über Umwelttechnik<br />

bis hin zur Kreativwirtschaft. Man sollte aber eben<br />

nicht nur den lokalen Markt im Blick haben, sondern das<br />

Perlflussdelta auch als Sprungbrett für Asien oder weitere<br />

Märkte weltweit wahrnehmen.<br />

„Made in China 2025“ trifft „Industrie 4.0“ – sehen Sie in den<br />

beiden Zukunftsstrategien eher Chancen oder Risiken?<br />

Es ist wohl beides zugleich. In Sachen Automatisierung und Smart-<br />

Manufacturing sind der Großteil der chinesischen Hersteller noch<br />

nicht auf dem Niveau des deutschen Mittelstands angelangt. Deutsche<br />

Mittelständler können in diesen Bereichen Produkte und<br />

Lösungen anbieten, nach denen in der chinesischen Industrie sehr<br />

hohe Nachfrage besteht. Hier besteht für die nächsten Jahre noch<br />

ein großes Marktpotenzial. Gleichzeitig ist es tatsächlich so, dass<br />

chinesische Hersteller gezielt durch die Initiative „China 2025“ in<br />

ausgewählten Branchen zu Marktführern entwickelt werden sollen.<br />

Hier gilt es für deutsche Unternehmen die Augen offen zu halten<br />

und genau die Entwicklungen in China zu beobachten. In diesen<br />

Branchen wird es zunehmend für unsere Unternehmen wichtig, die<br />

Innovationsführerschaft auf- und auszubauen.<br />

Mittelständler aus Europa haben oft Angst, auf dem chinesischen<br />

Markt zu scheitern. Was sind erfahrungsgemäß die<br />

häufigsten Gründe für ein Scheitern?<br />

Viele ausländische und auch deutsche Unternehmen, scheitern auf<br />

dem chinesischen Markt, weil sie Geschäftsmodell und -praxis nicht<br />

an die ortsspezifischen Gegebenheiten in China anpassen. Bei Unternehmensgründung,<br />

Marketing und Vertrieb lohnt es sich daher einen<br />

erfahrenen, ortskundigen Partner an der Seite zu haben, der einen auf<br />

die Besonderheiten Chinas vorbereitet und entsprechend berät. Des<br />

Weiteren wird vor allem von kleineren Mittelständlern unterschätzt,<br />

wie ressourcenaufwendig die Betreuung eines Standortes in China<br />

tatsächlich ist.<br />

Der Herdentrieb ist bei deutschen Unternehmern ausgeprägt<br />

– es gibt ein Gefühl der Sicherheit, wenn sich in einem Industriepark<br />

bereits deutsche Unternehmen angesiedelt haben. Sie kennen<br />

die Metal Eco City in Jieyang persönlich. Wie bewerten Sie<br />

das Potenzial der deutsch-chinesischen Stadt?<br />

China ist ein sehr großes Land, daher gibt es meist auch nicht nur<br />

einen „passenden“ Standort für deutsche Unternehmen. Die Metal<br />

Eco City engagiert sich jedoch sehr aktiv im Kreis deutscher Mittelständler<br />

und bietet umfangreiche Dienstleistungen und Unterstützung<br />

für angesiedelte Firmen. Gerade solche weichen Faktoren und<br />

das lokale Engagement können häufig entscheidend sein über Erfolg<br />

und Misserfolg von Ansiedlungen. Natürlich ist auch die Nähe und<br />

Anbindung an weitere wichtige Zentren in Südchina ein wichtiger<br />

Faktor. Von daher sehe ich durchaus gutes Potenzial für deutsche<br />

Firmen in Jieyang.


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> AUSLAND<br />

5<br />

Fotos: ALBA<br />

Foto: Kohl<br />

Auf der 12. Eco Expo Asia trafen sich Ende Oktober 2<strong>01</strong>7 wieder fast 69.000 Besucher und<br />

636 Aussteller aus 151 Ländern.<br />

Auch ein Gemeinschaftsstand Schweiz-Österreich<br />

präsentierte sich auf der einzigen Messe für<br />

Umwelttechnik in Hongkong.<br />

Rainer Strauch, Projektleiter F&E bei Cree,<br />

referierte beim gut besuchten Kongress über die<br />

Zukunft des Holzbaus in Metropolen.<br />

In den Straßen Hongkongs türmen sich fein säuberlich die zusammengeschnürten Papiermüllpakete. Sie<br />

alle werden nach China verkauft. Noch.<br />

enorm aufgeholt hat und noch zusätzlich durch die<br />

Initiative ‚Made in China 2025‘ gepusht werden<br />

soll“, erzählt Rössler. „Lieferungen aus dem Ausland<br />

werden heute schon immer argwöhnischer<br />

beäugt“, so der Wirtschaftsdelegierte und China<br />

möchte bis ins Jahr 2047 ja sogar die führende Industrienation<br />

der Welt werden. Dabei soll vor allem<br />

die Umwelttechnikbranche immer weniger vom<br />

Ausland abhängig sein.<br />

Mehr Europäer auf Eco Expo Asia<br />

Da es dafür jedoch Zeit braucht und der akute<br />

Bedarf an leistungsfähiger Umwelttechnologie in<br />

China schon jetzt riesengroß ist, stehen aktuell die<br />

Chancen nicht schlecht für österreichische und<br />

deutsche Unternehmen sich am Markt zu positionieren,<br />

wie Jens Hildebrandt, Delegierter der Deutschen<br />

Wirtschaft in China, behauptet (im Interview<br />

auf Seite 4). Die Verschmutzung von Luft und<br />

Gewässern schränken mittlerweile den Fortschritt<br />

des asiatischen Riesen gewaltig ein. Bevölkerung,<br />

Landwirtschaft und auch Teile der Industrie, die<br />

auf verwertbares Brauchwasser angewiesen sind,<br />

leiden massiv unter der prekären Umweltsituation.<br />

Die Auflagen für Luft- und Gewässerschutz steigen<br />

daher sprunghaft und werden nun auch immer häufiger<br />

exekutiert.<br />

Die Industrie sucht nach Lösungen. Auch<br />

auf der Eco Expo Asia, die alljährlich in der Asia<br />

World Expo nahe dem Hongkonger Flughafen<br />

stattfindet. Fast 69.000 Besucher aus 151 Ländern<br />

trafen auf der Messe auf 636 Aussteller und<br />

konnten am dritten Messetag auch den Ausführungen<br />

von Rainer Strauch, Projektleiter F&E bei<br />

Cree, über die Zukunft des Baus von Holz-Hochhäusern<br />

in Metropolen lauschen. Zahlreiche<br />

Branchenunternehmen aus Europa waren heuer<br />

wieder auf der Messe vertreten – auch aus Österreich.<br />

„Wir wollen hier einmal Flagge zeigen“,<br />

sagt Andreas Senkbeil, Sales Director Asia Pacific<br />

des Salzburger Schredderherstellers Untha, am<br />

„Gemeinschaftsstand Schweiz-Österreich“. „Im<br />

Moment ist es für uns wichtig einmal unseren<br />

Namen gemeinsam mit unserer Technologie in<br />

den Köpfen der Menschen zu verankern“, sagt<br />

Senkbeil. Danach will Untha aber „in jedem Fall<br />

beim sich abzeichnenden Umwelttechniktrend in<br />

China und Hongkong dabei sein“.<br />

Die nächste Chance einmal auf der kommenden<br />

Eco Expo Asia dabei zu sein bietet sich jedenfalls<br />

schon dieses Jahr wieder, und zwar von 25. bis<br />

27. Oktober <strong>2<strong>01</strong>8</strong> – voraussichtlich wieder mit einer<br />

Schweiz-Österreich Beteiligung. <br />

Besuchen<br />

WWW<br />

Sie uns jetzt auf<br />

www.umweltjournal-online.at<br />

30%<br />

Kostensenkung im<br />

ersten Jahr im Vergleich<br />

zu herkömmlichen<br />

Antriebssystemen<br />

VLT® AQUA DRIVE FC 202<br />

Flexibel, modular und anpassungsfähig.<br />

Beste Wahl für alle Wasseranwendungen.<br />

Tägliche Lastschwankungen in der Wasserversorgung machen<br />

eine moderne Drehzahlregelung aller Pumpen, Ventilatoren und<br />

Gebläse wirtschaftlich notwendig. Danfoss Drives bietet Ihnen<br />

das umfangreichste Portfolio im Markt. Antriebe von 1,1 kW bis<br />

5,3 MW sorgen für optimale Prozesse und minimierte Kosten.<br />

Besuchen Sie uns auf der SPS IPC Drives 2<strong>01</strong>7<br />

in Halle 3, Stand 318<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.danfoss.at/drives<br />

Danfoss Gesellschaft m.b.H. · Danfoss Drives<br />

Telefon: +43 1 253 022 322, E-Mail: cs@danfoss.at<br />

Danfoss_AZ_VLT_AQUA DRIVE_2<strong>01</strong>7_275x196,5_A.indd 1 10.10.17 14:31


NEWS<br />

6 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Ecomondo und Key Energy als italienische Umwelttechnik-Bühne:<br />

Kreislaufwirtschaft als<br />

Hauptdarsteller<br />

116.131 Besucher fanden sich auf der Messe in Rimini zur Ecomondo und Key<br />

Energy (organisiert von der Italian Exhibition Group) zusammen. Das Thema<br />

Kreislaufwirtschaft zog sich durch alle Messehallen und wurde von der der Ecomondo<br />

eigenen, kreativen Messegestaltung zusätzlich befeuert.<br />

Es gibt nicht mehr sehr viele<br />

alljährlich stattfindende<br />

internationale Messen –<br />

und schon gar nicht im Bereich<br />

Umwelttechnik, Abfallwirtschaft<br />

und Erneuerbare Energie. Dass<br />

ein solcher Event aber nicht nur<br />

machbar ist, sondern zudem seit<br />

Jahren wächst und gedeiht wie<br />

kaum eine andere Messe der Branche,<br />

beweist jeden November die<br />

Ecomondo in Rimini (gemeinsam<br />

mit dem Side-Event Key Energy).<br />

Die Messe bietet jedes Jahr aufs<br />

Neue eine erfrischende Mischung<br />

aus branchenrelevanten Innovationen,<br />

vielfältigen und kreativen<br />

Besucherangeboten und dem<br />

gewissen italienischer Präsentationstalent,<br />

das man durch alle<br />

Messetage hinweg spüren und erleben<br />

kann. All das macht die Ecomondo<br />

zum wohl freundlichsten,<br />

fröhlichsten und wärmsten Zusammentreffen<br />

unserer Branche.<br />

Das sind die Hauptgründe, die<br />

jeden Herbst Besuchermassen zur<br />

Rimini Fiera strömen lassen. Mittlerweile<br />

ist die Messe dabei auch<br />

zur bedeutendsten Einkaufs-Plattform<br />

des Mittelmeerraums für die<br />

UT-Technologien avanciert.<br />

116.131 Besucher<br />

Die neue Planung von Industrieprodukten und -prozessen unter<br />

den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft – so lautete das Thema der<br />

diesjährigen, wieder äußerst erfolgreichen Messe Ecomondo und Key<br />

Energy in Rimini.<br />

Foto: Italian Exhibition Group<br />

„Die Ecomondo vermittelt auch<br />

Vertrauen in die Zukunft“, wie<br />

Lorenzo Cagnoni, Präsident der<br />

Italian Exhibition Group, erklärt:<br />

„Die Kreislaufwirtschaft ist dabei<br />

der gemeinsame Nenner.“ Konkrete<br />

Konzepte dazu wurden<br />

auch vom italienischen Umweltminister<br />

Gian Luca Galletti bei<br />

der Eröffnung der Messe hervorgehoben<br />

– sein Fazit: „,Green<br />

Economy´ und Kreislaufwirtschaft<br />

sind die einzig denkbare<br />

Art des Wirtschaftens, wenn wir<br />

zukunftsbewusst handeln wollen<br />

– und die Ecomondo zeigt die<br />

besten Beispiele dafür.“<br />

Auf einem Messegelände von<br />

113.000 Quadratmetern haben<br />

1.200 Unternehmen an der Ecomondo<br />

und Key Energy teilgenommen.<br />

Mehr als 200 Green<br />

Economy Events wurden für das<br />

wissbegierige Publikum, sowie<br />

für Fachbesuchern und Experten<br />

veranstaltet. Der Treffpunkt der<br />

Italian Exhibition Group schloss<br />

letztlich mit einer Besucherzahl<br />

von 116.131 (wieder plus zehn<br />

Prozent zum Vorjahr), wovon<br />

mehr als 12.000 ausländische<br />

Messegäste waren.<br />

Normen und Forschung im<br />

kreativen Kleid<br />

„Die besondere Leistung in<br />

diesem Jahr liegt aber sicher darin,<br />

normenspezifische Inhalte<br />

gemeinsam mit Forschungsthemen,<br />

sowie Innovation und<br />

Kreation aus den Abteilungen<br />

der Unternehmen auf der Ecomondo<br />

zu zeigen und zu verknüpfen“,<br />

meint Fabio Fava,<br />

verantwortlicher Leiter des<br />

technischen Wissenschaftsausschusses<br />

der Messe. Eine Entscheidung,<br />

die es der Messegestaltung<br />

ermöglichte, viele neue<br />

und lebendige Verbindungen<br />

zu knüpfen. Ob in Expertenrunden,<br />

Einkäufer-Touren oder<br />

Technik- und Forschungspräsentationen<br />

… „Die Teilnehmer<br />

hatten die Gelegenheit,<br />

neue Partnerschaften zu schließen<br />

und so dem gesamten Industriezweig<br />

einen Mehrwert zu<br />

verleihen“, so Fava.<br />

Diesen Weg wird man sicherlich<br />

auch <strong>2<strong>01</strong>8</strong> wieder beschreiten,<br />

um den boomenden<br />

alljährlichen Fixpunkt im Messekalender<br />

weiter zu bestärken<br />

– nächstes Jahr dann vom<br />

Dienstag, den 6., bis Freitag, den<br />

9. November.<br />

Nestro liefert Windtunnel für<br />

EXPO 2<strong>01</strong>7<br />

Hochleistungs-Axial-Rohrventilatoren simulieren drei<br />

verschiedene Windstärken in „Nur Alem“, dem architektonischen<br />

Symbol der Weltausstellung in Kasachstan.<br />

Für den Pavillion „Nur Alem“<br />

der EXPO 2<strong>01</strong>7 in Astana<br />

(Kasachstan) – die Mitte<br />

September zu Ende ging – konstruierte,<br />

projektierte, lieferte und<br />

installierte die Nestro Lufttechnik<br />

GmbH drei komplette Umluft-<br />

Windtunnel. „Nur Alem“ war<br />

das architektonische Symbol der<br />

Weltausstellung und laut Veranstalter<br />

mit einem Durchmesser von<br />

80 Metern und einer Höhe von<br />

100 Metern das größte sphärische<br />

Gebäude der Welt. Als Museum<br />

der Zukunft konzipiert, werden<br />

auf den sechs oberen Etagen die<br />

grundlegenden Energiequellen<br />

erlebbar gemacht: der Weltraum,<br />

die Sonne, die Biomasse, der Wind,<br />

das Wasser und die Kinetik. Besucher<br />

der Ausstellung konnten<br />

im sechsten Stockwerk in drei Bereichen<br />

dank der Windtunnel aus<br />

Schkölen Luftstrahlgeschwindigkeiten<br />

von drei, von fünf sowie von<br />

sieben Beaufort (Bft.) erleben und<br />

empfinden. Hierzu erzeugen drei<br />

mit Sonnenenergie betriebene,<br />

frequenzgesteuerte Hochleistungs-<br />

Axial-Rohrventilatoren mit Schaufeln<br />

aus Aluminiumguss in drei<br />

separaten Systemen den jeweils<br />

notwendigen Volumenstrom von<br />

32.400, 55.000 beziehungsweise<br />

80.000 Kubikmeter pro Stunde.<br />

Die Windstärke von drei Bft.<br />

mit Windgeschwindigkeiten von<br />

zwölf bis 19 km/h nennt man eine<br />

schwache Brise, bei der sich Blätter<br />

und dünne Zweige bewegen,<br />

Wimpel sich strecken. Bei fünf Bft.<br />

mit Windgeschwindigkeiten von<br />

29 bis 38 km/h spricht man von<br />

einer frischen 25 Brise. Größere<br />

Zweige und Bäume bewegen sich,<br />

der Wind wird deutlich hörbar. Als<br />

steifer Wind werden sieben Bft.<br />

mit Geschwindigkeiten von 50 bis<br />

61 km/h bezeichnet. Diese Windstärke<br />

lässt Bäume schwanken. Der<br />

Besucher spürt beim Gehen gegen<br />

den Wind einen deutlichen Widerstand.<br />

So lässt sich Windenergie<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

hautnah erleben und anfühlen, der<br />

Besucher bekommt einen unmittelbaren<br />

Eindruck von der Kraft<br />

dieser Naturgewalt.<br />

Foto: nestro<br />

Mit dem Windtunnel aus<br />

Schkölen konnten Besucher<br />

der Weltausstellung Luftstrahlgeschwindigkeiten<br />

von drei, von<br />

fünf sowie von sieben Beaufort<br />

– von schwacher bis steifer Brise<br />

– erleben und empfinden.<br />

16.-19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong> Reed Messe Wien<br />

Jetzt registrieren und Ticket sichern!<br />

# TRA<strong>2<strong>01</strong>8</strong>


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> KOMMUNE 4.0<br />

7<br />

Chancen der Digitalisierung erkennen und ergreifen<br />

Digitale Roadmap: Kommunen auf dem Weg in die Zukunft<br />

Die „heiße Phase“ der digitalen Transformation soll in der Bundesrepublik Deutschland bis 2025 abgeschlossen sein. Davon überzeugt sind rund 64 Prozent der befragten<br />

Mitgliedsunternehmen des Technologieverbandes VDE. Im Zuge dieses digitalen Wandels stehen besonders auch die Kommunen vor großen Herausforderungen. Denn: Nahezu<br />

alle Lebensbereiche in der Gesellschaft werden oder wurden bereits digitalisiert. Um sich für eine digitalisierte Zukunft nachhaltig aufzustellen, profitieren Kommunen und<br />

Gemeinden davon, sich externe Hilfe durch spezialisierte Beratungsunternehmen zu holen.<br />

