altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Mai/Juni 2020
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Ein Vorzeigeprojekt an der Grabhofbrücke<br />
Besatz von bedrohten<br />
Bachbewohnern<br />
Peiting | Wer sich im Schongauer<br />
Altlandkreis entlang eines kleineren<br />
Baches oder größeren Flusses<br />
schleichend und stillschweigend<br />
vor sich hinbewegt, wird beim<br />
Blick durch die glasklare Wasseroberfläche<br />
kaum noch einen Fisch<br />
entdecken. Viele heimische Süßwasserfische<br />
sind vom Aussterben<br />
bedroht – oder bereits komplett<br />
verschwun<strong>den</strong>. Hauptursache<br />
hier<strong>für</strong> ist sicherlich der Mensch.<br />
Durch <strong>den</strong> Bau von Staudämmen,<br />
aber auch das Begradigen<br />
von Flüssen und Bächen, wur<strong>den</strong><br />
Gewässer in ihrer ursprünglichen<br />
Form zerstört – und damit auch<br />
Lebensraum von Fischen. Thomas<br />
Leinauer, Gewässerwart des Peitinger<br />
Fischereivereins, wirkt diesem<br />
Artensterben nun aktiv entgegen.<br />
Seit Ende März besetzt der<br />
hauptberufliche Polizist die Peitnach<br />
mit Edelkrebsen, Nasen und<br />
Barben. Und zwar an einer ganz<br />
bestimmten Stelle, wo sich der beschauliche,<br />
15 Kilometer lange und<br />
vom Deutensee ausgehende Fluss<br />
noch in einer bilderbuchartigen,<br />
ursprünglichen Form präsentiert:<br />
Am Grabhofsteg zwischen Peiting<br />
und Herzogsägmühle. Dort<br />
schlängelt sich die Peitnach durch<br />
einen tieferen, weitläufigeren<br />
Graben hindurch. „Der perfekte<br />
Ort <strong>für</strong> Fische und Krebse“, sagt<br />
Thomas Leinauer, streckt seine<br />
linke Hand nach vorne und deutet<br />
mit seinem Zeigefinger auf die<br />
feinen Unterschiede im Vergleich<br />
zu begradigten und künstlich aufgestauten<br />
Gewässern. Mal ist der<br />
Bach schmaler, mal breiter. Mal<br />
kiesiger, mal sandiger. Mal mit<br />
großen, felsbrockenartigen Steinen<br />
besetzt, mal mit nur faustgroßen.<br />
Und in <strong>den</strong> zahlreichen,<br />
oft mehr als 90 Grad scharfen<br />
Kurven des Baches bil<strong>den</strong> sich<br />
höhlenartige Auswaschungen.<br />
Kurzum: Rund einen Kilometer<br />
ober- und unterhalb des Grabhofstegs<br />
fin<strong>den</strong> Fische und Krebse<br />
einen ursprünglichen Lebensraum<br />
vor, der alle wünschenswerten<br />
Facetten aus Sicht eines Süßwasser-Lebewesens<br />
zu bieten hat.<br />
Einerseits schwache und starke<br />
Strömungen sowie flaches Wasser<br />
und Kiesbänke zum Jagen und<br />
Laichen. Andererseits tiefes Wasser,<br />
Höhlen im Uferbereich sowie<br />
große Steine zum Verstecken vor<br />
Fein<strong>den</strong> wie beispielsweise dem<br />
stockentengroßen Gänsesäger.<br />
300 Krebse und<br />
1 000 Fische<br />
Rund 300 Edelkrebse hat Thomas<br />
Leinauer bereits eingesetzt. Sie<br />
stammen ursprünglich von einem<br />
Privatteich Nähe Deutensee, wur<strong>den</strong><br />
von dort in <strong>den</strong> Schwaiggsee<br />
bei Wildsteig umgesetzt und im<br />
Herbst 2019 – im Rahmen des<br />
Abfischens – von dort wieder<br />
entnommen und schließlich in<br />
die Peitnach ausgesetzt. Wer sich<br />
im kommen<strong>den</strong> Hochsommer <strong>für</strong><br />
eine kurze Abkühlung mal bar-<br />
58 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Ursprünglich: Kurvenreich<br />
und kiesig schlängelt sich die<br />
Peitnach Richtung Lech.