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rik Juni/Juli 2020

Die rik (steht für Raus in Köln) erscheint seit April 1985.

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So cool ist Alma wohl nicht immer,<br />

sonst hätte sie ja nicht den Song<br />

„Loser“ geschrieben. „Da war ich frustriert“,<br />

räumt sie ein. „Mich beschlich<br />

das Gefühl, ohne teure Klamotten und<br />

einen perfekten Körper würde mich<br />

keiner mögen.“ Diesen Durchhänger<br />

hat sie zum Glück ziemlich schnell<br />

überwunden. Inzwischen will sie nur<br />

eins – sich nicht mehr verbiegen:<br />

„Wenn mich das zu einer Verliererin<br />

macht, ist das in Ordnung. Ich ändere<br />

mich trotzdem nicht.“<br />

Solche Botschaften verpackt Alma<br />

meist in griffigem Dance-Pop. In<br />

„My Girl“ lotet sie alle Facetten ihres<br />

kraftvollen Gesangs aus. Der Titelsong<br />

„Have You Seen Her?“ jongliert mit<br />

Punk-Elementen. „Bad News Baby“<br />

strebt in Richtung Piano-House. „In<br />

diesem Stück spreche ich über mich<br />

selbst“, sagt Alma. „Ich ging durch eine<br />

Phase, in der ich mich schlecht fühlte<br />

und nichts dagegen tun konnte.“ Doch<br />

das ist nur eine Seite der Medaille.<br />

Zugleich lässt die Sängerin aus<br />

Helsinki mit „Bad News Baby“ nicht<br />

den geringsten Zweifel daran, dass mit<br />

ihr nicht zu spaßen ist: „Ich warne die<br />

Leute davor, mich mies zu behandeln.<br />

Das kann nämlich ins Auge gehen.“<br />

Dem Druck männlicher Plattenbosse,<br />

mehr wie eine Pop-Prinzessin zu<br />

sein, widersetzt sich Alma vehement<br />

– obwohl sie als Teenager an der<br />

finnischen Castingshow „Pop Idol“<br />

teilnahm. „Das war ein Albtraum“,<br />

bilanziert sie. „Es ging allein ums<br />

Entertainment. Die Kandidaten<br />

wurden künstlerisch nicht unbedingt<br />

gefördert.“ Dabei wollte sich Alma<br />

weiterentwickeln. Statt sich allein auf<br />

den Gesang zu fokussieren, strebte sie<br />

danach, eigene Songs zu schreiben.<br />

Für sich und für andere. Dieses Ziel hat<br />

sie längst erreicht. Sie komponierte<br />

für Ariana Grande und Lana Del Rey.<br />

Auch an Miley Cyrus’ Hit „Mother’s<br />

Daughter“ war sie beteiligt. Parallel<br />

dazu schaffte sie an der Seite von Felix<br />

Jaehn mit „Bonfire“ den Sprung in die<br />

Top Drei.<br />

Andere wären danach womöglich<br />

abgehoben, Alma blieb auf dem<br />

Boden. Sie bezeichnet ihre Schwester<br />

Anna-Livia, die bei ihren Konzerten<br />

Schlagzeug spielt, als ihre beste<br />

Freundin. Wie nah sie ihrer Mutter<br />

steht, belegt der Titel „Mama“. Ein<br />

Lied wie „My Girl“ verhehlt nicht, dass<br />

Alma lesbisch ist. Ihre Queerness sollte<br />

ursprünglich gar nicht publik werden,<br />

das fand Alma zu privat: „Heteros<br />

sprechen ja auch nicht über ihre<br />

sexuelle Orientierung.“<br />

Andererseits ging es ihr gegen den<br />

Strich, die Fragen der Journalisten<br />

nach einem möglichen Freund stets<br />

mit einer Lüge zu beantworten. Also<br />

rückte sie irgendwann mit der Wahrheit<br />

heraus: „Ich hatte nie ein öffentliches<br />

Coming-out. Stattdessen habe<br />

ich einfach angefangen, in Interviews<br />

von meiner Partnerin zu erzählen.“<br />

Inzwischen postet sie regelmäßig<br />

Fotos von sich und ihrer Freundin auf<br />

Social Media: „Ich verstecke meine<br />

Beziehung nicht. Allerdings würde ich<br />

in einer Talkshow keine intimen Details<br />

ausplaudern.“<br />

So gelingt Alma der Spagat zwischen<br />

Offenheit und Schutz ihrer Privatsphäre.<br />

Im Gespräch gibt sie dennoch<br />

recht viel von sich preis. Sie verhehlt<br />

nicht, dass sie als Kind eher ein Tomboy<br />

war: „Ich bin nie der mädchenhafte<br />

Typ gewesen, sondern habe lieber<br />

Fußball gespielt.“ Bei ihren Klassenkameraden<br />

kam das nicht gut an, sie<br />

wurde gemobbt. War ihre Kindheit der<br />

Horror? „Nein. Ich habe zwar die Schule<br />

gehasst, doch meine Familie und meine<br />

Freunde standen hinter mir.“<br />

Mit ihrer Hilfe entwickelte Alma ein<br />

gesundes Selbstbewusstsein. Zudem<br />

stärkt ihr ein Psychologe den Rücken:<br />

„Eine Therapie tut jedem gut. Ich finde<br />

es wichtig, über die eigenen Gefühle<br />

zu reden.“ Auf diese Weise lernte sie,<br />

ihre Prioritäten richtig zu setzen.<br />

Heute kämpft Alma ganz bewusst<br />

für Gleichberechtigung: „Ich denke,<br />

gerade Prominente sollten gleiche<br />

Rechte für alle fordern – sei es für<br />

Frauen, für Schwarze oder für die<br />

Gay-Community.“ Ohne Zweifel gibt<br />

es auf diesem Gebiet noch einiges zu<br />

tun: „Obwohl wir im 21. Jahrhundert<br />

leben, steht in einigen Ländern auf<br />

Homosexualität eine Gefängnisstrafe,<br />

teilweise sogar die Todesstrafe. Das ist<br />

unfassbar!“<br />

*Dagmar Leischow<br />

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OUT 15.05.<strong>2020</strong>

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