Julius Grünewald G - Zeit Kunstverlag
Julius Grünewald G - Zeit Kunstverlag
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Künstler<br />
KritiscHes lexiKon<br />
der gegenwArtsKunst<br />
AusgAbe 89 | Heft 4 | 1. QuArtAl 2010 B 26079<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
Hans-Joachim Müller
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
Ich male, was mir nahe liegt (...) Am Anfang ist<br />
das Motiv und die Lust am Malen. Das Motiv steht<br />
fest, ansonsten darf alles passieren (...) Im besten<br />
Fall fängt das Bild an zu denken. Wir stehen davor<br />
und wissen nicht was ...«<br />
1
Von der Kopfform der Bilder<br />
Hans-Joachim Müller<br />
Er hat Ritterrüstungen gemalt und Wildschweine.<br />
Er hat eine Standuhr gemalt und ein Nashorn. Rot<br />
gedeckte Tische und grün gedeckte Tische. Wohnzimmer<br />
und Esszimmer. Brennende Kerzen und eine Frau<br />
beim Kartoffelschälen. Man hätte vor der Begegnung<br />
mit dem Werk des <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> nicht gedacht,<br />
dass zeitgenössische Malerei noch einmal eine Frau<br />
beim Kartoffelschälen auftreten lassen würde. Man<br />
hätte schon gar nicht gedacht, dass zeitgenössische<br />
Malerei so sehr an ihren Gegenständen haften könnte,<br />
dass sie sich ausnehmen wie ohne Belang. Unerheblich.<br />
Als sei der eigentliche Inhalt der Gegenstände<br />
eine gänzliche Unzuständigkeit für die Gegenstände.<br />
Das Werk ist einzigartig, seine Wirkung stark. Vor dem<br />
surreal grundierten Hintergrund der gegenständlich<br />
figürlichen Malerei dieser Jahre nehmen sich <strong>Grünewald</strong>s<br />
Motive seltsam einzelgängerisch, bezugslos, wie<br />
schiere Aktualitätsverweigerung aus. Was mögen sie<br />
meinen, gar bedeuten, die schweren Vitrinenschränke,<br />
Kommoden, Anrichten, Polstergarnituren, Kronleuchter<br />
und Rundtische mit ihren gedrechselten Säulen<br />
und den Voluten an den ausladenden Füßen? Der großzügigen,<br />
die Details virtuos überspielenden Malerei<br />
ist nicht anzumerken, ob das wuchtige Bürgerbarock<br />
gefeiert oder dekonstruiert wird. Nichts deutet auf<br />
Zustimmung, nichts auf Spott. Ist das alles womöglich<br />
nur Vorwand? Stimulus, an dem der Maler wieder<br />
und wieder diese seine großzügige, die Details virtuos<br />
überspielende Malerei erprobt?<br />
Wechsel<br />
Andererseits kann der stupende Eindruck, den <strong>Grünewald</strong>s<br />
Bilder machen, nicht allein den Malmitteln<br />
geschuldet sein. Es ist ja nicht zuletzt die Insistenz, mit<br />
der der Maler seine Malgegenstände vorführt, die so<br />
irritiert und fasziniert in einem. Und es sind die jähen<br />
Registerwechsel, die die Irritation und die Faszination<br />
bestärken. Gerade noch hielt man sich in den überladenen<br />
guten Stuben auf. Und schon ist man draußen in<br />
der Rebenlandschaft, wo der geschwungene Weg zum<br />
Weinbergturm führt, den <strong>Grünewald</strong>s Vater gebaut hat.<br />
Und dann wieder steht man vor Ohren, Händen und<br />
lauter linken und rechten Füßen und weiß nicht recht,<br />
was da für Trophäen oder Indizien in der pathologischen<br />
Kühle der Extremitäten-Galerie verwahrt werden.<br />
2<br />
Das Werk öffnet sich ein Stück weit, wenn man es von<br />
diesen neueren Körper- und Körperteilbildern (Abb.<br />
10–19) her betritt. 1 Die kunstgeschichtlichen Referenzen<br />
erscheinen offensichtlich. Menzels berühmte<br />
„Atelierwand“ fällt einem ein, behangen mit Köpfen,<br />
Händen, Torsi und Bruststücken aus Gips. 2 Auch er hat<br />
mehrfach seine rechte Hand 3 und seinen rechten Fuß 4<br />
gemalt, aber es gibt Unterschiede. Bei Menzel muten<br />
Hände und Füße wie Ausschnittvergrößerungen des<br />
eigenen Körpers an. Menzel mikroskopiert, holt näher<br />
heran, was von Armen und Beinen auf Abstand gehalten<br />
wird. <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> schneidet ab, amputiert.<br />
Seine Füße (Abb. 11–15) haben keine Körperverbindung,<br />
keine Körperanbindung mehr. So wenig wie die<br />
ineinander verschränkten Hände (Abb. 10). So wenig<br />
wie das Ohr (Abb. 16), das im samtigen Schwarzgrund<br />
des Bildes liegt, als sei es nach der Resektion wie ein<br />
toter Schmetterling im Kasten aufgespannt worden.<br />
Das ist das eigentlich Befremdliche: die Herkunftslosigkeit<br />
und Isolation der Gliedmaßen. Das Ohr da<br />
oben, die Hände da vorn, die Füße da unten, sie kommen<br />
dem forschenden Malblick wie ferne Gegenstände<br />
