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UmweltJournal Ausgabe 2018-01

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2 INNOVATIONEN ...<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Umweltrelevante Aspekte beim Einsatz von …<br />

Elektroofenschlacken als Recyclingbaustoff<br />

Elektroofenschlacken (EOS) fallen unvermeidbar, aber auch gezielt bei der Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen an. Ihre<br />

Qualitätskontrolle erfolgt über die Bestimmung der Gesamtgehalte und Eluatkonzentrationen umweltrelevanter Spurenelemente. Eine<br />

zusätzliche Kontrolle der Umweltverträglichkeit von EOS kann über die Mineralogie erfolgen.<br />

Salzsole statt Streusalz<br />

Die Gemeinde Grödig bei Salzburg hat eine komplette<br />

Umstellung vom Streumittel Salz auf 100 Prozent<br />

Sole-Streuung im Winterdienst vollzogen. Die<br />

entsprechenden Räumfahrzeuge sind dabei anstatt<br />

eines rotierenden Tellers für Salzkörner mit Düsen<br />

für die Salz-Wasser-Lösung ausgestattet. Die Sole-<br />

Lösung soll 22 Prozent Salzanteil haben. Etwa die<br />

Hälfte an Salz lässt sich einsparen (ebenso Split);<br />

vor allem durch die Möglichkeit das Sole Gemisch<br />

punktgenau aufzubringen. Laut einem der Technologieanbieter<br />

(Eco Technologies) lassen sich sogar<br />

bis zu 75 Prozent der Kosten reduzieren. Auch<br />

die Stadt Salzburg hat bereits zwölf Salzstreufahrzeuge<br />

des Magistrats mit Soletanks ausgestattet.<br />

ecotech.at/<br />

Weltnaturerbe<br />

In St. Pölten fand am 14. November die Urkundenverleihung<br />

für das Wildnisgebiet Dürrenstein in<br />

Niederösterreich und den Nationalpark Kalkalpen<br />

in Oberösterreich unter dem Titel „Alte Buchenwälder<br />

und Buchenurwälder der Karpaten und anderer<br />

Regionen Europas“ als erstes österreichisches<br />

Unesco-Weltnaturerbe statt. Bundesminister Andrä<br />

Rupprechter überreichte die Auszeichnung an<br />

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (mit Stefan<br />

Pernkopf) und Oberösterreichs LH-Stellvertreter<br />

Michael Strugl. Laut Unesco ist ein „Weltnaturerbe“<br />

im Besitz der gesamten Weltbevölkerung.<br />

noel.gv.at<br />

Foto: NLK Pfeiffer Fotos: ecofighter<br />

Bei der Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen<br />

wird Eisenschrott als Inputmaterial<br />

verwendet und zusammen mit Zuschlagstoffen<br />

zu Rohstahl eingeschmolzen, der dann durch<br />

weitere Prozessschritte (Sekundärmetallurgie) zum<br />

gewünschten Stahlprodukt verarbeitet wird. Dabei<br />

werden gezielt Schlackenbildner eingesetzt um Begleitstoffe<br />

zu binden, die durch den eingesetzten<br />

Schrott mit aufgeschmolzen werden, aber die Qualität<br />

des Endprodukts Stahl negativ beeinflussen würden.<br />

Die so gebildete Schlacke ist wesentlich leichter<br />

als der Rohstahl, kann beim Abstich somit gut vom<br />

Rohstahl getrennt werden und erstarrt separat. Pro<br />

Tonne Rohstahl fallen 80 – 150 Kilogramm EOS an.<br />

Aufgrund der vorteilhaften mechanischen<br />

Eigenschaften von EOS kann diese vor allem im<br />

Straßenbau verwendet werden. Um einen unbedenklichen<br />

Einsatz von EOS als Recyclingbaustoff<br />

zu gewährleisten dürfen aber umweltbedenkliche<br />

Stoffe (zum Beispiel Schwermetalle wie Chrom,<br />

Molybdän und Vanadium) nicht aus der Schlacke<br />

gelöst werden. Die Grenzwerte für Gesamtgehalte<br />

und Eluatkonzentrationen umweltrelevanter Elemente<br />

sind in der Österreichischen Recycling-Baustoff-Verordnung<br />

festgelegt.<br />

MiLeSlag<br />

Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet haben jedoch<br />

gezeigt, dass die Auslaugbarkeit von Elementen<br />

aus Stahlwerksschlacken mit der Bindungsform<br />

zusammenhängt. Dies bedeutet, dass es trotz eines<br />

hohen Gesamtgehalts zu einer sehr geringen Auslaugbarkeit<br />

kommen kann. So wird zum Beispiel<br />

Chrom in seiner dreiwertigen (gesundheitlich unbedenklichen<br />

Form) hauptsächlich in stabilen Mineralphasen<br />

(Spinellen) gebunden, wodurch nur geringe<br />

Mengen auslaugen. Zusätzlich werden bereits<br />

viele Verfahren im Stahlwerksprozess eingesetzt,<br />

welche die Auslaugbarkeit umweltrelevanter Elemente<br />

gezielt verringern. Obwohl die angewandten<br />

Methoden in der Praxis oftmals funktionieren, sind<br />

die genauen Ursachen, vor allem die Zusammenhänge<br />

zwischen Mineralogie und Auslaugbarkeit,<br />

nur teilweise bekannt.<br />

Dieser Frage wird deshalb an der Montanuniversität<br />

Leoben gemeinsam mit dem FEhS<br />

(Institut für Baustoff-Forschung, D), der BAM<br />

(Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung,<br />

D), dem ECN (Energy Research Centre of<br />

the Netherlands), der Stahl- und Walzwerk Marienhütte<br />

GmbH (AUT), der Max Aicher Umwelt<br />

GmbH (D), der Porr AG (AUT) und der Scholz<br />

Austria GmbH im von der FFG geförderten Pro-<br />

Im Forschungsprojekt MiLeSlag soll ein tieferes Verständnis für die der Auslaugbarkeit zugrunde<br />