Autor:<br />

Carina Wegner<br />

Wordfinder PR<br />

Für Bürger und Betriebe steht und fällt die Attraktivität<br />

einer Kommune mit ihrem Digitalisierungsfortschritt.<br />

Wo digitale Plattformen<br />

zur Vermittlung von Ferienwohnungen schon heute<br />

Auswirkungen auf den Wohnungs- und Tourismusmarkt<br />

vor Ort haben und der lokale Einzelhandel im<br />

Konkurrenzkampf mit den Onlineshops steht, stellt<br />

sich für Kommunen nicht mehr die Frage ob, sondern<br />

wann das Thema Digitalisierung aufgegriffen<br />

wird und inwieweit die Kommunen von der Digitalisierung<br />

profitieren wollen. Für Kommunen gilt<br />

daher, eine entwickelte Infrastruktur als zentralen<br />

Standortfaktor zu schaffen und Potenziale zu nutzen.<br />

Der Spagat für die Kommunen ist darin begründet,<br />

bürgernah, kundenfreundlich und transparent zu<br />

sein, ohne dabei an Effizienz und Effektivität in ihrer<br />

Aufgabenerfüllung einzubüßen. Zwei wesentliche<br />

Bereiche müssen kommunalseitig bedient werden,<br />

um die Digitalisierung erfolgreich bewerkstelligen<br />

zu können. Zum einen gilt es, durch sogenanntes<br />

„E-Government“ Verwaltungsprozesse mit modernen<br />

Telekommunikationsmitteln auszustatten.<br />

Ein weiterer wesentlicher Bereich ist das „Open<br />

Government“. Hier besteht das Ziel darin, die Beteiligung,<br />

Transparenz und Zusammenarbeit in der<br />

Kommune zu fördern. Durch die Einbeziehung<br />

von Politik, Verwaltung, Bürgern, Vereinen und<br />

Wirtschaft soll erreicht werden, dass alle relevanten<br />

Personengruppen „mitgenommen“ werden und an<br />

Entscheidungsprozessen teilhaben können.<br />

Von intelligentem<br />

Daten-Management profitieren<br />

Digitalisierung lebt unterm Strich von Daten und<br />

davon haben Kommunen eine Vielzahl in ihren<br />

Archiven. Nicht zuletzt durch das gesetzlich vorgeschriebene<br />

Abfragen personenbezogener Daten<br />

der Bürger, zählen Kommunen und Gemeinden zu<br />

den bekanntesten und vertrauenswürdigsten Stellen<br />

auf dem Gebiet der Datenerhebung. Umfangreiche<br />

Datenberge werden im Rahmen von Digitalisierungsprozessen<br />

mit „Big Data“ bezeichnet. Dieser<br />

Begriff definiert laut des Branchenverbandes Bitkom<br />

die „wirtschaftlich sinnvolle Gewinnung und Nutzung<br />

entscheidungsrelevanter Erkenntnisse aus qualitativ<br />

vielfältigen und unterschiedlich strukturierten<br />

Informationen, die einem schnellen Wandel unterliegen<br />

und in bisher ungekanntem Umfang anfallen“.<br />

Oberste Priorität sollte daher der Wert der Daten<br />

haben, die es zu generieren und aufzubereiten gilt.<br />

Gemeint ist damit die Fähigkeit, Daten miteinander<br />

zu vernetzen und neue, innovative Dienstleistungen<br />

zu schaffen. Speziell Kommunen können ihren<br />

Nutzen aus den Daten ziehen, indem sie „Big Data“<br />

beispielsweise für kommunale Betriebe bereitstellen,<br />

die wiederum als Innovationsmotor in der Region<br />

wirken können. Stehen die Anwendungsbereiche<br />

der Datennutzung und Wirtschaft auch noch am<br />

Anfang, gibt es gegenwärtig bereits zahlreiche Verknüpfungspunkte<br />

für eine kommunal ausgerichtete<br />

Nutzung: Durch Bereitstellung aktueller Daten und<br />

Informationen aus historischen Archiven können<br />

Augmented Reality (erweiterte Realität) Apps zur<br />

Tourismusförderung entstehen. Ein weiterer Bereich,<br />

der von der Digitalisierung profitieren kann,<br />

ist der ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr)<br />

in ländlichen Regionen. Hier lassen sich bedarfsgerechtere<br />

Angebote schaffen, die weit über elektronische<br />

Fahrausweise und Fahrplan-Apps hinausgehen.<br />

Einzelfallabhängige Bündelungsstrategien sind<br />

hier maßgeblich, etwa durch ländliches Carsharing,<br />

kombinierte Personen-, Paket- und Gütertransportlösungen.<br />

Im Idealfall werden Mobilpunkte<br />

geschaffen, an denen der ÖPNV mit den Car- und<br />

Bike-Sharing-Angeboten vernetzt wird. Weiter wird<br />

in einigen Gemeinden schon intelligente, multifunktionale<br />

Straßenbeleuchtung getestet. Diese wird<br />

dabei als Grundbaustein der intelligenten Infrastruktur<br />

gesehen und bietet verschiedene Möglichkeiten<br />

zum intelligenten Ausbau der Städte. Messstationen,<br />

WLAN Netze und Notrufsysteme können direkt in<br />

innovativen Infrastrukturen eingebaut werden.<br />

Herausforderungen und Risiken im<br />

digitalen Wandel<br />

So vielversprechend diese Aussichten auch sind,<br />

so überfordert sind viele Kommunen mit den neuen<br />

Prozessanforderungen. Auf dem Weg zu einer<br />

„digitalen“ Kommune müssen besondere Herausforderungen<br />

bemeistert werden. Die größte Hürde<br />

stellt wohl die flächendeckende, schnelle Breitbandversorgung<br />

dar. Nur durch umfangreiche Verfügbarkeit<br />

des Internets wird es den Kommunen, aber vor<br />

allem den Nutzern digitaler Angebote, ermöglicht,<br />

von diesen zu profitieren. In dem Zusammenhang<br />

stehen Kommunen oftmals nicht die erforderlichen<br />

finanziellen Mittel zur Verfügung, um die technische<br />

Infrastruktur auf- und umzurüsten und alle Optionen<br />

der Digitalisierung vollständig zu nutzen. Darüber<br />

hinaus ist nicht genügend qualifiziertes Personal<br />

vorhanden, um den Transfer von der analogen zur<br />

digitalen Verwaltung zufriedenstellend bewerkstelligen<br />

zu können. Dahingehend muss einer Aufstockung<br />

der Personalkapazität Sorge getragen werden.<br />

Mit zunehmender Vernetzung unterschiedlicher<br />

Systeme geht darüber hinaus das Risiko einher,<br />

dass Kommunen auch angreifbarer werden. Im<br />

„intelligenten Straßenverkehr“ beispielsweise, kann<br />

ein Eingriff in das Stromnetz durch die Vernetzung<br />

ganze Verkehrslenkungssysteme und den ÖPNV<br />

lahmlegen. Um hier für größtmögliche Sicherheit<br />

zu sorgen, hat die deutsche Bundesregierung im Juli<br />

2<strong>01</strong>5 das IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet. Dieses<br />

weißt dem deutschen Bundesamt für Sicherheit und<br />

Informationstechnik die zentrale Rolle beim Schutz<br />

kritischer Infrastruktur vor Cyberangriffen zu. Bei<br />

diesem Thema kooperieren die Kommunen aktuell<br />

bereits sehr stark mit der Bundes- und Landespolitik.<br />

Lernen von Profis<br />

Unter Berücksichtigung der genannten Hürden und<br />

fehlendem Know-how im Bereich der Digitalisierung<br />

benötigen viele Kommunen Hilfestellungen<br />

bei der Strategieentwicklung. Für viele Kommunen<br />

und Gemeinden stellen sich die grundlegenden<br />

Fragen, inwiefern sie sich neu positionieren müssen,<br />

um auch künftig bürgernah, kundenorientiert und<br />

transparent zu bleiben und wie genau sie ihre Daten<br />

aktuell bereits effektiv nutzen. Hier kommen Beratungsunternehmen<br />

wie etwa das Unternehmen<br />

„AdEx Partners“ ins Spiel. Um neue Strategie- und<br />

IT-Entwicklungen, Restrukturierungen oder Reorganisationen<br />

sowie Vertriebs- oder Finanzoptimierungen<br />

professionell umzusetzen, hat sich AdEx<br />

Partners darauf spezialisiert, die Weichen für Entwicklung<br />

und Wachstum richtigzustellen. Unternehmen<br />

und Kommunen profitieren von der strategischen<br />

Vorgehensweise, bei der AdEx in den vier<br />

Kernphasen Planung, Konzeption, Initialisierung<br />

und Umsetzung dabei unterstützt, Digitalisierungsprozesse<br />

zu meistern.<br />

Entwicklung ausgereifter<br />

Digitalisierungsstrategien<br />

Ein wichtiger Punkt in der Digitalen Roadmap von beispielsweise Bauindustrieunternehmen: Mit den<br />

Techniken der digitalen Virtual Reality und deren Vorstufe Building Information Modelling kann ein<br />

Gebäude komplett in einer virtuellen Realität erschaffen werden.<br />

Zunächst werden Geschäftsprozesse analysiert und<br />

Potenziale definiert. Daraus resultierende Handlungsempfehlungen<br />

fließen in einzelne Projekte ein,<br />

sodass der Weg der Digitalisierung Schritt für Schritt<br />

und systematisch gegangen werden kann. Der Kunde<br />

wird bis in die Initialisierungs- und Umsetzungsphase<br />

der Neuerungen begleitet. Um eine durchgängige<br />

Vernetzung von Wissen und Information<br />

zu ermöglichen und bestehende Geschäftsfelder<br />

internetbasiert zu dynamisieren, Unternehmensabläufe<br />

zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu<br />

entwickeln, hilft die Erstellung digitaler Roadmaps.<br />

Für Kommunen decken digitale Roadmaps unter<br />

anderem Vorteile auf, die ein Investment in neue<br />

digitale Technologien bringen kann.<br />

Mit dem „Digital Maturity Assessment“ ist der<br />

erste Schritt zur Digital Roadmap getan. Vier verschiedene<br />

Stadien werden bei dem Projekt „Digital<br />

Roadmap“ durchlaufen. Es beginnt mit der Erfassung<br />

des digitalen Status quo: Der digitale Reifegrad<br />

beispielsweise der Kommune wird dabei zum einen<br />

durch die Perspektive von außen betrachtet, zum<br />

anderen findet mithilfe des Digital Maturity Assessments<br />

eine digitale Selbstbewertung statt. In der<br />

anschließenden Analysephase werden laufende und<br />

geplante digitale Aktivitäten erfasst sowie digitale Lücken<br />

und mögliche Änderungsbedarfe identifiziert.<br />

Die gewonnenen Ergebnisse werden bewertet. Dem<br />

schließt sich die Designphase an, in der Highlevel-<br />

Lösungsoptionen entwickelt und validiert werden.<br />

In der finalen vierten Phase wird ein digitaler Strategieplan<br />

definiert und finalisiert. Dafür werden wichtige<br />

Meilensteine der Digital Roadmap festgelegt. Auf<br />

diese Weise wird die digitale Roadmap entwickelt.<br />

Reifegrad im Kontext der Digitalisierung<br />

Das Digital Maturity Assessment ist Kernbestandteil<br />

der ersten Bestandsaufnahme. Es ermittelt den<br />

Reifegrad der Kundenfirma im Kontext der Digitalisierung<br />

und stellt den ersten Schritt auf dem<br />

Weg zur digitalen Roadmap dar. Das Assessment<br />

ist dabei ein Ausschnitt des AdEx IT Assessment<br />

Framework. Dieses Rahmenwerk basiert auf einem<br />

Katalog von insgesamt 1.200 Hypothesen zu neun<br />

Dimensionen der Unternehmensstruktur. Die im<br />

Kontext der Digitalisierung geeigneten Hypothesen<br />

werden passend ausgewählt, individualisiert und<br />

nach Bedarf erweitert, Digital sodass auf Roadmap die Kommunen @ Etex<br />

als Kunden zugeschnittene Fragebögen entstehen.<br />

So wird ein ganzheitlicher, standardisierter Blick auf<br />

den Status quo möglich. Die Vorgehensweise über<br />

Grafik 1 (Option B)<br />

Input<br />

Gesammelte<br />

Geschäftsanforderungen<br />

Grafik 1 (Option B)<br />

Input<br />

Gesammelte<br />

Geschäftsanforderungen<br />

Digital Schritt Roadmap 1 Schritt @ Etex 2<br />

Erfassung des<br />

digitalen Status<br />

Quo<br />

Schritt 1<br />

Erfassung des<br />

digitalen Status<br />

Quo<br />

© 2<strong>01</strong>7 | AdEx Partners | www.adexpartners.com<br />

Analyse und<br />

Bewertung der<br />

Ergebnisse<br />

Schritt 3<br />

Empfehlung von<br />

Verbesserungen<br />

Schritt 2<br />

Analyse und<br />

Schritt 3<br />

Empfehlung von<br />

Schritt 4<br />

Bewertung der Verbesserungen<br />

Projekt Ergebnisse und Stakeholder Management<br />

Projekt und Stakeholder Management<br />

Hypothesen führt schnell zum Ziel. Schwachstellen<br />

können in den kommunalen Strukturen identifiziert<br />

und jene Themen aufgedeckt werden, für die<br />

Kommunen Unterstützung brauchen, um von der<br />

Digitalisierung nicht überholt zu werden, sondern<br />

im Gegenteil gut aufgestellt vom Wandel profitieren<br />

zu können. Nur wenn komplexe Zusammenhänge<br />

und Abhängigkeiten betrachtet und integriert werden,<br />

können Lösungsmodelle entwickelt werden,<br />

die langfristig und nachhaltig wirken.<br />

Für viele Branchen können Digitale Roadmaps<br />

neue Vorteile aufzeigen, die ein Investment in neue<br />

digitale Technologien bringen kann: In der Bauoder<br />

Baustoffindustrire beispielsweise veranschaulichen<br />

Techniken der digitalen Virtual Reality und<br />

deren Vorstufe Building Information Modelling<br />

jedes Gebäude nach Wunsch für den Kunden komplett<br />

in einer virtuellen Realität. Der Kunde kann auf<br />

diese Weise einen vollständigen und detaillierten<br />

Eindruck gewinnen, wie sein Objekt aussehen wird,<br />

schon bevor es gebaut wurde.<br />

Um die Digitalisierung auch in Kommunen in<br />

Gang zu bringen, ist in jedem Fall eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Bürgern, der Zivilgesellschaft und<br />

der Wirtschaft erforderlich. Es gilt neue Angebote<br />

zu schaffen und auszubauen, die die Attraktivität der<br />

Kommunen – ob im ländlichen oder verdichteten<br />

Raum – für die Zukunft garantieren. Dieser Prozess<br />

kann jedoch nur unter Einflussnahme der Politik auf<br />

die Erfüllung der nötigen Voraussetzungen hinsichtlich<br />

einer schnelleren, flächendeckenderen Breitbandversorgung<br />

und hinsichtlich der Datensicherheit,<br />

gelingen.<br />

Schritt 4<br />

Definition eines<br />

digitalen<br />

Strategieplans<br />

Definition eines<br />

digitalen<br />

Strategieplans<br />

Vision & Strategie<br />

Organization & Governance<br />

Applikationen & Infrastruktur<br />

Prozesse & Services<br />

Budget & Kosten Management<br />

Mitarbeiter & Kultur<br />

Kundenbeziehungen<br />

Vision Beschaffung & Strategie & Partner<br />

Organization Sicherheit & Governance<br />

Applikationen & Infrastruktur<br />

Prozesse & Services<br />

Budget & Kosten Management<br />

Mitarbeiter & Kultur<br />

Kundenbeziehungen<br />

Beschaffung & Partner<br />

Sicherheit<br />

2


8 KOMMUNE 4.0<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Digital-Trends in Kommunen 4.0<br />

Digitalisierung für mehr Lebensqualität in Städten<br />

Österreich ist nicht Saudi-Arabien und Klagenfurt ist nicht die gegenwärtig am Reißbrett entstehende futuristische Megastadt Neom. Diese Zukunftsstadt samt digitaler<br />

„Steuerung“ soll bis 2025 als Ergebnis der ersten Bauphase am Roten Meer entstehen. Wer hierzulande allerdings 4.0 kommunal bzw. regional ausgestalten will und sich im<br />

Gegensatz zu den Saudis dafür keine komplett neue Stadt bauen kann, muss in den vorhandenen Siedlungsräumen neuen Nutzen schaffen. Der Münchner Zukunftslotse Thomas<br />

Strobel hat dafür Ideen.<br />

Autor:<br />

Thomas Strobel*<br />

fenwis.de<br />

Autonomes Fahren wird zur Regel, alle Verkehrsträger<br />

sind intelligent vernetzt, Fahrbahnen<br />

und Häuserwände erzeugen Strom<br />

und alle Ämter sind für den digitalen Bürger ebenso<br />

volldigital wie kundenfreundlich. Die Digitalisierung<br />

verändert im nächsten Jahrzehnt Abläufe, Prozesse,<br />

Geschäftsmodelle und Branchen – und natürlich<br />

auch die Sicherheitsansprüche. Dieser Innovationsschub<br />

macht weder vor Unternehmen und Verwaltungen<br />

noch vor Kommunen halt. Aus Bits und<br />

Bytes im smarten Lebensalltag der zwanziger Jahre<br />

dieses Jahrhunderts ergeben sich viele Chancen,<br />

wenn die richtigen Daten vorgedacht, erfasst und<br />

praxisnah verfügbar gemacht werden – jetzt und<br />

nicht erst in fünf Jahren.<br />

Neom - MegaCity am Roten Meer<br />

Die Idee für das Riesenprojekt von der Größe der<br />

Bundesländer Steiermark und Kärnten zusammengenommen<br />

stammt von Kronprinz Mohammed bin<br />

Salman al Saud. Auf dem Weg zu einem moderaten<br />

Islam sucht die Nummer Zwei der Herrscherfamilie<br />

Digitales muss Nachhaltigkeit steigern<br />

In unseren Kommunen liegt der digitale Mehrwert<br />

dort, wo wir die zugehörigen Tools mittelfristig<br />

erfolgreich einsetzen, um den Verbrauch von Ressourcen<br />

zu verringern, ihre Nutzung zu verbessern<br />

und die Lebensqualität zu erhöhen. Natürlich muss<br />

die Digitalisierung auch dazu beitragen, dass wir<br />

auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft entscheidende<br />

Schritte vorankommen; anderenfalls würde<br />

die Digitalisierung durch weitere Steigerungen<br />

bei Energie- und Ressourcenverbrauch unseren<br />

erkennbar nicht nachhaltigen Fortschritts-Wachstums-Weg<br />

nur beschleunigen. Und: 4.0 sollte auch<br />

einen Beitrag zu einer besseren und direkteren Demokratie<br />

leisten. Durch die Digitalisierung ergeben<br />

sich über diese Aspekte hinaus weitere Möglichkeiten<br />

für Kommunen, weil dadurch auch Nachhaltigkeitsziele<br />

über Energiemanagement, Sharing<br />

Economy und lokal integrierte Verkehrskonzepte<br />

besser unterstützt werden können. Beispiele Verkehr<br />

und Wirtschaft:<br />

• Die online angemeldeten Fahrtwünsche der Bürger<br />

können dann mit bedarfsgerecht gesteuerten<br />

autonomen Bussen, als Teil eines integrierten Verkehrskonzeptes<br />

realisiert werden.<br />

• Andererseits stehen auch autonome Elektrofahrzeuge<br />

zur Verfügung, die entsprechend ihrem bekannten<br />

Ladezustand vermittelt werden können.<br />

• Zusätzlich wird durch smart Grids (Netzarchitektur<br />

zur Energieübertragung) der vielfach lokal<br />

erzeugte Strom bedarfsgerecht steuerbar und kann<br />

mit dem größten Nutzen verbraucht und abgerechnet<br />

werden.<br />

• Damit wird es möglicherweise lukrativer, die bisherige<br />

Gewerbesteuer von Betrieben aufzugeben und<br />

stattdessen die produktbezogene Wertschöpfung in<br />

lokalen Produktionszentren zu besteuern.<br />

• Industrie 4.0 erlaubt mit Blick auf Wertschöpfungsschritte<br />

(wieder) verstärkt lokale Produktionskreisläufe.<br />

Die Speed Factory produziert am Point<br />

of Sale das, was sich Kunden in Größe, Design und<br />

bevorzugtem Material wünschen: Schuhe, Bekleidung,<br />

Möbel, Accessoires.<br />

in Saudi-Arabien Alternativen zur Erdölwirtschaft.<br />

Seine Pläne für die Stadt Neom am Roten Meer<br />

sind gigantisch und wären nach Vollendung des<br />

Drei-Länder-Projekts in Form einer Sonderzone<br />

DAS Beispiel für die Segnungen digitalen Denkens.<br />

Einige Fakten: Das Projektbudget soll 425 Milliarden<br />

Euro umfassen; für die Megastadt wird der Verkehr<br />

emissionsfrei und vollautomatisiert geplant; die<br />

Energie für die Metropole käme von riesigen Solarkraftwerken<br />

und Stromspeichern; die Stadt wäre<br />

zugleich auch Aushängeschild für Innovationen in<br />

neun Pionier-Segmenten – von Energie und Wasser<br />

über Mobilität, Biotechnologie, Medien bis zu technologischen<br />

und digitalen Wissenschaften.<br />

Lebensqualität mit Blick auf den Footprint<br />

Digitalisierung bietet aus meiner Sicht die große<br />

Chance, dass sich Kommunen wieder zu lokalen,<br />

teilautarken Zentren entwickeln, die die Lebensqualität<br />

ihrer Bürger in den Vordergrund stellen,<br />

stärker in Systemen denken und weniger Leistungen<br />

outsourcen. Denn auch viele Aspekte der<br />

zukünftigen Kreislaufwirtschaft werden sich mit<br />

konsequent umgesetzten, lokalen Maßnahmen<br />

unter Beteiligung der Bürger leichter erreichen<br />

lassen, als in komplexen Netzwerken wie dem<br />

deutschlandweiten Dualen System der Müllentsorgung,<br />

das von Anfang an „unrund“ und mit<br />

wenig Akzeptanz lief. Und auf Produkte und<br />

Dienstleistungen, die entsprechend der Ziele<br />

einer Kommune nicht umweltfreundlich genug<br />

sind, könnten Nichtnachhaltigkeitsabgaben verursachungsgerecht<br />

erhoben werden. Ein solches<br />

Konzept würde dann greifen, wenn ein automatisch-digital<br />

ermittelter ökologischer Footprint<br />

zeigt, dass Produkte oder Dienstleistungen den<br />

Umweltbilanzzielen einer Kommune schaden.<br />

In den Teilgebieten des durchgängigen digitalisierten<br />

kommunalen Alltags werden Milliarden von<br />

Daten mit unterschiedlichen Nutzungsmotiven verarbeitet:<br />

maschinennahe Prozessdaten, Bewegungsabläufe,<br />

Nutzerverhalten, Verbrauche, Sensordaten<br />

und so weiter. Von dieser Datenflut können Städte<br />

und Gemeinden profitieren, wenn sie kreativ mit<br />

den neuen Möglichkeiten umgehen. Bremser und<br />

Bedenkenträger werden jetzt einwerfen: So viel<br />

Modernisierung auf einen Schlag sei den Bürgern<br />

schwer zu vermitteln. Tatsächlich?<br />

24. qualityaustria Forum<br />

14. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong> | Salzburg Congress<br />

