Nr. 35 - September / Oktober 2011
Bretagne: Golfe du Morbihan, ein typisch bretonisches Naturerlebnis Burgund: Roche de Solutré & Roche de Vergisson Côte d'Azur: Eze, wo die Berge ins Meer fallen Elsass: Mont Sainte-Odile, Berg der Hoffnung und der Tragödie Paris: Musée Rodin Rezept: Gratin dauphinois Wein: Saint-Véran aus Burgund Genuss: Nougat aux Montélimar
Bretagne: Golfe du Morbihan, ein typisch bretonisches Naturerlebnis
Burgund: Roche de Solutré & Roche de Vergisson
Côte d'Azur: Eze, wo die Berge ins Meer fallen
Elsass: Mont Sainte-Odile, Berg der Hoffnung und der Tragödie
Paris: Musée Rodin
Rezept: Gratin dauphinois
Wein: Saint-Véran aus Burgund
Genuss: Nougat aux Montélimar
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>35</strong> · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong><br />
Bretagne<br />
Rund um den Golf von Morbihan<br />
Côte d'Azur<br />
Eze, ein Dorf mit Aussicht<br />
Die 10 schönsten<br />
Kathedralen Frankreichs<br />
Elsass<br />
Mythischer Mont Sainte-Odile<br />
Kultur Zu Besuch im Musée Rodin<br />
Bordeaux Spektakuläre Projekte für die Zukunft<br />
Rezept Köstliches Gratin dauphinois<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
haben Sie einen schönen Sommer<br />
verbracht? Wettermäßig ließ die diesjährige Ausgabe des<br />
Sommers ja zu wünschen übrig, das war in Frankreich<br />
nicht viel anders als im deutschsprachigen Raum. Aber<br />
vielleicht steht uns jetzt noch ein schöner Spätsommer<br />
und Herbstanfang bevor. Wir können<br />
Ihnen in dieser Ausgabe jedenfalls einige<br />
Reiseziele vorstellen, die sich bestens<br />
in dieser Jahreszeit erkunden lassen.<br />
So beispielsweise eine Wanderung im Süden<br />
Burgunds, zu der Roche de Solutré<br />
und der Roche de Vergisson. Wenn<br />
die Tage nicht mehr so heiß sind<br />
und die Blätter anfangen, sich zu<br />
verfärben, ist es dort ganz besonders<br />
schön. Nicht zu übersehen sind<br />
dabei die vielen Weinstöcke in<br />
der Region. Aus den Trauben<br />
macht man unter anderem<br />
Weißweine, die zur Appellation<br />
Saint-Véran gehören, die wir<br />
Ihnen in dieser Ausgabe ebenfalls<br />
vorstellen wollen. Ein anderes schönes<br />
Ziel für Tage, an denen die Hitze<br />
nicht mehr so drückend ist, heißt Eze.<br />
Das kleine Dorf klebt geradezu an den<br />
steilen Hängen der Seealpen der Côte<br />
d’Azur hoch über dem Mittelmeer. Ein<br />
schlichtweg bombastischer Anblick. Nicht<br />
weniger schön, wenn im Herbst<br />
sicherlich etwas kühler als die Riviera, ist<br />
der elsässische Mont Sainte-Odile oder die Gegend<br />
rund um den bretonischen Golf von Morbihan.<br />
Sollten die nächsten Wochen allerdings genauso nass<br />
und ungemütlich werden wie der Sommer, so haben wir<br />
auch dann einen guten Vorschlag für Sie: Wie wäre es<br />
mit einem Besuch der zehn schönsten Kathedralen des<br />
Landes? Die Gotteshäuser sind im Inneren so<br />
majestätisch und reich an Entdeckungen, dass<br />
es draußen so viel regnen kann, wie es will.<br />
Einer, der viele Kathedralen in Frankreich<br />
bereiste und sich dazu zahlreiche Notizen<br />
machte, war Auguste Rodin. Wir<br />
haben uns angeschaut, was er einst zu<br />
einigen unserer Auswahl an Kirchen<br />
aufgeschrieben hat. Wenn Sie noch<br />
mehr über den Bildhauer erfahren<br />
möchten, bietet sich zudem ein Besuch des<br />
Musée Rodin in Paris an, das wir Ihnen ebenfalls<br />
in dieser Ausgabe ans Herz legen möchten.<br />
Wenn die Tage wieder kälter werden,<br />
wächst die Lust auf herzhafte Speisen. Ich<br />
kann Ihnen empfehlen, einmal ein Gratin<br />
dauphinois zu versuchen. Das Kartoffelgratin<br />
passt gut zum Herbst. Das geeignete Rezept<br />
dafür liefert Ihnen Chantal. Sie erlebte diesen<br />
Sommer übrigens eine nette Überraschung.<br />
Aber lesen Sie auf den nächsten Seiten selbst...<br />
Titelblatt: Port-Navalo am Golf von Morbihan (Bretagne)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 3
Inhalt<br />
Burgund · 26<br />
Musée Rodin · 64<br />
Die 10 schönsten Kathedralen · 14<br />
Côte d’Azur · 54<br />
Mont Sainte-<br />
Odile · 38<br />
Golf von Morbihan · 44<br />
Bordeaux · 76<br />
Nougat · 90<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
14 · Amiens<br />
14 · Rouen 14 · Beauvais<br />
14 · Reims 14 · Metz<br />
14, 46 · Paris<br />
14 · Straßburg<br />
38 · Mont Sainte-Odile<br />
14 · Le Mans<br />
14 · Chartre<br />
44 · Golf von Morbihan<br />
76, 84 · Bordeaux<br />
14 · Albi<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
26 · Roche de Solutré<br />
84 · AOC Saint-Véran<br />
90 · Montélimar<br />
54 · Eze<br />
62 · Hotel<br />
14 Kathedralen<br />
Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs<br />
Um die 200 Kathedralen gibt es in Frankreich, einige<br />
davon zählen zu den bedeutendsten Bauwerken ihrer<br />
Zeit. Zehn davon sollte man unbedingt kennenlernen.<br />
26 Burgund<br />
Roche de Solutré & Roche de Vergisson<br />
Die beiden Felsen im Süden Burgunds sind ein Paradies für<br />
Wanderer. Außerdem kann man hier auf den Spuren der<br />
Vorgeschichte und denen von François Mitterrand wandeln.<br />
38 Elsass<br />
Mont Sainte-Odile, Berg der Hoffnung<br />
und der Tragödie<br />
Der Vogesenberg ist der wichtigste Wallfahrtsort<br />
im Elsass. Sein Name steht aber auch für eines der<br />
schlimmsten Flugzeugunglücke des Landes.<br />
44 Bretagne<br />
Golfe du Morbihan, ein typisch<br />
bretonisches Naturerlebnis<br />
Der Golf von Morbihan an der bretonischen Südküste<br />
ist eine der schönsten Ecken der Region, das<br />
ideale Ziel für ein Wochenende in der Natur.<br />
54 Côte d’Azur<br />
Eze, wo die Berge ins Meer fallen<br />
Die französische Riviera ist nicht gerade arm an Sehenswürdigkeiten.<br />
Ein Dorf sollte man aber auf keinen<br />
Fall verpassen: Eze, der Balkon zum Mittelmeer.<br />
62 Hotel<br />
Château de la Messardière, Saint-Tropez<br />
64 Paris<br />
Musée Rodin<br />
In einem wunderschönen Stadtpalais untergebracht, zieht<br />
vor allem aber der Garten dieses Museums mit einigen der<br />
bekanntesten Statuen des Bildhauers die Besucher an.<br />
Frankreich heute<br />
72 Gesellschaft<br />
Wie großzügig sind die Franzosen?<br />
Ob Wohltätigkeitsgalas im Fernsehen oder die kleine<br />
Spende an den Musiker in der U-Bahn. Die Franzosen<br />
sind überzeugt davon, eine großzügige Nation zu sein.<br />
Aber wie spendabel sind die Franzosen wirklich?<br />
74 Politik<br />
Die Kultur als Wahlkampfthema 2012<br />
In weniger als einem Jahr dürfen die Franzosen einen neuen<br />
Präsidenten wählen. Der Wahlkampf wirft bereits erste Schatten.<br />
Eines der Themenfelder, mit denen sich die Kandidaten<br />
zu profilieren versuchen, wird wohl die Kulturpolitik sein.<br />
76 Stadtentwicklung<br />
Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen<br />
Zurzeit leben 750.000 Menschen im Großraum von<br />
Bordeaux. In zwei Jahrzehnten sollen es eine Million<br />
sein. Ein ehrgeiziges Ziel, das die Stadt mit spektakulären<br />
Projekten erreichen will, darunter die Entwicklung<br />
einer Hafencity und der Bau eines Weinzentrums.<br />
Art de vivre<br />
84 Wein<br />
Saint-Véran aus Burgund<br />
Das kleine Weinanbaugebiet Saint-Véran in Burgund produziert<br />
ausschließlich Weißweine aus Chardonnay-Trauben. Dies<br />
beherrschen die örtlichen Winzer aber so gut, dass der Saint-<br />
Véran längst zu den Spitzenweinen des Landes zählt. Der besondere<br />
Clou dabei: Die Preise sind erschwinglich geblieben.<br />
86 Vinexpo<br />
Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich<br />
Alle zwei Jahre findet in der Weinmetropole Bordeaux eine<br />
der wichtigsten Messen der Welt für Weine und Spirituosen<br />
statt. So auch diesen Sommer. Ein Resümee der Messe.<br />
88 Chantals Rezept<br />
Gratin dauphinois<br />
90 Genuss<br />
Nougat aus Montélimar<br />
Wo kommt der beste Nougat her? Für die Menschen aus<br />
Montélimar gibt es nur eine Antwort: aus ihrer Stadt. Die<br />
süße Köstlichkeit ist seit langem eine lokale Spezialität, die<br />
zudem auf eine illustre Geschichte zurückblicken kann.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
51 Abonnement<br />
70 Kulturschock<br />
82 Kulturszene<br />
92 Frankreich praktisch<br />
93 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Nachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 5
On En Parle<br />
Große Moschee von Straßburg eröffnet<br />
Die große Moschee von Straßburg, das erste Gebäude dieser<br />
Art im Elsass, ist bis auf kleine Restarbeiten fertiggestellt<br />
und hat seine Tore geöffnet. Entworfen wurde das Zentrum<br />
muslimischen Glaubens vom italienischen Architekten<br />
Paolo Portoghesi. Es befindet sich am Rande der Innenstadt<br />
am Ufer der Ill. Die Kuppel aus Kupfer ragt 24 Meter in<br />
die Höhe. Auf Minarette wurde aber verzichtet, da sich die<br />
konservativen Stadtpolitiker dagegen wehrten. 26 Prozent<br />
der 8,7 Millionen Euro Baukosten wurden von der Stadt,<br />
dem Departement und der Region getragen. Grundlage<br />
dafür ist das besondere Verhältnis zwischen dem Staat<br />
und den Religionsgemeinschaften, das im Elsass und dem<br />
lothringischen Departement Moselle existiert und wegen<br />
der zum Teil deutschen Vergangenheit eine weniger starke<br />
Trennung zwischen Staat und Kirche als im übrigen Land<br />
vorsieht. Der Rest der 8,7 Millionen Euro wurde von den<br />
Gläubigen selbst sowie von Marokko, Saudi-Arabien und<br />
Kuwait getragen.<br />
Frankreich zur Rettung des<br />
Feldhamsters verdonnert<br />
Der Europäische Gerichtshof hat am 9.<br />
Juni festgestellt, dass Frankreich nicht die<br />
notwendigen Maßnahmen zum Schutz des<br />
Feldhamsters, der im Französischen Grand<br />
Hamster d’Alsace heißt, vorgenommen hat.<br />
Das Nagetier steht seit 1992 in Europa und<br />
seit 1993 auch in Frankreich unter besonderem<br />
Schutz. Das Gericht fordert Frankreich<br />
auf, so schnell wie möglich Abhilfe zu<br />
schaffen. Da der Hamster bei vielen in der<br />
Bevölkerung als Schädling angesehen wird,<br />
wurde er lange Zeit gejagt. Nach Schätzungen<br />
gibt es heute im Elsass, der einzigen<br />
französischen Region, wo er heimisch ist,<br />
nur noch rund 460 Hamsterbaue, gegenüber<br />
1.000 bis 1.200 im Jahr<br />
2000. Der französische<br />
Umweltminister hat<br />
versprochen, nun die<br />
notwendigen Maßnahmen<br />
für einen<br />
besseren Schutz zu<br />
ergreifen.<br />
Chantal und ihre Fans<br />
Bei einer Reise durch Frankreich besuchten treue Leser von Frankreich<br />
erleben deutsche Freunde, die inzwischen in Frankreich leben.<br />
Sie fanden dabei zufällig heraus, dass auch ihre Freunde Leser des<br />
Magazins sind und die Rezepte von Chantal schätzen. Zur eigenen<br />
Verblüffung erfuhren sie außerdem, dass Chantal sogar in der Nachbarschaft<br />
wohnt und ihnen persönlich bekannt ist. Ein gemeinsames<br />
Treffen war daraufhin schnell organisiert. Chantal freute sich, treue<br />
Fans von ihr begrüßen zu dürfen.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Schwere<br />
Zeiten<br />
für<br />
Wölfe<br />
Die Bemühungen, Wölfe und ihre Rudel zu<br />
schützen, erreichen die Grenzen der Akzeptanz<br />
bei den Schäfern. In diesem Jahr wurden<br />
in Frankreich bis zum 25. Juli <strong>2011</strong> 583 Wolfsattacken<br />
gezählt, die 2.115 Schafen das Leben<br />
kosteten. Das ist ein Anstieg um 18 Prozent<br />
gegenüber 2010. Die Schafzüchter haben nun<br />
bei einem Treffen mit dem Umweltschutzministerium<br />
durchgesetzt, dass sie die Wölfe zum<br />
Schutz ihrer Herden bekämpfen dürfen, soweit<br />
sie sich mit ihren Schafen in einer der Regionen<br />
befinden, in denen ein Anstieg der Attacken zu<br />
verzeichnen ist.<br />
Bio-Lebensmittel im Aufwind +++ 47 Prozent der Franzosen<br />
geben nach einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts IFOP an,<br />
oft oder von Zeit zu Zeit Bio-Produkte zu kaufen. Das sind sechs Prozentpunkte<br />
mehr als 2008. 93 Prozent der Befragten bedauern allerdings, dass Bio-<br />
Produkte zu teuer sind.<br />
Franzosen verreisen im Auto... +++ Diesen Sommer ist ein<br />
Franzose von zweien mit dem Auto in den Urlaub gefahren. Durchschnittlich<br />
hat er dabei 1.270 Kilometer zurückgelegt. (Quelle: IFOP)<br />
...und fotografieren gerne +++ Nach einer Umfrage des<br />
Meinungsforschungsinstituts TNS Sofres nehmen 73 Prozent der Franzosen<br />
einen Fotoapparat mit in den Urlaub und machen durchschnittlich 1.200<br />
Bilder während ihrer großen Ferien.<br />
Der Einkaufskorb der Franzosen +++ Nach einer Erhebung<br />
des nationalen Statistikinstituts INSEE konsumieren die Franzosen im Jahr<br />
151 Liter Mineralwasser, 45,3 Liter Wein, 8,8 Liter Öl, 18,6 Kilo Käse und 51,7<br />
Kilo Brot.<br />
Bretonische Gendarmen<br />
im Mercedes CLS <strong>35</strong>0<br />
Die Polizisten der schnellen Eingreiftruppe von<br />
Caudan im bretonischen Departement Morbihan<br />
besitzen seit diesem Sommer einen Dienstwagen,<br />
der bei Kollegen Neid hervorrufen<br />
dürfte: einen Mercedes CLS <strong>35</strong>0. Das schicke<br />
Coupé wurde zuvor von einem Raser beschlagnahmt,<br />
der mit viel zu hoher Geschwindigkeit,<br />
betrunken und ohne Führerschein erwischt<br />
wurde. Nach der französischen Gesetzgebung<br />
durfte das Fahrzeug vom Staat konfisziert<br />
werden. Für seine neue Funktion wurde der<br />
Wagen mit Blaulicht und Sirene ausgestattet.<br />
Seine ursprüngliche schwarze Farbe hat er aber<br />
behalten.<br />
Depressive Franzosen +++ Laut der Caisse Nationale d’Assurance-<br />
Maladie, der nationalen Krankenkasse, werden in Frankreich im Jahr pro<br />
Einwohner im Durchschnitt 29 Anti-Depressiva-Tabletten eingenommen,<br />
ein absoluter Weltrekord. Die Deutschen nehmen nur die Hälfte der Menge<br />
zu sich.<br />
Nichtraucherschutz beeinflusst Rauchgewohnheiten<br />
+++ Drei Jahre nachdem strenge Gesetze zum Schutz von Nichtrauchern<br />
in Kraft traten, etwa ein Rauchverbot in Gaststätten, erklären 26 Prozent<br />
der Franzosen, immer noch zur Zigarette zu greifen, wobei zwölf Prozent<br />
mehr als eine Packung am Tag rauchen. 49 Prozent der Raucher sagen<br />
aber gleichzeitig, dass sie mit den neuen Gesetzen ihr Verhalten geändert<br />
haben, 16 Prozent haben sogar versucht, ganz mit dem Rauchen<br />
aufzuhören. (Quelle: IFOP)<br />
Widersprüchliche Angaben zu Erektionsstörungen<br />
+++ Nach einer Studie geben 41 Prozent der männlichen Franzosen zu,<br />
schon einmal Erektionsstörungen gehabt zu haben. Sechs Prozent sogar<br />
oft. Eine parallele Befragung unter den Französinnen kam aber zum Schluss,<br />
dass nur 31 Prozent der Frauen dieses schon einmal bei ihrem Sexualpartner<br />
erlebt haben und nur drei Prozent oft. Wem soll man glauben?<br />
Tour de France: Start in Berlin? +++ Der Berliner<br />
Senat denkt darüber nach, sich um einen Tourstart der Tour de France<br />
zu bewerben. 2016 oder 2017 könnte es soweit sein. 1987 machte die Tour<br />
anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt bereits einmal Halt an der Spree,<br />
damals noch in der geteilten Stadt, in West-Berlin.<br />
Erstes französisches Mandarin-Orientel-Hotel<br />
+++ Die Luxushotelkette Mandarin Orientel eröffnete das erste Haus in<br />
Frankreich. Das Hotel mit modernen Designzimmern befindet sich in Paris<br />
unweit der Opéra Garnier.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 7
On En Parle<br />
Air France konkretisiert<br />
Low-Cost-Offensive<br />
Die französische Fluggesellschaft<br />
Air France baut<br />
ihr Europageschäft aus und<br />
startet eine Angebotsoffensive<br />
von den Flughäfen von<br />
Marseille, Toulouse, Nizza<br />
und Bordeaux, die bisher im<br />
Schatten der Drehkreuze<br />
von Paris und Lyon stehen.<br />
Das Ziel des Strategiewechsels<br />
ist ambitioniert. Die Airline will damit nicht nur<br />
mehr inländische und europäische Punkt-zu-Punkt-Verbindungen<br />
anbieten, sondern auch die Kosten reduzieren,<br />
um dem wachsenden Einfluss der Billigfluggesellschaften<br />
Paroli zu bieten und bereits verlorene Marktanteile zurückzugewinnen.<br />
Auf freiwilliger Basis sollen sich Piloten und<br />
Flugbegleiter, die bereits im Umkreis dieser Städte wohnen<br />
und bisher immer zu ihrem Einsatzort pendeln mussten,<br />
für die neuen Regionalbasen melden, was Kosten sparen<br />
soll. Langfristig sollen 54 neue Strecken von diesen vier<br />
Städten in den Flugplan genommen werden, verbunden mit<br />
attraktiven Tarifen für die Passagiere und der Möglichkeit,<br />
auch Einwegtickets kostengünstig zu erwerben. Den Anfang<br />
macht Marseille. Ab dem 2. <strong>Oktober</strong> werden 13 neue<br />
Verbindungen aus der Mittelmeermetropole aufgenommen,<br />
unter anderem nach Algier, Athen, Casablanca, Tunis,<br />
Prag, Düsseldorf und Kopenhagen. Die Preise für eine einfache<br />
Strecke beginnen für einige der Routen bereits ab 51<br />
Euro, für die anderen ab 81 Euro.<br />
Von Düsseldorf<br />
nonstop nach Nantes<br />
Nicht nur von den vier großen Provinzmetropolen<br />
Marseille, Nizza, Toulouse und Bordeaux baut Air<br />
France sein Flugnetz aus. Die Airline kündigte ebenfalls<br />
die Aufnahme des Flugbetriebs auf der Strecke<br />
von Düsseldorf nach Nantes ab dem 2. <strong>Oktober</strong> an.<br />
Geflogen wird mit einer Embraer 145 mit 50 Sitzen.<br />
Damit sind die nördliche Atlantikküste und die Bretagne<br />
erstmals nonstop aus dem Westen Deutschlands<br />
erreichbar.<br />
Strafzettel für falsches Parken<br />
werden teurer<br />
Das Bußgeld für falsches Parken beträgt in Frankreich<br />
seit 1986, also seit 25 Jahren, konstant elf Euro.<br />
Nun wird es teurer. Ab sofort kostet es 17 Euro, wenn<br />
man zum Beispiel die Parkgebühren nicht entrichtet<br />
oder einen Fußgängerüberweg zugeparkt hat.<br />
Burgunder Winzer wollen Beaujolais<br />
aus ihrer Appellation verdrängen<br />
Seit 1930 haben die Winzer des Beaujolais in der Region Rhône-Alpes das Recht, ihre Weine<br />
unter der Appellation « Burgund » zu verkaufen, wenn die verwendeten Traubenarten die<br />
gleichen sind wie in der Nachbarregion, also Chardonnay und Aligoté für Weißweine und<br />
Pinot Noir und Gamay für Rotweine. Über Jahrzehnte hinweg gab es diesbezüglich keinerlei<br />
Probleme. Der Beaujolais hatte ein gutes Image und der Beaujolais Nouveau feierte weltweite<br />
Erfolge. Die Winzer waren also nicht auf das Label « Burgund » angewiesen. Doch in den<br />
letzten Jahren laufen die Geschäfte mit dem Beaujolais Nouveau nicht mehr so gut wie früher.<br />
Viele Winzer aus der Gegend nehmen nun das Recht aus dem Jahre 1930 in Anspruch und<br />
produzieren Burgund-Weine. Eine Entwicklung, die inzwischen immer mehr zunimmt. So<br />
wachsen im Beaujolais inzwischen auf 400 Hektar Chardonnay-Trauben, 800 Hektar sind es<br />
gerade einmal in Burgund selbst. Dies hat die Burgunder Winzer auf den Plan gerufen. Zuviel<br />
ist zuviel, meinen sie. Sie haben deshalb die Behörde für die nationalen Appellationen (Institut<br />
National des Appellations d’Origine) angerufen, um die Grenzen der Weingebiete neu festzulegen.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
www.DRK.de
On En Parle<br />
Neues Weltnaturerbe<br />
in Frankreich<br />
Renaults aktuelles<br />
Objekt der Begierde: Lada<br />
Wenn die Gespräche mit Moskau weiterhin so positiv verlaufen,<br />
könnte der Automobilkonzern Renault-Nissan am Jahresende die<br />
Kontrolle des russischen Autobauers Lada übernehmen. In diesem<br />
Fall ist geplant, die Lada-Werke in Togliatti rund 1.000 Kilometer<br />
südöstlich von Moskau zu modernisieren und dort auch Modelle der<br />
Marken Renault und Nissan vom Band rollen zu lassen. Sollte der<br />
Deal klappen, will der Konzern bis 2016 einen Marktanteil von insgesamt<br />
40 Prozent in Russland innehaben, allein 25 Prozent mit der<br />
Marke Lada.<br />
Intelligente<br />
Pariser Tauben<br />
Ein Forscherteam der Universität<br />
Paris-Ouest-Nanterre hat ein ungewöhnliches<br />
Experiment durchgeführt:<br />
Zwei Wissenschaftler haben jeden Tag an der<br />
gleichen Stelle Tauben gefüttert. Einer der<br />
beiden zeigte dabei ein den Tauben gegenüber<br />
sehr freundliches Verhalten, der andere ein<br />
sehr feindlich-abweisendes. Beide waren aber<br />
mit dem gleichen langen Mantel bekleidet, so<br />
dass man sie nur anhand ihrer Gesichter unterscheiden<br />
konnte. Die Tauben brauchten nicht<br />
lange, bis sie die beiden Forscher unterscheiden<br />
konnten. Sie kamen zu dem freundlichen und<br />
mieden den gemeinen. Die Wissenschaftler<br />
folgern daraus, dass die Pariser Tauben ihre<br />
Freunde und ihre Feinde am Gesicht erkennen<br />
können. Vielleicht ändert das ja den Blick auf<br />
diese in den Großstädten oft als Plage empfundenen<br />
Vögel.<br />
Bei seiner letzten Sitzung am 28. Juni<br />
hat das Welterbebüro der UNESCO<br />
die Causses und die Cevennen, die sich<br />
als die südlichen Ausläufer des Zentralmassivs<br />
über die Departements Aveyron,<br />
Lozère, Gard und Hérault erstrecken, in<br />
die Liste des Welterbes aufgenommen.<br />
Die UN-Sonderorganisation erkennt<br />
damit die besondere Landschaft dieser<br />
Gegend an und würdigt die Rolle der<br />
Land- und Weidewirtschaft für den Erhalt<br />
des 3.000 Quadratkilometer großen<br />
Gebiets und ihren Beitrag zur Biodiversität.<br />
In den Causses und den Cevennen<br />
grasen auch die Schafe für den bekannten<br />
Roquefort.<br />
Neues Stadion für Lyon<br />
Die Fußball-EM 2016 in Frankreich führt zu einer Modernisierung<br />
der Stadien des Landes und bringt lukrative Aufträge für die Bauwirtschaft.<br />
Der französische Baukonzern Vinci wurde damit beauftragt,<br />
ein neues Stadion in Lyon zu errichten. Es soll 58.200 Zuschauer fassen<br />
und rund 450 Millionen Euro kosten. Die Fertigstellung ist für<br />
das zweite Quartal 2014 geplant. Der Name des Stadions soll später<br />
an einen privaten Sponsor verkauft werden, um einen Teil der Baukosten<br />
damit zu finanzieren.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Erfolgreicher Abiturjahrgang<br />
Die französischen Abiturienten waren <strong>2011</strong> sehr erfolgreich.<br />
89,4 Prozent der Abiturienten mit wissenschaftlicher<br />
Ausrichtung, 87,7 Prozent der Abiturienten mit wirtschaftlicher<br />
Ausrichtung und 85,6 Prozent der Abiturienten mit<br />
literarischer Ausrichtung bestanden die diesjährigen Prüfungen.<br />
Ein gutes Ergebnis im Jahresvergleich. Insgesamt<br />
haben <strong>2011</strong> 71,6 Prozent der Schüler eines gleichen Jahrgangs<br />
die Schule mit dem Abitur abgeschlossen. Ebenfalls<br />
eine gute Quote.<br />
Ein Museum für<br />
« Der kleine Prinz »<br />
Über den berühmten Piloten und Schriftsteller Antoine<br />
de Saint-Exupéry, dem Autor des in der ganzen<br />
Welt zum riesigen Erfolg gewordenen Buchs « Der<br />
kleine Prinz », gibt es in Frankreich bisher kein Museum.<br />
Der in Lyon geborene Künstler verbrachte viele<br />
seiner Sommerferien im Château de Saint-Mauricede-Rémens<br />
im Departement Ain. Die Gemeinde, der<br />
das Schloss aus dem 18. Jahrhundert heute gehört,<br />
und der Großneffe von Saint-Exupéry,<br />
Olivier d’Agay, hoffen nun, in dem<br />
Anwesen bis zum Frühjahr 2014 ein<br />
Museum über den Autor eröffnen zu<br />
können. 20 Millionen<br />
Euro sind dafür<br />
notwendig. In<br />
Japan ist man<br />
dagegen längst<br />
weiter. Dort<br />
gibt es bereits ein<br />
solches Museum,<br />
untergebracht in...<br />
einem Nachbau<br />
des Schlosses von<br />
Saint-Mauricede-Rémens!<br />
Fernsehen zu wenig<br />
repräsentativ<br />
Nach einer Studie des Conseil Supérieur de l’Audiovisuel<br />
(CSA), der nationalen Medienaufsichtsbehörde Frankreichs,<br />
spiegeln die Programme der französischen Fernsehsender<br />
die gesellschaftliche Vielfalt zu wenig wider.<br />
So sieht man zu wenige Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
zu wenige Menschen mit Behinderungen und<br />
auch zu wenige Frauen auf dem Bildschirm.<br />
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Wohnen Sie im Herzen der schönsten Regionen<br />
Frankreichs in einer Ferienresidenz von Arts et Vie!<br />
Ferienresidenz Serre Chevalier****<br />
Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer,<br />
die zum Erholungsgebiet Serre Chevalier<br />
gehören. Der Ort bietet viele Wander– und<br />
Wintersportmöglichkeiten. Die 3-, 4- und<br />
5- Zimmerwohnungen sind ausgestattet<br />
mit Wohnküche, Fernseher, Telefon und<br />
Internetanschluss mit W-Lan.<br />
Im Gemeinschaftshaus gibt es eine Leihbücherei, Säle für amerikanischen<br />
Billard, Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen Festsaal und eine<br />
Terrassenbar. Dazu wird ein Vergnügungsprogramm angeboten,<br />
je nach Jahreszeiten, mit Ausflügen, Spiel– und Sportveranstaltungen<br />
und Konzerten.<br />
La Cîme des Prés-Chabert – 05220 Le Monêtier-les-Bains – Tel. +33 (0)4 92<br />
22 27 37 Fax +33 (0)4 92 22 27 46 – E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />
Ferienresidenz Samoëns<br />
Samoëns ist ein typisches und malerisches<br />
Dorf in Savoyen nahe der Schweiz und des<br />
Mont Blancs. Im Sommer ein beliebtes<br />
Wandergebiet, lockt Samoëns im Winter<br />
mit vielen Wintersportmöglichkeiten und<br />
direktem Zugang zu seinen Skipisten<br />
(die neue Seilbahn ist nur 300 m von<br />
der Ferienresidenz entfernt). Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt<br />
300 m außerhalb des Ortskerns und verfügt über 4 Tennisplätze.<br />
In den gemütlichen Appartements finden 4 bis 6 Personen Platz.<br />
74340 Samoëns – Tel. +33 (0)4 50 34 97 78 – E-Mail: samoens@artsetvie.com<br />
Ferienresidenz Malaucène****<br />
Im Herzen der malerischen Provence.<br />
Malaucène ist ein romantisches Dorf im<br />
Vaucluse. Es lockt mit herrlichen<br />
Naturwanderwegen und ist der ideale<br />
Ausgangspunkt für Ausflüge in die<br />
römisch-romanische Provence und zu den<br />
diversen Sommerfestivals in der Region.<br />
Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt 200 m<br />
außerhalb des Ortskerns und verfügt über ein großzügiges Sportareal mit<br />
Tennis, Sauna, Wellnessbereich und Schwimmbecken (geöffnet von Juni<br />
bis <strong>September</strong>). Die komfortablen Appartements bieten Platz für 4 bis 8<br />
Personen.<br />
Boulevard des Remparts – 84340 Malaucène – Tel. +33 (0)4 90 12 62 00<br />
E-Mail: malaucene@artsetvie.com<br />
Ferienresidenz Messanges<br />
Eine kleine Gemeinde an der Küste von<br />
Landes. Die kleine Gemeinde Messanges<br />
liegt inmitten eines Pinienwaldes, nur<br />
1200 m entfernt von einem traumhaften<br />
Sandstrand. Unweit von Spanien und dem<br />
berühmten Guggenheim-Museum in<br />
Bilbao, befindet sich hier die Ferienresidenz<br />
Arts et Vie. Sie liegt 500 m außerhalb<br />
des Ortskerns und verfügt über ein privates Tennisareal, einen Sportplatz<br />
und ein Schwimmbad (geöffnet von Juni bis <strong>September</strong>).<br />
In den komfortablen Appartements finden 4 bis 8 Personen Platz.<br />
Quartier Nature – 40660 Messanges – Tel. +33 (0)5 58 48 96 00<br />
E-Mail: messanges@artsetvie.com<br />
www.artsetvie.com<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 11
Frankreichkalender<br />
Les Années 68<br />
Dunkerque, bis 09.04.2012<br />
Louise Bourgeois,<br />
A l’infini<br />
Basel, 03.09.<strong>2011</strong> – 08.01.2012<br />
11. Biennale von Lyon<br />
Lyon, 15.09. – 31.12.<strong>2011</strong><br />
Der Lieu d’Art Action Contemporaine<br />
(LAAC) in der Nähe des industriellen<br />
Zentrums von Dunkerque<br />
wurde Ende der 1970er-Jahre als ein<br />
offener und lebendiger Ort errichtet,<br />
an dem für jedermann moderne<br />
Kunst für wenig Geld zugänglich<br />
gemacht werden sollte. In diesen<br />
Monaten beschäftigt sich der LAAC<br />
mit den Utopien der 68er. Dabei stellt<br />
das Museum seine Sammlung in Beziehung<br />
zum damaligen Zeitgeist,<br />
lässt den Besucher eintauchen in den<br />
politischen Tumult dieser Jahre und<br />
erklärt die sozialen und kulturellen<br />
Umbrüche, die diese Epoche charakterisieren.<br />
LAAC<br />
Jardin de sculptures<br />
59140 Dunkerque<br />
Telefon: +33 (0)3 28 29 56 00<br />
bis 31.10.: Di – So 10.00 – 12.15 Uhr &<br />
14.00 – 18.30 Uhr<br />
ab 01.11.: 10.00 – 12.15 Uhr &<br />
14.00 – 17.30 Uhr<br />
4,50 Euro, ermäßigt 3,00 Euro, für<br />
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre<br />
sowie jeden ersten Sonntag im Monat<br />
kostenlos<br />
Die Französin Louise Bourgeois<br />
(1911–2010) war eine der einflussreichsten<br />
Künstlerpersönlichkeiten<br />
unserer Zeit. Am 25. Dezember <strong>2011</strong><br />
hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert.<br />
Die Fondation Beyeler zeigt aus<br />
diesem Anlass eine Ausstellung mit<br />
einer konzentrierten Auswahl aus ihrem<br />
Werk. Als Höhepunkt präsentiert<br />
sie im Vorfeld der Ausstellung ihre<br />
berühmte und größte Spinnenskulptur<br />
« Maman » (1999) auf dem Bundesplatz<br />
in Bern, dem Bürkliplatz in Zürich sowie<br />
in Genf. Danach wird « Maman »<br />
während der Ausstellungsdauer im<br />
Berower Park der Fondation Beyeler in<br />
Riehen/Basel zu sehen sein.<br />
Fondation Beyeler<br />
Baselstraße 101<br />
4125 Riehen/Basel<br />
Telefon: +41 (0)61 645 97 19<br />
www.fondationbeyeler.ch<br />
Do – Di 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Mi 10.00 – 20.00 Uhr<br />
25,00 Franken, ermäßigt 12,00 Franken,<br />
Kinder und Jugendliche von 11 bis 19<br />
Jahren 6,00 Franken, Kinder unter 6<br />
Jahre kostenlos<br />
Eintritt kann in Euro bezahlt werden.<br />
Die elfte Biennale von Lyon vereint 60<br />
Künstler aus der ganzen Welt, die zumeist<br />
aus Europa, Afrika und Lateinamerika<br />
kommen und deren Werke auf<br />
14.000 Quadratmetern an vier Orten<br />
ausgestellt werden: in der Sucrière, in<br />
der Stiftung Bullukian, im Museum für<br />
Moderne Kunst von Lyon und in der<br />
Fabrik T.A.S.E. Dieses Jahr steht die<br />
Veranstaltung unter dem Titel « Eine<br />
schreckliche Schönheit ist geboren »,<br />
der zwei gegensätzliche Ideen zusammenbringt.<br />
Es ist diese Gegensätzlichkeit,<br />
die die Leiterin der Biennale,<br />
Victoria Noorthoorn, interessiert.<br />
• La Sucrière; 47-49, quai Rambaud<br />
• Musée d’Art Contemporain de Lyon;<br />
81, quai Charles de Gaulle<br />
• Fondation Bullukian;<br />
26, place Bellecour<br />
• Usine T.A.S.E.; 14, rue du Textile;<br />
69120 Vaulx-en-Velin<br />
Samstags und sonntags verbinden<br />
Flussfähren die Ausstellungsorte<br />
www.labiennaledelyon.com<br />
Di – Fr 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Sa/So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
12,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro,<br />
Kinder bis 15 Jahre kostenlos<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Pompéi –<br />
Un art de vivre<br />
Paris, 21.09.<strong>2011</strong> – 12.02.2012<br />
Matisse, Cézanne,<br />
Picasso...<br />
L’aventure des Stein<br />
Paris, 05.10.<strong>2011</strong> – 16.01.2012<br />
Les journées des<br />
plantes de Courson<br />
Courson, 14. – 16.10.<strong>2011</strong><br />
Während die öffentlichen Gebäude<br />
des Römischen Reiches zahlreich und<br />
oftmals gut erhalten sind, befinden<br />
sich die privaten Wohnungen aus<br />
der Zeit nur selten in einem guten<br />
Zustand. Außer jene von Pompeji,<br />
Herculanum, Oplontis und Stabies,<br />
die 79 v. Chr. von den Lavaströmen<br />
des Vesuvs konserviert wurden. Die<br />
Heizungen, die Systeme für fließend<br />
Wasser und die Kanalisation, über<br />
die die Privathaushalte damals verfügten,<br />
sind auch heute noch in einer<br />
spektakulären Weise modern. Der<br />
Ausstellungsbesucher kann in einem<br />
Haus aus dieser Epoche völlig frei<br />
herumgehen, als würden ihn nicht<br />
2.000 Jahre von den ursprünglichen<br />
Besitzern trennen.<br />
Musée Maillol<br />
59-61, rue de Grenelle<br />
75007 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 22 59 58<br />
www.museemaillol.com<br />
Sa – Do 10.30 – 19.00 Uhr<br />
Fr 10.30 – 21.30 Uhr<br />
11,00 Euro, ermäßigt 9,00 Euro,<br />
für Kinder bis 11 Jahre kostenlos<br />
Die spektakuläre Ausstellung wurde<br />
