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KölnerLeben Juni / Juli 2020

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Schon<br />

gewusst,<br />

. . .<br />

Foto: Rheinisches Bildarchiv<br />

Die „Bleche Botz“ – heute steht dort das Schuhhaus Kämpgen.<br />

... dass man in Köln kriminelle Weiber lange Zeit<br />

in eine blecherne Hose steckte?<br />

Am Ende der Schildergasse zum<br />

Neumarkt, an der Ecke zur Krebsgasse<br />

lag das ehemaligen Klarissenkloster<br />

„zu den Schutzengeln“. Um<br />

1800 entstand daraus eine Haft -<br />

anstalt. Zu dieser Zeit befand sich<br />

Köln in französischer Hand und<br />

die damalige Verwaltung richtete<br />

im zuvor verstaatlichten Kloster<br />

im Oktober 1801 ein für 320<br />

Gefangene beiderlei Geschlechts<br />

vorgesehenes „Civilgefängnis“ ein,<br />

das „Rheinische Arrest- und Correctionshaus“.<br />

Umgebaut wurde<br />

das Kloster von dem Blechschläger<br />

Alexander Hittorf – auch Blechen<br />

Alexander genannt – und einem<br />

Maurermeister namens Johann<br />

Butz (oder Botz). Auf diese beiden<br />

soll die später volkstümliche<br />

Bezeichnung der Anstalt „Bleche<br />

Botz“ zurückgehen. Das bedeutet<br />

auf Hochdeutsch „blecherne Hose“<br />

und wurde im kölschen Sprachgebrauch<br />

schnell als Synonym für den<br />

Gefängnisaufenthalt verwendet.<br />

Auch unter der späteren preußischen<br />

Herrschaft blieb die Strafanstalt<br />

als solche bestehen. Das<br />

ehemalige Klostergebäude war jedoch<br />

auf Dauer wenig als Gefängnis<br />

geeignet, da es sowohl räumlich,<br />

<strong>KölnerLeben</strong> Heft 3 | 20<br />

organisatorisch wie auch hygienisch<br />

nicht den Anforderungen des damaligen<br />

Strafvollzugs entsprach. 1838<br />

nahm die neu erbaute Strafanstalt<br />

Köln „am Klingelpütz“ ihren Betrieb<br />

auf und so wurde die Anstalt<br />

in der Schildergasse zwischen 1846<br />

und 1848 zum Frauengefängnis umgebaut.<br />

Die „Königliche Straf- und<br />

Besserungsanstalt für weibliche<br />

Gefangene“ war den Kölnern wohl<br />

eher als „Weiberanstalt“ bekannt<br />

und wurde von der Strafanstalt<br />

„am Klingelpütz“ verwaltet. Durch<br />

den stetigen Anstieg der Kölner<br />

Bevölkerung reichte die Haftkapazität<br />

beider Anstalten kaum aus.<br />

INFORMATIONEN<br />

Die „Bleche Botz“ musste dem<br />

Klingelpütz bis zu ihrer Aufgabe im<br />

Jahre 1904 immer wieder zur Entlastung<br />

dienen und auch männliche<br />

Häftlinge aufnehmen.<br />

Die als „rote Gräfin“ bekannte<br />

deutsche Sozialistin Sophie Gräfin<br />

von Hatzfeld (1805–1881) war<br />

die wohl berühmteste Insassin der<br />

Frauenhaftanstalt. Sie war die Lebensgefährtin<br />

des sozialistischen<br />

Politikers Ferdinand Lassalle (1825–<br />

1864) und auch selbst politisch sehr<br />

aktiv. Sie wurde im Zuge der Märzrevolution<br />

1848/49 am 20. Mai<br />

1849 verhaftet und saß für zwei<br />

Monate in der „Blechen Botz“.<br />

1904 wurde das Frauengefängnis aufgegeben und wenig später<br />

abgerissen. Der 1907 fertig gestellte Neubau des Polizeipräsidiums<br />

entstand an seiner Stelle. Dieser wurde beim letzten<br />

Bombenangriff auf Köln am 2. März 1945 zerstört.<br />

Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem<br />

KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.<br />

www.kuladig.de<br />

Text: Ute Schumacher/LVR

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