Grundfos iSolutions 4.0 –<br />

Neue digitale Angebote<br />

In fast allen Branchen steht die Digitalisierung auf der Agenda. Unternehmen<br />

zeigen Zukunftsvisionen und Prototypen oder präsentieren visionäre Konzepte.<br />

Grundfos bietet schon zwei verschiedene digitale Dienstleistungen für<br />

unterschiedliche Zielgruppen an:<br />

Wir laden Sie zum<br />

Querdenken ein und<br />

freuen uns darauf,<br />

gemeinsam mit Ihnen<br />

aufzubrechen!<br />

www.qualityaustria.com/forum<strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Grundfos Digitale Lösungen“<br />

richtet sich<br />

„ an Betreiber und Wartungsfirmen<br />

von Grundfos iSolutions<br />

Systemen. Hierfür wird<br />

die Hardware bereits ab Werk<br />

in die Anlagen eingebaut, und<br />

der Endnutzer kann zwischen<br />

vorkonfigurierten Online Servicemodulen<br />

wählen. Es gibt<br />

fünf verschiedene Module: Das<br />

Modul Überwachung, mit dem<br />

anlagenrelevante Betriebsparameter<br />

schnell und übersichtlich<br />

auf dem Bildschirm platziert<br />

werden können. Das Modul<br />

Fernbedienung, mit dem Basiseinstellungen<br />

aus der Ferne<br />

vorgenommen werden können.<br />

Das Modul Alarme und<br />

Lösungen, mit dem bei Auftreten<br />

von Anomalien an der<br />

Anlage, es zu jeder Meldung<br />

eine ausführliche Ursachenbeschreibung<br />

gibt und eine oder<br />

Grundfos Digitale Lösungen richtet sich an Betreiber und<br />

Wartungsfirmen von Grundfos Systemen, wie z.B. Hydro MPC<br />

Druckerhöhungsanlagen. Bei diesem Konzept werden Grundfos<br />

Systeme bereits ab Werk mit einem Cloudgate und Europa-<br />

Daten-SIM Karte ausgestattet und vorkonfiguriert. Der Nutzer<br />

registriert sich einmalig und kann dann eine Vielzahl von<br />

unterschiedlichen IoT-vernetzten Grundfos Produkten anmelden<br />

und verwalten. Zur Anmeldung einer Anlage gibt er einfach die<br />

Seriennummer der Anlage ein und sofort erscheint diese auf der<br />

Weltkarte in der Cloudplattform.<br />

mehrere Möglichkeiten, dieses Problem selbst oder durch einen Grundfos Servicetechniker zu beheben.<br />

Das Modul Optimierung, wodurch die Anlage anhand von realen Einsatzbedingungen und Lastprofilen<br />

optimiert werden kann. Und das Modul Fehlerfrüherkennung, durch das sich eventuell anbahnende<br />

Probleme früh erkennen und beheben lassen.<br />

Grundfos „Cloud as a Service“ richtet sich daneben an industrielle OEM/Anlagenbauer,<br />

wobei die Hard- und Software auf Kundenanlagen adaptiert und mit Zusatz Apps abgerundet<br />

wird. Die Grundfos Cloud dient als Plattform für beide digitale Angebote und verfügt<br />

bereits in der Basis über Funktionen, wie zum Beispiel Datenspeicherung, Datenexport,<br />

Alarmmanagement, Alarmweiterleitung, Verwaltung von Zugriffsrechten, Dokumentenmanagement<br />

und Datenanalysator.<br />

Foto: Grundfos<br />

Umweltjournal_135x196_Forum<strong>2<strong>01</strong>8</strong>.indd 1 11.12.2<strong>01</strong>7 13:32:11


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> KOMMUNE 4.0<br />

9<br />

Foto: Bayern innovativ<br />

Digitale Mensch-Maschine Interaktion wird auch Kommunen erreichen, meint Zukunftslotse<br />

Thomas Strobel.<br />

Dass kommunaler Modernisierungsanspruch<br />

mit hoher Bürgerakzeptanz erfolgreich umgesetzt<br />

werden kann, zeigt die 2008 in Tübingen gestartete<br />

„fröhliche“ Klimaschutzkampagne „Tübingen<br />

macht blau“. Bilanz nach acht Jahren: „Blau machen<br />

mittlerweile über 10.000 Ökostrom-Kunden der<br />

Stadtwerke Tübingen. Blau machen auch immer<br />

mehr Menschen, indem sie das Auto teilen oder<br />

den Bus benutzen. Blau leuchten die Wärmebilder<br />

sanierter Wohnungen und Bürgersolaranlagen machen<br />

die Dächer blau.“<br />

Digitale Stellschrauben für Kommunen<br />

An welchen Stellrädern der Digitalisierung können<br />

Kommunen mit schnell wirksam werdendem Nutzen<br />

individuell „drehen“? Wenn man in Rechnung<br />

stellt, dass die meisten Städte und Gemeinden auch<br />

weiterhin Schritte in Richtung einer vorausschauend<br />

geplanten und lebenswerten Zukunft gehen<br />

wollen, bieten sich Handlungsoptionen unter anderem<br />

auf folgenden Feldern an:<br />

• Kommunaler Masterplan für die Digitalisierung<br />

• vernetze, emissionsfreie Mobilitätssysteme<br />

• Konzepte für lokale, gesunde<br />

Nahrungsmittelproduktion<br />

• dezentrale Energieerzeugung und -verteilung<br />

• Pilotprojekte zum Einsatz von digitalen<br />

Technologien für höhere Lebensqualität<br />

Lassen Sie mich dazu nur wenige Ideen dafür anführen.<br />

Modernisierung der IT-Infrastruktur als Teil<br />

der Digitalisierungsstrategie:<br />

Um bis zu 80 Prozent können kommunale Verwaltungseinrichtungen<br />

den Stromverbrauch<br />

ihrer IT senken, wie eine Umfrage der Deutschen<br />

Energie-Agentur jetzt offenbarte. Der Grund:<br />

87 Prozent der Computer in kommunalen Einrichtungen<br />

sind Desktop-PCs, der Anteil von – in<br />

der Regel effizienteren – Notebooks und Thin<br />

Clients liegt bei nur 13 Prozent. Zudem sei jeder<br />

dritte Computer älter als vier Jahre. Und: Energieeffizienz<br />

wird von nur einem Viertel der IT-<br />

Beschaffer als sehr wichtiges Kriterium genannt,<br />

weil offenbar dafür strikte Vorgaben fehlen. Noch<br />

ist wohl der möglichst niedrige Beschaffungspreis<br />

für Kommunen das A und O statt Kosten und<br />

Footprint über die gesamte Lebensdauer. Weitere<br />

Ideen für digitale Kommunallösungen:<br />

• Digitalisierung erlaubt kostengünstig und aufwandsarm<br />

Bürgernähe statt Bürokratie: Was<br />

wirkt bürgerfreundlicher – eine kostenlose<br />

Zahlungserinnerung mit einer automatisch verschickten<br />

Mail oder ein mit der Post verschickter<br />

Mahnbrief mit zusätzlichen Mahngebühren?<br />

Warum erinnert eine Kommune ihre Bürger<br />

nicht rechtzeitig bevor Personalausweis oder Reisepass<br />

ungültig werden? Die Daten dafür liegen<br />

vor und die Erinnerung könnte automatisiert per<br />

Mail verschickt werden?<br />

• Eine Plattform, die regional erzeugte Waren mit<br />

regionalen Logistikdienstleistern und regionalen<br />

Händlern zusammenbringt, wäre ideal<br />

geeignet um die Endkunden auf dem Weg<br />

zu Nachhaltigkeit durch Regionalisierung zu<br />

unterstützen. Die Kommune profitiert von<br />

erfolgreicheren Unternehmen, zufriedenen<br />

Kunden und weniger Transportverkehr.<br />

• Wie praktisch wäre ein staatlich einheitliches<br />

Abrechnungssystem der Kommunen für den<br />

öffentlichen Nahverkehr? Egal in welche Stadt<br />

ein Reisender kommt: Eine einzige Smartphone-<br />

App erlaubt ihm für seine gewünschte Fahrtstrecke<br />

ein Ticket zu kaufen und zu bezahlen. Und<br />

wie großartig wäre so eine App für den gesamten<br />

Euro-Raum?<br />

• Moderne Verkehrskonzepte maximieren den<br />

Transport von Personen. Sie setzen alle verfügbaren<br />

Verkehrsmittel ein, um Menschen abschnittweise<br />

ihrem Fahrziel näher zu bringen.<br />

Staus mit Fahrzeugen, in denen nur eine Person<br />

sitzt gehören der Vergangenheit an. Autonome<br />

Fahrzeuge, die untereinander kommunizieren,<br />

erlauben die Abschaffung von Ampeln, was trotz<br />

höherer Verkehrssicherheit Energie- und Wartungskosten<br />

spart.<br />

Aufholinvestitionen für den ländlichen Raum<br />

Landgemeinden müssen ebenfalls eine digitale<br />

Zukunft haben und an die nebenan vorhandenen<br />

städtischen Infrastrukturen andocken. Wer das<br />

ideen- oder investitionsmäßig auf die lange Bank<br />

schiebt, wird vermutlich abgehängt oder zum<br />

nichtdigitalen Reservat erklärt. Schnelles Internet<br />

ist für Mittelständler ein Standortkriterium; vom<br />

aufkommenden Internet der Dinge mit Milliarden<br />

von vernetzten Cyber-Physical Systems noch gar<br />

nicht zu reden …<br />

*Thomas Strobel, Geschäftsführer der Fenwis GmbH, ist einer der wenigen<br />

„Zukunftslotsen“ im deutschsprachigen Raum. Sein Ziel ist, Manager<br />

mit Gestaltungswillen, Neugierde und Offenheit über Zeitreisen in<br />

die Zukunft für die vorausschauende Arbeit an einer erfolgreichen und<br />

nachhaltigen Zukunft zu begeistern. fenwis.de


10 KOMMUNALE DIENSTE<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Unterflurcontainer für effizientere Abfallsammlung<br />

Den Abfall unter die Erde<br />

Fotos: Villiger<br />

Die Sammlung von Abfällen mit Unterflurcontainern stellt in Deutschland und der<br />

Schweiz bereits einen ausgeprägten Trend dar, der in vielen Städten umgesetzt wird.<br />

Nun beginnt auch Salzburg als erste heimische Gemeinde ein größeres Unterflursystem<br />

zu errichten – im Sommer hat man dazu auch ein Fahrzeug des Unterflurspezialisten<br />

Villiger erworben.<br />

In der Regel fallen die größten Abfallmengen im<br />

Ortszentrum an, oft inmitten historischer Gebäude<br />

oder in modern durchgestalteten Wohnsiedlungen.<br />

Unterflursysteme für die Abfallsammlung<br />

haben nun den Vorteil, dass diese Müllmengen<br />

vorübergehend sozusagen „unsichtbar“ werden. Mit<br />

einem Fassungsvolumen von 5.000 Litern stellen die<br />

Unterflurcontainer eine Alternative zu den 800 oder<br />

240 Liter Abfallcontainern dar. Man sieht nur die<br />

Einfüllsäule, der Rest liegt unter der Erde.<br />

Auch die Stadt Salzburg errichtet nun ein Unterflursystem.<br />

„Mittlerweile sind acht Standorte unterflur<br />

umgesetzt und es werden stetig mehr“, sagt<br />

Bruno Lederer, der zuständige Dienststellenleiter<br />

im Abfallservice Salzburg. Zudem hat die Stadt Salzburg<br />

ein eigenes Müllfahrzeug erworben, um die<br />

neuen Container effizient zu betreiben. „Das Fahrzeug<br />

wurde von der Firma Villiger speziell für die<br />

Unterflurcontainer entwickelt“, schildert Lederer.<br />

„Der Fahrer muss hier nur mehr den Greifarm an<br />

der Tonne fixieren – den Rest macht das Gerät automatisch.<br />

Es entleert und stellt den Container wieder<br />

zurück in sein Loch.“<br />

Um einiges wirtschaftlicher<br />

An diesem Ablauf erkennt man schnell, dass die<br />

Unterflur-Methode um einiges wirtschaftlicher sein<br />

kann, im Vergleich zu herkömmlichen Sammlungssystemen.<br />

Beispielsweise braucht man nur einen<br />

Fahrer, der auch den Greifer bedient – während in<br />

der Mülltonnensammlung bis zu drei Mann eingeplant<br />

werden müssen.<br />

Vor allem bei Wohnsiedlungen ab 25 Wohnparteien<br />

aber sei das System besonders wirtschaftlich,<br />

meint Lederer: „Wir empfehlen das auch den<br />

Liegenschaftsbesitzern, denn sie sparen sich bei der<br />

Anschaffung von Unterflurcontainern beispielsweise<br />

einen Müllraum und sie müssen nicht mehr dafür<br />

sorgen, dass alle Mülltonnen und Container schon<br />

am Vortag nach draußen zu den Abholpunkten gebracht<br />

werden – eine große Erleichterung also auch<br />

im Betrieb.“<br />

Zahlreiche Vorteile<br />

Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Vorteile.<br />

Lederer zählt auf: „Weniger Geruchsbelastung,<br />

durch die Lagerung des Mülls in einem Container<br />

unter der Erde. Man installiert alle Fraktionen zusammen<br />

an einem Ort (Bio-, Restmüll, Plastik,<br />

Papier und Glas), wodurch die Trennmoral steigt.<br />

Und: Durch die großvolumigen Container sind viel<br />

weniger Sammelfahrten nötig, was wiederum den<br />

Verkehr verringert.“<br />

Diese Argumente machen das Unterflursystem<br />

zu einem äußerst zukunftsfähigen Konzept<br />

für die Abfallsammlung in Gemeinden und führen<br />

zu einem saubereren und verkehrsärmeren Stadtbild,<br />

das vor allem in touristisch hochfrequentierten<br />

Städten – wie Salzburg es zweifellos ist – noch<br />

gefragt sein wird. <br />

Unterflurcontainer haben den Vorteil, dass sie sich<br />

harmonischer ins Stadt- oder Siedlungsbild einfügen<br />

können, während gleichzeitig alle Fraktionen<br />

in unmittelbarer Nähe zueinander lagern.<br />

Die Stadt Salzburg hat ein eigenes Müllfahrzeug<br />

von der Schweizer Firma Villiger erworben, um<br />

die neuen Container effizient zu betreiben. Die<br />

Unterflur-Standorte werden immer mehr.<br />

Intelligente Lösungen für eine saubere Umwelt<br />

Kommunikation<br />

mit Ihren Containern<br />

Das Salzburger Unternehmen SHOP2WIN<br />

GesmbH ist führender Hersteller und Innovationsschmiede<br />

im Bereich der<br />

Elektronik für Echtzeit-Datenübertragung.<br />

Mit dem System I WIN (Intelligentes-<br />

Wertstoff-Informations-Netzwerk) haben wir<br />

hochwertige und zuverlässige Lösungen<br />

entwickelt. Die Überwachung unterschiedlichster<br />

Containerversionen erfolgt mittels<br />

Übertragung der Füllstandsdaten mit der<br />

Möglichkeit, diese in eine Tourenoptimierung<br />

einzubinden. Weitere Vorteile sind<br />

Temperaturmessung, Zutrittskontrolle, Rüttelsensoren<br />

zur Feststellung der Entleerungszyklen<br />

und GPS-Ortung.<br />

Gerne organisieren wir für Sie einen<br />

Besuch bei einem unserer zahlreichen<br />

Referenzkunden. Rufen Sie uns an.<br />

SHOP 2 WIN Marketing GmbH · 5020 Salzburg · Josef-Mayburger-Kai 114<br />

Tel. +43 (0)662 / 45 40 66-77 · info@shop2win.at · www.shop2win.at


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> BAU- | GEBÄUDETECHNIK<br />

11<br />

Fotos: interforst<br />

Innovative Holzbau-Architektur<br />

„Der kreative Spielraum ist groß“<br />

Spektakuläre neue Kirche aus Holz entsteht derzeit bezeichnenderweise in Holzkirchen. Konstruktion<br />

und Material machen den Bau schwungvoll, licht und ökologisch. Martina Ehrnsperger, Projektleiterin<br />

der Interforst, sprach auf der „Grünen Couch“ mit dem Architekten Eberhard Wimmer.<br />

Kurz vor der Vollendung: die Holzkirche St. Josef in Holzkirchen bei München.<br />