schon im San Francisco Museum of<br />
Modern Art und im Metropolitan<br />
Museum of Art von New York gezeigt.<br />
Sie porträtiert die Geschichte der USamerikanischen<br />
Sammlerfamilie Stein,<br />
die am Beginn des 20. Jahrhunderts in<br />
Paris lebte. Die Steins waren die ersten,<br />
die Bilder von Matisse und Picasso<br />
erwarben, und trugen im Laufe der<br />
Zeit eine beeindruckende Sammlung<br />
moderner Kunst zusammen. Die Schau<br />
zeigt unter anderem Werke von Cézanne,<br />
Picasso, Matisse, Bonnard, Picabia.<br />
Grand-Palais<br />
3, avenue du Général Eisenhower<br />
75008 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 44 13 17 17<br />
www.rmn.fr<br />
Mo, Fr – So 9.00 – 22.00 Uhr<br />
Di 9.00 – 14.00 Uhr<br />
Mi 10.00 – 22.00 Uhr<br />
Do 10.00 – 20.00 Uhr<br />
12,00 Euro, ermäßigt 8,00 Euro,<br />
für Kinder unter 13 Jahre kostenlos<br />
Auf der Website können Karten<br />
im Voraus gekauft (was sehr<br />
empfehlenswert ist) und Audioguides<br />
heruntergeladen werden (3,00 Euro)<br />
In jedem Jahr findet im Departement<br />
Essonne im südlichen Speckgürtel der<br />
französischen Hauptstadt, etwa 30<br />
Kilometer von der Pariser Innenstadt<br />
entfernt, ein großes Treffen der Gartenfreunde<br />
statt. Dieses Jahr zeigen die<br />
teilnehmenden Baumschulen wieder<br />
einmal ihre schönsten Pflanzen – etwa<br />
250 Exponate aus ganz Europa – und<br />
ihre neuesten Züchtungen. Das Thema<br />
für diese Saison lautet « Mein Baum und<br />
ich ». Vom Anfänger bis zum erfahrenen<br />
Gärtner kann sich jeder in der Ausstellung<br />
über Bäume und Sträucher mit<br />
Experten austauschen und sich wertvolle<br />
Tipps für zu Hause geben lassen, die die<br />
jeweils verschiedenen Böden und klimatischen<br />
Bedingungen im eigenen Garten<br />
berücksichtigen. Oder man genießt einfach<br />
das viele Grün in der Ausstellung.<br />
<br />
Parc du Domaine de Courson<br />
91680 Courson-Monteloup<br />
Telefon: +33 (0)1 64 58 90 12<br />
www.domaine-de-courson.fr<br />
Fr 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Sa & So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
16,00 Euro, ermäßigt 11,00 Euro,<br />
Kinder unter 12 Jahre kostenlos<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 13
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Kathedralen<br />
Die 10 schönsten<br />
Kathedralen Frankreichs<br />
Man schätzt die Zahl der Kathedralen in Frankreich auf etwa 200. Wenn auch die<br />
meisten zwischen 800 und 1600 errichtet worden sind, war es doch vor allem ab dem<br />
12. Jahrhundert, dass sich Städte, die etwas auf sich hielten, eine eigene Kathedrale<br />
erbauen ließen. Natürlich sollte diese dann schöner, größer und höher sein, als die der<br />
Nachbarstadt. So wurden binnen zwei Jahrhunderten in Frankreich nicht weniger als<br />
80 Kathedralen errichtet. Viele wurden zu Ehren der Jungfrau Maria auf den Namen<br />
Notre-Dame getauft. Der Bildhauer Auguste Rodin liebte die französischen Kathedralen<br />
so sehr, dass er ihnen ein Buch widmete (« Die Kathedralen Frankreichs »). Ein lehrreiches<br />
Werk, das heute kaum noch bekannt ist. In diesem Reisetagebuch notierte Rodin seine<br />
Eindrücke von den Kirchen, die für ihn eine große Inspirationsquelle waren. Einige<br />
seiner Kommentare haben wir in unserer Auswahl der zehn schönsten Kathedralen<br />
Frankreichs aufgenommen.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Amiens<br />
Die Gewaltigste<br />
Wer würde sich nicht klein fühlen beim Eintreten in Notre-Dame von<br />
Amiens? Die Kathedrale in dem berühmten Städtchen im Departement Somme<br />
in der Picardie hat im Inneren ein Volumen von 200.000 Kubikmetern und<br />
ist damit die größte Kathedrale Frankreichs. Man schätzt, dass die Mauerhöhe<br />
(42,30 Meter) das Limit für die klassische gotische Bauweise ist.<br />
Die Kathedrale wurde in einer Rekordzeit von 68 Jahren errichtet (1220-<br />
1288), was dem Bau eine große Homogenität verleiht. Die kurze Bauzeit erklärt<br />
sich durch ein neues Prinzip, das der Architekt Rober de Luzarches anwendete.<br />
Es hatte in den folgenden Jahrhunderten noch großen Erfolg: die Rationalisierung<br />
der Arbeit mit Hilfe von in Serie gefertigten Steinen. Eine Revolution für die damalige<br />
Zeit. Auf diese Weise wurde die eindrucksvolle Fassade errichtet. Im Chor sollte man<br />
auch auf die mehr als 110 eichenen Stühle aus dem 16. Jahrhundert achten, die alle mit<br />
Skulpturen versehen sind – zusammen mehr als 4.000 Figuren. Welch Meisterleistung!<br />
Auguste Rodin über die Kathedrale von Amiens<br />
« Diese Kathedrale, sie ist wie eine anbetungswürdige Dame, wie die<br />
Jungfrau selbst (...) Weder unnütze Verwirrung, noch Übertreibung,<br />
noch Schwülstigkeit. Es ist das absolute Reich der höchsten Eleganz. »<br />
« Das Originelle hier ist die Instandsetzung eines Werks,<br />
das einem grundsätzlichen Prinzip der Weisheit folgt. »<br />
« Die Analogie der gotischen Kirche mit den Wäldern im Norden kommt mir in den Sinn. Dass der<br />
Wald die Architektur beeinflusst haben muss, erscheint mir sicher. Der Erbauer hat die Stimme der Natur<br />
gehört, er hat ihre Lehren und ihr Beispiel verstanden (...) Der Wald erzeugt in mir einen Eindruck, der<br />
dem ähnlich ist, den ich in der Kathedrale bekommen habe. Das eine führt mich zum anderen. (...) Der<br />
Wald erinnert die Menschheit an ihre Wurzeln, in ihm finden sie ihr Prinzip wieder. »<br />
Beauvais<br />
Unvollendet, aber mit dem<br />
höchsten gotischen Chor der Welt<br />
Es ist ein merkwürdiges Schicksal, das die Kathedrale Saint-Pierre von Beauvais im<br />
Departement Oise (Picardie) erlebte. Sie hätte eine der größten Kathedralen der Welt<br />
werden können, mit ihrer Höhe von 67,23 Metern, wenn ihr nicht ein paar Dinge fehlen<br />
würden: ein Kirchenschiff, ein Turm und eine Glocke. Im Jahr 1225 brannte die alte Kathedrale<br />
von Beauvais, die aus dem 10. Jahrhundert stammte, aus. Der damalige Bischof<br />
wollte sie nicht nur einfach wieder aufbauen lassen, sondern plante gleich ein völlig neues<br />
Gotteshaus. Das sollte noch schöner, noch größer und noch erhabener sein als das alte.<br />
Aber Erdrutsche auf der Baustelle, Kriege und noch dazu Geldmangel dämpften sein ambitioniertes<br />
Vorhaben. 120 Jahre nach Baubeginn waren einzig der Chor und das Querschiff<br />
fertig. Was den Glockenturm (153 Meter) betrifft, der wurde zwar gebaut, stürzte<br />
aber 1573 wieder ein. Saint-Pierre von Beauvais blieb unvollendet, gilt aber wegen des<br />
Chores (47,77 Meter Höhe), der höchste weltweit, als ein Meisterwerk der Gotik. Auch<br />
das Querschiff wird als exemplarisch für die gotische Baukunst angesehen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 15
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Kathedralen<br />
Rouen<br />
Der höchste Turm<br />
Rouen in der Normandie trägt auch den Namen « Stadt der 100<br />
Glockentürme ». In Wirklichkeit gibt es aber nur 30. Aus all den<br />
Türmen ragt einer besonders hervor. Es ist der Turm der Kathedrale<br />
von Notre-Dame und er ist mit 151 Metern der höchste von<br />
Frankreich. Notre-Dame dominiert mit ihrer Länge von 136 Metern,<br />
dem Kirchenschiff, das 28 Meter hoch ist, und seinen beiden<br />
Türmen weithin die kirchlichen Bauwerke der Stadt. Sie wurde<br />
ab 1063 auf den Resten einer ersten Kathedrale gebaut, dann aber<br />
1200 durch ein Feuer wieder zerstört. Ihr Wiederaufbau dauerte<br />
schließlich vom 13. bis zum 16. Jahrhundert.<br />
Die beiden Türme, der Tour Saint-Romain auf der linken und<br />
der Tour Beurre (dt. Butterturm) auf der rechten Seite sind schon<br />
von weitem zu erkennen. Der Beurre-Turm wurde erst 1507 aus<br />
ästhetischen Gründen ergänzt. Laut einer Anekdote waren die<br />
Kirchenleute bei der Finanzierung des Baus erfinderisch: Man<br />
erlaubte den Einwohnern Rouens während der Fastenzeit, Milchprodukte<br />
zu essen – vor allem Butter. Allerdings war dafür eine<br />
eigene Steuer zu entrichten. Das so eingenommene Geld genügte<br />
allerdings nicht, um den neuen Turm genauso prachtvoll werden<br />
zu lassen wie den benachbarten Saint-Romain. Man begnügte sich<br />
deshalb damit, den Tour Beurre mit einer bescheidenen steinernen<br />
Krone zu bekleiden.<br />
Im Chorraum der Kathedrale befinden sich die Gräber der<br />
früheren Herzöge der Normandie. Richard I. von England (1157-<br />
1199), genannt Richard Löwenherz, war König von England,<br />
Herzog der Normandie und Herzog von Aquitanien. Er hatte<br />
verfügt, dass sein Herz in Notre-Dame von Rouen ruhen solle,<br />
während sein Körper in der Abtei von Fontevraud bestattet wurde,<br />
seine Glieder jedoch in der Kirche des Schlosses Châlus Chabrol<br />
in Haute-Vienne.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Paris<br />
Die Berühmteste<br />
Unvorstellbar, dass in einem Zentralstaat wie Frankreich<br />
die berühmteste Kathedrale nicht in der Hauptstadt<br />
stünde. So ist Notre-Dame von Paris im Ansehen der<br />
Franzosen denn auch bei weitem die Nummer Eins unter<br />
den großen Gotteshäusern. Auch wenn sie weder die älteste,<br />
noch die größte oder originellste ist, bleibt sie doch<br />
die absolute Referenz für die Nation, auf die sich ihr ganzer<br />
Stolz richtet. Zwölf Millionen Besucher besichtigen<br />
die Kathedrale jedes Jahr, was sie an Stelle neun der häufig<br />
besichtigten Sehenswürdigkeiten auf der Welt bringt.<br />
Damit hat Notre-Dame fast doppelt so viele Besucher wie<br />
der Eiffelturm. Allerdings muss man bei diesem Vergleich<br />
berücksichtigen, dass der Eintritt zu Notre-Dame im Gegensatz<br />
zum Eiffelturm kostenlos ist.<br />
Die Kathedrale ist ein würdiges Zeugnis der gotischen<br />
Kunst, deren imposante Silhouette sich am östlichen<br />
Ende der Ile de la Cité in den Himmel erhebt.<br />
Fast zwei Jahrhunderte waren nötig, um den Bau abzuschließen,<br />
der 1163 begann und bis ungefähr 1<strong>35</strong>0<br />
dauerte. Die Außenfassade wurde ab 1200 errichtet,<br />
man brauchte alleine dafür 45 Jahre. Die Errichtung von<br />
Querschiff und die Vollendung der beiden Fensterrosen<br />
im nördlichen beziehungsweise südlichen Teil, die zu<br />
den größten in Europa gehören, waren 1270 geschafft.<br />
Die Errichtung des Chors dauerte bis etwa 1<strong>35</strong>0.<br />
Die Fassade ist in verschiedene Teile geteilt: in einen<br />
horizontalen sowie einen vertikalen. Die horizontale<br />
Partie ist den Menschen gewidmet, während die<br />
vertikalen Teile die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und<br />
Heiligem Geist verdeutlichen soll. Wenn man den Turm<br />
von Notre-Dame besteigt, hat man über ihr historisches<br />
Zentrum hinweg einen der schönsten Rundblicke über<br />
die Hauptstadt. Der Kirchenschatz von Notre-Dame<br />
enthält drei äußerst bedeutungsvolle Reliquien: die Dornenkrone<br />
von Jesus Christus, einen Splitter des Kreuzes,<br />
an dem der Heiland hing, sowie einen der Nägel, mit<br />
denen Christus ans Kreuz geschlagen war. Auch deshalb<br />
kommen so viele Besucher in die Kathedrale.<br />
Meistens wird allerdings vergessen, dass es Notre-<br />
Dame nur einem Zufall zu verdanken hat, dass sie überhaupt<br />
noch steht. Die Revolutionäre verdammten die<br />
Kathedrale nach 1789 eigentlich zum Abriss. Dem entkam<br />
das Gotteshaus nur knapp, doch sein baulicher Zustand<br />
verschlechterte sich im Laufe der Jahre, in denen<br />
das Gebäude sich selbst überlassen wurde, immer mehr.<br />
Bei der Krönung Napoleons beispielsweise war man<br />
gezwungen, Wandteppiche vor die Mauern zu hängen,<br />
um ihren katastrophalen Zustand zu verbergen. Glücklicherweise<br />
gab es Victor Hugo (1802-1885) mit seinem<br />
berühmten Roman « Der Glöckner von Notre-Dame »,<br />
der 1831 erschienen war und die öffentliche Meinung<br />
wieder aufrüttelte. Schließlich nahm sich der Architekt<br />
Eugène Viollet-le-Duc ihrer Restaurierung an. Heute<br />
erfreut sich Notre-Dame längst einer gründlichen Fassadensanierung<br />
und strahlt in ihrem vollen Glanz.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 17
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Kathedralen<br />
Reims<br />
Die Kathedrale von<br />
Königen und Engeln<br />
Die Geschichte der Kathedrale Notre-Dame von<br />
Reims ist eng mit den französischen Königskrönungen<br />
verbunden. Hier war es, wo Clovis, der erste König der<br />
Franzosen, um 498 getauft wurde. Der Ort ist so gleichzeitig<br />
Symbol für das französische Königtum wie auch<br />
Ritenplatz. Die Kathedrale gilt als eines der Meisterwerke<br />
der gotischen Kunst ab dem 13. Jahrhundert, ist mit mehr<br />
als 2.300 Statuen geschmückt und ihre Fassade versammelt<br />
eine gigantische Galerie von Königen.<br />
An ihrer Spitze sitzen in kleinen Nischen große<br />
Engel mit ausgebreiteten Flügeln und ziehen die Blicke<br />
auf sich. Der berühmteste unter ihnen ist der Engel mit<br />
einem Lächeln im Gesicht. Im Inneren sorgt das über<br />
drei Etagen reichende Kirchenschiff für Aufsehen. Hier<br />
gibt es einige Fenster, die von Marc Chagall gestaltet<br />
wurden. Der nahe gelegene Palais du Tau mit seiner<br />
äußerst luxuriösen Ausstattung beherbergte seit dem<br />
Mittelalter die Könige, wenn sie zur Krönung in Reims<br />
weilten. Heute ist der Palais ein Museum und zeigt eine<br />
große Zahl von Statuen und Kirchenschätzen aus der<br />
Kathedrale. Ein wundervoller Ort, den man neben der<br />
Kathedrale unbedingt besuchen sollte.<br />
Auguste Rodin über die Kathedrale von Reims<br />
« Sie ist da, regungslos, stumm; ich sehe sie nicht:<br />
schwarze Nacht. Jetzt gewöhnen sich meine Augen<br />
etwas an die Dunkelheit und das große Skelett des<br />
mittelalterlichen Frankreich erscheint vor mir. Sie ist<br />
unser Gewissen. Wir können ihr nicht entgehe n.<br />
Sie ist die Stimme der Vergangenheit. »<br />
« Von weitem gesehen erinnert die Kathedrale von Reims an<br />
eine große Frauenfigur, kniend ins Gebet vertieft. »<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Metz<br />
Des « Lieben Gottes Laterne »<br />
Saint-Etienne in Metz ist die Kathedrale Frankreichs mit der größten Fensterfläche:<br />
Sie misst ganze 6.500 Quadratmeter. In ihr gibt es außerdem die größten gotischen Fenster<br />
Europas. Wenn man dann noch weiß, dass ihre Mauern 41 Meter hoch in den Himmel<br />
ragen, wird man sich gut vorstellen können, welche Wirkung erst das Innere haben<br />
muss, wenn die ersten Sonnenstrahlen des Tages durch die Fenster fallen. Auch außen hat<br />
das Licht eine ergreifende Wirkung, wenn die Sonne an Sommerabenden die Steine eindrucksvoll<br />
bemalt. Wegen des Lichteffekts nennen die Leute das Gebäude auch liebevoll<br />
« des Lieben Gottes Laterne ».<br />
Der Bau von Saint-Etienne begann im Jahr 1041 und dauerte drei Jahrhunderte. Noch<br />
heute kann man sich beim Betreten der Kathedrale eines erhebenden Gefühls nicht erwehren.<br />
Im Inneren ist es so hell und die Fenster sind so hoch, dass man gar nicht anders kann,<br />
als den Blick zum Himmel zu richten. Über dem großen Portal spannt sich an der Außenfassade<br />
ein riesiges Fenster von <strong>35</strong>0 Quadratmetern Fläche. Es trägt eine Fensterrose von elf<br />
Metern Durchmesser, die von Hermann von Münster geschaffen wurde. Der hatte sich das<br />
Recht ausgehandelt, nach seinem Ableben unter seinem Meisterwerk beerdigt zu werden.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden die Chefarchitekten des nationalen Denkmalamtes,<br />
die im Krieg zerstörten Fenster durch moderne Glaskunst zu ersetzen. Deshalb<br />
finden sich heute am linken Querschiff Fenster, die von Marc Chagall (1887-1985)<br />
gestaltet wurden. Sie zeigen die Erschaffung von Adam und Eva, den Sündenfall sowie<br />
die Vertreibung aus dem Paradies.
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Kathedralen<br />
Le Mans<br />
Lehrstunde der<br />
Architektur<br />
Die Kathedrale Saint-Julien von Le Mans<br />
im Departement Sarthe, etwa 200 Kilometer<br />
südwestlich von Paris, ist ein Zeugnis für die<br />
Entwicklung der Architektur: Das Bauwerk,<br />
das zwischen dem 11. und dem 15. Jahrhundert<br />
errichtet wurde, zeigt eine beeindruckende<br />
Vielfalt von Baustilen.<br />
Begonnen wurde der Bau um 1060 auf den<br />
Resten einer alten Karolinger-Kathedrale. Ihre<br />
jetzige Form erhielt sie 1430, wobei das heutige<br />
Gebäude zweigeteilt ist und aus verschiedenen<br />
Epochen stammt. Das Kirchenschiff ist in romanischem<br />
Stil, der Chor in gotischer Bauweise<br />
errichtet. Wenn man sich an der Kreuzung des<br />
Querschiffes befindet, gibt es einen eindrucksvollen<br />
Effekt. Auf der einen Seite fällt der Blick<br />
auf den Chor im perfekten gotischen Stil: riesig,<br />
majestätisch und licht. Auf der anderen Seite<br />
ein eher kompaktes romanisches Kirchenschiff,<br />
massiv und dunkel. Die Unterscheidung, welcher<br />
Stil an welcher Stelle angewendet wurde,<br />
ist aber nicht in allen Details so einfach. Selbst<br />
Spezialisten sind sich nicht einig darüber, welche<br />
Gebäudeteile aus welchen Epochen stammen.<br />
Die Veränderungen im Laufe der Zeit haben<br />
manche Spuren so verwischt, dass der Stil nicht<br />
mehr eindeutig einzugrenzen ist. Die Decken<br />
einiger Kapellen zeigen Reste mittelalterlicher<br />
Wandbemalung von vollkommener Schönheit,<br />
die hervorragend konserviert sind.<br />
Saint-Julien befindet sich in der Altstadt<br />
Vieux-Mans und hat einen Turm, der es auf<br />
64 Meter Höhe bringt. Er macht aus der Kirche<br />
das höchste Gebäude der Stadt und einen<br />
idealen Aussichtspunkt, um das Panorama der<br />
Umgebung zu genießen.<br />
August Rodin über die<br />
Kathedrale von Le Mans<br />
« Vielleicht morgen oder später an irgendeinem<br />
Tag werde ich mich während meiner Alltagssorgen<br />
als Künstler plötzlich an meine steinerne Freundin<br />
erinnern, an meine Herrin von Le Mans, und mein<br />
Herz und mein Geist werden zittern, und ich werde<br />
abrupt von dem Licht angestrahlt werden, das, zu<br />
klar, mich blenden wird und mich demütig werden<br />
lässt vor ihr. »<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Chartres<br />
Erziehung durch Stein und Glas<br />
Mitten in der Ebene von Beauce, etwa 80 Kilometer südwestlich von Paris,<br />
befindet sich die Kathedrale Notre-Dame von Chartres. Über viele Kilometer<br />
hinweg ist sie in der flachen und eintönigen Landschaft auszumachen. Unter<br />
all den Kathedralen Frankreichs – vor allem aber unter den gotischen – ist sie<br />
die repräsentativste und die « kommunikativste ». Sie ist ein wichtiger Pilgerort,<br />
da sie den Schleier beherbergt, den die Jungfrau Maria bei der Geburt von<br />
Jesus getragen haben soll.<br />
Ihre Baumeister wollten, dass die Kathedrale den Gläubigen eine schnell<br />
zu verstehende Botschaft vermitteln solle. Deswegen sind die neun Portale des<br />
Bauwerks mit über 4.000 Figuren bestückt, die die wichtigsten Begebenheiten,<br />
von denen die Bibel berichtet, wiedergeben. So sah im Mittelalter Bildung für<br />
eine Bevölkerung aus, die häufig nicht lesen und schreiben konnte. Stattdessen<br />
erhielten die Leute visuell Kenntnis von der Bibel.<br />
Im Inneren der Kathedrale komplettieren mehr als 2.500 Quadratmeter bebilderte<br />
und farbig gestaltete Fensterflächen die Volksbildung dieser Art. Für<br />
das Blau, das als Fensterfarbe genutzt wurde, ist Chartres besonders berühmt.<br />
Die große Fensterrose auf ihrer Hauptfassade, die 13,36 Meter Durchmesser<br />
misst, ist eine der größten auf der Welt. Sie ist sogar größer als die von Notre-<br />
Dame in Paris, die es « nur » auf einen Durchmesser von 13,1 Metern bringt.<br />
Auguste Rodin über die Kathedrale von Chartres<br />
« Chartres, unsere prächtigste von allen! »<br />
« Man kann nach Chartres kommen, um zu Gott zu beten, denn er ist überall; aber man<br />
kann auch hierher kommen, um dem Menschen zu huldigen, der hier sein Genie enthüllt<br />
hat und der, in dieser Hinsicht, nicht überall ist. »<br />
« Das, was mich immer am meisten aufwühlt in dieser Kirche,<br />
ist das Gefühl von Weisheit, das sich mir hier vermittelt. »<br />
« Könnte Chartres untergehen? Ich will das nicht glauben. Sie wartet auf andere<br />
Generationen, die würdig sind, sie zu verstehen. Sie wartet, stolz emporgeschwungen und<br />
attestiert uns, dass in manchen großen Stunden sich der menschliche Geist aufrafft, sich<br />
ruhig und gelassen der Ordnung zuwendet, und Schönheit für die Ewigkeit kreiert. »<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 21
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Kathedralen<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Straßburg<br />
Wuchtig und<br />
zart zugleich<br />
Nach Victor Hugo (1802-1885) ist Notre-Dame<br />
von Straßburg « ein Wunder von Wucht und<br />
Zartheit ». Der Ausspruch gibt gut den paradoxen<br />
Eindruck wieder, den man bekommt, wenn man<br />
sich der Kathedrale nähert. Ihr Turm erreicht<br />
eine Höhe von 142 Metern, was ihn bis zum 14.<br />
Jahrhundert den höchsten Turm der Christenheit<br />
sein ließ, bis er von Rouen (151 Meter), Köln (157<br />
Meter) und Ulm (161,5 Meter) eingeholt wurde.<br />
Das enge Straßengewirr der Straßburger Altstadt<br />
verhindert, dass man ihn oft in voller Pracht sieht.<br />
Am besten sieht man das Gotteshaus, wenn man<br />
von der Rue Mercière kommt. Dann wird man<br />
ergriffen sein von diesem Gebäude aus dem rosafarbenen<br />
Sandstein der Vogesen.<br />
Die riesige gotische Fassade mit ihren feinen<br />
Säulen, der immensen Rosette und ihren zahlreichen<br />
Details ist ein Meisterwerk der Skulpteure.<br />
Die Hunderte von Statuen, von denen einige komische<br />
Szenen darstellen, verbergen viele historische<br />
Details, die es zu entdecken gilt. Beim Betrachten<br />
der Fassade fragt man sich unweigerlich, wieso<br />
Notre-Dame nur einen Turm hat. Die Architekten<br />
hatten sehr wohl einen zweiten geplant, aber<br />
wegen des instabilen Bodens mussten sie davon<br />
ablassen. Schon am Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
musste man tonnenweise Beton in den Untergrund<br />
pressen, um die Kathedrale zu stabilisieren.<br />
Im Inneren ist der Chor im romanischen Stil<br />
gehalten, während das Schiff im gotischen Stil<br />
erbaut ist. Man spricht hier von der dentelle de<br />
pierre (dt. steinerne Spitze), denn so präzise sind<br />
die Skulpturen gearbeitet, dass sie wie feine Spitze<br />
wirken. Themenreichtum und Farbenpracht<br />
der Fenster sind ebenfalls beeindruckend. Eine<br />
ganz eigene Sensation ist die aus der Renaissance<br />
stammende astronomische Uhr. Sie ist von einer<br />
Komplexität, die heute noch die Spezialisten<br />
staunen lässt: Figuren kreisen im Rhythmus des<br />
Sonnen- und Mondlaufs, der Sternzeichen und<br />
der Planeten. Zu jeder Stunde klingelt der Tod,<br />
bis ein Engel das Stundenglas wieder herumdreht.<br />
Eine Legende besagt, dass dem Uhrmacher nach<br />
der Anfertigung seines Meisterstücks die Augen<br />
geblendet wurden, um zu verhindern, dass er an<br />
anderer Stelle ein selbiges Meisterwerk erschaffe.<br />
*Nur ein Gutschein pro Haushalt. Der Wert des geschenkten Passes muss dem des gekauften Passes entsprechen oder geringer sein.<br />
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17 place de la Cathédrale Bahnhof<br />
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Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Kathedralen<br />
Albi<br />
Die Festung Gottes<br />
Schon von weitem lässt Sainte-Cécile, die Kathedrale von<br />
Albi im Departement Tarn, ihre imposante Präsenz erahnen: Kilometerweit<br />
ist ihre Silhouette über den Dächern zu sehen. Beim<br />
Näherkommen hat man den Eindruck, dass das Gebäude mit<br />
seinen erstaunlichen Maßen (mehr als 113 Meter lang, 40 Meter<br />
hoch, ein wuchtiger Glockenturm mit einer Höhe von 78 Metern,<br />
Grundmauern von zweieinhalb Metern Breite) eher aussieht wie<br />
eine Festung als wie ein traditionelles Gotteshaus. Als wäre es<br />
erbaut, um vor allem großen Eindruck zu schinden.<br />
Ein Blick in die Geschichtsbücher liefert die Erklärung. Vor<br />
allem in dieser Region hatte sich die Glaubensrichtung der Katharer<br />
ausgebreitet, die am Anfang des 11. Jahrhunderts als Reaktion<br />
auf die Widersprüchlichkeiten und Auswüchse der traditionellen<br />
katholischen Kirche, die als von Macht und Geld korrumpiert<br />
galt, entstanden war. Es war eine Art Revolte, die sich sowohl an<br />
die Mächtigen wie auch an die kleinen Leute wandte, um sie zu<br />
einem « reinen » Glauben zurückzuführen – zu einem Glauben<br />
ähnlich dem des Anfangs, als es noch keine Exzesse gab.<br />
Diese Entwicklung sorgte die Bischöfe von Albi, die um ihren<br />
Einfluss fürchteten und eine offene Rebellion verhindern wollten.<br />
Um sich zu schützen, setzten sie gigantische Bauvorhaben<br />
in Gang. Saint-Cécile war eines davon. Die Kathedrale wurde in<br />
den Palais de la Berbie integriert und sollte in Notfällen Platz für<br />
6.000 Stadtbewohner bieten. Sie hatte aber noch einen anderen<br />
Zweck: Sie sollte beeindrucken. Da die kirchlichen Autoritäten<br />
verhasst waren, brauchte es einen großen Coup, um dem Klerus<br />
wieder Geltung zu verschaffen. Ein Gebäude, das aus dem Boden<br />
gestampft wird und die Macht des nach ihrem Sinne « rechten »<br />
Glaubens symbolisiert, war für diese Zwecke genau das Richtige.<br />
Nicht weniger als zwei Jahrhunderte waren nötig (1282-1493),<br />
um diese imposante Kathedrale zu errichten. Sie ist die größte im<br />
Departement Tarn.<br />
Beeindruckt ist der Besucher nicht nur von der imposanten<br />
Fassade der Kathedrale, sondern auch vom fein ausgearbeiteten<br />
Inneren des Gotteshauses. Während das Äußere nüchtern und<br />
wehrhaft ist, erstrahlt die Kathedrale innen in einer unvermuteten<br />
Reichhaltigkeit. Das 30 Meter hohe Gewölbe ist vollkommen<br />
bemalt. Drei Jahre wurden allein dafür benötigt (1509 bis 1512).<br />
Es gilt als die größte im italienischen Renaissance-Stil gestaltete<br />
Fläche in Frankreich. Die Chorschranke ist mit mehr als 270<br />
Statuen bestückt. Sie nimmt fast die Hälfte des Kirchenschiffs<br />
ein und wirkt wie eine Kirche in der Kirche. Die Ornamente aus<br />
Kalkstein auf ihr sind so fein gestaltet, dass man meinen könnte,<br />
sie seien aus Spitze. In dem mächtigen Gebäude befinden sich 30<br />
Kapellen. Auch die Orgel ist von gewaltigen Ausmaßen: 15,30<br />
Meter hoch und 16,40 Meter lang. Sie gilt als eine der schönsten<br />
Frankreichs und trägt mit dazu bei, dass Sainte-Cécile auch heute<br />
noch seine Besucher mächtig beeindruckt.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Rouen<br />
Öffnungszeiten:<br />
01.04. – 31.10.: werktags 7.30 – 19.00<br />
Uhr, Montagvormittag geschlossen,<br />
sonntags 8.00 – 18.00 Uhr<br />
01.11. – 31.03.: werktags 7.30 – 12.00 Uhr<br />
& 14.00 – 18.00 Uhr, Montagvormittag<br />
geschlossen, sonntags 8.00 – 18.00 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)2 32 08 32 40<br />
www.rouentourisme.com<br />
Telefon: +33 (0)3 87 55 53 76<br />
www.tourisme.metz.fr<br />
Le Mans<br />
Öffnungszeiten:<br />
Sommer: täglich 8.00 – 18.00 Uhr<br />
Winter: täglich 8.00 – 12.00 Uhr & 14.00<br />
– 18.00 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)2 43 28 17 22<br />
www.lemanstourisme.com<br />
Amiens<br />
Öffnungszeiten:<br />
01.04. – 30.09.: täglich 8.30 – 18.30 Uhr<br />
01.10. – 31.03.: täglich 8.30 – 17.30 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)3 22 71 60 50<br />
www.amiens-tourisme.com<br />
<br />
Beauvais<br />
Öffnungszeiten:<br />
01.05. – 30.06.: täglich 9.00 – 12.30 Uhr &<br />
14.00 – 18.30 Uhr<br />
01.07. – 31.08.: täglich 9.00 – 18.30 Uhr<br />
01.09. – 31.10.: täglich 9.00 – 12.30 Uhr &<br />
14.00 – 18.30 Uhr<br />
01.11. – 30.04.: täglich 9.00 – 12.00 Uhr &<br />
14.00 – 17.30 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)3 44 15 30 30<br />
www.beauvaistourisme.fr<br />
<br />
Paris<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 8.00 – 18.45 Uhr<br />
(am Wochenende 19.15 Uhr)<br />
www.notredamedeparis.fr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)1 49 52 42 63<br />
www.parisinfo.com<br />
<br />
Reims<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 7.30 – 19.30 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)8 92 70 13 51<br />
www.reims-tourisme.com<br />
Palais de Tau<br />
Telefon: +33 (0)3 26 47 81 79<br />
www.palais-tau.monuments-nationaux.fr<br />
M e t z<br />
Öffnungszeiten:<br />
Sommer: täglich 8.00 – 19.00 Uhr<br />
Winter: täglich 8.00 – 18.00 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
<br />
Chartes<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 7.30 – 19.30 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)2 37 18 26 26<br />
www.chartres-tourisme.com<br />
<br />
Straßburg<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 7.00 – 11.20 Uhr &<br />
12.<strong>35</strong> – 19.00 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)3 88 52 28 28<br />
www.otstrasbourg.fr<br />
<br />
Albi<br />
Öffnungszeiten:<br />
01.06. – 30.09.: täglich 9.00 – 18.30 Uhr<br />
01.10. – 31.05.: täglich 9.00 – 12.00 Uhr &<br />
14.00 – 18.30 Uhr<br />
Office du Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)5 63 36 36 00<br />
www.albi-tourisme.fr<br />
LA RESERVE****<br />
GÄSTEHAUS UND<br />
SPITZENRESTAURANT.<br />
Das Réserve heißt Sie herzlich willkommen in<br />
seinem Hotel-Restaurant, welches über 23 klimatisierte<br />
Zimmer verfügt. Vor den Toren der Stadt<br />
Albi, die Träger des UNESCO Weltkulturerbes<br />
ist, liegt das Réserve idyllisch in einem 5 Hektar<br />
großen Park, durch den sich der Tarn-Fluss zieht.<br />
AKTIVITÄTEN VOR ORT:<br />
Tennis, Schwimmbad, Spa und Sauna,<br />
Billard, Boule, Erholung<br />
GEÖFFNET VON MAI BIS OKTOBER<br />
Das Haus bietet dem Gast eine raffinierte Küche<br />
mit hochwertigen regionalen Produkten, die im<br />
klimatisierten Restaurant serviert werden oder<br />
auf der blumenbewachsenen Terrasse, die über das<br />
Flussufer hinausragt.<br />
81 route de Cordes<br />
81 000 ALBI<br />
FRANKREICH<br />
Telefon: +33 (0) 5 63 60 80 80<br />
Mail: reservealbi@relaischateaux.com<br />
Homepage: www.lareservealbi.com
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Roche de Solutré &<br />
Roche de Vergisson<br />
Zwei Felsen, ein Wanderparadies<br />
Die Roche de Solutré und die Roche de Vergisson, ein Dutzend Kilometer westlich von Mâcon<br />
ganz im Süden Burgunds, unmittelbar an der Grenze zur Region Rhône-Alpes gelegen, sind in<br />
mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zunächst wegen ihrer geologischen Ursprünge und der<br />
archäologischen Funden zu ihren Füßen. Dann wegen der wunderbaren Lage inmitten der<br />
Weinfelder der Pays Mâconnais, wodurch die beiden Felsen ein Eldorado für Wanderer sind.<br />
Schließlich als Zeitzeugnis der Politik der 1980er-Jahre, als François Mitterrand mit einem Tross<br />
Journalisten regelmäßig den Gipfel der Roche de Solutré erklomm.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 27
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Wenn man die Roche de Solutré zum ersten Mal<br />
vor sich sieht, nachdem man gerade das kleine<br />
Dorf Solutré-Pouilly passiert hat, muss man einfach<br />
staunen: Nichts hat zuvor darauf hingedeutet, dass<br />
plötzlich ein derartiger Felsen aus der Landschaft emporragt.<br />
Ein Berg – der Gipfel misst stolze 492 Meter – wie ein auf<br />
Grund gelaufenes Schiff inmitten von Weinfeldern. Irgendwie<br />
unwahr und nicht zur Umgebung passend – und doch<br />
einzigartig schön.<br />
Sofort möchte man anhalten und den Anblick genießen.<br />
Doch man sollte noch ein wenig weiterfahren, denn hinter<br />
einer Kurve wartet eine zweite Überraschung: ein weiterer<br />
Felsen, die Roche de Vergisson, die gerade einmal zwei Kilometer<br />
von der Roche de Solutré entfernt liegt und mit ihr<br />
durch einen alten Römerweg verbunden ist. Dieser zweite<br />
Berg misst mit einer Höhe von 485 Metern zwar sieben Meter<br />
weniger, ist aber ansonsten nicht minder beeindruckend.<br />
