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durch
blick
Nr. 3/2020
kostenlos
zum Mitnehmen
Autorenzeitschrift
... nicht nur für Senioren
MEINUNGEN
INFORMATION
UNTERHALTUNG
KULTUR
Seit 1986
Siegen wird bunter
Seite 16
Inhaltsübersicht
Kurz berichtet
Kurz berichtet4
Aus den Siegener Stadtbeiräten 15
Siegen wird bunter 16
Siegerlandmuseum sucht Zeitzeugen 20
Buchbesprechung 22
Die Peterskapelle in Netphen 24
Die Fichte ist Geschichte 26
Mundart 32
Portrait Eva Vitt / Norbert Butters 38
Zahn der Zeit 40
Ende des alten Lappens 42
Maßarbeit 44
Gedächtnistraining 46
Tagesausflug 48
Alleinsein – Einsamkeit – Depression 50
Vertrauensverluste / Corona 51
Wie wollen wir leben 52
MitweltZukunft 53
Die Menschenwürde ist unantastbar 54
Was ist gefährlich? 56
Die blaue Tonne 57
Mein Eichhörnchen 58
Das Eichhorn / Das Eichhörnchen 59
Herbstzeit – Quittenzeit 60
Leben in und mit der Natur 61
Unser Sommer mit „Signore Spinoso“ 62
Redewendungen aus der Historie 64
Die Zisterzienser 66
Tragödie um die Stadt Breslau 68
Wiederkehrende Termine 72
Backestage in Siegen-Wittgenstein 74
durchblick verlost Freikarten 74
Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“ 75
Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 76
Leserbriefe 81
Es fiel uns auf / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum 82
Aus der Redaktion
Titelfoto: Hartmut Reeh
Die Entstehung eines jeden durchblick ist für alle Mitarbeiter immer wieder aufregend
und oft entwickeln sich direkt in dieser Phase kreative Ideen.
Bei der Gestaltung der Titelgeschichte des jetzigen durchblick mehrten sich Anregungen,
doch noch weitere Seiten für den Abdruck Siegener Straßenkunst-Objekte
vorzusehen. Genaue Beschreibungen einzelner Kunstwerke mit Standorten wurden
meist gleich mitgenannt.
Bei so viel Resonanz bereits vor der Veröffentlichung haben wir beschlossen, in
der nächsten Ausgabe des durchblick weitere Bilder zu veröffentlichen, von denen
wir hoffen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns diese zuschicken. Sie beteiligen
sich am Entstehen der Zeitung, indem Sie Ihre Street-Art Favoriten fotografieren.
Wir belohnen Sie dafür, mit zwei mal zwei Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen
in der Region. Teilnahmebedingungen stehen auf der Seite 74 unter: „durchblick
verlost Freikarten“. Fotos können ganz einfach mit einem Smartphone oder einem
iPhone gemacht werden.
Ihnen wünschen wir viel Spaß auf der Fotopirsch und viel Glück bei der Verlosung.
3/2020 durchblick 3
Kurz berichtet
Apotheken sagen „Danke“
Siegen-Wittgenstein. Abstand halten
hat nichts mit Distanz zu tun. Weil
die Apotheker früh Vorsichtsmaßnahmen
ergriffen haben, konnten nahezu
alle Apotheken „am Netz“ bleiben, sagt
Apotheker Dr. Gero von Fircks, Sprecher
der Apothekerschaft im Kreis. „In
den Apotheken wurde umgebaut, Plexiglaswände
installiert, Abstandsmarkierungen
aufgeklebt und Hinweisschilder
aufgehängt“, erinnert sich von Fircks
an die erste Phase der Corona-Krise
„Gemeinsam mit unseren Kundinnen
und Kunden mussten wir uns auf neue
Regeln einstellen, Abstand halten, auf
den Händedruck verzichten. Damit sich
nicht viele Personen gleichzeitig in der
Apotheke aufhalten, musste schon mal
draußen gewartet werden.“ In vielen
Apotheken wurde im Zwei-Schichtbetrieb
gearbeitet.
All diese Maßnahmen seien bei der
Mehrheit der Kunden auf Verständnis
gestoßen. Schnell haben sich die Apotheken
auf diese Herausforderungen
Dr. Gero von Fircks
Foto: Rita Petri
eingestellt: Als Desinfektionsmittel
knapp wurde, haben sie es flächendeckend
selbst hergestellt. „Wir haben
das Know-how und konnten sofort damit
beginnen, nachdem uns die Herstellung
erlaubt worden war“, so Apotheker
von Fircks.
Damit Risikopatienten nicht in die
Apotheke kommen müssen, wurde der
Botendienst ausgebaut und Arzneimittel
bis an die Haustür gebracht. „Die
Beratung erfolgt beim Patienten zu
Hause oder telefonisch. „Viele Kunden
waren verunsichert. Wir haben beraten,
von Hamsterkäufen abgeraten, Tipps
zum richtigen Tragen von Masken gegeben
und Desinfektionsmittel und medizinische
Schutzausrüstung bedarfsgerecht
verteilt.
Die Apothekerinnen und Apotheker
im Kreis Siegen-Wittgenstein sagen allen
Kunden deshalb danke dafür, dass
sie in der Krise Geduld zeigen, sich und
andere vor dem Virus schützen und das
auch weiterhin tun.
db
Sanierung der Fürstengruft
NRW bewilligt 75.000 Euro
die Gruft nicht nur ein schützenswertes
Gut darstellt, sondern auch einen
Ort erleb- und vermittelbarer Stadtund
Regionalgeschichte.
Der städtische Eigenanteil an der
Maßnahme beträgt 20.000 Euro, die
im Wesentlichen für die Installation
einer ausstellungsgerechten Raumbeleuchtung
verwendet werden sollen.
Weitere 5.000 Euro steuert die Fürst-
Johann-Moritz-Gesellschaft bei, damit
Erläuterungstafeln in der Gruft installiert
werden können.
Stefan Schönstein von der Technischen Gebäudewirtschaft der Stadt Siegen, Stadtrat
Arne Fries, Astrid Schneider, Leiterin der städtischen Kulturabteilung und Bürgermeister
Steffen Mues. (v.l.)
Siegen. Ein Bewilligungsbescheid
75.000 Euro ging jetzt bei der Stadt Siegen
ein. Gefördert wird mit dieser Summe
die „Ertüchtigung der Fürstengruft im
Unteren Schloss zu Siegen zu einem musealen
Ort“. Die Gesamtkosten der Sanierung
belaufen sich auf 150.000 Euro.
Bereits im letzten Jahr hatte der Bauund
Liegenschaftsbetrieb des Landes
Nordthein-Westfalen zugesichert, sich
mit einer einmaligen Zuwendung von
50.000 Euro an der Generalüberholung
der denkmalgeschützten, historischen
Stätte zu beteiligen. Das Land ist Eigentümerin
des Gebäudes, das einen
Teil der Anlage des Unteren Schlosses
darstellt. Die Stadt Siegen hat 2019
die Nutzungsrechte übernommen, da
Mit der Planung der Sanierung ist
die Abteilung für Technische Gebäudewirtschaft
der Stadt Siegen befasst.
Federführend für Konzeption und Abwicklung
ist KulturSiegen.
Die Arbeiten sollen nach Ausschreibung
der Gewerke im Juni / Juli 2020
beginnen und werden voraussichtlich
im November abgeschlossen sein. Damit
wäre das Ziel erreicht, der Öffentlichkeit
die Fürstengruft im Jubiläumsjahr
des Unteren Schlosses als museale
Stätte zugänglich zu machen. db
4 durchblick 3/2020
Kurz berichtet
Kurz berichtet
Neue Dauerausstellung in Wilnsdorf
Unterirdische Maschinenhalle Landeskrone wiedererweckt
ALTERAktiv sucht Nachwuchs
Gefragt: Berufs- und Lebenserfahrung
Zum Anfassen: Ein echter Grubenhunt,
ältestes vierräderriges Fördergefäß aus dem Bergbau.
Wilnsdorf. „Glück auf!“ – dieser Bergmannsgruß
könnte Besuchern des
Museums Wilnsdorf schon bald häufiger
begegnen.
Denn in der
neuen Dauerausstellung
„Maschinenhalle
Landeskrone“,
die zurzeit in
der volkskundlichen
Abteilung
entsteht, wird
der Siegerländer
Bergbau mit
Hilfe digitaler
Technologien
ans Tageslicht
geholt.
Die vom Förderverein
Museum Wilnsdorf e.V. im
vergangenen Jahr als LEADER-Projekt
konzipierte Ausstellung wurde in den
letzten Monaten in enger Zusammenarbeit
mit dem Landschaftsverband
Westfalen-Lippe, dem Verein Bergbau
Siegerland sowie der Wilnsdorfer Firma
NPB realisiert. Im ehemaligen Naturkundekabinett
wurde mit entsprechender
Wandgestaltung die beeindruckende
Atmosphäre der ziegelgemauerten
unterirdischen Maschinenhalle Landeskrone
wiedererweckt.
Blickfang der Ausstellung ist ein echter
Grubenhunt, der bereits jetzt bestaunt
werden kann. Zwei Besucher finden in
dem Hunt Platz und können das älteste
vierräderige Fördergefäß aus dem
Bergbau so aus nächster Nähe mit all
seinen Details betrachten.
Infos: www.museum-wilnsdorf.de
Öffnungszeiten: mittwochs bis
sonntags von 14 bis 18 Uhr
Sicher Autofahren und mobil bleiben
Senioren-Service-Stelle Neunkirchen bietet Fahrsicherheitstraining an
Neunkirchen. Wer sein Fahrzeug seit
mehr als 30 Jahren durch die Region
lenkt, hat zweifellos eine gewisse Routine
entwickelt. Dennoch sehen sich
selbst erfahrene Autofahrer mit Situationen
konfrontiert, auf die
sie flexibel reagieren müssen.
Das kann eine neue
Verkehrsführung sein, das
kann aber auch ein Unfall
sein, der schnelles Handeln
erfordert. Die Senioren-
Service-Stelle bietet im Oktober
Interessierten eine
Kombination aus Theorie
und Praxis an. Am Mittwoch,
dem 7. Oktober von 15 bis
18 Uhr, stehen die Themen
„Erste Hilfe“ und „Sofortmaßnahmen
am Unfallort“
auf dem Programm.
Zwei kompetente DRK-
Mitarbeiter führen durch den interessanten
Nachmittag. „Oft liegt der ‚Erste-Hilfe-Kurs‘
so lange zurück, dass nur
noch ein bruchstückhaftes Wissen vorhanden
ist“, gibt die Organisatorin Bettina
Großhaus-Lutz zu bedenken. „Wer
im Ernstfall reagieren und eine verunfallte
Person beispielsweise in die stabile
Seitenlage bringen oder einen Notruf
absetzen muss, ist mitunter überfordert.“
Auch nicht nur für den Ersthelfer
ist diese theoretische Einheit wichtig.
Auch die Auffrischung von Verkehrsregeln
kann für das Vermeiden von Unfällen
von Bedeutung sein. Das richtige
Auch das Fahren auf unwegsamem Gelände wird trainiert.
Verhalten beim Bilden einer Rettungsgasse
oder die Fahrtrichtungsanzeige
beim Kreisel, auch diese Verkehrssituationen
werden angesprochen.
Am 14. Oktober von 9 bis 14 Uhr
geht es dann auf den Verkehrsübungsplatz
Olpe. Aufgeteilt in zwei Gruppen
geht es darum, die Grenzen des
Fahrzeugs und der persönlichen fahrerischen
Möglichkeiten zu „erfahren“.
db
Wie reagiere ich, wenn plötzlich ein
Hindernis auftaucht? Wie verhält sich
mein Wagen im Slalomparcours? Und
wie bremse ich auf glatter Fahrbahn?
Diesen und anderen Fragen soll auf den
Grund gegangen werden.
Hinzu kommen Technikkunde
und Informationen
zu den Auswirkungen von
Stress und Ablenkung auf
das Reaktionsvermögen.
„Ziel dieses Angebots ist
es, die motorisierten Verkehrsteilnehmer
jederzeit
sicher ans Ziel zu bringen“,
so Bürgermeister Dr. Bernhard
Baumann. Sollten
zum Zeitpunkt der Veranstaltung
Einschränkungen
wegen der Corona-Pandemie
gelten, werden selbstverständlich
vorgegebene
Maßnahmen eingehalten.
Dank der Unterstützung durch das
Ministerium für Verkehr des Landes
NRW, betragen die Kosten 35 Euro
pro Person. Die Anreise erfolgt im eigenen
PKW. Verbindliche Anmeldungen
unter 02735/767200, direkt in
der Senioren-Service-Stelle im Rathaus
Neunkirchen oder per E-Mail an
B.Grosshaus-Lutz@neunkirchen-siegerland.de
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bis ca. 220 cm Körpergröße.
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das unglaublich umfangreiche und hochwertige
Sortiment vom Slip bis zum Sakko hat sich weit
herumgesprochen: Die Kunden kommen aus
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Siegen-Wittgenstein. Die Qualität der
beruflichen Ausbildung in Deutschland ist
weltweit anerkannt. Aber für viele junge
Menschen treten im Verlauf der Ausbildung
Schwierigkeiten auf, die zu einem
vorzeitigen Abbruch führen können.
Im Verein ALTERAktiv möchte eine
Arbeitsgruppe dazu beitragen, dass
vermeidbare Brüche in der Bildungslaufbahn
junger Menschen verhindert
werden. Erfahrungsgemäß kann dies
besonders gut durch eine individuelle
berufs- und lebenserfahrene Begleitung
geschehen. In Verbindung mit
dem Kommunalen Integrationszentrum
(KI) des Kreises Siegen-Wittgenstein
sucht die Arbeitsgruppe Verstärkung
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Lebenserfahrung einzusetzen.
Eine entsprechende Zusage sollte im
Einzelfall für ein halbes Jahr gelten und
ist mit bis zu zehn persönlichen Treffen
verbunden. Der Zeitaufwand liegt voraussichtlich
bei circa zehn Stunden im
Monat.
Im Mittelpunkt des Austauschs mit
Auszubildenden stehen überwiegend
Probleme mit dem schulischen Lernstoff,
aber auch Prüfungsvorbereitung und die
Steigerung der Lernbereitschaft. Darüber
hinaus zeigen sich oft persönliche
Probleme oder Konflikte im Ausbildungsbetrieb.
Während der Flüchtlingskrise
2015/2016 haben sich ältere Menschen
in unerwartetem Umfang solidarisch
gezeigt. Vor allem aufgrund absehbarer
coronabedingter Dauerkrisen ist solidarische
Zuwendung erneut und verstärkt
gefragt.
ek
Infos: ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein
e.V., 57074 Siegen, St. Johann-
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Betriebsferien 2020: Montag 7. September bis Samstag 10. Oktober
6 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 7
Kurz berichtet
Summende Gäste für das Kreisklinikum Siegen
Erstes Bienenhotel erwartet im Spätsommer die zweite Welle
Freuen sich über das Bienenhotel: Baumeister Wüllner und Planerin Schönemann.
