HANDWERK UND GEDULD WEINGUT K.F. GROEBE | RHEINHESSEN Von TILL EHRLICH Fotos CHRISTOF HERDT Seine Weine reifen nicht in blitzenden, sensorengesteuerten Stahltanks, französischen Barriques oder modischen Amphoren, sondern in Eichenfässern, die die Zeit geschwärzt hat, die zum Teil noch von seinem Vater nach dem Krieg angeschafft wurden. Lange Zeit war diese Art, die Weine auszubauen, völlig aus der Mode. Inzwischen gibt es ein Revival. Doch viele Winzer wissen nicht mehr so richtig, wie das geht, müssen den klassischen Fassausbau erst wieder lernen. Friedrich Groebe hat damit nie aufgehört und darin Meisterschaft erlangt. Dabei geht es im Wesentlichen darum, den Wein im Fass sehr lange Sur Lie, auf seiner natürlichen Gärungshefe, zu lassen. Das erfordert Sauberkeit im Keller und vom Winzer viel Geduld, Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit. Er muss den Wein einerseits in Ruhe reifen lassen, andererseits ihn ständig kontrollieren und bei Bedarf schnell reagieren können. Kurz, es geht darum, dem Wein Zeit zu geben und ihn auf weitgehend natürliche Weise zu stabilisieren – ohne starke Eingriffe und High-Tech. Seine lebendigen Weine entfalten sich über die Jahre in ungewohnter Stabilität und Raffinesse. Dies zeigen seine hochkarätigen Gewächse aus den Lagen Aulerde und Kirchspiel – etwa in Jahrgängen wie 2002 oder 2007, die immer noch taufrisch sind und im Lauf der Jahre sogar noch schöner und eleganter geworden sind. Auch im Weinberg hat man sich vielen Sünden verweigert, hat nie Herbizide versprüht, weshalb die Lagen heute über ein gesundes Ökosystem verfügen. Das trifft auch auf die Weinstilistik zu: Die Groebes haben nie mit der Tradition großer trockner Lagenweine gebrochen. So war das Gut zwischen den 1970er und 1990er Jahren der einzige Betrieb, der trockne Rieslinge aus dem Kirchspiel erzeugte. Ein uralter Weinkeller wird bis zum heutigen Tag für fast die gesamte Weinproduktion genutzt. Er liegt in fünf Metern Tiefe direkt unter dem historischen Marktplatz von Westhofen. Wer diesen fünfhundert Jahre alten Keller betritt, gelangt in einer Art Zeitmaschine in eine entrückte Welt, die allein dem Wein zu gehören scheint. Hier stehen zweiundvierzig alte Holzfässer – das älteste ist von 1890, das jüngste von 1967 –, in denen Friedrich Groebe, wie schon seine Vorfahren, die gesamte Ernte ausbaut. Der Keller ist nicht nur Teil seiner Familiengeschichte, er zwingt den Winzer auch zu einem technischen Minimalismus, zur handwerklichen Perfektionierung des Holzfassausbaus. Das hat natürlich Folgen für die Stilistik seiner Weine, begründet ihre fragile Schönheit, die erst mit den Jahren langsam erblüht. UNBEIRRT VON DEN MODEN DER DEUTSCHEN WEINSZENE ERZEUGT FRIEDRICH GROEBE IN WESTHOFEN SEIT JAHRZEHNTEN EINIGE DER BESTEN UND LANGLEBIGSTEN TROCKNEN RIESLINGE DEUTSCHLANDS. AM DEUTLICHS- TEN TRITT <strong>DAS</strong> IN GROEBES RIESLING AUS DEM KIRCHSPIEL ZU TAGE: ER HAT DIESE MINERAL- REICHE FESTIG KEIT UND UNGEZÄHMTE KRAFT, DIE SICH AUF DER ZUNGE IN HARMONIE UND FREUNDLICHEN GESCHMACK VERWANDELT, IN KÜHLEN SAFT UND WARME FÜLLE. UM SO ZU WERDEN, BRAUCHEN WEIN UND BODEN VIEL ZEIT. <strong>DAS</strong> WEISS DER WINZER. In Jahrtausenden hat sich der harte Kalkfels zu Erde gewandelt. Der schwere Kalksteinboden verleiht dem Großen Gewächs aus dem Westhofener Kirchspiel, in dem Friedrich Groebes Vater vor einem halben Jahr hundert die besten Parzellen erworben hat, seine mineralreiche Festigkeit. DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN 2018 Riesling trocken, VDP.Gutswein Selbst der Gutswein kommt aus besten Lagen: Geprägt von feiner Frucht und Mineralität und einer rassigen Würze. Ein Alltagsweine, der alles andere als alltäglich ist. 2018 Westhofener Grauburgunder, VDP.Ortswein Duftet reif und intensiv nach Birne und Melone, dazu im Mund mit eine feinen Cremigkeit vom Hefelager ausgestattet und im Abgang mit feiner Würze. 2018 Westhofener Riesling, VDP.Aus Ersten Lagen Schonender Ausbau und viel Zeit geben dem Wein seine besondere Art: in der Nase mit expressiver exotischer Frucht, im Mund mit Fülle und würziger Eleganz. 4 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen #WEINanderHelfen <strong>FINE</strong> 5