Simbacher Anzeiger Heimatseiten - Murauer

1. Mai April 2020
Simbacher Anzeiger
Nr. Nr. 10/2020 7/2020
Simbacher
ehreNbÜrGer
Erster hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt
Hans Murauer
von Walter Geiring
Unter dem Titel „Simbachs Ehrenbürger“
befasst sich diese Ausgabe des Simbacher
Anzeigers mit dem langjährigen Bürgermeis
ter Hans Murauer, der insgesamt
18 Jahre lang die Geschicke der Stadt leitete.
Für seine Verdienste um die Innstadt erhielt
Murauer am 30. April 1984 nicht nur
die Ehrenbürgerwürde, sondern auch den
Ehrenring der Stadt verliehen. Hans Murauer
wurde am 3. März 1922 in Antersdorf
geboren. Aufgewachsen ist Murauer zusammen
mit seinen beiden Geschwistern
Rosl und Sepp in der legendären Gastwirtschaft,
die in Antersdorf auch seinen Namen
trug. Murauer war Wirtssohn und fühlte sich
Zeit seines Lebens dem einfachen Menschen,
dem Mann auf der Straße, verbunden.
Bereits in jungen Jahren gehörte er
dem Trachtenverein „Edelweiß“ an und war
auch später als Kassier in der Vorstandschaft
des Vereins tätig. Zunächst aber absolvierte
er eine kaufmännische Lehre in der
Eisenfachhandlung Graf in der Innstraße,
dem späteren Schreibwarengeschäft Seidl,
in dem sich heute der Laden No. 17 befindet.
Wie viele seines Jahrgangs wurde auch
er im Zweiten Weltkrieg zu den Waffen gerufen.
Seine Zeit als Soldat verbrachte er
hauptsächlich in der 6. Panzerdivision an
der Ostfront und lernte hier auch die Schrecken
des Krieges kennen. Murauer hatte
Glück, kehrte aus dem fürchterlichen Krieg
wieder nach Hause zurück und fing ein
neues Leben an.
Am 26. August 1945 stellte ihn die Gemeindeverwaltung
Simbach an. Zunächst
leitete er das Wirtschaftsamt, in dem er unter
anderem für die Zuteilung der Lebensmittelmarken
zuständig war. 1952, Simbach
war mittlerweile zur Stadt erhoben worden,
wechselte er zur Stadtkasse, in der er ab
1960 als Beamter im gehobenen Dienst
arbeitete. Ein wichtiges Jahr im Leben des
Ehrenbürgers war 1952, als er seine Verlobte
Anni Schifferer aus Tann heiratete.
Seine politische Tätigkeit fing 1956 mit
der Wahl in den Simbacher Stadtrat an.
Sechs Jahre versah er das Amt des 2. Bürgermeister,
bis ihn die Bevölkerung am
13. März 1966 zum 1. Bürgermeister wählte.
Der Weg für seine Kandidatur war freigeworden,
nachdem der mehrheitliche Simbacher
CSU­Stadtrat sich für einen Amtsbürgermeister
entschloss, der direkt durch die
Gemeindebürger gewählt wurde. Dieser direkten
Wahl des Bürgermeisters in Bayern
verdankte Amtsvorgänger Ferdinand Lehner,
obwohl seine SPD nicht die Mehrheit im
Stadtrat hatte, immer seine erfolgreiche
Wiederwahl, ohne Gegenkandidat. Allerdings
konnte Lehner wegen Überschreitung
der für den Amtsbürgermeister gültigen Altersgrenze
nicht mehr für das Bürgermeisteramt
kandidieren. Er führte bei den Wah­
len 1966 die SPD Stadtratsliste an. Schließlich
wurde Hans Murauer mit 80,5 Prozent,
dies entsprachen 4210 aller gültigen Stimmen,
zum neuen, ersten hauptamtlichen
Bürgermeister der Stadt Simbach am Inn
gewählt. Sein Mitbewerber um das Amt des
Bürgermeisters war Bundesbahn­Obersekretär
Albert Schusterbauer, der allerdings
nur 820 Stimmen erhielt. Mit Murauer wurden
am 4. Mai 1966 auch die neuen Stadträte
Klaus Pinzl, Adolf Enkler, Hans Pinzl,
Hubertus Traub, Horst Diebl und Hans Engelhardt
vereidigt. Die Vereidigung des
1. Bürgermeis ters nahm der bisherige Bürgermeister
Ferdinand Lehner als ältester
Stadtrat vor. Im Amt des 2. Bürgermeisters
wurde Bankdirektor Hans Pinzl gewählt.