Siegen. Bienen erzeugen nicht nur Honig,
sondern sind auch für unser Ökosystem
besonders wichtig. Um für die nützlichen
Insekten einen sicheren Unterschlupf
zu schaffen, baut die Werktherapie des
Kreisklinikums Siegen Bienenhotels aus
Holz. Die Idee dazu hatte Ergotherapeutin
Iris Schönemann, die sich privat mit
Bienen beschäftigt und deren Interesse
besonders Wildbienen gilt. Während die
kleinen Bienenhotels zunächst nur für
das Lädchen „Ideenreich“ im Kreisklinikum
hergestellt wurden, ist nun eine
deutlich größere Version eines Bienenhotels
entstanden, die im Spätsommer
auf dem Grundstück des Kreisklinikums
aufgestellt werden soll.
„Der Mensch nimmt den Bienen immer
mehr Lebensraum weg. Ich wollte ihnen
mit dem Bau der Bienenhotels einfach
etwas zurückgeben und der Umwelt etwas
Gutes tun“, so Schönemann, die die
Planung für das Projekt übernommen
hat. Den Bau der Hotels hat Kollege Ralf
Wüllner, ebenfalls Ergotherapeut der
psychiatrischen Abteilung im Kreisklinikum,
mit einem Patienten der Werktherapie
Holz übernommen. Ralf Wüllner
arbeitet zudem mit der Gruppe Gartentherapie
zusammen, die wiederum beim
Aufstellen des Bienenhotels helfen wird.
„Dafür muss zunächst ein geeigneter Ort
zum Aufstellen gefunden werden, dann
graben wir Löcher, gießen Beton ein und
pflanzen Blumen, die den Wildbienen
gefallen“, erklärt Wüllner den zukünftigen
Ablauf.
Die Bienenhotels seien neben vielen
anderen Themen, wie zum Beispiel
Elektromobilität, ein kleiner, aber dennoch
wichtiger Schritt Richtung Umweltschutz,
erläutert Schönemann. Aber
auch der therapeutische Mehrwert, der
natürlich der ausschlaggebende Grund
für das Projekt Bienenhotel gewesen sei,
ist groß. „Wir können so die Patienten
an das Thema Umweltschutz heranführen“,
sagt Wüllner. Zudem könnten
Patienten ihren Angehörigen bei Besuchen
das Bienenhotel zeigen, erklären,
worum genau es sich dabei handele und
was das Gute daran sei.
Wenn im Spätsommer die zweite Welle
Wildbienen kommt, wird das Bienenhotel
aber stehen und sich auf den Besuch
summender Gäste freuen. db
Kurz berichtet
Provinzial sponsert
Roboter für die Stadtbibliothek
Kreuztal. Über
eine großzügige
Spende der
Provinzial konnte
sich kürzlich die
Stadtbibliothek
Kreuztal freuen.
Lange überlegen,
was mit dem
Geldsegen
anzufangen sei,
mussten die
Mitarbeitenden
der Einrichtung
nicht, denn
Schwerpunkte
ihrer Arbeit sind Für den Kauf von Büchern bis Robotern reichte das Geld
die Vermittlung
von Medienkompetenz sowie (ab diesem
Jahr) verstärkt Angebote im Bereich der
sogenannten MINT-Themen (Mathematik,
Von der Spende konnten zwei Ozobots
und ein DASH-Roboter gekauft
werden, mit denen Kinder erstes Pro-
Informatik, Naturwissenschaften grammieren erlernen können, sowie
und Technik).
So sind z. B. eine Techniksprechstunde
für ältere Personen, ein regelmäßiges
Angebot zum Ausprobieren digitaler Geräte
sowie zahlreiche Multimedia- und
Mint-Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche
in Vorbereitung.
zahlreiche Bücher, CDs und DVDs aus
dem naturwissenschaftlich-technischen
Bereich.
Das Team der Stadtbibliothek freut
sich auf das Ende der veranstaltungsfreien
Zeit und auf viele leuchtende
Kinderaugen!db
150 Jahre Postkarte
Bewegung im Stillstand
Neuer Betriebsleiter im Kletterzentrum
Siegen. Auch wenn im Kletterzentrum
der DAV (Deutscher Alpenverein)
Sektion Siegerland e.V. kein Seil in die
Hand genommen werden darf, bewegt
sich doch etwas.
Moritz Krämer, der seit 2016 als
Chefroutenbauer und ab 2018 als Hallenleiter
tätig war und die Sportler immer
wieder mit spannenden Routen
versorgt hatte, hat sich für einen Weg
in die Selbständigkeit entschlossen.
Als Industriekletterer und Routenbauer
für verschiedene Kletterhallen
sowie auch Trainer der Wettkampfgruppe,
bleibt er der Sektion weiterhin
erhalten.
Seit dem 1. Mai hat nun Jens Schumacher,
ausgebildeter Klettertrainer,
als neuer Betriebsleiter „die Seile in die
Hand genommen“. Nachdem ihn vor
vielen Jahren schon die Leidenschaft
fürs Klettern gepackt hatte, wurde vor
sechs Jahren hieraus sein Beruf.
Natürlich hätte er sich gewünscht,
hier vor Ort in den laufenden Betrieb
einsteigen zu können. Gut, dass die
Sektion voll und ganz hinter Jens Schumacher
steht. Klar ist, dass auch nach
der Krise herausfordernde Zeiten anstehen
werden, aber jetzt steht der Fokus
erst einmal darauf, das Kletterzentrum
auf die Zeit nach der Krise optimal
vorzubereiten.db
Bonn. Vor 150 Jahren begann „postamtlich“
die Ära der Postkarte in
Deutschland, seinerzeit noch „Correspondenzkarte“
genannt.
Eingeführt hatte sie der Postreformer
Heinrich von Stephan als günstige Mitteilungsform
für die Bevölkerung. Heute ist
die Postkarte immer noch ein beliebtes
Kommunikationsmedium für Urlaubsgrüße,
Glückwünsche,
Danksagungen sowie
humorvolle, aber auch
aufmunternde Botschaften,
gerade in
diesen Corona-Zeiten.
Und nach wie vor gilt:
Urlaubszeit ist Postkartenzeit.
Einer Umfrage
des Digitalverbands
Bitkom aus dem letzten
Jahr zufolge schreibt
mehr als jede zweite
Person im Urlaub eine
Karte oder einen Brief.
Dabei kamen die meisten Ansichtskarten
nach Erhebungen der Deutschen
Post aus Italien, gefolgt von Frankreich,
Österreich, Spanien und der Türkei.
Für 2020 erwartet die Deutsche Post
allerdings einen Rückgang der Ansichtskarten
aus dem Urlaub, da wegen
Corona weniger Reisen ins Ausland
stattfinden konnten.
db
8 durchblick 3/2020
3/2020 durchblick 9
Kurz berichtet
Kurz berichtet
Senec@fè online: sich übers Internet sehen und sprechen.
Senec@fé wieder geöffnet
Angebote an Corona-Alltag angepasst
Siegen. Viele Digital-Kompass-Standorte
– so auch das Senec@fé in Siegen –
haben ihre Angebote in kürzester Zeit
an den neuen Corona-Alltag angepasst.
Dazu schreibt uns ALTERAktiv, Betreiber
des Senec@fés im Haus Herbstzeitlos:
Normalerweise bieten die Standorte vor
Ort persönliche Sprechstunden oder Kurse,
oft bei Kaffee und Kuchen und mit
viel persönlichem Austausch. Bis das
wieder möglich ist, helfen unsere Standorte
mit unterschiedlichen Formaten und
nutzen genau jene Online-Möglichkeiten.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des
Senec@fés haben, nachdem das Haus
Herbstzeitlos geschlossen wurde, verschiedene
Programme getestet und
dann die einzelnen Besuchergruppen
eingeladen, an Online-Meetings über
das Programm „Zoom Meetings“ teilzunehmen.
Nach einer kurzen Einübung
war es dann möglich sich zu sehen und
miteinander zu „klönen“. Für die meisten
eine ganz neue Erfahrung, denn es
funktioniert auch in einer großen Gruppe.
Der Vorstand von ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein
e.V. trifft sich schon
seit einiger Zeit zu Besprechungen
über Zoom.Inzwischen gibt es auch
über Whatsapp die Möglichkeit kleine
Videokonferenzen zu machen. Wir
denken, dass gerade auch ältere Menschen
sich in diese Möglichkeiten einführen
lassen sollten, um Kontakte mit
ihren Lieben zu pflegen. Das Senec@
fé ist mit Corona-Einschränkungen und
Anmeldepflicht wieder geöffnet. Wer
Hilfe braucht, kann sich über die Mailadresse:
senecafe@senioren-siegen.de
informieren. Die Mails werden weitergeleitet,
so dass sie immer zeitnah gelesen
und beantwortet werden. ALTERAktiv
Burbacher
Bücherflohmarkt
Burbach. Was tun, wenn man auf
einmal mehr Zeit zuhause verbringen
kann, die Gartenarbeit getan ist und
Ruhe im Haus einkehrt? Ein gutes
Buch sollte da definitiv nicht fehlen.
Deswegen öffnet der große Burbacher
Bücherflohmarkt in der Hellertalschule,
natürlich unter vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen,
seine Türen jetzt
regelmäßig montags und freitags von
15 bis 17 Uhr.
In bewährter und sortierter Weise
werden wieder viele neue Bücher
präsentiert, die in letzter Zeit eingetroffen
sind. Kinderbücher, Bildbände,
Reiseführer, Romane und Krimis in verschiedensten
Ausführungen warten darauf,
entdeckt zu werden. Bücher, die
nicht mehr im Buchhandel zu erhalten
sind, können am Flohmarkt gefunden
werden. Aber auch Neuerscheinungen
sind immer wieder dazwischen.
Ob zum Vorlesen, Selberlesen oder
Wiederlesen — hier ist für Jeden etwas
dabei.db
Ort: Hellertalschule Burbach,
Killingstraße 10. Veranstalter:
Kulturbüro Burbach, 02736/4588
Die Präsenz seiner Kunstwerke in Museen, im öffentlichen Raum und in privaten
Sammlungen, sowie durch Preise und Auszeichnungen ist eindrucksvoll belegt.
Bilderinstallationen
Malerei und Zeichnungen von Eberhard Stroot
Kreuztal. Bewegung ist auf allen Ebenen
Thema von Eberhard Stroot. Der
multimedial arbeitende Künstler inszeniert
den Facettenreichtum der Emotion.
Das Animalische, Urwüchsige, Sinnliche,
Grazile, verschmilzt zu einer poetischen
Gesamtkomposition. Im Tanz zum Beispiel,
ein immer wiederkehrendes Thema,
integrieren sich Anmut, Explosivität,
Geschlechterkampf und letztendlich die
Auseinandersetzung mit sich selbst.
All die dazu entstandenen Zeichnungen,
Malereien, Objekte und auch Plastiken
erscheinen als Momentaufnahmen, werden
zur Poesie, zeigen beredte Augenblicke
aus dem Ablauf der Bewegung.
Die Klarheit und Exaktheit der ausdrucksstarken
„Strootschen Bewegungswelten“
basieren auf Eigenerlebtem,
seiner treffsicheren Beobachtung,
die im Spielerischen Erkenntnis findet
und von einer Leichtigkeit getragen wird.
Die Vielseitigkeit des Künstlers zeigt
sich auch in der Auswahl von Materialien.
Sein Schaffen findet auf Leinwänden,
Acrylglas, Holz, Papier und Aluminiumblechen
statt. In wellenförmiger Ausdehnung,
wie das Wasser nach einem
Steinwurf, umkreist Stroot sein großes
Thema, lässt nichts aus, fasziniert vom
ewig Alten und immer Neuen. Und wenn
die letzte Welle verebbt ist, wirft er einen
neuen Stein.
Erstmalig im Kulturbahnhof Kreuztal
und der Stadtbibliothek Kreuztal gleichzeitig
werden Werke des Künstlers gezeigt.
Der Ausstellungszeitraum ist bis
einschließlich 18. September 2020. db
Stolz auf Ehrenamtliche
Siegen-Wittgenstein. Das Rote Kreuz
ist mit seinen rund 1.000 ehrenamtlichen
Rotkreuzler seit Beginn der Corona
Krise weit mehr als sonst in Einsätze
eingebunden. Es zeigt sich wieder, wie
bedeutend es ist, auf Ehrenamtliche
schnell zurückgreifen zu können.
Seit März 2020 hat das DRK-Ehrenamt
in Siegen-Wittgenstein rund 100
Krankentransporte mit Covid-19-Infizierten
oder Verdachtsfällen durchgeführt.
Zudem wurden in der gemeinsamen
Einsatzleitung von DRK und
Maltesern rund 150 Hilfeersuchen für
„SiWi hilft“ vermittelt.
Es wurde bei der Einrichtung und
Reaktivierung des Kredenbacher Krankenhauses
unterstützt und mehrfach
Corona-Krise Palletten mit Schutzausrüstungen
nach Siegen transportiert.
Dazu entsandte man DRK-Teams nach
Berlin und Gütersloh, um bei der Entnahme
von Covid-19-Tests zu unterstützen.db
10 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 11
Kurz berichtet
Kurz berichtet
Zu Hause wohnen im Alter
Beratungsstelle gibt Tipps für barrierefreies Wohnen
Zwei neue Ratgeber der Verbraucherzentrale
Im Buchhandel und Online erhältlich
Für persönliche Beratungen stehen
Wohnberaterin Anna Lena Krieger und
Sabine Böhmer-Merz zur Verfügung.
Siegen. Die meisten Menschen teilen
im Alter einen Wunsch: Möglichst lang
in den eigenen vier Wänden leben zu
können. Doch oft sind diese eben für die
Ansprüche eines jungen Menschen gebaut
oder eingerichtet worden. Und was
mit Anfang 30 praktisch und chic war,
kann mit Anfang 80 zum Hindernis und
Problem werden. Deshalb ist es sinnvoll,
sich bei den Mitarbeiterinnen der
Wohnberatung Siegen-Wittgenstein e.V.
Hilfe und Rat zu suchen, um möglichst
rechtzeitig individuelle Lösungen für
die eigene Situation zu erarbeiten.
Zwei Wohnberaterinnen stehen bei
Fragen rund um den barrierefreien,
altengerechten Haus- oder Wohnungsumbau
zur Verfügung. Außerdem stellen
sie Möglichkeiten der finanziellen
Unterstützung und der Beantragung
von Förder- oder Hilfsmitteln sowie das
Wohnen mit Demenz vor. Seit Anfang
März 2020 verstärkt Sabine Böhmer-
Merz das Beratungsteam. „Oftmals
können schon kleine und einfache Änderungen
den älteren Menschen wieder
mehr Lebensqualität geben“, sagt
sie. „Manchmal hilft ein Handlauf, das
Entfernen von Teppichen oder ein Haltegriff.
