möbel kultur 06/20
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Qualität mehr gefragt<br />
Olaf Cordes, Geschäftsführer<br />
der Berndes Küche GmbH<br />
„Die Corona-Krise verstärkt Trends und beschleunigt Entwicklungen,<br />
die sich schon vorher abgezeichnet haben. Das<br />
Bewusstsein der Verbraucher für langlebige Qualitätsprodukte<br />
steigt. Dazu passt der Trend, den lokalen Handel zu unterstützen.<br />
Zwei wichtige Entwicklungen, die sich mit der Philosophie von Berndes decken:<br />
Wir haben ein Herz für den Handel und in der Krise die Aktion ,b.local‘ ins Leben<br />
gerufen, mit der wir kleine Geschäfte fördern. Diese Initiative ist sehr gut vom Markt<br />
angenommen worden. Produktseitig haben wir schon vor der Krise konsequent auf<br />
umweltschonende Konzepte gesetzt. Unsere jüngste Neuheit, die Kochgeschirrserie<br />
,Alu Recycled Induction‘ besteht zu 100 Prozent aus recycelten Dosen. Die<br />
überwältigend positive Resonanz darauf zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen<br />
haben, und damit fühlen wir uns nach wie vor gut aufgestellt. Generell<br />
hat das Thema Homecooking während des Lockdowns an Fahrt aufgenommen und<br />
beim Kochgeschirr hat sich die Nachfrage entsprechend positiv entwickelt. Besonders<br />
in den asiatischen Märkten wurde Kochgeschirr während des Lockdowns<br />
stark nachgefragt; online konnten dort sehr gute Umsätze realisiert werden.“<br />
Digitalisierung optimiert<br />
Jan Philippi, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter Philippi<br />
Philippi hat die Lockdown-Phase gut genutzt, um die<br />
Digitalisierung voranzutreiben; trotz Messeausfällen und<br />
Kontaktsperren wurde eine komplette neue Kollektion<br />
vorgestellt und zudem eine wichtige Personalentscheidung<br />
getroffen: Das Sales-Team verstärkt Neuzugang Lennard<br />
Hofmann (u.), ein junger Wirtschaftsabsolvent mit<br />
internationalem Background und ausgewiesener<br />
Online-Expertise.<br />
„Die zurückliegenden Wochen haben gezeigt, wie wichtig<br />
ein eigener, gut funktionierender Onlineshop für eine<br />
Marke ist. Dieser wurde nun SEO-optimiert; zudem wurden<br />
Kaufprozesse analysiert und verbessert. Dadurch konnten Umsatzeinbrüche<br />
gut abgefangen werden. Messeauftritte zählten in der<br />
Vergangenheit für Philippi zu wichtigen Eckpunkten der Vertriebsstrategie.<br />
Für die Zukunft plant das Unternehmen mehr Präsentationen per<br />
Video. So können Handelspartner aus aller Welt die Neuheiten künftig<br />
auch unabhängig von großen Veranstaltungen entdecken.“<br />
Nachhaltige Trends<br />
Donata Apelt-Ihling, Alfred Apelt GmbH<br />
„Gleich zu Beginn der Krise haben wir uns schnell, flexibel<br />
und mit großem Engagement dem wichtigen Thema Schutzkleidung<br />
gestellt und gemeinsam mit unserem Team alle<br />
Schritte erfolgreich in die Wege geleitet, um lebenswichtige<br />
Schutzkleidung, wie beispielsweise Mund-Nasen-Masken in<br />
Produktion zu bringen.<br />
Generell setzen wir als familiengeführtes, deutsches Unternehmen<br />
seit langem auf Qualität und Nachhaltigkeit. Werte, die erfreulicherweise im<br />
Zuge der Krise stärker in den Fokus der Verbraucher gerückt sind.<br />
Rechtzeitig vor dem Lockdown haben wir unsere Kollektion und die dazugehörige<br />
Broschüre für die Saison Herbst/Winter <strong>20</strong><strong>20</strong> fertiggestellt. Darin zeigen<br />
wir unsere ganze Kompetenz und was Textilien können: Schöne Stoffe, Läufer,<br />
Tischwäsche, eine große Anzahl von Kissen und hochwertige Bettwäsche, die<br />
alle dazu beitragen, ein gemütliches, schönes Zuhause zu schaffen. Danach<br />
sehnen sich viele jetzt ganz besonders!<br />
Unseren Handelspartnern geben wir wieder eine hochwertige und gut<br />
verkäufliche Kollektion an die Hand. Wir sind positiv gestimmt, dass wir mit<br />
