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E-GITARRE STATT BLOCKFLÖTE?

Wer sein Kind in die Musikschule schickt, muss es nicht mit Anfängerinstrumenten quälen.

Eltern sollen vielmehr darauf hören, was der Nachwuchs wirklich spielen will.

Früher, daran werden sich viele Erwachsene erinnern,

fing man klassisch mit der Blockflöte an. Der Verband

deutscher Musikschulen hat längst festgestellt, dass Klavier und

Gitarre in der Kindergunst ganz weit vorne liegen. Auch weiß

man, dass Kinder viel länger „dran“ bleiben, wenn sie selbst

entscheiden, welches Instrument sie spielen. So war es auch

bei Familie Marinova aus Daun. Tochter Polina (12) hatte in

der ersten Klasse eine Mitschülerin erlebt,

die schon Klavier spielen konnte: „Man

kann damit Gefühle ausdrücken und das

hat mich begeistert“, so Polina. Kurz darauf

ist sie auch gestartet und Stücke wie Chopins

„Minutenwalzer“ oder „Birdsong“ von

Wolfgang J. Fuchs gehören längst zu ihrem

Repertoire. Ihre jüngere Schwester Maia

(11) hat eines Tages, als sie mit der Mutter

auf dem Weg in den Kindergarten war,

mit beiden Händen „Geige in der Luft“

gespielt. Sie hatte zuvor am Tag der Offenen

Tür der Musikschule das Instrument

entdeckt. „Ich habe damit angefangen und

mir hat das Instrument sehr gefallen.“

Jetzt treten die beiden längst in der Region

auf. Sie haben „Die vier Jahreszeiten“

von Hermann Schröder auf der Tagung

der Hermann Schröder Gesellschaft in

Bernkastel gespielt. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ in

Trier haben sie vor zwei Jahren den 1. Platz belegt. In Daun

sind sie zu Weihnachtskonzerten oder an den Tagen der offenen

Tür der Musikschule sowohl als Solistinnen als auch im

Duett zu hören. Auch Michael Frangen, Leiter der Musikschule

Landkreis Vulkaneifel e.V., ist dafür, dass das Kind sich sein

Instrument selbst aussucht. „Das Alter und die Größe sind

Maia (links) und Polina Marinova sind

gleich von Anfang an mit ihrem Wunsch-

Instrument in die Welt der Musik gestartet.

„Kinder sind beim Musizieren auf Anerkennung

angewiesen“, sagt Michael

Frangen, Leiter der Musikschule Landkreis

Vulkaneifel.

© Dominik Scheid

nicht entscheidend, denn Hersteller haben auch Sondergrößen

für Kinderhände im Angebot“, sagt er. Damit der Nachwuchs

eine Entscheidungshilfe hat, bietet seine Musikschule alljährlich

den Tag der Offenen Tür oder Schnupperstunden an. „Im

Prinzip weiß ein Kind von Anfang an, was es ungefähr lernen

möchte. Das lässt sich dann noch einmal überprüfen in einer

Schnupperstunde“, sagt Frangen. Wenn die Musikpädagogen

feststellen, dass die Kinder mit dem

Wunsch-Instrument „eine Einheit“ bilden,

passe es auch. Den größten Einfluss auf

die Entscheidung haben wohl Familienmitglieder,

deren Instrument sie von frühester

Kindheit an hören.

Es sei zwar ein Glück, wenn ein Kind

in eine musisch gebildete Familie

geboren werde, aber auch das sei kein

Muss: „Unsere Gesellschaft bietet sehr

viele Möglichkeiten einzusteigen. Dazu

gehören die musikalische Früherziehung

in den Kindertagesstätten, die Musik-AG

oder Bläserklasse in der Schule und die

Musikvereine“, sagt Frangen.

Vater Vasil Marinov gibt sogar lachend zu,

er und seine Frau könnten „nicht einmal

richtig singen“. Dennoch helfen sie ihren

Töchtern an entscheidender Stelle: Mutter

Diana begleitet sie zu jeder Übungsstunde und merkt sich,

worauf es ankommt. Und vor allem: die Eltern applaudieren,

wenn die Kinder üben. Diese Bestätigung sei wichtig, sagt Michael

Frangen: „Grundfalsch wäre es, den Sprössling in einen

Kellerraum zu schicken, damit er dort Schlagzeug übt, wo er

nicht weiter stört.“ Kinder seien auf Anerkennung angewiesen.

Sie sollten mitsamt Instrument immer im Mittelpunkt stehen.

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