Oft liegt das größte Problem im
Badezimmer oder bei der Treppe. Dort
wird dann ein größerer Umbau notwendig“,
ergänzt Anna-Lena Krieger,
die seit Januar 2019 bei der Wohnberatung
Siegen-Wittgenstein e.V. tätig
ist. Zuletzt führt altersgerechtes Wohnen
dazu, dass Unfälle verhindert werden
können, die Pflege erleichtert und
selbstständiges Wohnen in den eigenen
vier Wänden ermöglicht wird.
Die Hilfe steht sowohl älteren Menschen,
Menschen mit Handicap und
Personen, die in jüngeren Jahren an
Mit der Rikscha unterwegs
Siegen. Die erste Rikscha des Vereins
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
und der Siegener Bürgerstiftung fährt
bereits. Sie findet hohen Zuspruch und
starkes Interesse bei den Siegener Senioren,
besonders bei den Bewohnern
von Alten- und Pflegeheimen, deren
Teilnahme am öffentlichen Leben doch
sehr eingeschränkt ist.
Bereits über 120 Interessenten stehen
auf den Wartelisten in verschiedenen Einrichtungen
der stationären Altenpflege im
Raum Siegen
und warten
darauf, dass
sich die strengen
Corona-
Regeln lockern
und die Heime
ihre Türen für
Ausfahrten mit
der Rikscha
wieder öffnen
dürfen. Auch
Anmeldungen und Auskunft zu Rikschafahrten: Klaus Reifenrath,
0171-8821420, E-Mail: Radeln@kr57.de
das Alter denken, zur Verfügung. Somit
für all jene, die entweder akut Lösungen
für ihr räumliches Umfeld benötigen
oder sich präventiv mit diesem
Thema beschäftigen möchten.
Die Beratung findet immer im persönlichen
Gespräch, entweder am Telefon,
meistens aber vor Ort bei einem Hausbesuch,
statt. Neben Umbaumaßnahmen
oder Veränderungen werden auch
alternative Wohnmöglichkeiten besprochen.
Die Mitarbeiterinnen können auf
ein gutes Netzwerk in Siegen-Wittgenstein
und in Nordrhein-Westfalen zurückgreifen,
um eine möglichst umfassende
Unterstützung geben zu können.
Die Wohnberater arbeiten unabhängig
und vertraulich. Die Beratung ist
kostenfrei, sie wird vom Kreis Siegen-
Wittgenstein und den Pflegekassen
NRW finanziert. Die Wohnberatung
Siegen-Wittgenstein ist ein Verein, der
von Einzelpersonen, dem AWO Kreisverband
SiegenWittgenstein/Olpe,
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
und dem Caritasverband Siegen-Wittgenstein
e.V. getragen wird.
Eine Terminvereinbarung ist unter
(02 71) 31 39 27 51 oder per E-Mail
info@wohnberatung-siwi.de möglich.
Weitere Informationen gibt es unter
www.wohnberatung-siwi.de db
die 14 geschulten,
ehrenamtlichen
Piloten stehen in den Startlöchern,
bereit für eine Fahrt ins Grüne, zu einem
Lieblingsplatz oder in die Eisdiele, ganz
nach den persönlichen Wünschen der
Fahrgäste. Schon jetzt nutzen und genießen
Senioren unter Einhaltung der
Coronabeschränkungen die Ausfahrten.
Das kostenlose Angebot richtet sich auch
an jüngere Menschen, denen durch eingeschränkte
Mobilität die Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben erschwert ist.
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
plant die Anschaffung von insgesamt
drei Rikschas für Siegen. Die Hälfte der
benötigten Summe für die zweite Rikscha
liegt dank der großzügigen Spende
der Krombacher Brauerei nun bereit,
und in Holland wartet schon die zweite
Rikscha auf ihren Abruf.
db
Spendenkonto:
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
IBAN: DE05 4605 0001 0001 2364 70
Verwendungszweck: Fahrrad
Der Ratgeber hat 224 Seiten und
kostet 16,90, als E-Book 12,99 Euro
Siegen. Zuhören, trösten, ermutigen
und den Alltag gestalten – zur häuslichen
Pflege eines Menschen gehört
mehr, als sich um finanzielle Fragen
zu kümmern oder Hilfsmittel, medizinische
Betreuung und Unterstützung
zu organisieren.
Im Ratgeber der Verbraucherzentrale
„Pflege zu Hause“ berichten Angehörige
aus der Praxis.
Auch sie mussten sich in dieser Rolle
erst einmal ausprobieren, sich arrangieren
und individuelle Lösungen
finden. Denn jede Situation ist anders,
und so unterscheidet sich auch der
Alltag in den Familien.
Dennoch gibt es Fragen, die alle
betreffen und im Buch beantwortet
werden. Welche Leistungen stehen
Pflegebedürftigen zu?
Wie lässt sich der Tag strukturieren?
Welche Unterstützungsmöglichkeiten
gibt es? Wie lassen sich Beruf und
Pflege verbinden? Angehörige erhalten
hierzu Informationen und Tipps
sowie Hinweise zu rechtlichen Regelungen.
Das Antrags-ABC im letzten Kapitel
zeigt die wichtigsten Anträge. Je
früher Unterstützung organisiert ist,
desto eher ist auch wieder Platz für
eine neue Alltagsroutine, inklusive
Auszeiten, in denen Angehörige Kraft
tanken können.
db
Siegen. Das Gutachten des Medizinischen
Dienstes der Krankenkassen ist
ausschlaggebend für die Bewilligung
eines Pflegegrads. Für Betroffene und
Angehörige ist der zugehörige Termin
deshalb überaus wichtig. Der neue Ratgeber
bietet umfassende Vorbereitung
auf diesen Termin, der (zumindest bis
Redaktionsschluss) auch per Telefon
wahrgenommen werden kann.
Als Reaktion auf die Corona-Pandemie
findet diese Begutachtung zwar
vorerst nicht mehr als Hausbesuch statt,
um das Infektionsrisiko der besonders
gefährdeten Gruppen zu vermindern.
Nötige Informationen werden derzeit
telefonisch oder digital abgefragt. Doch
auch auf einen solchen Termin gilt es,
sich umfassend vorzubereiten – denn
die Fragen und Kriterien zur individuellen
Einstufung sind unverändert geblieben.
Der Ratgeber der Verbraucherzentrale
„Das Pflegegutachten“ informiert,
worauf die Gutachter ein Auge haben.
Anhand festgelegter Kriterien schätzen
diese ein, wie selbstständig oder unselbstständig
der oder die Betroffene
ist. Die Leserinnen und Leser erhalten
einen Überblick über das Verfahren
sowie die möglichen Leistungen der
Pflegeversicherung. Enthalten sind im
Buch zudem Verhaltenstipps für die
Befragung und ein Musterbrief für den
Der Ratgeber hat 152 Seiten und
kostet 9,90 Euro
Fall, dass Widerspruch gegen den Bescheid
eingelegt werden soll. Anhand
der ausführlichen Checklisten im Anhang
können Angehörige im Vorfeld
alle Bereiche durchgehen, die der Gutachter
abklopft.
Beide Werke können Online unter
www.ratgeber-verbraucherzentrale.de
oder unter 0211 / 38 09-555 bestellt
werden. Der Ratgeber ist natürlich auch
im Buchhandel erhältlich.
db
12 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 13
Aus den Siegener Stadtbeiräten
Erste Sitzung nach Corona-Pause
Verteilung von Fördermitteln im Mittelpunkt
Dr. Wolfang Bauch
Siegen. Zu seiner ersten Sitzung nach
mehrmonatiger Corona-Pause war
der Seniorenbeirat der Stadt Siegen
im Großen Sitzungssaal des Geisweider
Rathauses zusammengekommen.
Horst Bach reflektierte den Ablauf der
Ereignisse in den vergangenen Monaten
und forderte Erfahrungsberichte
mit dem Corona-Virus aus den städtischen
Alten- und Pflegeheimen, um für
das Auftreten möglicher weiterer „Wellen“
der Pandemie gewappnet zu sein.
Daher wird der zuständige Arbeitskreis
Gesundheit und Pflege des Seniorenbeirats
mit den beiden Ärzten Dr.
Wolfgang Bauch und Dr. Maria Czell als
Vorsitzende Erfahrungsberichte einholen
und in der nächsten Beiratssitzung
darüber berichten.
Des Weiteren bedankte sich Dr. Horst
Bach bei der Bauverwaltung um Stadtbaurat
Henrik Schumann für den Einstieg
in die Umsetzung des städtischen
Wohnbaulandkonzeptes.
Schließlich gehöre die Bereitstellung
von bezahlbarem Wohnraum zu den
wichtigsten Forderungen in der Agenda
des Siegener Seniorenbeirats, so Horst
Bach. Er bedauerte in diesem Zusammenhang
den parteipolitischen Streit
um das von der Verwaltung vorgeschlagene
Baugebiet auf dem Siegener
Giersberg, freute sich aber umso mehr
auf die Beplanung des offenbar unstrittigen
Baugebietes rund um den alten
Schießberg-Sportplatz in Geisweid.
Dr. Maria Czell
Hier hob der Beiratsvorsitzende vor
allem hervor, dass bei der Schaffung
von bedarfsgerechtem und bezahlbarem
Wohnraum mindestens ein Viertel
der Geschossfläche aus geförderten
Wohneinheiten bestehen soll. Wie das
bei den im „Konzeptverfahren“ zu verkaufenden
einzelnen Baufeldern nachgeprüft
werden soll, darüber herrschte
im Beirat allerdings weitgehend Unklarheit.
eg
Rainer Damerius im Ruhestand
Siegen. Nach 29
Dienstjahren ist
Rainer Damerius
als langjähriger
Behindertenbeauftragter
der Stadt
Siegen in den Ruhestand
getreten:
Seit 1991 hatte er
Rainer Damerius mit seiner Frau Anja
sich als Ansprechpartner,
Interessenvertreter und Ratgeber für die Belange
von Menschen mit Handicaps und Beeinträchtigungen eingesetzt.
In der vergangenen Sitzung des Beirats der Menschen
mit Behinderung wurde er von Bürgermeister Steffen Mues
offiziell verabschiedet. „Als Mittler zwischen Menschen mit
Behinderung und kommunalen Behörden und Einrichtungen
haben Sie unermüdlich dazu beigetragen, Benachteiligungen
zu vermindern oder zu beseitigen.“ Er dankte Damerius für
sein Engagement: „Sie haben wie kein anderer darum gerungen
und sich dafür eingesetzt, dass die Belange der Menschen
mit Handicaps Gehör und Gesicht finden.“
Im Jahr 1991 war Damerius zur Stadt Siegen gekommen. Seit
Oktober 1997 übte er die Aufgaben des Beauftragten für Behindertenfragen
aus. Mit Nachdruck hat sich der Siegener dafür
eingesetzt, dass aus der Behinderten-Selbsthilfe ein gewählter
Behindertenbeirat wurde, der sich als Sprachrohr für die rund
18.000 schwerbehinderten Menschen in Siegen einsetzt.
In seiner Abschiedsrede vor dem Beirat dankte Damerius
allen Kolleginnen und Kollegen bei der Stadt, die mit ihm für
die Sache von Menschen mit Behinderung gestritten haben.
Aber auch jenen, mit denen aufgrund unterschiedlicher Auffassungen
gerungen werden musste, dankte er für das Lernen
durch konstruktive Auseinandersetzungen. Damerius rief alle
Betroffenen auf, „wachsam darauf zu achten, dass Erreichtes
nicht zurückgeschraubt wird und Menschen mit Behinderung
in Siegen weiterhin wahr- und ernstgenommen werden“ db
14 durchblick 3/2020
3/2020 durchblick 15
Street-Art
Siegen wird bunter
Ein Hingucker in der Frankfurter Straße, das Fassadengemälde am Löhrtor-Gymnasium (GAL)
Na, so was! Ein Rieseneisbär mit Selfiestick und gleich
um die Ecke ein riesiger Affe, der mit frechen Gesten
und Zähnefletschen wohl eine Botschaft für die Betrachter
hat. Heiß diskutiert wurde im Herbst 2017 über das
neue Fassadengemälde des Gymnasiums am Löhrtor (GAL)
an der Frankfurter Straße. Das Künstlerteam Jan Bresinski aus
Eitorf und Charles Bhebe aus Simbabwe stellten das Mega-
Bild in nur zwei Wochen fertig. Im Vorfeld wurde das Thema
Nachhaltigkeit mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums
recherchiert, lange diskutiert, und gemeinsam projektiert.
Die Aufgabe war es, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen
mit 17 Nachhaltigkeitszielen
auf 300 Quadratmetern
zu visualisieren.
Dieses Fassadenbild gehörte
zu der Kampagne
Angst.
Fassadenteil am GAL
„Weltbaustellen NRW“.
Ein Mega-Projekt für alle
Beteiligten.
Zu Themen wie Armut,
Bildung, Ungleichheit
oder Klimawandel
wurden zwei Zonen gestaltet.
Übrigens knapp
ein Jahr vor dem ersten
Schulstreik von Greta
Thunberg mit ihrem
legendären Plakat vor
dem schwedischen Parlament,
aus dem dann
die Fridays-for-Future-
Bewegung wurde. Die untere Zone zeigt, ja, die da unten
im Überlebenskampf. Und oben, fernab der Lebenswelt der
„Normalbürger“, die da oben. Die in einer fernen, abgeschotteten
und kalten Metropole in ihrer eigenen Parallelwelt leben.
Der Reichtum ist undurchschaubar und anonym, er zeigt kein
Gesicht. Es besteht keine Verbindung zwischen beiden Ebenen.
Den Menschen unter den Brückenpfeilern steht das Wasser
bis zum Hals, sie müssen jeden Tag neu kämpfen, haben
Ängste und Sorgen. Jedenfalls hält uns das Wandbild überspitzt
und kritisch einen Spiegel unserer Gesellschaft vor Augen.
Menschen, Tieren und Pflanzen droht buchstäblich der
Untergang mit der nächsten Flutwelle. Es ist fünf vor zwölf!
Die bunte, poppige Malerei entpuppt sich eher als Horrorszenario
unserer globalen Welt. Ob die Undurchlässigkeit und
Ungleichheit unserer Gesellschaft bestehen bleibt, beschäftigt
sicher noch die kommenden Generationen.
Die beiden Künstler Bhebe und Bresinski wollten natürlich
keine eigenen Erklärungen abgeben. „Es lässt Spielraum
für eigene Interpretationen“, sagten sie in einem Interview.
