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SB_17.049BLP

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2014<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Einsatz von Fülldrähten mit<br />

großem Durchmesser für<br />

das thermische Spritzen


Einsatz von Fülldrähten mit<br />

großem Durchmesser für das<br />

thermische Spritzen<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 17.049 B<br />

DVS-Nr.: 02.068<br />

Technische Universität Chemnitz<br />

Lehrstuhl für Verbundwerkstoffe<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 17.049 B / DVS-Nr.: 02.068 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2014 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 251<br />

Bestell-Nr.: 170360<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-250-6<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


17.049 B Einsatz von Fülldrähten mit großem Durchmesser für das thermische Spritzen<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Stand von Wissenschaft und Technik / Problemstellung 2<br />

2.1 Motivation der Arbeit 2<br />

2.2 Thermisches Spritzen 3<br />

2.2.1 Physikalische Grundlagen des Lichtbogenspritzens 3<br />

2.2.2 Schichtaufbau 4<br />

2.2.3 Spritzzusatzwerkstoffe 5<br />

2.3 Abschmelzverhalten der Drähte beim Lichtbogenspritzen 7<br />

2.3.1 Abschmelzvorgang bei Massivdrähten 7<br />

2.3.2 Besonderheiten beim Spritzen von Fülldrähten 9<br />

2.3.3 Prozessüberwachung und Modellierung des Spritzprozesses 11<br />

2.4 Eigene Vorversuche mit Fe-Basis-Fülldraht 12<br />

2.5 Schlussfolgerungen und Zielstellung des Projektes 16<br />

3 Versuchsdurchführung 18<br />

3.1 Untersuchte Werkstoffe 18<br />

3.1.1 Nahtlose Fülldrähte auf Fe-Basis 20<br />

3.1.2 Gefalzte Fülldrähte auf Fe-Basis 20<br />

3.1.3 Nahtlose Fülldrähte auf Al-Basis 21<br />

3.2 Thermisches Spritzen 21<br />

3.2.1 Versuchsanlage zum Lichtbogenspritzen 21<br />

3.2.2 Spritzparameter für das Lichtbogenspritzen 22<br />

3.2.3 Versuchsanlage zum Drahtflammspritzen 25<br />

3.2.4 Spritzparameter für das Drahtflammspritzen 26<br />

3.2.5 Numerische Optimierung der Spritzparameter 27<br />

3.2.6 Bestimmung der Größenverteilung der Spritzpartikel 28<br />

3.2.7 Messen der Partikelgeschwindigkeit im Prozess 29<br />

3.3 Charakterisierung von thermisch gespritzten Schichten 30<br />

3.3.1 Metallografische Präparation 31<br />

3.3.2 Lichtmikroskopie mit Bestimmung der Porosität der Schichten und des<br />

Füllgrades der Spritzzusatzwerkstoffe 31<br />

3.3.3 Analyse der chemischen Zusammensetzung der Schichten mit EDXS 32<br />

3.3.4 Kleinlasthärteprüfung 32<br />

3.3.5 Ermittlung der Haftzugfestigkeit der Schichten 33<br />

V


17.049 B Einsatz von Fülldrähten mit großem Durchmesser für das thermische Spritzen<br />

3.3.6 Ermittlung des Auftragwirkungsgrades 34<br />

3.3.7 Biegeversuch an Fülldrähten 34<br />

4 Ergebnisse 36<br />

4.1 Charakterisierung der Spritzzusätze und des Spritzprozesses 36<br />

4.1.1 Aufbau der Fülldrähte 36<br />

4.1.2 Mechanische Eigenschaften der Fülldrähte 39<br />

4.1.3 Technische Eigenschaften und Verarbeitbarkeit der Drähte im System OSU und<br />

Visuarc ARC 350 41<br />

4.1.4 Hochgeschwindigkeitskamera-Beobachtung des Spritzprozesses 42<br />

4.1 Charakterisierung der Spritzschichten 44<br />

4.1.1 Mikrostruktur der gespritzten Schichten 44<br />

4.1.2 Porosität der Spritzschichten 49<br />

4.1.3 Kleinlasthärte der Spritzschichten 53<br />

4.1.4 Haftzugfestigkeit 56<br />

4.1.5 Oxidationsverhalten 57<br />

4.2 Prozesscharakterisierung 58<br />

4.2.1 Größenverteilung der Spritzpartikel 58<br />

4.2.2 Partikelgeschwindigkeit 60<br />

5 Diskussion 62<br />

5.1 Prozessdurchführung 62<br />

5.1.1 Drahtverarbeitungsverhalten 62<br />

