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FÜHRERSCHEIN AUF ARABISCH
Eine Folge der Migrationsbewegung im Jahr 2015: Immer mehr ausländische Fahrschüler
machen in Deutschland ihren Führerschein in ihrer Muttersprache. Wie das
bei uns auf dem Land aussieht, wollten wir von Fahrlehrern wissen.
Das gilt selbstverständlich für junge Menschen, die noch
keine Fahrerlaubnis im Herkunftsland erworben haben.
Aber es betrifft auch diejenigen, die in ihrer Heimat bereits
einen Führerschein hatten. Denn der gilt nur dann auch hierzulande,
wenn mit dem Herkunftsland ein „Anerkennungsabkommen“
besteht. Ist das nicht der Fall, müssen sie die theoretische
und die praktische Fahrprüfung hier vor Ort wiederholen. Weil
so viele Menschen aus arabischen Ländern
zu uns gekommen sind, wurde zudem die
Palette der Prüfungssprachen um Hocharabisch
erweitert auf jetzt zwölf. 15 Prozent
der theoretischen Führerscheinprüfungen
werden inzwischen in einer anderen Sprache
absolviert. Sieht es bei uns in der Eifel
ähnlich aus?
Bei Peter Sindermann, dem Inhaber der
gleichnamigen Fahrschule in Gillenfeld,
stammen sogar gut 25 Prozent der Fahrschüler
aus Rumänien oder aus arabischen
Ländern. Sie alle haben eines gemeinsam:
Sie sprechen sehr wenig Deutsch. Die theoretische
Prüfung können sie in ihrer Muttersprache
ablegen. Sobald es jedoch an
die Praxis geht, wird es schwierig, wenn die
Fahrschüler kaum Deutsch sprechen und
auch keine Englisch-Kenntnisse mitbringen:
„Dann geht viel mit Handzeichen. Und wenn sie die Situation
rein sprachlich nicht verstehen, muss ich sie vorher abfahren.
Und dann wiederholt der Schüler diese Strecke.“ Sofern Fahrschüler
Kinder haben, die gut Deutsch sprechen, nehmen diese
zuweilen auf dem Rücksitz Platz – als Dolmetscher. Außerdem
hat sich Sindermann schon manches Wort in Lautschrift notiert,
damit er die Anweisung in beiden Sprachen geben kann. Das
alles kostet jedoch sehr viel Zeit. Ob Fahrschüler aus anderen
Jeder vierte Schüler von Fahrlehrer Peter
Sindermann aus Gillenfeld absolviert die
theoretische Fahrprüfung nicht in deutscher
Sprache.
„Bei der praktischen Prüfung müssen die
Schüler genügend Deutsch sprechen. Deshalb
brauchen sie häufig deutlich mehr
Stunden“, sagt Fahrlehrer Nikolaus Mörsch
aus Daun.
Ländern mehr Fahrstunden benötigen? „Ja, auf jeden Fall. Das
ist teilweise die doppelte Anzahl im Vergleich zu deutschen
Schülern.“ Bei Nikolaus Mörsch, Inhaber der Fahrschule in
Daun, entspricht die Zahl der ausländischen Fahrschüler dem
Durchschnitt in Deutschland: 15 Prozent. Die Mehrzahl der
fremdsprachigen Fahrschüler komme aus einem arabischen
Land, aus Kasachstan oder der Türkei. Aber er hat auch bereits
Menschen aus Eritrea erklärt, was „rechts
vor links“ bedeutet. Diese beiden seien
besonders gefordert gewesen, weil es in
deren Muttersprache keine Prüfungsunterlagen
gibt. „Die eine hat die Theorie
in englischer Sprache gemacht, der junge
Mann hat Deutsch gelernt. Das war schon
bewundernswert“, so Mörsch.
Worauf er diese Fahrschüler besonders
vorbereitet? Auf die praktische Prüfung,
sagt Mörsch: „Die findet nämlich
ausschließlich in deutscher Sprache statt.
Der Prüfer gibt unterwegs Anweisungen,
die verstanden und umgesetzt werden
müssen. Und er fragt, wo sich was im Auto
befindet. Das muss der Prüfling beantworten
können.“ Wenn einer der Schüler
die deutsche Sprache nicht beherrsche,
brauche er deutlich mehr Fahrstunden.
Auch Mörsch nimmt gerne zusätzlich einen Freund oder Kollegen
des Schülers mit. Besonders gut geeignet seien diese dann,
wenn sie bereits hier einen Führerschein erworben haben.
Die praktischen Fahrstunden mit fremdsprachigen Kandidaten
seien zwar immer äußerst anstrengend. Dafür brächten sie ihm
aber auch große Dankbarkeit entgegen, so Mörsch: „Ich werde
immer wieder zum Kaffee eingeladen. Und eine Schülerin hat
mir sogar einen riesigen Kuchen gebacken.“
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