12.05.2020 Aufrufe

Simbacher Anzeiger Heimatseiten - Mühlhuber

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

15. Januar 2020<br />

<strong>Simbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong><br />

Nr. 2/2020<br />

In der Reihe „<strong>Simbacher</strong> Ehrenbürger“<br />

befasst sich die aktuelle Ausgabe des<br />

<strong>Simbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong>s mit Reg.-Oberbauinspektor<br />

Karl Mühlhuber, dem die Stadt viel<br />

zu verdanken hat.<br />

Ein Porträt von Karl Mühlhuber<br />

<strong>Simbacher</strong><br />

ehreNbÜrGer<br />

Zahlreiche bauliche Maßnahmen tragen<br />

die Handschrift des gebürtigen <strong>Simbacher</strong>s<br />

und zeugen von seiner Weitsicht und dem<br />

Idealismus, den er stets bei seiner Arbeit an<br />

den Tag legte. Sogar ehrenamtlich stand er<br />

seinem Heimatort als Stadtbaumeister zur<br />

Verfügung. Mehr als 3000 Meter Kanäle<br />

wurden in seiner Ära projektiert und Pläne für<br />

Pumpstationen sowie andere im Rahmen der<br />

Kanalisation notwendigen Baumaßnahmen<br />

entworfen. Eine Bilanz, die sich sehen lassen<br />

konnte. Vor allem deshalb, weil bei Mühlhuber<br />

stets die Hingabe zu seiner Heimatstadt<br />

und der Wunsch, das Beste für Simbach zu<br />

schaffen, mit im Vordergrund standen.<br />

Neben der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes<br />

zählte auch die Erneuerung<br />

des Sportplatzes auf der ehemaligen Rennbahn<br />

– dem heutigen Rennbahncenter – zu<br />

seinen Projekten. Unter seiner Federführung<br />

erfolgten zudem der Ausbau und<br />

die Teerung vieler Straßen im Ort, wie etwa<br />

die Simon-Breu-Straße, Maximilianstraße<br />

und Kirchenstraße. Dass dieses große<br />

Engagement bei den Verantwortlichen der<br />

Stadt nicht verborgen blieb, versteht sich<br />

von selbst. Für seine großartigen Verdienste<br />

erhielt Karl Mühlhuber am Samstag,<br />

16. August 1952, den goldenen Ehrenring<br />

der Stadt überreicht. Die Überreichung<br />

des Ehrenrings erfolgte in der öffentlichen<br />

Festsitzung aus Anlass des Besuches des<br />

bayerischen Innenministers und stellvertretenden<br />

Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm<br />

Hoegner im Rathaus.<br />

Nur zwei Jahre später stand Mühlhuber<br />

erneut im Mittelpunkt. Am Freitag,<br />

12. November 1954, zwei Tage vor<br />

seinem 68. Geburtstag, wurde ihm<br />

das Ehren bürgerrecht verliehen.<br />

Bürgermeister Ferdi nand Lehner<br />

würdigte in der Novembersit zung die<br />

Verdienste des <strong>Simbacher</strong>s in den<br />

früheren Jahren und in seiner jetzigen<br />

ehrenamtlichen Tätigkeit um das<br />

Wohl der Stadt. „Mit den geleisteten<br />

unentgeltlichen Planungsarbeiten hat<br />

Karl Mühlhuber der Stadt außerordentlich<br />

große Kosten erspart“,<br />

freute sich der Bürgermeister.<br />

Karl Mühlhuber war ein <strong>Simbacher</strong><br />

Kindl und ein Sonntagskind. Als der junge<br />

Erdenbürger am 14. November 1886 das<br />

Licht der Welt erblickte, ging es in dem<br />

kleinen Ort am Inn noch recht beschaulich<br />

zu. Rund 3200 Einwohner waren gemeldet<br />

und als Bürgermeister war Franz Kirschner<br />

im Amt. Mühlhubers Elternhaus, zu jener<br />

Zeit ein bekanntes Gasthaus am Ort, stand<br />

in der Innstraße und bot für das öffentliche<br />

Leben die ideale Möglichkeit der Zusammenkunft.<br />

Das Gasthaus Schätz befand<br />

sich an der Stelle, an der sich später die VR-<br />

Bank mit integriertem Reisebüro ansiedelte.<br />

Die Eltern des späteren Ehrenbürgers, die<br />

Gastwirtseheleute Josef und Maria Mühlhuber,<br />

geb. Wagner, hatten das Anwesen von den<br />

Erben des Lokals Jakob Haider – vormals<br />

Winklhofer – erworben. Das Paar hatte<br />

insgesamt vier Kinder. Mit Karl wuchsen noch<br />

Maria, Lina und Josef auf.<br />

