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rik Juni/Juli 2020

Die rik (steht für Raus in Köln) erscheint seit April 1985.

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MUSIK<br />

TIPP<br />

LENNON STELLA<br />

plant gerne<br />

Sie umgibt eine Aura der Coolness,<br />

als sie im Hamburger<br />

Gruenspan auf die Bühne kommt.<br />

Die blonden Haare reichen ihr fast<br />

bis zur Taille, zum Minirock trägt sie<br />

ein bauchfreies Top. Lässig greift sie<br />

zu ihrer Gitarre, um ein paar Songs<br />

ihres Debütalbums „Three. Two. One.“<br />

live vorzustellen. Zwischendurch<br />

covert sie auch mal Rihannas<br />

„Umbrella“ oder Cindy Laupers „Girls<br />

Just Wanna Have Fun“.<br />

Die gebürtige Kanadierin, die in Nashville<br />

lebt, hat eben ein Faible für starke Frauen.<br />

Besonders bei der schrillen Cindy Lauper<br />

guckte sie sich einiges ab: „Von ihr habe<br />

ich gelernt, ganz ich selbst zu sein.“ Somit<br />

entstehen Lennon Stellas Stücke aus dem<br />

Bauch heraus. In „Kissing Other People“<br />

zum Beispiel reflektiert sie das schleichende<br />

Ende einer Beziehung: „Ich kam an einen<br />

Punkt, wo ich andere geküsst und mich<br />

dabei nicht mal mehr schuldig gefühlt<br />

habe.“<br />

Sind solche Geständnisse nicht womöglich<br />

zu persönlich? Die 20-Jährige zuckt<br />

mit den Schultern: „Ich bin halt wie ein<br />

offenes Buch.“ Ehrlichkeit geht ihr als<br />

Songschreiberin über alles, sie möchte eine<br />

gute Geschichtenerzählerin sein – wie ihr<br />

Vorbild Andy Shauf, ein kanadischer Singer-<br />

Songwriter. Mit ihm liegt sie musikalisch<br />

allerdings nicht unbedingt auf einer<br />

Wellenlänge. „Ich verorte mich eher im Indie-<br />

Pop“, sagt sie. Dabei haben ihre Nummern<br />

eigentlich keine Widerhaken. Bei Titeln wie<br />

„Jealous“ dominiert ein angenehmer Sound<br />

mit einer einschmeichelnden Melodie. „Fear<br />

of being alone“ geht ebenfalls glatt ins Ohr.<br />

Da beschreibt Lennon Stella ihre Angst<br />

davor, nach einer Trennung plötzlich alleine<br />

dazusitzen: „Manchmal fürchtet man sich<br />

so sehr vor der Einsamkeit, dass man sich an<br />

eine lauwarme Partnerschaft klammert.“<br />

Solch ein Bekenntnis kommt ziemlich überraschend.<br />

Normalerweise hat Lennon Stella<br />

keine Scheu, für sich zu sein: „Ich brauche<br />

sogar Phasen der Isolation, um neue Kraft zu<br />

schöpfen.“ Nur so kann sie ihr beachtliches<br />

Arbeitspensum bewältigen, sie hat quasi seit<br />

ihrer Teenagerzeit einen Vollzeitjob. Dank<br />

ihrer Eltern – sie sind Country-Musiker und<br />

nennen sich als Duo The Stellas – lebte sie<br />

ihre Kreativität von klein auf aus. Mit fünf<br />

kriegte Lennon Stella ihre erste Gitarre, ihr<br />

Vater gab ihr Unterricht. Damals wohnte sie<br />

noch auf einer abgelegenen Farm in Ontario.<br />

Ohne Fernseher oder Internetanschluss. „Es<br />

gab dort keine Ablenkungen. Dadurch war<br />

ich gezwungen, mich selber zu beschäftigen<br />

– sei es draußen in der Natur oder mit einem<br />

Instrument.“<br />

Etwas abwechslungsreicher wurde ihr<br />

Alltag, als sie mit neun mit ihrer Familie<br />

nach Nashville zog. Nichtsdestotrotz<br />

konzentrierte sich Lennon Stella weiterhin<br />

hauptsächlich auf die Musik. Sie sang gern<br />

mit ihrer jüngeren Schwester Maisy. 2012<br />

stellten die beiden ihre Version von Robyns<br />

„Call Your Girlfriend“ online, der Clip ging<br />

viral und machte die Mädchen quasi über<br />

Nacht berühmt. Sie kriegten Rollen in der<br />

Fernsehserie „Nashville“, in der sie sechs<br />

Jahre mitspielten. In einer Episode präsentierte<br />

Lennon Stella 2017 ihren ersten<br />

eigenen Song „Saved“. 2018 brachte sie ihre<br />

EP „Love, Me“ heraus, sie veröffentlichte<br />

gemeinsam mit dem Produzenten Jonas<br />

Blue und dem One-Direction-Sänger Liam<br />

Payne die Single „Polaroid“. Ein Jahr später<br />

legte sie in Zusammenarbeit mit The Chainsmokers<br />

und Illenium das Lied „Takeaway“<br />

nach, nun folgt endlich das Album. Steckt<br />

hinter all dem eine ausgeklügelte Karrierestrategie?<br />

Lennon Stella lacht: „Ich bin<br />

tatsächlich jemand, der alles genau plant.<br />

Im Gegensatz zu meiner Schwester Maisy<br />

kann ich mich nicht einfach treiben lassen.“<br />

*Dagmar Leischow

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