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faktorUNI | Sommersemester 2020

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„Ich glaube, viele Bürger fühlen<br />

sich von den Regierenden nicht<br />

richtig vertreten und sind dem,<br />

was in Berlin passiert, sehr fern.“<br />

Democracy listet alle relevanten Informationen<br />

zu aktuellen, vergangenen und zukünftigen<br />

Gesetzesvorlagen des Bundestages politisch<br />

neutral auf. Dazu gehören auch Vorgänge,<br />

Lesungstermine und Beschlussempfehlungen, die<br />

den Parlamentariern zur Verfügung stehen. Die<br />

Abstimmungen lassen sich dabei nach Sachgebieten<br />

wie Entwicklungspolitik, Gesundheit oder Verkehr<br />

filtern.<br />

Zudem hat jeder Nutzer ein virtuelles Abstimmungsmandat,<br />

mit dem er schon vor der Abstimmung<br />

im Bundestag seine eigene Stimme abgeben<br />

kann. Ist die Abstimmung auch im Parlament vollzogen,<br />

werden die Ergebnisse in die App übertragen.<br />

„Nutzer können dann ganz einfach ihre eigenen Abstimmungsergebnisse<br />

mit denen der Abgeordneten<br />

und Fraktionen im Bundestag vergleichen“, erklärt<br />

Marius. „Und dann kann man sofort erkennen:<br />

Halten die Abgeordneten ihr Wort? Und wer vertritt<br />

mich am besten?“ Er und seine Mitstreiter nennen<br />

dieses Feature den Wahl-O-Meter. So können User<br />

ihre Wahlentscheidung dann bei der nächsten Bundestagswahl<br />

auf das tatsächliche Abstimmungsverhalten<br />

der Politiker stützen, statt sich auf schwammige<br />

Wahlversprechen zu verlassen.<br />

Für den App-Macher gilt die Repräsentationskrise<br />

als Kernproblem der heutigen Demokratie:<br />

„Ich glaube, viele Bürger fühlen sich von den Regierenden<br />

nicht richtig vertreten und sind dem, was in<br />

Berlin passiert, sehr fern.“ Die aktuelle Politik würde<br />

außerdem häufig nur den Interessen der Einkommensstärksten<br />

gerecht werden. „Erst neulich<br />

stellte eine Regierungsstudie fest, dass bei 80 Prozent<br />

der Bevölkerung das, was sie möchten, kaum<br />

in Relation zu dem steht, was politisch umgesetzt<br />

wird“, erklärt Marius. „Das ist ein Armutszeugnis<br />

für unsere Demokratie. Es wird viel zu selten analysiert,<br />

warum die Politiker welche Entscheidungen<br />

mittragen. Wir möchten mit Democracy die Entscheidungen<br />

im Bundestag transparenter machen<br />

und Abgeordnete dazu bringen, ihr Abstimmungsverhalten<br />

offenzulegen und zu erklären.“<br />

Natürlich sei das Ziel dabei im besten Falle ein<br />

Rückkopplungseffekt auf die Politik, erklärt der<br />

Gründer weiter: „Wenn wir messen können, wie<br />

sehr der Bundestag Differenzen in der Vertretung<br />

zu dem aufweist, was die Bevölkerung will, können<br />

wir damit wiederum mehr Druck auf die Entscheider<br />

ausüben.“<br />

Letztlich soll die App das Bewusstsein über und<br />

die Bürgerpartizipation an politischen Prozessen<br />

fördern. Marius Krüger möchte die Kosten für<br />

politischen Aktivismus minimal machen und dem<br />

Einzelnen wieder Lust auf Mitmachen und Selbstbestimmung<br />

geben. Bis Mai dieses Jahres wurde<br />

Democracy bereits etwa 130.000 Mal heruntergeladen<br />

– mit derzeit rund 40.000 aktiven App-Nutzern.<br />

„Darunter sind auch einige Bundestagsabgeordnete“,<br />

merkt Marius an.<br />

Sein persönliches Stipendium ist mittlerweile<br />

ausgelaufen, das generierte Startkapital aufgebraucht.<br />

In Zukunft soll sich der Betrieb der App<br />

über Förderspenden finanzieren. Dafür benötigt<br />

der Verein gut 11.000 Euro im Monat. Diese Kosten<br />

sollen durch 2.000 Patenschaften gedeckt werden,<br />

knapp 750 Paten gibt es bereits – und Marius<br />

ist zuversichtlich, dass auch der Rest folgen wird.<br />

Denn gerade in der aktuell angespannten Lage<br />

durch die Corona-Krise sei es wichtig, dass Bürger<br />

eine Möglichkeit haben, Einfluss auf die große Politik<br />

zu nehmen. „Das kann in Zeiten von Grundrechtseinschränkungen<br />

wie Demonstrationsverboten<br />

eigentlich nur digital funktionieren und muss<br />

in jedem Fall zivilgesellschaftlich organisiert werden“,<br />

erklärt der Gründer. „Mit Democracy möchten<br />

wir genau dazu beitragen.“ ƒ<br />

Kontakt<br />

www.democracy-app.de<br />

www.democracy-deutschland.de<br />

Download:<br />

Android<br />

iOS<br />

24 Uni 1_<strong>2020</strong>

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