Obwohl sich beide Felsen von der Form her unterscheiden,<br />
die Roche de Solutré ist spitzer, wirken sie wie zwei Schwestern.<br />
Zusammen sind sie die Stars der Region.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Zwischen den beiden Felsen befindet<br />
sich Vergisson, ein Dorf wie ein<br />
perfektes Postkartenmotiv. Durch die<br />
geschützte Lage zwischen den beiden<br />
Bergen profitiert der Ort von einem<br />
sehr günstigen Mikroklima, was die<br />
Herstellung eines der besten Weine<br />
Burgunds ermöglicht: den berühmten<br />
Pouilly-Fuissé. Keine Frage, diese Gegend<br />
erfüllt alle Voraussetzungen, um<br />
zu gefallen: Zwei pittoreske Felsen,<br />
eine alte Römerstraße, ein malerisches<br />
Dorf und einen guten Wein, was will<br />
man mehr?<br />
AUBERGE<br />
DU<br />
PARADIS<br />
Eine ungewöhnliche<br />
geologische<br />
Erscheinung<br />
Dass die Landschaft heute so<br />
spektakulär ist, verdankt sie einer geologischen<br />
Besonderheit. In Millionen<br />
von Jahren wurden die beiden Felsen<br />
geformt. Sie bestehen aus Kalkstein,<br />
eigentlich ein sehr bröckeliges Gestein.<br />
Man schätzt, dass die Sockel vor<br />
360 bis 290 Millionen Jahren entstanden sind. Das Gestein,<br />
das heute sichtbar ist, besteht aus mehreren Ablagerungsschichten,<br />
die sich gebildet haben, als die Region vor rund<br />
180 Millionen Jahren vom Meer bedeckt war. Noch heute<br />
lassen sich fossile Überbleibsel von Muscheln und Weichtieren<br />
aus dieser Epoche finden.<br />
Doch das eigentliche Phänomen ist, dass die Felsen mit<br />
Korallen bedeckt wurden, die der Erosion gegenüber sehr<br />
resistent sind. Als später Eiszeiten hereinbrachen, die erste<br />
vor 650.000 Jahren, die letzte vor ungefähr 10.000 Jahren,<br />
formten sie die Gegend solange, bis das heutige Erscheinungsbild<br />
entstanden war. Geologisch bilden die Roche de<br />
Solutré und die Roche de Vergisson deshalb eine Besonderheit<br />
und unterscheiden sich von der Beschaffenheit der<br />
umliegenden Hügel und Berge.<br />
Bedeutende prähistorische Funde<br />
Wegen der Höhe der Felsen, die Schutz vor Fluten der<br />
Saône boten, der vielen Höhlen, der reichen Vorräte an<br />
Feuerstein und der einst vielen Tiere in der Umgebung sind<br />
Auberge du Paradis · Plâtre Durand<br />
71570 Saint-Amour-Bellevue<br />
Tel.: 03-85-37-10-26<br />
Mail: info@aubergeduparadis.fr<br />
Site: www.aubergeduparadis.fr<br />
die beiden Berge für die Menschen seit Langem von strategischer<br />
Bedeutung. Schon in der Altsteinzeit interessierten<br />
sich unsere Vorfahren für diese Gegend.<br />
Grabungen in den Jahren von 1866 bis 1873 brachten<br />
unzählige Knochen von Tieren zutage. Man folgerte daraus,<br />
dass die Roche de Solutré ein lohnendes Jagdrevier war.<br />
Man fand Knochen auf einer Fläche von mehr als einem<br />
Hektar und mit einer Tiefe von mehr als einem Meter, so<br />
dass es sich um schätzungsweise 100.000 Tiere handeln<br />
musste. Außerdem entdeckte man einzigartige Werkzeuge.<br />
Die Funde waren so bedeutend, dass die Menschen einer<br />
ganzen Epoche (von 20.000 bis 16.000 v. Chr.) seitdem Solutréens<br />
genannt werden.<br />
Ein berühmter Besucher:<br />
François Mitterrand<br />
Doch nicht nur die Frühgeschichte machte die Felsen<br />
berühmt. Der ehemalige Präsident der Französischen Republik,<br />
François Mitterrand (1916-1996), verdankte Burgund<br />
viel, insbesondere dem Morvan. Er wurde 1946 als<br />
Die Roche de Vergisson aus der Vogelperspektive. S. 26/27: Das Dorf Vergisson vor dem Felsen, dem es seinen<br />
Namen gibt. Aus den Trauben der umliegenden Weinberge wird der Pouilly-Fuissé hergestellt.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 29
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Abgeordneter des Departements Nièvre gewählt. Obwohl<br />
er keine eigenen Wurzeln in der Gegend hatte – es war und<br />
ist in Frankreich üblich, dass Politiker wie Fallschirmspringer<br />
in einem beliebigen Wahlkreis verortet werden – entwickelte<br />
Mitterrand zu dieser Ecke Frankreichs eine ganz<br />
besondere Beziehung. Die Roche de Solutré wurde für ihn<br />
zu einem Symbol. Nach dem Zweiten Weltkrieg versprach<br />
er Freunden aus der Résistance, sie jedes Jahr Pfingsten auf<br />
diesem Felsen wiederzutreffen. Ein Versprechen, das Mitterrand<br />
eingehalten hat.<br />
Was am Anfang als privater Ausflug begann, wuchs<br />
in den Jahren mit der zunehmenden Berühmtheit des Politikers<br />
zu einem von den Medien aufmerksam verfolgten<br />
Pilgerzug an. Die Hänge der Roche de Solutré entwickelten<br />
sich zu Pfingsten zu einem Ort, an dem sich die Hauptstadtjournalisten<br />
mit dem Präsidenten trafen. Die Szenerie<br />
war immer die gleiche: Wie jeder normale Wanderer nahm<br />
Mitterrand den Weg zum Gipfel. Für den Aufstieg brauchte<br />
er eine gute halbe Stunde. Begleitet wurde er von einigen<br />
alten Freunden, von berühmten oder unbekannten Verehrern<br />
sowie zahlreichen Journalisten.<br />
Links: Die Umgebung von Vergisson.<br />
Rechts: Ein alter Römerweg verbindet die beiden Felsen<br />
(links Roche de Vergisson, rechts Roche de Solutré).<br />
Ein Ausflug als Medienereignis<br />
Einer dieser Journalisten, der damals als Redakteur und<br />
Kameramann für das öffentlich-rechtliche Fernsehen arbeitete,<br />
war Alain Lardière: « Die Situation erinnerte ein wenig<br />
an einen Ausflug des Königs mit seinem Hofstaat. Neben<br />
fast allen sozialistischen Ministern, waren natürlich auch<br />
alle anderen Prominenten der politischen Linken mit von<br />
der Partie. Jeder versuchte, möglichst nahe am Präsidenten<br />
zu marschieren. » Alain Lardière erinnert sich aber auch,<br />
dass « Mitterrand natürlich nicht naiv war, sondern sich<br />
darüber vor allem amüsierte. Auf dem Gipfel angekommen,<br />
wurden die Kameras ausgeschaltet. Mitterrand konnte seine<br />
Freunde der Résistance in Ruhe treffen. »<br />
Doch damit war das Spektakel noch nicht zu Ende: « Auf<br />
dem Rückweg kehrten wir alle zusammen in einem kleinen<br />
Restaurant ein. Der Präsident speiste mit seinen Freunden<br />
drinnen, während für die Journalisten draußen eingedeckt<br />
war. Während des Essens kam Mitterrand dann gewöhnlich<br />
nach draußen, um mit den Reportern zu sprechen.<br />
Eigentlich sollte es eines dieser Hintergrundgespräche sein,<br />
bei denen das Gesagte nicht veröffentlicht wird. Doch am<br />
Abend zirkulierten meist einige der Informationen. Doch<br />
auch dies wusste der Präsident ganz genau. » Alain Lardière<br />
beeindruckte auch, dass Mitterrand sich an diejenigen erinnerte,<br />
die schon im Vorjahr dabei waren. Jedes Mal richtete<br />
er ein persönliches Wort an sie.<br />
Es war also ein wohlbedachtes Spiel zwischen Präsident<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
und Presse. In einem Jahr trickste Mitterrand allerdings<br />
die Medienvertreter aus. Während die Journalisten vor der<br />
Roche de Solutré auf das Ankommen des Präsidenten warteten,<br />
änderte dieser kurzfristig seine Pläne und bestieg den<br />
Roche de Vergisson.<br />
Ein Paradies für Wanderer<br />
In einem seiner Bücher schrieb François Mitterrand,<br />
dass er vom Gipfel der Roche de Solutré besser wahrnehmen<br />
konnte, was möglich ist und was nicht. Wenn man als<br />
Wanderer heute oben auf dem Berg steht, kann man dieses<br />
Gefühl gut nachvollziehen. Der Blick über die Weite<br />
scheint die Sinne zu schärfen. Außerdem geht von der Roche<br />
de Solutré und der Roche de Vergisson eine besondere<br />
Ruhe aus. Sicherlich trägt die liebliche Landschaft mit den<br />
Weinbergen viel dazu bei. Die Weinstöcke unterstreichen<br />
die Konturen der Hügel und geben der Umgebung ein<br />
geometrisches Raster, das an die geharkten Kieselbeete in<br />
japanischen Gärten erinnert.<br />
Der Aufstieg auf die Gipfel der beiden Felsen ist nicht<br />
besonders anstrengend. Wenn man nur Zeit für einen der<br />
beiden Berge hat, ist die Roche de Solutré vielleicht ein wenig<br />
lohnenswerter. Allerdings ist der Weg auch etwas steiler,<br />
trotzdem braucht man nicht mehr als 30 bis 45 Minuten<br />
vom Parkplatz bis auf die Spitze. Bei guter Sicht kann man<br />
von oben bis zum Jura schauen, bei extrem guter Sicht sogar<br />
die Alpen und den Montblanc in der Ferne erahnen. Der<br />
Aufstieg auf die Roche de Vergisson dauert etwa genauso<br />
lang, ist aber noch einfacher zu meistern. Beide Gipfel lassen<br />
sich auch ohne Probleme mit Kindern erklimmen.<br />
Wer genug Zeit hat, kann beide Felsen an einem Tag zu<br />
Fuß erkunden. Idealerweise beginnt man am Morgen mit<br />
dem Aufstieg auf die Roche de Vergisson. Auf dem Rückweg<br />
vom Gipfel kann man im Dorf Vergisson zum Mittagessen<br />
einkehren, bevor man auf einem alten Römerweg<br />
mitten durch die Weinfelder zur Roche de Solutré gelangt.<br />
Außerdem bietet sich ein Besuch des Musée Départemental<br />
de Préhistoire an, das auf Initiative von François Mitterrand<br />
1987 eröffnete und über die Geschichte der Gegend informiert.<br />
Auszeichnung als<br />
Grand Site de France<br />
In den 1980er-Jahren fing es allerdings an, dass die<br />
Roche de Solutré und die Roche de Vergisson einen Teil<br />
ihrer einzigartigen Aura einbüßten. Die Gegend war Opfer<br />
ihrer eigenen Attraktivität geworden. Immer mehr<br />
Besucher strömten zu den Felsen, was natürlich nicht<br />
ohne Auswirkungen auf die Natur bleiben konnte. Wilde<br />
Trampelpfade bildeten sich und auch sonst hinterließen die<br />
vielen Besucher ihre Spuren. Dies führte zu dem Dilemma,<br />
dass sich die Einheimischen zwar über eine immer größere<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 31
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Oben: Die Roche de Solutré.<br />
Links: Der Menhir von Vergisson, er steht am<br />
Anfang des alten Römerweges.<br />
Bekanntheit ihrer Heimat freuen konnten, gleichzeitig aber<br />
auch feststellen mussten, dass die Schönheit der Gegend<br />
litt. Auch viele Touristen hatten zunehmend das Gefühl,<br />
dass alles ein wenig heruntergekommen aussah. Es musste<br />
also etwas passieren.<br />
Die betroffenen Kommunen beschlossen 1994, den<br />
Staat um Hilfe zu bitten. Zwei Jahre später wurden die<br />
Felsen in den Rang einer « Grand Site de France » erhoben.<br />
Diese Auszeichnung existiert seit gut zwei Jahrzehnten. Sie<br />
soll helfen, die wichtigsten und am meisten frequentierten<br />
Sehenswürdigkeiten des Landes zu rehabilitieren und zu<br />
erhalten. Der Staat arbeitet dabei gemeinsam mit den lokalen<br />
Behörden vor Ort. Insgesamt gibt es bisher 47 solcher<br />
« Grands Sites » in Frankreich, verteilt auf 21 Regionen, 43<br />
Departements und 312 Kommunen. Die Roche de Solutré,<br />
die Roche de Vergisson und das Dorf Solutré-Pouilly befinden<br />
sich damit auf gleichem Niveau wie etwa die Pointe<br />
du Raz, der Pont du Gard oder der Canyon du Verdon. Die<br />
Klassifizierung als « Grand Site de France » hat aber vor<br />
allem ermöglicht, den Ort besser zu schützen und für die<br />
Besucher herzurichten.<br />
Dabei waren anfangs nicht alle darüber glücklich, wie<br />
sich Nathalie, die ein Haus in Vergisson mit schönem Blick<br />
auf die Roche de Solutré besitzt, erinnert: « Die Auszeichnung<br />
machte uns Angst. Wir sahen bereits die Massen an<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
A34/E46<br />
Man experimentierte A1/E15-E19 zum Beispiel, wie man die Vegetation<br />
Beauvais<br />
A26/E17<br />
A13/E5<br />
Chartres<br />
ges<br />
Orléans<br />
A85<br />
Boulogne<br />
A20/E9<br />
A10/E5<br />
A71/E9<br />
Besuchern, die jedes Jahr herkamen.<br />
Wir fürchteten, dass es nun noch mehr<br />
Gent<br />
werden würden, dass man am Ende<br />
noch einen Fahrstuhl zum Gipfel oder<br />
eine Seilbahn zwischen den beiden<br />
Felsen bauen würde.<br />
RoubaixDoch dann haben<br />
wir begriffen, dass die Auszeichnung<br />
Lille<br />
eine Chance für uns war. »<br />
Das System der « Grand Site de<br />
France » zeichnet sich gerade durch<br />
Arras<br />
seine große Flexibilität aus. Es gibt<br />
keine Verpflichtungen, vielmehr wird<br />
im Einzelfall nach den besten Lösungen<br />
für einen Ort gesucht. So konnten<br />
Amiens<br />
auch die Felsen und ihre Umgebung<br />
von einigen Maßnahmen profitieren.<br />
Calais Dunkerque<br />
das kleine Dorf Flavigny-sur-<br />
Reims<br />
Charme<br />
A16<br />
der Roche de Solutré und der Roche de Vergisson<br />
A4/E50<br />
A4/E50<br />
erleben. Sei es, weil sie die einzigartige Landschaft und das<br />
Epernay<br />
Châlons-en-<br />
PARIS<br />
Champagne<br />
Die Roche A5/E54<br />
de Solutré und die Roche A26/E17<br />
de A6/E15 Vergisson befinden sich westlich<br />
von Mâcon, das man aus Deutsch Troyes land<br />
und Österreich über Sens die Auto bahnverbindung<br />
über Mulhouse, Besançon<br />
und Chalon-sur-Saône bzw. aus der<br />
Schweiz über Genf und Bourg-en-<br />
Bresse erreicht. Von Mâcon Auxerre führt die<br />
D54 nach Solutré-Pouilly und die D177<br />
nach Vergisson.<br />
A6/E15<br />
VézelayAvallon<br />
Vergisson …<br />
… Berlin 1.176 km<br />
… Köln 670 km<br />
Bourges<br />
… Wien 1.232 km<br />
… Hamburg 1.126 km<br />
… München 792 km<br />
… Zürich 452 km<br />
A71/E11<br />
Der nächste Flughafen ist in Lyon. Lufthansa<br />
bietet Direktflüge ab Düsseldorf,<br />
Frankfurt a.M. und München in<br />
die Rhône-Metropole an. Air France<br />
fliegt nonstop ab Düsseldorf, Frankfurt<br />
a.M., München Montluçon und Stuttgart, EasyJet<br />
ab Berlin nach Lyon. Austrian verbindet<br />
Wien, Swiss Zürich<br />
A71/E11<br />
mit Lyon.<br />
Die Roche Clermont- de Solutré und die Roche A72/E70 de<br />
Ferrand<br />
Vergisson sind nicht direkt ans Zugnetz<br />
A89/E70 Puy de Dôme<br />
angeschlossen. A75/E11 Der nächste große<br />
Bahnhof le ist Mont-Dore in Mâcon.<br />
Bruxel<br />
Antwerpen<br />
Charlroi<br />
Charleville-Mézières<br />
auf dem Roche de Vergisson besser schützen könnte, legte<br />
Wanderwege an oder baute ein Informationszentrum.<br />
So können Besucher heute wieder den besonderen<br />
www.solutre.com<br />
A4/E25<br />
Syndicat Mixte de Valorisation A31/E21-E23 du<br />
Grand Site de Solutré-Pouilly-Vergisson<br />
A5/E17-E54<br />
71960 Solutré-Pouilly<br />
Telefon: +33 (0)3 85 <strong>35</strong> 82 81<br />
A31/E21-E23<br />
Musée Départemental de Préhistoire<br />
Fontenay 71960 Solutré-Pouilly<br />
A31/E17-E21<br />
Telefon: +33 (0)3 85 <strong>35</strong> 85 24<br />
Flavigny<br />
A38<br />
Dijon<br />
Beaune<br />
Cluny<br />
Chalon-sur-Saône<br />
A6/E15<br />
Vergisson Mâcon<br />
Bourg-en-Bresse<br />
A6/E15<br />
Lyon<br />
St. Etienne<br />
A42<br />
Urlaub in Burgund<br />
CÔTE-D‘OR<br />
500 Häuser öffnen ihre Türen für Sie<br />
Liege<br />
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Tel.: +33 (0)3 80 45 97 15 / Fax: + 33 (0)3 80 45 97 16<br />
Luxembourg<br />
Panorama von den Gipfeln genießen, mehr über die prähistorischen<br />
Aktivitäten in dieser Gegend wissen oder auf den<br />
Spuren von François Mitterrand<br />
Saarbrücken<br />
wandeln wollen. Dieser<br />
A31/E21-E23<br />
letzte Zipfel Burgunds an der Grenze zur Region Rhône-<br />
A4<br />
Karlsruhe<br />
Metz<br />
Alpes ist ein Eldorado für Wanderer und Geschichtsinteressierte<br />
gleichermaßen.<br />
Nancy<br />
Besançon<br />
Genève<br />
Annecy<br />
France<br />
A<strong>35</strong><br />
Lesetipp für einen<br />
Ausflug in die Umgebung<br />
Kayserberg<br />
Colmar<br />
Mulhouse<br />
A36/E60<br />
Belfort<br />
Freiburg<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
A<strong>35</strong>/E25 Cluny und Flavigny:<br />
Eine Reise ins<br />
mittelalterliche<br />
Basel<br />
Burgund<br />
Die Abtei<br />
Zürich<br />
von Cluny<br />
mit der<br />
bis ins<br />
16. Jahrhundert<br />
größten Kirche der Welt ist vielen<br />
bekannt, zumindest den Namen<br />
Schweiz<br />
A4/E25<br />
Strasbourg<br />
Bern<br />
A<strong>35</strong><br />
A5/E<strong>35</strong><br />
haben die meisten schon einmal<br />
Lausanne<br />
gehört. Wenige kennen dagegen<br />
Ozerain. Beide Orte werden wegen<br />
ihres mittelalterlichen Charakters<br />
gepriesen und zeugen von der<br />
Deutschland<br />
reichen Vergangenheit Burgunds.<br />
A41/E712 Alberville Informationen zur Bestellung dieser und<br />
A430<br />
anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
Chambéry<br />
Val d’Isère<br />
A7/E15<br />
Grenoble<br />
A49/E713 A51/E712<br />
A46/E70<br />
France<br />
Italien<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> Torino / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 33<br />
Valence<br />
Briançon
Pariser Impressionen<br />
Stéphane Biotto<br />
1<br />
Orte, die wir schon gesehen haben. Oder doch nicht?<br />
Jedenfalls nicht aus diesem graphischen Blickwinkel,<br />
der uns die Pariser Wahrzeichen neu entdecken lässt.<br />
Die PARISER IMPRESSIONEN sind Stephane Biottos<br />
Interpretation der architektonischen Besonderheiten<br />
von Bauwerken, die er auf unzähligen Streifzügen<br />
durch die Stadt bildlich festgehlten hat. Sein Sinn<br />
für Proportionen und Ausgewogenheit der Formen,<br />
Klarheit der Linien und Materie bestimmt die Wahl<br />
der Perspektive, des Bildausschnitts, der Weglassung<br />
und Heraushebung von Details, und führt so zu<br />
den graphischen Kompositionen, die seinen Stil<br />
ausmachen.<br />
Die Panoramabilder zeigen die Decke des Pantheons<br />
( 5 ) als eine Verzahnung von Rosetten und Linien,<br />
die Assoziationen mit Kupferstichen vergangener<br />
Jahrhunderte heraufbeschwört. Der Blick unter<br />
die Röcke der Grande Dame de Fer, dem Eiffelturm<br />
( 3 ), zeigt nicht nur die Details der revolutionären<br />
Stahlfachwerkkonstruktion, die zur Weltausstellung<br />
anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der<br />
französischen Revolution erbaut wurde, sondern<br />
erinnert an filigrane Stickerei und Spitze.<br />
Die Weltausstellung 1900 gab Anlass zum Bau einer<br />
anderen Stahlkonstruktion, dem Pont Alexandre III,<br />
einer im Stil des Neobarocks errichteten, und nach<br />
dem Zaren Alexander III benannte Brücke (6).<br />
Meist schaut man nur auf die reichen Verzierungen<br />
und die vergoldeten Bronzestatuen des Überbaus,<br />
dabei hat die Brückenstruktur aus Säulen und Bögen<br />
etwas von einer Kathedrale. Die Kunstschätze des<br />
Louvre sind seit 1989 durch die von Ieoh Ming Pei<br />
im Innenhof geschaffene Glaspyramide zugänglich.<br />
Sie kontrastiert durch ihre pure Form mit der<br />
reichen Fassade des Louvre, und spiegelt sie,<br />
einem geschliffenen Diamanten gleich, in multiplen<br />
Facetten wieder ( 4 ). Notre Dame de Paris, erbaut auf<br />
der Seineinsel Ile de la Cité, gibt den Blick frei auf das<br />
Stadtzentrum, und in der Ferne auf den Eiffelturm,<br />
Sacre-Coeur und La Défense. Die Grotesken der<br />
Galerie des Chimères haben historische Romane<br />
und Filme, so zum Beispiel Victor Hugos Notre<br />
Graphische Kunst<br />
aus einem besonderen Blickwinkel
2<br />
3<br />
4
5<br />
6<br />
7
8<br />
Dame de Paris und den Glöckner von Notre Dame<br />
inspiriert, und sitzen feixend auf Wachposten, um<br />
die Stadt zu schützen (2) ( 7 ). Beaubourg, oder wie es<br />
eigentlich heisst “Centre national d’art et de Culture<br />
Georges Pompidou”, erinnet mit seinem aussen<br />
sichtbar angebrachten Tragwerk und den Rohren für<br />
Belüftung, Wasser, Elektrik und Beförderung an eine<br />
Distillerie, die der Stadt die geistige Essenz liefert (1).<br />
Der Sitz des französischen Ministeriums der Kultur<br />
stellt seine Aufgabe zur Schau: mit seinem Kostüm<br />
aus modernem metallenem Maschenwerk, getragen<br />
auf dem historischen Gebäudekomplex, steht es für<br />
eine zeitgenössische Orientierung der Kunst (8).<br />
Willkommen auf der Entdeckungsreise durch Paris.<br />
Über den Künstler:<br />
Nach seinem Studium der Bildenden Künste<br />
in Paris und 10 Jahren als Kreativdirektor in<br />
Kommunikationsagenturen ist Stephane Biotto seit<br />
über 16 Jahren als freischaffender Graphiker und<br />
Photograph tätig. Sein besonderes Interesse gilt der<br />
Architektur und der primitiven Kunst. Objekte, die<br />
ihn emotional ansprechen, interpretiert er graphisch<br />
neu, gibt ihnen eine neue Stofflichkeit und Energie.<br />
Objekte werden so von der Quelle zur Materie seines<br />
Schaffens, während sie selbst weiterbestehen.<br />
Die PARISER IMPRESSIONEN und weitere Werke<br />
können Sie auf seiner Webseite entdecken:<br />
www.stephane-biotto.fr<br />
Wenn Sie die Pariser Impressionen zu Hause geniessen möchten...<br />
Ein Panoramabild kostet 240 Euro, inklusive Versand innerhalb Europas.<br />
Jedes Panoramabild ist vom Künstler selbst auf hochwertigem Künstlerpapier (Baryté) realisiert und<br />
auf der Rückseite signiert. Das jeweilige Format is hinter jedem Titel angegeben.<br />
Coupon bitte zurücksenden an: Globus Medien GmbH / Erich-Weinert-Straße 22 / 10439 Berlin<br />
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Hiermit bestelle ich folgende<br />
Panoramabilder (bitte ankreuzen):<br />
1 Beaubourg: 33,7 x 80 cm<br />
2 Notre-Dame I: 80 x 39 cm<br />
3 Tour Eiffel: 80 x <strong>35</strong>,6 cm<br />
4 Le Louvre: 80 x 32,8 cm<br />
5 Panthéon: 80 x 38,5 cm<br />
6 Pont Alexandre III: 80 x 38,5 cm<br />
7 Notre-Dame II: 80 x 38,5 cm<br />
8 Ministère de la Culture: 80 x 43,5 cm<br />
Vorname / Name __________________________________________________<br />
Strasse __________________________________________________________<br />
PLZ / Ort ________________________________________________________<br />
Land ____________________________________________________________<br />
E-Mail ___________________________________________________________<br />
Telefonnummer für Rückfragen _____________________________________<br />
Datum / Unterschrift<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb<br />
von 14 Tagen schriftlich ohne Angaben von Gründen widerrufen werden kann.<br />
Datum / Unterschrift
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Mont Sainte-Odile<br />
Berg der Hoffnung und der Tragödie<br />
Er ist gerade einmal 763 Meter hoch. 763 Meter ist eigentlich keine Zahl,<br />
die aus einer Erhebung einen wirklich beeindruckenden Berg macht. Und<br />
doch ist der Mont Sainte-Odile von einer besonderen Erhabenheit. Es ist ein Berg,<br />
der sich mit seinem schon von Weitem sichtbaren Kloster von den anderen<br />
Gipfeln der Vogesen unterscheidet. Ein Berg, der die Menschen über die<br />
Jahrhunderte hinweg anzog, sie faszinierte, ihnen Schutz bot, aber auch<br />
Unheil über sie brachte. Ein Berg, der aus dem Elsass nicht wegzudenken ist.<br />
Wenn man im ersten mit alten Bäumen bewachsenen<br />
Innenhof der Klosteranlage steht, der an<br />
seiner östlichen Seite unbebaut ist, spürt man<br />
sofort die besondere Aura dieses Ortes. Wie auf einem Balkon<br />
befindet man sich weit oberhalb des breiten und flachen<br />
Rhein-Tals. Kleine Dörfer wie Saint-Nabor, Ottrott oder<br />
Bernadswiller liegen dem Bertrachter zu Füßen. In der Ferne<br />
erkennt man in der dunstigen Luft die Metropole Straßburg.<br />
Dahinter die Konturen des Schwarzwaldes. Direkt vor einem<br />
schaut man auf die dichten Wälder aus Fichten, Eichen und<br />
Kastanien an den Hängen des Mont Sainte-Odile. Sie geben<br />
dem Berg eine etwas düstere, verwunschene Note.<br />
Der Blick vom Mont Sainte-Odile ist der Blick in ein<br />
von der Geschichte gezeichnetes Tal, das wie nur wenig<br />
andere das Schicksal des Kontinents im letzten Jahrhundert<br />
symbolisiert: von den Nazis besetzt und den Alliierten<br />
befreit, mit dem Rhein in der Mitte, der von einer Grenze<br />
zweier Erbfeinde zu einem Fluss der Versöhnung wurde.<br />
Kaum vorzustellen, welche Tragödien und Schicksale sich<br />
in dem heute so lieblich im Sonnenlicht liegenden Tal abgespielt<br />
haben. Viele Menschen kommen heute auf den Mont<br />
Sainte-Odile, um genau diesen Blick genießen zu dürfen.<br />
Doch einige von ihnen suchen nach mehr als nur nach einer<br />
Panoramaaussicht, sie suchen nach etwas Übernatürlichem,<br />
und dies nicht erst, seitdem das Reisen zu einem allgemeinen<br />
Freizeitvergnügen geworden ist.<br />
Der Mont Sainte-Odile und sein Kloster ist die wichtigste<br />
Wallfahrtsstätte des Elsass. Seit Jahrhunderten pilgern<br />
Katholiken auf diesen Berg, um Gott nahe zu sein und<br />
Erlösung von irdischen Qualen zu finden. Die Wallfahrer<br />
wandeln dabei auf den Spuren der Heiligen Odilia, die das<br />
Kloster einst gründete und leitete – als Tochter des Herzogs<br />
Eticho, der ihr die Anlage im Jahre 670 überließ.<br />
Die Legende besagt, dass Odilia blind geboren wurde<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 39
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
und deshalb auf Geheiß ihres Vaters getötet werden sollte.<br />
Doch die Mutter rettete das Kind, indem sie es einer Magd<br />
anvertraute, die es in ein Kloster brachte. Als Odilia als junges<br />
Mädchen getauft wurde, erlangte sie nach Berührung<br />
mit dem Taufwasser plötzlich das Augenlicht. Ein Wunder<br />
war geschehen. Odilia kehrte zu ihren Eltern zurück<br />
und versöhnte sich mit ihrem Vater. Dieser erkannte seine<br />
Schuld und übertrug die Hohenburg auf dem heute Mont<br />
Sainte-Odile genannten Berg seiner Tochter. Odilia gründete<br />
dort ein Frauenkloster und wurde zur Schutzheiligen<br />
der Augenkranken und Blinden.<br />
Die weitere Geschichte des Klosters verlief nicht immer<br />
geradlinig. Es gab Phasen der Blüte, aber auch Phasen des<br />
Verfalls. Zu den Hochzeiten gehörte das 12. Jahrhundert,<br />
als die Äbtissin Herrad von Landsberg die christliche Enzyklopädie<br />
Hortus Deliciarum auf dem Berg verfasste. Das<br />
berühmte Werk in lateinischer Sprache mit vielen Bildern<br />
war eine Zusammenfassung des damaligen Wissens zur Belehrung<br />
der Nonnen. Zu den düsteren Epochen des Klosters<br />
gehörte dagegen das Jahr 1546, als die Anlage niederbrannte.<br />
Erst im 17. Jahrhundert wurde sie von Mönchen wieder<br />
aufgebaut. Gleiches tat der Bischof von Straßburg Ende des<br />
19. Jahrhunderts, nachdem das Kloster zuvor erneut zerfallen<br />
war.<br />
So kommt es, dass die meisten heute sichtbaren Gebäude<br />
überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen.<br />
Doch Spuren aus früheren Epochen lassen sich ebenfalls<br />
finden. Etwa in der Klosterkirche, in der man Mauerreste aus<br />
dem 11. Jahrhundert und gotische sowie barocke Elemente<br />
von der Wiederherstellung im 17. Jahrhundert findet. Auch<br />
die Holzvertäfelung in einer der Kapellen stammt noch aus<br />
dieser Zeit. Die Gebäude der Klosteranlage auf dem Mont<br />
Sainte-Odile sind von den Wirren der Geschichte gezeichnet<br />
und passen somit gut zum Rhein-Tal zu ihren Füßen.<br />
Wie in vorrömischer Zeit die Bewohner des Tales bei<br />
Gefahr Zuflucht auf dem Mont Sainte-Odile suchten, suchen<br />
bis heute Gläubige Schutz in den Mauern des Klosters.<br />
Manche kommen für ein, zwei Stunden, andere bleiben<br />
gleich eine ganze Woche. Meist sind sie schon älter und<br />
reisen in Gruppen an. Aber auch jüngere Menschen zieht<br />
es zur Wirkungsstätte der Heiligen Odilia und einzelne<br />
Reisende findet man ebenfalls unter den temporären Klosterbewohnern.<br />
Sie alle tragen dazu bei, dass ein besonderer<br />
Brauch am Leben bleibt: die ewige Anbetung.<br />
Dieser Brauch wurde einst vom Straßburger Bischof<br />
ins Leben gerufen. Man schrieb das Jahr 1931. Seitdem ist<br />
kein Tag, keine Stunde, keine Minute vergangen, in dem<br />
die Anbetung unterbrochen wurde. Kein Krieg und keine<br />
andere Tragödie konnten den Brauch ins Stocken bringen.<br />
Seit 80 Jahren. Erledigt wird diese « Arbeit » heute vor al-<br />
Oben und unten: Der baumbewachsene erste<br />
Innenhof mit der Klosterkirche. Mitte: Statue der<br />
Heiligen Odilia im Hof des Kreuzganges.<br />
S. 38/39: Blick vom Kloster auf das breite Rhein-Tal.<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
La Grande Terrasse am nördlichen Rand des Klosterbergs.<br />
lem von den Pilgern. Wie in einem Krankenhaus mit einem<br />
Schichtbetrieb rund um die Uhr werden den Wallfahrern<br />
genaue Zeiten zugeteilt, wann sie in die Klosterkirche zum<br />
Beten kommen müssen. Ist die Zeit um, warten schon<br />
die nächsten Betenden auf ihren Einsatz. Auf dem Mont<br />
Sainte-Odile ist der 24-Stunden-Betrieb Alltag.<br />
Doch dieser heilige Berg des Elsass ist nicht nur ein<br />
Ort der Zuflucht, der Hoffnung auf ein besseres Leben,<br />
der Suche nach einem Sinn. Der Name des Mont Sainte-<br />
Odile steht auch synonym für eine große Katastrophe der<br />
französischen Luftfahrt. Einige Franzosen denken bei dem<br />
Namen deshalb nicht an das Kloster, sondern vielmehr an<br />
das Leid, das dieser Berg über sie gebracht hat.<br />
Es war am Abend des 20. Januar 1992. Es war sehr kalt<br />
und nebelig am Mont Sainte-Odile. Ein Airbus A320 der<br />
französischen Inlandsfluglinie Air Inter, die später in die<br />
Gesellschaft Air France eingegliedert wurde, setzte zur<br />
Landung auf den Flughafen Straßburg-Entzheim an. Über<br />
eine Stunde zuvor war man in Lyon gestartet. Im Flugzeug<br />
bereiteten sich die Passagiere aufs Aufsetzen auf der Landebahn<br />
der elsässischen Hauptstadt vor. Im Terminal warteten<br />
Menschen voller Vorfreude, ihre Angehörigen gleich<br />
wiederzusehen.<br />
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Der Airbus<br />
zerschellte am Mont Sainte-Odile. Die Absturzstelle befand<br />
sich inmitten eines schwer zugänglichen Waldstücks,<br />
so dass die Rettungskräfte große Not hatten, zu der Unglücksstelle<br />
überhaupt vorzudringen. Den ersten Helfern<br />
bot sich ein Bild des Schreckens: Überall lagen Trümmerteile<br />
und Leichen herum. Nur acht Passagiere und ein Besatzungsmitglied<br />
überlebten, 87 Menschen fanden den Tod<br />
an diesem eisigen Abend an den Hängen des mythischen<br />
Berges. Das Flugzeug hatte im Landeanflug nach Straßburg<br />
zu schnell an Höhe verloren.<br />
Es wurde danach jahrelang vor Gericht gestritten, wer<br />
die Schuld an der Tragödie trug. War es ein technisches<br />
Problem oder ein Fehler der Piloten? Wie meist bei solchen<br />
Katastrophen, fand man die Ursache in einer Verkettung<br />
unglücklicher Umstände. Letztendlich gab man aber vor<br />
allem den Piloten die Schuld an dem Unfall. Im Rahmen<br />
der Strafprozesse gegenüber Mitarbeitern der Fluglinie, der<br />
Flugsicherheitsbehörde und des Flugzeugherstellers kam es<br />
folglich zu keinen Verurteilungen. Kritisiert wurde das späte<br />
Eintreffen der Rettungskräfte, was verhindert hat, dass<br />
vielleicht einige weitere Passagiere überlebt hätten. Heute<br />
erinnert ein Gedenkstein inmitten des Waldes an diese<br />
Tragödie vor fast 20 Jahren.<br />
Nur 763 Meter. Für manche ein Gipfel der Hoffnung<br />
und Erlösung. Für andere ein Berg trauriger Erinnerung.<br />
Für alle ein ganz besonderer Berg im Elsass.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
A34/E46<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
A26/E17<br />
Reims<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
Epernay<br />
A6/E15<br />
ay Avallon<br />
e<br />
Troyes<br />
A26/E17<br />
A72/E70<br />
Gagnières<br />
pellier<br />
A9/E15<br />
A5/E17-E54<br />
A4/E50<br />
A31/E17-E21<br />
Flavigny<br />
Dijon<br />
<br />
Der A38 Mont Sainte-Odile liegt südwestlich Besançon<br />
von Straßburg am Ostrand der Vogesen.<br />
Von Straßburg aus erreicht man ihn<br />
Beaune<br />
über die Autobahn A<strong>35</strong>, die man in<br />
A6/E15<br />
der Chalon-sur-Saône<br />
Höhe von Obernai verlässt. Eine<br />
Straße, die man aus unterschiedlichen<br />
Himmelsrichtungen erreicht, führt bis<br />
Lausanne<br />
hinauf auf den Gipfel zum Kloster.<br />
Cluny<br />
Mâcon Mont Sainte-Odile …<br />
… Berlin 795 km … Hamburg 745 km<br />
A6/E15<br />
Genève<br />
… Köln 393 km … München 411 km<br />
Nîmes<br />
A31/E21-E23<br />
A31/E21-E23<br />
A31/E21-E23<br />
A4<br />
Metz<br />
wohin es aus dem deutschsprachigen<br />
Raum allerdings keine Direktflüge gibt.<br />
