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UmweltJournal Ausgabe 2018-01

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Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> ... UND PERSPEKTIVEN<br />

3<br />

Theaterboden<br />

Vorhang auf<br />

Bretter, die die Welt bedeuten … Schwarzkiefern<br />

der Bundesforste lieferten die Bretter für den neuen<br />

Bühnenboden im Theater in der Josefstadt, einem der<br />

traditionsreichsten Theater Europas.<br />

Prominente Verwendung<br />

fanden 20 Schwarzkiefern<br />

(Pinus nigra), die die<br />

Österreichischen Bundesforste<br />

(ÖBf) in ihren Wäldern im Wienerwald<br />

südlich von Wien zu Jahresbeginn<br />

ernteten und das Holz<br />

für den neuen Bühnenboden<br />

des renommierten Theaters in<br />

der Josefstadt in Wien lieferten.<br />

Die Neuverlegung des Bühnenbodens<br />

auf einer Gesamtfläche<br />

von circa 170 Quadratmetern<br />

inklusive der Herstellung aller<br />

notwendigen Einbauten wie<br />

Drehscheibenausschnitt, zehn<br />

Versenkungsdeckel und 15 Versatzklappen<br />

für Licht und<br />

Tontechnik, erfolgte im Juli in<br />

vier Wochen geschäftiger Bauzeit<br />

hinter den Kulissen während<br />

der Sommerpause.<br />

Pünktlich Anfang September<br />

startete die „Josefstadt“ mit einer<br />

„doppelten“ Uraufführung fulminant<br />

in die neue Saison: Mit der<br />

Erstaufführung von „Der Engel mit<br />

der Posaune“ mit Maria Köstlinger,<br />

Michael Dangl und Alma Hasun in<br />

den Hauptrollen und der „Feuertaufe“<br />

des neuen Bühnenbodens,<br />

der eine im wörtlichen Sinne tragende<br />

Rolle am gelungenen Saisonauftakt<br />

übernommen hat.<br />

Harzanteil<br />

verhindert Knarren<br />

„Das Holz der Schwarzkiefer<br />

wird traditionell gerne für Theaterböden<br />

verwendet. Sein besonders<br />

hoher Harzanteil verhindert<br />

nämlich das unerwünschte<br />

Knarren der Holzdielen“, weiß<br />

Rudolf Freidhager, Vorstand der<br />

Bundesforste, die das Holz für<br />

den neuen Bühnenboden in der<br />

Josefstadt zur Verfügung stellten.<br />

„Alleine in dieser Saison<br />

stehen 333 Vorstellungen am<br />

Spielplan der „Josefstadt“, der<br />

Boden wird also sehr belastet<br />

und wenn er knarrte, wäre das<br />

schrecklich. Das Holz muss viel<br />

aushalten, aber dennoch elastisch<br />

genug sein für täglich neues Befestigen<br />

von Dekorationsteilen<br />

mittels Schrauben, Nägeln und<br />

sogenannten Bühnenbohrern“,<br />

ergänzt Josefstadtdirektor Kammerschauspieler<br />

Herbert Föttinger.<br />

„Außerdem darf so ein Bühnenboden<br />

weder glänzen noch<br />

spiegeln und muss den täglichen<br />

Auf- und Abbau der Bühnenbild-<br />

Dekoration und den Transport<br />

schwerer Teile mit Dekorationswägen<br />

problemlos schaffen.“<br />

Schwarzkiefer-Giganten aus<br />

dem Wienerwald<br />

Das Holz für den neuen Bühnenboden<br />

stammt aus der Region –<br />

aus dem Wienerwald, dem Bundesforste-Revier-Hinterbrühl<br />

bei Wien. Dort hatten sich Förster<br />

der Bundesforste bereits letzten<br />

Winter auf die Suche nach<br />

geeigneten Schwarzkiefern gemacht.<br />

