Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EINE ART VON DOPPELZÜNGIGKEIT?
Freitags wegen des Klimawandels auf die Straße, aber online einkaufen – passt das wirklich
zusammen? Wir wollten wissen, was Forscher zur CO 2
-Bilanz des Onlinehandels
sagen und haben uns bei Einzelhändlern sowie Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums
umgehört. Spannend!
Im Jahr 2018 wurden 3,5 Milliarden Pakete an Besteller in Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) aus Auderath,
Deutschland ausgeliefert. Das sind zwölf Millionen Stück erhält nach eigener Auskunft zwischen fünf und zehn Pakete
pro Tag. Auf jeden Deutschen – vom Säugling bis zum Greis
– entfallen damit pro Jahr im Schnitt fast 44 Stück, oder 3,65
Pakete jeden Monat. Jüngst hat das Öko-Institut berechnet,
dass es 660 Gramm CO 2
verursacht,
bis ein Paar Schuhe aus dem Onlinehandel
eintrifft. Dabei handelt es
sich um ein vergleichsweise kleines
Paket. Wird es zurückgeschickt,
steigt der Wert auf das Doppelte. Bei
Schuhen sollen laut dieser Forscher
70 Prozent der Pakete zurückkommen,
bei Kleidung 50 Prozent.
pro Monat. „Die Noten für mein Hobby Musik bestelle
ich online und erhalte sie in größeren Briefumschlägen.
Und Klamotten kaufe ich häufig auch online ein, weil die
Auswahl einfach größer ist.“ Bücher
jedoch ordere er immer beim
lokalen Buchhändler. Je nach Lust
und Laune macht er auch mal einen
Einkaufsbummel vor Ort und kauft
auch dort Kleidung, die ihm gefällt.
Ob er sich Sorgen macht wegen der
CO 2
-Bilanz seines Einkaufsverhaltens?
„Also ich denke, dass es sauberer
Ricardo Reinerz aus Auderath hält nichts von Schulstreiks
und möchte auf das Onlineshoppen nicht
Im Durchschnitt aller Waren reist
ist, wenn man vor Ort einkauft.
immer noch jedes sechste Paket zum
Anbieter zurück. Laut der Universität
Bamberg belasteten alleine die
Retouren das Klima so wie „täglich
2.200 Autofahrten von Hamburg
nach Moskau“. Nicht einberechnet
wurde vom Öko-Institut, wie häufig
der Paketbote anfahren muss, oder
was noch hinzukommt, wenn der
verzichten.
Aber verzichten möchte ich auf das
vielseitige Online-Angebot nicht.
Ich möchte da flexibel sein können.“
Immerhin schickt er selten ein Paket
zurück und sieht auch bei manchem
Online-Anbieter Optimierungsbedarf:
„Man könnte intelligentere Verpackungen
nehmen. Und häufig kommt
eine Bestellung in diversen Paketen
Kunde mit dem Auto zur Abholstation
fahren muss. Allein die Kartons,
die im Modeversandhandel im Mittel ein Gewicht von rund
einem halben Kilo haben dürften, führen zusätzlich zu
Treibhausgasemissionen von je 350 Gramm.
Ricardo Reinerz bekommt deutlich mehr Pakete als der
Durchschnitts-Deutsche: Der 19-Jährige Schüler des Dauner
„Ich versuche die regionalen Angebote zu nutzen“,
sagt Tim Neumann aus Daun.
an“, sagt Ricardo. Er hat im vergangenen
Jahr eine Fridays-For-Future-Demonstration
in Daun gemeinsam mit anderen der Schülervertretung
am GSG organisiert. Aber: „Mir ist es wichtiger, dass
ich auch freitags von meinem Bildungsangebot Gebrauch
machen kann. Später können wir in der Forschung vielleicht
viel mehr bewegen.“ Tim Neumann (19) aus Daun hat
27