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KONZERTE<br />

„Schokolade und Lakritz“<br />

Santiano auf „MTV Unplugged“-Tour / Sänger Björn Both im Interview<br />

PRÄSENTIERT:<br />

Seit der Bandgründung 2011 sind Santiano auf Erfolgskurs: Axel Stosberg, Hans-Timm Hinrichsen, Andreas Fahnert, Björn Both und Peter David Sage (v.l.n.r.).<br />

Foto: Carsten Klick<br />

66<br />

Diese Formation ist aus der deutschsprachigen<br />

Musiklandschaft nicht<br />

mehr wegzudenken: Santiano feiert<br />

Erfolge, von denen andere nur träumen. Mit<br />

der Einladung von MTV folgte nun ein weiterer<br />

Ritterschlag. Wir haben mit Sänger<br />

und Multiinstrumentalist Björn Both über<br />

das „Santiano – MTV Unplugged“-Album<br />

und die gleichnamige Tour gesprochen.<br />

Guten Tag Herr Both. Seit der Bandgründung<br />

im Jahr 2011 haben Sie fast vier<br />

Millionen Tonträger verkauft. Damit ist<br />

Santiano die erfolgreichste deutschsprachige<br />

Band des vergangenen Jahrzehnts.<br />

Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?<br />

(Lacht) Ach, es ist müßig, darüber nachzudenken.<br />

Wir wurden von Anfang an gefragt:<br />

Wie kann dieses Album so erfolgreich sein?<br />

Dann kam das zweite und es hieß: Warum<br />

seid ihr denn immer noch da? Eine eindeutige<br />

Antwort darauf zu finden, ist sehr<br />

schwierig. Irgendwann haben wir beschlossen,<br />

dass wir das gar nicht mehr rauskriegen<br />

wollen.<br />

Die Fans geben doch bestimmt Hinweise<br />

darauf, weshalb sie die Musik so abfeiern …<br />

Sicherlich wecken wir Sehnsüchte nach<br />

einem Leben auf dem Schiff. Unsere Texte<br />

beschreiben das Leben aus der Sicht eines<br />

Menschen, der nicht genau weiß, was morgen<br />

ist, der sich den Regeln an Bord unterwirft,<br />

wo es noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt.<br />

In diesem Kosmos setzt sich der Stärkere für<br />

den Schwächeren ein und die Gruppe begreift<br />

sich als Mannschaft. Im echten Leben<br />

sehnt sich vielleicht so mancher nach diesem<br />

überschaubaren Gefüge, weil das eigentliche<br />

Leben sehr kompliziert geworden ist.<br />

Die Musik als Realitätsflucht?<br />

Genau. Denn es ist schwierig, ein Leben zu<br />

führen, in dem man sich ein Herz fasst, seine<br />

sieben Sachen packt und in Richtung Horizont<br />

aufbricht. Darüber hinaus haben wir so<br />

viele Fans, weil wir unglaublich nette, sympathische<br />

Kerle sind (lacht).<br />

Wie ist der Kontakt zu den Fans?<br />

Wir pflegen einen guten Austausch mit<br />

unseren Fans. Wir geben immer alles und<br />

jedes Konzert ist uns wichtig. Wir versuchen<br />

so wenig wie möglich in den Zustand zu geraten,<br />

den Honigtopf, in den wir gefallen<br />

sind, für selbstverständlich zu nehmen.<br />

Höre ich da die typisch norddeutsche<br />

Bescheidenheit heraus?<br />

Bescheidenheit würde ich es nicht nennen,<br />

denn wir wissen schon, was wir tun. Trotzdem<br />

ist der Erfolg immer noch unfassbar.<br />

Wir dachten, wir machen Nischenmusik,<br />

und unser Stil ist ja auch kein Mainstream.<br />

Dennoch ist Ihre Musik offenbar sehr<br />

anschlussfähig.<br />