Es ist fünf vor zwölf, mahnt auch das im Juni dieses
Jahres geschaffene Graffito „Leave No One behind“ (Lass
niemanden zurück) an einem Lieblingsplatz von Siegen,
der sonnigen Flaniermeile am Siegufer. Geschaffen wurde
es im Sommer 2020 im Rahmen des Siegener Urban-Art-
Festivals „Out And About“. Beim 2003 gegründeten Kulturund
Jugendverein Style Fiasko steht die Hip-Hop-Kultur
im Mittelpunkt. Ziel ist es, Jungendlichen Wege zu zeigen,
Konflikte nicht mit Gewalt, sondern im kreativen Wettbewerb
auszutragen. Fröhliche Hip-Hop-Musik, Breakdance,
Rap oder gemeinsame künstlerische Aktionen schaffen
eine positive Lebenseinstellung. Lieber eine coole Truppe
als gewaltbereite Gangs. Eine Aktion konnte am 13. Juni
live miterlebt werden. Gut gelaunte Jugendliche sprayten
mit Farben, Eimern, Leitern, Mund- und Nasenschutzmasken
ausgerüstet ihr Statement an die Wand. „Leave No One
Behind“ steht in markanten, kantigen Lettern neben dem
Schiff: das Motto der internationalen Hilfsorganisation
Seebrücke. Durch Corona steht seit März dieses Jahres das
Flüchtlingsthema nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit.
Umso wichtiger war es Style Fiasko, dieses Thema nachdrücklich
noch einmal plakativ mitten in Siegen auf eine 20
Meter lange Mauer zu sprayen. Neben der Sieg scheint das
schnelle Rettungsschiff auf die Betrachter zuzukommen mit
seiner Mahnung, keinen zurück zu lassen und fordert unsere
Empathie und Solidarität ein. Noch bis Ende August mahnte
die „Seebrücke“ an das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer.
Eine andere Jugendgruppe wird die Malfläche übernehmen
und uns wahrscheinlich mit einem frechen Henner und Frieder
Comic überraschen.
Typisch für Straßenkunst: oft ist sie nicht permanent,
sie ändert sich oder verschwindet ganz. Hier ist alles legal.
Meist sind aber Graffiti illegal, werden anonym oder unter
Pseudonym gesprayt oder eher geschmiert. Vor allem
rund um Bahnhöfe und Züge, an Autobahnen und Schallschluckwänden
überbieten sich die Sprayer mit waghalsigen
Manövern, um ihre Botschaften zu verewigen. Um
diese Schmierereien zu beseitigen, geben die Kommunen
Geld ohne Ende aus. Doch kaum ist der Reinigungstrupp
weg, kommen schon wieder andere Graffiti-Sprayer.
Die Gruppe Style Fiasko hatte auch vor einiger Zeit
schon für Aufsehen gesorgt, als sie die Unterführungen
Titel
zum Bahnhof und zur Siegerlandhalle mit freundlich
bunten Grafitti heller und freundlicher gestaltete. Vorher
waren diese Passagen eher Orte, die man meidet. Und ein
Spielfeld für Vandalen mit der Spraydose.
Ein Freiraum für Jugendliche in Siegen ist der Skatepark
am Goldammerweg in Eiserfeld. Nachmittags kann
man hier vor allem sportbegeisterte Jungen mit ihren BMX-
Rädern, Roller-Skates oder Stunt-Scootern beim Trainieren
treffen. Und natürlich beim chillen. Hier werden auch
Kurse in den verschiedenen Disziplinen angeboten. Action
ist auf dem Spielplatz mit den verschiedenen Rampentypen
angesagt. Oben hinter der Hauptrampe sieht man ein
dazu passendes grellbuntes Graffito – wieder mit typischen
markanten, kantigen und übergroßen Buchstaben, die sich
nicht recht entziffern lassen. Aber sie vermitteln Explosion,
Aktion und Dynamik. Hier können sich die Kids so richtig
auspowern. Frust und Aggression abbauen. Der Skatepark
wurde 2004/5 von der Stadt Siegen gebaut.
Ein paar Straßen weiter vom Siegufer entfernt im Häutebachweg
9 sieht man heute noch die Fassadenmalerei
von Uwe Pieper und Walter Helsper, einst bunt und spektakulär.
Fast 40 Jahre hält nun schon die mystische Malerei
der Witterung stand. Wenn auch inzwischen verblasst – die
Farbe bröckelt – verzaubert sie Betrachter von heute mit
ihrem morbiden Charme. „Ich freue mich jedes Mal, wenn
ich an dieser Fassade vorbei gehe“, sagt eine ältere Passantin
„wenn auch das Haus der ehemaligen Galerie heute in
einem eher desolaten Zustand ist“.
Man sieht einen theatralischen Prospekt, den das Künstlerteam
zur Eröffnung der Galerie Kaiser am 3.10.1981 hier
Weltuntergang, Ausschnitt aus dem Fassadengemälde am GAL
16 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 17
Titel
Titel
Ein Bild der Gruppe Style Fiasko, war anslässlich des Urban-Art-Festivals am Herrengarten zu sehen
geschaffen hatte. Magdalena Kaiser-Pieper erklärt, dass es sich
hierbei um Phantasien in Anlehnung an den belgischen Surrealisten
Paul Delveaux handelt. Uwe Pieper war ja immer ein
Freund von Zitaten aus der Kunstgeschichte, die er mit Witz
und Phantasie in neue Zusammenhänge brachte. Man sieht
mediterrane Landschaften, römische Villen mit ihren Gärten
und Innenhöfen. Ist es das Elysium, die paradiesischen Gefilde
aus der antiken Welt? Ein Traum, ein Märchen? Weibliche
Gestalten, die das Bild beleben, strahlen Würde aus. Es scheint
eine melancholische Stimmung über allen zu schweben. Im
Eingangsbereich sieht man elegante Frauen in edlen Gewändern
und mit üppigen Frisuren, die vor filigranen Ornamenten
stehen, um die Gäste und Besucher des Hauses zu begrüßen!
Vielleicht hat Uwe Pieper hier auch seine Ehefrau Magdalena
portraitiert? Die Malerei im unteren Bereich erinnert auch an
die Wiener Kunst um 1900, etwa an Gustav Klimt.
Schön, dass es diese Malerei noch gibt. In Memoriam
an die beiden sehr verschiedenen Künstler-Stars aus Siegen.
Street-Art im Skatepark am Goldammerweg
Uwe Pieper, der eher ruhige Typ, ist vor einem Jahr verstorben.
Walter Helsper, der mit seinem unruhigen Künstlerleben oft
für Aufsehen sorgte. Helsper war übrigens auch Plakatmaler
und mit großformatigen Projekten vertraut. Er verstarb 1992.
Natürlich kann man bei einem Rundgang durch Siegen
die vielen bunten Hingucker, die bemalten Stromkästen nicht
übersehen. Seit Anfang der Tausender Jahre wurde dies in
Deutschland ein Trend. Viele Hobbykreative machten sich
ans Werk. Seit dem NRW-Tag in Siegen 2010 ziehen die bemalten
Kästen fast überall die Blicke auf sich. Natürlich ist
auch ein Portrait von Peter Paul Rubens dabei. Die Initiative
„Siegen sind wir“ steht hinter den bemalten Stromkästen. Der
ehemalige Konrektor der Hauptschule in Achenbach, Martin
Zielke, hatte Ende 2004 eine Idee. Stromkästen mit schlimmen
Sprüchen und Beleidigungen in Nachbarschaft der Schule
wurden als Projektarbeit für seine Schüler mit positiven,
freundlichen Motiven übermalt. Aus diesem Projekt wurde
dann die Initiative "Siegen sind wir." Und schon gut 30 Jahre
früher hatte eine Kunstlehrerin
in Nethpen eine
ähnliche Idee. Poppig und
bunt bemalten ihre Schüler
die oft tristen öffentlichen
Buswartehäuschen. Aber
auch professionelle Maler
gestalteten wahre Kunstwerke.
In Siegen fallen besonders
die perfekt bemalten
Stromkästen von RWE
auf, die besondere Motive
der Stadt zeigen. Ein Highlight
ist die alte RWE Station
am Kreisverkehr Brüderweg,
die seit einigen
Jahren am ehemals öden
Rundverkehr einen freund-
Heute stark verblichen: theatralische Fassadenmalerei von Uwe Pieper und Walter Helsper
lichen Akzent setzt. Es macht mehr Spaß, an
einem eher romantischen Floristikgeschäft
(Trompe d´oeil Malerei) vorbeizuradeln als
an einer vergammelten Stromstation. Eine
perfekte Illusion zu allen Jahreszeiten.
Hip-Hop-Szene, phantastischer Surrealismus
oder Graffiti: Street Art findet schon
lange nicht mehr nur in Berlin, Köln oder
London statt. Nach und nach hat die Urban
Art auch nach Siegen gefunden und ganz
neue Akzente im Straßenbild geschaffen. So
wie den Eisbären mit dem Selfiestick an der
Frankfurter Straße.
Für Interessierte ein Tipp: die Broschüre
„Kunst am Bau“ von Dr. Gunhild Müller-Zimmermann,
aktuelle Ausgabe 2019,
erhältlich bei der Tourist-Information im
Rathaus Siegen.
Fotos: Hartmut Reeh, Text: Tessie Reeh
In eigener Sache: Wir planen in der nächsten
Ausgabe weitere Street-Art-Bilder zu veröffentlichen,
dafür brauchen wir Sie. Näheres
auf den Seiten 3 (Aus der Redaktion) und 74
(durchblick verlost Freikarten).
Der Blumenladen, eine optische Täuschung
des Stromhäuschens am Kreisverkehr Brüder Weg
18 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 19
Kultur
Siegerlandmuseum sucht Zeitzeugen
Ein Geschichtsbild aus persönlichen Erinnerungen
Ein Bild zum Erinnern: 1969 begann das Stöbern auf dem Geisweider Flohmarkt
Ein Museum ist eine Institution, die Dinge aus der Vergangenheit
aufbewahrt und präsentiert, damit Personen
und Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten und
Zusammenhänge für die Nachgeborenen transparent und anschaulich
werden. Dies ist eine einfache und allseits bekannte
Formel, die auch auf die Arbeit des Siegerlandmuseum zutrifft.
Seit kurzem geht das Siegerlandmuseum jedoch auch
neue Wege, um seinen Sammlungsbereich zur Stadtgeschichte
zu erweitern. Unter dem Motto „Unser Siegen“
werden von einer Redaktion seit Anfang des Jahres Zeitzeugenberichte
gesammelt und auf einer gleichnamigen
Homepage veröffentlicht. Ziel ist es, so erläutert Astrid
Schneider, Leiterin der städtischen Kulturabteilung, ein
Geschichtsbild aus persönlichen Erinnerungen zu schaffen.
Zur Sprache kommen sollen Siegenerinnen und Siegener,
die Facetten aus dem Alltagsgeschehen der letzten 70 Jahre
schildern können und mit anderen teilen wollen.
Die Bandbreite an Themen, die dabei Gegenstand der
Beschreibung werden kann, ist nahezu unerschöpflich, wie
ein Blick auf die bereits eingegangenen Beiträge zeigt. Da
erzählt zum Beispiel die 105jährige Helene Wildenberg, wie
Sie 1944 half, den Brand im Oberen Schloss zu löschen, der
durch eine Bombe entstanden war. Ernst Göckus erinnert
sich an seinen ersten Besuch in der Siegener Badeanstalt
auf der Sieghütte in den 50er Jahren und Mario Görög, Organisator
des Geisweider Flohmarkts, lässt die Geschichte
des größten Trödeltreffpunkts der Region Revue passieren.
„Jedermann, der hier lebt“, da ist sich Astrid Schneider
sicher „hat Erinnerungen, die mit Orten, Personen, Traditionen
und Ereignissen in Siegen verbunden sind. Es sind
nicht immer die Schlagzeilen, sondern die Alltagsgeschichten,
die dem Bild der jüngeren Geschichte die Farbe geben.“
Aus diesem Grund sind Siegerlandmuseum und Kulturabteilung
auf der Suche nach Zeitzeugen aus allen Stadtteilen
von Siegen und aus allen Generationen. Willkommen sind
Geschichten, die als Text abgefasst sind. Noch authentischer
wirken die Berichte, wenn sie vor laufender Videokamera
gegeben werden oder als Audiodatei aufgenommen werden.
„In jedem Fall“, so Astrid Schneider „geben wir Hilfestellung.
Die Tatsache, dass das Internet zur Veröffentlichung genutzt
wird, soll für die älteren MitbürgerInnen nicht zum Hindernis
werden, sich aktiv zu beteiligen.“ Hilfestellung heißt konkret:
Für Gespräche, die aufgezeichnet werden, verabredet die
Redaktion mit den Interviewpartnern Termine. Manuskripte
werden vor der Veröffentlichung gesichtet und besprochen,
damit die Verständlichkeit und Lesbarkeit gewährleistet ist.
Das Projekt „Unser Siegen“ wird von der Kulturregion
Südwestfalen mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen
noch bis Ende 2020 gefördert. Das Sammeln von Zeitzeugenberichten
soll aber dauerhaft Aufgabe des Siegerlandmuseums
bleiben und
in das Konzept
des Neuen Siegerlandmuseums,
das
zur Zeit erarbeitet
wird, eingehen.
Wer sich als Zeitzeuge
zur Verfügung
stellen will,
kann sich gerne an
folgenden Kontakt
bei der Kulturabteilung
der Stadt
Siegen wenden:
j.rottler@siegen.de
0271/404-1528.
Die Adresse der
Homepage, auf
der sich die gesammelten
Beiträge
befinden,
lautet www.unser
-siegen.com
Pressestelle der
Stadt Siegen
20 durchblick 3/2020
Foto: Horst Günter Simon
Buchbesprechung
Buchbesprechung
Crime im Heim
Ein Altenheim als Ort geheimnisvoller Verbrechen
480 Seiten und kostet 15,00 Euro
ISBN: 978-3-86532-586-0
In der Seniorenresidenz
„Stift
Haus Fröhlich
Abendschein“ in
Lippeneutrup, einem
Fantasieort in den
Lippeauen irgendwo
zwischen Dorsten,
Haltern und Dülmen,
geschehen seltsame
Dinge. In dem Krimi
„Pumpernickelblut“
des Autors Herbert
Knorr, der auch als
promovierter Literaturwissenschaftler
bekannt ist, spielen
die Bewohner
des Altenheims die
Hauptrollen. Bewohnerin Else Erpenbeck und die neue
Belegungsmanagerin Anna Müller als Hobbydetektivinnen
gehen den seltsamen Geschehnissen auf den Grund.
Dabei begeben sie sich sogar in Lebensgefahr.