Herr Wimmer, Sie sind der Architekt<br />

der Kirche St. Josef in Holzkirchen,<br />

die im Winter vollendet wird. Was ist<br />

das Besondere an diesem Bau?<br />

Kirchen sind sinnstiftende Räume. Der<br />

kreative Spielraum ist groß, weil jede Zeit<br />

und jede religiöse Richtung bei aller Wiedererkennbarkeit<br />

ihre eigenen, zeitgemäßen<br />

Sakralbauten hervorbringen möchte.<br />

Hier ist es die Kegelform, die sichtbare<br />

Fachwerkkonstruktion, die Einheit von<br />

Wand und Dach. Die Kegelkonstruktion<br />

eröffnet spektakuläre Perspektiven.<br />

Was ist die kreative Idee dahinter?<br />

Aus den liturgischen Funktionen, der<br />

Mit einer Holzkonstruktion ließ sich<br />

die stützenfreie Raumhülle kostengünstiger<br />

realisieren.<br />

im Kreis um den Altar versammelten<br />

Gemeinde und dem von oben einfallenden<br />

Licht ergibt sich eine kegelförmige<br />

Hülle wie von selbst. In Analogie zum<br />

Zelt ist der Kegel eine archetypische,<br />

dabei moderne und unverbrauchte<br />

Architekturform.<br />

Die Kirche besteht aus<br />

Holz – warum?<br />

Beton und Stahl waren hier aus mehreren<br />

Gründen ungeeignet. Mit einer<br />

Holzkonstruktion ließ sich die stützenfreie,<br />

kegelförmige Raumhülle über einer<br />

Grundfläche von etwa 850 Quadratmetern<br />

kostengünstiger realisieren. Dazu<br />

kam die aussagekräftige Materialität, die<br />

unmittelbare Akzeptanz und das Gefühl<br />

von Geborgenheit, die sich in Holzkonstruktionen<br />

einstellen. Holzkonstruktionen<br />

mit Dreiecksgefachen sind zudem<br />

in Bayern verbreitet. Reusen und Körbe<br />

werden seit Jahrhunderten so geflochten<br />

und begeistern durch vielgestaltige Formen<br />

und feines Flechtwerk mit stabilisierenden<br />

Ringen und Diagonalen.<br />

Was macht den Bau ökologisch?<br />

Wir haben regionales Holz verwendet,<br />

vor allem Brettschnittholz aus Fichte<br />

aus zentraleuropäischen Wäldern, sowie<br />

Buche bei den Fachwerkknoten und<br />

Lärchenschindeln für die Kegeldächer.<br />

Die Kirche ist ein Niedrigenergiegebäude<br />

mit passiver Energienutzung. Wir<br />

unterschreiten die Werte der Energieeinsparverordnung<br />

um bis zu 28 Prozent. In<br />

den Kegeln nutzen wir eine natürliche<br />

Aufwinddynamik für die Lüftung, die<br />

Fußbodenheizung speist sich aus Geothermie,<br />

die Bodenplatte dient als thermische<br />

Speichermasse. Sparsame LED-<br />

Leuchten, begrünte Flachdachbereiche<br />

und Rigolenanlagen für die Versickerung<br />

des Regens sind weitere Maßnahmen.<br />

Zudem haben wir grundsätzlich einfache<br />

technische Lösungen gesucht, um die<br />

Langlebigkeit zu gewährleisten.<br />

Bevorzugen Sie<br />

bestimmte Holzarten?<br />

Im konstruktiven Holzbau wird vor allem<br />

das schneller wachsende Nadelholz<br />

verwendet. Für die Schindeln haben<br />

wir Lärche verwendet. Stellenweise ist<br />

Eichenholz im Einsatz, aus gestalterischen<br />

Gründen oder wegen Brandschutz.<br />

Welche Bedeutung messen Sie dem<br />

Rohstoff Holz generell zu?<br />

Das ist leicht zu beantworten. Kennen<br />

Sie einen Rohstoff, der nachwächst und<br />

eine ähnliche ökologische Gesamtbilanz<br />

aufweist und so vielfältig als Werkstoff einsetzbar<br />

ist wie Holz? (UJ/Interforst)<br />

WWW<br />

Besuchen Sie uns jetzt auf<br />

www.umweltjournal-online.at<br />

Holzturm entsteht<br />

und verschwindet<br />

wieder<br />

Die Schweiz hat ein neues Theater.<br />

Auf dem Julierpass, auf<br />

2.300 Höhenmetern, hat das<br />

Kulturfestival Origen einen markanten<br />

Turm erbaut, der sich zur Landschaft<br />

hin öffnet, alle Jahreszeiten bespielt,<br />

vertikales Bühnenspiel ermöglicht, im<br />

Abendlicht spielt. Das Theaterhaus<br />

zitiert den babylonischen Turm und<br />

verweist auf den Sprachreichtum einer<br />

Kulturregion am Alpenkamm, die von<br />

Abwanderung betroffen ist und um<br />

neue Perspektiven ringt. Am 31. Juli<br />

wurde das Bauwerk erstmals bespielt.<br />

Zur Eröffnung wurden Fragmente der<br />

dreisprachigen Oper „Apocalypse“ und<br />

ein neues Solo für Sergei Polunin uraufgeführt.<br />

Der Julierturm wurde aus<br />

1.220 Bauteilen erbaut. 24.400 Schrauben<br />

halten das Bauwerk zusammen.<br />

Der Holzturm hält Windböen von bis<br />

zu 240 Kilometer pro Stunde stand und<br />

trotzt selbst Staublawinen. Das Gesamtgewicht<br />

des Turmes beträgt ohne Fundament<br />

410 Tonnen, die gesamte Bauzeit<br />

dauerte zweieinhalb Monate. Bis zur<br />

Eröffnung werden über zwei Millionen<br />

in den Turm investiert. Der wintertaugliche<br />

Ausbau des Turmes wird eine<br />

weitere Million kosten, die in den kommenden<br />

Monaten aufgebracht werden<br />

muss. Das Juliertheater ist ein ephemeres<br />

Projekt, das die Vergänglichkeit<br />

alles Lebenden reflektiert. Der Holzbau<br />

entsteht und vergeht. Im August wird<br />

der Rohbau bespielt, im Herbst erfolgt<br />

der wintertaugliche Ausbau, Ende 2020<br />

wird das Gebäude abgetragen und das<br />

Gelände umfassend renaturiert. Der<br />

Bau entspricht der flüchtigen Kunstform<br />

des Theaters und wird nur in der<br />

Erinnerung weiterleben.<br />

Fotos: Bowie Verschuuren, Origen Festival Cultural<br />

Unsere Leidenschaft:<br />

Ingenieurdienstleistungen<br />

für Umweltschutz mit Mehrwert.<br />

Frohnleiten | Wien | St. Veit a. d. Glan<br />

office@umweltkonsulenten.at | umweltkonsulenten.at


12 BAU- | GEBÄUDETECHNIK<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Neue Dämmplatte belebt alte Kulturpflanze<br />

Wer Hanf anlegt, hat’s chilliger<br />

Dass Hanf hierzulande noch vor einem Jahrhundert eine der wichtigsten Kulturpflanzen war, wissen heute nur mehr wenige. Vor allem seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit<br />

wurde vor den Zeiten der Kunststoffindustrie besonders geschätzt. Doch seit einigen Jahren gewinnt der Hanf samt seiner Erzeugnisse wieder an Bedeutung und Zuspruch. Ein<br />

Produkt, das nun bereits in Serie gefertigt wird, ist die Hanffaser-Dämmplatte von Capatect. Ihre Eigenschaften hinsichtlich Energieeinsparung und Wohngefühl sind beachtlich<br />

– bei Schallschutz und Widerstandsfähigkeit aber ist sie sogar unschlagbar.<br />

Hanf ist ein nachwachsender, heimischer Rohstoff, der weder Dünger noch Spritzmittel benötigt und nur kurze Transportwege erfordert. Er bindet bereits beim Wachstum erheblich mehr CO 2<br />

als bei der Herstellung<br />

des Dämmstoffes emittiert wird.<br />

Autor:<br />

Mag. Alexander Kohl<br />

alexander.kohl@sciam.at<br />

Hanf ist „Droge“. Hanf ist<br />

schlecht. So lautete lange der<br />

Tenor in der Gesellschaft und<br />

kaum eine Pflanze wurde hierzulande<br />

Mitte des letzten Jahrhunderts derart<br />

geächtet wie der Hanf. Der Anbau wurde<br />

verboten und das Wissen um eine<br />

der ältesten Kulturpflanzen Europas<br />

ging langsam verloren.<br />

Heute aber wird der Nutzhanf<br />

langsam wieder entdeckt und seine<br />

Bedeutung steigt in vielen Anwendungsbereichen.<br />

Über 50.000 Produkte<br />

aus Hanf soll es bereits geben.<br />

Und eines ist bei all diesen besonders<br />

hervorzuheben: Mit Hanf können viele<br />

synthetische oder wenig nachhaltige<br />

Rohstoffe auf natürlichem Wege<br />

ersetzt werden.<br />

Dämmplatten aus Hanfstroh<br />

fähigkeit gegenüber mechanischen<br />

Belastungen, da die Hanf-Dämmplatte<br />

elastisch nachgeben kann und<br />

daher Außeneinwirkungen – wie<br />

Hagel – viel besser aufnimmt beziehungsweise<br />

abfedert.<br />

Stattdessen hagelt es Preise. In<br />

Österreich wurde die nachhaltige<br />

Dämmlösung bereits mit dem OÖ.<br />

Umweltschutzpreis, dem Energie-Genie<br />

und 2<strong>01</strong>3 mit dem Klimaschutzpreis<br />

in der Kategorie „Klimaschutz durch<br />

Innovation“ ausgezeichnet. International<br />

war das Unternehmen unter anderem<br />

bereits bei den GreenTec, den BAKA<br />

und Iconic Awards und dem Detail-<br />

Produktpreis erfolgreich.<br />

Hanf kehrt zurück<br />

Seit 2<strong>01</strong>5 produziert Naporo für<br />

Capatect nun seine Dämmplatten<br />

in Haugsdorf (NÖ) im nördlichen<br />

Weinviertel. Der neue Produktionsstandort<br />

wurde strategisch gewählt<br />

– man befindet sich in unmittel-<br />

Die Capatect-Tochter Naporo stellt<br />

schon seit einigen Jahren leistungsfähige<br />

Dämmmaterialien aus Hanfstroh<br />

her und hat die weltweit erste<br />

zertifizierte und technisch ausgereifte<br />

Hanfdämmung für Fassaden entwickelt.<br />

Die Dämmplatten können in<br />

unterschiedlicher Fertigung sowohl<br />

an der Fassade, als auch im Innenbereich<br />

verwendet werden. „Unsere<br />

Hanffaser-Dämmplatte bietet dem<br />

Kunden neben der Energieeinsparung<br />

weitere technische Vorteile gegenüber<br />

anderen Produkten“, sagt Naporo-<br />

Geschäftsführer Robert Schwemmer.<br />

Der Wohnkomfort steigt und der<br />

Heizenergiebedarf sinkt durch die<br />

Dämmmaßnahme messbar; zudem ist<br />

die Hanfplatte hautfreundlich. „Wer<br />

mit Hanf dämmt, hat’s also insgesamt<br />

chilliger“, lacht Schwemmer. Besonders<br />

zu erwähnen sind dabei auch<br />

der herausragende Schallschutz (bis<br />

zu 62 dB) und die hohe Widerstandsbarer<br />

Nähe zu den Hauptanbauregionen<br />

von Hanf.<br />

Langsam hält Hanf als Kulturpflanze<br />

wieder Einzug in die heimische Landwirtschaft.<br />

Auch wenn der Großteil<br />

des Wissens um die alte Kulturpflanze<br />

während der Zeit des Anbauverbots fast<br />

verloren gegangen war, integrieren immer<br />

mehr Bauern die schnell wachsende,<br />

bis zu anderthalb Meter tief wurzelnde<br />

Pflanze wieder in ihre Fruchtfolge. Dazu<br />

mussten aber – auch zum Teil forciert<br />

von Naporo – sogar Ernte- und Verarbeitungsmaschinen<br />

adaptiert und neu<br />

entwickelt werden.<br />

Die Aussaat der Hanfsamen findet im<br />

April statt, die Erntezeit im September.<br />

Dazwischen kann die Hanfpflanze schon<br />

stattliche zwei Meter Wuchsgröße erreichen<br />

und sie sogar überschreiten. Blätter<br />

und Samen gehen dann in die Ölproduktion<br />

oder werden als Futterzusatz oder<br />

Ähnlichem verwendet. Das Hanfstroh<br />

aber ist eines der leistungsfähigsten natürlichen<br />

Fasergebilde, die die Natur je<br />

hervorgebracht hat.<br />

Hanf wirkt – auch ohne THC<br />

Früher wurden aus den Hanffasern<br />

hauptsächlich Seile – etwa für die Schiffsfahrt<br />

– gedreht, da sie eine ähnliche Zugfestigkeit<br />

wie Stahlseile erreichen konnten<br />

und zudem widerstandsfähiger gegen das<br />

salzhaltige Meerwasser waren. Hosen und<br />

jede Art von Textilien, Decken, Papier<br />

und vieles mehr – früher war die Hanffaser<br />

Teil des täglichen Lebens. „Solange<br />

bis die Baumwoll- und Kunststoffindustrie<br />

einen vernichtenden Feldzug gegen<br />

die ‚Drogenpflanze‘ gestartet hat“, erklärt<br />

Schwemmer; und der Hanf in wenigen<br />

Jahren schließlich völlig aus der landwirtschaftlichen<br />

Erzeugung verschwand.<br />

Seit 1996 kann Hanf nun aber in<br />

einer modifizierten Pflanzenform wieder<br />

in Österreich und vielen Nachbarländern<br />

angebaut werden – und das<br />

nicht mehr nur für medizinische Zwecke.<br />

„Diese gezüchteten Hanfpflanzen<br />

haben einen sehr sehr geringen<br />

THC-Gehalt von 0,02 Prozent“, meint<br />

Schwemmer, „Da spürt man nicht ein-<br />

Hanf: Verloren und wiederentdeckt<br />

Hanf wurde schon vor tausenden vor Jahren als universelle Heil- und Nutzpflanze geschätzt. Die Menschen wussten um die Vielfältigkeit<br />

und den Wert der Pflanze, wodurch sie in der Geschichte immer wieder erwähnt und auch mit dem technischen Fortschritt verknüpft ist.<br />

Auch in Österreich lässt sich die mittelalterliche Verankerung von Hanf nachvollziehen. Durch die Entwicklung neuer Technologien zur<br />

Herstellung günstigerer Kunstfasern und durch die Einfuhr billigerer Naturfasern kam es zum Niedergang des Hanfanbaus. Ab dem Jahre<br />

1969 wurde Hanf nicht mehr in Statistiken erwähnt.<br />

Hanf wächst sehr schnell (sieben Zentimeter pro Tag), gedeiht auf fast jedem Boden und ist zur Gänze verwertbar. Neben Nahrung (Öl, Samen)<br />

und Medizin liefert die Universalpflanze auch extrem reißfeste Fasern, was den Hanf zum idealen Rohstoff für Hausbau, Papier- und<br />

Textilherstellung macht. Die Herstellung von Hanfprodukten verbraucht außerdem wesentlich weniger Energie, als zum Beispiel die Verarbeitung<br />

von Holz. Hanf ist von Natur aus sehr widerstandsfähig und kaum anfällig für Schädlingsbefall, weshalb bei der Kultivierung vollständig<br />

auf Herbizide und Pestizide verzichtet wird. Die Hanfpflanze trägt außerdem wesentlich zur Verbesserung der Bodenqualität bei und kann<br />

auch auf Grenzertragsböden oder in Wasserschutzgebieten angebaut werden.<br />

Da Hanf beim Wachsen doppelt so viel CO 2<br />

bindet wie Bäume, leisten Hanffaserdämmstoffe einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung des<br />

weltweiten CO 2<br />

Ausstoßes. Pro gedämmten Einfamilienhaus werden in etwa 5 Tonnen CO 2<br />

eingespart.


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> BAU- | GEBÄUDETECHNIK<br />

13<br />

Die Hanffaser-Dämmplatte gilt als ökologische Alternative und ist bezüglich<br />

Dämmwert dem bewährten Polystyrol absolut ebenbürtig, setzt aber im Schallschutz<br />

neue Maßstäbe. Die Hanffaser-Dämmplatte kann am Ende ihres Lebenszyklus‘<br />

zu neuen Dämmplatten recycelt oder als Rohstoff zur Biogasgewinnung<br />

verwertet werden.<br />

mal mit viel Fantasie eine Wirkung<br />

beim Rauchen.“<br />

Die Wirkung in einem aus Hanfstroh<br />

gedämmten Raum aber spürt man sehr<br />

wohl. Diese kann man unter anderem<br />

in Perg erleben. Denn das dortige Schulungszentrum<br />

der Synthesa Gruppe –<br />

unter deren Dach Capatect und Naporo<br />

firmieren – wurde sowohl an der Fassade,<br />

als auch im Innenbereich mit Hanfdämmplatten<br />

ausgebaut.<br />

Belebende Düfte<br />

Vor allem die Deckenpaneele verströmen<br />

ein gesundes Wohlfühlklima – es<br />

riecht ganz dezent nach Kräuterdepot<br />

und Heuboden. Durch die belebenden<br />

Düfte sollen sogar Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit<br />

gesteigert werden.<br />

Peter Eichmayer, Werbeleiter bei Synthesa,<br />

ist begeistert von dem natürlichen<br />

Dämmstoff, auch wenn die aktuellen Absatzmärkte<br />

noch überschaubar sind: „Im<br />

Moment liegt unsere Hanfschiene noch<br />

bei etwa sechs Prozent des gesamten<br />

Dämmstoffabsatzes. Aber wir stehen alle<br />

sehr idealisiert hinter diesem Produkt<br />

und glauben, dass darin größtes Potenzial<br />

für die Zukunft liegt“, so Eichmayer.<br />

Diese Überzeugung spiegelt sich auch<br />

in der Investition wieder, die die Gruppe<br />

am Produktionsstandort in Haugsdorf<br />

tätigen musste. Mehrere Millionen<br />

Euro wurden in eine Fertigungsanlage<br />

gesteckt, die es ermöglichen sollte, das<br />

widerspenstige Hanfstroh nutzbar zu<br />

machen und schließlich zu Dämmplatten<br />

umformen zu können.<br />

Dämmen mit „Stoff “<br />

Alleine schon der Beginn des Fertigungsprozesses<br />

ist besonders aufwendig. Zwei<br />

überdimensionale Schredder trennen<br />

die Hanfballen auf und zerkleinern die<br />

Fasern mit einem Drehmoment von über<br />

100.000 Newtonmeter. Diese Power ist<br />

auch aufgrund der extremen Zähigkeit<br />

des Hanfstrohs notwendig. Immer wieder<br />

kommt es zu Produktionsstopps, weil sich<br />

das Material nicht vollständig auftrennen<br />

Hanffasern sind schwer auftrennbar und nicht leicht<br />

weiterzuverarbeiten.<br />

lässt und einzelne Maschinenteile lahmlegt.<br />

Ist die Zerkleinerung aber einmal geschafft,<br />

kommen die Hanfschnitzel gemeinsam<br />

mit einem Bindemittel – wahlweise aus<br />

Maisstärke oder Polyesterfaser - „ins Warme“.<br />

In der beheizten Fertigungsbahn<br />

schmelzen die Tropfen des Bindemittels<br />

auf und die fertig geformten Dämmplatten<br />

fahren langsam und duftend wie riesige,<br />

warme Kuchenstücke aus dem „Ofen“.<br />

Derzeit verlassen pro Jahr schon<br />

mehrere Tonnen Hanfdämmplatten<br />

das Werk. Wo auch immer die verpackten<br />

Paletten mit den charakteristischen<br />

grünen Hanfblättern darauf angeliefert<br />

werden, sorgen sie auch für Aufsehen.<br />

Nicht selten meinen Beobachter: „Jetzt<br />

kommen die Drogen schon in Paletten-Größe“<br />

– wie jüngst bei einem Sanierungs-Objekt<br />

in der Elisenstraße im<br />

23. Wiener Gemeindebezirk. Aufgeklärt<br />

über die tatsächliche Funktion der Hanfplatten,<br />

gibt es aber dann stets respektvolle<br />

Zustimmung, so auch hier: „Super!<br />

Ich hoff, die dämmen auch die anderen<br />

Gebäude mit dem ‚Stoff‘.“ <br />

„Energie Star“ für Hanfdämmung<br />

Das Projekt „Hanf macht Schule“ der Gemeinde Pabneukirchen wurde mit dem Energie Star 2<strong>01</strong>7<br />

ausgezeichnet.<br />

„Unsere Hanffaser-Dämmplatte bietet dem Kunden neben<br />

der Energieeinsparung viele technische Vorteile, beispielsweise<br />

eine bessere Schalldämmung oder Hagelschutz.“ Robert<br />

Schwemmer, Naporo.<br />

WUSSTEN SIE, DASS …<br />

... es mehr als 50.000 Produkte aus Hanf gibt?<br />

... das erste nachgewiesene Papier vor etwa 2000 Jahren aus Hanf war?<br />

... Hanf bereits vor 10.000 Jahren in China zur Fasergewinnung und die<br />

Hanfsamen als Nahrungsmittel verwendet wurden und Hanf damit eine der<br />

ältesten Kulturpflanzen der Welt ist?<br />

... Gutenberg die Bibel 1455 auf Hanfpapier druckte?<br />

... auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 auf Hanfpapier<br />

gedruckt wurde? Der erste amerikanische Präsident George Washington baute<br />

selbst im großen Stil Hanf an.<br />

... Kolumbus Amerika 1492 in einem Schiff mit Segeln und<br />

Seilen aus Hanf entdeckte?<br />

... die ersten Jeans von Levi Strauss aus Hanftextilien hergestellt wurden?<br />

... sich das Wort „schäbig“ von Schäben, dem holzigen Teil der<br />

Hanfpflanze, ableitet?<br />

... dass die Wurzeln des Hanfes zwischen zwei und vier Meter in die Erde reichen?<br />

... es insgesamt 42 von der EU zertifizierte Sorten mit niedrigem THC-Gehalt<br />

(weniger als 0,02 Prozent) gibt, die seit 1995 wieder angebaut werden dürfen?<br />

... Hanf bis zu sieben Zentimeter täglich wächst?<br />

... dass es drei Gattungen von Hanf gibt: Nutz-, Industrie- oder Lebensmittelhanf<br />

mit geringem THC-Gehalt (Cannabis sativa), indischer Hanf mit<br />

15 bis 20 Prozent THC-Gehalt (Cannabis indica) sowie den Urhanf oder<br />

russischen Hanf, der als Beikraut etwa auf Kartoffelfeldern gepflanzt wird?<br />

... eine männliche Hanfpflanze einen Hektar weibliche Pflanzen bestäuben kann?<br />

Fotos: capatect Fotos: naporo, kohl<br />

Projekte, die durch Innovationen für<br />

effizientere Energienutzung beeindrucken,<br />

wurden bei der Verleihung<br />

des oberösterreichischen Landesenergiepreises<br />

„Energie Star 2<strong>01</strong>7“ von<br />

Energiereferent Michael Strugl ausgezeichnet.<br />

In der Kategorie „Energieinnovation<br />

lokal: Schulsanierung“ ging<br />

der Preis nach Pabneukirchen.<br />

Bei der Sanierung des über 40 Jahre alten<br />

Schulzentrums Pabneukirchen wurde<br />

der Außendämmung der 1.920 Quadratmeter<br />

umfassenden Fassade oberste<br />

Priorität eingeräumt. Gemäß den Zielen<br />

energieeffizient, ökologisch und regional<br />

erfolgte die Dämmung mit 20 Zentimeter<br />

dicken Hanfplatten. Das Schulzentrum<br />

Pabneukirchen ist das erste öffentliche<br />

Schulprojekt dieser Größenordnung<br />

in Österreich, an dem die Außendämmung<br />

mit Hanffaser verwirklicht wurde.<br />

Durch die Fassadendämmung sowie<br />

weitere Sanierungsmaßnahmen beträgt<br />

die Energieeinsparung 60 Prozent, das<br />

sind etwa 16.000 Euro weniger Heizkosten<br />

pro Jahr.<br />

„Thermische Sanierung mit Hanf ist bei<br />

öffentlichen Bauten noch selten und<br />

manchmal aufgrund der Budget-Situation<br />

nicht ganz einfach realisierbar.<br />

Mit Bürgermeister Johann Buchberger<br />

aus Pabneukirchen haben wir einen<br />

engagierten Partner gefunden, der sich<br />

wie kein anderer für eine ökologische<br />

Dämmung der Schule eingesetzt hat<br />

und mit seiner Begeisterung auch andere<br />

Gemeinden ansteckt“, erzählt Benno<br />

Auböck von Capatect (Synthesa Niederlassung<br />

Ansfelden).


