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Religion und Wissenschaft II - SIFAT Heft 3/2019 - Leseprobe

Wie bereits angekündigt, findet das Thema „Religion und Wissenschaft“ hier seine Fortsetzung. Neben dem Abschluss einiger Artikel aus dem letzten Heft enthält dieses Heft Beiträge, die sich der Annäherung von Wissenschaft und Religion, Glauben, Spiritualität und Mystik widmen. Mit der Entdeckung der Relativität von Raum und Zeit und den Erkenntnissen der Quantenphysik setzte ein Umdenken bei bedeutenden Naturwissenschaftlern ein. Dieses Umdenken brachte ihnen die Sichtweise führender Mystiker ihrer Generation näher und mündete schließlich in einen gemeinsamen Dialog. Mehr Infos: www.verlag-heilbronn.de

Wie bereits angekündigt, findet das Thema „Religion und Wissenschaft“ hier seine Fortsetzung.
Neben dem Abschluss einiger Artikel aus dem letzten Heft enthält dieses Heft Beiträge, die sich der Annäherung von Wissenschaft und Religion, Glauben, Spiritualität und Mystik widmen. Mit der Entdeckung der Relativität von Raum und Zeit und den Erkenntnissen der Quantenphysik setzte ein Umdenken bei bedeutenden Naturwissenschaftlern ein. Dieses Umdenken brachte ihnen die Sichtweise führender Mystiker ihrer Generation näher und mündete schließlich in einen gemeinsamen Dialog. Mehr Infos: www.verlag-heilbronn.de

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Winfried Wilhelmy: Natur- <strong>und</strong> Heilk<strong>und</strong>e in 12. Jh. – Hildegard von Bingen <strong>SIFAT</strong> 3 / <strong>2019</strong><br />

gestaltete Körper; deren Bestandteile sind aus Wasser <strong>und</strong> aus Lehm. Die Geister<br />

sind feuriger <strong>und</strong> luftiger Art, der Mensch aber ist seinem Wesen nach wässriger <strong>und</strong><br />

erdhafter Natur.“<br />

Alle vier Elemente haben einen anderen Sitz im menschlichen Körper; das<br />

Feuer in Gehirn <strong>und</strong> Mark, die Luft in Atem <strong>und</strong> Vernunft, das Wasser in<br />

Flüssigkeit <strong>und</strong> Blut <strong>und</strong> die Erde im Gewebe bzw. den Knochen. Alle erfüllen<br />

unterschiedliche Funktionen <strong>und</strong> ermöglichen so das Leben: „Wie gesagt,<br />

befinden sich die Elemente im Menschen als Feuer, Luft, Erde, Wasser; mit ihren<br />

Kräften wirken sie in ihm, <strong>und</strong> in all seinen Handlungen bewegen sie sich wie ein<br />

Rad mit seinen Drehungen in raschem Kreislauf. Das Feuer sitzt im Gehirn <strong>und</strong><br />

im Mark des Menschen; denn bei der Verwandlung des ersten Menschen aus dem<br />

Lehm entbrannte durch Gottes Kraft ein rotleuchtendes Feuer in seinem Blut; daher<br />

ist das Blut rot. Diese Feuerskräfte manifestieren sich nun als Glut im Sehvermögen,<br />

als Kälte beim Riechen, als Feuchte im Geschmack, als Luft beim Hören <strong>und</strong> als<br />

Bewegung beim Tasten des Menschen.<br />

Die Luft mit ihren vier Kräften kommt, wie erwähnt, im Atem <strong>und</strong> in der Vernunft<br />

zum Ausdruck. Sie dient ja dem lebendigen Hauch, der Seele im Menschen,<br />

weil sie ihn trägt <strong>und</strong> weil sie der Flügel für sein Schwingvermögen ist, <strong>und</strong> zwar jedes<br />

Mal dann, wenn der Mensch den Atem in sich einzieht <strong>und</strong> ihn wieder ausströmen<br />

lässt, um so leben zu können. Die Seele ist das Feuer, das den Körper ganz <strong>und</strong> gar<br />

durchdringt <strong>und</strong> den Menschen belebt; die Luft entzündet auch das Feuer, <strong>und</strong> das<br />

Feuer brennt durch diese Luft im ganzen Organismus. Die Luftkräfte manifestieren<br />

sich als Tau beim Ausgießen, als Grünkraft beim Erregen, als Windhauch in der<br />

Bewegung <strong>und</strong> als Wärme in der Ausdehnung des Menschen. Das Wasser befindet<br />

sich in der Flüssigkeit <strong>und</strong> im Blut des Menschen. Das Wasser ist ja im Menschen, da<br />

auch das Blut in ihm nicht fehlt. Und dies verleiht dem Menschen die Feuchtigkeit,<br />

so dass die Grünkraft in ihm lebenskräftig bleibt <strong>und</strong> die Gerinnung der Knochen<br />

in ihm anhält. Durch die Kräfte aber wird das Gefäßsystem gestärkt; durch dieses<br />

fließt das Blut, hat seine Tropfenform <strong>und</strong> bewegt den ganzen Körper. […] Auf<br />

diese Weise manifestieren sich die Wasserkräfte im Blut: <strong>und</strong> zwar als Wärme beim<br />

Atmen, als Luft in allen Funktionen, als Feuchtigkeit bei den Reinigungsvorgängen,<br />

als Einschwemmung beim Wachstum, als Leichtbeweglichkeit beim Erstarken, als<br />

Saft beim Fruchtbarwerden, als Lustgeschmack bei der Erektion, als Grünkraft bei<br />

der Potenz, als Feuchtigkeit <strong>und</strong> Lieferant des feuchten Milieus in allen übrigen<br />

Gliederungen. […] Die Erde ist nun mit den obengenannten Kräften im Gewebe<br />

<strong>und</strong> im Knochensystem des Menschen vertreten; sein Gewebe aber ist feucht <strong>und</strong><br />

ständig wachsend. Wie aber die Erde mit Feuer <strong>und</strong> Wasser gestärkt wird, so ist auch<br />

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