SCHWARZWALDIMPRESSIONEN5,80 €, 33. Jahrgang, Ausgabe 2020 Mit Panoramakarte zum HerausnehmenGeschichten aus derSchwarzwaldwildnis111 Schätze der Kulturim SchwarzwaldDie neuenSCHWARZWALDIMPRESSIONENsind nach Ostern imWeinland Zeitschriftenhandel Baden aktuell und auchSonderteilbei uns im Verlag für Sie erhältlich
VISION 2025 KULTUR JOKER 5Kunstvereine im Gespräch (18):Schopfheim im WiesentalEs gab in Lörrach die StädtischeGalerie Villa Aichele, bis2003. Manche dieser Einrichtungenfielen, auch in anderenKommunen, leider dem Rotstiftzum Opfer – obgleich siedoch so wichtig sind. Eine etwa20-köpfige Initiative mobilisiertedamals gegen den Kahlschlagder Stadt – vergebens.Jedenfalls entstand vor diesemHintergrund Anfang 2004 der„Verein Bildende Kunst Lörrach“.Er zählt heute stolze130 Mitglieder, auch aus derRegion Basel und Baselland;zu Beginn waren es vorrangigKunstfreunde, im Lauf derZeit traten viele KünstlerInnenbei – professionelle und solche,die eher dem kreativen Hobbyfrönen. Von Anfang an dabei istdie Vorsitzende des Vereins, dieMalerin Marga Golz.Kunstvereine spielen einewichtige Rolle im Kulturlebenvon Städten und Gemeinden– gerade auch in unsererRegion. Aber wie siehtdas im Einzelnen aus? DieSerie über die KunstvereineSüdbadens wird in diesemMonat fortgesetzt mit Beiträgenüber die Einrichtungenin Schopfheim und Lörrach,die neben der geographischenNachbarschaft einige weitereGemeinsamkeiten, historischund konzeptionell aber auchUnterschiede aufweisen.Hans Theo Baumann (1924–2016) dürfte nicht allen imGroßraum Freiburg ein Begriffsein. Der gebürtige Basler,aufgewachsen in Weil, siedelte1947 nach Schopfheimim Wiesental um, nachdem erzuvor eine Ausbildung zumTextiltechniker sowie Studienan der Akademie der BildendenKünste in Dresden und derKunstgewerbeschule in Baseljeweils mit Abschluss absolvierthatte. Hernach erlangteer Weltruhm als Designer. Derallererste Stuhl (aus Plexiglas),den Vitra baute, entsprang seinemEntwurf. Vor allem fürPorzellanmanufakturen war erfortan tätig: Rosenthal, KPMBerlin. Die Kontakte bestanden,das Renommée ohnedies– 1982 gründete Baumann denlokalen Kunstverein und bliebbis 2006 dessen Vorsitzender.Seit 2010 ist Johannes Kehm(im Rahmen des siebenköpfigenehrenamtlichen Vorstands) amRuder, Journalist und langjährigerLeiter des SWR-Regionalbürosin Lörrach, die „Stimmeder Region“, wie er wertschätzendgenannt wurde.Kehm erhebt nun das Wortfür die Kunst: „Wir vermisseneinen eigenen, festen Raumnicht, wir müssten ihn ja auchbewirtschaften.“ Tatsächlichist der etwa 70 Mitglieder zählendeVerein insofern komfortabelaufgestellt, als ein kleinererSonderausstellungsraumdes städtischen Museums in derAltstadt zur Verfügung steht;bald nach der Jahrtausendwendekam dann als zweite, großzügigereLocation die „Kulturfabrik“hinzu, eine ehemaligeTextilproduktionshalle. BeideObjekte gibt die Stadt demBlick in die ungeöffnete Ausstellung „Von allen Seiten“Foto: Günter RufDer Verein verfügt über keineigenes Haus, aber gleichsamals Kompensation des anfänglichenZwists kam heraus, dassein bis zwei Mal pro Jahr diegut 400 qm große Ausstellungsflächeim ersten Obergeschossdes Dreiländermuseums genutztwerden kann. „Ein eigenesHaus anzustreben, ist füruns kein Thema“, sagt deshalbMarga Golz. Denn das Dreiländermuseumhat einen Namen,ein Profil, und bietet auch dieInfrastruktur zur Durchführungvon Kunstausstellungen.Die Zusammenarbeit klappt,die Logistik ist vorhanden. DerVerein trägt die Versicherungskostenund organisiert auch dieGestaltung und Durchführungvon Ausstellungsprogrammen.Bei Aufbau und Öffentlichkeitsarbeitunterstützt das Museum,Kunstverein mietkostenfrei fürje eine Ausstellung pro Jahr,Aufsichten inklusive. SollteBedarf für ein drittes Vorhabenbestehen, lässt sich das nachTerminabsprache meist aucharrangieren. „Der eher intimeRaum des Museums eignetsich hervorragend für Ausstellungenmit kleineren Formaten,in der Kulturfabrik lassen sichwunderbar