14 ERNEUERBARE ENERGIE<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Wie Unternehmer mit ihrem Industriedach Sonnenstrom erzeugen<br />

Rendite mit grüner Energie<br />

Fotos: privat, Goldbeck Solar<br />

Die Solarstromanlage am Dach des holzverarbeitenden Betriebs Runge GmbH in<br />

Osnabrück ist so ausgelegt, dass sie sich durch Eigenverbrauch und Einspeisung<br />

selbst finanziert.<br />

Auf die Idee, das eigene Dach mit einer PV-Anlage zu bestücken, sind schon viele gekommen. Wer<br />

sein Moduldach korrekt auslegen lässt und möglichst viel Strom selbst verbraucht, kann nicht nur mit<br />

grünem Strom punkten. Auch wirtschaftlich lässt sich der Erfolg durchaus sehen.<br />

Autor:<br />

Leila Haidar<br />

leila.haidar@web.de<br />

Gute Erfahrungen mit einer PV-<br />

Anlage auf dem Dach macht<br />

die Hartkorn Gewürzmühle<br />

GmbH in Koblenz (D). Das Unternehmen<br />

verdreifachte jüngst ihre Lagerkapazität<br />

und reduzierte parallel ihre Standorte<br />

von fünf auf zwei. Die Gelegenheit war<br />

günstig, den Neubau mit einer 213 Kilowatt-peak<br />

(KWp) starken Solaranlage<br />

zu bestücken. Dank dieser Maßnahme<br />

erreicht Hartkorn mit seinem Logistikgebäude<br />

sogar den EnEV55-Standard.<br />

Nun unterschreitet das Gebäude die<br />

Bau-Norm derart, dass es 45 Prozent weniger<br />

Energie zu seiner Bewirtschaftung<br />

benötigt. Das reicht von der Dämmung<br />

und einer speziellen Abdichtung der Verladetore<br />

über eine LED-Beleuchtung bis<br />

zum eigenen Kraftwerk. Einen höheren<br />

einstelligen Millionenbetrag investierten<br />

die Koblenzer, die 120 Mitarbeiter beschäftigen,<br />

in das Vorhaben.<br />

Mehrkosten rechnen sich binnen<br />

fünf Jahren<br />

Die Fotovoltaik-Anlage für<br />

212.000 Euro auf einem Teil des Daches<br />

erzeugt 200.000 Kilowattstunden<br />

Strom pro Jahr, die im Jahresmittel<br />

etwa zu 30 Prozent selbst verbraucht<br />

werden. Das reduziert den Stromeinkauf<br />

um 10.000 Euro pro Jahr. Hinzu<br />

kommen 16.500 Euro Einnahmen pro<br />

Jahr für die Kilowattstunde (kWh), die<br />

20 Jahre lang für 11,34 Cent ins öffentliche<br />

Netz eingespeist werden. Über die<br />

ganze Laufzeit gerechnet kostet so jede<br />

kWh bei 25 Jahren Laufzeit 0,065 Cent.<br />

Dieser Wert verbessert sich noch,<br />

wenn Hartkorn mehr Strom selbst<br />

verbraucht, etwa an den vier Stromtankstellen,<br />

die am Gebäude installiert<br />

wurden. Wichtig auch: Mit dieser Investition<br />

spart der Gewürzhersteller<br />

112 Tonnen CO 2<br />

pro Jahr ein.<br />

„Ich war selbst überrascht, dass sich<br />

die Mehrkosten binnen fünf Jahren<br />

rechnen“, sagt Geschäftsführer Andreas<br />

Hartkorn, der den Bauingenieuren von<br />

Goldbeck Solar für die qualifizierte Beratung<br />

dankbar ist. Eine Amortisationszeit<br />

von fünf Jahren ist aber nicht unüblich,<br />

erläutert Solarexperte Björn Lamprecht.<br />

Konservativ rechnen die Ingenieure von<br />

Goldbeck Solar aber eher mit sieben<br />

bis zehn Jahren. Bei einer festgesetzten<br />

Einspeisevergütung von 20 Jahren und<br />

einer Laufzeit der Anlage von mindestens<br />

25 Jahren ist das eine Garantie um<br />

Stromkosten einzusparen.<br />

„Große Dachflächen, perfekte Ausrichtung<br />

nach dem Sonnenstand und<br />

ein hoher Eigenverbrauch“, fasst Lamprecht<br />

die Kriterien zusammen, nach<br />

denen eine Solaranlage rentabel wird.<br />

Im Extremfall verdienen Logistiker,<br />

produzierende Unternehmen oder Lebensmittelhändler<br />

mit der eigenen Dachanlage<br />

sogar noch. Bis zu zwölf Prozent<br />

Rendite seien möglich. Unternehmer,<br />

die ihren Bestandsbau gerne mit Solar<br />

bestücken würden, sollten allerdings<br />

vorab die Statik und Dachbeschaffenheit<br />

prüfen. „Auf den meisten Dächern findet<br />

sich eine Möglichkeit, zum Beispiel<br />

mit sehr leichten Unterkonstruktionen,<br />

eine Solaranlage zu errichten“, erläutert<br />

der Geschäftsführer. Allerdings sei es<br />

ideal, wenn Bauherren schon bei der<br />

Errichtung eines Gebäudes die Grundlagen<br />

für ein späteres Sonnenkraftwerk<br />

legen. Letztlich sind es vor allem die<br />

Wind- und Schneelasten, die bei Bestand<br />

wie Neubauten berücksichtigt werden<br />

müssen. Auch eine gewisse Größe, die in<br />

einem günstigen Verhältnis zum eigenen<br />

Stromverbrauch steht, sollte das Hallendach<br />

mitbringen.<br />

Holzmöbel und Solarstrom<br />

Fast ausschließlich mit Solarstrom fertigt<br />

der holzverarbeitende Betrieb Runge<br />

GmbH in Osnabrück und verbraucht<br />

dabei einen großen Teil des eigenen<br />

Sonnenstroms selbst. Hergestellt werden<br />

etwa Bänke, Tische, Mülleimer<br />

und Poller aus Holz. Sie stehen später<br />

in öffentlichen Parks oder auf Plätzen<br />

in der Innenstadt. Ende 2<strong>01</strong>5 realisierte<br />

Geschäftsführer Oliver Runge einen<br />

Neubau nach höchsten ökologischen<br />

Standards. Eine Solaranlage durfte dabei<br />

nicht fehlen. Denn die Geschäfte sollen<br />

so nachhaltig sein, wie die Produkte von<br />

Runge, der ausschließlich zertifiziertes<br />

Holz bearbeitet. Die neue Halle hat<br />

knapp doppelt so viel Fläche wie der alte<br />

Standort, 6.000 Quadratmeter. Strom<br />

erzeugt er selbst über die Kollektoren auf<br />

dem Dach. Damit deckt Runge seinen<br />

kompletten Energiebedarf.<br />

Je mehr Kollektorenstrom selbst verbraucht<br />

wird, desto rentabler wird die<br />

Anlage. Energieintensive Fertigungsschritte,<br />

Testläufe von Maschinen und<br />

Montageplätze für die Automobilindustrie<br />

verbrauchen viel Strom. Besser, wenn<br />

man Energie also kostengünstig selbst erzeugt,<br />

anstatt sie teuer einzukaufen. Auch<br />

Flurförderzeuge, Elektroautos, Beleuchtung<br />

und die Computer in der Verwaltung<br />

sind letztlich Verbraucher, die für die Berechnung<br />

herangezogen werden. Systeme<br />

werden meist so dimensioniert, dass sie<br />

die Grundlast decken oder die Eigenverbrauchsquote<br />

bei bis zu 70 Prozent liegt.<br />

Faustregel: Je höher der Eigenverbrauch,<br />

desto mehr Rendite. Die Rechnung ist<br />

einfach: Während mit einer PV-Anlage<br />

die Gestehungskosten pro Kilowattstunde<br />

sechs bis acht Cent betragen, bezahlen<br />

Betriebe inklusive deutscher EEG-Umlage<br />

rund 18 Cent beim Energieversorger.<br />

Dazu bekommt der Handwerker noch<br />

circa zehn Cent pro nicht genutzter, das<br />

heißt ins öffentliche Netz eingespeister,<br />

Kilowattstunde. Lamprecht, der mit<br />

seinem Team von Goldbeck Solar rund<br />

80 Anlagen im Jahr erstellt: „Wir sprechen<br />

von hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen<br />

Renditen.“<br />

Die Osnabrücker Holzverarbeiter verbrauchen<br />

rund 50 Prozent des regenerativ<br />

erzeugten Stroms selbst. Weil Runge im<br />

Jahr 600 Kubikmeter Holz verarbeitet,<br />

hat seine Fertigung einen großen Energiehunger.<br />

Die Hälfte, die er nicht nutzen<br />

kann, weil etwa Ertragskurve und Verbrauchskurve<br />

nicht parallel zu einander<br />

verlaufen, oder die Sonne am Wochenende<br />

scheint, während nicht gearbeitet wird,<br />

speist der Familienbetrieb ins öffentliche<br />

Netz ein. Die Investition ist so ausgelegt,<br />

dass sie sich durch Eigenverbrauch und<br />

Einspeisung selbst finanziert. „Unternehmer<br />

machen sich auf diese Weise von<br />

schwankenden Strompreisen unabhängig,<br />

erzielen einen berechenbaren Ertrag<br />

und erwirtschaften sogar einen Überschuss“,<br />

sagt Lamprecht. Die Errichtung<br />

der Runge-Anlage mit der Leistung von<br />

153 Kilowatt Peak dauerte ein halbes Jahr.<br />

600 polykristalline Module bedecken nun<br />

eine Dachfläche von 976 Quadratmetern.<br />

Entschieden haben sich die Projektbeteiligten<br />

für das Unterkonstruktions-System<br />

Sunolution, das mit seinen Komponenten<br />

aus robustem Kunststoff und Metall<br />

besonders leicht, widerstandsfähig und<br />

montagefreundlich ist.<br />

Eigenverbrauch vorteilhafter<br />

Das Europa-Zentrallager der Medline International Germany GmbH in Kleve<br />

läuft komplett mit Solarstrom. (Im Bild die Montage der Paneele.)<br />

Ziel aller Besitzer eines Sonnenkraftwerks<br />

sollte es also sein, möglichst viel<br />

grünen Strom selbst zu verbrauchen.<br />

Das klappt, indem energieintensives Geschäft<br />

dann erledigt wird, wenn die Sonne<br />

scheint, Maschinentests etwa. Wer<br />

Gabelstapler aufzuladen hat, oder andere<br />

energieintensive Arbeiten erledigt, sollte<br />

das in der Mittagspause tun. Ideal ist die<br />

Quote bei Betrieben, die kühlen müssen.<br />

Denn die Kühlleistung entwickelt sich<br />

parallel zur Sonneneinstrahlung. Weil<br />

nicht immer dann am meisten gearbeitet<br />

wird, wenn die Sonne scheint, kommen<br />

Stromspeicher ins Spiel, die vom Staat<br />

gefördert werden. Diese Batterien sammeln<br />

Energie tagsüber und setzen sie frei,<br />

wenn sie gebraucht wird.<br />

Letztlich ist aber die günstigste Energie<br />

diejenige, die Betriebe nicht verbrauchen.<br />

Sparsame Maschinen, LED-Beleuchtung<br />

und ein Gesamt-Energiekonzept für das<br />

jeweilige Gebäude, sind wichtige Schritte<br />

für jeden sparsamen Industriebetrieb.<br />

Nachhaltiges Gesamtkonzept<br />

Auf ein solches Gesamtkonzept setzt<br />

die Medline International Germany<br />

GmbH. Hier läuft das Europa-Zentrallager,<br />

in dem Medizinprodukte von<br />

Spritzen über OP-Kittel bis hin zu<br />

Handschuhen lagern, komplett mit<br />

Solarstrom. In Kleve betreibt Medline<br />

das Lager mit 37.000 Quadratmetern.<br />

Eine PV-Anlage mit einem Megawatt<br />

Leistung erwirtschaftet rund<br />

900.000 Kilowattstunden im Jahr.<br />

Rund 12.000 Quadratmeter Solarmodule<br />

produzieren sauberen Strom.<br />

„Dass nun die gesamte Logistik, IT,<br />

Beleuchtung und auch alle Gabelstapler<br />

und Hubwagen mit Sonnenenergie betrieben<br />

werden, passt in unser Nachhaltigkeitskonzept“,<br />

sagt Finanzchef international<br />

Gerard Derksen. Das 1910<br />

gegründete Familienunternehmen beschäftigt<br />

140 Mitarbeiter in Kleve und<br />

ist nach dem Nachhaltigkeits-Standard<br />

ISO 140<strong>01</strong> zertifiziert. Das Gebäude<br />

wurde von der Deutschen Gesellschaft<br />

„Bei diesen Kriterien wird<br />

eine Solaranlage rentabel:<br />

Große Dachflächen, perfekte<br />

Ausrichtung nach dem<br />

Sonnenstand und ein hoher<br />

Eigenverbrauch.“<br />

Björn Lamprecht, Goldbeck Solar<br />

für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet.<br />

Der Logistikstandort ist einer von<br />

50 weltweit.<br />

„Innerhalb von acht Jahren werden<br />

wir die Investition in die PV-Dachanlage<br />

zurückverdient haben“, sagt Lamprecht.<br />

Medline nutzt etwa 40 Prozent des Dachstroms<br />

selbst. Was das Handelsunternehmen<br />

nicht selbst benötigt, gibt es an einen<br />

Direktvermarkter weiter, der diesen an<br />

der Börse handelt. Die hier erzielten Preise<br />

schwanken, liegen aber in der Regel<br />

deutlich über der Einspeisevergütung.<br />

„Bei Anlagen unter einem Megawatt<br />

wählen die Betreiber meist die Variante<br />

Einspeisevergütung. Die ist zwar niedriger,<br />

aber dafür planbar und für 20 Jahre<br />

festgeschrieben“, sagt der Solar-Experte.<br />

Initiiert wurde das Projekt vom Energie-Beratungsunternehmen<br />

E.Quadrat<br />

aus Mannheim. Ziel war es, die Stromkosten<br />

des Handelsunternehmens zu<br />

reduzieren. „Wir führten eine wirtschaftliche<br />

Abschätzung durch, die sich als<br />

vielversprechend erwies. Anschließend<br />

begleiteten wir unseren Kunden durch<br />

das Genehmigungsverfahren und kümmerten<br />

uns um die Koordination mit<br />

dem Verteilnetzbetreiber. Außerdem<br />

halfen wir bei der Vertragsgestaltung und<br />

überwachen die Abnahmetests“, sagt<br />

Berater und ehemaliger Professor an der<br />

Hochschule Mannheim Wolfgang Kottnik,<br />

der das Projekt als Mitinhaber von<br />

E.Quadrat begleitete.<br />

Foto: öwav/vefb


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> ERNEUERBARE ENERGIE<br />

15<br />

Wasserkraftausbau in Salzburg<br />

Dießbach: Erweiterung zum Pumpspeicherkraftwerk<br />

Im Sommer wurde der Bau zur Erweiterung des Kraftwerks Dießbach im Pinzgau begonnen. Das Speicherkraftwerk besteht<br />

seit 50 Jahren und wird bis Sommer <strong>2<strong>01</strong>8</strong> zum Pumpspeicherkraftwerk ausgebaut. Die Investitionskosten betragen rund<br />

30 Millionen Euro.<br />

Die Salzburg AG setzt bei der Energiegewinnung<br />

stark auf Wasserkraft. Der Landesversorger<br />

betreibt zukünftig – mit dem im Bau<br />

befindlichen Kraftwerk Gries – 30 Wasserkraftwerke<br />

im Bundesland Salzburg.<br />

„Wir wissen, dass wir in Zukunft mehr Energie<br />

brauchen und müssen daher in der Erzeugung verstärkt<br />

auch auf die Flexibilisierung bestehender Kraftwerke<br />

setzen“, sagt Leonhard Schitter, Vorstandssprecher<br />

Salzburg AG und setzt fort: „ Das Kraftwerk<br />

Dießbach besteht seit 50 Jahren und mit der Erweiterung<br />

setzen wir einen Meilenstein in der Energiewende.<br />

Die Kombination der Bestandsanlage mit einem<br />

ungedichteten Unterbecken und 24 Matrixpumpen<br />

anstelle einer großen Pumpe garantiert höchste Flexibilität<br />

beim Ausgleich der schwankenden Erzeugung<br />

von Wind und Photovoltaik.“<br />

TECHNISCHE DATEN KRAFTWERK<br />

DIESSBACH<br />

Anlagentyp: ................. Jahresspeicherkraftwerk<br />

Einzugsgebiet: ................................... 21,87 km²<br />

ø Jahreserzeugung (Strom): ..... 36.000 MWh<br />

Engpassleistung (Strom): .............. 24,00 MW<br />

(Turbinenbetrieb) 32,00 MW (Pumpbetrieb)<br />

Turbinen: ............................................ 2 liegende<br />

Freistrahl-Pelton-Turbinen 24 Stk.<br />

7-stufige Radialpumpen<br />

Fallhöhe: .............................................. 728,46 m<br />

Ausbauwassermenge: 4,00 m³/s<br />

Diese Kombination ist in Österreich einzigartig.<br />

Das Ende der Bauarbeiten ist bis Juni <strong>2<strong>01</strong>8</strong> geplant.<br />

Im Anschluss an die Arbeiten wird von der Salzburg<br />

AG die lokale Radwegführung optimiert und der<br />

Radweg am Unterbecken entlang geführt. Im Bereich<br />

des Unterbeckens errichtet die Salzburg AG für<br />

die Radfahrer einen wetterfesten Rastplatz.<br />

Kraftwerk Dießbach<br />

Die rekordverdächtig steile Druckrohrleitung ist<br />

das Markenzeichen des Kraftwerks Dießbach. Erbaut<br />

in den 60er-Jahren gilt es auch heute noch als bauliches<br />

und technisches Meisterwerk.<br />

Beim Bau der Anlage waren hohe technische<br />

Hürden zu meistern. Der porös-karstige Untergrund<br />

des Speichersees wurde großflächig mit einem lnjektionsschleier<br />

abgedichtet. Viele Felsanker waren<br />

notwendig, um die oberirdisch verlegten Druckrohrleitungen<br />

im brüchigen Gestein der extrem<br />

steilen Stoßwand zu sichern. Die Leitung selbst<br />

musste beweglich bleiben, damit sie sich bei starkem<br />

Temperaturwechsel ausdehnen und zusammenziehen<br />

kann. Zwischen den teilweise fast senkrechten<br />

Rohren verläuft ein Schrägaufzug. Er wird einmal<br />

pro Woche in Betrieb genommen, um Druckrohrleitung<br />

und Felsanker genau zu kontrollieren. Die<br />

enormen Wassermassen, die fast 700 Meter in die<br />

Tiefe stürzen, stellen auch für das Krafthaus und die<br />

Turbinen eine Herausforderung dar. Ein besonders<br />

starkes Fundament sorgt dafür, dass die gesamte Anlage<br />

dem Horizontalschub von etwa 1.000 Tonnen<br />

Stand halten kann. Die tonige Schicht des Krafthaus-Baugrundes<br />

wurde dazu mit dicht stehenden<br />

Kiespfählen verfestigt.<br />

Der Stausee auf der Dießbachalm, der heute<br />

ein beliebtes Wanderziel ist, kann knapp fünf<br />

Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Vom<br />

See fließt das Wasser durch einen 1.500 Meter<br />

langen Stollen unter dem Rauchkopf zum Wasserschloss<br />

in der Stoßwand. Ab da überwindet es in<br />

der Druckrohrleitung den Höhenunterschied von<br />

700 Metern bis zur Turbinenhalle des Krafthauses<br />

im Tal. Auf natürlichem Weg wird er vor allem<br />

von Schmelz- und Regenwasser gespeist.<br />

Pumpen erhöhen Leistung<br />

Um auch in den Wintermonaten für nennenswerte<br />

Wasserzuflüsse im Stausee zu sorgen, startete 1967<br />

die Nutzung von Weißbach, Kallbrunnbach und<br />

einiger weiterer Bäche der näheren Umgebung für<br />

die Stromerzeugung. Die Bachläufe liegen teils bis<br />

zu 300 Meter tiefer als der Dießbach-Stausee. Ihr<br />

Wasser wird in Speicherbecken gesammelt und<br />

mittels dreier Pumpen hinauf in den See geleitet.<br />

Von dort aus erzeugt das Wasser im Vergleich<br />

zur Pumpenergie mehr als die doppelte Menge<br />

wertvoller Spitzenenergie. Mit circa 9,1 Millionen<br />

Kubikmeter Wasser sorgen die drei Pumpen etwa<br />

für ein Drittel der Jahresfüllung des Dießbach-Stausees.<br />

Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der Pumpen<br />

wurde 1967 ein zweiter Maschinensatz mit<br />

einer zusätzlichen Druckrohrleitung und einer Pelton-Freistrahl-Turbine<br />

installiert. Dies ermöglichte<br />

eine Verdoppelung der Leistung des Kraftwerkes.<br />

Zwischen 1996 und 1999 wurde die Leittechnik<br />

komplett erneuert. 2<strong>01</strong>1 erfolgte die vollständige<br />

Erneuerung der wasserseitigen Dammdichtung<br />

und der Hochwasserentlastungsanlage.<br />

Das Speicherkraftwerk Dießbach besteht seit<br />

50 Jahren und wird bis Sommer <strong>2<strong>01</strong>8</strong> zum<br />

Pumpspeicherkraftwerk ausgebaut.<br />

Foto: Salzburg AG


ERNEUERBARE ENERGIE<br />

16 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Integrierte Managementsysteme<br />