„Für den Bühnenboden<br />

wurden schließlich 20 stattliche<br />

Schwarzkiefern mit einer Höhe<br />

von bis zu 30 Metern und einem<br />

Durchmesser von mehr als 60<br />

Zentimetern ausgewählt“, erklärt<br />

Rudolf Freidhager. „Die Bäume<br />

waren regelrechte Giganten und<br />

einige Exemplare bis zu 130 Jahre<br />

alt.“ Zum idealen Erntezeitpunkt<br />

– im Winter - wurden die<br />

Bäume noch geerntet. „Gerade<br />

in tiefen Lagen gilt der Winter als<br />

gute Zeit für die Holzernte. Die<br />

Bäume stehen in sogenannter<br />

Saftruhe, der gefrorene Boden ist<br />

gut befahrbar und im besten Fall<br />

schützt eine Schneedecke Jungbäume<br />

und Waldboden“, erklärt<br />

Rudolf Freidhager.<br />

Nach der Ernte wurde die<br />

gewaltigen Stämme in ein niederösterreichisches<br />

Sägewerk gebracht,<br />

wo sie eingeschnitten und<br />

zu Brettern verarbeitet wurden.<br />

Anschließend kamen die Bretter<br />

Drehscheibe des Bühnenbodens neu verlegt.<br />

noch für drei Wochen in die Trockenkammer,<br />

bevor sie für den<br />

Bühnenboden weiterverarbeitet<br />

werden konnten.<br />

Vielseitige Schwarzkiefer<br />

„Die Schwarzkiefer ist ein ganz<br />

besonderer Baum, der vorwiegend<br />

im Osten Österreichs<br />

vorkommt. Früher wurde die<br />

Schwarzkiefer auch als „Pinus<br />

nigra austriaca“ bezeichnet“,<br />

führt Freidhager aus.<br />

Die größten Schwarzkiefer-<br />

Vorkommen sind im südlichen<br />

Wienerwald zu finden, wo sie die<br />

häufigste Nadelbaumart stellen.<br />

In Zeiten des Klimawandels ist<br />

die Schwarzkiefer wertvoller Bestandteil<br />

artenreicher Wälder. Sie<br />

kommt sehr gut mit Trockenheit<br />

zurecht und gedeiht auch auf<br />

nährstoffarmen Böden prächtig.<br />

Das stark harzhaltige Holz gilt<br />

zwar in der Verarbeitung als aufwändig,<br />

dennoch findet es vielseitige<br />

Verwendung: als Bühnen-,<br />

Bau- und Konstruktionsholz,<br />

Möbelholz sowie als Industrieholz<br />

etwa für Plattenwerkstoffe.<br />

Das Harz der Schwarzkiefer wird<br />

unter anderem für Naturkosmetik<br />

oder als Bogenharz für Streichinstrumente<br />

eingesetzt.<br />

Theater in der Josefstadt<br />

Foto: ÖBf-Archiv/W. Simlinger, K.Kemp Foto: ÖBf-Archiv/ C. Fürthner<br />

ÖBf-Vorstand Rudolf<br />

Freidhager und Josefstadt-<br />

Direktor Herbert Föttinger auf<br />

dem neuen Bühnenboden im<br />

„Josefstadt“.<br />

Das 1788 gegründete Theater in<br />

der Josefstadt ist heute die älteste<br />

durchgehend bespielte Bühne<br />

des deutschsprachigen Raums<br />

und birgt ein Stück Theatergeschichte,<br />

das aus der Tradition<br />

und Historie Wiens nicht mehr<br />

wegzudenken ist. Mit mehr als<br />

350.000 Besuchern und über<br />

700 Vorstellungen pro Spielzeit<br />

gilt das Theater in der Josefstadt<br />

als eine der erfolgreichsten<br />

Bühnen der deutschsprachigen<br />

Theaterlandschaft. Größen wie<br />

Ferdinand Raimund oder Johann<br />

Nestroy spielten bereits auf<br />

der Josefstadtbühne, Ludwig van<br />

Beethoven dirigierte. In der Ära<br />

von Max Reinhardt erhielt das<br />

Theater seine heutige architektonische<br />