Zum ersten Mal im neu gewählten Stadtratsgremium
gab es auch einen Hauptausschuss,
da wiederholt notwendige Entscheidungen
nicht alleine dem Bürgermeister zuzumuten
seien, so die Begründung. Zwei
wichtige Probleme warteten bereits auf den
neuen Amtsinhaber, die in der Vergangenheit
nicht bewältigt werden konnten. Hierbei
handelte es sich um das Schulproblem und
die Industrieansiedlung.
Bereits 1960 wurde Murauer in das Landkreisgremium
gewählt, zunächst für den
Kreis Pfarrkirchen und nach der Gebietsreform
vom 1. Juli 1972 für den Landkreis Rottal­Inn.
Besonders in den letzen Jahren seiner
dritten Amtszeit machten Murauer aber
gesundheitliche Probleme zu schaffen. Aufgrund
dieser Beeinträchtigung verzichtete
er auch bei der Kommunalwahl 1984 auf
eine erneute Kandidatur. Hans Murauer war
von 1966 bis 1984 Bürgermeister der Stadt
Simbach und legte nach den Neuwahlen
1984 die Amtsgeschäfte in die Hände von
Nachfolger Richard Findl. Mit seiner 18­jährigen
Bürgermeistertätigkeit zählt Murauer
zu den längs ten Amtsinhabern in der Simbacher
Stadtgeschichte, die nur noch von
den Bürgermeis tern Franz Eisenreiter
(21 Jahre) und Ri chard Findl (24 Jahre)
übertroffen wurden.
Murauer war ein geselliger Mensch,
spielte gerne Karten, war in 30 Simbacher
Vereinen Mitglied und hatte das Herz auf
dem richtigen Fleck. Als liebenswürdiger
Mensch, der nach Auseinandersetzungen
stets zur Versöhnung bereit war, wurde er in
der Stadtverwaltung sehr geschätzt. Auch
bei politischen Entscheidungen bewies er
stets das richtige Augenmaß. Im Rahmen
einer großen Abschiedsfeier wurde der
langjährige Bürgermeister am 30. Mai 1984
im Kolpingsaal im Beisein zahlreicher Ehrengäste
und Vereinsvertreter verabschiedet.
Die Feierlichkeiten standen unter dem
Leitgedanken „Eine Stadt bedankt sich“ und
sollte an die herausragenden Leistungen erinnern.
Während seiner Amtszeit gab es
Ehrenbürger Hans Murauer
eine rege Bautätigkeit wie den Neubau von
Schulzentrum und Kläranlage. Ebenso wurden
die Leichenhalle und das Feuerwehrhaus
an der Münchner Straße neu errichtet
sowie der Kirchenplatz umgestaltet und
eine Tiefgarage gebaut. In seiner Amtszeit
bekam die Stadt auch ein Krankenhaus, das
unter schwierigsten Vorverhandlungen und
nur aufgrund der guten Verbindungen der
wenigen Simbacher und Inntaler Kreisräte
zusammen mit Murauer zu den Kreistagskollegen
aus dem Landkreisnorden zustande
kam. Letztlich konnte der Beschluss für
das 15 Millionen DM teure Projekt verwirklicht
werden. Zudem vollzog sich in der Ära
Murauer auch die Gebietsreform und der
Abriss des imposanten Gebäudes Mariental
im Herzen der Stadt am Kirchenplatz und
der späteren Errichtung des „Wittelsbacher
Hauses“ an gleicher Stelle.
Die Vertreter der Kirchen und Vereine
würdigten den Menschen Murauer, der trotz
persönlicher Schicksalsschläge seinen Humor
bewahrte und stets als Mann des Volkes
anderen Mut zugesprochen hatte. Im Namen
des Stadtrates sprach Albert Schusterbauer.
Laut seinen Worten verkörperte Murauer
ein Stück Simbacher Geschichte. Den
Wunsch aller Gäste, dass Altbürgermeister
Hans Murauer nun seinen wohl verdienten
Ruhestand mit seiner Familie noch lange
genießen kann, wurde leider nicht erfüllt.
Nur knapp ein halbes Jahr später verstarb
am 5. Februar 1985 Simbachs langjähriger
Bürgermeister und Ehrenbürger. Seine letzte
Ruhestätte fand Hans Murauer am Freitag,
8. Februar, auf dem Simbacher Friedhof.
Quellenangabe: Simbacher Anzeiger Ausgabe
Juni/1985, PNP­Ausgabe vom 7. und 8. Mai 1966
sowie 2. und 3. Juni 1984, Simbach a. Inn ­ Straßen,
Wege, Plätze (Christina Schmid), Trauerrede Altbürgermeister
Richard Findl vom 08.02.1985.