Air France verbindet Bern Straßburg via Paris<br />
und Lyon mit Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz. Alternativ bietet sich<br />
der Flughafen Basel/Mulhouse an,<br />
wohin man aus diversen Städten im<br />
deutschsprachigen Raum nonstop<br />
fliegen kann.<br />
Der Mont Sainte-Odile ist nicht ans<br />
Zugnetz angeschlossen, allerdings gibt<br />
… Wien 851 km … Zürich 212 km es einen Bus, der auf den Berg fährt. Der<br />
Chamonix<br />
Annecy<br />
A42<br />
nächste TGV-Bahnhof ist in Straßburg.<br />
Saint-Gervais Montblanc<br />
Der nächste Flughafen ist in A41/E712 Straßburg,<br />
Lyon<br />
Albertville<br />
A430<br />
Chambéry<br />
Italien<br />
Val d’Isère<br />
Saint-Etienne Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />
France A46/E70<br />
Rosheim – Idylle am Fuße<br />
Kaysersberg – Ein Traum<br />
A7/E15<br />
der Vogesen<br />
Grenoble<br />
aus Fachwerk<br />
Torino<br />
Es A51/E712 sind die kleinen<br />
Würde die<br />
Valence<br />
Entdeckungen,<br />
die auch Kenner<br />
auf ihren Reisen<br />
durch das Elsass<br />
immer wieder<br />
überraschen. A7/E15 Abseits der beliebten<br />
A51/E712<br />
Touristenpfade trifft man auf ungeahnte<br />
Kleinode. Rosheim ist ein solches.<br />
Orange<br />
Machen Sie bei Ihrem nächsten<br />
Elsassbesuch Avignon doch einen Ausflug in<br />
Apt A51/E712<br />
dieses romantische Städtchen, dessen<br />
Saint-Rémy-de-Provence<br />
Stadtwappen sogar eine Rose ziert.<br />
Arles<br />
A55<br />
A52<br />
Nancy<br />
A50<br />
Toulon<br />
France<br />
A4/E25<br />
A<strong>35</strong><br />
A<strong>35</strong>/E25<br />
Schweiz<br />
A<strong>35</strong><br />
A5/E<strong>35</strong><br />
Deutschland<br />
Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
A57<br />
Saarbrücken<br />
Mont Sainte-Odile<br />
Colmar<br />
Mulhouse<br />
A36/E60<br />
Belfort<br />
Briançon<br />
Strasbourg<br />
Freiburg<br />
Karlsruhe<br />
Stiftung Warentest<br />
Reiseziele be werten,<br />
akzeptierte<br />
Kay sers berg für sich<br />
nichts anderes als<br />
ein « sehr gut » als Qualitätsurteil. Aber<br />
stimmen Anspruch und Wirklichkeit in<br />
dem kleinen elsässischen Dorf überein?<br />
Wir fuhren hin und unterwarfen den<br />
rund 2.700 Seelen zählenden Ort einer<br />
kritischen Überprüfung. Ein Testbericht.<br />
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Das Angebot beinhaltet nicht die Anreise, die Mahlzeiten,<br />
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Dieses Angebot ist gültig vom 26. November bis zum<br />
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und je nach Verfügbarkeit).<br />
Kontakt: Tourismusbüro Obernai<br />
Tel: +33 (0) 3.88.95.00.37<br />
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67530 Ottrott<br />
Telefon: +33 (0)3 88 95 80 53<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
Route des Crêtes –<br />
Höhenrausch in den<br />
Vogesen<br />
Die Höhenstraße<br />
der Vogesen zählt<br />
zu den im po santesten<br />
Bergstraßen<br />
Frankreichs. Gebaut<br />
wurde sie einst aus militärischen<br />
Grün den, um im Ersten Weltkrieg für<br />
bessere Transportmöglichkeiten der<br />
Trup pen zu sorgen. Heute sind auf ihr in<br />
den schneefreien Monaten vor allem<br />
Ur lauber unterwegs. Eine Reportage in<br />
Bildern.<br />
A54/E805<br />
Cannes<br />
Aix-en-Provence Informationen zur Bestellung A8/E80 dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
A8/E80<br />
Marseille<br />
Basel<br />
Nice<br />
Zürich<br />
velle<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 43
Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />
Golfe du Morbihan<br />
Ein typisch bretonisches Naturparadies<br />
Der Golf von Morbihan südlich von Vannes gilt als eine der schönsten Ecken der<br />
Bretagne. Legenden besagen, dass es in der Meeresbucht 365 Inseln gebe, eine für<br />
jeden Tag im Jahr. In Wahrheit sind es weniger als vier Dutzend. Doch nicht nur die<br />
Inseln lohnen einen Besuch, auch das Festland lockt. Ob die Halbinsel Rhuys, das<br />
Naturreservat der Marais de Séné oder das Schmetterlingshaus von Vannes, es gibt<br />
rund um den Golf viel zu entdecken.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
In der Bretagne gibt es viele Legenden und natürlich<br />
auch eine über die Entstehung des Golfs von Morbihan.<br />
Danach soll eine Gruppe von Feen aus dem nahen Fôret<br />
de Brocéliande vertrieben worden sein. Die Feen weinten<br />
daraufhin so stark, dass sich aus ihren Tränen die Meeresbucht<br />
bildete. Die Damen warfen ihre Blumenkronen ins<br />
Wasser. Diese brachen auseinander, schwammen auf der<br />
Wasseroberfläche und wurden zu Inseln. Diese Legende, die<br />
bis heute in bretonischen Familien erzählt wird, vermittelt<br />
einen Eindruck vom Lebensgefühl an der Südküste der Bretagne.<br />
Wenn man hier Märchen und Legenden liebt, so jedoch<br />
weniger aus Tradition, sondern vielmehr weil man die<br />
einfachen Dinge im Leben schätzt.<br />
Die Natur spielt dabei eine große Rolle. Wenn der Ozean<br />
aufgewühlt ist, wissen die Menschen in diesem Landstrich,<br />
was es bedeutet, den Kräften und Launen der Natur<br />
ausgesetzt zu sein. Vielleicht ist dies der Grund, warum die<br />
Bretonen so naturverbunden geblieben sind. Sie haben verstanden,<br />
dass der Mensch unterlegen ist.<br />
Meeresbucht, Atlantik, Wälder, Moore, rund um den<br />
Golf von Morbihan wechselt die Landschaft binnen weniger<br />
Kilometer. An einem Wochenende lässt sich diese<br />
Gegend hervorragend erkunden, wobei sich Vannes als<br />
Ausgangsbasis anbietet. Wir wollen uns auf die Reise dorthin<br />
begeben und interessieren uns zunächst für den Süden<br />
der Golf-Region. Dort ist die Landschaft ganz besonders<br />
vielfältig und es lassen sich Moore und typisch bretonische<br />
Dörfer entdecken. Den ersten Tag werden wir also auf der<br />
Halbinsel Rhuys verbringen, die im Norden vom Golf von<br />
Morbihan und im Süden vom Atlantik begrenzt wird.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 45
Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Die Moore der<br />
Halbinsel Rhuys und das<br />
Château de Suscinio<br />
Wir verlassen dafür Vannes und<br />
nehmen die D780, die der Ostküste<br />
des Golfes folgt und alsbald durch eine<br />
Moorlandschaft führt. Spätestens hinter<br />
Saint-Armel lässt sich die maritime<br />
Nähe spüren. Die Landschaft ist platt<br />
wie eine Flunder. Einige Kilometer<br />
später, auf der Höhe von Sarzeau,<br />
macht die Ödnis einem Wald Platz.<br />
Ein schöner Kontrast. Im Mittelalter<br />
kamen die bretonischen Herzöge zum<br />
Jagen hierher.<br />
Einer der Höhepunkte auf der<br />
Halbinsel Rhuys befindet sich ganz in<br />
der Nähe am Ende einer kleinen Straße:<br />
das Château de Suscinio. Die Burg<br />
stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert<br />
und wirkt bis heute sehr imposant<br />
inmitten der rauen Umgebung. Über<br />
viele Jahrzehnte war die Wehranlage<br />
verfallen und inspirierte diverse<br />
Schriftsteller. So entdeckte auch Guy<br />
de Maupassant 1879 die alten Mauern.<br />
Seine Erinnerungen daran verarbeitete<br />
er in seiner Reisereportage<br />
« Au soleil »: « Inmitten dieser weiten<br />
Wildnis erhebt sich eine hohe Ruine;<br />
eine viereckige Burg, flankiert von<br />
Türmen, aufrecht und allein zwischen<br />
zwei Wüsten: der Heidelandschaft und<br />
dem Meer. (...) Ich stieg auf einen der<br />
Türme, von wo aus ich auf die Bretagne<br />
schaute. (...) Ich fühlte mich wohl<br />
in dem alten Spukland, und in diesen<br />
Mauern. (...) Ich spürte die Legenden<br />
herumstreunen. »<br />
Die Burgruine sieht seitdem anders<br />
aus. Sie wurde 1965 vom Departement<br />
Morbihan aufgekauft und teilweise<br />
wieder aufgebaut, so dass das Château<br />
de Suscinio seine alte Silhouette und<br />
ursprünglichen Ausmaße wiedergewonnen<br />
hat. Der Ausblick von den<br />
Türmen ist unverändert schön. Von<br />
hier oben erblickt man die Wälder und<br />
Felder der Umgebung und die endlose<br />
Weite des Ozeans. An einem Wintermorgen,<br />
wenn der Nebel die Burg<br />
umhüllt, fühlt man sich zudem schnell<br />
in die Zeit von Maupassant versetzt.<br />
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Links: Die Sumpf- und Moorlandschaft der Halbinsel Rhuys. Unten: Das wehrhafte Château de Suscinio.<br />
S. 44/45: Blick von der Pointe de Bilgroix, wo sich der Atlantik und der Golf von Morbihan treffen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 47
Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />
Saint-Gildas-de-Rhuys und<br />
sein großartiger Markt<br />
Nach dieser Burg machen wir uns<br />
auf den Weg zum Ende der Welt, jedenfalls<br />
fühlt es sich ein wenig so an.<br />
Die Pointe de Bilgroix ist der westlichste<br />
Punkt der Halbinsel Rhuys.<br />
Vom Château de Suscinio gelangt man<br />
entweder über die D780, die Hauptstraße<br />
der Halbinsel, dorthin, oder<br />
man nimmt einen Umweg über die<br />
kleinere D198 und macht einen Abstecher<br />
nach Saint-Gildas-de-Rhuys.<br />
Wir wählen die zweite Option.<br />
Saint-Gildas-de-Rhuys ist eine<br />
kleine sympathische Kommune, die<br />
vor allem für ihre Abtei bekannt ist,<br />
die von einem Mönch aus Großbritannien,<br />
dem Heiligen Gildas, im Jahre<br />
530 gegründet wurde. Zwar wird das<br />
Kloster inmitten des Ortes heute als<br />
spiritueller Rückzugsort genutzt, doch<br />
die Abteikirche lässt sich immer noch<br />
besichtigen. Sie ist eines der schönsten<br />
romanischen Bauwerke der Bretagne.<br />
Außerdem ist der Wochenmarkt<br />
auf dem Hauptplatz des Dorfes unbedingt<br />
einen Besuch wert. Man findet<br />
dort alle möglichen lokalen Spezialitäten<br />
und frisch gefangenen Fisch. Der<br />
gochtial, eine Art große Brioche, ist<br />
zwar weniger bekannt als der berühmte<br />
bretonische kouign aman, aber nicht<br />
weniger köstlich. Auf diesem Markt<br />
kann man sich herrlich für ein Picknick<br />
am nahen Strand von Govelins,<br />
wo man gut im Meer baden kann, oder<br />
für eines an der Pointe de Bilgroix eindecken.<br />
Zur Pointe de Bilgroix,<br />
dem Eingang zum Golf<br />
Letztere erreicht man über die<br />
D198 und D780 in rund 20 Minuten<br />
mit dem Auto. Von der Pointe<br />
de Bilgroix eröffnet sich der schönste<br />
Blick auf den Golf von Morbihan. Die<br />
Verbindung zum Atlantik ist gerade<br />
einmal 900 Meter breit. An dieser<br />
Stelle vermischt sich das Ozeanwasser<br />
mit dem Wasser aus der Meeresbucht.<br />
Oft sieht man eine starke Strömung. Je<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
nach Gezeitenstand müssen die Boote<br />
manchmal warten, bis sie in den Golf<br />
hineinfahren oder ihn verlassen können.<br />
Auf der gegenüberliegenden Landseite<br />
erkennt man zudem die Strände<br />
von Locmariaquer. Sie sind zum<br />
Greifen nahe und doch müsste man<br />
eine Stunde bzw. 70 Kilometer fahren,<br />
wollte man sie erreichen. Es sei denn,<br />
es ist gerade Hochsaison und man ist<br />
bereit, sein Auto zurückzulassen. Dann<br />
kann man die Personenfähre nehmen,<br />
die in 25 Minuten Port-Navalo mit<br />
Locmariaquer verbindet. Fahrräder<br />
dürfen auch mit aufs Schiff. Von Port-<br />
Navalo startet außerdem eine Reihe<br />
anderer Bootsausflüge, etwa raus auf<br />
den Atlantik zur Belle-Ile oder der Ile<br />
d’Houat oder zu den Inseln im Golf<br />
von Morbihan.<br />
Die Pointe de Bilgroix ist auf jeden<br />
Fall ideal für eine Mittagspause.<br />
Während man isst, kann man die<br />
Landschaft auf sich wirken lassen.<br />
Beobachtet wird man dabei von einer<br />
Statue der Heiligen Anne, die aus der<br />
Ferne von hinten an einen Menhir erinnert.<br />
Wir genießen in vollen Zügen<br />
unser mittägliches Picknick. Danach<br />
haben wir Lust auf ein Eis, was uns<br />
nach Port-Crouesty führt. Der Ort ist<br />
vor allem für sein Thalassotherapiezentrum<br />
bekannt. Im Hafen des Dorfes<br />
ist viel Betrieb. Die nahen Strände<br />
von Fogeo und Kerjouanno zählen zu<br />
den schönsten der Region, was sie im<br />
Sommer nicht gerade menschenleer<br />
macht. Trotzdem bietet es sich an, hier<br />
ein paar Stunden zu verbringen. In der<br />
Nebensaison sind die Strände ohnehin<br />
paradiesisch.<br />
Oben: Die Statue der Heiligen Anne an der Pointe de Bilgroix. Von hinten sieht sie wie ein<br />
Menhir aus. Unten: Die alte Mühle von Pen-Castel.<br />
Linke Seite: Die Abteikirche von Saint-Gildas-de-Rhuys und der Wochenmarkt des Ortes.<br />
Die alte Mühle von<br />
Pen-Castel<br />
Wenn man den Rückweg über<br />
Arzon antritt, gelangt man auf der<br />
Küstenstraße zu einer Kuriosität: der<br />
Gezeitenmühle von Pen-Castel. Ursprünglich<br />
im 12. Jahrhundert erbaut,<br />
wurde sie im 17. Jahrhundert rekonstruiert<br />
und war noch bis Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts in Betrieb. Es ist eine der<br />
schönsten Mühlen der Bretagne. Ein<br />
Schleusen- und Ventilsystem unter der<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 49
Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />
Im Naturreservat der Marais de<br />
Séné. Die gut ausgebauten Wege<br />
erlauben sogar einen Zugang für<br />
Menschen mit Behinderungen.<br />
Straße sorgte dafür, dass das Becken<br />
auf der anderen Seite der Straße mit<br />
Wasser volllief, welches anschließend<br />
die Mühlenräder antrieb. Heute kommen<br />
viele Fischer hierher. Die Mühle<br />
ist immer noch ein imposantes Zeugnis<br />
davon, welche Kraft den Gezeiten<br />
innewohnt.<br />
Danach ist es für uns Zeit, nach<br />
Vannes zurückzufahren. Der Tag neigt<br />
sich dem Ende zu und morgen warten<br />
weitere Sehenswürdigkeiten auf eine<br />
Entdeckung. Eine davon ist gerade für<br />
Kinder sehr spannend.<br />
Das Naturreservat<br />
der Marais de Séné<br />
Es ist kein Geheimnis, Vögel stehen<br />
früh auf. Will man sie beobachten,<br />
muss man es ihnen gleichtun und<br />
ebenfalls früh aus den Federn steigen.<br />
Der heutige Tag bringt uns zunächst<br />
zum Naturreservat der Marais de<br />
Séné. Wir verlassen Vannes dafür in<br />
Richtung Barrac’h. Nach nicht einmal<br />
20 Minuten weisen Hinweisschilder<br />
östlich von Séné bereits den Weg zu<br />
einem Parkplatz. Umso früher man<br />
hier ankommt, desto besser. Eigentlich.<br />
Denn es gibt einen kleinen Haken:<br />
Der interessanteste Bereich des<br />
Reservats ist kostenpflichtig und lässt<br />
sich im Sommer erst ab 10.00 Uhr<br />
und im Frühling gar erst ab mittags<br />
besuchen. Es liegt einfach an den fehlenden<br />
finanziellen Mitteln für längere<br />
Öffnungszeiten.<br />
Aber der andere Bereich des Naturreservats<br />
ist rund um die Uhr zugänglich.<br />
Auf angelegten Wanderwegen<br />
erobern wir das Sumpfgebiet und<br />
beobachten dabei die Vögel. Es sind<br />
viele Vögel, sehr viele sogar. Schätzungen<br />
gehen davon aus, dass rund<br />
150.000 der Tiere rund um den Golf<br />
von Morbihan nisten. Die Ruhe unterwegs<br />
ist einzigartig. Keinerlei Lärm,<br />
nichts stört den Eindruck totaler Abgeschiedenheit.<br />
Die Wege innerhalb des Naturreservats<br />
sind so angelegt, dass man<br />
möglichst nahe an die Vögel herankommt,<br />
ohne sie dabei zu stören. Hohe<br />
Gräser verdecken die menschlichen<br />
« Eindringlinge ». An einigen Stellen<br />
sind Beobachtungsposten eingerichtet.<br />
Ideale Orte, um das Fernrohr und<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.<br />
Abo-Vertrieb: interabo GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB <strong>35</strong>763, Geschäftsführer: Peter Drawert, Uwe Henning.
Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />
Impressionen aus dem<br />
Schmetterlingshaus von Vannes.<br />
den Fotoapparat herauszuholen. Eine<br />
Grundregel aller Ornithologen ist, Zeit<br />
zu haben. Gleiches sollte man auch als<br />
« Normalbesucher » des Naturreservats<br />
mitbringen. Die Zeit vergeht ohnehin<br />
wie im Fluge. Wir verbringen schließlich<br />
den ganzen Vormittag im Park.<br />
Danach geht es zurück zum Mittagessen<br />
nach Vannes und dann weiter zu<br />
einer ganz besonderen Überraschung,<br />
die vor allem Kinder begeistert.<br />
Das Schmetterlingshaus<br />
von Vannes<br />
Dafür brauchen wir gar nicht weit<br />
zu fahren. Es geht in Richtung « Parc<br />
des Expositions de Vannes ». Dort<br />
befindet sich ein großes Gewächshaus<br />
mit mehr als 200 Pflanzenarten und<br />
zwischen 500 und 1.000 Schmetterlingen,<br />
die sich darin vollkommen frei<br />
bewegen können. Am aktivsten sind<br />
die Schmetterlinge, wenn es am sonnigsten<br />
und wärmsten ist, also mitten<br />
am Tag. Ideal für einen Besuch des<br />
Tropenhauses ist also der Zeitraum<br />
zwischen 11.00 und 16.00 Uhr.<br />
Um in den Genuss dieses Spektakels<br />
zu kommen, passiert man zunächst<br />
eine Schleuse. Sie soll verhindern, dass<br />
die Schmetterlinge aus dem Gewächshaus<br />
entweichen können. Trotzdem<br />
finden einige wenige immer wieder<br />
den Weg nach draußen. Im Inneren<br />
erwartet uns ein tropisches Klima. Die<br />
Luftfeuchtigkeit beträgt 80 Prozent,<br />
die Temperatur 28 Grad Celsius. Es ist<br />
das perfekte Klima für Schmetterlinge.<br />
Einige pflanzen sich in dem Tropenhaus<br />
fort. Außerdem werden Larven<br />
aus der ganzen Welt hierher gebracht,<br />
aus denen dann die Schmetterlinge in<br />
speziellen Vorrichtungen schlüpfen.<br />
Den Prozess kann man hinter einer<br />
Glasscheibe beobachten, was vor allem<br />
Kinder fasziniert. Danach leben die<br />
Schmetterlinge gewöhnlich zwischen<br />
drei Tage und drei Wochen in dem<br />
Gewächshaus.<br />
Am Anfang müssen sich die Augen<br />
erst ein wenig daran gewöhnen,<br />
die Tiere in ihrer ganzen Fülle zu<br />
entdecken. Doch schnell erblickt man<br />
die Schmetterlinge überall, auf den<br />
Pflanzen, in der Luft, ja sogar auf<br />
der Kleidung von Besuchern. Nur die<br />
wenigstens hätten wahrscheinlich vermutet,<br />
dass in der Bretagne ein derart<br />
tropisches Erlebnis auf Besucher war-<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
tet. Uns ging es jedenfalls so.<br />
Als wir wieder nach draußen kommen,<br />
empfinden wir die Luft plötzlich<br />
als kalt und trocken, obwohl es sommerlich<br />
warm ist. Aber dieser Temperaturschock<br />
hält nicht lange an. Wir<br />
haben nur noch diesen Abend und<br />
beschließen, ihn in Vannes ausklingen<br />
zu lassen. Selbst in der Stadt sind die<br />
Ausläufer des Golfs von Morbihan sehenswert.<br />
Wer noch einen dritten Tag<br />
zur Verfügung hat, kann seinen Aufenthalt<br />
mit einem Ausflug entlang des<br />
Nordufers abschließen. Wir werden<br />
am nächsten Morgen die Gegend mit<br />
wundervollen Erinnerungen im Kopf<br />
wieder verlassen. Es waren zwei Tage<br />
voller Naturerlebnisse.<br />
Den Golf von Morbihan erreicht man<br />
aus Norddeutschland über Belgien,<br />
Amiens, Rouen, Caen und Rennes und<br />
aus Süddeutschland, Österreich und<br />
der Schweiz über den Osten Frankreichs,<br />
Paris, Le Mans und Nantes.<br />
Vannes …<br />
… Berlin 1.515 km<br />
… Köln 950 km<br />
… Wien 1.695 km<br />
… Hamburg 1.366 km<br />
… München 1.300 km<br />
… Zürich 1.090 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Lorient.<br />
Direktflüge aus dem deutschsprachigen<br />
Raum in die Bretagne existieren<br />
allerdings nicht. Air France bietet aus<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz Umsteigeverbindungen via<br />
Paris und Lyon nach Lorient an. Alternativ<br />
könnte Nantes als Zielflughafen infrage<br />
kommen. Ab Herbst wird Air France<br />
die Stadt nonstop mit Düsseldorf<br />
verbinden.<br />
Vannes ist an das französische TGV-Netz<br />
angeschlossen. Wer die Gegend rund<br />
um den Golf von Morbihan erkunden<br />
will, kommt mit dem Zug aber nicht sehr<br />
weit.<br />
www.golfedumorbihan.fr<br />
www.morbihan.com<br />
<br />
Comité Départemental du Tourisme<br />
du Morbihan<br />
Allée Nicolas Le Blanc<br />
56000 Vannes<br />
Telefon: +33 (0)2 97 54 06 56<br />
Brest<br />
<br />
Château de Suscinio<br />
56370 Sarzeau<br />
Ile de Sein<br />
Telefon: +33 (0)2 97 41 91 91<br />
www.suscinio.info<br />
<br />
Abbatiale de Saint-Gildas-de-Rhuys<br />
56730 Saint-Gildas-de-Rhuys<br />
<br />
Die Fähre von Port Navalo nach<br />
Locmariaquer verkehrt nur von Juni bis<br />
<strong>September</strong>.<br />
Pointe<br />
du Raz<br />
Telefon: +33 (0)2 97 49 42 53<br />
www.passeurdesiles.com<br />
N165/E60<br />
LESETIPPs FÜR Ausflüge in die Umgebung<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />
Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten Les Sablesd’Olonne<br />
Wie ein schmales Band zieht sich die Halbinsel<br />
Quiberon westlich des Golfs von Morbihan<br />
in den Atlantischen Ozean. Bretagne wie<br />
aus dem Bilderbuch – mit einer felsigen<br />
und wilden Küste, schmucken Orten mit<br />
regionaltypischen Häusern aus Granitstein<br />
und Booten in geschützten Buchten.<br />
Die Anzahl der Sonnenstunden im Jahr kann mit denen der<br />
Mittelmeerküste fast mithalten. Eine Reisereportage aus einem<br />
vermeintlichen Paradies an der bretonischen Südküste.<br />
<br />
Réserve Naturelle des Marais de Séné<br />
Cherbourg-<br />
58860 Séné<br />
Octeville<br />
www.reservedesene.com<br />
<br />
Le Jardin aux Papillons<br />
Parc du Golfe<br />
18, rue Daniel Gilard<br />
Sain<br />
56000 Vannes<br />
Telefon: +33 (0)2 97 40 67 40<br />
www.jardinauxpapillons.com<br />
Lannion<br />
DinardSaint-Malo<br />
Avranches<br />
N12/E50<br />
Quimper<br />
N164<br />
Lorient<br />
Quiberon<br />
Saint-Brieuc<br />
N12/E50<br />
D768<br />
N24<br />
Vannes<br />
N165/E60<br />
La Baule<br />
Rennes<br />
St. Nazaire<br />
le Mont-Saint-M<br />
N176/E401<br />
Dinan<br />
Nantes<br />
A84<br />
A83<br />
A11/E60<br />
Clisson<br />
A<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen<br />
Auf halber Strecke zwischen Nantes und Brest liegt<br />
an der bretonischen Südküste der beliebte<br />
Badeort Carnac. Doch der Ortsname steht<br />
für mehr als nur simples Badevergnügen.<br />
Denn nördlich der Gemeinde befindet sich<br />
eine der großartigsten Ansammlungen von<br />
Menhiren in ganz Europa. Der Umstand,<br />
dass die genaue Bedeutung dieser Steinreihen bis heute<br />
nicht abschließend geklärt werden konnte, verstärkt die<br />
Anziehungskraft dieser sonderbaren Sehenswürdigkeit.<br />
N11/E601<br />
La Roche<br />
E602/A<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95<br />
Montalivet<br />
Le Porge<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 53<br />
Bordeaux<br />
Cap-Ferret
Unterwegs in Frankreich Côte d'Azur<br />
Wo die Berge<br />
ins Meer fallen<br />
Von den vielen Bergdörfern im Hinterland<br />
der Côte d’Azur ist Eze das wahrscheinlich<br />
spektakulärste. Zwischen Nizza und Monaco<br />
gelegen, zieht sich der Ort vom Mittelmeer<br />
die Hänge hinauf, bis zu einer Höhe von 675<br />
Metern. Neben einzigartigen Panoramablicken<br />
und schmucken Gassen lockt zudem ein<br />
sehenswerter Kakteengarten. Alles reichlich<br />
Gründe, um Eze einen Besuch abzustatten.<br />
Wer regelmäßig auf der Landstraße von Nizza nach<br />
Monaco unterwegs ist, hat eines verinnerlicht:<br />
Immer ein wenig Abstand zu den Autos vor<br />
einem zu halten, die ein auswärtiges Nummernschild haben,<br />
erst recht, wenn es ein ausländisches ist. Denn immer wieder<br />
kommt es vor, dass deren Fahrer auf einen Schlag anhalten<br />
oder zumindest stark abbremsen. Der Grund liegt in den<br />
einzigartigen Panoramablicken entlang der Strecke. Nach<br />
jeder Kurve eröffnet sich hier eine weitere atemberaubende<br />
Aussicht auf das Mittelmeer. Hier, wo die Berge bis ans<br />
Meer heranreichen.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Die Kommunen entlang der Strecke wissen um dieses<br />
Phänomen und versuchen mit möglichst vielen Parkbuchten<br />
der Gefährdung des Straßenverkehrs entgegenzuwirken.<br />
Doch der Platz ist rar an den Küstenstraßen, wo jeder<br />
nutzbare Quadratmeter meist schon belegt ist. So bleiben<br />
gefährliche Abbremsmanöver leider nicht aus und bringen<br />
langsam fahrende Fahrzeuge die Einheimischen manchmal<br />
zur Verzweiflung, wenn sie schnell von A nach B wollen.<br />
Doch auch die Einheimischen geben zu: Die Panoramablicke<br />
sind einzigartig und lohnen fast an jeder Kurve einen<br />
Fotostopp.<br />
Eigentlich könnte man denken, dass mit jedem zurückgelegten<br />
Kilometer der besondere Reiz der Strecke gewöhnlicher<br />
wird, sich die Touristen an dem Blicks aufs Mittelmeer<br />
satt gesehen haben, zumindest sobald das malerische<br />
Cap-Ferrat passiert wurde. Doch gerade einige Kilometer<br />
nach dieser Halbinsel, auf der sich eine Luxusvilla an die<br />
nächste reiht, wartet eine neue unerwartete Überraschung<br />
auf, die eine Gewöhnung an die Schönheit des Ortes unmöglich<br />
macht: Nach einer der vielen Kurven taucht vor<br />
einem plötzlich eine Felskuppe auf, an deren Hängen pittoreske<br />
Häuser kleben. Es handelt sich um Eze, ein wahres<br />
Kleinod der Côte d’Azur.<br />
Eze ist eine der wenigen Kommunen Frankreichs, deren<br />
Ortsname ein Palindrom darstellt. Man kann den Namen<br />
vorwärts oder rückwärts lesen und bekommt das gleiche<br />
Wort. Etwas, was Eze zum Beispiel mit Laval im Departement<br />
Mayenne oder Sarras im Departement Ariège gemeinsam<br />
hat. Doch dies ist mitnichten der Grund, der Eze<br />
so außergewöhnlich macht.<br />
Die Lage und Bauweise des Dorfes sind vielmehr die<br />
wahren Gründe für die Besonderheit dieses Ortes. Eze erstreckt<br />
sich auf drei verschiedenen « Etagen », wobei jeder<br />
Ortsteil seinen ganz eigenen Charme besitzt. Die unterste<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 55
Unterwegs in Frankreich Côte d'Azur<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Ebene, die man über die untere Küstenstraße<br />
(D6098), die Basse Corniche, erreicht, wird<br />
von vornehmen Ferienvillen mit hübschen<br />
Fassaden gebildet. Eine Etage höher, wohin<br />
man über die mittlere Küstenstraße (D6007)<br />
gelangt, kleben die Häuser des eigentlichen<br />
Dorfes an den steilen Hängen einer Felskuppe.<br />
Man fragt sich, wie die Häuser derart<br />
gebaut werden konnten. Wiederum eine Etage<br />
höher, an der Grande Corniche (D2564),<br />
bietet sich einer der besten Rundumblicke der<br />
Côte d’Azur mit den im Frühling noch verschneiten<br />
Alpen auf der einen Seite und dem<br />
blauen Mittelmeer auf der anderen. Bei guter<br />
Sicht kann man von hier aus sogar Korsika<br />
erkennen.<br />
Die besondere Lage von Eze erklärt sich<br />
durch die Geschichte und die ungewöhnlichen<br />
geografischen Gegebenheiten des Ortes.<br />
Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung,<br />
die noch aus der Vorgeschichte stammen,<br />
findet man oberhalb von Eze auf dem Mont<br />
Bastide. Weiter abwärts zum Meer hin sind<br />
die Spuren der Vergangenheit jünger.<br />
Eze war nicht immer französisch. Seit<br />
1388 war das Schicksal der Gemeinde mit<br />
dem von Savoyen verbunden. Es war eine<br />
bewegte Vergangenheit für das kleine Dorf.<br />
1543 wurde die Kommune von den Truppen<br />
des Sultans Süleyman eingenommen, 1706 im<br />
Spanischen Erbfolgekrieg von den Soldaten<br />
Ludwigs XIV. zum Teil zerstört. Noch heute<br />
zeugen eine Burgruine und der mittelalterliche<br />
Charakter des Dorfes von diesen Zeiten.<br />
Einige herrschaftliche Anwesen geben einen<br />
Hinweis auf die ursprüngliche Bedeutung<br />
von Eze. Erst 1860, als die Grafschaft Nizza<br />
an Frankreich angeschlossen wurde, kehrte<br />
Ruhe ein.<br />
In der Folgezeit erfuhr vor allem der<br />
Ortsteil ganz unten am Meer einen kräftigen<br />
Entwicklungsschub, so wie die gesamte<br />
Côte d’Azur. Dank dem Bau der Eisenbahn<br />
von Paris an die Küste wurde die Riviera<br />
bevorzugte Urlaubsregion der High Society.<br />
In der Belle Epoque entstanden allerorts Luxushotels,<br />
so auch ganz in der Nähe von Eze,<br />
Links und rechts oben: In den Gassen des<br />
Dorfes. Links unten: Blick von der mittleren<br />
Küstenstraße auf Eze. Rechts unten: Eine der<br />
Göttinnen von Jean-Philippe Richard.<br />
S. 54/55: Die mittlere Etage des Dorfes<br />
aus drei verschiedenen Perspektiven.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich Côte d'Azur<br />
beispielsweise das Grand Hôtel du Cap-Ferrat<br />
oder Le Métropole in Beaulieu-sur-Mer.<br />
An der Wasserfront von Eze selbst wurden<br />
vor allem herrschaftliche Villen konstruiert,<br />
deren Fassaden bis heute betören. Zu den<br />
schönsten Beispielen gehören die « Villa Les<br />
Platanes » sowie die « Villa Véga ».<br />
Ein Besuch von Eze bietet also nicht nur<br />
einmalige Panoramablicke, sondern auch<br />
Mauern voller Geschichte und hübsche Fassaden.<br />
Wer ganz mutig und gut zu Fuß ist,<br />
kann die verschiedenen Etagen von Eze erwandern.<br />
Ein gut ausgeschilderter Weg führt<br />
von dem schönen Strand unten am Meer hoch<br />
zu den anderen Ortsteilen und weiter auf den<br />
Mont Bastide. Wer es nicht ganz so sportlich<br />
mag und nicht gerade im Mittelmeer baden<br />
will, sollte das eigentliche Dorf auf der mittleren<br />
Ebene anfahren. Allerdings sind die<br />
Parkplätze im Ort in der Hochsaison schnell<br />
belegt. Wer jedoch früh morgens oder in der<br />
Nebensaison nach Eze kommt, wird immer<br />
eine Parkmöglichkeit finden.<br />
Am besten, man lässt sich in den Gassen<br />
von Eze treiben. Ein Verlaufen ist quasi<br />
ausgeschlossen. Fast alle Straßen führen<br />
den Hang hinauf, wo sich auch die Burgruine<br />
befindet. Dabei kommt man an schönen<br />
Plätzen sowie diversen Boutiquen mit<br />
Kunsthandwerk vorbei, die für einen solchen<br />
Touristenort ungewöhnlich authentisch sind.<br />
Im schlimmsten Fall landet man mal in einer<br />
Sackgasse. Doch nicht selten ergibt sich<br />
gerade dann ein wunderbarer Blick aufs Mittelmeer<br />
weit unten.<br />
Ganz besonders charmant sind die Gassen<br />
von Eze am frühen Morgen. Das Dorf<br />
scheint dann noch zu schlafen und das Licht<br />
ist verzückend. Im Mai und Juni sowie im<br />
<strong>September</strong> heizt sich die Luft zudem nicht<br />
so stark auf wie im Hochsommer und es sind<br />
weniger Touristen unterwegs – eine geradezu<br />
ideale Zeit für einen Besuch.<br />
Wenn man Eze aber wirklich kennenlernen<br />
will, sollte man über Nacht bleiben. Rund<br />
ein Dutzend Hotels gibt es in dem Dorf, von<br />
einfach bis luxuriös. Ein Hotel kann sogar als<br />
legendär gelten, das Châteaux de la Chèvre<br />
Impressionen aus dem idyllischen<br />
Kakteengarten. Rechts oben und<br />
unten: Im Hintergrund erkennt man<br />
gut die Halbinsel Cap-Ferrat.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 59
Unterwegs in Frankreich Côte d'Azur<br />
d’Or. Es handelt sich dabei um eine Herberge<br />
mit fünf Sternen, die am Anfang nur<br />
ein Restaurant war. Doch dann erlag Walt<br />
Disney dem Charme des Etablissements und<br />
schlug den Ausbau zum Hotel vor. Man kann<br />
es beim Aufstieg im Ort gar nicht verfehlen.<br />
Es gibt ohnehin einige berühmte Persönlichkeiten,<br />
die sich in Eze verliebt haben.<br />
Hierzu zählt auch Friedrich Nietzsche. Als<br />
es ihm nicht gut ging, kam er vom 2. Dezember<br />
1883 bis zum 20. April 1884 zum<br />
ersten Mal an die französische Riviera, um<br />
dort Kraft zu tanken. Eze und insbesondere<br />
der Wanderweg von der kleinen Bahnstation<br />
Eze-Bord-de-Mer hoch zum Dorf beeindruckten<br />
ihn sehr. Mit dem Mittelmeer und<br />
der Silhouette des Dorfes im Blick schrieb<br />
er sein Buch « Also sprach Zarathustra ».<br />
Ebenfalls dem Charme von Eze erlegen war<br />
die französische Autorin George Sand. 1868<br />
schrieb sie: « Das Panorama von der Corniche<br />
ist ein Fest. Die Ruinen von Eze, umgeben<br />
von einem pittoresken Dorf wie Zuckerwatte,<br />
fordern zwangsweise, dass man sie anschaut.<br />
Es ist der schönste Aussichtspunkt entlang<br />
der Straße. »<br />
Doch nicht nur Literaten kamen und<br />
kommen nach Eze. Auch andere Berühmtheiten<br />
zählen zu den Besuchern des Ortes.<br />
So Bill Clinton, Lenny Kravitz, Tina Turner,<br />