vor. Und das hat weniger damit zu tun, dass sie <strong>Grünewald</strong><br />
nach Fotografien malt, die er meist mit dem<br />
Selbstauslöser aufnimmt. Der Schock rührt viel eher<br />
aus jener Erfahrung der Subjektauflösung, die Jean<br />
Paul in seinem Roman „Titan“ beschreibt: „Alles kann<br />
ich leiden, (sagte Schoppe) nur nicht den Mich, den<br />
reinen, intellektuellen Mich, den Gott der Götter – Wie<br />
oft hab‘ ich nicht schon meinen Namen verändert wie<br />
mein Namens- und Taten-Vetter Scioppins oder Schoppe<br />
und wurde jährlich ein anderer, aber noch setzt mir<br />
der reine Ich merkbar nach. Man sieht das am besten<br />
auf Reisen, wenn man seine Beine anschauet und<br />
sie schreiten sieht und hört und dann fragt: wer marschiert<br />
doch da unten so mit?“ 5<br />
Das ist <strong>Grünewald</strong>s Frage, die er nicht stellt, die er<br />
malt: Wer marschiert doch da unten so mit? Es ist die<br />
Frage nach der Desintegration des Bewusstseins, die<br />
sich umso dringlicher, umso schärfer stellt, je geordneter,<br />
aufgeräumter, unberührbarer das Leben anmutet,<br />
das der Maler auf seinen Interieur-Bildern zu entwerfen<br />
scheint. Gerade von Händen, Ohr und Füßen<br />
aus bestärkt sich der Verdacht, dass es möglicherweise<br />
auch den schweren Vitrinenschränken, Kom-
moden, Anrichten, Polstergarnituren, Kronleuchtern<br />
und Rundtischen auf gedrechselten Säulen an Halt und<br />
Zusammenhalt gebrechen könnte.<br />
Bilder ohne Kontext? Tatsächlich scheint aller Zusammenhang<br />
wie zerrissen. Abgetrennt vom Körper die<br />
Füße, entfernt vom Kopf das Ohr, isoliert vom guten<br />
Service die Teekanne, ohne erste und ohne letzte<br />
Stufe die Treppe in den Keller (Abb. 5). Der Frankfurter<br />
Schrank (Abb. 1), der in die Stube gehört und dort<br />
seinen unverrückbaren Platz hat, steht im Bild wie ein<br />
Ausstellungsstück auf einer Antiquitätenmesse. Und<br />
ein Laib Brot liegt nicht schnitttüchtig auf dem Brett,<br />
sondern taucht aus dem schwarzen Bild-All auf wie<br />
ein Asteroid.<br />
Abrisse<br />
Es gibt in diesem Werk kein Panorama,<br />
kein bemessenes Bild<br />
der Welt. Alles ist Ausschnitt,<br />
Abschnitt, Abriss. Auch der Blick<br />
in die scheinbar intakten Zimmer der Kindheit sind nur<br />
Schnellblicke. Hastblicke, nicht Rastblicke. Es ist nicht<br />
so, dass der Maler genüsslich verweilte in seinen Interieurs.<br />
Es ist auch nicht so, dass die behäbige Opulenz<br />
der Einrichtung, die Emblematik familiärer Wohlordnung<br />
noch einmal emphatisch aufgerufen würde. Aus<br />
dem grünen Biedermeier-Sofa, dem Rundtisch mit<br />
roter Decke, aus Vitrinenschrank, Blumentöpfen und<br />
oval gerahmter Ahnengalerie an der Wand wird kein<br />
bürgerliches Idyll. Idylle wäre natürliche oder künstliche<br />
Gefügtheit, Harmonie, Angepasstheit und Ausgeglichenheit,<br />
das Aufgehen der Teile im Ganzen. <strong>Julius</strong><br />
<strong>Grünewald</strong> fällt kein Ganzes mehr ein. Als habe einer<br />
hastig den Zettel vom Block gerissen, so wirkt die Faktur<br />
seiner Bilder immer. Die Gegenstände blitzen auf<br />
in ihm, stellen sich jählings ein, halten ihn besetzt,<br />
treiben ihn um, dass er wieder und wieder malerisch<br />
auf sie losstürmen muss.<br />
Man könnte versucht sein, im Brio, mit dem der Maler<br />
seine Interieurs und Interieur-Teile aus der mal dünn,<br />
mal pastos aufgetragenen Farbe entstehen lässt,<br />
eine Methode der Abstandswahrung zu vermuten. So<br />
als wollte er sich im ungestümen Gestus gegen die<br />
Dinge wehren, die ihn nicht loslassen. Aber es wäre<br />
die falsche Spur. So wenig der Maler die wundersam<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
unberührte Ohrenbackensessel-Seligkeit zelebriert, so<br />
wenig distanziert er sich von ihr. Nichts falscher, als in<br />
<strong>Grünewald</strong>s unendlicher „Reise durch mein Zimmer“ 6<br />
eine Art Selbsttherapie zu vermuten. Dass es unsereinem<br />
etwas ungemütlich werden kann, wenn die Teppichmuster<br />
wie Blutfäden auf dem Boden zucken und<br />
man mit gelindem Schrecken an die Prä-Ikea-Epoche<br />
denkt, als Tanten und Onkel zum Geburtstag eingeladen<br />
hatten, ist etwas ganz anderes. Vielleicht teilt der<br />
Maler unsere Phobien, wer weiß. Aber daß er von ihnen<br />
handelte, liesse sich nicht sagen. Wenn ein Fotograf<br />
wie der Düsseldorfer Thomas Ruff sich mit der Kamera<br />
bei sich zu Hause umsieht, im Elternhaus und bei<br />
Es ist nicht zuletzt die Insistenz, mit der der Maler<br />
