SB_15.914BLP
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2010<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Einsatz von neuen Nicht-<br />
Kupferwerkstoffen zur<br />
Schweißdrahtkontaktierung<br />
in MSG Schweiß- und<br />
Lötprozessen insbesondere<br />
für Aluminium und<br />
niedrigschmelzende<br />
Zusatzwerkstoffe
Einsatz von neuen Nicht-<br />
Kupferwerkstoffen zur<br />
Schweißdrahtkontaktierung in<br />
MSG Schweiß- und<br />
Lötprozessen insbesondere für<br />
Aluminium und niedrigschmelzende<br />
Zusatzwerkstoffe<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 15.914 B<br />
DVS-Nr.: 03.087<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Institut für<br />
Fertigungstechnik/Schweißtechnik<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 15.914 B / DVS-Nr.: 03.087 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />
Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2010 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 189<br />
Bestell-Nr.: 170298<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-188-2<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Inhaltsverzeichnis<br />
I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abkürzungen, Formelzeichen, Symbole ........................................................................................ II<br />
Abbildungsverzeichnis..................................................................................................................III<br />
Tabellenverzeichnis.......................................................................................................................VI<br />
1 Ausgangssituation ........................................................................................................................1<br />
2 Zielstellung der Untersuchungen .................................................................................................3<br />
3 Stand der Forschung und Technik................................................................................................4<br />
4 Experimentelle Randbedingungen ...............................................................................................7<br />
4.1 Werkstoffe (Halbzeug und Kontaktrohr) ..............................................................................7<br />
4.1.1 Kupferwerkstoffe ...........................................................................................................7<br />
4.1.2 Elektrographit.................................................................................................................8<br />
4.1.3 Metall-Graphit-Verbunde...............................................................................................9<br />
4.1.4 Zusatzwerkstoffe ..........................................................................................................11<br />
4.1.5 Grundwerkstoffe...........................................................................................................11<br />
4.2 Versuchsaufbau und -durchführung....................................................................................11<br />
4.2.1 Eigenschaftsbestimmung der Graphitwerkstoffe .........................................................11<br />
4.2.2 Adaption am Brenner ...................................................................................................15<br />
4.2.3 Schweißversuche..........................................................................................................15<br />
5 Ergebnisse und Auswertung.......................................................................................................19<br />
5.1 Auswahl der Werkstoffe und Herstellung der Kontaktrohre ..............................................19<br />
5.2 Untersuchung der Basiseigenschaften der Kontaktrohrwerkstoffe.....................................21<br />
5.2.1 Härte.............................................................................................................................21<br />