Kleinwindkraft als Alternative zur<br />

Fotovoltaik<br />

DI Dr. Rudolf Kanzian<br />

Weltweit einzigartiges Projekt „Underground Sun Conversion“<br />

Erdgeschichte im Zeitraffer<br />

Erneuerbares Erdgas aus Sonne und Wasser erzeugt in 1.000 Metern Tiefe. Das ist das Ziel des neuen RAG-<br />

Forschungsprojekts „Underground Sun Conversion“. In über 1.000 Metern Tiefe, dort wo vor Millionen vor Jahren<br />

bereits natürliches Erdgas entstanden ist, kann jetzt erstmals durch einen gezielt initiierten mikrobiologischen<br />

Prozess aus Wasserstoff und CO 2<br />

erneuerbares Erdgas natürlich und damit umweltfreundlich erzeugt werden.<br />

Der Anteil erneuerbarer Energieträger gemäß der EU Richtlinie<br />

zur Förderung und Nutzung von Energie aus erneuerbaren<br />

Quellen (2009/28/EG) am Gesamtenergiemix in<br />

Österreich lag laut einer vom Bmlfuw in Auftrag gegebenen Studie<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>5 bei 32,8 Prozent, wobei der größte Beitrag (circa zwei<br />

Drittel) durch Wasserkraft und feste Biomasse generiert wurde. Der<br />

im Rahmen des EU Klima- und Energiepakets festgelegte Zielwert<br />

für Österreich für das Jahr 2020 liegt bei 34 Prozent.<br />

Im Hinblick auf betriebliches Energiemanagement können<br />

Unternehmen die Strom- oder Wärmeerzeugung mittels erneuerbarer<br />

Energien als Energieeffizienzmaßnahme im Sinne des Bundes-<br />

Energieeffizienzgesetzes geltend machen. Durch den Beschluss der<br />

kleinen Ökostromnovelle Ende Juni 2<strong>01</strong>7 wurden zudem administrative<br />

Erleichterungen und bessere Rahmenbedingen für Betreiber<br />

von Ökostromanlagen geschaffen mit dem Ziel, den Ausbau erneuerbarer<br />

Energien in Österreich voranzutreiben. Außerdem sollen zusätzliche<br />

Fördermittel etwa für Windkraft- und Photovoltaikanlagen<br />

bereitgestellt werden.<br />

Neben Photovoltaikanlagen werden in den letzten Jahren in Österreich<br />

zunehmend auch Kleinwindkraftanlagen für eine autarke<br />

Stromversorgung genutzt. Die sogenannte „kleine Windkraft“ stellt<br />

momentan vor allem für Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe in<br />

weniger dicht besiedelten Gebieten eine interessante Variante zur<br />

Deckung des Eigenstrombedarfs dar. Eine konkrete Abgrenzung des<br />

Begriffs Kleinwindkraft findet sich nicht, laut der IG Windkraft handelt<br />

es sich um Anlagen mit einer Nennleistung von bis zu 20 Kilowatt<br />

beziehungsweise einer Höhe des Turms von bis zu 30 Metern. Diese<br />

Grenzen ergeben sich unter anderem daraus, dass für die Genehmigung<br />

von Anlagen ab einer bestimmten Leistung eine gesonderte<br />

Grundstückswidmung und ein aufwendigeres Verfahren nötig ist.<br />

Österreichweit einheitliche Kriterien für Genehmigungsverfahren<br />

gibt es nicht, diese fallen in den Kompetenzbereich der einzelnen<br />

Länder. Die Errichtung von Kleinwindkraftanlagen kann entweder<br />

freistehend oder auf Gebäudedächern erfolgen und ist stark standortabhängig,<br />

nicht nur aufgrund der Windverhältnisse im betreffenden<br />

Gebiet, sondern auch im Hinblick auf Lärmemissionen und Schattenwurf<br />

der Anlage. Auch Schwingungen und Vibrationen müssen<br />

bei einer Montage auf dem Dach berücksichtigt werden.<br />

Die ökonomische Amortisation von Kleinwindkraftanlagen ist<br />

laut dem Österreichischen Kleinwindkraftreport 2<strong>01</strong>5 bisher nicht<br />

gegeben, das durchaus vorhandene Potenzial von Kleinwindkraft als<br />

Alternative zur Photovoltaik könnte zukünftig aber mittels sinkender<br />

Produktionskosten, verbesserter Technologie sowie höherer Förderungen<br />

und Einspeisevergütungen besser ausgeschöpft werden. Zusätzlich<br />

zu den genannten Einflussfaktoren wird auch die Akzeptanz<br />

der Bevölkerung eines sich verändernden Stadt- bzw. Ortsbildes mit<br />

Sicherheit eine wesentliche Rolle spielen bei der Etablierung solcher<br />

Anlagen sowohl im privaten Sektor, als auch in dichter besiedelten<br />

Gebieten bzw. Städten.<br />

DI Dr. Rudolf Kanzian<br />

Mag. Melanie Zwirn, MSc<br />

KANZIAN ENGINEERING & CONSULTING GmbH – KEC<br />

office@kec.at<br />

Stromgewinnung aus Sonnenenergie und Wind unterliegt starken<br />

wetterbedingten Schwankungen. Bei zunehmendem Ausbau der<br />

Stromerzeugung aus Wind und Sonne und bei Wettersituationen wie<br />

„Dunkelflaute“ gewinnt die Frage der Energiespeicherung massiv an<br />

Bedeutung. Selbst in Österreich werden Pumpspeicherkraftwerke in<br />

den Alpen diese Funktion alleine nicht erfüllen können. Power-to-<br />

Gas Technologie kann eine Zusatzspeicherlösung sein.<br />

Das erfolgreiche Forschungsprojekt<br />

„Underground<br />

Sun Storage“ zur<br />

Speicherung von Wind- und Sonnenenergie<br />

in natürlichen Erdgaslagerstätten<br />

wird fortgesetzt.<br />

Mit dem Folgeprojekt „Underground<br />

Sun Conversion“ soll es<br />

erstmals möglich werden, direkt<br />

in einer Erdgaslagerstätte Erdgas<br />

durch einen von der RAG gezielt<br />

initiierten mikrobiologischen<br />

Prozess natürlich zu „erzeugen“<br />

und gleich dort zu speichern. Mit<br />

dieser weltweit einzigartigen und<br />

innovativen Methode wird der<br />

natürliche Entstehungsprozess<br />

von Erdgas nachgebildet, aber<br />

gleichzeitig um Millionen von<br />

Jahren verkürzt – Erdgeschichte<br />

im Zeitraffer.<br />

Aus Sonnen- oder Windenergie<br />

und Wasser wird zunächst in<br />

einer oberirdischen Anlage Wasserstoff<br />

erzeugt. Gemeinsam mit<br />

CO 2<br />

, das so einem nachhaltigen<br />

Kreislauf zugeführt wird, wird<br />

dieser Wasserstoff in eine vorhandene<br />

(Poren)Erdgaslagerstätte<br />

eingebracht. In über 1.000 Metern<br />

Tiefe wandeln nun natürlich<br />

vorhandene Mikroorganismen<br />

diese Stoffe in relativ kurzer Zeit<br />

in erneuerbares Erdgas um, welches<br />

anschließend direkt dort in<br />

dieser Lagerstätte gespeichert, bei<br />

Bedarf jederzeit entnommen und<br />

über die vorhandenen Leitungsnetze<br />

zum Verbraucher transportiert<br />

werden kann. Diese umweltfreundliche<br />

Vorgangsweise hat<br />

drei wesentliche Vorteile:<br />

• Erneuerbares Erdgas ist dann<br />

CO 2<br />

-neutral, wenn vorhandenes<br />

CO 2<br />

(zum Beispiel aus Biomasseverbrennung)<br />

genutzt<br />

und im „Produktions-Prozess“<br />

gebunden wird. So entsteht ein<br />

Kohlenstoff-Kreislauf.<br />

• Die Stromgewinnung aus<br />

Sonnenenergie und Wind<br />

unterliegt wetterbedingten<br />

Schwankungen. Eine bedarfsorientierte<br />

Produktion ist<br />

daher nicht möglich. Das Problem<br />

der Speicherbarkeit von<br />

erneuerbaren Energien wird<br />

durch die Umwandlung in erneuerbares<br />

Erdgas gelöst.<br />

• Sowohl für den natürlichen<br />

Produktionsprozess, als auch<br />

für die unterirdische Speicherung<br />

in natürlichen Erdgaslagerstätten<br />

und den umweltfreundlichen<br />

Transport zum<br />

Endverbraucher kann bereits<br />

vorhandene Infrastruktur genutzt<br />

werden.<br />

Detailinformationen:<br />

International wird intensiv<br />

nach Lösungen geforscht, um<br />

CO 2<br />

- Emissionen nachhaltig zu<br />

reduzieren. Durch den zunehmenden<br />

Umstieg auf volatile,<br />

erneuerbare Energiegewinnung<br />

gibt es mehr denn je Bedarf an<br />

speicherbaren Energieträgern.<br />

Vor allem Energieträger mit hoher<br />

Energiedichte, wie Methan, werden<br />

für industrielle Anwendungen,<br />

Wärmeerzeugung und zur<br />

Nutzung im Transport benötigt.<br />

Im nun gestarteten Forschungsprojekt<br />

„Underground<br />

Sun Conversion“ soll ein Verfah-<br />

ren erforscht werden, das sowohl<br />

eine Lösung für die Erzeugung<br />

von Energieträgern mit hoher<br />

Energiedichte bietet, als auch<br />

die Speicherfrage löst. Darüber<br />

hinaus wird das Ziel verfolgt,<br />

die in vielen Teilen der Welt bestehende<br />

und bewährte Gasinfrastruktur<br />

uneingeschränkt weiter<br />

zu nutzen. Ausgangspunkt dafür<br />

ist die „Power to Gas“ Technologie,<br />

bei der Überschüsse aus der<br />

Produktion erneuerbarer Energie<br />

(Wind oder Sonne) mittels Elektrolyse<br />

in Wasserstoff und/oder<br />

Methan umgewandelt werden.<br />

Das Ziel des Forschungsprojekts<br />

ist es, vorhandene (Poren)Erdgaslagerstätten<br />

als natürliche<br />

„Reaktoren“ zu nutzen. So finden<br />

sowohl der Methanisierungsprozess<br />

als auch die Speicherung<br />

auf natürlichem Weg in unterirdischen<br />

Porenlagerstätten statt.<br />

Darin liegt das große Potenzial,<br />

welches gleichzeitig die bislang<br />

fehlende aber dringend benötige<br />

Flexibilität im Umgang mit erneuerbaren<br />

Energien schafft.<br />

Dieses Verfahren kopiert und<br />

wiederholt den natürlichen Prozess<br />

der Entstehung von Erdgas.<br />

So findet der Methanisierungsprozess<br />

auf natürlichem Weg in<br />

untertägigen Gesteinsschichten<br />

statt, abgekürzt um Millionen von<br />

Jahren. Erste Laborversuche aus<br />

dem Vorläuferprojekt „Underground<br />

Sun Storage“, das ebenfalls<br />

vom Klima- und Energiefonds<br />

gefördert wird, zeigen, dass<br />

in die Lagerstätte eingebrachter<br />

Wasserstoff mit CO 2<br />

mikrobiologisch<br />

in Methan umgewandelt<br />

wird. Damit kann es gelingen<br />

einen nachhaltigen Kohlenstoff-<br />

Kreislauf zu etablieren.<br />

Können vorhandene<br />

Infrastruktur nutzen<br />

Projektpartner sind: Montanuniversität<br />

Leoben, Universität<br />

für Bodenkultur Wien (Department<br />

IFA Tulln), acib GmbH<br />

(Austrian Centre of Industrial<br />

Biotechnology), Energieinstitut<br />

an der Johannes Kepler Universität<br />

Linz, Axiom Angewandte<br />

Prozesstechnik GmbH. Gemeinsam<br />

mit dem Konsortium<br />

werden Laborversuche, Simulationen<br />

und ein wissenschaftlicher<br />

Feldversuch an einer existierenden<br />

Lagerstätte der RAG<br />

durchgeführt. Ziel ist es auch,<br />

die Übertragbarkeit der gewonnenen<br />

Ergebnisse auf viele<br />

andere Lagerstätten weltweit zu<br />

prüfen. Die angestrebten Ergebnisse<br />

sind daher von herausragender<br />

Bedeutung, die führende<br />

Position Österreichs im Bereich<br />

der saisonalen Speicherung erneuerbarer<br />

Energie in Erdgaslagerstätten<br />

weiter auszubauen<br />

und das im Projekt entwickelte<br />

Verfahren – sowohl Technologie<br />

als auch Know-how in breitem<br />

Stil zu exportieren.<br />

„Unser weltweit einzigartige<br />

Forschungsprojekt ist quasi<br />

‚Erdgeschichte im Zeitraffer’<br />

und hat großes Potenzial“, sagt<br />

RAG-Generaldirektor Markus<br />

Mitteregger: „Es ist CO 2<br />

-neutral,<br />

löst unser großes Problem der<br />

Erstmals wird die Speicherung von Wind- und Sonnenenergie in<br />

einer ehemaligen natürlichen Erdgaslagerstätte erforscht. Basis<br />

dafür ist die „Power-to- Gas“ Technologie (im Bild die Anlage in<br />

(Pilsbach, OÖ), bei welcher der aus Wind- und Sonnenenergie<br />

gewonnene Strom in ein speichbares Methan-Wasserstoffgemisch<br />

umgewandelt wird.<br />

Speicherbarkeit von erneuerbaren<br />

Energien und wir können<br />

bereits vorhandene Infrastruktur<br />

nutzen. Zudem ist es extrem umweltfreundlich,<br />

weil es natürliche,<br />

mikrobiologische Prozesse komprimiert<br />

nachbildet und wir das<br />

sich bildende erneuerbare Erdgas<br />

gleich am Ort der ‚Produktion‘ –<br />

in natürlichen Erdgaslagerstätten<br />

in über tausend Metern Tiefe –<br />

speichern können. Die bis dato<br />

im Rahmen des ersten Projektes<br />

‚Underground Sun Storage‘ erzielten<br />

Ergebnisse aus Laborversuchen<br />

sind vielversprechend.<br />

Umso mehr freuen wir uns nun<br />

auf weiterführende Erkenntnisse<br />

aus dem Forschungsprojekt<br />

‚Underground Sun Conversion‘.“<br />

Das Forschungsprojekt<br />

soll bis Ende 2020 abgeschlossen<br />

werden. (underground-sunconversion.at)


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> KOMMUNALE WASSERLÖSUNGEN<br />

17<br />

Koagulation und Flockung in der Trinkwasserreinigungsanlage Helsinki<br />

Mega-Rührwerke sorgen<br />

für sauberes Trinkwasser<br />

Fotos: invent<br />

Kippis! Das heißt „Prost“ auf Finnisch. Die Hauptstadt einer der trinkfestesten<br />

Nationen unter der Sonne auch über genügend Wasser verfügt, dafür sorgen über<br />

22 Invent-Rührwerke.<br />

Finnlands Hauptstadt<br />

Helsinki fördert sein<br />

Rohwasser mithilfe eines<br />

Tunnels aus dem rund 120<br />

Kilometer entfernten See<br />

Päijänne zu zwei Wasseraufbereitungsanlagen,<br />

in welchen<br />

es behandelt und gereinigt<br />

wird. Dies sichert Trinkwasser<br />

in ausreichender Menge und<br />

hervorragender Qualität für<br />

rund eine Million Menschen.<br />

HSY, Helsinkis Environmental<br />

Services Authority, ist dabei<br />

der kommunale Anlagenbetreiber<br />

und verantwortlich für<br />

die Sicherung der gesamten<br />

Wasserversorgung. In der<br />

Trinkwasserreinigungsanlage<br />

in Vanhakaupunki kommen<br />

seit Juli vergangenen Jahres<br />

18 „Hyperclassic Evolution7“<br />

Rührwerke und drei „Cyberpitch“<br />

Rührwerke aus dem<br />

Hause Invent zum Einsatz.<br />

Um die Kapazität zu erhöhen<br />

und für eine energieeffizientere<br />

Gestaltung wurde die<br />

bestehende Anlage umgebaut.<br />

Invents Vertriebspartner Puwimex<br />

Oy konnte dem Anlagenbetreiber<br />

HSY für eine<br />

optimierte Koagulation und<br />

Flockung bereits in der Designphase<br />

die passenden Invent<br />

Rührwerke auslegen und empfehlen.<br />

Zusätzlich wurden mithilfe<br />

hochauflösender, realitätsnaher<br />

Strömungssimulation<br />

die Prozessschritte modelliert<br />

und optimiert.<br />

kommen den Anforderungen<br />

in der Trinkwasseraufbereitung<br />

sehr entgegen. Die Antriebe<br />

sind über der Wasseroberfläche<br />

trocken aufgestellt und<br />

haben somit keinen Kontakt<br />

mit dem Wasser. Den kundenspezifischen<br />

Anforderungen<br />

zur Vermeidung von Verunreinigungen<br />

im Trinkwasserbereich<br />

entsprechend, wurden die<br />

Rührwerke mit Lebensmittelöl<br />

in den Antrieben und Ölauffangbehältern<br />

ausgerüstet.<br />

Mithilfe der Hyperclassic<br />

Rührwerke können alle Voraussetzungen<br />

für eine optimale<br />

Entstehung der Flocken erfüllt<br />

und unerwünschte Verunreinigungen<br />

abgeschieden werden.<br />

Durch die Rotation in Bodennähe<br />

wird über acht integrierte und<br />

speziell optimierte Transportrippen<br />

eine radial nach außen<br />

gerichtete Bodenströmung erzeugt.<br />

Diese ist vor allem in Bodennähe<br />

turbulent und wirbelt<br />

Ablagerungen wirkungsvoll auf,<br />

sodass ein Absetzen der Partikel<br />

im Flockungsbecken verhindert<br />

wird. Die Entstehung von<br />

Kurzschlussströmungen kann<br />

zudem zuverlässig ausgeschlossen<br />

werden. Durch die an der<br />

Wasseroberfläche zur Welle hin<br />

gerichtete Strömung werden alle<br />

Partikel gleichmäßig im Becken<br />

durchmischt, sodass nahezu alle<br />

Partikel mit dem Flockungsmittel<br />

in Berührung kommen, agglomerieren<br />

und Flocken ausbilden.<br />

niedrigen Drehzahl sind die<br />

Scherkräfte des Hyperclassic<br />

Rührwerks auf ein Minimum<br />

reduziert. Das Agglomerieren<br />

der Flocken wird dadurch<br />

unterstützt und eine Beanspruchung<br />

der Flocken vermieden.<br />

Je größer und stabiler diese<br />

Flocken sind, desto leichter<br />

lassen sie sich in den nachfolgenden<br />

Reinigungsschritten<br />

abscheiden. Verunreinigungen<br />

werden nahezu vollständig<br />

aus dem Trinkwasser entfernt.<br />

Diese Tatsachen tragen dazu<br />

bei, die Reinigungsleistung der<br />

Anlage ganz entscheidend zu<br />

verbessern.<br />

Durch den Umbau und die<br />

Nachrüstung der Anlage mit<br />

Invent Rührwerken im Sommer<br />

2<strong>01</strong>7 konnte der Betreiber<br />

HSY nicht nur den höheren<br />

Bedarf decken, sondern auch<br />

energieeffizienter bestes Trinkwasser<br />

an rund eine Million<br />

Menschen in und um Helsinki<br />

liefern. Also: Kippis! <br />

Ein Blick in die Trinkwasserreinigungsanlage Vanhakaupunki, Helsinki, Finnland.<br />