liegenden Mechanismen in EOS geschaffen werden.<br />

jekt MiLeSlag (Mineralogy and Leachability of<br />

Steel Slags) nachgegangen. Konkret befasst sich<br />

das Projekt mit den folgenden Fragen:<br />

- In welchen Mineralphasen liegen Cr, V,<br />

Mo und F nach dem Erstarren in EOS vor<br />

(primäre Mineralphasen)?<br />

- Wie ändern sich die Mineralphasen durch das<br />

Auslaugen? Lösen sich Mineralphasen auf<br />

und entstehen dadurch neue Mineralphasen<br />

(sekundäre Mineralphasen) die Cr, V, Mo und<br />

F wieder einbinden können?<br />

- Werden die Spurenelemente an der Oberfläche<br />

von Mineralphasen adsorbiert?<br />

- Wie und welche metallurgischen Parameter<br />

beeinflussen im Stahlwerksprozess die Bildung<br />

der Mineralphasen?<br />

Ziel: tieferes Verständnis für<br />

EOS-Auslaugbarkeit<br />

Diese Fragestellungen werden anhand von chemischen<br />

und mineralogischen Analysen sowie mittels<br />

Auslaugversuchen untersucht. Dabei werden nicht<br />

nur Methoden zur Bestimmung des Gesamtgehalts<br />

umweltrelevanter Elemente und der Gesamtmineralogie<br />

eingesetzt, sondern auch hochauflösende<br />

und oberflächensensitive Methoden, die<br />

die Untersuchung von einzelnen Mineralphasen<br />

vor und nach der Auslaugung ermöglichen. Das<br />

Auslaugverhalten wird bei natürlichem pH-Wert<br />

(die Schlacke ist nur mit destilliertem Wasser in<br />

Kontakt) und darüber hinaus über einen pH-Bereich<br />

von zwei bis 14 untersucht. Somit kann das<br />

Auslaugverhalten in der Umwelt auch bei einer<br />

etwaigen pH-Wert Änderung vorhergesagt werden.<br />

Eine weitere Neuerung ist die Kombination aus<br />

Experimenten und thermodynamischen Modellen,<br />

die einerseits die Auslaugbarkeit und andererseits<br />

die metallurgische Entstehung der Schlackenmineralogie<br />

beschreiben. Durch diese Vielfalt an angewandten<br />

Methoden werden somit Theorien für<br />

das komplexe System EOS-Umwelt entwickelt, die<br />

in einem letzten Schritt durch Schlackensynthesen<br />

überprüft werden.<br />

Dadurch soll ein tieferes Verständnis für die der Auslaugbarkeit<br />

zugrunde liegenden Mechanismen in EOS<br />

geschaffen werden, damit EOS besser als Recyclingbaustoff<br />

genutzt werden können. (Uni Leoben) <br />

Foto: Leoben<br />

Aktive Luftfilterung für Müllfahrzeuge<br />

Schimmelpilze, Viren und Feinstäube (Bioaerosole)<br />

sind seit Jahrzehnten als Gesundheitsgefährdung<br />

von Müllwerkern bei der Abfallsammlung in der<br />

Diskussion. Da der Arbeitsschutz, hier speziell der<br />

Atemschutz für die Müllwerker am Sammelfahrzeug<br />

von hoher Bedeutung ist, bietet Zöller-Kipper eine<br />

wirksame Lösung für das Problem an. Clean Option,<br />

so das System des Mainzer Herstellers, wird an Abfallsammelfahrzeugen<br />

vom Typ Hecklader eingebaut.<br />

Das System besteht aus Filterelementen für Grob- und<br />

Feinstaub sowie einem Aktivkohleelement zur Beseitigung<br />

von Gerüchen. Ein gängiger Radiallüfter erzeugt<br />

einen leichten Unterdruck am Heckteil beziehungsweise<br />

im Schüttungsbereich des Abfallsammelfahrzeuges,<br />

also direkt im Arbeitsbereich des Müllwerkers.<br />

Die abgesaugte Luft wird dabei über einen Zyklon-Filter<br />

zur Abscheidung des Grobstaubs und ein integriertes<br />

Filterelement (Feinstaubfilter, Aktivkohle) geführt.<br />