Naomi Campbell oder Bono von U2, der hier<br />
sogar ein Haus besitzt. Doch Eze ist kein Ort<br />
des Jetsets wie etwa das nicht weit entfernte<br />
Saint-Tropez. Als ob die Lage den Ort vor den<br />
Verlockungen des Geldes schützen würde.<br />
Die Einwohner von Eze wissen, dass sie<br />
keine künstlichen Attraktionen schaffen<br />
müssen, um Menschen anzuziehen. Der<br />
Ort und seine Lage sprechen für sich. Und<br />
kleine Überraschungen wie der botanische<br />
Garten an der Burgruine, in dem Kakteen<br />
und andere Gewächse, die eine große Trockenheit<br />
problemlos ertragen können, gedeihen.<br />
Der Park hat es nicht nötig, mit einer<br />
überbordenden Blütenpracht zu locken. Es<br />
geht um die schlichte Schönheit der Natur.<br />
Nur ein paar Blumen reichen aus und bilden<br />
einen Farbtupfer vor dem blauen Meer tief<br />
Oben: Das legendäre Château de la Chèvre<br />
d’Or, ein Luxushotel mit fünf Sternen. Unten: In<br />
den Gassen des Dorfes ergeben sich immer<br />
wieder neue malerische Perspektiven.<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Chalon-sur-Saône<br />
A6/E15<br />
Lausanne<br />
Schweiz<br />
Limoges<br />
Andorra<br />
<br />
Eze befindet sich ganz im Osten der<br />
Côte d’Azur kurz vor der italienischen<br />
Grenze. Aus dem deutschsprachigen<br />
Raum bietet sich deshalb eine Anreise<br />
über Norditalien an. Drei Küstenstraßen<br />
führen zu den einzelnen « Etagen » von<br />
Eze. Wer ins eigentliche Dorf möchte,<br />
wählt die mittlere Straße, die D6007,<br />
die Nizza und Monaco miteinander<br />
verbindet.<br />
Raum diverse Direktflüge gibt: mit<br />
Lufthansa von Düsseldorf, Frankfurt<br />
Bézier<br />
A81/E80 a.M., Hamburg und München, mit Air<br />
Narbonne<br />
Berlin Carcassonne von Düsseldorf, mit Germanwings<br />
von Köln/Bonn, Limoux mit EasyJet von Berlin<br />
und Basel, mit Swiss von Zürich und mit<br />
Austrian von Wien. Air France bietet<br />
France<br />
Spanien<br />
A89/E70<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton<br />
Es gibt Künstler, die stehen nicht für eine Kunst<br />
oder eine Kunstrichtung, sondern für die Kunst<br />
an sich. Jean Cocteau ist ein solcher.<br />
Sein Werk ist derart vielseitig, dass es als<br />
Synonym für die französische Kunst des<br />
frühen 20. Jahrhunderts gelten kann.<br />
Wer ein solches Werk hervorbringt,<br />
lebt intensiv und dessen Geist braucht<br />
ästhetische Nahrung. Wo findet er die<br />
am ehesten, wenn nicht unter dem sonnenblauen Himmel<br />
der Côte d‘Azur? Eine Reise auf den Spuren Jean Cocteaus<br />
zwischen Nizza und Menton.<br />
Puy de Dôme<br />
Eze …<br />
… Berlin 1.340 km … Hamburg 1.412 km<br />
… Köln 1.130 km … München 850 km<br />
… Wien 1.154 km … Zürich 580 km<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Der nächste Flughafen ist in Nizza,<br />
Toulouse<br />
wohin es aus dem deutschsprachigen<br />
Perpignan<br />
A9/E15 Collioure<br />
Port-Vendres<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Cerbère<br />
Ausgabe AP7/E15 <strong>Nr</strong>. 28<br />
Lyon nach Nizza an.<br />
Der nächste TGV-Bahnhof ist in Nizza. A51/E712<br />
Valence<br />
Von dort aus verkehren Nahverkehrszüge<br />
nach Eze. Der Bahnhof befindet<br />
sich im unteren Ortsteil, unweit der<br />
Küste.<br />
Cluny<br />
A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />
Villars-les-Dombes<br />
Lyon<br />
A7/E15<br />
www.eze-riviera.com<br />
Orange<br />
<br />
Office du Tourisme<br />
Place du Général de Avignon Gaulle<br />
06360 Eze<br />
Apt<br />
Nîmes<br />
Telefon: +33 Cavaillon (0)4 93 41 26 00<br />
A9/E15<br />
A7/E15<br />
A51/E712<br />
Montpellier Arles A54/E805<br />
<br />
Le Jardin d’Eze Aix-en-Provence<br />
Rue du Château<br />
A55 A52<br />
06360 Eze<br />
Telefon: +33 (0)4 93 41 10 Marseille 30<br />
A50<br />
Ganzjährig geöffnet, Öffnungszeiten<br />
variieren je nach Saison.<br />
Eintrittspreis: 5,00 Euro, ermäßigt 2,50<br />
Euro, Kinder bis 11 Jahre frei<br />
A49/E713<br />
Grenoble<br />
Lesetipps für ausflüge in die Umgebung<br />
unten. In diesem Umfeld voller Poesie hat der Bildhauer Mâcon<br />
Montluçon<br />
Jean-Philippe Richard inmitten der Kakteen 15 Göttinnen<br />
geschaffen. Schlanke, 1,60 bis 1,80 Meter große Figuren,<br />
A71/E11<br />
deren Blicke sich in der Landschaft verlieren, so wie die<br />
Blicke der Besucher.<br />
A72/E70<br />
In unmittelbarer Nähe, gegenüber der Burgruine, existiert<br />
eine Terrasse wie ein Balkon zum Meer. Liegestühle<br />
und das Plätschern eines<br />
Genève<br />
Brunnens laden zum Verweilen<br />
ein. Zu Füßen die Côte d’Azur und das Mittelmeer. Der<br />
perfekte Moment, um Ruhe zu finden – an einem Ort, an<br />
dem<br />
Annecy<br />
A42 man nicht mehr weiß, wo das Meer, die Berge und der<br />
Himmel beginnen bzw. enden.<br />
A41/E712<br />
Chambéry<br />
Val d’Isère<br />
St. Etienne A7/E15<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
A46/E70<br />
Schweiz Verbindungen via Paris und<br />
A51/E712<br />
A8/E80<br />
Toulon<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />
Albertville<br />
A430<br />
France<br />
A57<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva<br />
Dank ihrer privilegierten Lage ist Nizza eine<br />
der ersten Städte Frankreichs, die sich aus<br />
der Winterkälte verabschiedet und<br />
den Frühling begrüßt. Der Ende<br />
Februar stattfindende Karneval, bei<br />
dem die Einwohner die Nächte zum<br />
Tag machen und untereinander<br />
Blumenschlachten organisieren,<br />
symbolisiert den Beginn der schönen<br />
Jahreszeit. Dann ergeben sich ungewohnte Perspektiven in<br />
einer Stadt, die wie eine Diva mit zunehmendem Alter ihre<br />
Reize nicht verliert. Eine Reise in Bildern.<br />
Briançon<br />
Cannes<br />
A8/E80<br />
Torino<br />
Italien<br />
Eze<br />
Nice<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 61
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
Château de la Messardière<br />
Luxushotel mit Seele in Saint-Tropez<br />
Es ist ein Anblick, den man in<br />
Saint-Tropez nicht unbedingt<br />
erwarten würde, vor allem nicht<br />
in einem 5-Sterne-Hotel: An einem<br />
frühen Morgen im Juni dieses Sommers,<br />
als die meisten Gäste noch in den<br />
Betten liegen, trifft sich eine kleine<br />
Gruppe in einer Ecke des zehn Hektar<br />
großen Hotelgartens. Vor ihnen: Bienenstöcke!<br />
Die Sonne ist gerade aufgegangen,<br />
der Golf von Saint-Tropez<br />
schimmert bereits in azurblau und in<br />
der Luft liegt dieser typisch mediterrane<br />
Duft – wie ein Parfum aus Pinien,<br />
Lavendel und Rosmarin. Der Imker<br />
und sein Sohn, beide natürlich in<br />
Schutzkleidung gehüllt, haben dafür<br />
aber keine Augen. Sie konzentrieren<br />
sich ganz und gar auf die Bienen und<br />
ihre Waben.<br />
Neben ihnen stehen zwei Männer<br />
in Anzug und Krawatte. Es sind der<br />
Hoteldirektor Alexandre Durand-Viel<br />
und der Chef der Gästebetreuung<br />
Benjamin Levy. Sie sind nicht weniger<br />
konzentriert, schließlich handelt es<br />
sich um die erste Honigernte, seitdem<br />
die Bienenstöcke in dem Hotelgarten<br />
angesiedelt wurden. Der Bienenzüchter<br />
streicht den Honig von den<br />
Waben und gibt den Umstehenden<br />
eine Kostprobe. Der Hoteldirektor ist<br />
mehr als zufrieden. Es hat geklappt.<br />
Das Luxushotel wird seinen Gästen in<br />
Kürze Honig aus eigener Produktion<br />
anbieten können.<br />
Dieses Geschehen verdeutlicht<br />
exemplarisch, was das Château de la<br />
Messardière ausmacht. Zwar ist die<br />
Herberge das größte 5-Sterne-Hotel<br />
im Departement Var und befindet sich<br />
in einem der berühmtesten Ferienorte<br />
Frankreichs, trotzdem ist das Hotel<br />
ein Haus mit Seele geblieben. Nicht<br />
unbedingt eine Selbstverständlichkeit.<br />
Ein ganz gewöhnliches Hotel ist<br />
das Château de la Messardière aufgrund<br />
seiner Lage ohnehin nicht. Es<br />
befindet sich auf einem Hügel mit<br />
wunderschönem Blick auf den Golfe<br />
de Saint-Tropez. Das Zentrum des<br />
ehemaligen Fischerdorfes ist nur ein<br />
paar Minuten mit dem Auto entfernt.<br />
Ein kostenloser Busshuttle in<br />
den Ortskern oder zu den Stränden<br />
von Pampelonne wird vom Hotel zur<br />
Verfügung gestellt. Diese Lage ein<br />
wenig außerhalb hat den großen Vorteil,<br />
nichts von dem abendlichen und<br />
nächtlichen Lärm der Restaurants und<br />
Diskotheken von Saint-Tropez mitzubekommen.<br />
Die Lage an der Côte<br />
d’Azur ist ohnedies perfekt. Ob Nizza<br />
und Cannes im Osten, die Calanques<br />
und Marseille im Westen, oder der<br />
Grand Canyon du Verdon im Norden:<br />
Alles lässt sich in einem Tagesausflug<br />
erreichen.<br />
Besonders reizvoll ist zudem, dass<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Auxerre<br />
A36/E60<br />
Belfort<br />
Basel<br />
s<br />
02 A10/E5-E60<br />
A85<br />
Chenonceau<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
A71/E9<br />
A6/E15<br />
Vézelay Avallon<br />
Flavigny<br />
A38<br />
A31/E17-E21<br />
Dijon<br />
Besançon<br />
Zürich<br />
Bouges-le-Château<br />
Bourges<br />
Beaune<br />
Bern<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Schweiz<br />
Lausanne<br />
Cluny<br />
Montluçon<br />
Genève<br />
A71/E11<br />
A6/E15<br />
Annecy<br />
Limoges<br />
A89/E70<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
A72/E70<br />
Puy de Dôme<br />
Lyon<br />
St. Etienne<br />
A43/E70<br />
Chamébry<br />
Hauterives<br />
Grenoble<br />
A49/E713<br />
Italien<br />
Torino<br />
sich das Hotel, das in einem herrschaftlichen<br />
Anwesen aus dem 19.<br />
Jahrhundert, das 1989 vergrößert wurde,<br />
untergebracht ist, in einem weitläufigen<br />
Park befindet. Ein wahrer Luxus<br />
an einem Ort, wo die Quadratmeterpreise<br />
für Grundstücke astronomische A75/E11<br />
Höhen erreichen.<br />
Toulouse Alle 45 Suiten und 73 Zimmer des<br />
Château de la Messardière verfügen<br />
über einen Balkon oder einen Garten. Bézier<br />
Nicht weniger als zwölf Zimmertypen<br />
Narbonne<br />
sind im Angebot, vom 25 Quadratmeter<br />
großen Zimmer Limouxbis zur 80 Quad-<br />
Carcassonne A81/E80<br />
ratmeter großen Suite. Die Einrichtung<br />
ist im ortsüblichen mediterranen<br />
Stil. Warme Farben sorgen für eine<br />
gediegene<br />
France Perpignan<br />
Atmosphäre.<br />
A9/E15 Collioure<br />
Wer nicht im nahen Mittelmeer<br />
baden möchte, kann dies im hoteleigenen<br />
Pool mit Gegenstromanlage AP7/E15 tun.<br />
Der Spa-Bereich verfügt zudem über<br />
einen Whirlpool, eine Dampfsauna<br />
und ein Spanien kleines Fitnessstudio. Außerdem<br />
kümmern sich diplomierte Kosmetiker<br />
und Masseure um das Wohl<br />
der Gäste.<br />
Kulinarisch werden die Gäste<br />
ebenfalls verwöhnt. Im Feinschme-<br />
Andorra<br />
A7/E15<br />
Valence<br />
ckerrestaurant des Hotels bietet der<br />
Koch Christian Farenasso klassisch<br />
mediterrane<br />
Gagnières<br />
Speisen sowie einige eigene<br />
Kreationen an. Man Orange hat sowohl<br />
die Möglichkeit à la A9/E15 carte zu essen als<br />
auch eines der Menüs Avignon zu wählen. Drei<br />
verschiedene Nîmesstehen zur A7/E15 Auswahl:<br />
ein 3-Gänge-Menü für Arles 50 Euro, ein<br />
Montpellier<br />
4-Gänge-Menü für 68<br />
A54/E805 Aix-en-<br />
Euro und Provence ein<br />
6-Gänge-Menü A9/E15 für 96 Euro. Die<br />
Weinkarte umfasst mehr als 400 A55Wei-<br />
ne und Champagnersorten.<br />
Marseille<br />
Die Inneneinrichtung<br />
des Restaurants wurde<br />
vom Designer Patrick Giorsetti-Sollay<br />
erdacht, der vor allem die 1930er-Jahre<br />
liebt, was sich in der Gestaltung widerspiegelt.<br />
Vom Restaurant aus hat<br />
man einen schönen Panoramablick auf<br />
die Bucht von Pampelonne.<br />
Lodève<br />
Port-Vendres<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Cerbère<br />
Das Château de la Messardière ist<br />
zweifelsohne ein außergewöhnliches<br />
Hotel. An einem so berühmten und<br />
dem Luxus verschriebenen Ort wie<br />
Saint-Tropez bietet es einen Service<br />
von bester Qualität, ohne dabei an<br />
Authentizität und Atmosphäre zu verlieren.<br />
Hier kann man vom Leben im<br />
Luxus träumen, und sei es nur für ein<br />
paar Nächte …<br />
Apt<br />
A52<br />
A51/E712<br />
A50<br />
A8/E80<br />
Toulon<br />
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 63
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Musée<br />
Rodin<br />
Der Charme eines Künstleranwesens<br />
mit einzigartigem Garten<br />
Im ruhigen 7. Arrondissement unweit von<br />
Invalidendom und Eiffelturm befindet sich<br />
eines der schönsten und romantischsten<br />
Museen der französischen Hauptstadt. Es ist<br />
ganz dem Bildhauer und Zeichner Auguste<br />
Rodin (1840-1917) gewidmet und präsentiert<br />
in einem herrschaftlichen Stadtpalais aus<br />
dem 18. Jahrhundert und einem wunderschönen<br />
Garten die Werke des Künstlers, darunter<br />
« Der Denker » und « Die Bürger von Calais ».<br />
Das Musée Rodin weist unter den Pariser Museen eine<br />
Besonderheit auf: Die Besucher kommen nicht nur<br />
wegen der ausgestellten Werke in das herrschaftliche<br />
Stadtpalais Biron, sondern auch wegen des wunderschönen<br />
Gartens, von dem es umgeben ist. Natürlich sind die Exponate<br />
im Inneren einen Besuch wert. Kunstliebhaber aus der ganzen<br />
Welt kommen dafür hierher. Doch auch der Garten des Museums<br />
ist eben von ganz besonderem Charme. Viele Einheimische,<br />
die in der Nähe wohnen, schauen regelmäßig vorbei,<br />
sei es für einen Spaziergang oder um es sich auf einer der Bänke<br />
im Park mit einem Buch gemütlich zu machen.<br />
Mit seiner Größe von drei Hektar ist der Garten des<br />
Musée Rodin eine kleine Oase im Großstadttrubel. Mit<br />
seiner Ruhe und gediegenen Atmosphäre sogar eine recht<br />
einmalige Oase. In der näheren Umgebung könnte wahrscheinlich<br />
nur der Garten des Hôtel Matignon, Dienstsitz<br />
und Wohnort des Premierministers, mithalten, doch der ist<br />
für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Als Besucher des<br />
Musée Rodin darf man sich also glücklich schätzen, einen<br />
derart schönen Ort erleben zu können, zumal die Anlage<br />
eine sehr bewegte Geschichte hinter sich hat, oft den Eigentümer<br />
wechselte und einst sogar abgerissen werden sollte.<br />
Am Museumseingang zollt man den Wünschen der<br />
Besucher Tribut. So wird nicht nur eine Eintrittskarte<br />
zur Besichtigung des Museums angeboten, natürlich einschließlich<br />
des Gartens, sondern auch eine ausschließlich<br />
für den Zugang zum Park. Letztere kostet gerade einmal<br />
einen Euro. Sicherlich nicht zu viel verlangt, zumal man im<br />
Garten einige der wichtigsten Skulpturen des Bildhauers<br />
entdecken darf, zum Beispiel « Der Denker » und « Die Bürger<br />
von Calais », sowie ein Denkmal für Honoré de Balzac.<br />
Auguste Rodin wünschte sich einen Skulpturengarten, das<br />
Museum hat seinen Wunsch respektiert.<br />
Schon zu Lebzeiten war es dem Bildhauer und Zeichner<br />
wichtig, dass die Früchte seines künstlerischen Schaffens<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. So kündigte<br />
er bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Brief an:<br />
« Ich werde dem Staat alle meine Werke aus Gips, Marmor,<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Bronze und Stein sowie meine Zeichnungen übergeben.<br />
Außerdem meine Antikensammlung, die ich für die Ausbildung<br />
von Künstlern und Handwerkern zusammengetragen<br />
habe. » 1916, ein Jahr vor seinem Tod, übertrug er dann<br />
offiziell seine Werke an den französischen Staat, der somit<br />
auch alle damit verbundenen Urheberrechte erwarb. Zudem<br />
hinterließ er dem Staat sein Anwesen in Meudon, in dem er<br />
lebte und arbeitete.<br />
Drei Jahre später, 1919, öffnete das Musée Rodin seine<br />
Türen. Die Sammlungen des Museums sind beeindruckend.<br />
An Skulpturen besitzt es 99 aus Marmor, 450 aus<br />
Bronze sowie 6.000 Modelle aus Gips und Lehm. Hinzu<br />
kommen 200 weitere Skulpturen von anderen Bildhauern,<br />
unter anderem von Antoine Bourdelle und Camille Claudel.<br />
Außerdem gehören dem Musée Rodin 9.650 Zeichnungen,<br />
Gravuren und Gemälde sowie viele Fotografien (rund 7.000<br />
von Rodin selbst, seinen Angehörigen bzw. Freunden und<br />
aus persönlichen Sammlungen, 15.000 von Skulpturen und<br />
Zeichnungen). Schließlich wird das Ganze noch ergänzt<br />
durch 1.551 Briefe, 5.000 Skizzen, 18 Kalender, diverse<br />
Adresslisten, Kontoauszüge, Visitenkarten, von Rodin archivierte<br />
Zeitungsartikel etc. Eine wahre Fundgrube.<br />
Es ist nicht unüblich, dass sich der Staat um den Nachlass<br />
von Künstlern kümmert. Bemerkenswert im Falle des<br />
Musée Rodin ist aber das Finanzierungsmodell dahinter.<br />
Zwar untersteht das Museum wie viele andere im Land dem<br />
Kulturministerium, allerdings ohne von ihm subventioniert<br />
zu werden – ein Unikum in der französischen Museumslandschaft.<br />
Das Musée Rodin muss sich selbst tragen, ohne<br />
dabei seine Mission zu vernachlässigen, nämlich das Erbe<br />
des Künstlers zu wahren und weltweit die Einhaltung des<br />
Urheberrechts zu überwachen. Keine leichte Aufgabe, doch<br />
sie scheint erfüllbar. Nach dem Louvre, dem Château de<br />
Versailles und dem Musée d’Orsay gehört das Musée Rodin<br />
zu einem der meist besuchten Museen im Land.<br />
Oben: Das Palais Biron, heute Sitz des Musée Rodin.<br />
Daneben die Kuppel vom Invalidendom. Unten: Die Statuen<br />
« Die Bürger von Calais » und « Der Denker » inmitten des<br />
wunderschönen Museumsgartens. Linke Seite: « Der Denker »<br />
S. 66: Viele Pariser kommen zum Entspannen in den<br />
kleinen Park. Statue von Honoré de Balzac.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 65
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Doch trotz dieser Beliebtheit ist das Musée Rodin kein<br />
Ort des Massenbetriebs wie beispielsweise der Louvre. Dies<br />
zeigt sich schon am Gebäude, in dem die Einrichtung untergebracht<br />
ist: ein wunderschönes Stadtpalais aus dem 18.<br />
Jahrhundert, eines der majestätischsten der französischen<br />
Hauptstadt. Mit seinem Ehrenhof, seinen großzügigen<br />
Sälen mit hohen Spiegeln und großen Fenstern und den<br />
knarrenden Parkettfußböden besitzt es eine sehr gediegene<br />
Atmosphäre.<br />
Es ist zudem ein Haus mit Geschichte, einer bewegten<br />
Geschichte. In nur zwei Jahrhunderten war das Gebäude<br />
sowohl ein Ort rauschender Feste als auch vollkommen verlassen.<br />
Am Anfang stand die unglaubliche Geschichte des<br />
Sohns eines bescheidenen Perückenmachers aus Lyon, Ab-<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
aham Peyrenc de Morac. Der junge Mann zog 1719 nach<br />
Paris, um sich als Kammerdiener zu verdingen. Ihm gelang<br />
es, das Herz der Tochter seines Arbeitgebers zu erobern und<br />
sie zu heiraten. Marie Josèphe Fargès war zu der Zeit gerade<br />
einmal 16 Jahre alt. Abraham Peyrenc de Morac gelang<br />
durch die Heirat der soziale Aufstieg. Er wurde ein wohlhabender<br />
und allseits respektierter Jurist. Später erwarb er<br />
ein großes Grundstück zwischen der Rue de Varenne und<br />
der Rue de Babylone und ließ darauf von 1728 bis 1730 ein<br />
herrschaftliches Palais mit Nebengebäuden errichten.<br />
1753 kaufte der Duc de Biron das Anwesen und nutzte<br />
diesen Umstand, es nach seinem eigenen Namen zu benennen.<br />
Zusammen mit seiner Gattin gab er festliche Empfänge in<br />
den Räumen. Doch der Herzog war nicht der letzte Eigentümer.<br />
Weitere folgten, bis der Vatikan das Gebäude anmietete,<br />
um darin von 1806 bis 1808 seine Nuntiatur unterzubringen.<br />
1820 erwarben dann die Dames de Sacré Cœur das Haus, die<br />
darin eine strenge Schule für Mädchen der Aristokratie und<br />
des gehobenen Bürgertums einrichteten. Das Palais verlor<br />
seinen Glanz, der Garten verkam. Als 1904 die Kongregation<br />
auf ministeriellen Beschluss hin aufgelöst wurde, mussten die<br />
Nonnen das Haus verlassen. Ein Jahr später entstand die Idee,<br />
dass der Staat das Anwesen kaufen könnte, um es Künstlern<br />
für ihr Schaffen zur Verfügung zu stellen.<br />
Das war auch der Moment, als Rodin das Stadtpalais<br />
entdeckte. Er arbeitete und lebte im Speckgürtel von Paris,<br />
in Meudon, suchte aber nach einem Ort, an dem er seine<br />
Skulpturen für Freunde und Sammler ausstellen konnte.<br />
Verführt durch die Schönheit des Ortes und das Licht in<br />
den Räumen mietete er die vier größten Zimmer im Erdgeschoss<br />
in Richtung Süden an. Auguste Rodin hat also<br />
nie im Palais Biron gelebt oder gearbeitet, aber seine Werke<br />
fanden schon damals Einzug hinter die Mauern des Hauses,<br />
noch bevor es « sein » Museum wurde.<br />
1908 erfuhr der Künstler von Plänen, wonach das Palais<br />
entmietet und abgerissen werden sollte. Dies wollte Rodin<br />
unbedingt verhindern. Er setzte sich daraufhin für die Erhaltung<br />
des Hauses ein, was sich trotz seiner damals schon<br />
vorhandenen Berühmtheit als nicht einfach herausstellte.<br />
Die Verhandlungen mit dem Staat dauerten am Ende ganze<br />
vier Jahre.<br />
Rodin hatte nämlich auch viele Feinde. Sein Lebensstil<br />
entsprach nicht den üblichen Gepflogenheiten der damaligen<br />
Epoche. Der Bildhauer und Zeichner wurde verdächtigt,<br />
ein sehr ausschweifendes Sexualleben zu führen.<br />
Insbesondere seine leidenschaftliche und stürmische Verbindung<br />
zur 24 Jahre jüngeren Camille Claudel machte von<br />
sich reden. Doch einer der größten Skandale drehte sich um<br />
eine Choreographie von Nijinski im Théatre de Châtelet,<br />
die die Gemüter erhitzte und entzweite. Rodin war von der<br />
Aufführung begeistert und akzeptierte, einen Artikel in der<br />
Presse darüber zu verfassen.<br />
Dies nahm die konservative Zeitung Le Figaro zum Anlass,<br />
ebenfalls einen Artikel zu veröffentlichen, der sich klar<br />
gegen Rodin positionierte und ihn der Pornografie anklagte.<br />
So wurde geschrieben, dass « … es ausreicht daran zu<br />
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Unterwegs in Frankreich Paris<br />
erinnern, dass Rodin in der einstigen Kappelle und in den<br />
Wohnräumen der Nonnen im Stadtpalais Biron eine Reihe<br />
lüsterner Zeichnungen und zynischer Skizzen ausstellt. »<br />
Weiter wetterte die Zeitung, dass « … es unbegreiflich ist,<br />
dass der Staat, also der französische Steuerzahler, fünf<br />
Millionen Francs für das Stadtpalais zahlt, nur damit dort<br />
einer der reichsten Bildhauer kostenlos residiert. Das ist der<br />
wahre Skandal und die Regierung muss ihn beenden. »<br />
Als die Schaffung eines Museums schließlich dennoch<br />
beschlossen war, zögerte Rodin keinen Augenblick, sein<br />
künstlerisches Erbe dem Staat zu vermachen. Ein Vertragsentwurf<br />
wurde im März 1913 angefertigt. Doch das Finanzministerium<br />
weigerte sich erstaunlicherweise,<br />
die Spende des Bildhauers<br />
zu akzeptieren. Rodin musste sogar<br />
so weit gehen und damit drohen, nach<br />
Rom zu ziehen und der italienischen<br />
Hauptstadt seine Werke zu schenken,<br />
bis endlich eine Lösung gefunden<br />
wurde. Die französische Regierung<br />
beschloss schließlich die Eröffnung<br />
eines Museums mit den Werken des<br />
Künstlers, das am Ende des Ersten<br />
Weltkrieges realisiert wurde. Rodin<br />
hatte sein Ziel erreicht: Das Stadtpalais<br />
Biron war vor dem Abriss gerettet<br />
und die Öffentlichkeit würde seine<br />
Werke sehen können. Heute wirkt<br />
es bizarr, dass der französische Staat<br />
so lange gezögert hat, dass Erbe eines<br />
solchen Künstlers anzunehmen.<br />
Rodins Werke sind inzwischen weltbekannt<br />
und tragen zum kulturellen<br />
Image des Landes bei.<br />
Da die Sammlung des Museums<br />
sehr umfassend ist und nicht nur die<br />
Skulpturen und Zeichnungen Rodins<br />
selbst beinhaltet, sondern auch<br />
banale Dinge wie Rechnungen des<br />
Künstlers, kann das Musée Rodin<br />
einen wahrhaften Blick hinter die<br />
Kulissen des künstlerischen Wirkens<br />
liefern. So erfahren die Besucher,<br />
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Musée Rodin<br />
75, rue de Varenne<br />
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Telefon: +33 (0)1 44 18 61 10<br />
dass Rodin sein Atelier noch wie die Künstler im Mittelalter<br />
und während der Renaissance führte, also mit angestellten<br />
Handwerkern, die unterschiedliche Arbeiten ausführten.<br />
Seine Arbeitsmethode der Bildhauerei orientierte sich an<br />
der Antike, bei Statuen beschäftigte er sich zuerst mit dem<br />
Gesicht, dann mit dem Rücken und dem Profil, bevor die<br />
Details ausgeformt wurden.<br />
Bei einem Rundgang durch die Museumsräume bekommt<br />
man einen Eindruck von den einzelnen Phasen<br />
eines Werkes. Man sieht, wie aus einer Skizze eine Zeichnung<br />
wird, aus einer Zeichnung eine Gipsfigur, und aus<br />
einer Form schließlich eine Skulptur. Wenn man dann aus<br />
dem Fenster schaut, entdeckt man zum Beispiel an den im<br />
<br />
April – <strong>September</strong>: Di – So 9.30 – 17.45<br />
Uhr (Park bis 18.45 Uhr)<br />
17.<br />
8. 9. 10 .<br />
7.<br />
Garten stehenden Skulpturen das Ergebnis dieser Arbeit.<br />
Unter allen Werken von Rodin ist « Der Denker » das<br />
sicherlich bekannteste. Geschaffen wurde es ursprünglich<br />
für die Porte de l’Enfer, eine Eingangstür für ein Museum.<br />
Im Original, gerade einmal 71,5 Zentimeter hoch, wurde<br />
die Skulptur erstmals 1888 in Kopenhagen ausgestellt. 1902<br />
wurde das Werk dann vergrößert. Als man es 1906 vor dem<br />
Pantheon aufstellte, war es das erste Werk Rodins, das in Paris<br />
im öffentlichen Raum ausgestellt wurde. Die Regierung<br />
sah in der Figur aber ein sozialistisches Symbol und sorgte<br />
unter diesem Vorwand dafür, dass « Der Denker » 1922 in<br />
den Garten des Stadtpalais Biron umzog, wo er bis heute<br />
steht. Ein weiteres Exemplar findet<br />
man auf dem Grab des Künstlers in<br />
Meudon.<br />
<strong>Oktober</strong> – März: Di – So 9.30 – 16.45 Uhr<br />
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16 .<br />
15.<br />
1. 2. 3.<br />
4.<br />
6.<br />
14.<br />
18 .<br />
5.<br />
13 .<br />
11.<br />
19.<br />
12 .<br />
20.<br />
Das Denkmal für den Schriftsteller<br />
Honoré de Balzac ist ein anderes<br />
Werk von Rodin, das mit einer<br />
bewegten Geschichte, ja sogar einem<br />
Skandal aufwarten kann. Rodin<br />
zeigt den Autor in einem Gewand,<br />
in dem der Schriftsteller gerne arbeitete<br />
und das an ein Mönchsgewand<br />
erinnert. Viele sahen darin aber<br />
ein Nachthemd. Dies entzündete<br />
bereits eine Polemik rund um das<br />
Denkmal. Hinzu kam aber noch,<br />
dass sich Frankreich gerade in der<br />
Dreyfus-Affäre befand und Emile<br />
Zola sich mit seinem bekannten<br />
Artikel « J’accuse » an die Spitze der<br />
Verteidigung von Dreyfus stellte.<br />
Der Auftraggeber des Denkmals,<br />
die Société des gens de lettres, an<br />
deren Spitze zwar Emile Zola stand,<br />
der nun aber in Ungnade gefallen<br />
war, verweigerte daraufhin die<br />
Annahme der Statue, da Rodin als<br />
Vertrauter Zolas galt. Es dauerte 40<br />
Jahre, bis das Denkmal schließlich<br />
auf der Kreuzung des Boulevard du<br />
Montparnasse mit dem Boulevard<br />
Raspail in Paris aufgestellt wurde.<br />
Das Denkmal im Garten des Musée Rodin ist eine originalgetreue<br />
Kopie.<br />
Ein Besuch im Musée Rodin ist also zweifelsohne ein<br />
lohnenswertes Erlebnis. Im Garten befindet sich zudem ein<br />
kleines Café, wo man gut zu Mittag essen kann. Im Angebot<br />
sind leckere Tartes und Eiscreme. Von dort erkennt man<br />
zwischen den Bäumen hindurch die Spitze des Eiffelturms<br />
und die des Invalidendoms, während der Kopf des « Denkers<br />
» über eine Hecke lugt. Rodins Kampf zur Einrichtung<br />
eines Museums in dieser Idylle war mehr als gerechtfertigt.<br />
Es ist eine nette Revanche, dass das Musée Rodin heute<br />
eines der schönsten im Land ist. Rodin kann stolz auf sich<br />
sein.<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 69
Kulturschock<br />
Ich werde mich noch lange an meinen letzten Tag des<br />
offenen Denkmals erinnern. Es war letztes Jahr im <strong>September</strong><br />
in Paris. Ein befreundetes Paar aus Berlin kommt<br />
für ein paar Tage zu Besuch. Wir haben uns einst in Frankreich<br />
kennengelernt, doch dann sind Andrea und Michael<br />
wieder in ihre Heimat gezogen. Nun sind sie zum ersten Mal<br />
wieder zurück in Paris. Zwar habe ich in meinem kleinen<br />
Studio kaum Platz für Gäste, aber wir genießen die Zeit<br />
trotzdem zusammen.<br />
Am zweiten Tag ihres Besuchs entdecken wir in der<br />
Tageszeitung zufällig, dass am nächsten und übernächsten<br />
Morgen der Tag des offenen Denkmals stattfindet. Wie<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
in zahlreichen europäischen Städten sind dann öffentliche<br />
Gebäude für die Allgemeinheit zugänglich, in die man normalerweise<br />
nicht hineinkommt. Da die beiden diese Veranstaltung<br />
noch nie in Frankreich mitgemacht haben, rufen<br />
wir spontan die Internetseite der Stadtverwaltung auf, um<br />
uns über das Programm zu informieren.<br />
« Schau an, Ihr seid auf einmal richtig gut organisiert »,<br />
zieht mich Andrea auf. Ich bin ihren Humor gewohnt. Oft<br />
haben wir darüber diskutiert, dass die Franzosen weniger<br />
gut organisiert seien als die Deutschen. « Keine schlechte<br />
Idee, alles thematisch zu ordnen », fährt sie fort. Die Stadtverwaltung<br />
schlägt nämlich drei Rundgänge vor: einen für<br />
Familien, einen für Freunde und einen für Verliebte. Aus<br />
Neugierde schauen wir uns letzteren etwas genauer an.<br />
Auf dem Programm stehen bei diesem Vorschlag das<br />
Musée de la Vie Romantique, das Musée des Lettres und<br />
erstaunlicherweise die Hauptniederlassung einer Bank, der<br />
Société Générale. « Vielleicht sollen die Verliebten schon<br />
ihr erstes gemeinsames Konto eröffnen », scherzt Michael.<br />
Bei dem Tourvorschlag für Freunde geht es dagegen zum<br />
Musée du Vin, zum Musée de la Police und zu den Abwasserbetrieben<br />
von Paris. « Polizei und Abwasser für einen<br />
Ausflug unter Freunden? Ihr seid inzwischen vielleicht besser<br />
organisiert, aber bei dieser Auswahl bevorzuge ich dann<br />
doch die alte Spontaneität der Franzosen », amüsiert sich<br />
Andrea.<br />
Ich nehme sie sofort beim Wort und schlage den beiden<br />
vor, morgen früh aufzustehen und das Büro des Präsidenten<br />
anzuschauen. Andrea und Michael schauen mich etwas ungläubig<br />
an. « Warum nicht gleich zum Papst? », diese Frage<br />
meine ich in ihren Augen lesen zu können. Aber sie erklären<br />
sich natürlich einverstanden.<br />
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 6.30<br />
Uhr. Eigentlich zu früh für einen Samstag, doch so können<br />
wir gegen 8.00 Uhr am Elysée-Palast ankommen. Normalerweise<br />
ist der Zugang zum Dienst- und Wohnort des<br />
Staatspräsidenten von der Rue du Faubourg Saint-Honoré<br />
aus. Doch für diesen Anlass öffnet man das Tor an der Rue<br />
Gabriel unweit den Champs-Elysées, das in den Garten des<br />
Stadtpalais‘ führt. Andrea macht sich über den goldenen<br />
Hahn auf dem Tor lustig: « Es ist nicht ohne Humor, seine<br />
Gäste mit einem Hahn zu begrüßen, aber wenigstens ist er<br />
vergoldet. » Ich muss ihr Recht geben, wir haben schon ein<br />
merkwürdiges Wappentier.<br />
Natürlich sind wir nicht die einzigen, die an diesem<br />
Morgen in den Elysée-Palast wollen. Doch obwohl wir extra<br />
früh hergekommen sind, müssen wir ganze vier Stunden<br />
auf Einlass warten! Ich hätte einen derart großen Andrang<br />
nicht vermutet. Aber wir warten gerne, wann kann man<br />
schonmal die Räume eines Staatsoberhauptes besichtigen?<br />
Als wir dann endlich drin sind und die ersten Räume erkundet<br />
haben, insbesondere den Salon d’Argent, das Paulin-<br />
Esszimmer, die Bibliothek und den Festsaal, drehe ich mich<br />
ganz stolz zu meinen Freunden um. Ich bin mir sicher, dass<br />
sie von derart viel Prunk und Gold ganz beeindruckt sein<br />
müssen. Schließlich ist an den Wänden und Decken kein<br />
freier Quadratmeter mehr, wo man noch etwas hinzufügen<br />