Geschwindigkeitskontur um das Invent Cyberpitch Rührwerk und Strömungslinien in<br />

den Verteilerbecken.<br />

Cyberpitch und<br />

Hyperclassic<br />

Je größer die Flocken,<br />

desto leichter abscheidbar<br />

Eine Herausforderung bei der<br />

Auslegung war zum einen die<br />

deutliche Verbesserung des<br />

Mischergebnisses in den Zulaufbecken<br />

der Trinkwasseranlage.<br />

Erzielt werden soll ein<br />

spontaner Ladungsausgleich auf<br />

der Partikeloberfläche, damit<br />

kolloidal vorhandene Partikel zu<br />

Flocken wachsen können. Hierbei<br />

kommen die Cyberpitch<br />

Rührwerke zum Einsatz, die<br />

schnell und mit hoher Energie<br />

mischen. Das Rührwerk besteht<br />

aus einem weiterentwickelten<br />

Schrägblattrührer, welcher das<br />

Wasser sowohl in axialer als<br />

auch in radialer Richtung beschleunigt.<br />

Mit den Cyberpitch<br />

Rührwerken wird zum anderen<br />

das Flockungshilfsmittel gleichmäßig<br />

eingemischt.<br />

Die Hyperclassic Evolution7<br />

Rührwerke werden für<br />

die Flockungsbecken verwendet,<br />

um unerwünschte Trinkwasserinhaltsstoffe,<br />

zum Beispiel<br />

Trübstoffe oder gelöste<br />

organische Stoffe, durch Agglomeration<br />

von suspendierten<br />

oder kolloidalen Teilchen<br />

zu entfernen. Anschließend<br />

durchströmt das Wasser eine<br />

Sedimentations-, Flotationsund<br />

Filtrationsstufe.<br />

Fast alle Partikel berühren<br />

Flockungsmittel<br />

Die Designs beider Rührwerke<br />

Aufgrund des großen Rührwerksdurchmessers,<br />

der optimalen<br />

Geometrie und der<br />

Marode Wasserleitungen leichter überprüfen<br />

Hightech-Molch findet kleinste Lecks<br />

Ein innovativer MIT Roboter schwimmt durch Wasserund<br />

Gasleitungen auf der Suche nach Lecks – und soll<br />

diese auch bald reparieren.<br />

Nicht einmal das kleinste<br />

Leck entgeht einem<br />

von MIT-Forschern<br />

entwickelten Hightech-Molch,<br />

der durch Pipelines wie Trinkwasserleitungen<br />

geschickt wird.<br />

Das flexible Gerät ähnelt einem<br />

Federball, der mit der Schlagseite<br />

voran durch das Rohr<br />

driftet. Es besteht aus einem<br />

gummiartigen Material, das den<br />

gesamten Rohrquerschnitt ausfüllt.<br />

Die Entwickler wollen den<br />

Molch im September auf der<br />

International Conference on<br />

Intelligent Robots and Systems<br />

in Vancouver vorstellen.<br />

Wasser kann weiterfließen<br />

Die Funktionsweise der Innovation<br />

ist so einfach wie effizient:<br />

Eines der Invent<br />

Hyperclassic Rührwerke.<br />

Sensoren im Inneren messen<br />

den Druck, der sich ändert, wenn<br />

der Molch ein Leck oder eine<br />

Auswölbung erreicht, die den<br />

Rohrquerschnitt reduziert. Die<br />

Formänderung überträgt sich<br />

auf den flexiblen Körper des<br />

Geräts. Der Molch lässt sich an<br />

jedem Hydranten ins Rohrnetz<br />

einschleusen und anschließend<br />

wieder herausholen.<br />

Das Team um Maschinenbau-<br />

Professor Kamal Youcef-Toumi<br />

testet das Lecksuchsystem in<br />

diesem Sommer in einer Zwölf-<br />

Inch-Wasserleitung aus Beton im<br />

mexikanischen Monterrey. Die<br />

Wasserversorgung geht während<br />

des Einsatzes unverändert weiter.<br />

Zur Reparatur muss das Wasser<br />

aber abgeschaltet werden. Lecks<br />

lassen sich oft durch Kunststoff-<br />

Das Flockungsbecken der Anlage.<br />

netze abdichten, die sich an die<br />

Innenseite des Rohrs schmiegen.<br />

Epoxidharz gibt ihnen die benötigte<br />

Stabilität.<br />

Lecks kosten<br />

Millionen Dollar<br />

Die Verwaltung der Millionenstadt<br />

Monterrey hat großes<br />

Interesse an der Lecksuche.<br />

Dort gehen 40 Prozent des<br />

Trinkwassers verloren, weil die<br />

Leitungen brüchig sind. Der<br />

Schaden beträgt pro Jahr etwa<br />

80 Millionen Dollar. In anderen<br />

Ländern sieht es nicht viel<br />

besser aus. In Europa und den<br />

USA sind es im Durchschnitt<br />

20 Prozent, die durch Lecks<br />

austreten. In manchen Fällen<br />

spült das austretende Wasser<br />

Hohlräume aus, die zuweilen<br />

einstürzen. Sie gefährden den<br />

Straßenverkehr und die Standfestigkeit<br />

von Gebäuden.<br />

Besonders teuer sind Lecks in<br />

Saudi-Arabien. Das Land verliert<br />

etwa ein Drittel seines Trinkwassers,<br />

das zu überwiegenden<br />

Teilen aus Meerwasser gewonnen<br />

wird, was besonders teuer ist.<br />

Aus diesem Grund interessiert<br />

Hightech-Molch im Einsatz: Ergebniskurven zeigen Lecks<br />

sich Pipetech LLC für die Tests<br />

in Mexiko, eine Service-Firma<br />

für Pipelines in Al Khobar, Saudi-<br />

Arabien. You Wu, der zum Team<br />

von Youcef-Toumi gehört, staunt<br />

selbst über die Empfindlichkeit<br />

des Molchs. „Er fand ein Leck,<br />

aus dem pro Minute eine Gallone<br />

Wasser floss“, verdeutlicht You<br />

Wu. Die kleinsten Lecks, die konventionelle<br />

Molche entdecken<br />

können, seien zehnmal so groß.<br />

Die Forscher wollen als<br />

Nächstes eine flexiblere Version<br />

des Roboters entwickeln,<br />

Grafik: web.mit.edu<br />

die schnell die Form ändern<br />

kann, um in verschiedene Rohr-<br />

Durchmesser zu passen; dazu<br />

schwebt ihnen eine Art Regenschirmöffnung<br />

vor. Dies würde<br />

es dem Roboter ermöglichen, in<br />

Städten wie Boston eingesetzt<br />

zu werden, wo eine diversifizierte<br />

Mischung von Rohrgrößen<br />

miteinander verbunden ist. Im<br />

Idealfall wird der Roboter in<br />

Zukunft auch mit speziellen<br />

Werkzeugen ausgestattet sein,<br />

um winzige Lecks zu reparieren.<br />

(UJ/pte)


SERVICE<br />

18 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Materialflusskostenrechnung<br />

In Richtung einer umweltorientierten Kostenrechnung<br />

Wie man die Materialflusskostenrechnung zur Verbesserung der Umweltleistung nutzt, beschreibt Önorm EN ISO 14051. Jetzt wird an einem Leitfaden für die Umsetzung<br />

entlang der Lieferkette gearbeitet.<br />

Autor:<br />

Johannes Stern<br />

Austrian Standards Institute<br />

Umweltmanagement –<br />

nimmt man es ernst, und<br />

soll es nicht nur ein Öko-<br />

Feigenblatt sein – ist eine herausfordernde<br />

Aufgabe. An ihrem<br />

Ende sollte jedenfalls eine Verbesserung<br />

der Umweltleistungen<br />

eines Unternehmens oder einer<br />

Organisation stehen. Abfälle,<br />

Energie- und Ressourcenverbrauch,<br />

der Ausstoß von CO 2<br />

et cetera sollten laufend weniger<br />

werden. „Laufend“ deshalb, weil<br />

es dabei um einen kontinuierlichen<br />

Prozess mit dem Ziel einer<br />

ständigen Verbesserung geht.<br />

Ein Instrument, um das Umweltmanagement<br />

erfolgreich umzusetzen<br />

– sprich: Ergebnisse zu<br />

erzielen –, ist die sogenannte Materialflusskostenrechnung.<br />

Was<br />

sich wie ein Zungenbrecher liest,<br />

ist inzwischen eine anerkannte<br />

und weltweit in ISO 14051 standardisierte<br />

Methode, die Unternehmen<br />

in aller Welt anwenden.<br />

Ziel der ISO 14051 ist es, allgemeine<br />

Rahmenbedingungen<br />

für die Materialflusskostenrechnung<br />

(MFKR) zu formulieren.<br />

Als Managementinstrument<br />

kann sie dabei unterstützen,<br />

potenzielle umweltbezogene<br />

und monetäre Auswirkungen<br />

der Nutzung und des Verbrauchs<br />

von Material und Energie<br />

besser zu verstehen. Damit<br />

können sowohl umweltrelevante<br />

als auch kostenbezogene Verbesserungspotenziale<br />

aufgezeigt<br />

werden, die sich durch Änderungen<br />

der Material- und Energieverwendung<br />

erreichen lassen.<br />

Detailkenntnisse fehlen oft<br />

Gleichzeitig erhöht die MFKR<br />

die Transparenz des Materialund<br />

Energieverbrauchs mit Hilfe<br />

eines Materialflussmodells, das<br />

die Materialflüsse und -bestände<br />

sowie den Energieeinsatz in<br />

physikalischen Einheiten verfolgt<br />

und quantifiziert. Insbesondere<br />

fokussiert die MFKR den Vergleich<br />

zwischen Kosten, die Produkten<br />

zuzurechnen sind und<br />

Kosten, die auf Materialverluste<br />

zurückzuführen sind.<br />

Viele Organisationen fehlen<br />

aber angemessene Detailkenntnisse<br />

über das Ausmaß der tatsächlichen<br />

Kosten, die durch<br />

Materialverluste entstehen, weil<br />

diese Daten oft nur schwer<br />

aus konventionellen Umwelt-<br />

Management-Informationssystemen<br />

beziehungsweise Abrech-<br />

Ziel der ISO 14051 ist es, allgemeine Rahmenbedingungen für die<br />

Materialflusskostenrechnung (MFKR) zu formulieren.<br />

BIBLIOGRAPHIE<br />

ÖNORM EN ISO 14051 Umweltmanagement –<br />

Materialflusskostenrechnung – Allgemeine Rahmenbedingungen<br />

Entwurf ÖNORM EN ISO 14052 … – Leitfaden zur praktischen<br />

Anwendung innerhalb der Lieferkette<br />

Foto: colourbox<br />

nungssystemen zu gewinnen<br />

sind. Dennoch können sie, wenn<br />

sie erst einmal durch die MFKR<br />

verfügbar sind, genutzt werden,<br />

um Materialverbrauch und Materialverluste<br />

zu reduzieren, die<br />

effiziente Verwendung von Material<br />

und Energie zu verbessern,<br />

unerwünschte Umweltauswirkungen<br />

zu verringern und Kosten<br />

zu reduzieren.<br />

Vertrauensvolle und<br />

langfristige Beziehung<br />

Unternehmen stehen heute in<br />

einem engmaschigen Netz an<br />

Verbindungen zu anderen Betrieben,<br />

zu Kunden und Lieferanten.<br />

Was liegt daher näher,<br />

als auch die Materialflusskostenrechnung<br />

zu vernetzen. Wie eine<br />

erfolgreiche Verbindung und<br />

Umsetzung innerhalb der Lieferkette<br />

aussehen kann, beschreibt<br />

die Önorm EN ISO 14052, die<br />

derzeit noch im Entwurfsstadium<br />

ist. Ihr Ziel ist es, durch Erweiterung<br />

der MFKR auf mehrere<br />

Organisationen entlang einer<br />

Lieferkette diese in die Lage zu<br />

versetzen, einen gemeinsamen,<br />

integrierten Ansatz für eine effizientere<br />

Nutzung von Materialien<br />

und Energie zu entwickeln. Dies<br />

kann für alle Beteiligten wirtschaftliche<br />

wie auch ökologische<br />

Vorteile bringen, etwa eine Senkung<br />

der Gesamtmaterialverluste<br />

und damit gemeinsame Möglichkeiten<br />

zur Kostensenkung, zur<br />

Optimierung der ökologischen<br />

Leistung und zur Verbesserung<br />

von Vertrauen und Zusammenarbeit.<br />

„Eine vertrauensvolle Beziehung<br />

zwischen den verschiedenen<br />

Organisationen entlang<br />

der Lieferkette und ein vertieftes<br />

gemeinsames Verständnis ihrer<br />

eigenen Situation fördern die Zusammenarbeit“,<br />

heißt es einleitend<br />

im ISO-Entwurf. Dies könne<br />

auch ein Anreiz für langfristige<br />

Zusammenarbeit sein. Voraussetzung<br />

sei allerdings, dass sich<br />

die Kooperationspartner zum<br />

Austausch von Informationen<br />

über Prozesse und damit verbundene<br />

Material- und Energieflüsse<br />

verpflichten.<br />

Wie das in der Praxis aussehen<br />

kann, erläutert der künftige ISO-<br />

Standard anhand eines fiktiven<br />

Fallbeispiels. Dargestellt wird<br />

dabei ein „Lieferketten-MFKR-<br />

Projekt zur Produktion von<br />

Verdichterkolbenteilen für Fahrzeugklimaanlagen“.<br />

ÖWAV-Veranstaltungstermine<br />

Versickerung von Niederschlagswässern – ÖWAV-Regelblatt 45: Rahmenbedingungen, Bemessung und<br />

Betrieb von Versickerungsanlagen<br />

24. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wirtschaftskammer Salzburg<br />

Recht der Wasserkraft – Im Spannungsfeld von Nutzung und Ökologie<br />

31. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wirtschaftskammer Salzburg<br />

Innsbrucker Abfall- und Ressourcentag <strong>2<strong>01</strong>8</strong>: „Co-Vergärung und Klärschlammstrategien“<br />

8. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Universität Innsbruck<br />

Die Baustelle – Rechtliche Rahmenbedingungen für Auftragnehmer, Auftraggeber und Behörde<br />

15. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Bundesamtsgebäude, Wien<br />

Aktuelle biologische Methoden und Verfahren in der Wassergütewirtschaft<br />

27.-28. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Technische Universität Wien<br />

Der Grundwasserschutz in Österreich – Herausforderungen, Entwicklungen und neue Ansätze<br />

7. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kommunalkredit Austria AG, Wien<br />

Vergaberecht für die Praxis – Die Neuerungen des Bundesvergabegesetzes für die Wasser-, Abwasserund<br />

Abfallwirtschaft<br />

8. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kommunalkredit Austria AG, Wien<br />

Sedimente in Flüssen und Stauräumen – Bedeutung, Monitoring und Management<br />

22. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, C3 Convention Center, Wien<br />

Kanalmanagement <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

5. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Universität für Bodenkultur Wien<br />

Chancen und Risiken für Betreiber von Hochwasserschutzanlagen – Jahrestreffen der Hochwasserschutzverbände,<br />

Gemeinden und Genossenschaften<br />

19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Landesbildungszentrum Schloss Zell, Zell an der Pram<br />

Österreichische Abfallwirtschaftstagung <strong>2<strong>01</strong>8</strong>: „TrenntWende“, mit Verleihung des Abfallwirtschaftspreises<br />

„Phönix – Einfall statt Abfall“<br />

17.-19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Salzburg Congress<br />

Wasserrecht für die Praxis<br />

25. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Bundesamtsgebäude, Wien<br />

