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Mein Leben Live Ausgabe2 April2020

Lifestyle / Mindstyle - Magazin

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Letztendlich wird deutlich, dass es bei dem Thema Homöopathie<br />

und dem Argumentationsapparat drumherum meiner <strong>Mein</strong>ung<br />

nach auf ein Katz und Maus Spiel hinausläuft. Ich selbst hatte bis<br />

zu meinem eingangs erwähnten Erlebnis keinen Kontakt mit der<br />

Homöopathie. Wirklich geglaubt habe ich zugegebenermaßen<br />

nicht daran. Aber wie immer im <strong>Leben</strong>, sollte man doch offen<br />

dafür sein, allem eine Chance zu geben. Deshalb hielt ich es für<br />

die wirkungsvollste Methode, eine Wahrheit für mich persönlich<br />

darin zu finden, einfach die Erfahrung zu machen.<br />

Nun, dazu brauchte ich jedoch erstmal ein Anliegen, welches<br />

es zu behandeln gälte. Da fiel mir ein: Jochen, du schläfst doch<br />

in letzter Zeit nicht so gut! Und in der Tat. Seit meinem Umzug<br />

hatte ich Schwierigkeiten damit, durchzuschlafen. Ständig wachte<br />

ich des Nachts auf und fühlte mich am Morgen dementsprechend<br />

gerädert. Warum sollte ich also nicht versuchen, die Sache<br />

homöopathisch anzugehen? Einfach in die Drogerie gehen<br />

und ein X-beliebiges Mittel kaufen, erschien mir zu einfach. Aber<br />

auch gleich einen Termin bei einem Heilpraktiker oder einem<br />

Arzt mit Zusatzbezeichnung für Homöopathie machen? Ist das<br />

nicht wiederum zu übertrieben? Ich wählte also den Mittelweg<br />

und ging in die Apotheke, schilderte mein Anliegen und bekam<br />

vom Apotheker ein entsprechendes Mittel.<br />

Zu Hause angekommen, überraschte mich als erstes die allseits<br />

bekannte und sagenumwobene Packungsbeilage. Hier erwarteten<br />

mich nun keine endlosen Aufzählungen von allen nur erdenklichen<br />

Details. Vielmehr erinnerte mich das Ganze an eine Art<br />

Werbebroschüre mit übersichtlichen Diagrammen und ein paar<br />

bunten Bildern. Darüber hinaus ein paar Tipps zum Schluss, was<br />

man denn noch alles für einen gesunden Schlaf tun könne. Kurz<br />

umgedreht, erwarteten mich dann auf der Rückseite einige Anwendungshinweise.<br />