seine Malgegenstände vorführt, die so irritiert und<br />
fasziniert in einem.«<br />
Nachbarn, wo die Nachkriegsmoderne nierenförmige<br />
und tütenlampige Designspuren hinterlassen hat, die<br />
in den frühen achtziger Jahren anmuteten, als sei das<br />
Leben gerade dabei, sich ins Museum zu verabschieden,<br />
dann ist seiner Dokumentation unübersehbar<br />
auch ein ironischer Kommentar eingeschrieben. Die<br />
Bilder von <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> geben sich gänzlich uninteressiert<br />
an Kritik, unzuständig für Opposition, Besserwissen,<br />
Ironie.<br />
Kopfalbum<br />
Komisch ist es schon, wenn einer wieder und wieder<br />
Wildschweine en face gemalt hat, dass es aussah,<br />
als wollte er mit Bache und Keiler den Würdebestand<br />
einer hochherrschaftlichen Porträtgalerie testen. Aber<br />
die Komik war nicht Intention. Es gibt überhaupt keine<br />
Zeige-Absicht in diesem Werk. Kein Bild, das irgendein<br />
– wie auch immer geartetes – Verhältnis zu seinen<br />
Gegenständen verriete. Es war einfach so. Damals.<br />
Zu Hause. Bache und Keiler gehörten zum Jagdhaushalt<br />
des Vaters. Was soll man dafür, was kann man<br />
dagegen sagen? Sie lagen eine Kindheit, eine Jugend<br />
lang auf der Strecke und sind von dort geradewegs<br />
ins Kopf-album geraten. Wie, weiß kein Mensch. Kein<br />
Mensch weiß, wie Kopfalben entstehen. Aber der Maler<br />
3
5 Kellertreppe, 2007<br />
Öl auf Leinwand<br />
70 x 50 cm<br />
Privatsammlung, Saarbrücken<br />
weiß, dass seine Malerei heftige Begegnung mit Kopfbildern<br />
ist, die er nicht anders als unter Aufbietung<br />
beträchtlicher Verve von den inwendigen Seiten lösen,<br />
von ihren Klebestellen trennen kann.<br />
Es gibt Bilder, die überaus konzentriert erscheinen,<br />
ihre Energien versammelnd, auf denen die Farbe sich<br />
reliefartig schichtet, Hügel, Kra-<br />
ter, Schrunden bildet, zuweilen<br />
wie ausgeworfen wirkt, eruptiv<br />
hervorgequollen aus dem<br />
unbekannten Bildinneren und<br />
sogleich erstarrt wie Lava. Und<br />
es gibt andere Bilder, auf denen die Farbe dünn fließt,<br />
fahrig, weit ausholend, an Gestik ungleich mehr als an<br />
Form interessiert, dass es aussieht wie verweht. Nie<br />
entstehen die Gegenstände von ihren Silhouetten aus.<br />
Nie werden sie an scharfen Profillinien aus der Welt<br />
geschnitten. Immer tauchen sie aus dem Farbfluidum<br />
wie Schemen auf, wobei die Farben als hauchdünne,<br />
durchsichtige Vorhänge voreinander und übereinander<br />
wehen. Alles fehlt, was Definition sein, was die Gegenstände<br />
festlegen könnte. Nie sind sie sicher vor ihrem<br />
Wiederverschwinden im Ungestüm der malerischen<br />
Aktion.<br />
Es muss wahrhaft heftig zugehen im Atelier. Die alten<br />
Teppiche, die <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> ausgelegt hat, um den<br />
Boden des neuen großen Malraums ein wenig zu schonen,<br />
verraten zugleich, dass hier der Raum im Ganzen<br />
genutzt wird und Malen nicht einfach gesittetes Zwiegespräch<br />
mit dem Bild auf der Staffelei bedeutet. Auf<br />
dem Boden liegen große Leinwände, um die der Maler<br />
wie dereinst Pollock beim Drip painting ein, zwei Nächte<br />
lang herumgeschlichen und herumgeturnt ist. Was<br />
farbfeucht vor ihm liegt, beschreibt er noch immer als<br />
gegenständliche Malerei. Für ihn sind es Gegenstände,<br />
weil Gegenstände bei ihm malnotwendig mit dem<br />
kolossalen Erlebnis ihrer Farbherkunft einhergehen.<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
Aber wer nur noch Spuren einer aufgelösten Malaktion<br />
sieht, hat wohl auch recht. Auf einer Leinwand könnten<br />
es zwei Figuren sein, die sich am Tisch gegenübersitzen.<br />
Er wisse auch nicht warum, sagt <strong>Grünewald</strong>, die<br />
eine der beiden erinnere ihn an seinen Bruder. 7 Wenig<br />
später ist solche Erinnerung wie vergessen. Und der<br />
Maler läuft über die Leinwand, tappt achtlos auf dem<br />
Bruder herum, der es schon aushalten müsse, dass<br />
sich in seine molluske Formlosigkeit ein paar Schuhsohlen<br />
eingedrückt haben.<br />
Aktion<br />
Es ist unzureichend, viel zu schwach, wenn man sagt,<br />
dass er ihm halt wichtig sei, dieser intime, unverratene<br />
Es gibt in diesem Werk kein Panorama, kein bemessenes<br />
Bild der Welt. Alles ist Ausschnitt, Abschnitt,<br />
Abriss. «<br />
Prozess, in dem die Bilder Bilder werden. Der intime,<br />
unverratene Prozess ist unerlässlich, unausweichlich.<br />