Ja, und das ist toll! Im Publikum tummeln sich<br />

Metal-Freaks, gepiercte Mittelalter-Fans,<br />

Punks, aber auch ganz normale Familien<br />

samt Oma. Und dann ist da noch normales<br />

Partyvolk. Unsere Fans sind so vielfältig, wie<br />

unsere Musik. Wer auf maritime Musik mit<br />

Irish Folk und eine Prise derben Rock steht,<br />

der kommt an uns einfach nicht vorbei.<br />

Im Spätsommer vergangenen Jahres ist<br />

das „MTV Unplugged“-Album erschienen.<br />

Wie kam die Songauswahl dafür zustande?<br />

Bei unseren 70 bis 80 Titeln mussten wir<br />

gemeinsam ausbaldowern, was unplugged<br />

funktioniert. Präsentieren wir uns als Irish-<br />

Folk-Band oder wollen wir unsere orchestrale<br />

Seite zeigen? Wir haben uns schließlich<br />

auf beides geeinigt. Bei uns stellt sich die<br />

Frage nicht nach dem Entweder-oder, sondern<br />

wir gucken, wie wir beides hinkriegen,<br />

Schokolade und Lakritz.<br />

Läuft so ein Entscheidungsprozess reibungslos<br />

ab?<br />

Wir pflegen eine schöne Streitkultur. Klar,<br />

wir sind fünf Leute, die auch mal das Geweih<br />

einsetzen. Bei uns gibt es keine Mehrheitsentscheide<br />

– und das aus folgendem Grund:<br />

Wenn von fünf Personen drei etwas gut finden<br />

und zwei nicht, ist das ein unglückliches<br />

Verhältnis. Also suchen wir so lange nach<br />

einer Lösung, bis wir fünf sagen: „Jep, das<br />

isses!“ In unserem Demokratieverständnis<br />

geht es nicht darum, den kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner zu finden, sondern den größten.<br />

Wie aufwendig war die Aufzeichnung?<br />

Santiano darf „MTV Unplugged“ spielen – da<br />

ist der Anspruch natürlich hoch! Das machst<br />

du nicht mit „Hacke, Spitze, Tor!“ Bis wir die<br />

Arrangements zusammengestellt hatten,<br />

waren bereits zwei Monate rum. Unterstützung<br />

hatten wir von unseren Produzenten<br />

und einem 36-köpfigen Orchester. Außerdem<br />

haben wir die Band um einige tolle<br />

Musiker erweitert.<br />

Auf das „MTV Unplugged“-Album folgt nun<br />

die gleichnamige Konzertreihe. Stimmt es,<br />

dass der Rapper Aligatoah mit dabei ist?<br />

Ja, wir haben einige Gäste, darunter Angelo<br />

Kelly, Oonagh, Jennifer von Beyond the Black<br />

und eben Aligatoah, den wir super nett finden.<br />

Er ist wirklich ein feiner Kerl und total<br />

wach und neugierig unterwegs.<br />

Deutsch-Rap und Santiano-Sound, wie<br />

geht das zusammen?<br />

Eigentlich gar nicht. Wir machen aber gern,<br />

was man auf den ersten Blick nicht von uns<br />

erwartet. Das einzige Kriterium lautet: Es<br />

muss sich eine Geschichte ergeben, die wir<br />

zusammen erzählen können. Wenn Santiano<br />

mit einem Wort beschrieben werden müsste,<br />

wäre es „verbinden“.<br />

Apropos verbinden: Welchen Bezug haben<br />

Sie zu Bremen?<br />

Bremen zählt für uns Schleswig-Holsteiner<br />

absolut zum Norden. Wir können Plattdeutsch<br />

schnacken, ohne übersetzen zu müssen. (KW)<br />

Sonntag, 29. März, ÖVB-Arena, 19 Uhr<br />

VERLOSUNG<br />

Wir verlosen 5 x 2 Eintrittskarten unter<br />

www.stadtmagazin-bremen.de.

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