5.2.2 Elektrische Leitfähigkeit ..............................................................................................22<br />
5.2.3 Temperaturleitfähigkeit................................................................................................25<br />
5.2.4 Verschleißverhalten......................................................................................................27<br />
5.2.5 Spanende Bearbeitbarkeit.............................................................................................29<br />
5.3 Adaption der Kontaktrohre an Brennersysteme ..................................................................29<br />
5.4 Schweißverhalten und Standzeitermittlung der alternativen Kontaktrohrwerkstoffe .........34<br />
5.4.1 Elektrische Parameter und Lichtbogenausbildung.......................................................34<br />
5.4.2 Dauerversuche..............................................................................................................41<br />
5.4.3 Start-Stopp-Versuche ...................................................................................................61<br />
6 Zusammenfassung......................................................................................................................64<br />
Literaturverzeichnis.......................................................................................................................66<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Institut für Fertigungstechnik/Schweißtechnik<br />
AiF-Vorhaben Nr.:15.914 BR<br />
Abschlussbericht
1 Ausgangssituation<br />
1<br />
1 Ausgangssituation<br />
Die Kontaktierung der Zusatzwerkstoffe wird in Metallschutzgas (MSG)-Schweiß- und Lötprozessen<br />
über Kontaktrohre aus Kupfer oder Kupferlegierungen realisiert. Die Standzeit dieser<br />
Stromübertragungselemente ist durch vier Faktoren begrenzt:<br />
• mechanischer Verschleiß der Bohrungsgeometrie durch Ausleibung,<br />
• funkenerosive Abtragungen von der Kontaktrohroberfläche des Stromkontaktrohrs und<br />
des Schweißdrahtes,<br />
• Anlegierungen von Kupfer oder Kupferoxiden am Schweißdraht bzw. von Schweißdrahtpartikeln<br />
im Bohrungskanal des Kontaktrohrs<br />
• Anlegierungen von Mikro-Spritzern aus dem Schweißprozess.<br />
Der mechanische Verschleiß entsteht durch einen Materialabtrag in Folge von Reibungsvorgängen<br />
zwischen der bewegten Drahtelektrode und der Oberfläche der Kontaktrohrbohrung. Diese<br />
fortlaufenden Aufweitungen des Bohrungskanals begünstigen die willkürliche Verschiebung der<br />
Kontaktpunkte zwischen Draht und Kontaktrohr in Richtung der Kontaktrohrlängsachse. Die<br />
damit verbundene Längenänderung des freien Drahtendes vom Kontaktpunkt bis zum elektrodenseitigen<br />
Lichtbogenansatzpunkt reduziert die Prozessstabilität und -reproduzierbarkeit. Eine<br />
Verschlechterung der Kontaktverhältnisse führt zudem zu einer Erhöhung des Übergangswiderstandes<br />
zwischen Drahtelektrode und Kontaktrohr.<br />
Infolgedessen steigen die thermischen Belastungen des Kontaktrohres und es werden Temperaturen<br />
erreicht, bei denen die Härte des Kupferwerkstoffes deutlich absinkt. Diese Festigkeitsveränderungen<br />
führen wiederum zu einem erhöhten Verschleiß. Bei der Verarbeitung weicher Drahtelektroden,<br />
wie z. B. Aluminiumelektroden, führen die Reibvorgänge zwischen Elektrode und<br />
Kontaktrohr zu einem Abrieb an der Elektrode selbst. Diese Abriebpartikel verengen die Kontaktrohrbohrung,<br />
erschweren die Drahtförderung und beeinflussen die Kontaktierungsmechanismen.<br />
Folglich treten Prozessunregelmäßigkeiten durch ungleichmäßige Drahtvorschubzustände<br />
auf. Bei Verarbeitung von Drahtelektrodenwerkstoffen mit geringer Schmelztemperatur und hoher<br />
Affinität zu Kupfermaterialien ist ein Anlegieren von Zusatzwerkstoffpartikeln am Kupferkontaktrohr<br />
unvermeidbar. Zum einen werden Abriebpartikel durch Kaltpressschweißvorgänge<br />
an der Oberfläche der Kontaktrohrbohrung angelagert, zum anderen haften Prozessspritzer am<br />
