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Religion und Wissenschaft II - SIFAT Heft 3/2019 - Leseprobe

Wie bereits angekündigt, findet das Thema „Religion und Wissenschaft“ hier seine Fortsetzung. Neben dem Abschluss einiger Artikel aus dem letzten Heft enthält dieses Heft Beiträge, die sich der Annäherung von Wissenschaft und Religion, Glauben, Spiritualität und Mystik widmen. Mit der Entdeckung der Relativität von Raum und Zeit und den Erkenntnissen der Quantenphysik setzte ein Umdenken bei bedeutenden Naturwissenschaftlern ein. Dieses Umdenken brachte ihnen die Sichtweise führender Mystiker ihrer Generation näher und mündete schließlich in einen gemeinsamen Dialog. Mehr Infos: www.verlag-heilbronn.de

Wie bereits angekündigt, findet das Thema „Religion und Wissenschaft“ hier seine Fortsetzung.
Neben dem Abschluss einiger Artikel aus dem letzten Heft enthält dieses Heft Beiträge, die sich der Annäherung von Wissenschaft und Religion, Glauben, Spiritualität und Mystik widmen. Mit der Entdeckung der Relativität von Raum und Zeit und den Erkenntnissen der Quantenphysik setzte ein Umdenken bei bedeutenden Naturwissenschaftlern ein. Dieses Umdenken brachte ihnen die Sichtweise führender Mystiker ihrer Generation näher und mündete schließlich in einen gemeinsamen Dialog. Mehr Infos: www.verlag-heilbronn.de

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Hazrat Inayat Khan: Der Wunsch nach Wissen <strong>SIFAT</strong> 3 / <strong>2019</strong><br />

Menschen. Was könnte ich in mir selbst schon lernen? Etwa die Anatomie des<br />

Körpers?“<br />

Ja, als erstes müssen wir den Aufbau des Körpers verstehen; das ist die erste<br />

Lektion. Indem man sie studiert, erkennt man die fünf verschiedenen Aspekte,<br />

welche unseren physischen Körper ausmachen. Die Mystiker nennen sie einfachheitshalber<br />

Erde, Feuer, Wasser, Luft <strong>und</strong> Äther. Aber diese Begriffe dürfen<br />

nicht mit den naturwissenschaftlichen Begriffen verglichen werden; sie<br />

sind nur für Mystiker/innen zweckmäßig. Dann betrachtet man die verschiedenen<br />

Sinne, die Sinnesorgane; jeder Sinn repräsentiert eines dieser Elemente.<br />

Und was die natürlichen Neigungen <strong>und</strong> Bedürfnisse des Lebens betrifft, so<br />

steht jede Handlung, die ein Mensch unternimmt, in Beziehung zu einem der<br />

fünf Elemente. Die Untersuchung dieses Mechanismus‘ lässt einen Menschen<br />

begreifen, dass das, was er immer ich selbst nannte, nichts anderes ist, als ein<br />

aus fünf Elementen geschaffener Mechanismus, aus den Elementen, die von der<br />

äußeren Welt geborgt sind. Und er entdeckt, dass sein Geist, der mittels aller<br />

Sinnesorgane Erfahrungen macht, doch distanziert bleibt als ein Betrachter, der<br />

die äußere Welt durch die Medialität dieses Mechanismus‘, welchen er seinen<br />

Körper nennt, erkennt <strong>und</strong> versteht. Einem tiefsinnigen Denker wird durch<br />

dieses Wissen die Tatsache bewusst, dass er nicht sein Körper ist; trotzdem gibt<br />

es vielleicht einen unter einer Million Menschen, der klar erkennt: „Mein Körper<br />

ist mein Instrument; ich bin nicht mein Körper.“ Wem es gelingt zu verstehen,<br />

„mein Körper ist mein Instrument“, der kontrolliert sein Gefängnis; sie<br />

oder er ist die Ingenieurin dieser Maschinerie.<br />

Dann kommt die nächste Ebene der Selbstkenntnis, auf der erforscht wird,<br />

was wir denkenden Geist oder Gemüt (mind) nennen. Bei einer genauen Erforschung<br />

des Gemüts erkennen wir, dass diese fünf verschiedenen Qualitäten:<br />

Vernunft, Erinnerung, Denken, Fühlen <strong>und</strong> das Ego das Gemüt ausmachen.<br />

Wir finden heraus, dass das Gemüt eine oberflächliche <strong>und</strong> eine tief liegende<br />

Seite hat. Seine Tiefe ist das Herz; seine Oberfläche ist der denkende Geist. Jede<br />

Qualität des Gemüts verkörpert eine der fünf Elemente. Das wiederum bringt<br />

uns auf den Gedanken, dass sogar dieses über dem psychischen Körper rangierende<br />

Gemüt ein Mechanismus ist. Je besser wir mit diesem Mechanismus<br />

vertraut sind, umso fähiger werden wir, diesen zum Nutzen zu steuern; es ist die<br />

Unwissenheit über das Geheimnis dieses Mechanismus‘, die den Menschen sein<br />

eigenes Reich nicht gewahr werden lässt. Dieses Wissen lässt uns verstehen: „Ich<br />

bin weder mein Körper, noch bin ich mein Gemüt; ich bin der Ingenieur, der<br />

über diese beiden Besitztümer, über diese beiden Maschinerien, verfügt <strong>und</strong> sie<br />

zum besten Nutzen des Lebens arbeiten lässt.“ Dann fragt man sich: „Wer bin<br />

ich?“ Denn bis zu einem gewissen Grad ist auch das Gemüt ein von der äuße-<br />

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