Informationen, Anmeldung und Auskünfte für Aussteller:<br />

Irene Vorauer, Tel. +43-1-535 57 20-88, vorauer@oewav.at<br />

Martin Waschak, Tel. +43-1-535 57 20-75, waschak@oewav.at<br />

www.oewav.at<br />

Sujet UJ 1_18_270x200.indd 1 20.12.2<strong>01</strong>7 15:53:41


Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> SERVICE<br />

19<br />

Akademie +<br />

Antriebstechnik<br />

Ausbildung<br />

Ausbildung<br />

Austria Glas<br />

Entwässerung<br />

Flexibel, modular und<br />

anpassungsfähig.<br />

Beste Wahl für alle<br />

Wasseranwendungen<br />

Entwässerung mit Weitblick<br />

Damit es auch in Zukunft richtig läuft.<br />

Wissen Was geht. tun Was Wirkt.<br />

umwelt-, anlagen- &<br />

arbeitnehmerschutzrecht<br />

genehmigungsverfahren<br />

Compliance Management<br />

§ 82b Prüfungen<br />

explosionsschutz<br />

Software Compliance +web<br />

Lärm, Luft, Licht Gutachten<br />

Energieeffizienz<br />

Managementsysteme<br />

energiekonzepte<br />

energiemanagement<br />

www.conplusultra.com<br />

VLT AQUA Drive –<br />

Der Frequenzumrichter speziell für die<br />

Wassertechnik mit umfangreichen<br />

Funktionen im Leistungsbereich<br />

1,1kW bis 5,3 MW<br />

Danfoss Gesellschaft m.b.H.<br />

Danfoss Drives<br />

Danfoss-Straße 8<br />

A-2353 Guntramsdorf<br />

Tel: +43 1 253 022 322<br />

Fax: +43 2236 5040 35<br />

Email: drives@danfoss.at<br />

www.danfoss.at/vlt<br />

Die Fachhochschule Burgenland<br />

bietet Bachelor- und<br />

Masterstudiengänge in den Bereichen<br />

• Wirtschaft<br />

(mit Schwerpunkt Mittel-Osteuropa)<br />

• Informationstechnologie und<br />

Informationsmanagement<br />

• Energie-Umweltmanagement<br />

• Gesundheit<br />

Fachhochschule Burgenland GmbH<br />

Campus 1, A-7000 Eisenstadt<br />

InfoLine: +43 5 7705-3500<br />

E-Mail: beratung@fh-burgenland.at<br />

www.fh-burgenland.at<br />

Austria<br />

Glas Recycling (AGR)<br />

Sammlung, Disposition<br />

und Verwertung von<br />

Verpackungsglas<br />

Obere Donaustraße 71<br />

A-1020 Wien<br />

Tel: +43 (0)1 2144900<br />

Fax: +43 (0)1 2144908<br />

E-Mail: agr@agr.at<br />

Website: www.agr.at<br />

HAURATON GmbH & Co. KG<br />

Werkstraße 13<br />

76437 Rastatt<br />

Deutschland<br />

www.hauraton.at<br />

info@hauraton.com<br />

Tel +49 72 22 9 58 - 0<br />

Fax +49 72 22 9 58 - 103<br />

Füllstandsmessung<br />

Lärmschutz<br />

Publikation<br />

Trenntechnik<br />

Wasser<br />

Wasser<br />

Allclick AUSTRIA<br />

GmbH<br />

Baufachwissen für<br />

Praxis und Forschung<br />

SHOP2WIN Marketing<br />

GmbH<br />

Intelligente Lösungen<br />

für eine saubere<br />

Umwelt<br />

5020 Salzburg<br />

Josef-Mayburger-Kai 114<br />

Tel. +43(0)662-45 40 66-0<br />

info@shop2win.at<br />

www.shop2win.at<br />

Wiener Straße 100<br />

2511 Pfaffstätten<br />

Tel.: 02252/49 0<strong>01</strong>-0<br />

Fax: 02252/490<strong>01</strong>-40<br />

office@allclick.at<br />

www.allclick.at<br />

Schallschutztechnik<br />

Inneneinrichtung<br />

Lagerhilfsmittel<br />

Lagereinrichtung<br />

Ihr Partner für<br />

Schallschutz<br />

• Baudatenbanken<br />

• Baufachbücher<br />

• Informationsservice<br />

Fraunhofer-Informationszentrum<br />

Raum und Bau IRB<br />

Nobelstraße 12<br />

70569 Stuttgart<br />

Tel. 0711/970-2500<br />

Fax 0711/970-2508<br />

irb@irb.fraunhofer.de<br />

www.baufachinformation.de<br />

Flottweg SE<br />

Industriestraße 6 - 8<br />

84137 Vilsbiburg<br />

Deutschland (Germany)<br />

Tel.: +49 8741 3<strong>01</strong>-0<br />

Fax:+49 8741 3<strong>01</strong>-300<br />

Mail: mail@flottweg.com<br />

Web: www.flottweg.com<br />

Aerzener<br />

Maschinenfabrik GmbH<br />

Reherweg 28<br />

31855 Aerzen<br />

Germany<br />

Tel.: +49 (0) 51 54 81-0<br />

Fax: +49 (0) 51 54 81-91 91<br />

Mail: info@aerzener.de<br />

Web: www.aerzen-com<br />

Wasser<br />

Wasser<br />

Wasser<br />

Weiterbildung<br />

Windenergie<br />

Zertifizierung<br />

Österreichischer<br />

Wasser- und Abfallwirtschaftsverband<br />

(ÖWAV)<br />

Das österreichische<br />

Kompetenz-Zentrum für<br />

Wasser-, Abwasser- und<br />

Abfallwirtschaft<br />

Marc-Aurel-Straße 5,<br />

1<strong>01</strong>0 Wien<br />

Tel. <strong>01</strong>/5355720<br />

E-Mail buero@oewav.at<br />

www.oewav.at<br />

Xylem Water Solutions<br />

Austria GmbH<br />

A-2000 Stockerau<br />

Ernst Vogel-Straße 2<br />

Tel.: +43-2266-604<br />

Fax: +43-2266-64311<br />

info.austria@xyleminc.com<br />

www.xylemaustria.at<br />

Reinwasserpumpen<br />

Wasseraufbereitung<br />

Abwasserpumpen<br />

Ihr kompetenter<br />

Weiterbildungspartner!<br />

ARS-Seminarprogramm:<br />

• Infrastruktur/Energie/Umwelt<br />

• Arbeitssicherheit<br />

• Bau/Immobilien<br />

• Wirtschaftsrecht<br />

• Arbeitsrecht/Personalverrechnung<br />

Schallautzerstraße 2–4,<br />

Ecke Uraniastr.,<br />

A-1<strong>01</strong>0 Wien<br />

Tel.: +43 1 71380-24,<br />

office@ars.at,<br />

www.ars.at<br />

WEB Windenergie AG<br />

3834 Pfaffenschlag, Austria<br />

Davidstraße 1<br />

Telefon: +43 2848 6336<br />

Fax: +43 2848 6336-14<br />

web@windenergie.at<br />

www.windenergie.at<br />

Quality Austria<br />

Trainings, Zertifizierungs<br />

und Begutachtungs GmbH<br />

Ihr kompetenter Partner für das<br />

Integrierte Managementsystem<br />

Customer Service Center<br />

Am Winterhafen 1/1 4020 Linz, Austria<br />

Tel.: (+43 732) 34 23 22<br />

E-Mail: office@qualityaustria.com<br />

www.qualityaustria.com<br />

Bezugsquellenverweis_UJ_15_40x70.indd 10.12.2<strong>01</strong>4 1 12:08:55<br />

Automobile Technik Abwasser<br />

Foto: BCIH<br />

CTO<br />

Renault Österreich<br />

Dr. Felix Fremerey (56) ist<br />

seit 1. Oktober 2<strong>01</strong>7 Mitglied<br />

der Geschäftsführung<br />

der B&C Industrieholding<br />

(einer der größten privaten<br />

Industriebeteiligungsgesellschaften<br />

Österreichs) und<br />

führt den neu eingerichteten<br />

Bereich Technik als CTO.<br />

Der promovierte Maschinenbauer<br />

und Wirtschaftsingenieur<br />

Felix Fremerey<br />

stammt aus Deutschland, ist<br />

Industrie- und Technik-Experte<br />

und war bei mehreren<br />

international tätigen Großunternehmen<br />

in Leitungsfunktionen<br />

tätig.<br />

Besuchen Sie uns jetzt auf<br />

P E R S O N A L I A<br />

Foto: Renault Österreich<br />

B&C Industrieholding<br />

Direktorin Kommunikation<br />

Mag. Nora Mautner Markhof<br />

zeichnet ab dem 1.<br />

November 2<strong>01</strong>7 als Direktorin<br />

Kommunikation bei<br />

Renault Österreich verantwortlich.<br />

Die Managerin hat<br />

in der Vergangenheit zahlreiche<br />

Aufgaben in Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Motorpresse<br />

und Event übernommen.<br />

Sie folgt Dorit Haider, die<br />

nach 21 Jahren bei Renault<br />

in den Ruhestand wechselt.<br />

Mautner Markhof, Jahrgang<br />

1981, studierte in Wien<br />

Publizistik und Kommunikationswissenschaft<br />

und war<br />

danach im PR-Bereich tätig.<br />

Serviceleiter<br />

H2O GmbH<br />

www.umweltjournal-online.at<br />

Foto: H2O<br />

Jörg Kernbach hat die Position<br />

des Serviceleiters bei der<br />

H2O GmbH im badischen<br />

Steinen übernommen. Seit<br />

2<strong>01</strong>0 ist der gelernte Techniker<br />

für Maschinenbau bereits<br />

für das Unternehmen<br />

tätig. Zuletzt verantwortete<br />

er auch die Montageplanung.<br />

Als Serviceleiter ist er<br />

neben der Kundenzufriedenheitskontrolle<br />

auch für<br />

die Koordination innerhalb<br />

der Abteilung, für die Prozessoptimierung,<br />

die Wartungsabwicklung,<br />

Gewährleistung,<br />

den Zoll und den<br />

Export zuständig.<br />

T E R M I N K A L E N D E R<br />

Quality Austria Seminar<br />

Umweltmanagementsysteme<br />

15. - 17. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wien<br />

qualityaustria.com<br />

Conplusultra-Seminar<br />

Ausbildung zur/m Compliance<br />

Manager 3-tägig<br />

16. - 18. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, St. Pölten<br />

conplusultra.com<br />

KEC-Seminar<br />

Workshop Neuerungen<br />

ISO 90<strong>01</strong>:2<strong>01</strong>5<br />

22. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kärnten<br />

kec.at<br />

KEC-Seminar<br />

Workshop Neuerungen<br />

ISO 140<strong>01</strong>:2<strong>01</strong>5<br />

23. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Kärnten<br />

kec.at<br />

Messe<br />

Bauen und Energie<br />

25. - 28. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wien<br />

bauen-energie.at<br />

ÖWAV-Seminar<br />

Recht der Wasserkraft im<br />

Spannungsfeld von Nutzung<br />

und Ökologie<br />

31. Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Salzburg<br />

oewav.at<br />

Netzwerkevent<br />

EL-MOTION <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

31. Jännner und 1. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />

Wien<br />

elmotion.at<br />

TÜV-Austria Seminar<br />

Neuerungen im Abfallrecht<br />

2. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, Wien<br />

tuv-akademie.at<br />

Messe<br />

E-world energy & water <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

6. - 8. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />

Essen<br />

e-world-essen.com<br />

Ausstellung<br />

Visions of Nature<br />

bis 18. Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />

Kunsthaus Wien<br />

kunsthauswien.com<br />

Messe<br />

Energiesparmesse Wels<br />

28. Februar - 4. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />

Wels<br />

energiesparmesse.at<br />

TÜV-Austria Seminar<br />

Die ISO 140<strong>01</strong>:2<strong>01</strong>5<br />

19. März <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />

Brunn am Gebirge<br />

tuv-akademie.at<br />

Zertifizierung<br />

Umweltjournal_Partnerverzeichnis_40x70mm.indd 16.05.2<strong>01</strong>7 13:14:171<br />

Lothringerstraße 12<br />

1030 Lothringerstraße Wien 12<br />

Lothringerstraße 1030 Wien 12<br />

Tel.: +43 (0)1 532 62 83<br />

1030 Wien<br />

Fax: Tel.: +43 (0)1 1532 71862 0683<br />

99<br />

Mail: Tel.: Fax: +43 offi ce@vefb.at (0)1 1532 71862 0683<br />

99<br />

Fax: Mail: +43 office@vefb.at (0) 1 718 06 99<br />

Lothringerstraße Mail: offi ce@vefb.at 12<br />

www.vefb.at<br />

1030 Wien<br />

www.vefb.at<br />

www.vefb.at<br />

Tel.: +43 (0)1 532 62 83<br />

Fax: +43 (0) 1 718 06 99<br />

Mail: office@vefb.at<br />

www.vefb.at<br />

WWW<br />

Besuchen Sie uns jetzt auf<br />

www.umweltjournal-online.at


AKTUELLES<br />

20 <strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

DIE PRESSE ZU:<br />

Klimakonferenz in Bonn<br />

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat eine insgesamt<br />

positive Bilanz der Weltklimakonferenz gezogen. „Wir<br />

haben einen neuen Geist erlebt“, sagte sie am Freitag in Bonn. Immer<br />

mehr Entwicklungsländer, Regionen und Städte wollten sich<br />

am Klimaschutz beteiligen. Nord und Süd und Arm und Reich<br />

arbeiteten enger zusammen. Umweltorganisationen zeigten sich<br />

dagegen teilweise enttäuscht. Ausdrücklich würdigte Hendricks<br />

die „konstruktive“ Rolle Chinas. Zu der von über zwanzig Staaten<br />

vereinbarten Allianz für den Kohleausstieg sagte Hendricks, man<br />

müsse aufpassen, dass die Atomenergie nicht wieder als klimaverträgliche<br />

Energie aufgewertet werde. Mit Blick auf die neue<br />

Bundesregierung sagte die SPD-Politikerin, sie glaube nicht, dass<br />

Deutschland bis 2030 komplett aus der Kohle aussteigen werde.<br />

Die neue Koalition werde vermutlich einen Pfad zum langsamen<br />

Ausstieg skizzieren. (FAZ, 17.11.2<strong>01</strong>7)<br />

Nach dem Ausräumen des letzten Hauptstreitpunktes hat die<br />

UN-Klimakonferenz in Bonn eine Reihe von wichtigen Beschlüssen<br />

verabschiedet. Wie der Konferenz-Präsident, Fidschis<br />

Regierungschef Frank Bainirama, am Samstag in der Früh verkündete,<br />

einigten sich die Delegationen aus fast 200 Ländern auf<br />

eine Regelung für eine Fortführung des Anpassungsfonds. Der<br />

Anpassungsfonds dient der Bewältigung der Folgen des Klimawandels<br />

in armen Ländern. Wie es von Beobachtern am Samstag<br />

hieß, war nach stundenlangen Verhandlungen eine Einigung<br />

erzielt worden, die den Weg dafür ebnet, dass der im Rahmen<br />

des Kyoto-Protokolls eingerichtete Anpassungsfonds künftig<br />

auch unter dem Pariser Klimaabkommen gilt. Die im Konferenzplenum<br />

verkündete Einigung wurde mit Applaus begrüßt. (Die<br />

Presse, 18.11.2<strong>01</strong>7)<br />

CleanTechConnect.2<strong>01</strong>7<br />

Rennen um Nachwuchskräfte<br />

Unter dem Leitthema „Welche Strategien und Anreize<br />

braucht es, damit die Umwelt- und Energietechnik-<br />

Branche junge engagierte Fachkräfte anzieht?“ fand<br />

kürzlich die CleanTechConnect.2<strong>01</strong>7 statt. Im Anschluss<br />

an die Jahrestagung der Umwelttechnik- und<br />

Energiebranche wurde bereits zum vierten Mal der<br />

Innovationspreis [ie:ku].2<strong>01</strong>7 an junge Cleantech-Pioniere<br />

verliehen.<br />

Um die besten Nachwuchskräfte<br />

für sich<br />

gewinnen zu können,<br />

sollten Unternehmer mehrere<br />

wichtige Aspekte in ihr Recruiting<br />

miteinbeziehen. Das<br />

zeigten die Vorträge und Diskussionen<br />

am CleanTechConnect.2<strong>01</strong>7<br />

in Engerwitzdorf<br />

(OÖ), der vom Cleantech-<br />

Cluster der oö. Wirtschaftsagentur<br />

Business Upper Austria<br />

initiiert und organisiert wurde.<br />

Zunächst sei es ratsam,<br />

die verschiedenen Charaktere<br />

Jugendlicher zu verstehen.<br />

Dadurch lasse sich leichter<br />

feststellen, welcher Menschentyp<br />

der geforderten Qualifikation<br />

entspricht, wie Bernhard<br />

Heinzlmaier vom Institut für<br />

Jugendkulturforschung zu berichten<br />

wusste. Karin Krobath<br />

von „Identitäter“, der ersten<br />

Internal- und Employer Branding<br />

Agentur Österreichs, wies<br />

auf die Attraktivität, Kultur und<br />

Strahlkraft der Unternehmensmarke<br />

hin, die Jugendlichen<br />

Ansehen in ihrem Umfeld und<br />

Christian Maurer (Leiter CTC) mit Siegerin Julia Schmitt und<br />

Sponsor des Preisgeldes Christian Ehrengruber (Vorstand LAVU).<br />

authentische Bindung ermöglicht.<br />

Was und welche Bereiche<br />

die Digitalisierung verändern<br />

wird und wie sie im Konkreten<br />

polarisiert, thematisierte<br />

Rudolf Winter-Ebmer von der<br />

Johannes Kepler Universität<br />

Linz. Reibungs- und Verunsicherungspotenzial<br />

ortet Winter-Ebmer<br />

beispielsweise dort,<br />

wo in größeren Betrieben die<br />

Generation „digital Nativ“ auf<br />

ältere Mitarbeiter trifft.<br />

Gerald Hanisch, CEO von<br />

Rubble Master HMH und<br />

Beiratsmitglied des Cleantech-Clusters,<br />

erläuterte aus<br />

persönlicher Erfahrung, welche<br />

vielfältigen strategischen Maßnahmen<br />

es braucht, um die für<br />

sich besten Arbeitskräfte zu<br />

finden, weiter auszubilden und<br />

ans Unternehmen zu binden. Es<br />

gilt vor allem ein glaubwürdiges<br />

Zukunftsversprechen abzugeben<br />

und eine nachvollziehbare<br />

Unternehmenskultur zu bieten.<br />

Innovationspreis [ie:ku] an<br />

junge Cleantech-Pioniere<br />

Der Innovationspreis [ie:ku]<br />

des Cleantech-Clusters wird<br />

alle zwei Jahre verliehen. Heuer<br />

richtete sich die Ausschreibung<br />

erstmals explizit an junge Cleantech-Pioniere<br />

für die erfolgreiche<br />

Umsetzung kreativer Ideen<br />

und innovativer Projekte in den<br />

Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit.<br />

Die Erstplatzierten<br />

erhielten neben der Siegertrophäe<br />

auch ein Preisgeld in der<br />

Höhe von 1.000 Euro und eine<br />

kostenlose Jahresmitgliedschaft<br />

VOR-GELESEN<br />

im Cleantech-Cluster. Die Gewinner<br />

des [ie:ku] 2<strong>01</strong>7:<br />

Martin Tscheliesnig von der<br />

Kappa Filter Systems GmbH<br />

aus Steyr-Gleink mit dem Projekt<br />

„Kappa Video-Fluid-Dynamic<br />

(VFD) Software zur Bewertung<br />

diffuser Emissionen“.<br />

Lisa-Maria Putz von der<br />

FH OÖ Forschungs- & Entwicklungs-GmbH<br />

(Logistikum<br />

– Department of Logistics) in<br />

Steyr mit dem Projekt „RE-<br />

Trans – Research and Education<br />

on Transport Logistics“.<br />

Julia Schmitt vom Institute<br />

for Integrated Quality Design<br />

(IQD) an der JKU Linz mit dem<br />

Projekt „Cradle to Cradle Innovation<br />

Processes (CCIP)“. <br />

ISBN 978-3-96006-<strong>01</strong>4-7 ISBN 978-3-86581-838-6<br />

Pestizide! Überall auf der Welt sind sie auf dem<br />

Vormarsch. Überall? Nein! Ein von unbeugsamen<br />

Vinschgern bewohntes Dorf in Südtirol hört nicht<br />

auf, diesem Eindringling Widerstand zu leisten.<br />

Mals will zur ersten Gemeinde Europas werden,<br />

die den Einsatz von Pestiziden verbietet. In einer<br />

Volksabstimmung entscheiden sich 76 Prozent<br />

der Bewohner für eine Zukunft ohne Glyphosat<br />

& Co. Alexander Schiebel erzählt die Geschichte<br />

eines Aufstandes.<br />

Dort der rasante Humusschwund, hier die rapide<br />

Zunahme von Kohlendioxid. Was nach zwei separaten<br />

Problemen aussieht, ist miteinander verbunden:<br />

Wir haben zu wenig Kohlenstoff im Boden<br />

und zu viel in der Atmosphäre. Die Devise lautet:<br />

„Back to the roots!“ Global gesehen ist die „Humusrevolution“<br />

ein Hoffnungsträger für weltweite<br />

Ernährungssouveränität – sowie für den Kampf<br />

gegen Klimaextreme und Migration. Das Gute:<br />

Jeder kann sofort anfangen.<br />

Kälteanlagentechnik<br />

Vorbereitung auf die außerordentliche<br />

Lehrabschlussprüfung (Zusatzprüfung)<br />

Kursstart: 12.2.<strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

WIFI. Wissen Ist Für Immer.<br />

www.wifiwien.at/702907<br />

Jetzt<br />

anmelden<br />

Foto: pixabay<br />

Foto: austria-tech<br />

V O R S C H A U<br />

DAS NÄCHSTE UMWELTJOURNAL<br />

ERSCHEINT AM 7. MÄRZ <strong>2<strong>01</strong>8</strong>.<br />

Naturtrend Waldwellness: Aufenthalte im Wald wirken sich positiv auf<br />

das psychische und körperliche Wohlbefinden aus. Der Wald mit seinen<br />

gesundheitsfördernden Potenzialen wird nun auch immer mehr in<br />

„Wellness-Angebote“ und Ausbildungsprogramme verpackt. So kann<br />

man sich mittlerweile bereits via Fernkurs zum „Wald-Achtsamkeitstrainer“<br />

und „Waldtherapeuten“ ausbilden lassen. Mehr dazu im nächsten<br />

<strong>UmweltJournal</strong>.<br />

Von 16.-19. April <strong>2<strong>01</strong>8</strong> wird Europas größte Verkehrsforschungskonferenz,<br />

die Transport Research Arena, in Wien ausgetragen. Unter dem<br />

Motto „a digital era for transport. solutions for society, economy and environment“<br />

werden sich rund 3.000 internationale Experten treffen, um<br />

über die Entwicklungen im Bereich Mobilität und neuesten Forschungsergebnisse<br />

zu diskutieren. Das <strong>UmweltJournal</strong> ist Medienpartner der<br />

TRA <strong>2<strong>01</strong>8</strong> und vor Ort mit dabei.<br />

Impressum Eigentümer, Verleger: SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG. Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Verlagsort, Redaktions- und Verwaltungsadresse: 1170 Wien, Geblergasse 95; Tel.: +43 (0)1 90680-0, Fax: +43 (0)1 90680-91100; E-Mail: umweltjournal@umweltjournal.at;<br />

Internet: www.umweltjournal-online.at; Verlagsgeschäftsführung: Mag. Martin Ögg, Mag. Gerald Fiala; Objektleiter: Mag. Alexander Kohl, alexander.kohl@sciam.at; Anzeigenleitung: Renate Storz, renate.storz@sciam.at; Leitender Redakteur: Mag. Alexander Kohl, alexander.kohl@sciam.at;<br />

Redaktion: Mag. Astrid Minnich, Mag. Ulrike Putz; Layout: Iris Schönauer; Druck: Russmedia Service GmbH, A-6858 Schwarzach; Einzelpreis: 4,50,– Euro (inkl. 10% Mwst.); Jahresabonnement Inland: 24,00,- Euro (inkl. 10 % Mwst. und Versand); Europa: 32,00,– Euro; Gültiger Anzeigentarif: <strong>2<strong>01</strong>8</strong>; Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Fotos keine Gewähr. Der Verlag behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs 1 Urheberrechtsgesetz: © SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG; Das Umweltjournal erscheint 6-mal jährlich; Versandauflage Österreich dieser <strong>Ausgabe</strong>: mindestens 12.500 Exemplare; DVR: 0861944

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!