Was mich überraschte, war die Empfehlung,<br />

die Einnahme des Mittels ohne ärztlichen Rat nicht länger als<br />

eine Woche am Stück fortzuführen.<br />

Auch ich neigte wohl dazu, homöopathische Mittel eher wie<br />

Happy-Drops zu behandeln. Ich wollte mich also daran halten<br />

und die nächste Woche lang dieses Mittel viemal täglich zu mir<br />

nehmen. Dabei habe ich genau aufgeschrieben, wann ich ins Bett<br />

gegangen bin, wann ich aufstand und wie oft ich in der Nacht<br />

aufgewacht bin. Dabei versuchte ich die Rahmenbedingungen<br />

möglichst gleichbleibend zu gestalten, also immer zu den gleichen<br />

Zeiten schlafen zu gehen und aufzustehen. Das sollte mir<br />

auch einigermaßen gut gelingen, da ich die gesamte Woche in<br />

der gleichen Schicht war. Zusätzlich habe ich mir an den folgenden<br />

Morgen die Frage gestellt, wie ich geschlafen habe. Die Qualität<br />

meines Schlafes, habe ich auf einer Skala von eins bis zehn<br />

bewertet, wobei zehn dem besten Schlaf entsprach, den ich mir<br />

vorstellen konnte.<br />

Interessanterweise fiel mir dabei auch auf, dass meine empfundene<br />

Schlafqualität vollkommen unabhängig von der Gesamtschlafdauer<br />

in der jeweiligen Nacht zu sein schien. Weiterhin<br />

wachte ich, wenn, dann stets zwischen zwei und drei Uhr morgens<br />

auf. Doch was lässt sich insgesamt sagen? Hatte das Mittel<br />

gewirkt? Jaein. Zwar habe ich insbesondere am Anfang der<br />

Woche sowie am Wochenende wirklich gut und auch besser geschlafen<br />

als zuvor.<br />

Allerdings habe ich nicht gänzlich aufgehört, nachts wach zu werden,<br />

obgleich ich meine, weniger oft zwischendurch aufgewacht<br />

zu sein als vorher. Zu einem guten Versuch gehört abschließend<br />

auch immer eine Fehlerbetrachtung. Also eine Beurteilung, wodurch<br />

eventuell Messgenauigkeiten oder Fehlbeurteilungen das<br />

Ergebnis beeinflussen könnten. Um meinen Selbsttest sauber zu<br />

Ende zu bringen, gehört also auch das dazu – ganz sachlich und<br />

ohne Wertung.<br />

Zunächst einmal fiel mir doch relativ bald danach auf, dass es<br />

zum Vorher-Nachher-Vergleich besser gewesen wäre, wenn ich<br />

zunächst eine Woche lang meinen Schlaf ohne die Einnahme<br />

des Mittels protokolliert hätte. Weiterhin muss man bedenken,<br />

dass ich zwar die komplette Woche die gleichen Arbeitszeiten<br />

hatte, jedoch im Spätdienst eingeteilt gewesen war. Zwar habe<br />

ich versucht, meine Schlafzeiten genau abzustimmen, jedoch fiel<br />

es mir auch leichter, auf genügend Schlaf zu achten. Nach dem<br />

Spätdienst von 00:30 bis 08:00 Uhr zu schlafen, wenn ich am<br />

nächsten Tag wieder um 13:30 auf der Station sein muss, war für<br />

meinen eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus, sowie auch organisatorisch<br />

einfacher für mich, als morgens um 04:00 aufzustehen um<br />

zur Frühschicht zu gehen und dafür bereits zuvor um 20:00 Uhr<br />

zu schlafen. Weiterhin muss man bedenken, dass ich mich wohl<br />

schon durch den Versuch an sich, mehr mit Schlafhygiene auseinandergesetzt<br />

und auch mehr davon konsequent umgesetzt<br />

hatte. Zu guter Letzt hätte ich vielleicht von vornherein ein anderes<br />

Mittel bekommen, wenn ich mir die Mühe gemacht hätte,<br />

mir einen Termin in einer Praxis geben zu lassen, in der sich ein<br />

ausführlicheres Vorgespräch hätte führen lassen.<br />

Ich, für meinen Teil, lasse das Mittel erstmal beiseite. Ob der<br />

Effekt direkt auf die Einnahme des Mittels zurückzuführen war,<br />

erschien mir durch meinen Test nicht als eindeutig erwiesen.<br />

Doch damit aufhören, mir Gedanken um einen gesunden Schlaf<br />

zu machen, werde ich sicher nicht – so viel hat sich geändert. Am<br />

besten fange ich gleich damit an, denn schließlich ist es in der<br />

Zwischenzeit schon wieder Mitternacht geworden.<br />

Quellenhinweise:<br />

1 Karin Kraft/ Rainer Stange (2010): Lehrbuch Naturheilverfahren. Stuttgart: Hippokrates<br />

Verlag<br />

Frei, H., & Thurneysen, A. (2001). Homeopathy in acute otitis media in children:<br />

treatment effect or spontaneous resolution? Br Homeopath J, 90(4), 180-182.<br />

doi:10.1054/homp.1999.0505<br />

Martens, D., Range, N., Gunnewich, N., Gruber, N., & Schmidt, S. (2017). [Homoopathisch-phytotherapeutische<br />

Behandlung des Reizdarmsyndroms mit Magen-Darm-Entoxin<br />

N(R): Eine Anwendungsbeobachtung]. Complement Med Res,<br />

24(3), 147-152. doi:10.1159/000477090<br />

Pannek, J., Pannek-Rademacher, S., Jus, M. S., Wollner, J., & Krebs, J. (2019).<br />

Usefulness of classical homeopathy for the prophylaxis of recurrent urinary tract<br />

infections in individuals with chronic neurogenic lower urinary tract dysfunction.<br />

J Spinal Cord Med, 42(4), 453-459. doi:10.1080/10790268.2018.1440692<br />

Frei, H., & Thurneysen, A. (2001). Treatment for hyperactive children: homeopathy<br />

and methylphenidate compared in a family setting. Br Homeopath J, 90(4),<br />

183-188. doi:10.1054/homp.1999.0506<br />

Shang, A., Huwiler-Muntener, K., Nartey, L., Juni, P., Dorig, S., Sterne, J. A., . . . Egger,<br />

M. (2005). Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative<br />

study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. Lancet,<br />

366(9487), 726-732. doi:10.1016/s0140-6736(05)67177-2<br />

Prof. Edzard Ernst MD PhD, Homöopathie: Argumente und Gegenargumente, in:<br />

Deutsches Ärztebaltt 94, Heft 37, 12. September 1997<br />

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