In „Pumpernickelblut“ gibt es eine Menge Frauengestalten,
denn außer den beiden genannten kommen noch die
„Grand Dame“ der Altersresidenz Margarete Schlachthauer,
die einen Fond für gefallene Mädchen gegründet hat. Was
wiederum mit ihrer Vergangenheit zu tun hat. Das versoffene
Paulinchen oder auch die arme Frau Sutthoff spielen
ebenfalls eine Rolle. Dass sich die Belegungsmanagerin
in den gut aussehenden Kommissar, der im Heim ermittelt,
verliebt, muss in einem solchen Roman einfach sein. Der
Autor war mit der Schauspielerin Marie-Luise Marjahn (bekannt
vor allem als Mutter Beimer in der „Lindenstraße) mit
dem Buch auf Lesereise. Dabei machten sie auch Station in
der Weißen Villa in Dreslers Park in Kreuztal.
Der Autor wurde natürlich gefragt, wie er auf Crime im
Heim gekommen sei. Seine Antwort: „Das hat auch familiäre
Hintergründe. Ich habe Pflegezusammenhänge kennengelernt
und zwar zu Hause und im Heim und wurde
auch immer mal wieder angesprochen, dass ich doch mal
was übers Seniorenheim schreiben sollte. Außerdem gehe
ich ja selbst auf die 70 zu, da muss man sich schon mal mit
dem Alter auseinandersetzen. Auch wenn ich es mit Else
Erpendeck halte und 120 werden möchte. Dazu muss man
aktiv bleiben und sich immer neue Ziele setzen. Das ist mir
wichtig und darum steckt in jeder Figur in „Pumpernickelblut“
auch ein wenig von mir selbst.“
Wenn auch der Ort Lippeneutrop der Fantasie des Autors
entsprungen ist, so kennt er sich doch in Westfalen
aus, weil er im südlichen Münsterland oft unterwegs war.
Hier kennt er die Typen und kann sie entsprechend gut beschreiben
und mit Leben füllen. Dazu gehört auch, dass
er den älteren Herrschaften die passenden Worte in Platt
in den Mund legt. Anders als in einem weiteren Buch von
Knorr „Schitt häppens“, das komplett in ruhrpöttisch daherkommt,
lässt er hier nur die verwurzelten Westfalen
platt reden.
„Pumpernickelblut“ ist ein Krimi mit westfälischem Flair
und gut zu lesen. Die Typen sind überwiegend originell und
kauzig, die Sprache teils deftig. Wir Älteren hoffen, dass es
so im Altenheim nicht zugeht.
Horst Mahle
Jahre, die Mehrheit der Betroffenen ist älter als 80 Jahre.
Ungefähr 70 Prozent sind Frauen. Da Frauen im Durchschnitt
älter werden als Männer sind sie stärker betroffen.
Das Wort „Demenz“ ist aus dem Lateinischen abgeleitet
und meint einen Zustand , bei dem man „ohne
Verstand“ bzw. „ohne Geist“ ist. Das nimmt den daran
Erkrankten aber bei aller Eingeschränktheit nicht ihre
Menschenwürde. Demenz wird durch eine Erkrankung
im Gehirn hervorgerufen. Man kennt verschiedene Arten
von Demenz, die mit Abstand häufigste ist die Alzheimer
Krankheit. Auch eine fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung
kann mit einer Demenz einhergehen. „Wir müssen
die Entstehung und die Auswirkungen des Krankheitsbildes
verstehen lernen“, schreibt Ruthe. Und dieses Verständnis
kann das Zusammenleben erleichtern. „Im Grunde
will der Demente uns mit seinem Verhalten nicht im
Wege stehen. Er will uns ja nicht ärgern.“ So beschreibt
der Autor aus der Lebenserfahrung mit seiner Frau eine
Grundeinsicht, die dann zu Konsequenzen führt: Wenn
wir Kritik vermeiden, Ärger und Frustration verschweigen,
helfen wir dem kranken Menschen seine gefundene
Lebensart zu verstehen und zu bejahen. Vorwürfe und
geäußerte Enttäuschung fördern seine Hilflosigkeit und
Ohnmacht und erzeugen Abwehr.
Als Leser dieses Buches nehmen wir teil an der letzten
gemeinsamen Zeit des Ehepaares Reinhold und Charlotte
Ruthe, die nach vielen guten gemeinsamen Jahren eine
schwierige Zeit mit Höhen und Tiefen erleben mussten. Es
ist kein Lehrbuch über die Krankheit Demenz, obwohl der
Leser viele Informationen erhält, sondern eher ein Lebensbuch.
Bei den Äußerungen des Autors wird oft deutlich,
dass er als Christ die
Dinge sieht.
Broschüre „Ratgeber
Demenz“ Eine
Broschüre mit Informationen
über
die häusliche Pflege
von Menschen
mit Demenz hat das
Bundesministerium
für Gesundheit
herausgegeben. Sie
informiert über die
Erkrankung, gibt
Entscheidungs- und
Verstehenshilfen und
Tipps für den Betreuungsalltag.
Au-
144 Seiten 12,80 Euro
ISBN: 978-3-86338-020-5
ßerdem werden Leistungen
der Pflegekasse und Unterstützungsangebote für
pflegende Angehörige vorgestellt. Horst Mahle
Charlotte geht
Wenn sich die Persönlichkeit verändert
Der Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt
sind, kann uns rat- und hilflos machen. Die
Wesensveränderungen geben uns Rätsel auf: Warum
vergisst die Person plötzlich so viel? Warum wird aus
einem vorher freundlichen Menschen ein rücksichtsloser,
aggressiver Mensch? Es gibt viele Formen der Demenz
und ebenso viele Fragen. Wie soll ich damit umgehen? Ein
sehr hilfreiches Buch „Charlotte geht. Das hohe Alter, die
Demenz und der Abschied von meiner Frau“ zu diesem
Thema hat Reinhold Ruthe geschrieben. Der Ehe- und Lebensberater
vermittelt Einblicke in das Leben mit seiner an
Demenz erkrankten Frau. Beide sind 90 Jahre alt und seit
65 Jahren verheiratet, als Charlotte stirbt. Er beschreibt
den Weg dahin mit vielen Fragen, Sorgen und Ängsten.
Der Autor verbindet seine persönlichen Erfahrungen
mit vielen Informationen über Demenz. Diese Verquickung
macht das Buch gut lesbar, denn es ist aus dem
Leben gegriffen und zugleich sachlich informativ. Aktuell
gibt es in Deutschland fast zwei Millionen Demenzkranke
mit unterschiedlichem Schweregrad. Dabei wird mit
300 Tausend Neuerkrankungen jährlich gerechnet. Nur
etwa zwei Prozent aller Demenzkranken sind jünger als 65
22 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 23
Historisches
Historisches
Die Peterskapelle in Netphen
Zwei bedeutende Ereignisse vor 75 und 35 Jahren
Iin der Woche vor Ostern 1945, Amerikanische Truppen
versuchten Reste von deutschen Einheiten zu vertreiben
oder gefangen zu nehmen, die sich in Netphen
im Bereich der Kreuzberg-Kapelle und den beiden Martinikirchen
aufhielten. Dabei kam es zu heftigem Schusswechsel,
der insbesondere die Kreuzberg-Kapelle erheblich
beschädigte.
Die in Niedernetphen, kurz vor Einmündung der Netphe
in die Sieg, stehende Peterskapelle war bis zu den Ostertagen
(1. und 2. April 1945) ohne Kriegseinwirkungen
geblieben. Dies änderte sich dramatisch in der
Woche nach Ostern. Angehörige der deutschen
Wehrmacht hatten sich nach Niedernetphen zurückgezogen.
Es kam zu Artillerie-Angriffen und
Häuserkämpfen, die am 6. und 7. April ihren Höhepunkt
fanden. Dabei wurde die Peterskapelle
so stark getroffen, dass sie völlig ausbrannte und
nur noch Mauerreste übrig blieben.
Die Bewohner von Niedernetphen suchten
Schutz im Bernstein-Stollen, dessen Eingang sich
dort befand, wo die vor einigen Jahren gebaute
Straße „An der Braas“ in die „Obere Industriestraße“
mündet. Bei diesen Bauarbeiten wurde
die vom Bernstein auslaufende Felsnase in einer
Tiefe von ca. 20 Metern abgetragen. Der Stolleneingang
und die im Berg befindlichen Fluchträume
sind heute nicht mehr sichtbar.
Foto: Petersplatzverein
Foto: Wilfried Lerchenstein
Als am 8.April 1945, dem „Weißen Sonntag“, die Schutzsuchenden
den Stollen verließen, um nachzusehen, ob das eigene
Haus noch stand, erblickten sie die Reste der rauchenden
Peterskapelle. Das alles geschah einen Monat vor der endgültigen
Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Die diesbezüglichen
Urkunden wurden am 7. Mai gegenüber den Amerikanern,
Engländern und Franzosen und am 9. Mai gegenüber
den Russen unterzeichnet. Ein kleines, jedoch historisch
unwiederbringliches Gebäude war für immer verschwunden.
Daher gilt die erste Betrachtung der ursprünglichen christlichen
Verkündigungsstätte.
Frühe namentliche Nennungen der Peterskapelle liegen
nicht vor. Die Urkunde vom 11. Oktober 1257 1) erwähnt
eine Kapelle, die im Netphener Tal gelegen sei, spricht
aber gleichzeitig von übertragenen Patronatsrechten an
das Kloster in Keppel. Es ist nicht auszuschließen, dass
dieses Schriftstück sich auf die Zuwendungen bezieht, die
sich aus der Urkunde vom 9. Juni 1239 ergeben, in der
Netphen erstmals namentlich genannt wird und mit der
„im Tal gelegenen Kapelle“ die damals noch viele kleinere
alte Martini-Kirche gemeint ist.
Für eine zeitliche Zuordnung der Peterskapellen-Erbauung
können die im März 1951 durchgeführten archäologischen
Grabungen herangezogen werden. Danach wird
deren Bauzeit dem Anfang des 13ten Jahrhunderts zugeordnet
2) . Zum Zeitpunkt des Granatbeschusses war die
Kapelle vermutlich etwa 700 Jahre alt.
In der Zeit von 1690 bis 1698 war der Priester Gerlach
Ermert Pfarrer in Netphen. In einem Eintrag vom 24.
Mai1691 berichtet er von einer Himmelfahrtsprozession,
ausgehend von der damals simultan genutzten alten Martini-Kirche
bis zur Kapelle in Niedernetphen 3) . Im 19ten
Jahrhundert wurde an die Kapelle eine kleine Schule in
In der Peterskapelle
zweistöckiger Fachwerkbauweise angebaut. Später kam
in einem räumlichen Abstand von ca. vier Metern ein aus
Ziegelsteinen errichtetes Gebäude hinzu 4) .
Nahezu 40 Jahre lagen zwischen den Kriegsfolgen
und den Bemühungen um einen Kapellenneubau. Am 15.
Februar 1983 fand die konstituierende Sitzung zur Gründung
des „Petersplatzvereins“ statt, der als vordringliche
Aufgabe den Wiederaufbau der Peterskapelle ansah. Sehr
bald konkretisierten sich die Planungen und die Gemeinde
Netphen gestattete mit der Überlassungsvereinbarung
vom 11. Juni1985 dem Petersplatzverein den Wiederaufbau
der Kapelle am alten Standort auf gemeindeeigenen
Grund und Boden. Schon am 21. September 1985 fand die
Grundsteinlegung der Kapelle statt, die zu diesem Zeitpunkt
bereits im Rohbau stand 5) .
Die in Kunstschrift verfasste Urkunde umreist die Kapellengeschichte.
Sie wurde mit verschiedenen Beigaben in
einem Kupferkasten ins Mauerwerk eingelassen. Die Pfarrer
Josef Dierkes und Klaus Seidenstücker erbaten für die
neu entstehende Kapelle den Segen Gottes. Die Festpredigt
hielt der in Netphen geborene Pfarrer Herbert Kringe, seit
1966 bis zu seinem Tod am 1. September 2005, Pfarrer in
Bruchhausen, unter den Steinen. Bewegend, wie er die Aufforderung
Gottes an Mose „Ziehe deine Schuhe aus, denn
der Ort, da du stehst, ist Heiliges Land“ (2. Mo 3,5) auf die
Netphener Peterskapelle bezog. Kindheitserinnerungen ver-
liehen der Predigt einen einprägsamen persönlichen Bezug.
„Heiliges Land“ war für ihn auch der Grund und Boden, auf
dem die Peterskapelle neu entstand 6) . Hunderte waren gekommen,
um die Feier der Grundsteinlegung mit zu erleben.
Am 22. Februar 1987, dem Peterstag, wurde der erste
Gottesdienst in der neu erbauten Kapelle gefeiert, die zu
diesem Zeitpunkt noch nicht offiziell in Dienst gestellt war.
Dies geschah vier Monate später, am 13. Juni 1987.
15 Jahre nach dem ersten Gottesdienst in der neuen Kapelle,
am 24. Februar 2002 fand ein weiterer ökumenischer
Gottesdienst in der Peterkapelle statt. Die Festpredigt hielt
der in Netphen tätige Pfarrer Dirk Gogarn.
Zu allen Gottesdiensten lädt die im Juni 1986 durch die
Glockengießerei Rincker, Sinn, gegossene Glocke ein, deren
Weihe im November 1986 im Rahmen eines Festgottesdienstes
erfolgte. Im Dachreiter der Peterskapelle hat sie ihren Platz.
25 Jahre nach Indienststellung der neu errichteten Kapelle
fanden vom 2. Juli bis zum 8. Juli 2012 die Jubiläumstage
mit einem vielschichtigen Programm statt. Sie ist auch acht
Jahre später ein lebendiger Bestandteil von Netphen.
Heinz Stötzel
Quellen- und Literaturverzeichnis: 1) Philippi, Dr. Friedrich Abdruck der Urkunde vom
21.10.1257 im „Siegener-Urkundenbuch“, 1927, Nr. 24, Seite 19. 2) Böttger, Dr. Hermann,
Grabungsbericht vom 18.04.1951 abgedruckt im Buch „Wiederaufbau der Peterskapelle“,
1999, Seiten 24 bis 27. 3) Ermert, Gerlach, Eintrag im Register der Dörfer die der Pfarrei
Netphen zugeordnet waren. Das Original (NPNP) befindet sich im Archiv der Stadt Netphen.
4) Wagener, Raimund, Der Wiederaufbau der St. Peterskapelle, 1999, Seite 19 und
Foto der alten Kapelle Seite 11. 5) wie 4) Seite 29. 6) wie 4) Seiten 110 bis 114.
24 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 25
Aus der Region
Aus der Region
Die Fichte ist Geschichte
Das beschleunigte Sterben einer Baumart
Es gab einmal eine Zeit, da waren im Siegerland noch
keine großräumigen Flächen mit ausschließlich Fichtenbesatz
zu finden. Johann Christian Senckenberg,
Naturwissenschaftler und Namensgeber des bekannten
Frankfurter Naturmuseums, besuchte anno 1736 unsere Region
und notierte in seinem Tagebuch: „Tannen und Fichten
sind wenig oder keine hie.“ Dass ihm dieser Umstand bemerkenswert
erschien, deutet darauf hin, dass er in anderen
Gegenden eine größere Anzahl der immergrünen Nadelbäume
vorgefunden hatte.