lichtbogenseitigen Ende des Kontaktrohres an. Diese Effekte führen zu Verengungen des Kon-<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Institut für Fertigungstechnik/Schweißtechnik<br />
AiF-Vorhaben Nr.:15.914 BR<br />
Abschlussbericht
1 Ausgangssituation<br />
2<br />
taktrohres und zum schlagartigen Prozessausfall. Die Anlegierungsneigung besteht vor allem bei<br />
der Verwendung von Al-, Mg-, Cu- und Zn-basierten Drahtelektroden.<br />
Um die Stabilität und das Prozessverhalten des Lichtbogens beim MSG-Schweißen zu beeinflussen,<br />
boten sich bis dato hauptsächlich Änderungen in den Prozessparametern, der Regelung und<br />
der Gasversorgung an. Innovative Technologien wie das CMT-Verfahren oder die Cold-Arc-<br />
Technik eröffneten durch ihr geändertes mechanisches bzw. elektrisches Regelverhalten neue<br />
Möglichkeiten bei der Verarbeitung von Werkstoffen, die konventionell schwierig schweißtechnisch<br />
zu beherrschen sind.<br />
Neue Kontaktierungswerkstoffe besitzen ebenfalls das Potenzial die bisherigen Anwendungsfenster<br />
zu erweitern und die Prozessstabilität zu verbessern. Im Gegensatz zur Entwicklung der<br />
Stromquellentechnik, die in den letzten Jahren entscheidend vorangetrieben wurde, besteht auf<br />
dem Gebiet der alternativen Kontaktierungswerkstoffe noch enormer Forschungsbedarf, insbesondere<br />
vor dem Hintergrund weiter steigender Rohstoffpreise.<br />
Tabelle 1: Übersicht der bereits bekannten und angenommenen (kursiv) Eigenschaften verschiedener<br />
Kontaktrohrwerkstoffe.<br />
Legierung<br />
Konventionell Dispersionskupfer Graphit dotierter<br />
Graphit<br />
Cu-ETP/ Cu-Al 2 O 3 C C + Metall<br />
CuCr1Zr<br />
Gitterstruktur kfz kfz hdp +<br />
polykristallin<br />
elektr. Widerstand<br />
Temperaturbeständigkeit<br />
f(Gitterfestigkeit)<br />
Spritzeranhaftung<br />
f(T)<br />
steigt mit<br />
Temperatur<br />
steigt mit Temperatur<br />
sinkt mit<br />
Temperatur<br />
bis 350°C 500°C ab 300°C<br />
oxidativ<br />
polykristallin<br />
ähnlich reinem<br />
Graphit<br />
mittel bis stark gering gering<br />
Anlegierungen stark! mittel kaum kaum<br />
Werkstoffeinlagerungen - möglich möglich Cu, Ag, Al<br />
Oberflächenbeschichtung Oxide, Ag, Au möglich ?<br />
Befestigung Stromdüse<br />
Gewinde<br />
M6…M10<br />
Gewinde<br />
M6…M10<br />
sinkt mit Temperatur<br />
„Klemm“-<br />
Aufnahme<br />
„Klemm“-<br />
Aufnahme<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Institut für Fertigungstechnik/Schweißtechnik<br />
AiF-Vorhaben Nr.:15.914 BR<br />
Abschlussbericht
2 Zielstellung der Untersuchungen<br />
3<br />
2 Zielstellung der Untersuchungen<br />
Das Ziel des Forschungsprojektes besteht in der Weiter- und Neuentwicklung sowie der Qualifizierung<br />
von Kontaktrohren auf Kohlenstoffbasis. Dabei kommen Hartkohlenstoff- und Graphitwerkstoffe<br />
zum Einsatz, die zur Eigenschaftsverbesserung mit zusätzlichen Komponenten dotiert<br />
werden. Zielgrößen sind die Erhöhung der Standzeit der Kontaktrohre gegenüber Elektrolytkupfer-Varianten<br />
(Cu-ETP) um mindestens den Faktor 2, das Ausschließen der Anlegierungsneigung<br />
und die Erschließung neuer Anwendungsbereiche insbesondere bei der Verwendung niedrigschmelzender<br />
Zusatzwerkstoffe.<br />
Weiterhin werden bestehende Kenntnislücken beim Gebrauch von Kontaktrohren aus Graphit<br />
geschlossen und neue Anwendungsfenster erforscht. Die Anwendung von Nicht-Kupfer-<br />
Werkstoffen zur Drahtkontaktierung stellt einen neuen Ansatz zur Verbesserung von Prozesssicherheit<br />
und Anlagenverfügbarkeit beim MSG-Schweißen dar. Die gezielte Dotierung von Graphitmaterialien<br />
mit metallischen Bestandteilen ist eine völlig neue Herangehensweise. Für die<br />
Verarbeitung von Drahtelektroden aus Zn-, Mg-, Cu- und teilweise Al-Legierungen wird ein<br />
stabileres Prozessverhalten erwartet.<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Institut für Fertigungstechnik/Schweißtechnik<br />
AiF-Vorhaben Nr.:15.914 BR<br />
Abschlussbericht