Es gibt für diese Bilder neben dem geistig mentalen,<br />
neben dem reflexiven immer auch einen körperhaften<br />
Existenzgrund. Das „Atelier“ ist ja von alters her der<br />
Ort, wo die geheimnisvollen Weisen ästhetischer<br />
Produktion sich in die Mythen der kunstbestimmten<br />
Lebensentwürfe verweben. In diesem Sinne erscheint<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong>s Werk noch einmal als genuine Atelierkunst,<br />
bei der die malerische Recherche und die<br />
malerische Erfahrung in eins fallen. Was da genau im<br />
Encounter des Ateliers geschieht, bei der Selbstbegegnung<br />
in der Abgeschiedenheit, das wird von den<br />
Bildern, wenn sie erst einmal freigelassen sind, nie<br />
verraten. Aber es gehört zu ihrer Vorgeschichte, und<br />
noch an der Wand in der Galerie oder im Museum ist<br />
ihnen ihre magmatische Genese anzumerken. Wirklich<br />
trocken wirkt die Farbe nie, wirklich beruhigt lässt sich<br />
die Textur nie an. Dass der Maler noch einmal angriffe,<br />
sich an den Bildern vergriffe, es ist nicht auszuschließen.<br />
Immer ist zwischen Maler und Bild Kampfzone, und<br />
ihre Reichweite über das Atelier hinaus gibt den Bildern<br />
eine Ereignishaftigkeit, die auf die Gegenstände<br />
regelrecht brandet. Man stünde vor den körperlosen<br />
5
Händen (Abb. 10) ja nicht so eigentümlich betroffen,<br />
wenn es sich denn bloß um zehn nach dem Reissverschlusssystem<br />
verschränkte Finger handelte. Es ist in<br />
der banalen Geste eine seltsame Kraft bewahrt. Wie<br />
soll man sie beschreiben? Es ist etwas, das nicht Ausdruck,<br />
nicht Zeichen ist. Man käme nicht auf die Idee,<br />
das Bild der körperlosen Hände nach offener oder versteckter<br />
Bedeutung abzusuchen. Man verlangt von ihm<br />
keine Rechenschaft, keinen Aufschluss, kein Outing.<br />
„Kraft“ meint: Es ist etwas unmittelbar da, unmittelbar<br />
gegeben – überschüssig sichtbar. <strong>Grünewald</strong>s Bilder<br />
leben im Grunde alle von diesem Überschuss, der sie<br />
gleichsam imprägniert gegen den Zugriff von Semantik<br />
oder Hermeneutik. Es wird aus dem verschwenderischen<br />
Ereignis Bild keine Botschaft, und es gibt<br />
keinen Sinnzusammenhang, zu dem sich das Werk<br />
wie Illustration verhielte. Dass dies mit gegenständ-<br />
lich figürlicher Malerei überhaupt möglich ist, dass es<br />
einen Status des gegenständlich figürlichen Bildes vor<br />
seiner Indienstnahme durch Erzählung und Geschichte<br />
gibt, erscheint in hohem Maße erstaunlich und macht<br />
dieses Werk einzigartig innerhalb der jüngeren zeitgenössischen<br />
Malerei.<br />
Zumindest seit den achtziger Jahren hat sich zeitgenössische<br />
Malerei doch immer wieder auf eine konzeptuelle<br />
Position zurückgezogen, hat ihre Gegenstände<br />
allenfalls als Vorwürfe oder Anlässe für mediale<br />
Untersuchungen zugelassen. Das intelligente Bild wäre<br />
eines, das in ununterbrochenem Selbstgespräch über<br />
seine eigenen Bedingungen und Möglichkeiten stünde.<br />
Und wenn bei solcher Selbstbilanz auch keine<br />
neuen Ergebnisse mehr zu erzielen wären, so hätte<br />
eben schon der bildkritische Ansatz als Ausweis gerade<br />
noch möglicher Malerei zu gelten. Man muss bei<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> aufpassen, dass man das Werk nicht<br />
allzu schnell dem konzeptuell orientierten Mainstream<br />
zuschlägt. So richtig es ist, dass sich seine Realitätsausrisse<br />
nicht mehr zu einem Weltbild zusammenlegen<br />
lassen, und so richtig es ist, dass sich diese<br />
6<br />
Alles fehlt, was die Gegenstände festlegen könnte. Nie<br />
sind sie sicher vor ihrem Wiederverschwinden im Ungestüm<br />
der malerischen Aktion.«<br />
Malerei einem auf Gegenstandskenntnis und Gegenstandserkenntnis<br />
konditionierten Sehen entzieht, so<br />
richtig ist aber auch, dass es auf seinen Gegenständen<br />
beharrt – und mit seinen Gegenständen nicht einfach<br />
auf einer Option unter anderen. Anders als zum Beispiel<br />
Gerhard Richter wählt <strong>Grünewald</strong> nicht mal das<br />
Register „gegenständlich“, mal das Register „ungegenständlich“.<br />
Ein Interieur könnte nicht genauso gut<br />
eine abstrakte Komposition sein. Und wenn einer ein<br />
Interieur malt, dann mag er implizit schon auch die<br />
Malerei malen 8 , aber vor allem anderen malt er eben<br />
dies, ein Interieur.<br />
Zwang<br />
Dazu ist auch kein Widerspruch, wenn man festhält,<br />
dass die Wahl der Gegenstände so ganz freiwillig nicht<br />
geschieht. Es gibt etwas Zwanghaftes, einen obsessiven<br />