Und tatsächlich trat die Fichte ihren Siegeszug in vielen
Teilen Deutschlands schon vor mehr als 300 Jahren an.
Massive „Plünderungen“ der Wälder in Mitteleuropa hatten
dazu geführt, dass in weiten Teilen eine Holzknappheit
vorlag. Die damaligen Förster konnten viele der Landbesitzer
– in der Regel waren es die Grafen und Fürsten – davon
überzeugen, dass es eine Baumart gibt, die nicht nur schnell
wächst, sondern dazu auch noch ein hervorragendes Holz
liefert. Weitere Vorteile waren ihre Anspruchslosigkeit und
der gerade Wuchs. So rasch wie von den Waldbesitzern gewünscht
konnte der Holzmangel zwar nicht behoben werden,
doch angesichts der Alternativen bot sich die Fichte
ganz einfach als allerbeste Wahl an.
Doch es gab auch Gegenden, in denen eine Anpflanzung
von Fichten gar kein Thema war, weil ganz einfach keinerlei
Holznot herrschte – im Gegenteil. Schon viele Generationen
zuvor hatte hier eine Wechselwirtschaft Fuß gefasst, bei der
die andernorts herrschende prekäre Situation praktisch ausgeschlossen
war. Die Basis hierfür war die Nachhaltigkeit
des Verfahrens. Dieses wurde Haubergswirtschaft genannt
und war aus heutiger Sicht eine kulturelle Großtat. Noch
einmal Senckenberg, der bei seinem mehrwöchigen Besuch
eine Zeit lang im Schloss Hainchen wohnte: „Nachdem man
… angehoben (angefangen) Hayne oder Hauberge zu machen,
erholte sich das Landvolck. Die Hauberge sind stets
ein sicher Capital und verzinsen sich wohl.“ Der Frankfurter
schätzte den wirtschaftlichen Wert richtig ein. Dass die hiesige
Bevölkerung ein auskömmliches Dasein genoss, hing
eng mit den aus der Haubergsarbeit stammenden Erzeugnissen
zusammen.
Gelegentlich hört man von ansonsten gut informierten
Personen, dass sie alles, was den Hauberg anbelangt, noch
nie so richtig verstanden hätten. Ich will darum versuchen,
dessen „Geschäftsmodell“ so einfach wie möglich zu erklären.
Auf entbehrliche Einzelheiten soll bei dem „trockenen
Thema“ verzichtet werden.
Beginnen wir mit den Besitzverhältnissen. Die Verfasser
des „Siegerländer Wörterbuchs“ nahmen an, dass diese gegen
Ende des 15. Jahrhunderts grundlegend festgeschrieben
wurden. Die nassauische Regierung verordnete, dass der
gesamte Waldbesitz einer Ortschaft nach bestimmten Regeln
genutzt werden müsse. Jeder Hauseigentümer wurde
mit seinen Besitzanteilen Mitglied in einer Haubergsgenossenschaft.
Durch Erbteilung und Verkauf konnten sich die
ursprünglich gleichgroßen Anteile ändern.
Foto: Wikimedia Commons
Das Konzept entspricht im Prinzip demjenigen einer
Aktiengesellschaft. Deren Grundkapital ist in Aktien zerlegt,
die den Eigentümern auf einer Aktionärsversammlung
ein Stimmrecht sichern. Genau so ist es auch bei der Genossenschaft.
Wer viele Anteile hat, dessen Stimme hat bei
Beschlüssen ein entsprechend größeres Gewicht. Ein ganz
wichtiger Unterschied ist freilich, dass Aktien lediglich
Wertpapiere darstellen – niemand von den Aktionären muss
in der ihm anteilig gehörenden Fabrik arbeiten. Haubergsanteile
hingegen berechtigen den Besitzer, die Produkte der
ihm zugewiesenen Fläche für sich zu nutzen.
Fahren wir fort mit der Methodik der Nachhaltigkeit.
Hierzu wurde der Wald als Gesamteigentum in möglichst
gleich große Bereiche aufgeteilt. In der Regel wurden 16 bis
20 Areale gebildet. Im ersten Jahr wurde eine dieser Teilflächen
gefällt. Jeder Genosse bekam eine Stelle zugelost,
die der Größe seines Anteils entsprach. Im nächsten Jahr
geschah dies bei einer anderen Teilfläche. Da war auf der
Vorjahrsparzelle das aus den Wurzelstöcken nachwachsende
Holz schon wieder ausgetrieben. Und wenn der letzte Bereich
abgeholzt war, dann war der erste wieder schlagreif.
Bei diesem Reihum-Verfahren war gewährleistet, dass Jahr
für Jahr die gleiche Menge Holz zur Verfügung stand. Nachhaltiger
geht es nicht!
Werfen wir nun einen Blick auf die Erzeugnisse, die der
Hauberg lieferte. Da war vor allem natürlich das Brennholz,
das jeder Eigner im Frühjahr „ernten“ durfte. Das Entfernen
des dünnen Unterholzes und der hieraus gefertigten Schanzen
war eine Aufgabe für Frauen und Kinder, während das
Fällen aller Holzarten – vorwiegend waren dies Birken –
ausschließlich eine Sache der Männer war. Eine Ausnahme
bildeten die Eichenstämme. Bei diesen wurde im Mai zunächst
die Rinde abgeschält. Diese enthält einen Gerbstoff,
mit dessen Hilfe man Tierhäute zu Leder umwandelt. Jeder
Eigner fuhr mit seiner Ausbeute zur Gerberei und erwirtschaftete
durch den Verkauf der Rinde („Lohe“ genannt)
einen finanziellen Gewinn. Die Stangen hingegen brachte
man zu den Meilerplätzen. Die hier gewonnene Holzkohle
fand Verwendung bei der Eisenverhüttung und bildete eine
weitere wichtige Einnahmequelle.
Mit Ausnahme einiger Wintermonate zog sich die Bewirtschaftung
über das ganze Jahr hin. Nach der Holzernte
entfernte man vom Boden der kahlen Fläche Gras und
Moos sowie sonstigen Bewuchs, der anschließend in Flammen
aufging. Die Asche bildete den einzigen Dünger für das
„Haubergskorn“, das eingepflügt und im Jahr darauf mit der
Sichel geerntet wurde. Aus dem hieraus gewonnenen Mehl
backte man im gemeindeeigenen Backhaus ein sehr gesundes
Schwarzbrot. Dazu eignete sich das gedroschene Stroh
als Streu im Stall sowie auch ganz gut zum Decken von Dächern.
Nach einem halben Dutzend Jahren durften schließlich
die Hirten bis zum nächsten Holzabtrieb ihre Großviehherde
zur Beweidung in den Hauberg treiben.
Nicht vergessen werden dürfen die Heidelbeeren, die eimerweise
gesammelt und verkauft wurden sowie der Ginster,
der im zweiten Jahr nach der Abholzung urplötzlich in
einer unzählbaren Fülle auflebt und den jungen Hauberg in
ein einziges Blütenmeer verwandelt. Der Ginster ist nicht
nur eine „Augenweide in Gelb“, sondern er wurde früher
ab dem vierten, fünften Jahr nach seinem Auftauchen auch
mit einer „Ginstersichel“ geerntet. Man konnte ihn häckseln
und als Viehstreu verwenden, aber auch – zu Schanzen
gebunden – im Außenbereich von Stall und Scheune als
Kälteschutz aufstellen. Die schönste Haubergsblume indes
blüht im späten Frühling gleichfalls in größeren Mengen im
jungen Wald wieder auf. Es ist der Rote Fingerhut, dessen
purpurne Glockenreihen nicht verraten, dass sie das giftige
Digitalin enthalten, welches als Arzneimittel genutzt wird.
Zusammengefasst sieht man, dass „die Hauberge ein sicher
Capital“ waren und durch den vielfältigen Nutzen dazu
beitrugen, dass die dörfliche Bevölkerung ein hinlängliches
Wohlergehen genoss. Dies sahen auch die Landesherren
so, die ja durch die fälligen Abgaben ebenfalls hiervon profitierten.
Und darum standen die Nassauer und später die
Preußen im Laufe der Jahrhunderte im eigenen Interesse
hinter dem Geschäftsmodell und regelten durch diverse
„Holz- und Waldordnungen“ die Haubergswirtschaft in ihrem
Machtbereich.
Wer sich das bisher Gesagte vor Augen führt, der wird
nicht den geringsten Grund für die eingangs angesprochene
Anpflanzung von Nadelbäumen finden. Bis dass diese einer
wirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden konnten,
26 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 27
Aus der Region
Die Ginsterblüte ist alljährlich eine Augenweide im jungen Hauberg.
In der heimischen Flora zählt der Fingerhut zu den stärksten Giftpflanzen.
vergingen ja sechzig oder achtzig Jahre. Die währenddessen
heranwachsenden Generationen hätten nicht den geringsten
Nutzen von dieser Anpflanzung gehabt. Kein Förster hätte
unseren Vorfahren solches schmackhaft machen können. So
wurde der grandiose Blick von den Hügeln auf den sich in
unterschiedlichen Entwicklungsstufen befindenden Hauberg
nicht durch größere Nadelholz-Bestände verstellt.
Es vergingen Jahrhunderte, bis das düstere Wolken am
Haubergshorizont aufzogen. Und diese kamen in Form der
Erschließung des Siegerlandes durch die Eisenbahn. Nachdem
1861 die Sieg-Ruhr-Linie eingeweiht worden war, folgte
schon ein Jahr später die durch Betzdorf und das Hellertal
führende Deutz-Gießener Eisenbahn. Für den heimischen
Wirtschaftsraum war dies fürwahr ein willkommenes Geschehnis,
doch für den Wald in der herkömmlichen Bearbeitungsform
war es der Beginn des Niedergangs. Der Transport
auf den Schienen war viel kostengünstiger als der auf
der Straße. Koks und Steinkohle wurden hierdurch preiswerter
als die in den Meilern mühsam produzierte Holzkohle.
Ein ganz wichtiger Erwerbszweig
fiel weg.
Als kurz darauf auch noch in den
Gerbereien anstelle der Eichenlohe das
südamerikanische Quebrachoholz und
dazu chemische Gerbmittel zur Anwendung
kamen, war der traditionelle Ablauf
nachhaltig gestört. Weil auch das
Eichenholz nun nur noch zum Verbrennen
im Ofen dienen konnte, ergab sich
eine Überproduktion. Unzählige Generationen
zuvor hätten nicht im Traum daran
gedacht, dass irgendwann die Haubergsflächen
zu groß für den jährlichen
Bedarf ihrer Nachkommen sein würden.
Dies alles vollzog sich freilich schrittweise,
manches Jahrzehnt verging noch
im halbwegs gewohnten Rhythmus.
Von 1890 bis 1934 übten zwei meiner Urgroßväter nacheinander
das Amt des Haubergsvorstehers in Flammersbach
aus. Sie waren als Landwirte – ebenso wie viele ihrer Genossen
– auch auf die durch die Arbeit im Hauberg zu erzielenden
Gewinne angewiesen. Ihre landwirtschaftlichen Flächen
waren wegen des überragenden Stellenwerts des Haubergs so
klein, dass auf ihnen lediglich der Eigenbedarf gedeckt werden
konnte. Und daher traten sie mit Erfolg dafür ein, die
nun nicht mehr benötigten Haubergsflächen in Ortsnähe zu
roden und urbar zu machen. Die auf den zusätzlichen Feldern
geernteten Kartoffeln und Getreidearten wurden verkauft und
milderten den finanziellen Verlust. Im gesamten Siegerland
wurden ähnliche Schlussfolgerungen gezogen.
Es gab aber noch eine weitere Möglichkeit. Und hier beginnt
die Geschichte der Fichte in der Haubergsgegend. Nun
war nämlich die Stunde derjenigen gekommen, die eine Anpflanzung
von Nadelbäumen auf entbehrlichen Flächen als
eine geeignete Alternative empfahlen. Nach und nach ließen
sich viele Haubergsbesitzer hiervon überzeugen. Vor allem
auf den weitab gelegenen
Parzellen und auf
den steilsten Hängen
pflanzten die Genossen
die ersten Fichtenkulturen.
Auch in der
nachfolgenden Zeit
blieben die Nadelbäume
die erste Wahl bei
der Bepflanzung von
überzähligen Arealen.
Drei Generationen
später trugen die Maßnahmen
der Vorfahren
Früchte. Der Verkauf
der ältesten Fichten
brachte vor rund fünf
Jahrzehnten so
Foto: Wikimedia Commons
Foto: Wikimedia Commons
28 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 29
Aus der Region
Aus der Region
viel Geld in die Kasse, dass erstmals in der viele hundert
Jahre umfassenden Geschichte des Flammersbacher Haubergs
„Dividende“ in Form von Bargeld an die Anteilseigner
ausgeschüttet werden konnten. Und die Verständigeren
unter den Genossen wussten natürlich genau, dass sie dies
der Handlungsweise ihrer Ahnen zu verdanken hatten.
Der Bedarf an Brennholz wurde unterdessen wegen des
damals sehr billigen Öls und anderer Energieträger immer
geringer. Viele Anteilseigner verloren das Interesse an der
Arbeit im Wald. Und als Folge machten immer mehr traditionelle
Laubwaldflächen der Fichte Platz. Dass dies Naturschützer
auf den Plan rief, darf nicht überraschen.
Der Hilchenbacher Ehrenbürger Wilhelm Münker (1874
– 1970) war in unserer Region der bekannteste unter ihnen.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte er dem Altenaer
Lehrer Richard Schirrmann mit Rat und Tat helfend
unter die Arme gegriffen, um dessen Idee zur Schaffung von
Übernachtungsmöglichkeiten für die wandernde Jugend zu
verwirklichen. Das Deutsche Jugendherbergswerk verdankte
der organisatorischen Kraft Münkers zu einem sehr großen
Teil seine Existenz.
Für den Siegerländer Wald indes wurde der begeisterte
Wanderer und SGVler vor allem dadurch wichtig, dass er in
zahlreichen Abhandlungen immer wieder eindringlich eine
Lanze für den Laubwald brach. Der Hilchenbacher war realistisch
genug, um anzuerkennen: „Es ist ein wirtschaftliches
Unding, in Zeiten größter Holznot draußen im Walde
nur Brennholz zu ziehen. Das gibt es … in ganz Deutschland
schon lange nicht mehr. Dabei sind sich alle einig, dass leider
die anspruchsvolle und sehr langsam wachsende Eiche nur
noch in beschränktem Umfang gehalten werden kann. Die
Kernfrage lautet also, mit
welchem Hundertsatz soll
die Fichte Einzug halten?“
An anderer Stelle äußerte
er sich ähnlich: „Keiner
will die Fichte verbannen.
Jeder weiß, dass wir sie
gar nicht entbehren können.“
Doch mit Nachdruck
stellte er abschließend
fest: „Aber was zu viel
ist, ist zu viel!“ Manch ein
Haubergsgenosse wird bei
diesen Sätzen wohl nachdenklich
geworden sein.