Gestalt. Heute arbeitet<br />

unter Direktor Herbert Föttinger<br />

ein dem Gegenwartstheater<br />

verpflichtetes Team an Ur- und<br />

Erstaufführungen und zeitgenössischen<br />

Interpretationen.<br />

Naturstromspeicher Gaildorf<br />

Wind- und<br />

Wasserkraft kombiniert<br />

Max Bögl Wind AG: Flexible Wasserbatterie und<br />

modernste Hybridturmtechnik für Windkraftanlagen<br />

können zusammenspielen.<br />

Die Max Bögl Wind AG<br />

setzt neue Maßstäbe:<br />

Mit Nabenhöhen von<br />

bis zu 178 Metern werden vier<br />

Hybridtürme mit je 3,4 Megawatt<br />

(MW) Leistung bei einem<br />

Pilotprojekt in Gaildorf (D)<br />

ab Oktober 2<strong>01</strong>7 einen neuen<br />

Weltrekord aufstellen. Kombiniert<br />

wird der Windpark mit<br />

einem Pumpspeicherkraftwerk.<br />

Damit entsteht ein natürlicher<br />

Stromspeicher, der auf Wasser<br />

baut – die sogenannte Wasserbatterie.<br />

Sie dient als Kurzzeitspeicher<br />

und trägt dazu bei, das<br />

Stromnetz in Zukunft stabil zu<br />

halten.<br />

Wasser liefert Strom<br />

Die Idee hinter der Kombination<br />

aus zwei erneuerbaren<br />

Energien in Gaildorf (Baden-<br />

Württemberg): Dort, wo große<br />

Betonfundamente auf einem<br />

Berg errichtet werden, lassen<br />

sich diese auch zu Wasserbecken<br />

ausbauen. Durch die<br />

Wasserspeicher im Turmfundament<br />

werden zusätzliche Meter<br />

Nabenhöhe gewonnen und<br />

damit mehr Windausbeute erzielt.<br />

PE-Druckrohrleitungen<br />

verbinden diese Oberbecken<br />

mit einem Wasserkraftwerk<br />

und dem dazugehörigen Unterbecken<br />

200 Meter tiefer im Tal.<br />

Die Wasserbatterie senkt den<br />

Bedarf an chemischen Großspeichern<br />

und stellt eine natürliche<br />

Alternative dar. Aufwendige<br />

Genehmigungsverfahren, wie<br />

sie bei konventionellen Pumpspeicherkraftwerken<br />

vorhanden<br />

sind, entfallen, da bei der Wasserbatterie<br />

massive Einschnitte<br />

in die Natur nicht nötig sind.<br />

Hinter dem Projekt steht<br />

das Unternehmen Max Bögl<br />

Foto: Max Bögl Wind AG<br />

Der Naturstromspeicher Gaildorf<br />

(D) ist ein in Bau befindliches<br />

Energieprojekt bei Gaildorf,<br />

bei dem ein Windpark mit<br />

einem Pumpspeicherkraftwerk<br />

kombiniert wird. Das Projekt<br />

wurde im September 2<strong>01</strong>1 der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt; der<br />

Spatenstich erfolgte im April<br />

2<strong>01</strong>6. Die Windkraftanlagen,<br />

in deren Turmfuß Wasser gespeichert<br />

wird, sollen bis Ende<br />

2<strong>01</strong>7 in Betrieb genommen<br />

werden, das Pumpspeicherwerk<br />

ein Jahr später.<br />

Wind AG, eine Tochtergesellschaft<br />

von Max Bögl. <br />

Huber: Klärschlammverwertungsanlage in Medellin<br />

Täglich 400 Tonnen Klärschlamm<br />

In der kolumbianischen Großstadt Medellin wird die neue Kläranlage Bello für 2,75 Millionen Einwohnergleichwerte<br />

mit einer Kapazität von 6,5 Kubikmetern pro Sekunde gebaut. Zur Behandlung des dabei entstehenden Klärschlamms<br />

installiert Huber seinen bewährten Huber Bandtrockner BT und realisiert damit ein internationales Megaprojekt.<br />