5.1.2 Größenverteilung der Spritzpartikel 62<br />

5.2 Schichtcharakterisierung 63<br />

5.2.1 Homogenität der gespritzten Schichten 64<br />

5.2.2 Kleinlasthärtemessungen 65<br />

5.2.3 Zusammenhang zwischen den Schichtcharakteristika 65<br />

5.3 Fertigung von Musterbeschichtungen 68<br />

5.3.1 Verschleißbeständigkeit der Schichten 68<br />

5.3.2 Korrosionsbeständigkeit der Schichten 70<br />

5.3.3 Auftragwirkungsgrad 71<br />

5.3.4 Auftragsrate 72<br />

6 Fazit und Ausblick 74<br />

7 Ergebnistransfer in die Wirtschaft 77<br />

8 Literaturverzeichnis 79<br />

VI


17.049 B Einsatz von Fülldrähten mit großem Durchmesser für das thermische Spritzen<br />

9 Abbildungsverzeichnis 84<br />

10 Tabellenverzeichnis 88<br />

11 Anlage 1. Mikrostruktur der Schichten 89<br />

12 Anlage 2. Porosität der Schichten (Versuchsreihe 2) 95<br />

13 Anlage 3. Kleinlasthärtewerte der Schichten 97<br />

VII


17.049 B Abschlussbericht Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Die Verfahren des Thermischen Spritzens finden in vielen Industriezweigen Anwendung, insbesondere<br />

zum Verschleiß- und Korrosionsschutz. Mit einem weltweiten Jahresverbrauch von<br />

über 50.000 Tonnen gelten Drähte als wichtige Zusatzwerkstoffe für das Thermische Spritzen.<br />

In zunehmendem Maße werden Fülldrähte eingesetzt, da diese das verarbeitbare Materialspektrum<br />

gegenüber Massivdrähten deutlich erweitern. Neben hochlegierten Metallen und<br />

Pseudolegierungen können damit auch hartstoffpartikelverstärkte Schichten aufgebracht werden.<br />

Um die Vorteile von Fülldrähten ökonomisch sinnvoll auszunutzen, sollen Möglichkeiten<br />

gefunden werden, die Werkstoffherstellung und den Spritzprozess zu optimieren. Einen Weg<br />

zur Kostenersparnis sehen Drahtproduzenten und Beschichtungsunternehmen in der Anwendung<br />

von möglichst dicken Drähten. Bei nahtlosen Fülldrähten kann der Herstellungsaufwand<br />

minimiert werden, da die Rohre bzw. Drähte weniger gezogen werden müssen. Dicke Drähte<br />

ermöglichen darüber hinaus einen deutlich gesteigerten Füllgrad. Trotz der genannten Vorzüge<br />

existieren bislang keine systematischen Untersuchungen zum Einsatz dicker Drähte für das<br />

Thermische Spritzen und zur Analyse des Einflusses der Drahtdicke auf die Verarbeitbarkeit<br />

sowie Schichtqualität.<br />

- 1 -


17.049 B Abschlussbericht Stand von Wissenschaft und Technik / Problemstellung<br />

2 Stand von Wissenschaft und Technik / Problemstellung<br />

2.1 Motivation der Arbeit<br />

Thermische Spritzverfahren zeichnen sich durch nahezu uneingeschränkte Kombinationsmöglichkeiten<br />

von Substrat- und Beschichtungswerkstoffen aus. Dabei können durch die Wahl des<br />

Verfahrens (z.B. Plasma-, Lichtbogen- oder HVOF-Spritzen) sowie der Prozessparameter die<br />

Schichteigenschaften für den jeweiligen Anwendungsfall optimiert werden. Besonders zur Herstellung<br />

großflächiger Beschichtungen und bei Baustellenanwendungen werden Verfahren, die<br />

einen drahtförmigen Zusatzwerkstoff verwenden, pulvergestützten Verfahren vorgezogen, da<br />

sie hinsichtlich Anlagenhandling und Kosten vorteilhaft sind. Das Lichtbogenspritzen ist dadurch<br />

charakterisiert, dass keine Brenngase benötigt werden, sondern in der Regel eine Druckluftbzw.<br />

Inertgasversorgung sowie eine Stromversorgung ausreichend sind. Zur Herstellung hochlegierter<br />

Beschichtungen, beispielsweise für den Oxidationsschutz von Kraftwerkskomponenten<br />

(Wärmetauscher) ist der Einsatz von Fülldrähten notwendig, da sich Massivdrähte mit der benötigten<br />

Legierungszusammensetzung aufgrund mangelnder Duktilität nicht herstellen und verarbeiten<br />

lassen. Die Legierungsgehalte sind dabei durch den maximalen Füllgrad begrenzt. Bei<br />