Kern in diesem<br />
Werk, den auch keine<br />
Strategie wirklich aufbricht.<br />
Die medial reflexive<br />
nicht und die biografisch<br />
ausdeutende schon<br />
gar nicht. Mit Psychologie sollte man dem Werk ohnehin<br />
nicht kommen. Wenn sich die Familie an Weihnachten<br />
zum Abendessen versammelt 9 , steht nicht zu<br />
erwarten, dass es zugeht wie in Thomas Vintersbergs<br />
Dogma-Film „Das Fest“. Es fehlen dem Bild alle Codes<br />
und Anhaltspunkte, an denen sich der mehr oder weniger<br />
friedliche Charakter der Tischgesellschaft messen<br />
ließe. Wie Schemen tauchen die Figuren auf, drücken<br />
gleichsam von hinten gegen eine unsichtbare Haut,<br />
bleiben so vage, wie ihre Präsenz unbezweifelbar ist.<br />
Herkunftslose Lichter, so leuchten die gesichtslosen<br />
Köpfe. Und wer bei diesen „Leuchtkörpern“ an Ensors<br />
Masken denkt, der nutzt nur die randlose Offenheit der<br />
Bilder für die eigene Weiterarbeit an ihnen.<br />
Was den Maler angeht, lässt sich nicht mehr sagen,<br />
als dass ihm die Weihnachtsfamilie eine willkommene<br />
Möglichkeit bietet, ein moosgrünes Tischtuch<br />
aufzulegen und mit dem Spachtelmesser langstielige<br />
Weißweingläser in die getrocknete Farbe zu kratzen<br />
und alles in der zureichenden Andeutung zu belassen.<br />
Natürlich löst ein solcher Prospekt allerhand aus, tritt<br />
womöglich ganze Lawinen los, die den Betrachter mit
dunkleren und helleren Assoziationen überschütten.<br />
Es ginge nicht mit rechten Dingen zu, wenn man sich<br />
nicht selber einbrächte in den hermetischen Orbis dieser<br />
Malerei und sich seine eigene Geschichte zu den<br />
maskenartigen Leuchtköpfen dazu erfände. Gegenständliche<br />
Malerei setzt immer auch auf ihre Gegenstände,<br />
meint schon auch Tischtuch, wenn sie moosgrün<br />
sagt, meint Weißweinglas, wenn sie feine weiße<br />
Linien in das Moosgrün kratzt. Aber das heißt nicht,<br />
dass sie es auf Erzählung abgesehen hätte. <strong>Julius</strong><br />
<strong>Grünewald</strong> erzählt keine Geschichten. Nie. Wenn es<br />
sie doch geben mag, die erzählerische Versuchung,<br />
dann ist allein jenem Bildumgang geschuldet, dem das<br />
Moosgrün nicht Sinn genug sein kann. Verboten ist es<br />
nicht, solcher Versuchung zu erliegen. Aber man sollte<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
6 Ahnen (Interieur), 2007<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 200 cm<br />
Sammlung der Bundesrepublik Deutschland<br />
nicht die ungemein sinnliche Inszenierung übersehen,<br />
die allein aus der Malerei stammt und für die „Abendgesellschaft“<br />
nur der Stücktitel ist.<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> hat versucht, aus dem Bannkreis<br />
seiner ihm zufallenden Bilder herauszukommen, ist<br />
für einige <strong>Zeit</strong> auf Reisen gegangen. 10 Dort, in der<br />
anderen Welt, würde vielleicht die alte Welt, die sich -<br />
Widerstand nutzlos – immerzu als eine und ganze Welt<br />
7
aufdrängt, ihre Suggestion verlieren. Aber die Reisen<br />
haben keinerlei neue Sujets gebracht. Als <strong>Grünewald</strong><br />
zurückkam und neu zu malen begann, war er schon<br />
wieder gefangen. Brotlaib, Frankfurter Schrank, Kellertreppe,<br />
Ahnenwand, Teekanne, Bücherregal, Lampe<br />
altdeutsch, zwei beim Schachspielen, die Rebenlandschaft<br />
um Westhofen mit dem Weinbergturm am Ende<br />
des geschwungenen Wegs. Widerstand nutzlos. Es ist<br />
eben so. Zu bedeuten hat das alles nichts. Dass er an<br />
einem Trauma malte, wäre krasse Fehldeutung. Keiner<br />
führt im Off Regie. Niemand steht hinter dem Maler<br />
wie der fidelnde Tod auf Böcklins Selbstporträt. 11 Und<br />
nie herrscht Vorsatz in diesem Werk. Nie Strategie.<br />
Weder in der Willens- noch in der Leideform.<br />
Erinnerung<br />
Anders als pauschal, verwischt, neblig verhangen<br />
sind die Dinge nicht zu haben, anders nicht als oszil-<br />
8<br />
7 Schreibtischstuhl, 2008<br />
Öl auf Leinwand<br />
160 x 120 cm<br />
Besitz des Künstlers<br />
lierend zwischen Erinnerung und Anschauung. Wobei<br />
sich Erinnerung als etwas durch und durch gegenwärtig<br />
Reales, materiegebunden Diesseitiges zeigt und<br />
Anschauung auf eigentümliche Weise tief drinnen, im<br />
Unzugänglichen geschieht. Aus solcher Spannung<br />
zwischen erinnernder Anschauung und anschauender<br />
Erinnerung entsteht Wahrheit. Vielleicht kann man es<br />
so sagen: Dieses Werk gibt einen wahren Bericht von<br />
