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Raum. Im Deutschen klingt das<br />
gleich so abgeschlossen und<br />
definiert. Und mit Dach darüber<br />
womöglich auch noch. Als<br />
könnte man selbst der Architektur<br />
und dem Design vorschreiben: Bis hierher<br />
und nicht weiter. Johannes Mücke lässt sich<br />
aber von Kategorien und Begriffen nicht so<br />
gern limitieren. Zum Glück hat das Englische<br />
für „Raum“ auch den Begriff „space“ imWörterbuch<br />
parat. Der lässt gleich viel mehr Spielraum<br />
– räumlich und gedanklich. Und in<br />
Mückes Universum der Ideen ist ohnehin er<br />
selbst der Raumfahrer. Die Unendlichkeit ist<br />
dabei nicht sein deklariertes Ziel. Aber<br />
irgendwo zwischen hier und dem undefinierten<br />
Dort –was man durchaus Zukunft nennen<br />
könnte –bewegt ersich doch, mit seinen Konzepten,<br />
Designs, Architekturen und Ideen.<br />
Dabei lässt er mit dem in Wien ansässigen<br />
Design- und Architekturbüro Wideshot, das er<br />
leitet, regelmäßig spektakuläre Projekte vom<br />
Start. Und dazwischen auch ein paar riesige<br />
Architekturen landen. Ganze Industriehallen<br />
zum Beispiel, in denen noch Vehikel gefertigt<br />
werden, wie wir sie aus dem Alltag kennen.<br />
Doch ein paar Raumschiffe hat Mücke zumindest<br />
schon auf den Weg gebracht. InFilmen, in<br />
Themenparks oder in Computer-Games. Und<br />
jetzt gerade heißt sein Programm am Abend:<br />
„Ad Astra“ mit Brad Pitt etwa. Oder: „Life“ mit<br />
Jake Gyllenhaal.<br />
Und all die anderen Science-<br />
Fiction-Filme mit „relevanten<br />
Raumschiffen“, wie er sagt.<br />
Schließlich baut er mit seinem<br />
Büro gerade wieder eines, wie<br />
damals am Anfang des gestalterischen<br />
Wegs seines Studios.<br />
Damals, 2008, hieß es „Second<br />
Solar“ und landete imSensapolis-Themenpark<br />
in der Nähe<br />
von Stuttgart. Im Oktober, wenn<br />
die Dreharbeiten im besten Fall<br />
beginnen, wird das nächste in<br />
Wien in einer alten Fabrik parken.<br />
Als Kulisse für einen österreichischen<br />
Science-Fiction-Film. Einen, der<br />
ausschließlich in jenem Raumschiff spielen<br />
wird. „Sojus“ soll der Film heißen.<br />
Biografien und Charaktere. Gegründet hatte<br />
Mücke Wideshot gemeinsam mit seinem Partner<br />
Oliver Bertram. Seitdem schickt er sein<br />
Team auf die unterschiedlichsten Missionen. In<br />
alle Richtungen verzweigen sie sich gestalterisch,<br />
aber ein gemeinsamer Auftrag verbindet<br />
sie doch: In die Zukunft sollen sie führen. Und<br />
dabei sind jene Welten, in die man im Alltag<br />
normalerweise nicht gerät – auch Mücke<br />
nicht –, meist Sehnsuchtsorte. Der Weltraum ist<br />
einer davon. Vielleicht, weil er sich nicht so<br />
genau abstecken lässt wie der Entwurf eines<br />
„Juri Gagarin<br />
ist mein<br />
größter Held.<br />
Seine<br />
Biografie<br />
fasziniert<br />
mich.“<br />
Gebäudes. So nehmen die Designs von Wideshot<br />
unterschiedlichste Wege und Karrieren.<br />
Manche bleiben Bilder und sollen auch nicht<br />
mehr sein als das, sie blitzen auf als Visual<br />
Effects in Filmen oder ziehen in Virtual-Reality-<br />
Architekturen an den Betrachtern vorbei –die<br />
dabei gerade in einer Achterbahn im Europapark<br />
inDeutschland sitzen etwa.<br />
Andere Designs sind fast so etwas wie Mission<br />
Statements, wenn sie das Tor zueinem Universum<br />
öffnen, das Projekt für alle Beteiligten<br />
schon vorweg atmosphärisch umreißen. Und<br />
gleichzeitig konzeptuell als unverwechselbare<br />
„Brand“ indie Umlaufbahn des Entertainment-<br />
Marktes schießen. Egal ob es Games sind oder<br />
Filme. Oder gar Tausende Quadratmeter Office-<br />
Space, wie sie Wideshot für verschiedene<br />
Unternehmen gestaltet hat. Welten sind es<br />
immer. Inmanchen wird eben an ganz alltäglichen<br />
Dingen wie Bankgeschäften gearbeitet. In<br />
anderen müssen Helden möglichst heldenhaft<br />
Katastrophen abwenden. In welcher Form diese<br />
auf die Welt einstürzen, selbst das hat Johannes<br />
Mücke manchmal mitgestaltet. Genauso wie so<br />
einige„Characters“, die mitunter als Bösewichte<br />
in Gamesihr Unwesen treiben.<br />
Am Beginn der Designs stehen bei Mücke meist<br />
Bilder. Oder noch ein eher undefiniertes<br />
Gefühl, das ihm sagt: „Wir machen das. Auch<br />
wenn wir es zuvor noch nie probiert haben“.<br />
Auf ähnliche Weise ist er in eine markante<br />
Abzweigung seiner gestalterischen Biografie<br />
gestolpert: bis nach Hollywood,<br />
ans Set von „Independence Day<br />
–die Wiederkehr“. Angefangen<br />
hat alles mit einem Telefonanruf<br />
eines alten Freundes,<br />
erzählt Mücke. Er führte ihn zu<br />
Harald Kloser, einem Vorarlberger<br />
Filmproduzenten, auch<br />
umtriebig in Hollywood. Einen<br />
Trickfilm sollte ermachen, für<br />
den Film „20<strong>12</strong>“ von Roland<br />
Emmerich: Nur eine kurze<br />
Sequenz auf dem Laptop, die<br />
im Film dem Schauspieler John<br />
Cusack das Ende der Welt<br />
erklärt. Dann kam eins zum anderen, weitere<br />
Anfragen folgten. Vom „Title Design“, wenn sich<br />
Schriftzüge durchs Bild bewegen, bis hin zum<br />
„Set Design“, bei dem Mücke persönlich den<br />
„Moon Tug“, einen futuristischen Gabelstapler,<br />
für „Independence Day 2“inStellung brachte.<br />
Seit damals durfte Wideshot in jeden Film von<br />
Roland Emmerich Ideen und Designs einstreuen.<br />
Fast schien es, als hätte das geniale<br />
Auge von Roland Emmerich endlich seine perfekte<br />
Hand gefunden, die die Vorstellungen des<br />
Regisseurs visualisiert.<br />
Und solche Bilder hängen aktuell auch wieder<br />
an der Pinnwand; schon lassen sie erahnen, in<br />
welche Welt, inwelche Kultur die atmosphärische<br />
Reise des nächsten Emmerich-Films führt.<br />
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