Andreas Babler, Bürgermeister Traiskirchen (l.) und Wien Energie<br />

Geschäftsführer Karl Gruber (r.) bei der Eröffnung des Bürgersolarkraftwerks<br />

in Traiskirchen.<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Standort: ............................. Kläranlage Traiskirchen<br />

Leistung: ............................. 175 Kilowattpeak (kWp)<br />

Jährliche Produktion: ....... 183.000 Kilowattstunden pro Jahr<br />

Versorgung: ........................ Eigenversorgung, umgerechnet rd.<br />

73 Haushalte<br />

Anzahl Paneele: ................. rd. 674 Stück<br />

CO2-Einsparung: .............. ca. 63 Tonnen CO 2<br />

jährlich<br />

Foto: Wien Energie/FOTObyHOFER<br />

Ganze 400 Tonnen entwässerter<br />

Klärschlamm fallen täglich in der<br />

Kläranlage Bello (gesprochen Bejo)<br />

in Medellin an. Davon produziert die Kläranlage<br />

selbst circa 310 Tonnen, weitere 90<br />

Tonnen stammen aus einer zweiten Kläranlage<br />

San Fernando, die sich in der Innenstadt<br />

der kolumbianischen Großstadt befindet.<br />

Die Schlämme aus San Fernando werden per<br />

LKW nach Bello gebracht. Entsprechende<br />

Transport-, Annahme- und Lagereinrichtungen<br />

werden vorgesehen.<br />

Der Betreiber der Anlage, Empresas Publicas<br />

de Medellin (EPM), wollte nun eine<br />

nachhaltige und wirtschaftliche Entsorgung<br />

des entstehenden Klärschlammes erreichen.<br />

Daher wurden verschiedenste Lösungen<br />

geprüft. Das gewählte Konzept sah nun die<br />

Kombination einer Kraftwärmekopplung<br />

mit Klärschlammtrocknung vor. Nach der<br />

Evaluation der eingegangen Angebote erhielt<br />

Grafik: Huber<br />

Systemdarstellung des Huber Bandtrockners<br />

BT, der derzeit in der Kläranlage Bello in<br />

Medellin installiert wird.<br />

vor etwa einem Jahr ein Konsortium unter<br />

der Führung von Huber den Zuschlag. Der<br />

Auftragswert für die Gesamtleistung beträgt<br />

über 50 Millionen US Dollar. Die Bauzeit beträgt<br />

22 Monate.<br />

Zum Betrieb dieser Kläranlage erzeugen<br />

vom Konsortium gelieferte lastabhängig<br />

gesteuerte Gasturbinen Strom. Die dabei<br />

anfallende Abwärme wird nun gleichzeitig<br />

zur Klärschlammtrocknung in der Huber<br />

Bandtrocknungsanlage verwendet. Dadurch<br />

wird ein weiterer Schritt in Richtung<br />

energieoptimierten Betrieb der Gesamtkläranlage<br />

ermöglicht. Überschüssige<br />

elektrische Energie wird an das öffentliche<br />

Stromversorgungsnetz abgegeben. Das<br />

hier umgesetzte Konzept zur Klärschlammverwertung<br />

ist nicht nur wegweisend für<br />

Lateinamerika, sondern kann auch hier in<br />

Europa als innovative Lösung mit anschließender<br />

thermischer Verwertung und Phosphorrückgewinnung<br />

(etwa im Rahmen der<br />

Novelle der Klärschlammverordnung in<br />

Deutschland) dienen.

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