der Kopfform der Bilder. So wie das Werk da ist und<br />
sich genügt und nichts braucht und von nichts zusammengehalten<br />
wird und in nichts zerfällt, so ähnlich<br />
muss es dort zugehen, wo wir unsere intrinsische Bildersammelstelle<br />
lokalisieren. Im Kopf, den wir uns<br />
nicht anders denn als Innenraum vorzustellen vermögen,<br />
als Speicher, Magazin, Batterie, wo irgendetwas<br />
herrscht, was nicht Ordnung und nicht Unordnung ist,<br />
irgendein unbegreifliches System, das zwischen den<br />
Bewusstseins- und Unbewusstseinsgegenständen<br />
unausgesetzt hin- und herschaltet.<br />
Das Profilvermeidende, skizzenhaft Kantenweiche der<br />
Malerei von <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong> hat hier seinen Grund.<br />
Es kann, was aus dem rätselhaften Kopfinnenraum<br />
stammt, schwerlich Vollendung, letztgültige Formulierung<br />
sein. Nie gedeihen die Landschaften zu Veduten,<br />
die Interieurs zu „Schöner-Wohnen“-Prospekten, die<br />
Figurenskizzen zu Porträts. Dass die Bilder irgendwann<br />
„fertig“ sind, heißt nicht, dass sie es auf Fertigkeit<br />
abgesehen hätten. Es sind eher Bildgerüste, enthäutete<br />
Bildkörper mit freigelegten Nervenbahnen,<br />
Bilder, die sich nicht erst in der Perfektion erfüllen,<br />
die mehr noch an ihrer Möglichkeit interessiert sind,<br />
am dynamischen Status der Vorform. Das definitive,<br />
an seinem Ausführungsziel zur Form erstarrte Bild<br />
kommt nicht vor. Genau besehen verrät sich in diesen<br />
Bildern eine Weise des aufgeklärten Bewusstseins, die<br />
das ästhetische Prinzip gerade dadurch rehabilitiert,<br />
dass sie es vom Zwang befreit, zugleich absolutes
8 Sessel, 2008<br />
Öl auf Leinwand<br />
160 x 120 cm<br />
Privatsammlung Zürich<br />
Prinzip sein zu müssen. <strong>Grünewald</strong>s Bildern inhärent<br />
ist ein Bekenntnis zur Unabgeschlossenheit und Vorläufigkeit.<br />
Es fehlt ihnen die pathetische Gewissheit,<br />
das systemisch Felsenfeste, Unhintergehbare. Was<br />
sie auszeichnet, ist ihr feines Gespür für die Chancen<br />
des Imperfekten, für die Schönheiten des Risikos, der<br />
uneinlösbaren Ansprüche.<br />
Schmelzhöhe<br />
Der antike Mythos hat dafür eine sehr genau beobachtende<br />
Geschichte. Sie erzählt von zwei gänzlich unterschiedlichen<br />
Arten „modernen“ Kunstverständnisses,<br />
sie erzählt von Vater und Sohn, Dädalus und Ikarus.<br />
Beide stehen vor ihrem ersten Flug mit selbstgebauten<br />
Flügeln, einer Erfindung des ingeniösen Vaters.<br />
Er gibt einsichtigen Flugunterricht, Anleitung von<br />
lebenserhaltender Klugheit: „Halte dich auf mittlerer<br />
Bahn, damit nicht, wenn du zu tief fliegst, die Woge die<br />
Federn schwer mache oder, wenn du zu hoch emporsteigst,<br />
das Feuer sie versenge.“ 12 So hat Dädalus den<br />
günstigsten Luftkorridor vorausberechnet. Ikarus hätte<br />
nur zu folgen brauchen. Aber Ikarus zieht jählings<br />
nach oben. Oder aber, es zieht ihn. Sonnenhoch.<br />
Der Todessturz von der Schmelzhöhe, zu der die kunstfliegerische<br />
Einlage gerät, wäre verkannt, wenn man<br />
ihn moralisch verstünde. Es geht nicht darum, dass<br />
etwas Scheitern muss, weil das Scheitern vorauszusehen<br />
war. Es geht um das Wunder, das einer sucht und<br />
gerade im Scheitern findet. Die ikaräische Erfahrung<br />
ist eine Erfahrung der Selbst- und Weltüberwindung,<br />
eine Erfahrung des Lichts, der kolossalen Sicht. Eine<br />
Erfahrung hochgemuter Weltabständigkeit. Sie zielt<br />
auf einen Punkt unüberbrückbarer Trennung, größtmöglicher<br />
Distanz. Radikaler kann sie nicht sein, die<br />
Abkehr des wagemutigen Hochfliegers von der pfeilgeraden<br />
Fortschrittslinie des verlässlichen Weitfliegers.<br />
Dädalus, der moderne Künstler, hat alle Verstandesleistung<br />
darauf abgestellt, die Physik zu überlisten<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
und im stolzen Artefakt den Triumph des Geistes über<br />
die Schwerkraft zu demonstrieren. Ikarus, der andere<br />
moderne Künstler, bündelt alle Phantasien auf die<br />
sinnliche Fülle, die im Unvollendeten, Unvollendbaren<br />
versprochen ist. „Freude am Fliegen“, besser kann sich<br />
Ovid, der die Geschichte überliefert, den rätselhaften<br />
Ausbruch aus der Formation nicht erklären. Gereizte<br />
Kühnheit. Eine sonderbare Gestimmtheit eben, eine<br />
euphorische Grund- und Bodenlosigkeit.<br />
Man braucht für die ikaräische Erfahrung weder<br />
Federn am Arm noch einen Gleitschirm im Rucksack<br />
auf dem Rücken. Man kommt genauso in Schmelzhöhe,<br />
