Nr. 35 - September / Oktober 2011
Bretagne: Golfe du Morbihan, ein typisch bretonisches Naturerlebnis Burgund: Roche de Solutré & Roche de Vergisson Côte d'Azur: Eze, wo die Berge ins Meer fallen Elsass: Mont Sainte-Odile, Berg der Hoffnung und der Tragödie Paris: Musée Rodin Rezept: Gratin dauphinois Wein: Saint-Véran aus Burgund Genuss: Nougat aux Montélimar
Bretagne: Golfe du Morbihan, ein typisch bretonisches Naturerlebnis
Burgund: Roche de Solutré & Roche de Vergisson
Côte d'Azur: Eze, wo die Berge ins Meer fallen
Elsass: Mont Sainte-Odile, Berg der Hoffnung und der Tragödie
Paris: Musée Rodin
Rezept: Gratin dauphinois
Wein: Saint-Véran aus Burgund
Genuss: Nougat aux Montélimar
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Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Abgeordneter des Departements Nièvre gewählt. Obwohl<br />
er keine eigenen Wurzeln in der Gegend hatte – es war und<br />
ist in Frankreich üblich, dass Politiker wie Fallschirmspringer<br />
in einem beliebigen Wahlkreis verortet werden – entwickelte<br />
Mitterrand zu dieser Ecke Frankreichs eine ganz<br />
besondere Beziehung. Die Roche de Solutré wurde für ihn<br />
zu einem Symbol. Nach dem Zweiten Weltkrieg versprach<br />
er Freunden aus der Résistance, sie jedes Jahr Pfingsten auf<br />
diesem Felsen wiederzutreffen. Ein Versprechen, das Mitterrand<br />
eingehalten hat.<br />
Was am Anfang als privater Ausflug begann, wuchs<br />
in den Jahren mit der zunehmenden Berühmtheit des Politikers<br />
zu einem von den Medien aufmerksam verfolgten<br />
Pilgerzug an. Die Hänge der Roche de Solutré entwickelten<br />
sich zu Pfingsten zu einem Ort, an dem sich die Hauptstadtjournalisten<br />
mit dem Präsidenten trafen. Die Szenerie<br />
war immer die gleiche: Wie jeder normale Wanderer nahm<br />
Mitterrand den Weg zum Gipfel. Für den Aufstieg brauchte<br />
er eine gute halbe Stunde. Begleitet wurde er von einigen<br />
alten Freunden, von berühmten oder unbekannten Verehrern<br />
sowie zahlreichen Journalisten.<br />
Links: Die Umgebung von Vergisson.<br />
Rechts: Ein alter Römerweg verbindet die beiden Felsen<br />
(links Roche de Vergisson, rechts Roche de Solutré).<br />
Ein Ausflug als Medienereignis<br />
Einer dieser Journalisten, der damals als Redakteur und<br />
Kameramann für das öffentlich-rechtliche Fernsehen arbeitete,<br />
war Alain Lardière: « Die Situation erinnerte ein wenig<br />
an einen Ausflug des Königs mit seinem Hofstaat. Neben<br />
fast allen sozialistischen Ministern, waren natürlich auch<br />
alle anderen Prominenten der politischen Linken mit von<br />
der Partie. Jeder versuchte, möglichst nahe am Präsidenten<br />
zu marschieren. » Alain Lardière erinnert sich aber auch,<br />
dass « Mitterrand natürlich nicht naiv war, sondern sich<br />
darüber vor allem amüsierte. Auf dem Gipfel angekommen,<br />
wurden die Kameras ausgeschaltet. Mitterrand konnte seine<br />
Freunde der Résistance in Ruhe treffen. »<br />
Doch damit war das Spektakel noch nicht zu Ende: « Auf<br />
dem Rückweg kehrten wir alle zusammen in einem kleinen<br />
Restaurant ein. Der Präsident speiste mit seinen Freunden<br />
drinnen, während für die Journalisten draußen eingedeckt<br />
war. Während des Essens kam Mitterrand dann gewöhnlich<br />
nach draußen, um mit den Reportern zu sprechen.<br />
Eigentlich sollte es eines dieser Hintergrundgespräche sein,<br />
bei denen das Gesagte nicht veröffentlicht wird. Doch am<br />
Abend zirkulierten meist einige der Informationen. Doch<br />
auch dies wusste der Präsident ganz genau. » Alain Lardière<br />
beeindruckte auch, dass Mitterrand sich an diejenigen erinnerte,<br />
die schon im Vorjahr dabei waren. Jedes Mal richtete<br />
er ein persönliches Wort an sie.<br />
Es war also ein wohlbedachtes Spiel zwischen Präsident<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>