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Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg

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fotolia.com © javarman; pixelio.de © magicpen<br />

Allgemeine Besonderheiten Juli 2012<br />

Eines muss hier mal in aller Deutlichkeit gestanden wer-<br />

den: Der Mensch liebt Spiele aller Art. Gesellschafts-<br />

spiele wie „Mensch ärgere dich nicht“, Monopoly und Co.<br />

haben einen weltweiten Dauerbrenner-Status in jedem<br />

Spieleregal. Quizsendungen zu fast jedem Thema sprießen<br />

wie Pilze aus dem Boden und jagen jedem nervenaufreibenden<br />

Krimi den angestammten Sendeplatz im<br />

Fernsehen ab. Schon im Alten Rom wusste jeder Feldherr:<br />

Brot und Spiele braucht das Volk! Da wir ja aber,<br />

Gott sei’s gedankt, den Zeiten, wo man den Löwen zum<br />

Fraß vorgeworfen wurde, entwachsen sind, muss halt ein<br />

adäquater Ersatz zur Befriedigung dieses Urtriebs her.<br />

Also spielen wir – im und mit dem Kopf!<br />

So fand ich mich kürzlich im Kurpark inmitten eines hitzigen<br />

Fußballspiels wieder. Auf einer Wiese sitzend und<br />

entspannt in meinem dicken Krimi schmökernd, kegelte<br />

mir plötzlich eine verirrte Lederpille meinen Kaffeebecher<br />

ins grüne Aus. „Mensch Sprotte, gib den Ball doch<br />

mal rechtzeitig an Möwinski oder Adler ab, sonst wird das<br />

in diesem Leben nichts mehr mit Tor“, nölte es von rechts<br />

außen. Diesem männlichen Fußball-Gezicke lauschend,<br />

betrauerte ich zunächst den Verlust meines geliebten<br />

Heißgetränks. Da ich ohne dies nicht zum konzentrierten<br />

Lesen in der Lage bin, machte ich mich auf den Weg,<br />

Nachschub zu organisieren. Auf halber Strecke traf ich<br />

zufällig meinen neuen Nachbarn, Herrn Löwenmaul, versierter<br />

Gärtner unserer Straße. Viele Namen scheinen<br />

nicht zufällig auf den Leib ihrer Träger geschneidert. So<br />

erblühen beispielsweise einige tot geglaubte Pflanzen<br />

unter seiner Hand zu neuem üppigem Leben. Bei einem<br />

sonnigen Pflanzen-Fachgespräch unter Neunachbarn<br />

stellte er sich selbst als „der Jogi“ vor. Nomen est<br />

Omen!<br />

Verblüfft über diese erfolgversprechende Namenskombination<br />

und mit neuem Kaffee bewaffnet, trottete ich<br />

zurück zu Baum und Buch in den Park. In der Hoffnung<br />

auf Ruhe, fand ich Sprotte, Möwinski und Adler immer<br />

noch heftigst diskutierend über Pleiten, Pech und Pannen<br />

bei der Ballabgabe beim Kicken vor. Fehler-Analysen<br />

sind ja richtig und wichtig, aber mancherorts sinnlos. Bei<br />

letzterem sah ich für diese Konstellation schwarz: Vielleicht<br />

gab Sprotte ganz bewusst den heißumkämpften<br />

Wunderball nicht ab an seine Teamkollegen. Immerhin<br />

hören die ja auf die bezeichnenden Namen Möwinski und<br />

Adler – die erinnern den fischigen Einzelkämpfer Sprotte<br />

wahrscheinlich zu sehr an zwei der berühmt-berüchtigten<br />

Fisch-Räuber. Bei dem Lärm konnte ich mich jedenfalls<br />

nicht mehr an meiner Auszeit erfreuen und packte meinen<br />

Kram zusammen. Abschließend gab ich den rüden<br />

Ballerjungs meinen weiblichen Erfolgs-Tipp mit auf den<br />

Weg: weniger diskutieren, Klappe halten und weiter<br />

machen. Erfolgreiche Ballspiele finden in der Praxis,<br />

nicht in der Theorie statt – vom Duschen lernt man<br />

schließlich auch nicht schwimmen.<br />

In diesem Sinne, genießen Sie das Leben und bleiben<br />

Sie versonnen!<br />

spitzmarke kolumne � � quadrat 07/2012 303<br />

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