wenn man die Tür im Osthofener Atelier schließt<br />
und sich auf dem Rücken mit dem Selbstauslöser fotografiert<br />
und sich nach dem Foto auf dem Rücken liegend<br />
malt, dass es aussieht, als wartete einer auf sein<br />
Hochgehoben- oder sein Fallengelassenwerden oder<br />
auf beides, wer weiß. Es gibt einen Dürer-Holzschnitt,<br />
9
auf dem liegt einer so ähnlich da. 13 Er soll das Heilige<br />
Grab bewachen, ist eingeschlafen, schnarcht mit<br />
offenem Mund und merkt nicht einmal, dass hinter ihm<br />
gerade auferstanden wird. Auferstanden mit zuträglicher,<br />
dädaläisch besonnener Steiggeschwindigkeit,<br />
die das theologische Ziel gewiss nicht verfehlen wird.<br />
Unterdessen hat ein anderer Auffahrender – auf dem<br />
Außenflügel des Isenheimer Altars – bereits knapp<br />
über dem Boden ikaräische Schmelzhöhe erreicht.<br />
Zum Glück, sagt der Maler mit dem Namen des Malers<br />
des Isenheimer Altars, zum Glück, sagt er, heiße ich<br />
nicht Dürer.<br />
Hans-Joachim Müller<br />
Geboren 1947 in Stuttgart. Studium der Philosophie und<br />
Kunstgeschichte in Freiburg i. Br. Langjähriger Mitarbeiter<br />
im Feuilleton der ZEIT. Zuletzt Feuilletonchef und Mitglied<br />
der Redaktionsleitung der Basler <strong>Zeit</strong>ung. Lebt heute als<br />
freier Autor für Frankfurter Allgemeine <strong>Zeit</strong>ung, ZEIT,<br />
NZZ, art-Magazin, Weltkunst und Kunstbulletin in Freiburg<br />
und in Süditalien. Lehrbeauftragter an der Hochschule für<br />
Kunst und Gestaltung in Basel. Seit 2007 geschäftsführender<br />
Redakteur des „Künstler“ (Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst).<br />
Zuletzt erschienen: Harald Szeemann, Ausstellungsmacher, Verlag<br />
Hatje Cantz 2006.<br />
Künstler<br />
KrItISchES LExIKoN DEr<br />
GEGENWArtSKUNSt<br />
10<br />
Fotonachweis<br />
Abb. 19 Knut Bayer<br />
Alle anderen Abbildungen Heinz Pelz, Karlsruhe<br />
Erscheint viermal jährlich mit insgesamt<br />
28 Künstlermonografien auf über 500 textund<br />
Bild-Seiten und kostet im Jahresabonnement<br />
einschl. Sammelordner und Schuber � 148,–,<br />
im Ausland � 158,–, frei haus.<br />
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Gründungsherausgeber<br />
Dr. Detlef Bluemler<br />
Prof. Lothar romain †<br />
Redaktion<br />
hans-Joachim Müller<br />
Geschäftsführer<br />
Gerhard Feigl<br />
Matthias Weidling<br />
Grafik<br />
Michael Müller<br />
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›Künstler‹ ist auch über den<br />
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Anmerkungen<br />
1 Der Zyklus datiert aus den Jahren 2008 und vor allem 2009<br />
2 Adolph Menzel, „Atelierwand“, 1852 (Berlin, Nationalgalerie)<br />
und 1872 (Hamburg, Kunsthalle)<br />
3 Adolph Menzel, „Rechte Hand mit Buch“, 1864 (Berlin, Kupferstichkabinett)<br />
oder „Rechte Hand mit Farbnapf“, 1864<br />
(Berlin, Kupferstichkabinett)<br />
4 Adolph Menzel, „Der Fuß des Künstlers“, 1876 (Berlin, Nationalgalerie)<br />
5 Jean Paul, „Sämtliche Werke“, München 1961, Band 3, 767<br />
6 So hieß <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong>s Ausstellung im Kunstverein<br />
Schwetzingen im Jahr 2006 (Kat.)<br />
7 Atelierbesuch am 12.12.2009 in Osthofen<br />
8 wie zum Beispiel Michael Hübl vermutet: „<strong>Grünewald</strong>s<br />
,Interieurs‘ sind also keine Interieurs – sie beschreiben auch<br />
keine. Die Malerei dient nicht der Schilderung möblierter<br />
Lebensverhältnisse nebst der dazugehörigen Lichteffekte.<br />
Sie reflektiert sich selbst als Medium.“ In: <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
„Interieur“, Katalog der Galerie Haas & Fuchs Berlin, 2006<br />
o.P.<br />
9 z.B. Abendessen an Weihnachten, 2007, Öl auf Leinwand, 200<br />
x 300 cm, abgebildet in <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong>, „Kartoffeln zu<br />
Gold“, Galerie Karlheinz Meyer, 2007, o.P. oder: Abendessen<br />
an Weihnachten III, 2007, Öl auf Leinwand, 200 x 320 cm,<br />
abgebildet in: <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong>, „Die Ahnen“, Kunsthalle<br />
Mannheim, 2008, S.58/59<br />
10 Nach den Serien „Auerhähne“ und „Wildschweine“ (1996-<br />
1998) und „Ritterrüstungen“ (1998/99) ist <strong>Grünewald</strong> Anfang<br />
2000 über Neuseeland nach Tonga in den Südpazifik gereist<br />
und hat sich dort längere <strong>Zeit</strong> aufgehalten. Erst ab 2001<br />
begann er „Interieurs“ zu malen.<br />
11 Arnold Böcklin, „Selbstbildnis mit fidelndem Tod“, 1872<br />