raumfüllende Bilderund Skulpturen präsentieren“,so Kehm. Und es gibt einenfesten Sponsoringvertrag mitder Sparkasse Wiesental.Der Kunstverein konzentriertsich auf das Kerngeschäft derBildenden Kunst, andere Spartenbleiben außer Acht. Seitder Gründung kamen so mehrals 70 Ausstellungen zustande.Meist will man dabei „namhafteKünstlerInnen“ in diesüdbadische Provinz tragen,einige prominente Beispiele auslanger Liste des Geleisteten:Otmar Alt, Werner Berges,Arturo Santana Ganem, ErichHauser, Angelika Huber, Hans-Günther van Look, NataschaMann, Charles Morgan, LucSimon, Hans Silvester, ErichKulturfabrik für AusstellungenSmodics, Peter Staechelin. Danebengibt es aber durchaus denzweiten Strang mit starker regionalerKomponente: ein Projektzum Thema Urban-Art (2012),die Künstler des Weiler Kesselhauses(2013) oder die Studierendenklassevon Ben Hübschan der damaligen FreiburgerHochschule für Kunst, Designund Populäre Musik (2017). Der‚Mix‘ bestimmt also das Konzept– zwischenzeitlich sogar(2008/9) mit außereuropäischenKünstlern. Insgesamt jedochsoll es nicht allzu experimentellwerden, das würde das Publikumim Wiesental womöglichdie Aufsichten sind garantiert.Doch bleibt die Aktivität nichtauf diesen Ort beschränkt. Esgibt Kunstprojekte und -kontaktein den PartnerstädtenLörrachs: Chester (GB), Sens(F), Meerane (in Sachsen). Darüberhinaus schauen sich dieVerantwortlichen regelmäßignach weiteren Veranstaltungsortenin der Region um: dieKulturfabrik in Schopfheim,die Sparkasse in Rheinfelden,das Alte Rathaus in Inzlingenwurden bereits bespielt. In dievielseitigen Kooperationen sindauch die Partner-Kunstvereinein Schopfheim und Weil eingebunden.Insgesamt 42 Ausstellungenund Projekte konntenseit der Vereinsgründung realisiertwerden. Die durchschnittlichejährliche Besucherzahlliegt bei 1.000 bis 1.500 Gästen.Eine ordentliche Bilanz.Zum Konzept: „Wir verstehenuns nicht als Galeristenund haben uns auch nicht aufeine bestimmte Kunstrichtungeingeschworen“, sagt die Vorsitzende.Meist sind es Gruppenausstellungen(die auswärtigeund regionale KünstlerInnenzusammenschließen) und interessantethematische Ideen;der Blick nur auf das Archivder letzten Jahre liefert Beispiele:„so nah so fern – Innenräume,Außenräume“ (2019),„SCHRIFTlich – Bild, Kalligrafieund Zeichen“ (2019),„paper art“ (2018), „Natur imBlick“ (2015), „Gesichter“(2013). „Alt und Jung“ oderauch „einheimisch und auswärtig“– dieser Mix garantiertAbwechslung und Durchmischung.Die Hauptarbeit dabeileisten der erweiterte Vorstandund die (ebenfalls ehrenamtlichen)Kuratorinnen, derzeitsind das Gabriele Menzer undHanna Benndorf, beide selbstkünstlerisch tätig und ausstellungserfahren.Der Lörracher Kunstvereinhat sich, obschon im Vergleicheher ‚jung‘, längst etabliert. DieStadt fördert mit jährlichemZuschussbetrag, die SparkasseRheinfelden und die MedienagenturMediaville in Weil tretenals Sponsoren ein. Der Standortim Zentrum des Dreiländereckserweist sich als vorteilhaft undzieht Besucher aus der Schweizund Frankreich an. Komplettaufgebaut ist derzeit die Ausstellung„Von allen Seiten –Skulpturen und Objekte“, dieam 20. März eröffnen sollte,nun aber vor Ort nicht zu sehenist. Einen Eindruck kann mandurch die Bilderfolge auf derFoto: Luis Lenzweniger schätzen, so die Vermutungdes Vorsitzenden.Zum Portfolio zählen außerdem:künstlerische Jahresgaben,Kunstreisen – und seitzwei Jahren die unter dem Labeldreiartig.com gefasste Kooperationmit den benachbartenKunstvereinen in Lörrach undWeil. Der Wunsch am Ende isttypisch: die Hoffnung auf Verjüngungder Mitgliederschaftund des Publikums. Good luck!Martin FlasharInfo: Kunstverein Schopfheime. V., https://kunstvereinschopfheim.deKunstvereine im Gespräch (19):Lörrach am DreiländereckHomepage gewinnen. Für dasFrühjahr 2021 befindet sich,ebenfalls im Dreiländermuseum,das Projekt „Linie in derMalerei“ in Vorbereitung.Martin FlasharInfo: Verein Bildende KunstLörrach e. V., http://www.vbkloerrach.de.