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Religion und Wissenschaft II - SIFAT Heft 3/2019 - Leseprobe

Wie bereits angekündigt, findet das Thema „Religion und Wissenschaft“ hier seine Fortsetzung. Neben dem Abschluss einiger Artikel aus dem letzten Heft enthält dieses Heft Beiträge, die sich der Annäherung von Wissenschaft und Religion, Glauben, Spiritualität und Mystik widmen. Mit der Entdeckung der Relativität von Raum und Zeit und den Erkenntnissen der Quantenphysik setzte ein Umdenken bei bedeutenden Naturwissenschaftlern ein. Dieses Umdenken brachte ihnen die Sichtweise führender Mystiker ihrer Generation näher und mündete schließlich in einen gemeinsamen Dialog. Mehr Infos: www.verlag-heilbronn.de

Wie bereits angekündigt, findet das Thema „Religion und Wissenschaft“ hier seine Fortsetzung.
Neben dem Abschluss einiger Artikel aus dem letzten Heft enthält dieses Heft Beiträge, die sich der Annäherung von Wissenschaft und Religion, Glauben, Spiritualität und Mystik widmen. Mit der Entdeckung der Relativität von Raum und Zeit und den Erkenntnissen der Quantenphysik setzte ein Umdenken bei bedeutenden Naturwissenschaftlern ein. Dieses Umdenken brachte ihnen die Sichtweise führender Mystiker ihrer Generation näher und mündete schließlich in einen gemeinsamen Dialog. Mehr Infos: www.verlag-heilbronn.de

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Hazrat Inayat Khan: Der Wunsch nach Wissen <strong>SIFAT</strong> 3 / <strong>2019</strong><br />

Man kann bei den Tieren den natürlichen Wunsch nach Wissen wahrnehmen,<br />

<strong>und</strong> dieser Wunsch ist es, der in der menschlichen Entwicklung als Neugier zu<br />

erkennen ist. Von Kindheit an scheint diese Tendenz vorherrschend zu sein,<br />

<strong>und</strong> je mehr Wissensdrang ein Kind zeigt, desto vielversprechender ist es. Denn<br />

dies zeigt, dass der seelische Anteil des Kindes stärker hervortritt. Was uns in der<br />

Persönlichkeit von Erwachsenen am stärksten beeindruckt, abgesehen von all<br />

ihrer Güte <strong>und</strong> Tugendhaftigkeit, ist dieses Leuchten der Intelligenz. Wenn das<br />

also im Leben so wichtig ist, muss es zu einem wichtigen Resultat führen. Und<br />

was ist dieses Resultat? Es ist das Wissen um die höchste Wahrheit, die den Sinn<br />

des Lebens erfüllt.<br />

Eine neugierige Seele beginnt damit, alles, was sie sieht, <strong>und</strong> alles, womit sie<br />

in Kontakt kommt, genau wissen zu wollen. Zuerst möchte sie den Namen<br />

eines Objekts wissen, wie es genannt wird, wozu es da ist, was es ist, wofür es<br />

gebraucht wird, wie es gebraucht wird, woraus es gemacht ist, wie man das Beste<br />

aus der Sache macht, wie man den größten Nutzen aus ihr zieht. Dieses Wissen<br />

nennen wir Lernen. Die verschiedenen Lernbereiche sind durch unterschiedliche<br />

Namen gekennzeichnet <strong>und</strong> klassifizieren jenes Wissen, welches man sich<br />

durch das Studium der äußeren Welt aneignet. Aber das Leben ist so kurz <strong>und</strong><br />

das Feld dieses Wissens so weit, dass ein Mensch immer weiter <strong>und</strong> weiter studieren<br />

muss. Vielleicht studiert er einen Wissenszweig <strong>und</strong> erkennt, dass ein<br />

einziges Leben nicht ausreicht, um sich mit diesem besonderen Fachgebiet vertraut<br />

zu machen. Und dann ein anderer Mensch: Er gibt sich nicht zufrieden<br />

mit nur einem Zweig des Wissens; er möchte Einblick in viele Bereiche haben.<br />

Bis zu einem gewissen Grad macht er sich mit verschiedenen Aspekten des<br />

Wissens vertraut. Es macht aus ihm vielleicht, wenn er etwas erreicht, einen<br />

Menschen mit Allgemeinwissen. Doch dies wird den Sinn seines Lebens nicht<br />

erfüllen. Farabi, der große arabische <strong>Wissenschaft</strong>ler aus alter Zeit, behauptete,<br />

viele Wissensgebiete zu kennen; als er aber seine Kenntnisse in Musik vorstellen<br />

sollte, fehlte ihm der wesentliche Teil, das war nicht die Musiktheorie, sondern<br />

die musikalische Praxis.<br />

Wissen hat jedoch zwei Aspekte: ein Aspekt bezieht sich auf das Wissen, das<br />

wir als Lernen bezeichnen; der andere Aspekt meint das Erkennen, das innere<br />

Wissen. Lernen kommt aus dem Verstand, aus der logischen Schlussfolgerung:<br />

„es ist so, weil dies oder jenes gilt“; das ist Wissen. Daneben gibt es aber ein<br />

Wissen, das mit „weil“ nicht erklärt werden kann; man kann nur sagen, dass es<br />

so ist; es kann nicht anders sein. Das auf „weil“ gründende Wissen ist tausendfach<br />

widersprüchlich. <strong>Wissenschaft</strong>ler/innen, Erfinder/innen, gelehrte Personen<br />

haben eine Begründung; ein anderer kommt <strong>und</strong> sagt: „Das denke ich nicht; ich<br />

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