Kurz nach dessen Eröffnung
vor knapp zwei
Jahrzehnten erwanderte
ich mit einer SGV-Gruppe
den Rothaarsteig von
Dillenburg nach Brilon.
Bis zur Ginsberger Heide
hielt sich der Anteil
Foto: Ulli Weber
der Fichten am Wegesrand in Grenzen. Von da ab jedoch
säumten rechts und links kontrastarme Nadelbäume den
Weg. Hierdurch hielt eine düstere und ermüdende „Monotonie
unter Fichten“ bei den Wandernden Einzug. Stundenlang
sah man mitunter kaum ein grünes Blatt, man vernahm
kein Vogelgezwitscher, kein Reh und kein Hase ließen sich
sehen. Für einen naturinteressierten Wanderer ist eine derartige
Eintönigkeit – noch dazu auf einem „Weg der Sinne“
– einfach deprimierend!
Ein Jahr nach dem Kyrill-Orkan wanderte ich erneut auf
dieser Strecke. Die unzähligen Stümpfe der umgeblasenen
Fichten stellten zwar auch keine optische Offenbarung dar,
doch nun konnte man wenigstens den Blick in die Weite
schweifen lassen und die zuvor verstellten Ausblicke genießen.
Wandersmann „Willi“, wie Münker freundschaftlich von
seinen Bekannten genannt wurde, hatte wohl diese Region
vor Augen als er feststellte: „Auf den Bergen wird es
schwarz und immer schwärzer. Der Siegeszug der Fichte
geht nahezu ungehemmt weiter.“ Und die Gründe für seine
kritische Einstellung erstreckten sich keineswegs nur auf
den Aspekt des Wanderns: „Die Nachteile betreffen vor allem
die bedenkliche Schädigung der Bodenwuchskraft, die
vermehrte Anfälligkeit für Feuer, Bruch und Käfer sowie
die starke Minderung der nutzbar werdenden Wassermenge
und schließlich auch die Verödung der Landschaft. Man
überlässt den Enkeln und Urenkeln die Sorge, mit dem fast
hoffnungslos verdorbenen Boden fertig zu werden.“
Seine Warnungen gipfelten in einer Stellungnahme im
Heimatkalender 1968: „Und wie war es doch mit der unheimlichen
Dürre 1959? Wenn nun gar zwei solcher Jahre
hintereinander kämen? Es gäbe eine Katstrophe von
gar nicht vorstellbarem Ausmaß. Noch immer rächt sich
Am 18. Januar 2007 legte hier der Orkan Kyrill ein ganzes Fichtenwäldchen flach.
jegliche Sünde wider die Natur. Zu alledem: Gilt nicht seit
Jahrhunderten bei allen Wirtschaftlern der alte Lehrsatz: Du
sollst nicht alles auf eine Karte setzen?!“
Dass diese Sätze prophetischer Natur waren, zeigt sich
derzeit. Wir erlebten zwei Dürrejahre hintereinander und
im Anschluss ein trockenes Frühjahr, das die Vermehrungsfreude
des von Münker genannten Käfers enorm anregte.
Tageszeitungen, Magazine und das Fernsehen berichteten
immer wieder mit bestürzenden Bildern über hingestreckte
Wälder. Und wer sich selbst auf eine Wanderung begibt, der
benötigt nicht lange um vor einem der unzähligen Brachfelder
zu stehen. Das nur sechs Millimeter große Insekt hat
die Wasserknappheit und den hieraus resultierenden Mangel
des schützenden Harzes dazu genutzt, dass die „Katastrophe“
tatsächlich kam.
Die Gesundheit des Waldes, in dem auch Buchen und
Eichen „schwächeln“, war noch nie so schlecht. In der forstlichen
Welt ist dies das alles beherrschende Thema. Keiner
unter den derzeit lebenden Förstern hat so etwas in seiner
Laufbahn erlebt. Die trotz aller Gegenmaßnahmen nicht zu
stoppende Borkenkäferart mit dem unverfänglichen Vornamen
„Buchdrucker“ dürfte seinem Wirt, der Fichte, wohl
eher über kurz als über lang den Garaus machen.
Unbeeindruckt vom Toben des wilden Riesen Kyrill
pflanzten viele Eigner seinerzeit auf den Kahlflächen erneut
Fichten an. Man hatte den Knall nicht vernommen. Die
Titanic sank, die Kapelle spielte weiter. Es musste erst ein
unter der Borke kriechender sanfter Winzling in regenarmen
Jahren kommen, damit bei den frustrierten Waldbesitzern
ein Umdenken einsetzte. Doch ihre Ratgeber, die Forstleute,
sind einstweilen selbst noch ratlos. Welche Baumart wird
13 Jahre später ist ohne menschliches Zutun ein grüner Mischwald entstanden.
mit den künftig zu erwartenden Anforderungen klar kommen?
Welche wird dazu einen wirtschaftlichen Erfolg bringen?
Gefragt sind Konzepte für die nächsten Stürme, Hitzewellen
und Käferinvasionen. Willi Münker hatte sich seine
Meinung schon 1958 gebildet. Da erschien sein 400 Seiten
dickes Buch mit dem Titel „Dem Mischwald gehört die Zukunft“.
Viele vorausschauende Waldbesitzer und Forstleute
kommen in dem Werk im Titelsinne zu Wort.
Zu deren Glück gibt es Haubergsgenossenschaften, die
nicht alles auf eine Karte setzten. Eine nicht geringe Anzahl
hat sogar den Fichtenanteil unterhalb der 40-Prozent-Grenze
gehalten. Der Weidenauer Heimatautor Hermann Böttger
befürchtete zwar im Heimatkalender 1952: „Langsam aber
sicher wird der Hauberg aus der Siegerländer Landschaft
verschwinden; am Ende des Jahrhunderts wird er der Vergangenheit
angehören.“ Weil aber die Verantwortlichen danach
bei Neuanpflanzungen auch der Buche den Vorzug gaben, Eichen
zu Hochwald wachsen ließen und den Wald wieder in
stärkerem Maße zur Brennholzgewinnung nutzten, ist Böttgers
Mutmaßung nicht eingetroffen. Und deshalb prägen immer
noch große Laubwaldanteile das Landschaftsbild.
Am nördlichen Ortseingang von Flammersbach blies vor
13 Jahren der schon genannte Kyrill ein an der Kreisstraße
liegendes Fichtenwäldchen beinahe komplett um. Weil
die Bebauung auf der anderen Straßenseite inzwischen an
das etwas mehr als ein Hektar große Areal angrenzte, verbot
sich eine erneute – und zudem kostspielige – Bepflanzung
mit Fichten. Und so überließ man das Grundstück erst
einmal sich selbst und pflanzte nicht einen einzigen Baum.
Unser Foto zeigt, was in 13 Jahren hieraus geworden ist. Es
ist ein grüner Mischwald, in dem sich unter anderem Espe,
Haselnuss, Ahorn, Weide, Holunder, Birke, Eberesche, Eiche,
Kirsche und Buche,
dazu jede Menge Sträucher
und sonstiges Gehölz um die
Fichtenstümpfe versammelt
haben und dem Ortseingang
ein überaus freundliches
Bild verschaffen.
Bei diesem Anblick
drängt sich der Gedanke auf,
dass vielleicht tatsächlich
ein natürlich gewachsener
Mischwald mit den Katastrophen
der Zukunft klar
kommen kann – vom wirtschaftlichen
Ertrag einmal
abgesehen. Und dann könnte
die Zeit gekommen sein, in
der erneut ein das Siegerland
Foto: Ulli Weber
besuchender Naturwissenschaftler
in sein Tagebuch
schreiben wird: „Fichten
sind wenige oder keine hier.“
Ulli Weber
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Mundart von Bruno Steuber, Littfeld
Mundart von Bruno Steuber, Littfeld
Jegwallde Jeschdallde
Min Frou koam loa noaheim on wönschde ser
va mir zom Meddaachesse moal Jegwallde Jeschdallde.
En gore Bekannte hädde doava jeschwärmt
– va wäje nochemoal so esse wie eh dr arme Zitt,
wo et kum wat Vernönfdijes ze kaufe goaw, on so. Hö döt
mr ser de Finger doanoa legge, awer mr moß alt wahne a
noam rechdije Rezept söche, falls mr net zofällich ääng va
dä ahle Sejerlänger Kochböcher em Rejal stoah häd. (örrer
och em Internet noagugge ka ...)
Awer woröm ech bi däm Obdrach so lache moßde woar
foljendes Jespräch bet minner Frou. Ech frowde se, öf se
sech unger däm Name da wat vörstelln könn. Etwas zöjerlech
koam da de Antwort: „Ich meine, das müßte was mit
gequälten Gestalten oder so zu tun haben, aber genau weiß
ich es nicht“... Doa ka mr moal wat seh! No läwt se alt
öwer foffzich Johr e Lettfe, hört gerne zo, wenn ällere Lüh
Platt schwätze, kapiert binoah alles, awer hi on doa görret
da doch noch so e paar Dingelcher, wo äwe Uswärdije
Problemcher bet oser Sproache ha. Es doch schüer, worr?
Moß ech ou dat Rezept loa obschriewe? Enä, glauwe
ech net; denn wä sech dröm kömmert örrer sogar Nubbe
häd ob jegwallde Jeschdallde wüerd wourl schwing fündich
wern.
●
EDütschland görret ah de 500 verscherene Weldbenn,
zo dän och de Hummeln jehörn. Bi os süd mr meisdens
donkele on helle Erdhummeln, Acker,- Gaarde,-
Schddääng,- on Baumhummeln. Die erkennt mr all ah
de Farwe, die awer net ömmer gliche sie.
Hummeln läwe nur en Sommer lang. De erschde die mr
noam Wender süd, si also junge Könijinne, die em Hearwest
noch begaddet wurne, eh dat se eh dn Wenderschloaf
ginge. Dörch vermehrde Produkzioa fa Glycerol, dat wie
e Frostschutzmeddel wirkt, on en iserne Razioa Nektar on
Pollen öwerschdo die junge Könijinne etliche Minusgrade.
Leider awer nur ääng va zeh.
Hummeln
Foto: Bruno Steuber.
E nem soziale Hummelvolk görret en Könijin, Ärwderinne
on Drohne, jenau so wie bi de Benn. Et göd awer
och Gugguggshummeln, die äre Eier eh fremde Nesder lä.
Die Könijin erzüjd, noadäm se sech erschdemoal Nahrung
jesochd on en nöjje Behausung jesöchd häd, als erschde
Amtshandlung Wachs, bout doadrus als erschdes e Honnichdöppche,
on sammelt doadren Nektar on Pollen als
Nourtfallrazioa för Schleechtwärer. Doanoa bout se ebenfalls
us Wachs en sojenannde Eiwiege. Dat si werrer zwo
Wachsdöppcher on doa komme da eh dat eine Döbbche
Pollen on Nektar (Hummelbrourt), äweso eh dat anger, on
doazo bes zo zeh Eiercher. Dat Ganze wüerd da bet ner
loftdörchlöassije Wachsschecht öwerzouwe. Se bout also,
angersch wie de Benn, kä sechseggije Wabenzellen. Se läd
sech da gwer öwer dat Döbbche bet dä Eier on wärmt se.
Noa drejj bes fönf Dahw (Tage) schlüpfe de Larve, on ernährn
sech erschdemoal fa dä Pollen on däm Nektar us däm
„Speisekämmerche“. Noa on noa vergröerßert die Könijin
die erschde Zellenanlage, edäm dat se nöjje Wachstönncher
about, on doa och werrer Pollen, Nektar on Eier redöt. So
erreicht dat Hummelvölkche em Louf des Johres en Beschdand
döscher 50 on 600 Diercher, je noa Hummelart.
Ohjefähr drejj Woche noa der Nöjjgründung fa so nem
Völkche si de erschde Nachkommen der Könijin sowit.
Foto: wikimedia commons.
Erschdemoal alles ofruchtbare Wifjer,
die etzend sämtleche Ärwede em
Nest öwernämme. De meisde beschaffe
Nahrung, angern betädije sech als
Amme, on vergröerßern dt Nest, on e
paar sojenannde Zofen kömmern sech
nur öm de Könijin. On die kennt nur
noch ääng Thema: Eier lä. Wennet sowit
es, entweggeln sech och fortpflanzungsfähije
weibliche Hummeln, on
us obefrochdede Eiern wern Drohne,
also männliche Hummeln. Dat alles
rejelt de Könijin dörch Afsonderung
beschdömmder Duftschdoffe. Die
frochtbare Wifjer si die zokünfdije
Könijinne, on paarn sech schbä em
Sommer bet dä Drohne, öm da em foljende
Johr en nöjje Kolonie ze grönde,
falls dat se dän Wender öwerschdoah.
Dat jesamde öwerije Völkche on och die ahl Könijin
öwerläwe die Saison leider net.
Benn wesse wo et gore Tracht, also Forer göd, wenn
Kundschafderinne en beschdömmder „Danz“ förm Flugloch
obführn. Se schwänzeln, säd dr Imker doazo. Bi de
Hummeln doagäje moß jede Sammlerin selwer rusfinge,
wo et sech lournt, brängt awer eh ärem korde Sommer pro
Flug bes zom 12fache a Pollen bet, wie en einzelne Benn.
On se ka bes ze 18 Schdonne am Daach ärwe! Leider nur
för dn Äjebedarf, d.h. Honnich ernde ka mr leider net va
dän Brömmelern. Dän Nektar bruche se als „Flugbenzin“,
Dr wechdichsde Notze för os Mensche es äwe de Beschdäubungsärwet
va dä Hummelcher em Jemös,- on Obstabou, bi
mir em Gaarde äwe a Drüwelcher on Schdachelsbeern. Et
göd mittlerweile Inschdidude, die Hummelvölkcher züchde,
on för düret Geld a grourße Jewächshusplandasche weltwitt
verkaufe. Deroahne hädde mir wahrscheinlech nemmeh jeden
Daach Tomade, Ärbern, Äbbel, Ärwetse, Burn on veeles
meh om Desch. En Noadäl es, dat solche Zuchtvölkcher
och Krankheire unger ose welle Hummeln verbreire konn.
Noa dr Saison wern die Zuchtvölkcher öwer d’n Müll
entsorjt, örrer verbrannt ... Denkest Du och, wat ech denke?
Awer öm ze öwerläwe sammeln ose welle Hummeln
usser va Obstbäum‘ on Jemösplanze och noch Nektar on
Pollen va veele Blome on Zierschdrüche. Hiddat Johr soah
ech de meisde eh de Wenderlinge, Krokusse, Azaleen,
kriechende Günsel, Rhododendron, Lörwezah, Beinwell,
Plattärwetse, Rourtklee on veele angern.
