Mein Leben Live Ausgabe2 April2020
Lifestyle / Mindstyle - Magazin
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Die folgende Patientengeschichte stammt aus dem Buch „Dem Schmerz entkommen – So hilft<br />
Ihnen die Cannabis-Therapie“:<br />
Ein starker Mensch in einem wackeligen Körper<br />
75 Jahre ist Stefanie Meier (Name geändert) heute, und trotz ihrer langjährigen, massiven körperlichen Probleme<br />
(Osteoporose, Polyarthrose, Arthritis, COPD, Atemnot, mehrere Bandscheiben-Operationen etc.) ist sie keineswegs eine<br />
gebrochene Frau. Im Gegenteil. Wenn man ihr so zuhört, wie sie von ihrem <strong>Leben</strong> spricht, möchte man meinen, dass es<br />
ihr eigentlich gutgeht, dass sie zufrieden und glücklich ist und keine schmerz- und leidgeplagte Seele. Möglicherweise ist<br />
sie alles in einem. Was sie jedenfalls nicht ist: Eine Frau, die mit dem Schicksal hadert, die sich bemitleidet, die aufgibt. Je<br />
länger man mit ihr spricht, desto mehr merkt man: Eine starke Frau! (die trotz ihrer schweren Lungenkrankheit mehr Luft<br />
zu haben scheint, als viele gesunde Menschen.) Schnell merkt man: In ihrem schwachen und wackeligen Körper wohnt ein<br />
starker Geist. Sie hat sich eine mentale Stärke erarbeitet, die man als chronischer Schmerzpatient braucht, um zu überleben.<br />
Was war passiert, durch welche Wendung im <strong>Leben</strong> wurden die Schmerzen ausgelöst? Es geschah vor knapp 40 Jahren. Eine<br />
triviale Sache. Eine Glühbirne war in ihrer damaligen Wohnung in Wien kaputtgegangen. Die Räume waren hoch, eine Leiter<br />
musste her. Sie stieg hinauf, verlor das Gleichgewicht, fiel sehr unglücklich gegen eine Stahlkante. So hatte alles angefangen.<br />
Ein Moment, der das <strong>Leben</strong> von Frau Meier verändert hat. Ein Leidensweg hatte begonnen. Kaputte Knochen und dann<br />
kamen weitere Erkrankungen hinzu.<br />
Heute, vier Jahrzehnte später, sagt Frau Meier: „Man muss es wollen. Man muss leben wollen, trotz allem. Man muss das<br />
Beste machen aus seinem <strong>Leben</strong>.“ Trotz kranker Lunge, trotz kaputter Knochen, trotz mehrerer Operationen. Ein Bandscheibenvorfall<br />
wurde weggeschnitten, dann der nächste, wieder der nächste, wieder der nächste. Waren es vier oder fünf? Die<br />
Lendenwirbelsäule wurde bei dem Sturz schwer verletzt, dann krochen mit den Jahren die Schmerzen hinauf in die Brustwirbelsäule<br />
und setzten sich letztendlich in der Halswirbelsäule fest. Dazu Osteoporose, ein gebrochener Brustwirbel, die<br />
kaputte Hüfte. Später dann Arthritis in den Händen. Schmerzen hier und dort, 40 Jahre lang.<br />
30 Jahre lang konnte ihr nichts und niemand die Hilfe geben, die sie gebraucht hätte. Eine Unzahl an Ärzten hatte sie konsultiert;<br />
von einem Orthopäden zum nächsten gepilgert; Injektionen, Infiltrationen, Physiotherapie, Wärmetherapie, alles<br />
hatte sie probiert, nichts hatte wirklich geholfen. Die Schmerzen, die ließen sich nicht vertreiben, auch nicht mit starken<br />
Medikamenten.<br />
Und dann kam doch noch eine neue Wendung im <strong>Leben</strong> der mittlerweile 65Jährigen. Der 17. Dezember 2007. Ein Datum,<br />
den sich Frau Meier gemerkt hat. Nach fast 30-jähriger Odyssee durch Arztpraxen, allesamt erfolglos und frustrierend, hatte<br />
sie nun doch endlich Glück. Sie fand durch eine Freundin in Dr. Pinsger den Arzt ihres Vertrauens. Ein Arzt, der ihr erstmals<br />
helfen konnte, indem er ihr Cannabinoide (Nabilone) verschrieb. Als sie das erste Mal diese Tablette einnahm, wurde ihr<br />
schlecht und der Blutdruck sank ab. „Der Körper hat sich aber schnell daran gewöhnt und die Nebenwirkungen sind verflogen.<br />
Es wurden die ersten Weihnachten seit dem Unfall vor 30 Jahren ohne Höchstschmerzen.“<br />
Heute nimmt sie sie nur, wenn sie das Medikament wirklich braucht. Nur im Bedarfsfall, wenn die Schmerzen im Nacken,<br />
den Schultern, der Wirbelsäule oder der Hüften am stärksten sind, nur dann greift sie zu den Pillen. „Die nehmen dem<br />
Schmerz seine Spitze. Und sie beruhigen die Psyche. Sie motivieren mich, nicht aufzugeben. Als ich Nabilone das erste Mal<br />
verschrieben bekam, sagte ich zu meiner Tochter: Hilfe, ich bekomme Drogen!“ Ich war anfangs sehr skeptisch und ängstlich<br />
und es hat einige Zeit gedauert, bis ich die erste Tablette tatsächlich genommen habe.“ Sie begann mit einer geringen Dosis<br />
und stellte fest, dass der vermeintliche Drogenrausch ausblieb. Was dafür in ihr <strong>Leben</strong> zurückkam, war der gute Schlaf und<br />
eine große Beruhigung....<br />
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