12 Ovid, „Metamorphosen“, München 1952, Liber VIII, 203 ff.<br />
13 „Die Auferstehung“, 1510 (aus der 1511 edierten „Großen<br />
Passion“). Konkordanz: Knappe 194, Meder 124, Panofsky<br />
235<br />
Druck<br />
F&W Mediencenter Gmbh, Kienberg<br />
Die Publikation und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung, die<br />
nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz<br />
zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung<br />
des Verlages. Dies gilt insbesondere<br />
für Vervielfältigungen, Bearbeitungen,<br />
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und<br />
die Einspeicherung und Verarbeitung<br />
in elektronischen Systemen.<br />
© ZEIT <strong>Kunstverlag</strong> Gmbh & co. KG,<br />
München 2010<br />
ISSN 0934-1730
9 Blick ins Atelier in Osthofen<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
11
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
[<br />
12<br />
Biografie<br />
1965 geboren in Worms<br />
1987– Studium der Malerei an der Staatlichen<br />
1994 Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe,<br />
lebt und arbeitet in Berlin und Osthofen<br />
[<br />
Ausstellungen<br />
Einzelausstellungen (Auswahl)<br />
2004 Die Schweine der Lämmer, Ausstellungsraum<br />
Restitution, Berlin (mit A. Heiszenberger)<br />
Ritterrüstungen, Ausstellungsraum Autocenter,<br />
Berlin<br />
2005 Wildschwein und Auerhahn, Max-Slevogt-Galerie<br />
Schloss Villa Ludwigshöhe,<br />
Edenkoben<br />
Heim, Galerie Karlheinz Meyer, Karlsruhe<br />
2006 Reise durch mein Zimmer, Kunstverein<br />
Schwetzingen (Kat.)<br />
Interieur, Galerie Haas & Fuchs, Berlin (Kat.)<br />
2007 Kartoffeln zu Gold, Galerie Karlheinz Meyer,<br />
Karlsruhe (Kat.)<br />
2008 10000 Jahre, Galerie Haas & Fuchs, New York<br />
Die Ahnen, Kunsthalle Mannheim (Kat.)<br />
2009 Neuer Tag, Galerie Haas AG, Zürich<br />
Tausend mal blind, Galerie Karlheinz Meyer,<br />
Karlsruhe<br />
2010 Anatomie, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin<br />
(mit Miwa Ogasawara)<br />
Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />
2008 Ein Überblick, Konrad-Adenauer-Stiftung,<br />
Berlin<br />
<strong>Zeit</strong>blick, Ankäufe der Sammlung zeitgenössischer<br />
Kunst Bundesrepublik Deutschland<br />
1998–2008, Martin-Gropius-Bau, Berlin<br />
(Kat.)<br />
2009 Gala, Fünf Sammler zeigen ihre Favoriten,<br />
Museum der Bildenden Künste, Leipzig<br />
(Kat.)<br />
Les portes du paradis, Galerie Eva Bracke,<br />
Berlin<br />
[<br />
Bibliografie<br />
2010 Müller, Hans-Joachim, <strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong>, in:<br />
Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst,<br />
Ausgabe 89, München
cover <strong>Julius</strong> grünewald im Atelier<br />
1 Frankfurter Schrank (Schrank II), 2007<br />
Öl auf leinwand<br />
200 x 200 cm<br />
saarlandmuseum, saarbrücken
2<br />
3<br />
1
4<br />
2 Interieur XL, 2007<br />
Öl auf Leinwand<br />
210 x 470 cm<br />
Galerie Haas & Fuchs, Berlin<br />
3 Schreibzimmer (Interieur IV), 2004<br />
Öl auf Leinwand<br />
200 x 250 cm<br />
Privatsammlung, Basel<br />
4 Esszimmer symmetrisch (Interieur XXV), 2006<br />
Öl auf Leinwand<br />
200 x 250 cm<br />
Kunsthalle Mannheim
10<br />
10 Hände III, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
130 x 200 cm<br />
Besitz des Künstlers<br />
11 Fuß I, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 100 cm<br />
Besitz des Künstlers<br />
12 Fuß II, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 100 cm<br />
Galerie Karlheinz Meyer,<br />
Karlsruhe<br />
13 Fuß III, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 100 cm<br />
Galerie Karlheinz Meyer,<br />
Karlsruhe<br />
11 12<br />
14 Fuß IV, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 100 cm<br />
Galerie Karlheinz Meyer,<br />
Karlsruhe<br />
15 Fuß V, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 100 cm<br />
Galerie Karlheinz Meyer,<br />
Karlsruhe<br />
16 Ohr I, 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
50 x 40 cm<br />
Sammlung Wolfgang Rihm,<br />
Karlsruhe<br />
13
G<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong><br />
16<br />
14 15
17<br />
18<br />
17 Maler im Bett (Füße), 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 200 cm<br />
Galerie Karlheinz Meyer, Karlsruhe<br />
18 Fuß (mit Hose), 2009<br />
Öl auf Leinwand<br />
140 x 200 cm<br />
Besitz des Künstlers<br />
G<br />
<strong>Julius</strong> <strong>Grünewald</strong>
19 Maler im Bett (I), 2008<br />
Öl auf Leinwand<br />
160 x 200 cm<br />
Galerie Haas AG, Zürich