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SB_15.535NLP

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Abschlussbericht AiF-Vorhaben Nr. 15.535N Seite - 3 -<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Ausgangssituation<br />

Keiner will es müssen, jeder muss es können: Das Thema ist Reparatur von Lötstellen im<br />

Fertigungsablauf elektronischer Baugruppen. Benetzung von Lötoberflächen und Ausbildung<br />

des Lotmeniskus sind nur indirekt beeinflussbare Prozesse im Lötvorgang. Diese<br />

Prozesse hängen von der Lötbarkeit der Fügeteile und dem Design der Anschlussflächen<br />

sowie der Positionierung von Lotpaste, Flussmittel und Bauelement ab. Die Lötbarkeit<br />

wiederum setzt sich aus den drei Anteilen Benetzbarkeit, Lötwärmebedarf und Lötwärmebeständigkeit<br />

zusammen. Direkten Einfluss auf die Benetzbarkeit haben die Temperatur<br />

und die Aktivität des Flussmittels, indirekten Einfluss damit auch die Zeit und die Atmosphäre,<br />

insbesondere die Sauerstoffkonzentration. Im Lötprozess können also nur die<br />

Randbedingungen eingestellt werden; der Vorgang der Lötstellenbildung durch Aufschmelzen,<br />

Benetzen, Lötspalt bzw. Hohlkehle füllen und abschließend Erstarren erfolgt<br />

mittels physikalischer Triebkräfte wie Wärmefluss in Richtung des thermischen Gleichgewichts,<br />

Verringerung der Oberflächenspannung, Kapillarkräfte, Bildung intermetallischer<br />

Phasen /1/.<br />

Der technische Prozess der Elektronikfertigung ist mit industrieüblichen Toleranzen behaftet.<br />

Dies betrifft sowohl die Materialeigenschaften, als auch Positionierung im Lotpastendruck<br />

und in der Bestückung von Bauelementen. Auch Lagerbedingungen (in deren Verlauf<br />

z. B. die Benetzbarkeit von Oberflächen degradiert) variieren stark in den Punkten<br />

Umgebungsbedingungen und Lagerdauer. Problematisch hinsichtlich der Lötsicherheit ist<br />

vor allem die heute übliche Verwendung mild aktivierter Flussmittel im „no-clean“ Fertigungsprozess,<br />

d. h. einem Prozessablauf, in dem Flussmittelrückstände ohne Gefahr von<br />

Korrosion auf den Baugruppen verbleiben können. Weiterhin problematisch ist die Verwendung<br />

von „Fine Pitch“ Bauelementen, d. h. ein Anschlussraster von 0,5 mm, teils sogar<br />

noch darunter /2/, und darüber hinaus der Einsatz von Bauelementen mit verdeckten<br />

Lötstellen, nämlich BGA und F-BGA (Ball Grid Array bzw. Fine Pitch BGA, letzteres mit<br />

einem Rastermaß unter 1 mm, bis hinab zu 0,4 mm) /3, 4/.<br />

Hier wird in einem engen Prozessfenster gefertigt, und Lötfehler sind in einer Rate zwischen<br />

20 und 200 dpmo (defects per million opportunities) an der Tagesordnung. Diese<br />

Lötfehler sind frühzeitig zu eliminieren, deshalb sind Inspektion und manuelle Nacharbeit<br />

ein integrierter Schritt in der Serienfertigung. Nichtsdestotrotz ist dies alles Stand der<br />

Technik und aufgrund der Forderung nach weiterer Miniaturisierung für geringeren Platzbedarf<br />

und kürzere Signallaufwege unabdingbar. Stand der Reparaturtechnologie ist aber<br />

leider eine Fertigungsstrategie, in der die Bearbeitungsparameter häufig nur unzureichend<br />

ausgearbeitet, beschrieben und kontrolliert werden /5/. Selbst anerkannte Reparaturstandards<br />

geben keine Hinweise auf Prozesstemperaturen oder –zeiten sowie Anzahl zulässiger<br />

Reparaturprozesse /6/.<br />

1.2 Anlass für den Forschungsantrag<br />

Das ohnehin enge Prozessfenster ist durch den Ersatz der bleihaltigen Weichlote durch<br />

bleifreie Legierungen noch einmal eingeschränkt. Grund sind die höheren Verarbeitungstemperaturen<br />

der Ersatzlegierungen auf der Basis Zinn-Silber-Kupfer, deren Schmelztemperatur<br />

ca. 40°C über der eutektischen Temperatur d er Zinn-Blei (-Silber) Legierungen<br />

liegt. Das bedeutet höhere Anforderungen an die Wirksamkeit der Flussmittel, aber auch<br />

eine geringere Möglichkeit der Temperaturüberhöhung (zur sicheren Erreichung der Löt-

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