könnte. Doch weit gefehlt, Andrea und Michael haben große<br />
Mühe, nicht sofort zu lästern. Doch dann bricht es aus<br />
ihnen heraus: « Das ist also der Elysée-Palast? Soll das ein<br />
Dienstgebäude sein oder ein Museum? »<br />
Ich will ihnen gerade antworten, da fordert uns unser<br />
Führer auf, den Salon Murat zu betreten. « Hier tagt jeden<br />
Mittwochmorgen das Kabinett mit dem Präsidenten »,<br />
werden wir von ihm aufgeklärt. Uns wird berichtet, dass<br />
sich der Präsident und der Premierminister dabei traditionell<br />
gegenüber sitzen und dass die Uhr in der Mitte zwei<br />
Ziffernblätter hat, damit beide gleichzeitig die Zeit ablesen<br />
können. Andrea, Michael und ich schauen uns an und<br />
scheinen den gleichen Gedanken zu haben. Ich flüstere Andrea<br />
ins Ohr: « Du hast Recht, dass ist eine Museums- und<br />
keine Arbeitsuhr. »<br />
Kurze Zeit später geht es endlich in den Raum, den alle<br />
herbeisehnen: das Büro des Präsidenten. Sein Name, Salon<br />
doré (dt. vergoldeter Saal), ist äußerst passend. Das Dekor<br />
und die Inneneinrichtung stammen noch aus dem Jahre<br />
1861, damals bestimmt für die Kaiserin Eugenie. An der<br />
Wand ein riesiger Gobelin, auf dem Boden ein Teppich<br />
aus der Epoche Ludwigs XIV. und an der Decke ein Kronleuchter<br />
von Napoleon III. Der Schreibtisch stammt von<br />
Ludwig XV. Charles de Gaulle nutzte ihn einst, nun sitzt<br />
Nicolas Sarkozy daran. Michael und Andrea haben Recht,<br />
dieses Büro ist ein echtes Museum der französischen Geschichte.<br />
Wie kann man darin bloß arbeiten? Als Boten der<br />
modernen Zeit stehen in einer Ecke ein Fernseher und auf<br />
dem Schreibtisch Telefone. Doch sonst ist alles so überladen,<br />
so golden, so altmodisch. « Vieille France », würden wir<br />
im Französischen dazu sagen.<br />
Als wir wieder draußen sind, machen wir uns auf den<br />
Weg zu den Champs-Elysées, um einen Kaffee zu trinken.<br />
Ich, der mit dieser Besichtigung meinen Gästen eigentlich<br />
zeigen wollte, wie großartig unsere Republik ist, habe damit<br />
das Gegenteil erreicht: Frankreich zeigt sich als ein<br />
Land, das sich auf den Lorbeeren seiner Vergangenheit<br />
ausruht, mit einem Präsidenten, der wie ein König residiert.<br />
« Aber nein », tröstet mich Andrea, « wir wissen doch, dass<br />
die Franzosen einen anderen Bezug zur Moderne haben. Es<br />
ist doch gut, dass es solche Unterschiede in Europa gibt. »<br />
Allerdings sagt sie auch: « Es ist klar, dass unsere Kanzlerin<br />
niemals in einem solchen Umfeld arbeiten könnte. Das<br />
muss für sie lustig sein, wenn sie bei Sarkozy zu Besuch<br />
ist. Weißt Du was? Wenn Du das nächste Mal nach Berlin<br />
kommst, besuchen wir mal ihren Dienstsitz. » Vorschlag<br />
angenommen!<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an Andy Warhol (1928-1987). Und dieses Mal?<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 71
Frankreich heute Gesellschaft<br />
Wie großzügig sind die Franzosen?<br />
Man geht davon aus, dass die Franzosen 2009 (der Betrag für 2010 ist noch nicht<br />
bekannt) über 3,3 Milliarden Euro gespendet haben. Die Finanzverwaltung kommuniziert<br />
für 2008, dass 6,068 Millionen Haushalte Spenden in ihrer Steuererklärung geltend gemacht<br />
haben. Frankreich zählt zudem rund 1,1 Millionen Vereine, in denen mehr als 15 Millionen<br />
Ehrenamtliche engagiert und 1,9 Millionen Mitarbeiter angestellt sind. Zahlen, die das Bild<br />
einer großzügigen und warmherzigen Nation zeigen. Inwieweit aber stimmt der Eindruck mit<br />
der Wirklichkeit überein? Wie positionieren sich die Franzosen im internationalen Vergleich?<br />
Wenn es um Wohltaten und Spenden geht, lieben<br />
es die Franzosen, ein großes Spektakel daraus zu<br />
machen. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls<br />
beim Anblick medialer Events wie Téléthon, Pièces<br />
Jaunes, Sidaction, die fest im Jahreskalender eingeplant sind<br />
und deren Namen jeder Franzose kennt. Jede dieser drei<br />
Veranstaltungen steht für eine große Sammelaktion im<br />
Dienste der Wohltätigkeit. Ob für genetisch bedingte<br />
Krankheiten beim Téléthon, hospitalisierte Kinder bei den<br />
Pièces Jaunes oder HIV/Aids bei der Sidaction, das Anliegen<br />
dahinter ist immer das gleiche: Mit Hilfe der Medien<br />
(Print, Radio, Fernsehen) möglichst viele Franzosen für diese<br />
Themen zu sensibilisieren und ihre Hilfsbereitschaft in Form<br />
von Spenden einzufordern.<br />
Die größte der drei Veranstaltungen ist dabei mit Abstand<br />
der Téléthon, der von der Association Française contre<br />
les Myopathies organisiert wird. Eine Vereinigung, die<br />
ursprünglich aus den USA stammt und seit 1987 in Frankreich<br />
aktiv ist. Seit der ersten Ausgabe des Téléthon wurden<br />
über die Jahre stolze 1,8 Milliarden Euro gesammelt. Allein<br />
die letzte Ausgabe des Téléthon am 3. und 4. Dezember<br />
2010 brachte Spendengelder in Höhe von 90.756.400 Euro<br />
in nur 48 Stunden ein. Es heißt, dass der französische Téléthon<br />
in Relation zur Einwohnerzahl des Landes die größte<br />
Spendenaktion der Welt sei. Eine Aussage, die sich schwer<br />
überprüfen lässt, die aber zumindest eine Ahnung von der<br />
Bedeutung dieses Events gibt.<br />
Um dies zu erreichen, werden jedes Jahr, normalerweise<br />
am ersten Dezemberwochenende, also zur emotional ohnehin<br />
aufgeladenen Vorweihnachtszeit, zwei Tage lang diverse<br />
Veranstaltungen im ganzen Land organisiert, die auf den<br />
Kanälen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aufwendig<br />
inszeniert übertragen werden. In einem regelrechten Marathon<br />
spornt man die Zuschauer an, ihre Portemonnaies<br />
zu öffnen und sich großzügig zu zeigen. Über eine leicht<br />
zu merkende Telefonnummer können sie ihre Spenden in<br />
jeglicher Höhe beauftragen. Die Medien verstehen es dabei<br />
sehr gut, die Spendensumme in die Höhe zu treiben.<br />
Bei den Pièces Jaunes geht es dagegen ums kleine Geld,<br />
das in der Masse ebenfalls große Summen bilden kann.<br />
Diese Aktion wird von der Stiftung « Hôpitaux de Paris<br />
– Hôpitaux de France » unter der Schirmherrschaft von<br />
Bernadette Chirac, der Gattin des einstigen Präsidenten<br />
Jacques Chirac, immer am Anfang eines jeden Jahres organisiert.<br />
<strong>2011</strong> bereits zum 22. Mal.<br />
Kleine Sparbüchsen, die man im ganzen Land in Geschäften<br />
und an anderen Orten mit viel Publikumsverkehr<br />
findet, fordern die Franzosen auf, sich ihres Kleingeldes<br />
zu entledigen. Daher kommt der Name dieser Veranstaltung,<br />
denn die kleinen französischen Centimes-Münzen<br />
waren einst goldgelb. Im Zuge der Einführung des Euro<br />
mit seinen kupferfarbenen Cent-Münzen müsste man nun<br />
eigentlich von den Pièces Marrons sprechen, aber aus Traditionsgründen<br />
blieb man natürlich beim alten Namen.<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Sogar die Kinder sind zum Mitmachen aufgerufen: Diverse<br />
Zeitungen und Magazine drucken Modelle zum Bauen der<br />
Geldbüchsen ab, womit die Kleinen anschließend auf Spendensuche<br />
gehen können. Seit der Einführung dieser Aktion<br />
konnten mehr als 10.000 Maßnahmen auf den Kinderstationen<br />
der französischen Krankenhäuser finanziert werden,<br />
für eine Summe von insgesamt knapp 70 Millionen Euro.<br />
Sidaction, ein Wortspiel zwischen sida (dt. Aids) und action<br />
(dt. Handeln), existiert ebenfalls seit vielen Jahren, und<br />
zwar seit 1994. Alljährlich im März oder April wird diese<br />
Spendenaktion, der ebenfalls eine große Medienaufmerksamkeit<br />
zuteil wird, veranstaltet. Während einer großen<br />
Show, die auf mehreren Fernsehsendern übertragen wird,<br />
sollen die Franzosen ihre Großzügigkeit unter Beweis stellen,<br />
um damit die Aids-Forschung sowie Präventionsprogramme<br />
zu unterstützen. Bei der letzten Sidaction kamen<br />
5,2 Millionen Euro zusammen.<br />
Aktionen wie Téléthon, Pièces Jaunes und Sidaction<br />
sind so etwas wie ritualisierte Messen der Güte, die in der<br />
Lage sind, große Summen an Spenden einzusammeln.<br />
Doch warum muss etwas wie das Spenden, das eigentlich<br />
ein sehr privater Akt ist, so ins Rampenlicht gezerrt werden?<br />
Würden sich die Franzosen sonst weniger großzügig<br />
zeigen?<br />
Eine Frage, die sich mangels Vergleichsmöglichkeit nicht<br />
direkt beantworten lässt. In Umfragen geben jedenfalls fast<br />
zwei Drittel der Franzosen regelmäßig an, dass sie Geld<br />
oder Sachgüter spenden oder sich ehrenamtlich engagieren.<br />
2009 wurden Spenden in Höhe von 3,3 Milliarden Euro<br />
verzeichnet, zumindest ist das die Summe, die den Finanzämtern<br />
bekannt ist. Simple Spenden an jemanden auf der<br />
Straße, sei es an einen Obdachlosen, einen Musiker oder<br />
einen offiziellen Spendensammler, sind damit nicht erfasst,<br />
so dass der echte Wert sogar noch höher liegen dürfte.<br />
Der offizielle durchschnittliche Spendenbetrag pro<br />
Haushalt betrug 2009 <strong>35</strong>4 Euro. Ein durchaus respektabler<br />
Wert, zumal in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Nach<br />
einer Untersuchung der Syndicat France Générosités, der<br />
Interessenvereinigung karitativer Vereine, soll der Betrag<br />
2010 sogar um sieben Prozent gewachsen sein. 89 Prozent<br />
der Spenden stammen nach dieser Erhebung von Menschen,<br />
die regelmäßig etwas geben. Am meisten zeigen sich die<br />
Franzosen großzügig, wenn es um medizinische Forschung,<br />
den Schutz oder die Unterstützung von Kindern sowie die<br />
Bekämpfung der Armut und sozialen Ausgrenzung geht.<br />
In ihrer Spendenbereitschaft werden die Franzosen<br />
allerdings kräftig vom Fiskus ermuntert. 80 Prozent der<br />
Spender geben zu, dass die Möglichkeit der steuerlichen<br />
Anerkennung ihrer Spenden ihr Verhalten beeinflusst. Nach<br />
dem französischen Steuerrecht können bis zu zwei Drittel<br />
einer Spende von den eigenen zu zahlenden Einkommenssteuern<br />
abgezogen werden, soweit der Betrag nicht 20<br />
Prozent des zu versteuernden Einkommens übersteigt. So<br />
« kostet » eine Spende in Höhe von 60 Euro den Spender<br />
nur echte 20,40 Euro seines Einkommens bzw. Vermögens.<br />
Laut dem französischen Finanzministerium machen 6,068<br />
Millionen Haushalte von diesem Recht Gebrauch, was<br />
rund ein Viertel aller steuerpflichtigen Haushalte im Land<br />
darstellt.<br />
Wenn man sich die Spendenbereitschaft in Frankreich<br />
genauer anschaut, fallen zudem geografische Unterschiede<br />
auf. Die Menschen im Elsass, in der Region Franche-Comté,<br />
in der Region Rhône-Alpes und in der Ile-de-France zeigen<br />
sich am großzügigsten. Die Auvergne zählt zu den Regionen<br />
mit dem größten Spendenzuwachs der letzten Jahre.<br />
Insgesamt scheint es so etwas wie einen Streifen der Großzügigkeit<br />
zu geben, der sich von den Pyrénées-Atlantiques<br />
ganz im Südwesten bis ins Elsass ganz im Nordosten durch<br />
das Land zieht. Menschen mit bescheidenem Einkommen<br />
spenden mit 0,8 Prozent ihres verfügbaren Einkommens<br />
relativ gesehen mehr als wohlhabende Franzosen mit 0,7<br />
Prozent.<br />
Doch wie großzügig sind die Franzosen im internationalen<br />
Vergleich? Schätzungen besagen, dass die Briten bei<br />
großen Wohltätigkeitsveranstaltungen neun- bis zwölfmal<br />
soviel spenden wie die Franzosen, die US-Amerikaner<br />
sogar 30-mal soviel, natürlich unter Berücksichtigung der<br />
unterschiedlichen Einwohnerzahlen.<br />
Nach dem World Giving Index, der die Großzügigkeit<br />
einer Nation anhand von drei Kriterien untersucht (Geldspenden,<br />
ehrenamtliche Arbeit und Nachbarschaftshilfe),<br />
steht Frankreich nur an 91. Stelle der Welt, weit hinter<br />
Luxemburg (Platz 25), Deutschland (Platz 18), Österreich<br />
(Platz 10) oder der Schweiz (Platz 5). Nach allen drei Kriterien<br />
zeigen sich die Deutschen großzügiger als die Franzosen:<br />
49 Prozent der Deutschen spenden Geld gegenüber 31<br />
Prozent der Franzosen, 28 Prozent der Deutschen engagieren<br />
sich ehrenamtlich gegenüber 22 Prozent der Franzosen<br />
und 56 Prozent der Deutschen helfen anderen Menschen<br />
gegenüber 28 Prozent der Franzosen, so besagt es zumindest<br />
der World Giving Index.<br />
Wenn man all diese Statistiken und Erkenntnisse zusammenfast,<br />
lässt sich feststellen, dass Frankreich durchaus<br />
ein großzügiges Land ist. Spenden fließen besonders gut<br />
während spezieller, medial inszenierter Veranstaltungen.<br />
Die Franzosen sind aber nicht spendabler als die Menschen<br />
in anderen Industriestaaten. Manchmal scheinen sie sogar<br />
geiziger zu sein.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 73
Frankreich heute Politik<br />
Seit der Gründung der Fünften Republik 1958 durch General Charles de Gaulle ist die Wahl<br />
des Staatspräsidenten das wichtigste politische Ereignis Frankreichs. Daher ist es verständlich,<br />
dass sich Vorboten des Wahlkampfes der nächsten Präsidentschaftswahl im Mai 2012 bereits<br />
jetzt ankündigen. Im linken Lager will man den Kandidaten demnächst durch Vorwahlen<br />
bestimmen, im rechten Lager gilt Nicolas Sarkozy als natürlicher Anwärter. Doch bevor die<br />
Namen der Kandidaten feststehen, testen beide Lager bereits eventuelle Themen für den<br />
Wahlkampf aus. Diesen Sommer kam ein mögliches neues Streitfeld hinzu: die Kulturpolitik.<br />
Wenn es um den Zugang zur Kultur geht, kann<br />
sich das Präsidentenpaar Nicolas Sarkozy und<br />
Carla Bruni nicht beklagen. Das Leben im Elysée-Palast<br />
bietet paradiesische Verhältnisse. So verfügt der<br />
Amtssitz des Präsidenten beispielsweise über eine immense<br />
Büchersammlung. Zwar ist die historische Bibliothek mit<br />
den Klassikern der Literatur, in deren Räumen sich die<br />
Staatsoberhäupter Charles de Gaulle, François Mitterrand<br />
und Nicolas Sarkozy für ihr offizielles Foto haben ablichten<br />
lassen, eher überschaubar, doch darauf beschränkt sich das<br />
Angebot an Lesestoff im Elysée-Palast bei weitem nicht. Es<br />
ist Tradition, dass jeder französische Autor bei Erscheinen<br />
seines Werkes ein Exemplar dem Präsidenten schenkt –<br />
meist versehen mit einer persönlichen Widmung. So kommt<br />
es, dass der Elysée-Palast neben der Nationalbibliothek, deren<br />
Belieferung mit Büchern den Verlagen vorgeschrieben<br />
ist, über eine der umfangreichsten Büchersammlungen des<br />
Landes verfügt.<br />
Doch Nicolas Sarkozy und Carla Bruni können nicht<br />
nur in Büchern schmökern. Der Amtssitz verfügt auch über<br />
ein eigenes Privatkino. Die beiden können sich dort die Filme<br />
zeigen lassen, die sie interessieren, wenn sie wollen, sogar<br />
mit einer Einladung an den Regisseur oder andere Mitwirkende<br />
des Films, um anschließend mit ihnen über den<br />
Streifen zu diskutieren. Außerdem gibt es im Elysée-Palast<br />
mit seinen diversen Salons und Räumen genug Platz für<br />
die Ausrichtung kleinerer Konzerte oder andere kultureller<br />
Veranstaltungen. Das Angebot an kultureller Zerstreuung<br />
hinter den Mauern des präsidialen Palastes ist also groß.<br />
Das eigentliche Problem für das Präsidentenpaar dürfte<br />
vielmehr sein, so ist jedenfalls zu vermuten, im Politikalltag<br />
die Zeit für derartige Aktivitäten zu finden.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Wenn man allerdings die Artikel in der französischen<br />
Presse in diesem Sommer verfolgt hat, müssen die beiden<br />
die Zeit dafür wohl gefunden haben. Plötzlich wurde derart<br />
viel darüber geschrieben, wie das Präsidentenpaar gemeinsam<br />
liest, sich zusammen Filme anschaut oder die neuesten<br />
CDs anhört, dass man bei einem abendlichen Spaziergang<br />
vor dem Elysée-Palast fast schon erwarten würde, Nicolas<br />
Sarkozy und Carla Bruni hinter einem der erleuchteten<br />
Fenster mit einem Buch in der Hand erkennen zu können.<br />
Die Entdeckung der Kultur durch das Präsidentenpaar<br />
ist jedenfalls zum Thema des Sommers geworden. Es heißt,<br />
dass Nicolas Sarkozy sich diesbezüglich verändert habe,<br />
dass er geradezu eine Leseratte geworden sei. In jeder freien<br />
Minute soll er sich mit einem Buch zurückziehen, um<br />
später mit seinen Gesprächspartnern über den Inhalt zu<br />
diskutieren. Auch mag er es wohl, sich hintereinander alle<br />
Filme eines Regisseurs anzuschauen, um dessen Gesamtwerk<br />
besser würdigen zu können. Doch woher kommt diese<br />
Lust an der Kultur auf einmal? Hat Sarkozy seine Vorlieben<br />
wirklich verändert? Ist es der Einfluss Carla Brunis?<br />
Vor diesem Sommer hatte man jedenfalls nicht den<br />
Eindruck, dass Nicolas Sarkozy sehr viel an Kultur, insbesondere<br />
der Hochkultur, liegt. Anders als seine Vorgänger<br />
versuchte er bisher nicht, sich über kulturelle Themen zu<br />
profilieren oder sich als großer Literaturkenner darzustellen.<br />
Vielmehr bekam er das Image eines Président Bling-<br />
Bling, eines Präsidenten, der sich vor allem für Luxus und<br />
Geld interessiert. Auf kulturellem Gebiet zeigte er sich eher<br />
stolz, den Geschmack des « kleinen Mannes » zu teilen und<br />
sich vor allem für Filme, Bücher und CDs zu interessieren,<br />
die den Massengeschmack treffen. Also eher Hollywood-<br />
Streifen und Top Ten als Autorenfilm, Oper oder Theater.<br />
Im Endeffekt sollte es egal sein, wie der Präsident und<br />
seine Frau ihre Freizeit gestalten und warum sich Nicolas<br />
Sarkozy plötzlich der Kultur zuwendet, handelt es sich<br />
doch schließlich um sein Privatleben. Da aber in weniger<br />
als einem Jahr die Präsidentschaftswahlen anstehen, beschäftigen<br />
sich politische Kommentatoren unweigerlich mit<br />
diesem Phänomen. Sie fragen sich, wie eine solche Kehrtwende<br />
zu deuten ist. Manche vermuten eine ganz bewusste<br />
Kommunikationsstrategie, mit der der potentielle Kandidat<br />
neue Zielgruppen ansprechen will. Immerhin ist den<br />
Franzosen ihre Kultur heilig, spielt die Kulturpolitik in der<br />
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle. Ob<br />
das neue Interesse an der Kultur echt oder geheuchelt ist,<br />
es scheint als wahrscheinlich, dass kulturpolitische Themen<br />
im Wahlkampf bedeutend werden könnten.<br />
Dies zeigt auch ein anderer Vorfall aus diesem Sommer.<br />
Aus Anlass eines Besuchs des Festivals von Avignon lässt<br />
Martine Aubry, Parteivorsitzende der Sozialisten und Kandidatin<br />
der parteiinternen Vorwahlen, verlauten, dass sie für<br />
eine Anhebung des Kulturetats von 30 bis 50 Prozent sei.<br />
Als Gegenfinanzierung schlägt sie die Abschaffung eines<br />
Gesetzes aus dem Jahre 2007 vor, das Überstunden steuerlich<br />
begünstigt.<br />
Angesichts der Tatsache, dass im französischen Haushalt<br />
für Kultur bereits 7,5 Milliarden Euro vorgesehen<br />
sind, braucht es nicht lange, bis diese Bemerkung in Zeiten<br />
allgemeiner Haushaltkonsolidierungsbemühungen lebhafte<br />
Reaktionen auslöst. Ist ein solches Versprechen vernünftig?<br />
Darf die Kultur zu einem Spielball der Politik werden? Sich<br />
gar von einem politischen Lager in Beschlag nehmen lassen?<br />
Fragen, die seitdem diskutiert werden.<br />
Ihr Parteikollege, ehemaliger Parteivorsitzender und<br />
interner Herausforderer François Hollande bringt seinen<br />
Missmut über die Äußerung jedenfalls mehr oder weniger<br />
offen zum Ausdruck. Er lässt wissen, dass « man aufpassen<br />
soll, die Wahrheit über die Haushaltslage zu sagen » und<br />
dass « man nicht in einen Wettbewerb treten soll, immer<br />
mehr anzubieten ». Die Konservativen freuen sich wiederum<br />
über diesen Streit innerhalb der Sozialisten, zumal die<br />
Kultur traditionell ein Steckenpferd der Linken ist. Der aktuelle<br />
Kulturminister Frédéric Mitterrand erinnert daran,<br />
dass man beachten müsse, dass sein Ministerium, anders<br />
als in anderen Ländern Europas, bisher von gravierenden<br />
Einschnitten verschont geblieben sei, ja sogar einen Inflationsausgleich<br />
erhalten habe. Außerdem legt er nach, dass<br />
die Forderung nach mehr Geld vielleicht eher ein Ausdruck<br />
von Fantasielosigkeit sei. So eine Aussage käme nicht von<br />
einer ernstzunehmenden Präsidentschaftskandidatin, sondern<br />
einer Fee namens Martine. Starker Tobak.<br />
Dass eine derartige Aufregung über die Kulturpolitik<br />
bzw. das eventuell inszenierte Interesse von Nicolas Sarkozy<br />
möglich ist, hängt damit zusammen, dass dieser Politikbereich<br />
in Frankreich sehr sensibel ist. Seitdem 1959 das Kulturministerium<br />
geschaffen wurde, ist die Kultur wichtiger<br />
Bestandteil der Politik. Der Schriftsteller André Malraux<br />
war der erste französische Kulturminister. Ihm folgten einige<br />
große Persönlichkeiten, so auch Jack Lang. Er gelangte<br />
dank François Mitterrand an die Spitze des Ministeriums<br />
und ist unter anderem dafür bekannt, die immer am 21.<br />
Juni stattfindende Fête de la Musique ins Leben gerufen zu<br />
haben, die heute in vielen Ländern Nachahmer gefunden<br />
hat. Außerdem erreichte er während seiner Amtszeit, dass<br />
die Zuständigkeiten des Ministeriums beständig ausgebaut<br />
wurden und dass der Kulturhaushalt auf ein Prozent des<br />
Gesamthaushaltes anwuchs – für die damalige Zeit ein<br />
enormer Fortschritt.<br />
Wie bereits erwähnt, gibt der französische Staat heute<br />
7,5 Milliarden Euro für die Kultur aus. 375 Millionen<br />
davon fließen zum Beispiel in den Erhalt und die Restaurierung<br />
von Denkmälern, 663 Millionen sind für die<br />
Unterstützung der Theater, Opernhäuser, Musicals etc.<br />
vorgesehen, 420 Millionen dienen der Unterstützung der<br />
Presse. Summen, die durchaus Gewicht haben. Ob Nicolas<br />
Sarkozy, Martine Aubry, François Hollande oder Frédéric<br />
Mitterrand, es ist zu vermuten, dass sie sich bis zur Wahl<br />
noch des Öfteren zu kulturellen Themen melden werden.<br />
Er bleibt aber zu hoffen, dass es am Ende auch um eine<br />
ernsthafte Politik und nicht nur um taktische Überlegungen<br />
geht. Spätestens nach der Wahl 2012 werden es die<br />
Franzosen wissen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 75
Frankreich heute Stadtentwicklung<br />
Bordeaux<br />
Eine Stadt mit Ambitionen<br />
Jahrelang haftete Bordeaux der Ruf einer verschlafenen Provinzstadt an. Die Fassaden der<br />
herrschaftlichen Häuser waren schwarz geworden und das Leben in den Straßen träge.<br />
Doch dann wurde Alain Juppé zum Bürgermeister gewählt und die Bautrupps rückten an. Fassaden<br />
wurden saniert, Straßenbahnlinien gebaut, Fußgängerzonen eingerichtet, die Ufer der<br />
Garonne herausgeputzt, Designrestaurants eröffnet. Bordeaux wurde wieder eine lebendige<br />
Stadt, ein städtebauliches Schmuckstück. Damit aber nicht genug. Der Stadtumbau geht auch<br />
im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends weiter. Das neue Ziel lautet: 2030 soll der heute<br />
rund 750.000 Bewohner zählende Großraum Bordeaux zu einer Metropole mit einer Million<br />
Einwohnern anwachsen. Ehrgeizige Projekte und ein Ausbau der Infrastruktur sollen dazu beitragen,<br />
die Stadt noch attraktiver werden zu lassen, um neue Bewohner anzuziehen. Ein Überblick<br />
über das, was für die nächsten Jahre in und um die Weinmetropole herum geplant ist.<br />
Bassins à flot, die neue Hafencity<br />
Im Norden von Bordeaux liegen zwei alte Hafenbecken<br />
im Dornröschenschlaf. Obwohl nicht weit von der Innenstadt<br />
und den renovierten Ufern der Garonne entfernt,<br />
herrschte rund um die Becken jahrelang Ödnis. Ein Zustand,<br />
der sich nun nach 15 Jahre andauernden Diskussionen<br />
und immer wieder verschobenen Plänen endgültig<br />
ändern soll. An den Bassins à flot soll Bordeaux’ neue Hafencity<br />
entstehen, ein Quartier mit Büros, Wohnungen und<br />
kulturellen Einrichtungen.<br />
Was die neuen Wohn- und Bürogebäude angeht, so<br />
soll deren Architektur an die industrielle und maritime<br />
Vergangenheit des Ortes erinnern. Von den geplanten<br />
5.000 Wohnungen sind 32 Prozent als Sozialwohnungen<br />
vorgesehen, um eine soziale Durchmischung des Viertels<br />
sicherzustellen. Für ein ehemaliges U-Boot-Dock, das sich<br />
am nördlichen Rand eines der Hafenbecken befindet und<br />
das mit seiner Betonarchitektur einen heute eher düsteren<br />
Eindruck hinterlässt, ist eine kulturelle Nutzung vorgesehen.<br />
Die Chefs eines bekannten Designhotels der Stadt,<br />
des Hotels Seeko’o, wollen in der neuen Hafencity ein<br />
zweites Hotel mit Wellnessbereich eröffnen. Außerdem<br />
sollen später einmal drei Schulen für die Kinder des neuen<br />
Stadtviertels zur Verfügung stehen.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Futuristisches Weinzentrum, Architektur als Wahrzeichen<br />
Es mag erstaunen, doch die Weinmetropole Bordeaux<br />
hat bis heute keine Einrichtung, in der man als Besucher die<br />
Welt des Weines entdecken kann. Das soll sich ändern. Als<br />
Herzstück des neuen Viertels an den Bassins à flot soll ein<br />
« Centre culturel et touristique du vin » entstehen. Ähnlich<br />
wie das Guggenheim-Museum in Bilbao, soll die Einrichtung<br />
eine architektonische Ikone für die Stadt werden. Ein<br />
Wahrzeichen mit einer Fläche von 1.400 Quadratmetern,<br />
das jedes Jahr zwischen 400.000 und 600.000 Besucher<br />
anziehen soll. Entworfen wurde der Bau von den Architektenbüros<br />
X-Tu und Casson Mann. Die Pläne verheißen<br />
eine spektakuläre Architektur, die weltweit von sich reden<br />
machen wird. Die Fertigstellung des Vorhabens ist für 2014<br />
vorgesehen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 77
Frankreich heute Stadtentwicklung<br />
Neue Brücke über die Garonne, der Pont Bacalan-Bastide<br />
Ein weiteres Symbol der neuen Hafencity ist fast schon<br />
fertig: eine neue, spektakuläre Brücke über die Garonne,<br />
die die Verkehrsanbindung des neuen Quartiers nachhaltig<br />
verbessert. Damit Kreuzfahrtschiffe auch in Zukunft die<br />
Innenstadt von Bordeaux anlaufen können, lassen sich die<br />
Fahrbahnen der Brücke hochziehen. Der Pont Bacalan-Bastide<br />
wird damit eine der größten Hubbrücken Europas. 7.000<br />
Tonnen Stahl, genauso viel wie einst für den Eiffelturm, sind<br />
für den Bau notwendig. Einzelne Teile der Brücke, die in<br />
Italien vorproduziert wurden, brachte man von dort mit dem<br />
Schiff durch die Meerenge von Gibraltar und entlang der<br />
portugiesischen und spanischen Küste nach Bordeaux. Die<br />
Öffnung der Brücke für den Schiffsverkehr wird nach ihrer<br />
Fertigstellung elf Minuten dauern, schließlich müssen 2.500<br />
Tonnen angehoben werden.<br />
Damit Bordeaux nicht dasselbe Schicksal ereilt wie Dresden,<br />
das nach dem Bau einer neuen Brücke für sein Elbtal den<br />
Weltkulturerbetitel aberkannt bekam, verständigte man sich<br />
an der Garonne im Vorfeld bereits mit der UNESCO. Bordeaux<br />
wird auch in Zukunft zum Weltkulturerbe der Menschheit<br />
zählen. Und die neue Brücke wird bestimmt ein neues<br />
Wahrzeichen und eine Landmarke der Skyline der Stadt.<br />
Euratlantique, Stadtviertel mit<br />
Hochgeschwindigkeitsanschluss<br />
Wer wachsen will, braucht Platz für neue Büros und Wohnungen. Solchen<br />
haben die Politiker von Bordeaux neben den Bassins à flot auch rund um<br />
den Bahnhof Saint-Jean, dem Hauptbahnhof der Stadt, identifiziert. In 15<br />
Jahren sollen auf bisher bestehenden Brachen, Gleisanlagen und verlassenen<br />
Hafenflächen 15.000 Wohnungen und 400.000 Quadratmeter Bürofläche<br />
entstehen. Einen besonderen Schub soll das neue Viertel durch den Ausbau<br />
der Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn von Paris nach Bordeaux bekommen,<br />
schließlich befindet sich der TGV-Bahnhof im Herzen des neuen<br />
Stadtteils. Dieser soll in den kommenden zehn Jahren mit Millionenaufwand<br />
zudem ausgebaut und aufgewertet werden. Zwar steht noch nicht genau fest,<br />
was alles gemacht werden soll, das Projekt gilt aber schon jetzt als der größte<br />
Bahnhofsumbau, den es je in Frankreich gegeben hat.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Ein neues Stadion für die Fußball-EM 2016<br />
Wenn Frankreich im Jahre 2016 Austragungsort der<br />
Fußball-EM ist, werden einige Spiele in Bordeaux stattfinden.<br />
Den gebührenden Rahmen für das Großereignis<br />
soll ein neues Stadion mit 43.000 Plätzen bilden, das im<br />
Nordwesten der Stadt bis 2015 errichtet wird. Entworfen<br />
wurde es von den Stararchitekten Herzog und de Meuron,<br />
die auch für die berühmte Allianz-Arena in München verantwortlich<br />
waren. Das Stadion von Bordeaux wird nicht<br />
weniger spektakulär ausfallen.<br />
Eine Arena für sportliche und kulturelle Großereignisse<br />
Viele europäische Großstädte haben sie bereits, eine<br />
Multifunktionsarena für Veranstaltungen diverser Natur.<br />
Nun will sich auch Bordeaux eine solche Halle gönnen.<br />
Errichtet wird die Arena auf dem rechten Garonne-Ufer,<br />
das bisher immer noch im Schatten des linken Ufers steht.<br />
15.000 Menschen soll die Halle aufnehmen können. Große<br />
Konzerte oder Sportveranstaltungen können zukünftig<br />
also auch in Bordeaux stattfinden. Ergänzt wird das Projekt<br />
durch den Bau eines angrenzenden, 30.000 Quadratmeter<br />
großen Shoppingcenters.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 79
Frankreich heute Stadtentwicklung<br />
Ein Auditorium<br />
fürs Kulturelle<br />
Die Arena ist nicht die einzige neue Veranstaltungshalle<br />
in der Stadt. Eine andere,<br />
Auditorium genannt, ist bereits im Bau und<br />
soll 2012 fertig sein. Sie kann unter anderem<br />
für Konzerte genutzt werden.<br />
Ein grundsaniertes<br />
Naturkundemuseum<br />
Schon seit einigen Jahrhunderten gibt<br />
es ein Naturkundemuseum in Bordeaux,<br />
dessen Sammlung dank des Umstandes,<br />
das Bordeaux eine Hafenstadt ist, äußerst<br />
umfangreich ist. Zurzeit wird das Museum<br />
grunderneuert und modernisiert. Wenn die<br />
Arbeiten 2014 abgeschlossen sind, soll es zu<br />
einer Haupttouristenattraktion werden.<br />
Nur noch zwei Stunden<br />
von Paris entfernt<br />
Noch streiten sich einige politische Akteure über die letztendliche Finanzierung<br />
dieses Mammutprojekts, doch seine Realisierung gilt als sicher:<br />
die Verlängerung der Hochgeschwindigkeitsbahntrasse von Tours nach<br />
Bordeaux. Zwar rasen schon heute die schnellen TGV-Züge von der Seine<br />
bis an die Garonne, doch brauchen sie dafür bisher rund drei Stunden, da<br />
nur bis Tours mit Vollgas gefahren werden kann. Ist die Hochgeschwindigkeitstrasse<br />
aber erst einmal von Tours nach Bordeaux verlängert, was für<br />
2016 geplant ist, werden die Züge für die über 600 Kilometer von Paris nur<br />
noch zwei Stunden benötigen.<br />
In föderalen Ländern mag es schwer zu verstehen sein, aber jedes zeitliche<br />
Heranwachsen an die Hauptstadt ist für eine Stadt in der französischen<br />
Provinz von größter Bedeutung. Je schneller man mit dem Pariser<br />
Großraum verbunden ist, desto besser für die eigene Wirtschaft. Außerdem<br />
lockt eine gute Verbindung Pariser an, die ihren Zweitwohnsitz fürs Wochenende<br />
lieber in einer weniger hektischen Metropole als der Hauptstadt<br />
haben.<br />
Mit etwas Glück verbessert sich aber nicht nur die Schienenanbindung<br />
nach Paris, sondern auch hin zur boomenden Metropole Toulouse und nach<br />
Spanien. Es ist geplant, die Hochgeschwindigkeitstrasse in einem zweiten<br />
Schritt weiter bis zur spanischen Grenze einerseits und bis nach Toulouse andererseits<br />
zu verlängern. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik, denn bisher<br />
weiß man noch nicht, wie diese zusätzlichen Baustellen zu bezahlen sind.<br />
Noch bessere<br />
Autobahnverbindungen<br />
Wenn es um die Anbindung der Stadt<br />
an das französische Autobahnnetz geht,<br />
kann sich Bordeaux nicht beklagen. Aus allen<br />
Himmelsrichtungen erreicht man heute<br />
die Metropole per Autobahn. Eine signifikante<br />
Verbesserung wurde in den letzten<br />
Jahren gerade durch den inzwischen abgeschlossenen<br />
Bau der Autobahn A89 von<br />
Clermont-Ferrand nach Bordeaux erreicht.<br />
Seitdem muss man keine langen Umwege<br />
