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akzent Magazin Juli '20 GB

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56<br />

KULTUR<br />

ZEICHEN<br />

SETZEN<br />

Es ist die letzte Spielzeit von Intendant Christoph Nix am Theater<br />

Konstanz. Und was für eine. Die Corona-Pandemie hatte auch hier<br />

mächtig einiges durcheinander gebracht: wochenlang geschlossene<br />

Türen für das Publikum, dann das von der Stadt verordnete vorzeitige<br />

Spielende. Auch die von ihm 2007 ins Leben gerufenen Münsterfestspiele<br />

drohten dem Virus zum Opfer zu fallen. Doch Christoph<br />

Nix wäre nicht er selbst, wenn er locker gelassen hätte. So hat er mit<br />

seinem Team jetzt eine Idee zum Theater in Coronazeiten umsetzen<br />

können, das zum Zeichen der Hoffnung werden soll.<br />

VON TANJA HORLACHER, FOTOS VON MICHAEL SCHRODT UND ILJA MESS<br />

<br />

Nur weil die Türen für das Publikum<br />

aufgrund der Corona-Pandemie mehrere<br />

Wochen nicht geöffnet werden<br />

durften, heißt das nicht, dass sich die<br />

Theatermacher hinter den Kulissen<br />

ausgeruht hätten. Im Gegenteil. „Wir<br />

arbeiten nicht, weil wir müssen, sondern<br />

weil wir verschiedene Kunstformen<br />

in die Welt bringen wollen“, so<br />

Noch-Intendant Christoph Nix. Theater<br />

sei kein Medium, sondern die letzte<br />

Bastion der Unmittelbarkeit menschlicher<br />

Begegnung. Nachdem während<br />

der Coronapause einige der für die Bühne<br />

geplanten Stücke als Hörspiel online<br />

gestellt wurden und Projekte wie<br />

„78462 Konstanz – die Theater-WG“<br />

auch überregional Beachtung fanden,<br />

liefen dann schließlich auch die Vorbereitungen<br />

für „Hermann der Krumme<br />

„Theater muss raus –<br />

mitten unter die Leute,<br />

mitten in die Stadt.“<br />

CHRISTOPH NIX<br />

oder die Erde ist rund“ auf Hochtouren.<br />

Und das, obwohl lange nicht klar<br />

war, wie sich das derzeit kursierende<br />

Coronavirus weiterverbreiten und das<br />

Freilichtspektakel auf dem Münsterplatz<br />

überhaupt genehmigt werden<br />

würde. Hätte das Münsterstück jedoch<br />

nicht gespielt werden können, wäre<br />

das für Nix auch in Ordnung gewesen:<br />

„Ich würde den Hermann sehr gerne<br />

machen, aber mein Lebensglück hängt<br />

nicht davon ab“, reflektierte der Intendant<br />

trotz aller Anstrengungen während<br />

der Planungsphase. Anfang Mai<br />

hat der Gemeinderat der Stadt Konstanz<br />

schließlich grünes Licht gegeben.<br />

Damit setzen die Stadt und das Theater<br />

ein Zeichen der Hoffnung.<br />

Theater in Zeiten<br />

der Pandemie<br />

Nach dem Lockdown wird nun nach<br />

und nach das öffentliche Leben wieder<br />

hochgefahren. Politik und Medien<br />

stellten dabei anfangs Ladengeschäfte,<br />

Schulen, Hotels und Restaurants in<br />

den Mittelpunkt. Die Kultur stand hinten<br />

an. Gerade jetzt müsse man aber<br />

Hoffnungszeichen setzen, war man<br />

sich am Theater Konstanz einig. „Wir<br />

wollen ein Exempel statuieren und wo<br />

geht das besser als draußen“, so Schauspieldirektor<br />

Mark Zurmühle. Daher<br />

hatte das Team, darunter auch der<br />

technische Direktor Holger Bueb, seit<br />

Mitte April ein Konzept ausgearbeitet,<br />

wie das für den Münsterplatz geplante<br />

Stück nun doch öffentlich aufgeführt<br />

werden könnte. Dass Christoph Nix<br />

neben seiner Arbeit am Theater auch<br />

aktiv als Rechtsanwalt tätig ist, kam<br />

der Idee zugute. „Wir wollen Theater<br />

machen, ohne dass uns fahrlässiges<br />

Handeln vorgeworfen werden kann“,<br />

so Nix.<br />

So wurden verschiedene Universitätskliniken<br />

mit virologischen Abteilungen<br />

angefragt, um die Frage zu<br />

klären, wie in aller Vorsichtigkeit doch<br />

Menschen zusammenkommen könnten.<br />

In Freiburg stieß man bei Hartmut<br />

Hengel auf einen theaterinteressierten<br />

Wissenschaftler, der in sich in seiner<br />

Funktion als Leiter des Virologischen<br />

Instituts gerne den Plänen der Konstanzer<br />

Theatermacher annahm. Er<br />

bewertete das Modell, in welchem<br />

sämtliche hygienischen, infrastruktu-

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