Ein schwerer Schicksalsschlag traf die junge<br />

Familie am 7. Mai 1891, mit dem plötzlichen<br />

Tod des Vaters, Josef Mühlhuber, der mit nur<br />

37 Jahren an den Folgen eines Herzschlages<br />

starb. Karl war zu dieser Zeit erst vier Jahre<br />

alt. Die Mutter, Maria Mühlhuber, heiratete<br />

in zweiter Ehe Georg Schätz, mit dem sie die<br />

Kinder Georg und Luise bekam. Trotz allem<br />

erlebte Mühlhuber zusammen mit seinen<br />

Geschwistern und vielen Freunden eine schöne<br />

und unbeschwerte Kinder- und Jugendzeit.<br />

Auf dem Ortsplan in der Familienchronik<br />

des <strong>Simbacher</strong>s ist der Bereich rund um das<br />

Gasthaus Schätz grün markiert und mit dem<br />

Hinweis versehen „Meine Heimat“. Ein Indiz<br />

dafür, dass sich der Junge in seiner Umgebung<br />

sichtlich wohlfühlte.<br />

Nach Kindergarten und Volksschule ging es<br />

für den jungen Karl 1898 in die königliche<br />

Kreisrealschule nach Passau und 1902 weiter<br />

in die dortige Bauschule. Als Bautechniker<br />

war Mühlhuber von 1906 bis 1916 beim<br />

Straßen- und Flussbauamt in seiner Heimat -<br />

gemeinde tätig. Bis 1922 führte ihn sein<br />

beruflicher Weg nach Landshut zur Regierung<br />

von Niederbayern. In den darauf<br />

folgenden Jahren war er bis 1938 als<br />

Oberbauverwalter und Bauinspektor aber mals<br />

in seiner Heimatgemeinde beim Straßen- und<br />

Ehrenbürger<br />

Karl Mühlhuber<br />

von Walter Geiring<br />

Bürgermeister Ferdinand Lehner überreicht am 12. November 1954<br />

die Ehrenbürgerurkunde<br />

Flussbauamt beschäftigt. Hier waren es<br />

vor allem die großen Korrekturen des Inns,<br />

die stromauf- und abwärts unternommen<br />

wurden. Zudem gab es viele Maßnahmen<br />

beim Straßenbau, die seine Handschrift<br />

trugen, u.a. die Pflasterungen der Innstraße,<br />

Münchner- und Passauer Straße. Sein<br />

letzter Berufsabschnitt führte ihn als<br />

Oberbauinspektor nach Regensburg zur<br />

Regierung. Am 1. Juni 1950 begann für<br />

Mühlhuber der Ruhestand, den er erneut<br />

dazu nutzte, sein umfangreiches Fachwissen<br />

ehrenamtlich der jungen Stadt zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Eine seiner großen Leidenschaften war<br />

die Jagd, allerdings weniger um des<br />

Schießens willen, sondern um die Hege<br />

und Pflege des Wildes. Er engagierte sich<br />

auch in der Vorstandschaft des Bayerischen<br />

Jagdschutz- und Jägerverbandes der<br />

Bezirksgruppe Pfarrkirchen.<br />

Am 16. November 1912 heiratete Mühlhuber<br />

die Weißbierbrauereibesitzerstochter Therese<br />

Göttler, die ebenfalls aus Simbach<br />

stammte. Mütterliche Vorfahren der<br />

Ehefrau trugen den Namen Haider, die<br />

eine Generation zuvor die Gastwirtschaft<br />

an die Eltern Mühlhubers verkauften.<br />

Somit stammte das Ehepaar gleichsam<br />

aus einem Haus. Die Ehe blieb kinderlos.<br />

Am 20. Juni 1975 starb der prominente<br />

<strong>Simbacher</strong> im Alter von 89 Jahren. Das<br />

Begräbnis fand unter großer Anteilnahme der<br />

Bevölkerung statt. Darunter viele <strong>Simbacher</strong><br />

Vereine und eine große Abordnung der<br />

Jägerschaft, die dem <strong>Simbacher</strong> die<br />

letzte Ehre erwiesen. Im Namen der Stadt<br />

erinnerte zweiter Bürgermeister Dr. Hans<br />

Pinzl an die herausragende Persönlichkeit<br />

mit den Worten: „Simbach verliert einen<br />

hochverdienten und geschätzten Bürger.<br />

Wir sind stolz darauf, dass Mühlhuber<br />

<strong>Simbacher</strong> war!“ Im Jahr 1989 wurde ein<br />

rund 100 Meter langes Straßenstück<br />

im Baugebiet Lengdorf II nach dem<br />

Ehrenbürger benannt. Zweiter Bürgermeister<br />

Albert Schusterbauer hatte ihn damals<br />

vorgeschlagen.<br />

Quellennachweis: Familienchronik Dr. Hans Göttler,<br />

Jahrgangsbände PNP: 1952, 1954 und 1989.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!