unserem trendgerechten Sortiment und dem gemeinsamen Ziel, die Bedürfnisse<br />
der Konsumenten treffen, für eine Wiederbelebung des Konsums sorgen können<br />
und sich die Umsätze in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren werden.“<br />
Wechselbad<br />
der Gefühle<br />
Lars Adler, Vorstandsvorsitzender<br />
EVL und Geschäftsführer<br />
Hoff-Interieur<br />
Lars Adler hat als Vorstandsvorsitzender des Europäischen Verband<br />
Lifestyle (EVL) dafür gekämpft, dass Fachmessen anders kategorisiert<br />
werden als Großveranstaltungen. Die Politik hat das verstanden,<br />
womit erfreulicherweise seit dem 6. Mai wieder Bewegung in das<br />
Messe-Thema gekommen ist. Dennoch machen sich die Unternehmen<br />
der Konsumgüterbranche Gedanken über einen Plan B.<br />
LifeStyle: Herr Adler, bitte geben Sie uns ein Update. Wie sieht es<br />
aktuell in China und Indien aus?<br />
Lars Adler: Die Chinesen geben Gas, um wieder die volle Produktionskapazität<br />
sicherzustellen. Es gab nur minimale Verzögerungen bei<br />
einigen Lieferanten die in besonders betroffenen Gebieten liegen. Auch<br />
die Zahlen belegen das: Die chinesische Exportstatistik lag im April mit<br />
+5,3 Prozent bereits wieder über dem Vorjahres-Monat. Schlimmer<br />
sieht es in Indien aus, wo der mehrmals verlängerte landesweite Lockdown<br />
die Lieferanten wirklich lähmt. Hier wird es für alle Seiten zu<br />
schmerzhaften Verzögerungen von Produktion und Lieferung kommen.<br />
LifeStyle: Was hören Sie von Ihren Lieferanten?<br />
Lars Adler: Noch mehr als die teilweisen Lockdowns machen den<br />
Lieferanten die Absagen der Messen in Kanton und Delhi zu schaffen.<br />
Denn das sind unbestritten die Hauptplattform für deren Geschäft.<br />
Wir erhalten deshalb eine unglaubliche Flut an Online-Katalogen, bebilderten<br />
Angeboten sowie Zugänge zu virtuellen Online-Showrooms<br />
etc. Es ist eine neue Herausforderung die Kollektionen nun „online“<br />
zusammenzustellen und unsere Designvorgaben per Photoshop zu<br />
übermitteln anstatt im persönlichen Gespräch. Es klappt aber erstaunlich<br />
gut und wir haben eine tolle neue Kollektion am Start. Mittlerweile<br />
wird schon diskutiert, ob denn die Messesaison im Oktober dort<br />
überhaupt stattfinden wird.<br />
LifeStyle: Wie sieht es mit den Messen in Deutschland und Europa<br />
aus?<br />
Lars Adler: Da machen wir alle seit März ein Wechselbad der Gefühle<br />
durch. Im Februar, als man noch über den Besucherrückgang auf der<br />
Ambiente geklagt hat, konnte sich niemand vorstellen, dass wir um die<br />
Sommer- und Herbstmessen fürchten müssen. In Deutschland sehen<br />
wir mittlerweile etwas Licht am Ende des Tunnels, seit Messen von<br />
dem pauschalen Großveranstaltungsverbot abgetrennt wurden. Dies<br />
hatten EVL, AUMA und Veranstalter gegenüber der Politik gefordert. Es<br />
bestehen nun Chancen im August/September auf eine späte Tendence<br />
in Frankfurt, eine Nordstil in Hamburg, eine Trendset in München,<br />
eine Cadeaux in Leipzig sowie die Spoga in Köln. Hoffentlich werden<br />
die Reisebeschränkungen bis dahin auch aufgehoben. Was die anderen<br />
Messen in Paris (Maison&Objet), Mailand (HOMI) und Madrid<br />
(Intergift) angeht, werden die Veranstalter wohl bis spätestens Mitte<br />
Juni entscheiden.<br />
LifeStyle: Was passiert, wenn es keine Messen gibt?<br />
Lars Adler: Das wäre sehr schmerzhaft für alle Beteiligten, da es<br />
wenig ähnliche effiziente Alternativen gibt. Trotzdem bereiten sich<br />
viele meiner EVL-Kollegen auf diesen Worst-Case vor und laden die<br />
Kunden in ihre Showrooms ein. Auch wir öffnen unseren neuen<br />
Hoff-Showroom von Juni bis Ende August an sieben Tagen die Woche<br />
für Order und Cash & Carry. Sollte es am Ende keine Messen geben,<br />
dann öffnen wir auch darüber hinaus.<br />
SASCHA TAPKEN<br />
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