Fülldrähten mit 1,6 mm Durchmesser, wie sie für zahlreiche Anwendungen standardmäßig verwendet<br />

werden, kann ein maximaler Füllgrad von ca. 20–25 % erreicht werden. Darüber hinaus<br />

wäre das Mantelmaterial nicht mehr ausreichend mechanisch stabil. Durch die Verwendung<br />

größerer Drahtdurchmesser sind problemlos höhere Gehalte möglich, was einerseits die Erschließung<br />

neuer Legierungsbereiche ermöglicht und andererseits zur Kostensenkung bei der<br />

Drahtherstellung beiträgt, da weniger Ziehvorgänge zur Einstellung des Enddurchmessers erforderlich<br />

sind.<br />

Dem Einsatz dicker Drähte stehen jedoch neben möglichen Vorteilen auch eine Reihe von Fragestellungen<br />

und Problemen entgegen, die in dem beantragten Projekt systematisch untersucht<br />

und geklärt werden sollen:<br />

Welche Fülldrahtdurchmesser und Füllgrade können unter der Maßgabe erzeugt werden, dass<br />

die Füllung fest eingebunden ist und im Prozess nicht vorzeitig herausgelöst wird?<br />

Welche anlagentechnischen Grenzen bestehen bei der Verarbeitung hinsichtlich Drahtförderbarkeit,<br />

-konstanz und maximalem Fördervolumen?<br />

Welche Unterschiede sind in Abhängigkeit vom Drahtdurchmesser hinsichtlich Drahtabschmelzverhalten<br />

und Schichtqualität bei verschiedenen Spritzverfahren und Werkstoffen zu<br />

erwarten (Lichtbogendraht- und Drahtflammspritzen)?<br />

Welche technologischen Veränderungen der Brennertechnik sind notwendig bzw. mit einfachen<br />

Mitteln umsetzbar, um bestmögliche Beschichtungsergebnisse zu realisieren?<br />

- 2 -


17.049 B Abschlussbericht Stand von Wissenschaft und Technik / Problemstellung<br />

Welche messbaren ökonomischen Vorteile können unter industriellen Bedingungen mit dem<br />

Einsatz dicker Drähte erreicht werden?<br />

2.2 Thermisches Spritzen<br />

Thermisches Spritzen umfasst laut DIN EN 657 alle Beschichtungsverfahren, bei denen Spritzzusatzwerkstoffe<br />

einem Spritzapparat zugeführt, unter Energieeintrag auf- oder angeschmolzen<br />

und auf die zu beschichtende aber dabei nicht anzuschmelzende Oberfläche transportiert werden<br />

[DIN05]. Das Beschleunigen bzw. auch das Zerstäuben der erhitzten bzw. geschmolzenen<br />

Beschichtungswerkstoffe erfolgt meist mit gerichteter Gasexpansion mittels Düsen. Je nach<br />

Verfahren, Prozessparameter und Spritzzusatzwerkstoff haben die so entstandenen Partikel<br />

eine Durchmesserfraktion sowie eine spezifische Temperatur und Geschwindigkeit. Diese Partikeleigenschaften<br />

ändern sich während der Flugphase. Haupteinflussgrößen für den Schichtaufbau<br />

sind demnach der Abstand der Düse vom zu beschichtenden Bauteil (Spritzabstand), Zusammensetzung,<br />

Temperatur, Größe und Geschwindigkeit der Spritzpartikel. Auf der Oberfläche<br />

haften die auftreffenden Partikel hauptsächlich durch mechanische Kräfte (Formschluss,<br />

Verklammerung) sowie Adhäsion und Kohäsion; es werden in der Literatur aber auch van-der-<br />

Waals-Kräfte, chemische Bindungen und Diffusionsvorgänge als zusammenwirkende Haftmechanismen<br />

erwähnt [Bab05]. Für die Anbindung der Beschichtung ist eine Vorbehandlung des<br />

zu beschichtenden Bauteiles besonders wichtig. Die Arbeitsschritte dafür sind in DIN EN 14616<br />

festgelegt. Grundlegend muss die Oberfläche frei von Fremdstoffen (Fette, Oxide usw.) sein<br />

und eine angepasste Rauheit aufweisen [DIN04a].<br />

2.2.1 Physikalische Grundlagen des Lichtbogenspritzens<br />

Erfunden wurde das Lichtbogenspritzen durch den Schweizer Max Ulrich Schoop um 1915<br />

(Abbildung 2.1). Es ist ebenso wie das Flammspritzen ein schon lang genutztes und sehr gut<br />

untersuchtes Verfahren. Am grundlegenden Aufbau des Lichtbogenspritzsystems hat sich seit<br />

fast 100 Jahren nicht viel geändert. Als Ausrüstung bedarf es lediglich einer Druckluftversorgung<br />

oder eines anderen nicht brennbaren Expansionsgases, einer Drahtförderung und einer<br />

geeigneten Spannungsquelle.<br />

- 3 -

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