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AURUM No17_KERN_Online

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COMMUNICATION

POWER LADY GABRIELE KOERNER

„ANGST“

VOR

KOMMUNIKATION

KENNEN SIE DAS? Sie rufen bei einer Telefonnummer an und keiner

hebt ab bzw. Sie befinden sich auf der endlosen Warteschleife und

ein Tonband meldet sich. Oder es wird geSMSt – ich melde mich später

– und der Anruf erfolgt nie!

Es gibt hiezu einige Erklärungsmöglichkeiten, die naheliegend und

plausibel sind – wie etwa tatsächlich stattfindende Meetings, zu wenig

Personal, Personal telefoniert, etc.

Es gibt aber auch eine Tatsache, die fast noch unbekannt ist und trotzdem

existiert.

„Nur mit dem

Herzen sieht man

wirklich gut!“

PROFI-CONSULTANT UND AURUM 999.9 COMMUNITY MEMBER

GABRIELE KOERNER ÜBER ANGST VOR DEM GESPRÄCH

ANGST vorm GESPRÄCH !

Ja, Sie haben richtig gelesen. Jugendliche und junge Erwachsene befinden

sich derzeit auf dem Rückzug aus der „persönlichen“ Kommunikation.

Das Face-to-Face-Gespräch wurde bereits eine Zeit lang vom

Telefonieren abgelöst. Das Ear-to-Ear-Gespräch hat sich nun auch

verlagert auf SMS, What`s App und Co.

Als Ursachen für das veränderte Kommunikationsverhalten können

einige Punkte festgehalten werden:

• Angst vor verbalem Angriff und Vorwurf vor allem bei Gesprächen

mit dem Hintergrund von „Machtpositionen“

• Angst vor der Heftigkeit des Gesprächs, wenn das Gegenüber

versteckte oder offene Drohungen mitschwingen lässt oder sogar

das Gegenüber anschreit

• Angst vor verbalen Ausuferungen durch Beschimpfungen

• Angst vor Repressionen, wenn nicht das vom Gegenüber

„Gewünschte“ bzw. das „Richtige“ kommuniziert wird

• der Aufwand das Gespräch zu führen lohnt sich nicht für mich,

es tut mir nicht gut!

Der kleine Prinz von Antoine de Saint Exupery

Zum anderen beschäftigen sich Kinder i.d.Regel bereits im Kleinkindalter

mehr mit dem Tablett oder sitzen vor dem Computer und spielen

Spiele am Computer. Gesellschaftsspiele mit mehreren menschlichen

Teilnehmern, werden kaum bis gar nicht mehr gespielt. Damit

fehlt auch das Erlernen des persönlichen Discurs. Fragestellungen

beim Spielen werden nicht beantwortet, da kein Mensch mit Emotionen

vis-a-vis vorhanden ist und mal ein emotionales Feedback nach

seinem persönlichen Gefühl geben kann.

Der Vorteil von Spielen im Familien- und Freundeskreis besteht

im Lernen von Abgrenzung und im Annehmen von auch unangenehmen

Feedback ohne sofort emotional „ausrasten“ zu müssen.

Familie und Freunde sind normalerweise eine Umgebung in der

ich mich aufgehoben, geborgen und beschützt fühlen kann und so

ohne ANGST eine wichtige Form der Kommunikation erlerne, die

mir im schulischen und beruflichen Leben sehr hilfreich sein kann.

Ich muss nicht unbedingt von Berufs wegen DIPLOMAT sein,

um mit meiner Umgebung angenehm und freundlich zu kommunizieren,

meine Anliegen zu sagen und auch die Meinung meines

Gesprächspartners zu hören, zu akzeptieren und gelten zu lassen!

text by

GABRIELE KOERNER

Kommunikations- und Verhaltenstrainerin,

Betriebswirtin und systemische Unternehmensberaterin

Gabriele.koerner@gknetcom.at

Foto: privat

• schlechte Erfahrungen ganz allgemein, da per Telefon in der

Regel negative Botschaften kommuniziert werden und der Dringlichkeitsfaktor

hoch ist

• Der/Die andere bleibt immer „Sieger“ da diese/r verbal besser

aufgestellt ist und so „Psychoterror“ ausübt oder ausüben kann,

der ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Form der Gewaltanwendung

darstellt.

Es ist viel leichter zu antworten, wenn ich Zeit und Lust und Kraft

habe und vorbereitet bin. Und ich muss bei der Schriftform keine Reaktionen

persönlich direkt aushalten.

Weshalb sind es gerade die jüngeren Generationen, die hier in Österreich

zunehmend diese Verhaltensformen zeigen?

Mehrere Veränderungen in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben,

die auch mit der zunehmenden Technisierung des Privatlebens

des Einzelnen und in weiterer Folge mit der zunehmenden Digitalisierung

einhergehen. Zum anderen mit der wenig bis gar nicht geachteten

oder gelebten Tradition unserer Kommunikationskultur.

Zum einen fehlt die Zeit für das persönliche Gespräch. Das Zusammensitzen

und Austauschen, was so am Tag los war und sei es nur für

eine halbe Stunde findet in unserer hektischen Zeit keinen Platz mehr

im Alltagsleben. Es wird kein Termin dafür reserviert!

Was kann ich tun? Geänderte Verhaltensmöglichkeiten anbieten.

Wenn Sie obgenanntes Verhalten merken, dann gehen Sie in die Offensive

und sprechen es einmal an. Was ist der Grund Deiner Kommunikationsform?

Zeitmangel zeugt von schlechter Zeiteinteilung oder Überforderung.

Ein anderer Faktor ist die Wertschätzung, die ich meinem Gegenüber

mit meiner Zeit für ein Telefonat und damit für ein persönliches Gespräch

entgegenbringe bzw. einräume.

Bei uns wird folgendes Verhalten gelebt: nur jenes persönliche Telefonat

ist wichtig, das mir danach persönlichen Nutzen bringt. Alles

andere wird als „überflüssig“ und „zeitraubend“ wahrgenommen.

Wir investieren sehr viele materielle Dinge und auch Schulbildung

in unsere Kinder und Jugendlichen, vergessen aber gleichzeitig, dass

Gesprächsführung mit Herzensbildung der einzige Weg ist, um mit

unseren Mitmenschen gut kommunizieren zu können. Vom Herzen

ins Hirn zum Tun ist der Ansatz der funktioniert.

Nicht umsonst wusste schon der kleine Prinz von Antoine de Saint

Exupery:

„Nur mit dem Herzen sieht man wirklich gut!“

In diesem Sinne bieten Sie persönliche Gespräche an, sooft Sie können

und nehmen Sie wahr, dass sich der Aufwand lohnt, mit Menschen

achtsam persönliche Gespräche zu führen.

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