Die Zyklon-Filtereinheit verfügt über eine aktive Absaugung<br />

zur Erhöhung der Abscheiderate des Staubes,<br />

was die Filterstandzeit spürbar verlängert. Unterstützt<br />

wird der Absaugvorgang durch links und rechts im<br />

Heckteil integrierte Blasschienen, die eine Art Luftvorhang<br />

erzeugen (siehe Bild). Die hintere Umgebung<br />

wird auf diese Weise praktisch abgeschottet und die<br />

kontaminierte Luft kann zuverlässiger in das Heckteil<br />

des Sammelfahrzeuges abgesogen werden. Die Ausrichtung<br />

der Blasschienen ist für eine optimierte Einstellung<br />

justierbar ausgeführt. Ein Verwirbeln der kontaminierten<br />

Luft vom Heckteil in den Außenbereich<br />

wird so ebenfalls deutlich reduziert. Das bedeutet,<br />

dass die Luft am hinteren Bereich des Müllfahrzeuges<br />

sauberer ist, als die restliche Umgebungsluft.<br />

Foto: ZÖLLER-KIPPER<br />

Stadtgemeinde Traiskirchen:<br />

Sonnenstrom macht Abwasser sauber<br />

Traiskirchen setzt auf innovativen Umweltschutz<br />

und reinigt seine Abwässer mit Solarkraft. Damit<br />

liegt Traiskirchen bei allen NÖ Gemeinden an dritter<br />

Stelle in punkto Solarstrom. Die neue Photovoltaik-<br />

Anlage wird von Wien Energie betrieben. Die<br />

Bevölkerung kann sich beteiligen.<br />

Ein neues Solarkraftwerk in<br />

der Kläranlage Traiskirchen<br />

liefert Sonnenstrom<br />

für die Abwasserreinigung in der<br />

Stadtgemeinde. Die Photovoltaikanlage<br />

besteht aus 674 Modulen<br />

und hat eine Leistung von<br />

175 Kilowattpeak. Der Strom<br />

wird direkt vor Ort genutzt.<br />

Umgerechnet könnten damit<br />

rund 73 Haushalte ganzjährig<br />

elektrisch versorgt werden. Die<br />

mit grünem Strom betriebene<br />

Klärschlammbehandlung spart<br />

Traiskirchen 63 Tonnen CO 2<br />

im Jahr. Interessierte Bürger und<br />

Wien Energie-Kunden konnten<br />

sich an der Finanzierung des<br />

Projekts beteiligen.<br />

„Solarenergie nimmt in Traiskirchen<br />

einen immer wichtigeren<br />

Stellenwert ein“, sagt Traiskirchens<br />

Bürgermeister Andreas<br />

Babler. Traiskirchen liegt bei der<br />

Solarkraft an der dritten Stelle<br />

von den 573 NÖ-Gemeinden.<br />

„Gemeinsam mit unserem Partner<br />

Wien Energie haben wir mit<br />

der Photovoltaik-Anlage im Gewerbepark<br />

und der neuen Anlage<br />

in der Kläranlage bereits über<br />

drei Megawatt Solarleistung in<br />

unserer Stadt installiert. Das entspricht<br />

dem jährlichen Stromverbrauch<br />

von 1.230 Haushalten.<br />

Das Kraftwerk in der Kläranlage<br />

ist nun das jüngste Beispiel für<br />

unser Umweltengagement. Wir<br />

sind weiter auf dem Weg zu<br />

einer Grünen Stadt und laden<br />

unsere Bevölkerung ein, sich an<br />

diesem kommunalen Projekt<br />

zu beteiligen.“<br />

Wien Energie-Geschäftsführer<br />

Karl Gruber sieht den Gewerbepark<br />

und die Kläranlage<br />

als Vorzeigeprojekte dafür, wie<br />

Strom dort CO 2<br />

-frei erzeugt<br />

wird, wo er auch verbraucht<br />

wird: „Gerade die Abwasserreinigung<br />

benötigt viel Energie.<br />

Bei der Kläranlage nutzen wir<br />

nun die Energie der Sonne, um<br />

sauberen Strom zu erzeugen.<br />

Damit tragen wir auf umweltfreundliche<br />

Weise zur Reinigung<br />

der Abwässer von tausenden<br />

Haushalten bei.“

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