mehr vornehmen, wenn man in den Osten<br />
des Landes bzw. die europäische Alpenregionen<br />
will. Ebenfalls neu ist die Autobahn<br />
A63, die Bordeaux mit Pau und den mittleren<br />
Pyrenäen verbindet. Doch was schon<br />
gut ist, kann durchaus noch verbessert werden.<br />
So soll die bisherige als Schnellstraße<br />
ausgebaute N10 von Bordeaux in Richtung<br />
spanische Grenze, die für den europäischen<br />
Verkehr von großer Bedeutung ist, den<br />
Status einer Autobahn bekommen. Dies<br />
hat einerseits zwar den Nachteil, dass auch<br />
auf dieser Strecke Autobahngebühren anfallen<br />
werden. Andererseits ist damit aber<br />
auch ein Ausbau der Strecke verbunden, die<br />
stückweise auf drei Spuren verbreitert werden<br />
soll.<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Grüne Energie für<br />
die neue Metropole<br />
Auch im technologischen Bereich will sich Bordeaux<br />
weiterentwickeln. Als Beitrag zum Klimaschutz ist vorgesehen,<br />
auf den Dächern der Parkhäuser des Messegeländes<br />
der Stadt ein Solarkraftwerk zu errichten. 61.000 Sonnenkollektoren<br />
werden auf einer Fläche errichtet, die 27-mal<br />
größer als ein Fußballfeld ist. Die zu gewinnende Strommenge<br />
reicht aus, um die Straßenbeleuchtung sechs Monate<br />
im Jahr zu betreiben.<br />
Ausbau des Tramnetzes<br />
Keine Frage, die Errichtung eines Straßenbahnnetzes in<br />
Bordeaux war die Initialzündung für die enorme Erneuerung<br />
der Stadt der letzten Jahre. Die Verkehrsplaner wollen<br />
sich auf dem bisher Erreichten aber nicht ausruhen. Das<br />
45 Kilometer lange Tramnetz soll bis 2018 um weitere 34<br />
Kilometer wachsen und noch andere Stadtteile erschließen.<br />
Dafür werden die bisherigen drei Linien an ihren Enden<br />
verlängert und eine vierte Linie neu gebaut. Wenn die Arbeiten<br />
abgeschlossen sind, wird Bordeaux eines der größten<br />
Straßenbahnnetze Frankreichs besitzen.<br />
Wellness-Oase, eine Stadt geht baden<br />
Große Thermal- und Saunaanlagen sind in Frankreich<br />
weniger bekannt als in Mitteleuropa. Umso erstaunlicher ist<br />
ein solches Projekt, das in naher Zukunft in Lormont, einer<br />
Kommune im Großraum auf der rechten Garonne-Seite,<br />
Wirklichkeit werden könnte. Sensationell ist auch die Architektur<br />
dieses Vorhabens, erdacht vom Pariser Architekten<br />
Jean-Michel Ruols. Wie das neue Weinzentrum könnte<br />
auch die Wellness-Oase zu einem neuen architektonischen<br />
Wahrzeichen der Stadt werden. Ergänzt wird die Anlage<br />
durch ein integriertes Hotel.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 81
Kulturszene<br />
CDs<br />
Luce: Première phalange<br />
CD von Sony Music<br />
Luce wurde vom französischen Publikum durch die<br />
beliebte Castingshow « La nouvelle star » entdeckt.<br />
Doch entgegen gängiger Klischees gegenüber diesen<br />
Fernsehsendungen ist die Sängerin kein pures Marketingprodukt,<br />
sondern eine echte Entdeckung. Luce<br />
ist ein Mensch mit viel Humor, der auch zu seinen<br />
körperlichen Rundungen steht und damit einen Kontrapunkt<br />
zu den üblichen Schönheitsidealen setzt. Musikalisch bietet<br />
die Künstlerin ein breites Repertoire von melancholischen Songs (beispielsweise<br />
ein Lied über Alzheimer) bis hin zu flotten Rhythmen.<br />
Joe Dassin: Dassin Symphonique<br />
CD von Sony Music<br />
Der 1980 verstorbene Joe Dessin gehört zu den großen Stars des<br />
französischen Chansons. Das Symphonieorchester von Budapest<br />
ehrt mit diesem Album das Werk dieses Ausnahmekünstlers, wobei<br />
die Musik dank modernster Technik mit der Stimme des Sängers<br />
hinterlegt ist. Ein Album für Dassin-Fans und alle, die sich für ältere<br />
französische Chansons interessieren.<br />
Kandy: Ce petit monde<br />
CD von Aka Music<br />
Dieses Album ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Begegnung,<br />
und zwar der Begegnung zwischen drei talentierten Künstlern und<br />
1.018 Internetnutzern. Letztere haben dieses erste Album der Band<br />
finanziert. Herausgekommen ist ein hundertprozentiges Rockalbum<br />
mit elf Songs über Weltschmerz und den Träumen einer ganzen Generation.<br />
Tournée<br />
Frankreich 2010, 111 min • Originaltitel: Tournée • Ein Film von Mathieu Amalric<br />
mit Mathieu Amalric, Philippe Di Folco, Marcelo Novais Teles, Raphaëlle<br />
Valbrune • Kinostart: 8. <strong>September</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih von Farbfilm.<br />
Mit « Tournée », seinem dritten Spielfilm als Regisseur und Drehbuchautor, wirft<br />
Mathieu Amalric einen witzigen und liebevollen, aber durchaus von tragischen Momenten<br />
durchzogenen Blick auf den Tour-Alltag einer amerikanischen New-Burlesque-Truppe<br />
in Frankreich. Der als Schauspieler aus Filmen wie « Schmetterling<br />
und Taucherglocke », « München » oder « Ein Quantum Trost » bekannte Star spielt<br />
in dieser Tragikomödie selbst die männliche Hauptrolle. Für diesen Film wurde<br />
Amalric 2010 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes mit dem Preis für<br />
die beste Regie bedacht.<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Bücher<br />
Gérard Georges: Eines Morgens auf dem Land<br />
Roman, 272 Seiten, Thiele Verlag<br />
Garachou, ein Weiler im Herzen der Auvergne, hat nur noch einen Einwohner: Ferdinand<br />
Pélissier. Der griesgrämige Alte lebt mit acht Kühen und seinem treuen Hund ganz allein<br />
auf dem Hof. Eltern und Bruder sind gestorben, und Yvette, seine einzige große Liebe,<br />
hat er niemals bekommen. Ferdinands einziges Vergnügen ist es, den Postboten zu ärgern<br />
oder mit seinem Moped über die Landstraßen zu tuckern, um zu Beerdigungen zu fahren.<br />
Ansonsten will der bärbeißige Bauer nur noch seine Ruhe. Als eines schönen Morgens ein<br />
englisches Ehepaar den Nachbarhof kauft, um daraus ein Bed & Breakfast zu machen, ist<br />
Ferdinand entsetzt. Ausgerechnet Engländer! Mit schlechtem Benehmen und angelegtem Gewehr ist<br />
der Alte wild entschlossen, die Neuankömmlinge zu vertreiben.<br />
Sophie Fontanel:<br />
Wie meine Mutter alt wurde und ich erwachsen<br />
Erfahrungsbericht, 160 Seiten, Kailash<br />
Sophie Fontanel ist beruflich erfolgreich. In Frankreich ist sie durch eine Lifestyle-Kolumne<br />
populär geworden, in der sie im Sex-and-the-City-Stil aus dem Leben einer unabhängigen<br />
Frau plaudert. Ihr Leben ändert sich jedoch von Grund auf, als ihre 86-jährige Mutter zum<br />
Pflegefall wird. Diese leidet unter einer milden Form von Demenz. Tochter Sophie sieht<br />
sich plötzlich mit einer ungewohnten Verantwortung konfrontiert. Die leicht skurrile alte<br />
Dame nimmt sie fortan in Beschlag, strapaziert sie bis zum Äußersten. Dieser Mutter, die<br />
nicht immer mütterlich war, schenkt Sophie alles, was sie hat: ihre Zeit, ihre Kraft, ihre<br />
Zuversicht, in einem gemeinsamen Kampf gegen das Unausweichliche. Sophie Fontanel<br />
erzählt in diesem Buch, wie sich durch die Situation der Pflege die Beziehung zu ihrer Mutter von Grund auf<br />
wandelt und wie die langjährigen Spannungen zwischen Mutter und Tochter Gefühlen von bedingungsloser<br />
Liebe weichen.<br />
Filme<br />
Copie Conforme<br />
Frankreich/Italien/Iran 2010, 106 min • Originaltitel:<br />
Copie conforme • Ein Film von Abbas Kiarostami mit<br />
Juliette Binoche und William Shimell • Kinostart: 13.<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih von Alamode Filmdistribution<br />
Während einer Lesereise in Italien trifft der britische Autor James Miller (William<br />
Shimell) auf eine französische Kunstexpertin (Juliette Binoche). Sogleich scheint der<br />
Funke zwischen ihnen überzuspringen. Sie treffen sich am nächsten Tag, um zusammen<br />
aufs Land zu fahren. Der Film erzählt in klugen wie unvorhersehbaren Wendungen von<br />
einem Treffen zwischen einem Mann und einer Frau, die sich gemeinsam auf die Suche<br />
nach Schein und Sein begeben.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 83
Art de vivre Wein<br />
Ganz im Süden von Burgund liegt westlich von Mâcon das kleine Weinanbaugebiet<br />
Saint-Véran, dessen Appellation in diesem Jahr den 40. Jahrestag ihres Bestehens feiert.<br />
Die Reben am Fuß der Felsen von Vergisson und Solutré ergeben einen Weißwein, der<br />
lange nur Kennern bekannt war. Nach und nach hat er sich aber nun seinen Platz zwischen<br />
den Spitzenprodukten erobert. Das Schöne daran: Er ist dabei erschwinglich geblieben.<br />
Die Arbeit der Winzer der AOC Saint-Véran hat etwas<br />
Mutiges und Berührendes. Bei einem Blick auf<br />
die Karte der Weinanbaugebiete von Burgund sieht<br />
man schnell, dass es wahrlich kein leichtes Unterfangen sein<br />
muss, mit einem Wein zu bestehen, der sozusagen « eingezwängt<br />
» ist, und zwar zwischen dem Mâconnais und dem<br />
Beaujolais. Zwischen zwei Weinanbaugebieten also, die klangvolle<br />
Namen haben und seit Jahrhunderten berühmt sind.<br />
Doch haben drei Männer genau diesen Mut gezeigt:<br />
Louis Dailly, Louis Orizet und Georges Chagny. Sie waren<br />
überzeugt davon, dass einige Weine aus Mâconnais und<br />
Beaujolais in eine eigene AOC gruppiert werden können<br />
und studierten deshalb genau die Qualität der Trauben,<br />
die Weingüter und die lokale Bodenbeschaffenheit. Ihre<br />
Schlussfolgerung war eindeutig: Eine eigene Appellation,<br />
die sich von den beiden um sie herum unterscheidet, sei<br />
durchsetzbar. 1947 wurde die Vereinigung der Weißweinwinzer<br />
Mâcon/Saint-Véran gegründet. Sie kämpfte 20 Jahre<br />
für ihre Idee. 1971 war es dann soweit: die Appellation<br />
d’Origine Contrôlée Saint-Véran wurde im Gesetzblatt der<br />
Republik offiziell anerkannt. In diesem Jahr feiert sie ihren<br />
40. Geburtstag.<br />
Allerdings muss ein Detail geklärt werden, das schnell<br />
zu Verwirrung führen kann. Der Name Saint-Véran hat<br />
nichts mit der kleinen Gemeinde Saint-Véran zu tun, die<br />
sich im Departement Hautes-Alpes befindet und das höchste<br />
Kirchendorf Frankreichs auf 2.042 Metern Höhe ist. Das<br />
phonetisch gleichlautende Saint-Vérand in Burgund, wo<br />
sich das Weinanbaugebiet befindet, wird dagegen mit einem<br />
« d » am Ende geschrieben. Sein Name leitet sich von dem<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
katholischen Heiligen Saint-Véran ab, der am Ende des 6.<br />
Jahrhunderts Bischof von Cavaillon war und als Schutzheiliger<br />
der Schäfer und des Viehs gilt.<br />
Das Weinanbaugebiet wird anders als<br />
der Ort jedoch ohne « d » geschrieben.<br />
Der Saint-Véran besteht einzig aus<br />
Chardonnay-Trauben, die im Übrigen<br />
hier den Ursprung ihres Namens haben.<br />
Denn schon immer wucherten in<br />
dieser Gegend viele Disteln. Das gab<br />
einem Dorf den Namen Cardonacum,<br />
was « Das Dorf, das von vielen Disteln<br />
umgeben ist » bedeutet. Daraus leitete<br />
sich Chardonnay ab: « Die Rebe, die<br />
auf dem Distelboden gut gedeiht ».<br />
Der Saint-Véran ist ein facettenreicher<br />
Wein, auch wenn er nur aus einer<br />
Traubenart hergestellt wird. Das Weinanbaugebiet<br />
wird von dem Dorf Solutré-Pouilly<br />
in zwei Bereiche geteilt.<br />
Die Weinfelder sind in sechs Kommunen<br />
unterteilt, was dem Wein eine<br />
große Bandbreite besonderer Aromen<br />
verschafft, die sich je nach Boden und<br />
Bewirtschaftung unterscheiden. Deshalb<br />
entwickeln sich unter der AOC<br />
Saint-Véran mehrere Spezifika. Man<br />
spricht hier vom « Klima » des Weins.<br />
Fakten zum Saint-Véran<br />
Drei Sorten lassen sich beim Saint-Véran unterscheiden. Die<br />
reichhaltigen Böden von « Les Cras » und « Les Monts », die<br />
mineralischen « La Mûre » und « En Faux » sowie « Crèches »<br />
❦ Departement der Appellation:<br />
Saône-et-Loire<br />
❦ Region: Burgund<br />
❦ 680 Hektar Weinfelder, aufgeteilt in<br />
sechs Kommunen: Prissé et Davayé<br />
und « Chailloux », die für ihre Ausgewogenheit bekannt<br />
sind. Bei einer Weinprobe sind diese drei Spezifika sofort<br />
zu schmecken und erlauben es, unter<br />
den Weinen von Saint-Véran klar und<br />
präzise denjenigen auszusuchen, den<br />
man am meisten mag.<br />
Bei einer Verkostung fällt schnell<br />
die funkelnde Farbe des Weins auf,<br />
die typisch ist für Weißweine aus<br />
Burgund. In der Nase spürt man einen<br />
Hauch von Früchte-Confit. Die<br />
jüngeren Weine sollte man am besten<br />
bei einer Temperatur von neun bis elf<br />
Grad servieren, die älteren bei elf bis<br />
13 Grad, denn die besten Jahrgänge<br />
können bis zu sechs und mehr Jahren<br />
aufbewahrt werden. Sie sind perfekte<br />
Begleiter für fettreichen Fisch, denn<br />
ihr mineralischer Geschmack und ihr<br />
blumiges Aroma korrespondieren bestens<br />
mit dem Jod in dem feinen Fleisch<br />
des Fisches. Gut passen auch Jakobsmuscheln,<br />
Geflügel oder Kalbfleisch.<br />
Und natürlich sind sie ein guter Begleiter<br />
für Käse: Ziegenkäse, Comté,<br />
Beaufort oder Gruyère.<br />
Außerdem ist etwas absolut unschlagbar<br />
beim Saint-Véran: der Preis.<br />
Auch wenn die Weine der Appellation immer beliebter werden,<br />
bleiben sie doch erschwinglich. Je nach Spezifikation<br />
zahlt man zwischen 6,50 und neun Euro pro Flasche.<br />
nördlich des Solutré-Felsens,<br />
Chânes, Chasselas, Leynes et<br />
Saint-Vérand südlich davon<br />
❦ 215 Weingüter und 180 Mitglieder<br />
der Kooperative befüllen sechs<br />
Kellereien (Vignerons des Terres<br />
secrètes, Charnay les Mâcon,<br />
Chaintré, Ige, Juliénas, Vinzells)<br />
❦ AOC seit 1971<br />
❦ Nur Weißwein<br />
❦ Nur Chardonnay-Trauben<br />
❦ 2009 wurden 43.561 Hektoliter<br />
produziert (etwa 5,3 Millionen<br />
Flaschen)<br />
❦ Weitere Informationen: www.saintveran-bourgogne.com<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 85
Art de vivre Vinexpo<br />
Vinexpo<br />
Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich<br />
70.000 Flaschen und 20.000 Gläser pro Tag, 48.122 Besucher aus 148 Ländern, 95.000<br />
Quadratmeter Ausstellungsfläche, 2.400 Aussteller auf 40.000 Quadratmetern Standfläche –<br />
die Vinexpo wird nicht ohne Grund zu den größten Messen für Wein und Spirituosen der Welt<br />
gezählt. In diesem Sommer war es wieder soweit: Bordeaux empfing die Welt des Weines.<br />
Frankreich erleben war dabei. Ein Resümee der Veranstaltung.<br />
Das Messegelände von Bordeaux liegt außerhalb der<br />
Innenstadt, trotzdem bemerkt man in diesen Tagen<br />
auf den Straßen der Hauptstadt der Gironde, dass<br />
etwas Besonderes vor sich geht. Seit Monaten schon sind die<br />
Hotelzimmer ausgebucht, unmöglich, in dieser Woche im<br />
Juni kurzfristig ein Zimmer zu bekommen.<br />
Voll sind abends auch die Restaurants,<br />
ebenso die Bars, in denen sich<br />
Gruppen gut gekleideter Menschen aus<br />
der ganzen Welt drängen. Darunter viele<br />
Asiaten: Einer von drei Besuchern der<br />
Vinexpo kommt aus dem asiatischen<br />
Raum. Es ist amüsant zuzusehen, wie die<br />
Japaner sich vor der Boutique Louis Vuitton auf dem Cours<br />
de l’Intendance massenweise fotografieren lassen.<br />
Emiko ist Japanerin, sie ist das erste Mal auf der Vinexpo.<br />
Die Vertreterin eines japanischen Importeurs freut sich:<br />
Sie will « neue Weine entdecken und Trends ausmachen ».<br />
Ein Viertel aller<br />
Weinflaschen, die<br />
weltweit konsumiert<br />
werden, ist<br />
Importwein.<br />
Aber sie befürchtet, in den fünf Messetagen nicht alles<br />
sehen zu können. In der Tat, die Beine der Besucher werden<br />
während der Messe auf eine harte Probe gestellt. Ein<br />
bisschen ihrer Kraft will Emiko aufsparen, um den riesigen<br />
roten Teppich abzulaufen, der auf einer Passage von 4<strong>35</strong><br />
Metern Länge über dem See gegenüber<br />
dem Messepalais errichtet ist. Dort<br />
findet das « Tastings by Vinexpo » statt,<br />
die weltweit größte Weinverkostung für<br />
Profis. Sie ist die Neuheit der diesjährigen<br />
Messe.<br />
Die Vinexpo findet nur alle zwei<br />
Jahre in Bordeaux statt, in den Jahren<br />
mit ungerader Jahreszahl. Das jeweilige Jahr dazwischen<br />
gastiert sie in Asien. Beim letzten Mal in Bordeaux, 2009,<br />
präsentierte man sich wegen der Finanzkrise noch bescheiden.<br />
Die <strong>2011</strong>er-Veranstaltung dagegen spürt wieder<br />
den Aufschwung: An den Ausstellungsständen wetteifert<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
man um die besten Ideen und modernsten Gestaltungen.<br />
Es liegt ein gewisser Enthusiasmus in der Luft, die knapp<br />
50.000 Fachbesucher haben viel vor. Eigentlich jeder Stand<br />
ist gut besucht. Überall wird diskutiert und verkostet, Zahlen<br />
werden eifrig in Taschenrechner getippt. Das Geschäft<br />
läuft gut an.<br />
Man hat auch allen Grund, optimistisch zu sein, denn<br />
die Zahlen sind bestens. 2009 wurden<br />
mehr als 31,5 Milliarden Flaschen<br />
Wein auf der Welt getrunken, ein Zuwachs<br />
von 4,5 Prozent im Vergleich<br />
zu 2005. Für den Zeitraum 2009 bis<br />
2014 erwartet man noch einmal eine<br />
Steigerung des weltweiten Weinkonsums<br />
um 3,18 Prozent, was 2,729<br />
Milliarden Kisten entsprechen würde.<br />
Gleichzeitig nimmt der weltweite<br />
Umsatz doppelt so schnell zu wie die<br />
Produktmenge. Kein Wunder, dass sich manche die Hände<br />
reiben.<br />
Aber nicht nur die Händler freuen sich, auch die professionellen<br />
Übersetzer für Chinesisch kennen keine Krise.<br />
2.974 Chinesen besuchen in diesem Jahr die Weinmesse.<br />
Ihre Zahl ist damit um 150 Prozent gestiegen, was nur zu<br />
gut verdeutlicht, wie sehr der chinesische Markt boomt.<br />
Dazu bemerkt Jean-Philippe, der für einen großen Pariser<br />
Weinhändler arbeitet: « Zurzeit freuen sich alle und sie<br />
haben ja auch allen Grund. Denn der chinesische Markt<br />
ist riesig. Aber schon bald werden die Chinesen ein gefährlicher<br />
Konkurrent sein. Wie auch im technologischen Bereich<br />
reisen sie viel, um Wissen zu erwerben, das sie danach<br />
bei sich zu Hause anwenden. Chinesischer Wein, auf den<br />
Wodka ist bei weitem<br />
die meistkonsumierte<br />
Spirituose auf der<br />
Welt. 487,97 Millionen<br />
Kisten (à neun Liter)<br />
wurden im Jahr 2010<br />
davon konsumiert.<br />
wird man noch Acht geben müssen. » Dazu passt, dass es<br />
während der Messe eine Veranstaltung zum Thema « Die<br />
Chinesen und ihr Weingeschmack » gab.<br />
Frankreich, Italien und Spanien, die zusammen fast<br />
die Hälfte der weltweiten Weinproduktion repräsentieren,<br />
sind auf der diesjährigen Messe wie immer sehr präsent.<br />
Aber auch all die anderen großen Weinnationen sind dabei:<br />
Südafrika, Deutschland, Argentinien,<br />
Österreich, Brasilien, Chile, USA,<br />
Ungarn, Portugal. In den Gängen<br />
kann man zudem einige Exoten<br />
finden, etwa Weine von den Golan-<br />
Höhen oder aus Thailand. Trotzdem<br />
ist Europa in diesem Jahr besonders<br />
stark vertreten. Steffen, der das Deutsche<br />
Weininstitut vertritt, begrüßt die<br />
Besucher vor den beiden großen bunten<br />
Pavillons Deutschlands: « Kennen<br />
Sie die deutschen Weine? Kommen Sie herein, wir haben<br />
wirkliche Überraschungen für Sie. » Ein Stück weiter zieht<br />
Portugal die Aufmerksamkeit einer Besuchergruppe aus<br />
Indien auf sich.<br />
Jeden Tag werden auf der Vinexpo Verträge im Wert<br />
von mehreren Dutzend Millionen Euro unterzeichnet. Aber<br />
niemand macht darüber so ganz genaue Angaben. Offiziell<br />
ist nur bekannt, dass die Messe selbst einen Umsatz von 20<br />
Millionen Euro erwirtschaftet, und dass geschätzte 80 Millionen<br />
Euro in die Wirtschaft von Bordeaux und die Umgebung<br />
fließen. Somit ist gut zu verstehen, wieso Bordeaux<br />
die Messebesucher stets mit offenen Armen empfängt.<br />
Im nächsten Jahr findet die Vinexpo vom 29. bis 31. Mai<br />
in Hongkong statt.<br />
Apropos Frauen und Wein<br />
Nach einer Studie, die 10.492 weibliche Weinkonsumenten in Frankreich,<br />
Deutschland, Großbritannien, USA und Hongkong befragte, bevorzugen<br />
Frauen Rotwein. Sie trinken zu 51,1 Prozent roten Wein, zu 26,4 Prozent weißen<br />
Wein und zu 15,7 Prozent Rosé.<br />
Frauen sind zudem selbstbewusst, was Wein betrifft: 58 Prozent hielten sich<br />
für genauso kompetent wie Männer. Dabei haben die Amerikanerinnen<br />
das meiste Selbstvertrauen, bei ihnen sind 67 Prozent dieser Meinung. Nicht<br />
so die Frauen aus Hongkong, nur 24 Prozent von ihnen halten sich für gute<br />
Weinkenner.<br />
Und was ist mit der Liebe? Mehr als zwei Drittel der befragten Frauen (67,4<br />
Prozent) halten Wein für unverzichtbar für ein Rendezvous. Für 32,4 Prozent<br />
der Frauen zwischen 46 und 60 Jahren ist Wein dabei absolut unverzichtbar.<br />
Und doch gibt es Unterschiede: 49,5 Prozent der Französinnen bevorzugen<br />
Wein bei einem Rendezvous, aber nur 5 Prozent der Damen aus Hongkong<br />
und nur 10,6 Prozent der Engländerinnen.<br />
Ist Wein Trend oder Tradition? 71,5 Prozent der befragten Amerikanerinnen<br />
gaben an, dass für sie Weinkonsum Livestyle ist, wohingegen nur 28,6 Prozent<br />
der Französinnen das sagen. Für sie ist Wein ein traditionelles Produkt (56,5<br />
Prozent).<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 87
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Über die richtige Zubereitung dieses Kartoffelgratins<br />
wird in Familien und unter Freunden gerne gestritten.<br />
Das Ursprungsrezept aus dem Dauphiné, das sich<br />
über die Departements Drôme, Isère und Hautes-Alpes<br />
erstreckt, bestand lediglich aus Kartoffeln, Milch,<br />
Knoblauchsalz und Pfeffer. Mancherorts wurde noch<br />
Käse hinzugefügt. Inzwischen existieren aber diverse<br />
Varianten. Mein Lieblingsrezept stammt aus meiner<br />
Kindheit. Da sich diese nicht im Dauphiné abspielte,<br />
erlaube ich mir ein paar Abweichungen. Bon appétit!»<br />
Gratin<br />
dauphinois<br />
Für 6 Personen · Vorbereitungszeit 20 min · Backzeit 30-40 min<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Zutaten<br />
1,5 kg Kartoffeln, festkochend<br />
1 l Vollmilch<br />
30 g Butter<br />
250 ml Crème fraîche<br />
160 g geriebener Emmentaler<br />
1 Kräutersträußchen (Thymian, Petersilie, Sellerie)<br />
1 Knoblauchzehe<br />
geriebene Muskatnuss<br />
Salz und Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
• Kartoffeln schälen, waschen und in drei bis<br />
vier Millimeter dicke Scheiben schneiden.<br />
• Kartoffeln zusammen mit der Milch, dem Kräutersträußchen<br />
sowie der Hälfte der Butter in einen<br />
Topf geben und mit etwas Salz und geriebener<br />
Muskatnuss (je nach Geschmack) würzen. Alles<br />
erhitzen und bei schwacher Hitze ungefähr zehn<br />
Minuten köcheln lassen. Häufig umrühren, damit die<br />
Kartoffeln nicht anbrennen. Kartoffeln anschließend<br />
abtropfen lassen und Kräutersträußchen entfernen.<br />
• In einer Schüssel die Hälfte der Crème fraîche mit<br />
der Hälfte des geriebenen Emmentalers vermengen.<br />
• Die Auflaufform (ideal: oval, 23 x 33 cm) mit<br />
der restlichen Butter und einer halben ausgepressten<br />
Knoblauchzehe einfetten.<br />
• Die Hälfte der Kartoffeln in die Auflaufform legen<br />
und mit Pfeffer und Muskatnuss würzen. Dann die<br />
verbleibende Hälfte der Crème fraîche und den Rest des<br />
Käses darüber verteilen. Anschließend die restlichen<br />
Kartoffeln darauflegen, wiederum mit Pfeffer und<br />
Muskatnuss würzen, und den vorbereiteten Mix aus<br />
Crème fraîche und Emmentaler darübergießen. Darauf<br />
achten, dass sich alle Zutaten gleichmäßig verteilen.<br />
• Auflaufform in den bei 190 Grad vorgeheizten<br />
Backofen stellen und 30 bis 40 Minuten überbacken<br />
lassen. Das Gratin sollte goldbraun werden, ein<br />
Messer sich jedoch noch leicht einstechen lassen.<br />
Tipp<br />
• Das Kartoffelgratin lässt sich gut mit einem<br />
Salat genießen. Ein Stück Fleisch<br />
passt aber ebenso dazu. Oder beides.<br />
Weinempfehlung<br />
• Ein Wein aus dem Burgund harmoniert<br />
gut mit dem Gericht.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 89
Art de vivre Genuss<br />
Nougat aus<br />
Montélimar<br />
Die Geschichte einer Süßigkeit aus Eiweiß, Honig<br />
und Mandeln, deren Ursprung im antiken Orient<br />
liegt und die ihren Erfolg auch der legendären<br />
Route Nationale 7 verdankt. Heute ist Nougat der<br />
Botschafter der provenzalischen Stadt Montélimar<br />
im Departements Drôme. Er ist einer der<br />
unschlagbaren Stars der französischen Pâtisserie.<br />
Manchmal sind die Dinge komplizierter, als man<br />
am Anfang denkt. Dies merkten wir in der Redaktion<br />
bei den Recherchen für diesen Artikel,<br />
denn der Begriff « Nougat » wird in Frankreich anders definiert<br />
als in Deutschland. Auf der einen Seite die Franzosen.<br />
Für sie ist alles ganz einfach: Es gibt nur eine Definition,<br />
Nougat ist eine Süßigkeit, die aus Mandeln (oder Nüssen)<br />
und karamellisiertem Zucker sowie Honig besteht. So jedenfalls<br />
beschreibt es « Le Robert », das Standardwörterbuch<br />
der französischen Sprache. Auf der anderen Seite die Deutschen.<br />
Bei ihnen, wie immer sehr präzise, liegen die Dinge<br />
komplizierter. Nougat (auch Nugat) unterscheidet sich in<br />
dunkler Nougat und weißer Nougat. Eine Differenzierung,<br />
die die Franzosen nicht machen. Aber auch letztere fügen<br />
ihrem Nougat hin und wieder Pistazien, Kakao oder andere<br />
Zutaten hinzu. Der Nougat von Montélimar jedenfalls, um<br />
den es sich in diesem Artikel handelt, enthält keinen Kakao.<br />
Es ist also ein weißer Nougat. Nachdem das geklärt wurde,<br />
hier nun endlich seine Geschichte.<br />
Der Nougat tauchte in seiner heutigen Form das erste<br />
Mal im 18. Jahrhundert in Montélimar auf und ist sozusagen<br />
der Urenkel eines viel älteren Nougats, den man seit<br />
dem 12. Jahrhundert im Mittleren Orient kennt. Dieser<br />
landete durch die Zufälle des weltweiten Handels im Hafen<br />
von Marseille, wo die Franzosen ziemlich bald auf den<br />
Geschmack kamen. Es handelte sich damals um weißen<br />
Nussnougat. Der Ruf dieser Süßigkeit verbreitete sich rasch<br />
vom Mittelmeer bis ins Hinterland. Die Familien begannen,<br />
ihren eigenen Nougat herzustellen, jede nach ihrem<br />
eigenen Rezept – vor allem zu Weihnachten.<br />
In der Ardèche, in Villeneuve-de-Berg um genau zu<br />
sein, gab es schließlich im 16. Jahrhundert einen Protestanten,<br />
der sich viel mit Landwirtschaft beschäftigte. Er gilt<br />
sogar als der Vater der französischen Agrarwissenschaft<br />
und hieß Olivier de Serres (1539-1619). Ihm gelang es, in<br />
seiner Gegend Mandelbäume zu kultivieren. Ihre Früchte<br />
hatten den großen Vorteil, dass sie sich besser lagern ließen<br />
als Nüsse. Als die Mandeln in das Nougatrezept integriert<br />
wurden, entwickelten es die Einwohner der kleinen Stadt<br />
Montélimar in der Provence zu ihrer Spezialität. Ihr Nougat<br />
hatte einen besseren Ruf als der klassische mit Nüssen.<br />
So war der Nougat von Montélimar geboren.<br />
Noch aber musste das neue Naschwerk an Bekanntheit<br />
gewinnen, um wirklichen Erfolg zu haben. Hier kann man<br />
sagen, haben Montélimar und sein Nougat wirklich Glück<br />
gehabt, und das sogar dreimal nacheinander.<br />
Das erste Mal 1701, als zwei vornehme Besucher in Montélimar<br />
Rast machten. Es waren Enkel von König Ludwig<br />
XIV.: Ludwig, Herzog von Burgund, und Karl, Herzog von<br />
Berry. Sie waren auf der Rückreise aus Spanien, wo sie der<br />
Königskrönung ihres Bruders Philipp, Herzog von Anjou,<br />
beigewohnt hatten. Die Stadt bot ihnen ein herzliches Willkommen<br />
und beherbergte sie fürstlich. Als Geschenk erhielten<br />
sie jeweils 42 Kilogramm des Montélimar-Nougats.<br />
Die beiden königlichen Weggenossen, sowieso schon<br />
schwer beladen, teilten die Süßigkeit mit ihren Männern,<br />
denn sie wurden von einem Trupp von 1.000 Soldaten begleitet.<br />
Die Gefolgsleute fuhren danach in ihre Heimatorte<br />
zurück – und brachten die teure Köstlichkeit so in den<br />
Norden, wo sie bis dahin noch unbekannt war. Der Erfolg<br />
war durchschlagend. Gleichzeitig entstand in Montélimar<br />
die Idee, künftig jedem (mehr oder weniger vornehmen)<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Besucher ein Stück Nougat als Geschenk mit auf den Weg<br />
zu geben, wenn er auf der Durchreise war.<br />
Das zweite Mal Glück hatte die Stadt am Ende des<br />
19. Jahrhunderts. Emile Loubet, geboren im Departement<br />
Drôme, wurde Präsident der Republik. Er war seiner alten<br />
Heimat treu, übernahm die lokale Tradition und schenkte<br />
fortan jedem offiziellen Besucher Nougat aus Montélimar.<br />
Jeder, der im Namen der Republik in den Elysée-Palast eingeladen<br />
wurde, gekrönte Häupter, Präsidenten oder Regierungschefs,<br />
fuhr also mit einer Portion Montélimar-Nougat<br />
wieder nach Hause. Einen besseren Handelsvertreter hätte<br />
die Spezialität nicht finden können.<br />
Das dritte Mal hatte der Nougat Glück, als in Frankreich<br />
1936 der bezahlte Urlaub eingeführt wurde. Montélimar<br />
war ideal an der Route Nationale 7, der sogenannten<br />
Ferienroute, gelegen. Millionen Franzosen nutzten jedes<br />
Jahr diese Nord-Süd-Achse, die sie direkt durch die Innenstadt<br />
von Montélimar führte. Der Stau von Montélimar war<br />
zu jener Zeit berüchtigt, er galt als einer der schlimmsten<br />
in Frankreich. Doch er war auch eine unerwartete Chance<br />
für die Nougatverkäufer, die ihre Läden sozusagen direkt<br />
am Ferienstau eröffneten. Diese Situation änderte sich erst<br />
1968 mit dem Bau der Autobahn.<br />
Heute gibt es viele Nougathäuser in Montélimar, die alle<br />
mehr oder weniger das alte traditionelle Rezept pflegen, das<br />
zwar von Haus zu Haus ein wenig variiert, aber im Großen<br />
und Ganzen gleich geblieben ist. In einem großen Kessel<br />
kocht man 13 Stunden lang eine Masse aus 28 Prozent<br />
Mandeln, zwei Prozent Pistazien und 25 Prozent Lavendelhonig.<br />
Zwar gibt es auch einige aromatisierte Nougats, aber<br />
alle Einwohner der Region würden sagen: « Das Einzige,<br />
was zählt, ist der weiße Nugat aus Mandeln, und zwar pur.<br />
Das ist der echte Genuss! »<br />
Wo kann man eine Nougatfabrik<br />
besichtigen?<br />
Es gibt heute mehrere Nougathersteller. Unsere zwei<br />
bevorzugten sind die Traditionshäuser Nougaterie du<br />
Chaudron d’Or, 1949 gegründet, und Arnaud Soubeyran,<br />
der älteste Hersteller in Montélimar, 1837 gegründet. Letzterer<br />
hat ein beeindruckendes Nougatmuseum am Stadtrand<br />
von Montélimar. Dort hat man auch die Gelegenheit, die<br />
Nougatherstellung zu verfolgen.<br />
Nougaterie du Chaudron d’Or<br />
7, avenue du 52ème RI<br />
26200 Montélimar<br />
Telefon: +33 (0)4 75 01 03 95<br />
www.chaudron-dor.com<br />
Musée du Nougat Arnaud-Soubeyran<br />
Zone commerciale sud<br />
Route Nationale 7<br />
26200 Montélimar<br />
Telefon: +33 (0)4 75 51 01 <strong>35</strong><br />
www.nougatsoubeyran.com<br />
Achtung, nicht einfach zu finden: Die Fahrt führt in Richtung<br />
Stadtzentrum, dann die Straße nach Marseille bis zum Rondell,<br />
dann nach rechts auf die N7. Das Museum befindet sich kurz<br />
darauf auf der rechten Seite.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 91
Frankreich praktisch<br />
Schulferien <strong>2011</strong>/12<br />
Die großen Sommerferien sind vorbei und die Schule hat wieder begonnen.<br />
Für einige bereits der Augenblick, den nächsten Urlaub zu planen. Die Termine<br />
der französischen Schulferien des Schuljahres <strong>2011</strong>/12 im Überblick.<br />
Wer Urlaub während der Schulferien macht, sieht<br />
sich zwei Phänomenen konfrontiert: Erstens sind<br />
Unterkünfte, Flugtickets, Benzinpreise etc. teurer<br />
als sonst und zweites sind die Urlaubsorte recht voll, manchmal<br />
gar überlaufen. Außerdem ist die Anreise wegen Staus<br />
und voller Züge mühsamer. Das ist in Frankreich nicht anders<br />
als überall auf der Welt. Wer es sich erlauben kann, sollte deshalb<br />
überlegen, seinen nächsten Frankreichurlaub vielleicht<br />
lieber außerhalb der französischen Ferienzeit zu buchen.<br />
Anders als etwa in Deutschland, wo alle Ferien zwischen<br />
den Bundesländern zeitversetzt beginnen und enden, gilt<br />
dies in Frankreich nur für die Winter- und Frühjahrsferien.<br />
Die Sommerferien, die Ferien um Allerheiligen (vergleichbar<br />
den Herbstferien) sowie die Weihnachtsferien beginnen<br />
dagegen in allen Landesteilen zur gleichen Zeit. Dies hat<br />
meist zur Folge, dass sich am Anfang und Ende der Ferien<br />
sowie im Sommer an den Wochenenden um die Halbzeit<br />
herum lange Autoschlangen auf den Straßen bilden können<br />
und Züge und Flüge ausgebucht bzw. überfüllt sind. Für die<br />
Winter- und Frühjahrsferien dagegen wurde das Land in<br />
drei Zonen eingeteilt. Die angegebenen Orte beziehen sich<br />
jeweils auf das Gebiet der entsprechenden Schulbehörde.<br />
Schuljahr <strong>2011</strong>-2012 Zone A Zone B Zone C<br />
Schulbeginn 2. <strong>September</strong> <strong>2011</strong><br />
Ferien zu Allerheiligen 22. <strong>Oktober</strong> – 3. November <strong>2011</strong><br />
Weihnachtsferien 17. Dezember <strong>2011</strong> – 3. Januar 2012<br />
Winterferien 11. Februar –<br />
27. Februar 2012<br />
Frühjahrsferien 7. April –<br />
23. April 2012<br />
Beginn der<br />
Sommerferien<br />
25. Februar –<br />
12. März 2012<br />
21. April –<br />
7. Mai 2012<br />
5. Juli 2012<br />
18. Februar –<br />
5. März 2012<br />
14. April –<br />
30. April 2012<br />
Zone A: Caen, Clermont-Ferrand, Grenoble, Lyon, Montpellier, Nancy, Metz, Nantes, Rennes, Toulouse<br />
Zone B: Aix-Marseille, Amiens, Besançon, Dijon, Lille, Limoges, Nizza, Orléans-Tours, Poitiers, Reims, Rouen, Straßburg<br />
Zone C: Bordeaux, Créteil, Paris, Versailles<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Arte-Programm<br />
Sonntag, 18.09.<strong>2011</strong>, 18.30 Uhr<br />
Zu Tisch im Nord-Pas-de-Calais<br />
Dokumentation<br />
Im Nord-Pas-de-Calais, besser bekannt als das Land der Sch’tis, rollen jedes<br />
Jahr von Mai bis <strong>Oktober</strong> die Köpfe: die Blumenkohlköpfe. Rund 150.000 davon<br />
ernten die Dewalles pro Jahr in einer urbar gemachten Sumpflandschaft. Obwohl<br />
sie ein halbes Jahr fast nichts anderes als ihren Blumenkohl sehen, lieben sie die<br />
charakteristischen weißen Knospen, die auch als « Perlen des Nordens » bezeichnet<br />
werden. Bei Laurent Dewalle kommen sie jedenfalls regelmäßig auf den Tisch.<br />
Sonntag, 09.10.<strong>2011</strong>, 20.00 Uhr<br />
Karambolage Spezial:<br />
Charles de Gaulle reist durch die BRD<br />
Sendung über deutsch-französische Eigenheiten<br />
Im <strong>September</strong> 1962 reiste Charles de Gaulle auf Einladung des damaligen Bundeskanzlers<br />
Konrad Adenauer sechs Tage lang durch die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Er wurde von den Deutschen nicht nur herzlich empfangen, sondern löste<br />
wahre Begeisterungsstürme in der Bevölkerung aus, nicht zuletzt mit seinen bemerkenswerten<br />
und frei auf Deutsch gehaltenen Reden. Karambolage blickt zurück.<br />
Samstag, 15.10.<strong>2011</strong>, 20.15 Uhr<br />
Marie Curie<br />
Dokumentation<br />
Die zweimalige Nobelpreisträgerin Marie Curie gilt als die erste anerkannte Wissenschaftlerin<br />
der Neuzeit. Doch ihr einzigartiger Werdegang als Wissenschaftlerin<br />
wurde mit der Zeit zu Unrecht mehr und mehr vom Mythos der zarten, Tag und<br />
Nacht arbeitenden Dame überlagert. Die Dokumentation zeigt das wahre Leben der<br />
Wissenschaftlerin. Sie wird aus Anlass der « Fête de la Science » ausgestrahlt, die dieses<br />
Jahr zum 20. Mal in Frankreich stattfindet. Forschungslabore, Unternehmen und<br />
Museen öffnen dafür im ganzen Land ihre Türen und laden ein, das breite Spektrum<br />
der Naturwissenschaften hautnah zu entdecken. ARTE rückt deshalb den ganzen<br />
Tag über die Naturwissenschaften in den Mittelpunkt des Programms.<br />
Montag, 24.10.<strong>2011</strong>, 22.45 Uhr<br />
Die Geschwister Stein,<br />
Mäzene der modernen Kunst<br />
Dokumentation<br />
Die Geschwister Stein stehen für eine faszinierende Sammlung französischer<br />
Kunst der Moderne. Sie verließen als Kinder deutsch-jüdischer Einwanderer Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts die USA, um sich dem künstlerischen Leben in Paris zu<br />
widmen. Sie begeisterten sich schnell für Werke noch nicht etablierter Künstler und<br />
erwarben dabei den allerersten Picasso. Ihr Salon in der Rue de Fleurus empfing<br />
Künstler der Avantgarde, die zu jener Zeit noch unbekannt waren, wie Henri Matisse,<br />
Pablo Picasso, Georges Braque und Juan Gris.<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> · 93
Leserbriefe · Impressum<br />
Da wir nun das dritte Reiseziel<br />
vor Augen haben, auf das wir ohne<br />
Ihr feines Heft nie gestoßen wären,<br />
ist endlich einmal ein Dankeschön<br />
fällig! Nach der lieblichen<br />
Picardie mit ihrer Perle Amiens<br />
haben wir das Cotentin für uns<br />
entdeckt, und nun gehen uns die<br />
Augen über, wenn wir die Strände<br />
und Dünen an der Côte d’Opale<br />
sehen. Boulogne-sur-Mer ist eine<br />
richtig tolle Stadt und Audresselles<br />
der schönste Küstenort hier.<br />
Ansonsten punktet die Region<br />
durch ihre einmalige Landschaft.<br />
Karin & Leon Mengden, Hamburg<br />
Auf der Seite 19 der letzten<br />
Ausgabe erwähnen Sie als herausragende<br />
Insel die Ile aux Moines.<br />
Das Foto in der rechten oberen<br />
Ecke aus Seite 19 betrifft nicht die<br />
Ile aux Moines. Es handelt sich<br />
um die Anbindung der Ile Berder<br />
bei Larmor-Baden. Ich hoffe, dass<br />
die anderen Fotos nicht ähnliche<br />
Fehler enthalten.<br />
Dr. Michael Streck, Köln<br />
Redaktion: Fehler sind leider menschlich.<br />
Wir hatten bei der Wahl der zehn<br />
schönsten Inseln unzählige Inseln in Erwä<br />
gung gezogen. Leider hat sich bei<br />
der Seitengestaltung dann ein Bild von<br />
ei ner letztendlich nicht ausgewählten<br />
In sel dazwischen gemogelt. Das tut uns<br />
Leid.<br />
Leserbriefe<br />
Bei einer unserer vielen Reisen<br />
ins Elsass haben wir eine wunderbare<br />
Entdeckung gemacht. In<br />
der Rue des Marchants in Colmar<br />
stießen wir auf ein kleines uriges<br />
Bistro. Schon beim Blick durchs<br />
Fenster mit den vielen alten Kaffeekannen<br />
und den leckeren Kuchen<br />
in der Vitrine wurde unsere Neugier<br />
geweckt. Kurzentschlossen<br />
traten wir ein. Aber auch im Bistro<br />
kamen wir aus dem Staunen nicht<br />
heraus. Die Atmosphäre, die von<br />
hier ausging, versetzte uns in eine<br />
andere Welt. Fast wie eine Zeitreise.<br />
Das man sich sehr willkommen<br />
fühlt, liegt auch mit am Charme<br />
der beiden älteren Damen, die dieses<br />
Bistro führen. Das Bistro heißt<br />
« Au Croissant Doré ».<br />
Sandra & Björn Anlauf, per E-Mail<br />
Wir sind gerade aus Chinon zurückgekommen<br />
und hatten das neue<br />
Heft in der Post. Wie immer haben<br />
wir es sofort « verschlungen ». Der<br />
Bericht über den Wein aus Chinon<br />
trifft voll ins Schwarze! Wir haben<br />
ihn dort genießen dürfen und sind<br />
restlos begeistert. Vielleicht ist diese<br />
schöne Ecke zwischen Saumur und<br />
Chinon entlang der Vienne Ihnen<br />
mal einen Bericht wert. Dort gibt es<br />
viele schöne Dörfer wie Candes oder<br />
die Klosteranlagen von Fontevraud.<br />
Nicht zu vergessen die Winzer und<br />
Restaurants. Oder Schlösser wie<br />
Chateau Riveau oder Brézé.<br />
Willi Becker, Bornheim<br />
Mittlerweile ist Frankreich erleben<br />
meine Leselektüre Nummer<br />
1. Ich freue mich jedesmal auf die<br />
Ausgabe ihres Magazins und finde<br />
die Themen immer interessant. Soviel<br />
Neues gibt es in Frankreich zu<br />
entdecken. So wie dieses Magazin<br />
gestaltet ist, gefällt mir besonders<br />
gut! Aktuelles, Reiseberichte,<br />
Musik und vor allem traumhafte<br />
Bilder. Da würde ich dann oft beim<br />
Durchlesen am liebsten irgendwo<br />
in Frankreich sein. Danke für den<br />
letzten Bericht über den TGV!<br />
Den fand ich sehr interessant, da<br />
der Train a Grand Vitesse noch<br />
immer mein Lieblingszug ist. Alles<br />
gute weiterhin dem tollen Team<br />
von Frankreich erleben. Ich hoffe,<br />
es gibt noch viele Ausgaben davon!<br />
Dominik Salut, Linz<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />
Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
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Herausgeber: Markus Harnau<br />
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unten): Titel: S1: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Ajc Presse • S.4: Serge Robin,<br />
Ajc Presse; Jan Grasshoff, Globus Medien; Lanoire Courian Architectes • S.6:<br />
Paolo Portoghesi; GlobalP, iStock • Maurice Albert, Ajc Presse • S.7: ollikainen,<br />
iStock; Groupement de gendarmerie départementale du Morbihan • S.8: Rob<br />
Finlayson et Laurent Masson, Air France; Serge Robin, Ajc Presse • S.10-11: DR<br />
/ Renault; T. Lambelin, CDT Aveyron, iStock, Buffi et Associés / Golem-Populos;<br />
Antoine de Saint-Exupéry, Editions Gallimard • S.12-13: DR; Louise Bourgeois<br />
Trust <strong>2011</strong>, Prolitteris, Zurich • S.14: Serge Robin, Ajc Presse • S.15: Laurent<br />
Rousselin, Office du Tourisme (OT) d’Amiens, création Skertzo pour Amiens<br />
Métropole 2006; Yvonne Rieschke, OT Amiens; Yann Cochin, OT de Beauvais<br />
• S.16: M. Markowicz, OT Rouen • S.17: David Lefranc, Office du Tourisme et<br />
des Congrès de Paris • S.18: OT Reims, Patrick Cointepoix, F.Canon, OT Reims<br />
• S.19: Serge Robin, Ajc Presse • S.20: Serge Robin, Ajc Presse; OT ville du<br />
Mans • S.21: Guillermo Sorio, OT Chartres; P. Cointepoix, OT Chartres • S.22:<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.23: Office du Tourisme (OT) d’Albi; Serge Robin, Ajc<br />
Presse • S.26-33: Serge Robin, Ajc Presse • S.38-43: Jan Grasshoff, Globus<br />
Medien • S.44-53: Serge Robin, Ajc Presse • S.54-55: Pierre Béhar, Balloide<br />
Photos, Office du Tourisme d’Eze • S.62-63: Serge Robin, Ajc Presse, Château<br />
de la Messardiere • S.64-68: Serge Robin, Ajc Presse • S. 70: Chantal Cobac<br />
für Frankreich erleben • S.72-73 Robert Kneschke, Fotolia • S.74: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.76-77: Marie de Bordeaux, Anma Bassins; CCTV-X-TULuxigon<br />
• S.78: Marie de Bordeaux, AOA - Lavigne et Chéron - AXYZ; Thomas Sanson<br />
• Bordeaux Euratlantique • S.79: Cabinet Herzog et De Meuron • Thomas<br />
Sanson, Mairie de Bordeaux; Lanoire Courian Architectes • S.80: Atelier Aquitain<br />
d’Architectes Associés, Michel Pétuaud Létang; alessandro, Fotolia • S.81: Mairie<br />
de Bordeaux; Serge Robin, Ajc Presse; Cabinet Jean-Michel Ruols Architecte •<br />
S.82-83 DR • S.84-8è: Serge Robin, Ajc Presse • S.88-89: Maurice Albert, Ajc<br />
Presse • S.90-91: Serge Robin, Ajc presse • S.92: WHD • S.98: Serge Robin<br />
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9<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1<br />
10<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
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Haussmann und die Impressionisten – Wie<br />
34<br />
Haussmann Paris neu erfand<br />
Saint-Denis - Ruhestätte der Könige 33<br />
Pantheon: Großes Gebäude für die Großen<br />
32<br />
Frankreichs<br />
Aus der Mitte entsprang ein Fluss: Das Pariser 31<br />
Stadtviertel Butte-aux-Cailles<br />
Serie: Designrestaurants 31<br />
Serie: Kiezrestaurants 30<br />
Pariser Friedhöfe: Museen unter freiem Himmel 30<br />
Gärten in Paris: Oasen der Ruhe 29<br />
Serie: Weinbars 29<br />
Batobus: Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />
Stadtentwicklung: Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />
Serie: Ungewöhnliche Restaurants 28<br />
Versailles: Das eigentümliche Paradies der Maire- 27<br />
Antoinette<br />
Serie: Restaurants mit Ausblick 27<br />
Das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />
26<br />
Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin<br />
Eine Riesin im Bistro: Das Bistro Germain in Paris 25<br />
Serie: Die Restaurants der Stars 25<br />
Pariser Stadtentwicklung: Seine Métropole – Reicht 25<br />
Paris bald bis ans Meer?<br />
Hauptstadt der Liebe: Ist Paris noch sexy? 25<br />
Paris bei Nacht: Eine romantische Reise<br />
24<br />
durch die Metropole<br />
Mehr als nur Kino: Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />
französischen Hauptstadt<br />
Le Marais: 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />
22<br />
Szeneviertel<br />
Austellung: Der Louvre im Zweiten Weltkrieg 22<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis: Idyllische Inseln 21<br />
inmitten einer Weltstadt<br />
Das Grand Palais erwacht aus dem<br />
20<br />
Dornröschenschlaf<br />
An den Ufern der Seine: Für drei Euro mit dem 19<br />
Mietfahrrad entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />
18<br />
Luxusherbergen<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien: Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />
alten Stadtschlosses<br />
Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung: Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration: Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte: Wenn Größenwahn zum Verhägnis 12<br />
wird<br />
Barbizon: Nabel der französischen<br />
12<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau: Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux: Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet: Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye: Sinnbild eines elitären 12<br />
Lebensgefühls<br />
Parc de Saint-Cloud: Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise: Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly: Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds: Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier: Das Erbe eines<br />
12<br />
polarisierenden Architekten<br />
Gastronomie: Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense: Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG: Hinter den Kulissen des Pariser<br />
8<br />
Flughafens Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris 7<br />
Paris Rive Gauche: Zukünftiges 7<br />
Café Marly: Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour: Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal: Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne: Nächtlicher Bum mel über die 6<br />
Pariser Luxusmeile<br />
Kaufhäuser: Mythos Grands Magasins: vom<br />
6<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />
5<br />
Fondation Cartier<br />
Mac/Val: Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />
Vorort von Paris<br />
Gastronomie: Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview: Anne Hidalgo 1<br />
Märkte: Jedem seinen Markt 1<br />
Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel<br />
Hotel Lutetia, Paris 33<br />
The Five Hotel, Paris 26<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Jardin Mosaic - Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />
Côte d’Opale: Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier: Die Geschichte des<br />
14<br />
Bergbaus erleben<br />
Amiens: Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme: Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen: Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />
urigem Humor<br />
La Piscine: Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />
die Welt der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />
geht weiter<br />
Lille: Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Serie: Städtevergleich (4) – Metz versus Nancy 34<br />
Chantals Rezept - Quiche Lorraine 33<br />
Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />
Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />
Epinal: Stadt der Parks und Museen 25<br />
Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />
Nancy: Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières: Dichterleben und<br />
21<br />
Marionettenkunst<br />
Rosheim: Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen: Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Sesenheim: Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult: Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel: Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den 12<br />
Vogesen<br />
Straßburg: Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein: Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />
und charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz: Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen: Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße: Eine Weingegend zeigt 8<br />
sich volksnah<br />
Mulhouse: Europäische Hauptstadt der<br />
8<br />
Technikmuseen<br />
Dominikanerkloster Guebwiller: Wo Musik Grenzen 8<br />
überwindet<br />
Golf im Elsass: Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben: Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern 8<br />
des Elsass<br />
Colmar: Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines: Besuch einer Silbermine 8<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim: Die Wiederentdeckung einer 8<br />
automobilen Legende<br />
Straßburg: Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />
treffen<br />
Skifahren in den Vogesen 7<br />
Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Champagner: Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher: der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel<br />
Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Châtillon-sur-Seine – Das Erwachen einer<br />
34<br />
verschlafenen Provinzstadt<br />
Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die 32<br />
Kulissen erlaubt ist<br />
Mönchsstille: Die Abtei von Fontenay 30<br />
Fort Saint-Antoine: In der Kathedrale des Comté 30<br />
Belfort: charaktervolle Kleinstadt mit bewegter 26<br />
Geschichte<br />
Cluny und Flavigny: Eine Reise ins<br />
24<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Genuss: Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny: der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan: Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte: Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon: Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein: Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura: Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale: die Saline von Arc-et-Senans 7<br />
Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Chablis: weißes Gold Burgunds 1<br />
Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Wein – Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />
Le Mans - Unerwartet anders 33<br />
Angers: Einfach l(i)ebenswert 30<br />
Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal: Die Poesie der Natur 14<br />
Wein: AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein: Vouvray 9<br />
Gastronomie: Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein: Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren: Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen: Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein: Domaine de Beauséjour 3<br />
Hotel<br />
Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Mont-Saint-Michel – Die 10 schönsten Inseln<br />
34<br />
Frankreichs<br />
Dieppe – Die Stadt und das Meer 34<br />
Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />
Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />
Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />
Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Landungsküste: Eine Reise zur Küste der Landung 25<br />
der Alliierten<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Les Bains des Docks: Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel: Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague: Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie: Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte: Die Normandie unter<br />
16<br />
Wilhelm dem Eroberer
Mont-Saint-Michel: Die spektakuläre Rettung des 10<br />
Klosterbergs<br />
Trouville-sur-Mer: Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre: Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Ile d'Ouessant – Die 10 schönsten Inseln<br />
34<br />
Frankreichs<br />
Ile de Sein – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile-aux-Moines – Die 10 schönsten Inseln<br />
34<br />
Frankreichs<br />
Belle-Ile-en-Mer – Die 10 schönsten Inseln<br />
34<br />
Frankreichs<br />
Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />
Ile de Bréhat 29<br />
Dinan: Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />
Saint-Malo: Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys: Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer: Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers: Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />
Fjorden wie im hohen Norden<br />
Rennes: Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal: Und aus der Mitte entspringt 9<br />
ein Kanal<br />
Bretonische Lebensart: Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries,: zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />
Bretagne<br />
Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Ile d'Yeu – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile de Ré – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />
La Rochefoucauld: Eine Familiensaga 30<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle: Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />
Vergangenheit<br />
Ile de Ré: Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire: Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes: Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />
4<br />
Metamorphose<br />
Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu: das Leben vor 4<br />
der Küste<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Gâteau basque 34<br />
Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein<br />
32<br />
baskisches Schmuckstück<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der<br />
28<br />
Austernzüchter<br />
Saint-Emilion: Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
Lillet: ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés: knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon: Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais: Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz: Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre: Die schönste Annäherung an<br />
13<br />
Bordeaux<br />
Typisch Bordeaux: Wenn Kleinigkeiten zum<br />
13<br />
Markenzeichen werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel: Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux: Wenn das 21.<br />
13<br />
Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite: Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan: Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits: Salzbauern, Austernzüchter,<br />
4<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor: Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />
Seebades begründet<br />
La Leyre: « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />
lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux: Das Erwachen einer schlafenden<br />
1<br />
Schönheit<br />
Hotel<br />
L'Avant-Scène, Bordeaux 34<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss - Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus 33<br />
Agen<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen<br />
30<br />
Mittelmeer und den Pyrenäen<br />
Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />
Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />
Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener<br />
26<br />
Vulkane<br />
Volvic: Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />
Rhune-Bergbahn: Südamerikanisches Flair<br />
24<br />
in den Pyrenäen<br />
Zentralmassiv: Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal: Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac: Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat: Unterwegs 18<br />
in den Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel: Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi: Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux: Weltberühmte Felszeichnungen von<br />
15<br />
Zerstörung bedroht<br />
Moissac: Ein Glanzlicht der europäischen<br />
13<br />
Kunstgeschichte<br />
Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur: Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />
11<br />
am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen 7<br />
Land der Katharer: Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau: Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Ardèche – Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval - Die Kraft eines 33<br />
Traumes<br />
Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />
Val d'Isère: Internationale Skistation auf 1.850 30<br />
Metern Höhe<br />
Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />
Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Lyon: Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein: Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon: Stadt auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy: Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées: Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette: Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes: Höhenrausch und<br />
11<br />
Fernsicht<br />
Grenoble: Frankreichs Alpenmetropole auf<br />
11<br />
Schönheitskur<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains: Legendäre Kurbäder 11<br />
der Belle Epoque<br />
Yvoire: Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen 7<br />
Skifahren in den Nordalpen 7<br />
Wein: Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon: Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />
Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes: Später Ruhm für die Stadt der «Toten 19<br />
Wasser»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen: Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert: Auf den Spuren des eigenen 6<br />
Namens<br />
Narbonnaise: Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie: Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />
Bambusgartens<br />
Hotel<br />
La Mîne d'Or, Gagnières 24<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Ile de Porquerolles – Die 10 schönsten Inseln<br />
34<br />
Frankreichs<br />
Dentelles de Montmirail – Mit dem Mountainbike 34<br />
durch das kleine Gebirge<br />
Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />
Serie: Städtevergleich (3) - Cannes versus Saint- 33<br />
Tropez<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />
Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die<br />
29<br />
Provence<br />
Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />
Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />
Mont Ventoux: Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Luberon: Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />
der Provence<br />
Cannes hors Saison 24<br />
Provence: Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis: Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence: Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille: Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins: Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza: Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film: Auf den Spuren von 10<br />
«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon: Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume: Auf dem Dach der 10<br />
Provence<br />
Camargue: Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille: 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie: Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />
werden<br />
Villages perchés: Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez: Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />
La Coquillade, Gargas 25<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi: Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant: A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich: Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
La Réunion: Imposante Vulkaninsel<br />
24<br />
im Indischen Ozean<br />
Guadeloupe: Ein Stück Frankreich in der Karibik 19<br />
Hotel<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa – Luxusresort auf den<br />
französischen Antillen<br />
30
VoRschau<br />
Mittelmeerküste<br />
Gartenkunst in der<br />
Domaine de Rayol<br />
Gironde<br />
Vaubans Zitadelle von Blaye<br />
Loire-Tal<br />
Königlicher Charme in Blois<br />
Paris<br />
Die Pracht der Champs-Elysées<br />
... und viele<br />
weitere Themen<br />
Lothringen<br />
Fahrt in ein echtes Bergwerk<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36 – November / Dezember <strong>2011</strong> erscheint am 25. <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong>
Willkommen<br />
am Point Of Touch!<br />
Direkt per Finger auf großen Screens<br />
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Das Mâconnais im<br />
herbstlichen Glanze<br />
Schon alleine der Klang des Namens „Bourgogne“<br />
umschmeichelt die Sinne des Zuhörers<br />
durch seinen südlichen Akzent, und umso reizvoller<br />
präsentiert sich dieser Landstrich im Herbst.<br />
Diese Jahreszeit taucht die Landschaft des Mâconnais<br />
in ein herrliches Licht voller schillernder Farben. Sich<br />
zur Zeit der Weinlese in die Weinberge des Mâconnais<br />
zu begeben, bleibt gleichwohl ein magischer wie<br />
auch poetischer Moment.<br />
Der Mâcon-Landstrich ist in der Tat ein Ort des<br />
grenzenlosen Genießens, ganz nach den eigenen<br />
Vorlieben. Hier verweben sich Geschichte und Umgebung<br />
zu einer Komposition, die seinesgleichen<br />
sucht.<br />
In Mâcon beginnt die Weinstraße des Mâconnais-<br />
Beaujolais. Im Allgemeinen kann dieser Ort als Inbegriff<br />
des süßen Lebens gesehen werden kann. Darüber<br />
hinaus bietet er auch den geeigneten Start für<br />
Ausflüge in den Monaten <strong>September</strong>, <strong>Oktober</strong> und<br />
November, insbesondere als Reiseziel für La Rouche<br />
de Solutré, dar.<br />
Im Herbst färbt sich der Weinberg wunderschön<br />
wie eine Aufeinanderfolge von Gemälden, leuchtend<br />
und magisch. Dieser Eindruck wird noch verstärkt<br />
durch die zahlreichen romanischen Kirchen, die hier<br />
und dort in die Landschaft eingebettet sind. Sie unterstreichen<br />
die Spiritualität dieses ganz besonderen<br />
Ortes.<br />
Pierreclos und Berzé mit ihrem Schloss, Berzé-laville<br />
und seine Mönchskapelle von Cluny, die Grotten<br />
von Azé und Blanot, La Lie mit seinem Steinbruch…<br />
Jeder Landstrich, jeder Ort, erzählt eine Geschichte<br />
in der Geschichte.<br />
Im Mâcon-Gebiet erkundet der Reisende mit all<br />
seinen Sinnen: mit der Nase, dem Mund, den Augen<br />
und mit den Füßen.<br />
Der Aufenthalt im Mâconnais ist angenehm und<br />
bereichernd für die Sinne. Er weckt die Lust, immer<br />
Auf Entdeckungstour:<br />
Streifzug durch die Weinberge<br />
des Mâconnais<br />
Von einem einheimischen Führer begleitet,<br />
entdecken Sie die Geheimnisse der Landschaft<br />
mit all seinen Reizen.<br />
Die Tour führt Sie vorbei an weinbewachsenen Hügeln<br />
und Hängen, an denen man vor allem die berühmte<br />
Weintraube für den Crû de Pouilly Fuissé<br />
heranreifen sehen kann.<br />
Dem Besucher bietet sich die Möglichkeit, auf diesem<br />
Rundgang die fünf verschiedenen Anbaugebiete,<br />
aus denen der Wein stammt, zu vergleichen und zu<br />
verstehen. Diese Entdeckungstour bietet außerhalb<br />
des Alltäglichen ein reiches Angebot an kulturellen<br />
Leckerbissen: Dörfer mit Häusern, errichtet aus goldfarbenem<br />
Kalksandstein, verborgene Waschplätze,<br />
kleine romanische Kirchen, herrliche imposante<br />
Schlösser, oder auch Kalksteinbrüche und<br />
Gipsstein-Minen.<br />
All das wird abgerundet durch zwei wohlschmeckende<br />
traditionelle Mahlzeiten sowie die stilvolle<br />
Unterbringung für zwei Nächte unter dem Himmel<br />
von Mâcon in der südlichen Bourgogne!<br />
wiederzukommen. Das Mâconnais ist mehr als ein<br />
gewöhnliches Reiseziel, es ist ein Ort, an dem man<br />
sich auf sich selbst besinnen kann, bevor der unwirtliche<br />
Winter wieder vor der Tür steht.<br />
Angebot!<br />
Aufenthalt vorgesehen für 3 Tage / 2 Nächte<br />
Möglich an allen Tagen, je nach Verfügbarkeit<br />
zum Zeitpunkt der Buchung<br />
Tarif <strong>2011</strong>: 330 € bei Doppelzimmer-Belegung<br />
Office de Tourisme<br />
du Mâconnais Val de Saône ***<br />
1, place Saint-Pierre - 71000 Mâcon - France<br />
Telefon: +33 (0)3 85 21 07 09<br />
www.macon-tourismus.de