On weil die Brömmeler so wahne nötzlech si, söll mr
em äjene Gaarde näwer einheimische Schdrüche on Blome
och Nistmöchlechkeide abeere. Ferdije Hüsjer örrer
Boupläne zom Selwerboue fingt mr em Internet. Wie jesäd,
die Hummeln zahln och zo de welle Benn, on doava görret
(noch) ohjefähr vierhungert Sorde. Wespe si och werrer e
Thema för sech. En wunderbar bonde hanech a minnem
Insektenhotel römspegeliern seh. Metallic bloae Thorax
(Brost) on rouret Hingerdäl. Awer sowat va schüer … On
da koam och noch ääng, die wor nur hemmelbloa. Ka si,
et wor dt Wifje? Ech weiß et net. Dä Name es „Goldwespe“,
on ääng va hiddär Sorde nisdet sogar e Schneggehüser,
dat es netb jelouwe! Also net nur öwer jefährdede Benn
schwätze, sondern lewer va Insekten insjesamt. Se hanet
verdeent.
●
Foto: Bruno Steuber.
32 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 33
Mundart aus Weidenau
Heimat sogar ob de Lofoten
Di Saujonge fam Vogelsang
Vör Johrn hadde min Frou on ech moal en Busreise
bes rob o de Lofoten Inseln jemacht. Erschdemoal
ginget dörch Finnland, da gwer dörch Norwejen. Du
würschdet net glauwe, awer ech leeje (höh) net. Am Polarkreis
eh Rovaniemi, doa wo angeblech dr Kloas herkömmt,
hadde mir 20° plus. On am Nordkap leefe mir öm Meddernacht
bet blegge Arme römher, öm dat Schauspeel bet der
Meddernachtssonn ze erläwe.
Awer wat ech hö sä woll es foljendes: et wor eh dr Hauptstadt
va de Lofoten, eh Svolvær. Min Frou on ech machde
noam reichleche Oawendesse noch‘n kleiner Bummel dörch
de Stadt. Plötzlech doa ech‘n harde Kresch, sprung wie‘n
Hambelmah ob de Stroaße, on ruderde bet beire Arme dörch
de Loft. „Riewekooche“ bröllde ech wie gegg, on min Frou
wur wahne erfohrt. En Bus bet Sejjener Nommernscheld
koam os entgäje. IDEAL Reisen – wat da sösd. Dä Fahrer
bremsde stubb af, drähjde de Rudde runger on froawde: „Nä
sechemoal doa, mr dreff de Gnütze öwerall eh dr Welt. Du
ahler Driewes, wo kömmesde da dannich?“ Mir steje bal de
Besucher im Hafen von Svolvær auf den Lofoten
Foto Anne Eickhoff
Tröah eh de Oawe: „Va Lettfe“, sädde ech, on konnet kum
glauwe, dat ech loa, so knapp zwodousend Kilomeder wech
vam Nordpol min Muddersproache horde. „Ech komme us
dm Heggegrond, on well loa min Fahrgäsde afhourln, weil
die ‘n Etappe bet nem Scheff va dr Hurdichroute jefahrn si.
On woröm best Du net bet os jefahrn? Loawt ah de Prisse
örrer wat?“ Doadrob woßde ech kä Antwort on heel erschdemoal
min Mul. Hä grinsde ser einer on loggde mech: „Häst
de Nubbe ob e Fläschelche Krommijer?“ Dat horde sech so
lieblech ah, wiet Lüere va osem Kapellnglöggelche, örrer
wie dm Heerde sin Hörnche, wenne de Köh noam Kampe
driewe well. Sowat va Heimatjeföhl moßt de erschdemoal
erläwt ha, dat ka mr so net beschriewe. Also dat wor doch‘n
Ahjebourt, on dankbar noam ech drejj Fläsche bet. Die wure
da brüderlech jedält on bet ose Reisebekannde us dm Geßener
Raum ahdächdech jedronke. Dr Oskar wüer sä: „Et föhlt
sech ah, als wenn ei‘m e Engelche eh dn Hals siggelt“ ...
No weiß ech net, wat schüerner wor, die Fjorde, de
Meddernachtssonn, de Rendierer, die morjes bet grourße
Oawe bi os zom Schloafzemmer re guggde, dä zom Drüjje
ob Holzjeröste hängend Stockfesch o de Lofoten, örrer die
paar Wörder Sejerlänger Platt sowit wech va deheim. Et
göd soveel ze seh eh dr wiere Welt, awer et göd nur ääng
Sejerland on ose Muddersproache.
Awer angerschdwo wüerd och Platt jeschwadt. Dä Bur
us Heuchelheim wor alt sewenesewwenzich on bet sinner
Frou ob Hochzittsreise ungerwäjes. De goldene woret. Ah
dän Lofoteninseln ah dä Jerösde bet jedrüjjdem Stockfesch
on dä veele Möwen hadde hä erschdemoal Spass. Awer am
nägsde Morje stöhnde hä: „Ei die verdammde Mißgeburde,
Ei de ganze Nacht hun se geplarrt daß ich net schloofe
kunn, un mei Fraa aach net“. Naja, als Noachbern verstiert
mr jo de Sproache va dä angern och so e besselche. On
jeschmunzelt hanech och … Bruno Steuber, Littfeld
Jung-Stilling-Schule (früher Heinrichschule)
Bild: Foto Loos Weidenau
Wi ech eh Wierenau eh de Jong-Schdilling-Schoal
kom, wor de Zitt noch
zemlech schleecht, wi se so sähde.
Awer ech kräj da doch en groase Zuckerdudde
met ner Dafel Sarotti-Schokolade. Dat wor
min örschde. Di Ferpaggung met däm Bild fa
däm glaj Kend uss Afrika ha ech ussgeschneere
on bis heut ferwahrt. Fa minnem Padde, Rudi
Haag, hadde ech eh geschnetztes Paardche met
nem Wäijelche, dat ech och heut noch ha. Eh
d`r Jong-Schdilling-Schoal wor ömmer wat loss.
Derörscht mossde mer „en Räj on Gled“ adräre,
jede Glasse hennernanner eh ner lange Räj. All
di Lehrer schdonne for os ob d`r Drabbe. Itz kom
d`r Rekdor on machde sin Bekanndmachonge.
On do kom da maist dä Satz: „Es kamen wieder
Klagen von dem Vogelsang.“ Irjendainer fa dä
ällere Jonge hadde werrer wat ussgefrässe. Wänn
d`r Schölliche bekannd wor, mossde hä no foarn
komme. Mir gonge da all werrer eh os Glasse on
bes dat mir afenge ze learn, kräj d`r Öweldäter sin Dräsch.
Mir hadde och so wat wi de Olymbische Schbeele eh d`r
Schoal; dat nadürlech nur onner os Jonge. Mir sose eh d`r
Glasse on wardete ob de groase Pause so gä zeh Uer. Ze ässe
hadde mir wat on och wat ze drenke. „Awer pinkeln do m`r
net, dat hale m`r zerögge – bes m`r rechdich Druck krije.“
Dat Wensche wor da metonner gar net so lechde ehzehale.
Awer de maiste fa os „heele dechde“ – bes dat de Meddachspause
kom. Da rannde m`r russ öwer d`r Schoalhoaff no
däm lange Klogeboj – on schdonne da all en ainer Räj bi d`r
gekachelde Renn. On ob e Kommando geng et da loss: Wä
am höchsde de Wand roff, or dröwer nuss durch dat Fesder,
dat ob wor, pinkel konn – dä hadde da gewonn.
Weil so fele Lehrer im Kreech gefalln or fermisst worn,
hadde mir massich Lehrerinne. Derörscht ka ech mech a dat
Fräulein Nöh erennern. Se wor schoa äller on schdabil gebout.
So schdabil, dat se zor Frej fa os Saujonge öwer fofzich
Hefte ob d`r Brost drä konn. Met d`r lenke Hand onnerschdötzde
se de Brost on met d`r rächte dailde se de Hefte
uss. Die Mädcher schenierde sech wahne, awer mir Jonge
sähde: „Ir sid nur naidisch, weil ir noch nix do foarn had öm
wat drob lä ze konn.“ Ganz oawe am Johannessiffe wohnde
e Freund fa mir. Wann et zo Dommeräje kom, da worn mir
zwie ömmer derbi. Aimohl hadde mir os zesame bim Lehrer
Hain afgemeld, mir mössde nom Klo. Wi m`r grad öwer
d`r Schoalhoaff rannde, schdonn do e Paards-Fuerwerk met
nem Sorrelfass henne dra. Dat dat Paard e Hengst wor, dat
konn m`r god on lank a em seh. No hadde mir Vogelsänger
Jonge zo der Zitt ömmer e Gummiband eh d`r Däsche.
Met däm schosse mir efdersch klaine zesamegefalene Babierschdeckelcher
eh d`r Glasse, wann d`r Lehrer net guggde.
Itz sähde min Freund: „Wat denkste?“ Ech sähde: „Mir
mosse warde, bes dä Fuerma onne eh dat Klo gange es, öm
no d`r Sorrelbombe ze gugge.“ Mir wardede so lang on da
schosse mir bet Babierköjelcher no däm, wat god on lank
am Hengst ze seh wor. Ob aimohl do dä Hengst en wahne
Schbrong on sauste met däm Sorrelfass hennerher öwer d`r
Schoalhoaff ömmer rond em Grais. Dä Bombeschluch feel
us däm Fass on die Bombe bombte wierer.
Wie dä Fuerma us däm Klo kom, sose mir schue längst
werrer ob oser Bank eh d`r Glasse. Et duerde awer nur enn
Daach, bes dat et sech römgeschwatt hadde, wä dat werrer
gemachd hadde. On so schdonn d`r Rektor d`r anner Moarje
ob d`r Schoaldrabbe on sähde dä ale Fearsch: „Es kamen
wieder Klagen von dem Vogelsang.“ On mir mossde da d`r
„Gang no Canossa“ go.
(Fortsetzung folgt)
Gerhard Peysar
34 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 35
Mundart
Mundart
Spätsommer
Bruno Steuber, Littfeld
Sonn’ on Hut, Blome on Liebe,
bet veel Glögg reicht dat us för’n Jedecht,
wenn net, da schdoche em Kamin ech e Füerche,
on mache e dommet Jesecht.
Ech fung a ze rieme, dt Hern wor am qualme,
on denkt ou, ech ha mech jedrout,
doadröwer häd einer, et es net ze fasse,
de Fläsche Bier mir jeklout ....
Foto: Pixabay
De Gulaschkanon
Manfred Wirth, Freudenberg
Für oos aale Flecker, 35 geborn, on somit itz och 80 worn,
wird bie allem Lersen van Kregs- on Granatenkrach
och de Erinnerung an mänch „Kuriosum“ wach.
Et gob jo kenn Fernsehn bet spannendem Bild
on so han mer Cliquenjeden Dach dussen espillt.
Der Schlossberg, den hadden mer für osser Düt
wor oss zom Toven on Spillen det beste Revier.
En der Durnhalle wor, wie ech et hü noch glaube,
de Einheit der Luftwaffe, namens „Taube“.
De Soldoten worn och en den Hüser bekannt
on für oos Jongen jo hochineressant.
Se kochten de Soppe, die wao net „ohne“
enem fahrbaren Kessel, der „Gulaschkanode“,
on mäncher van oos stellte sech bem Kochgeschirr an
on horlte seh en Schlag van der Soppe dann.
De Gulaschkanon doo net nur no Soppe ruchen,,
se wor och als „Hochzeitskessel“ ze gebruchen.
Oos Klicke, 5 Jongen un 3 „Damen“,
die vam Ömwäch on „Henner der Burg“ herkamen,
all wollense, de Mädcher bet ihren „Herrn“
em Hochzittskessel „getraut“ mo wern.
Nu mosste für de hochzittswillige Lüü
Jo och onbedingt en „Pastur“ herbie.
Dä mosste grurß, würdig on och äller sinn
on woroch dann gefonnen schwinn.
En Jong bet ner grurßen, würdigen Brell,
da vellechts och mo Pasturr wern well.
Der Gisselersch Gerhard wor fröhlich bereit
on stoppte en „Päärche“ dann ze zweit
en e´den Gulaschkessel, macht en geerer Roh
zom Schluss den grursen Deckel zoo,
Hä schwadde en Trauspruch dann dodrop
On machte enner Minudde den Deckel wirrer ob.
Wat worn dat nur für „frühriffee“ Lü
On wä wo dann domols all dobie?
Der Hans on det Margot, der Horst on det Lore,
der Rudolf, der Helmut on Manfred, der „gorre“.
Doch van all dän Genannten, ob Jung orrer Braut,
wor späder kenn einziges Ehepaar getraut.
Do süt mer, e Liebe allzo früh
erweist sich als beständig selten oder nie.
De Gulaschkanon, dat ham ech behalen,
häd dann och net mir lang gehalen.
Denn orwen am Schlossberg, oos allen vertraut,
han mir en den Leehm ne Hörl (Höhle) gebaut.
De Hörl wor 2 Meder deef orrer kaum
Bet am Enn en grüßernen Raum.
Doo krochen mer renn, ohne Angst dat se kracht,
han ob Laub et dahn oos gemödlich gemacht.
Kurz drob hädd de Einheit, mir sojen et net gerrn,
for den Amis den Rückzoch angetrern.
Se deuten de Gukaschkanon den Berg roff bet Macht
on sinn dann en de Lehmhörl eingekracht.
Det ganze Radwerk brooch entzwei.
Do woret bed der Gulaschkanone vorbei.
Sur häd bie allem Ernst der Kregsgeschechte
och noch mänches Erlerbnis en spassiges Gesechte.
Doch wenn de Hörl bet oos zesamengekracht wär,
on mir hädden dann geläjen onner der Ähr,
dann hädden mer, wat mer jo net wolln,
onner däm Lehm ersticken konn.
Sur moss mer bie allem Erinnern zeröcke
net nur sahn: „Dat wor oos Glöcke“.
Nee, he hadde och wenn mert net woor han will,
oos bewahrender GOTT Sinne Hand im Spill.
Ihm wollen wir auch nach schon so langer Tat
DANKEN, dass Gott uns bewahret hat.
Dr Dogder säd, on dat es krass:
" Jung, du häst Adipositas,
ob dütsch jesäd, du best ze degge,
dröm kast de dech och kum noch bögge.
Bim Drabbestijje on berchrob
doa schnüwesde wie'n ahle Lok,
Jelenke do dir wahne weh,
doa hölft och Arnika nemmeh'".
Sin Brell härre zerechtjeröggt,
on wor etz garnemmeh' entzückt.
Ech machde ourweröm etz blägg,
min Herze stolberde wie gegg,
klabasdern säd mr och doagäje,
Dr Henner vam Hähnche moßdö ih dö Stadt, häh
hadde bim Gerechd watt zö erledije. Sinn Frouw meinde,
doa könn häh ehr watt betbränge.
Sidd langem wönschde sie sich ön neue Bluse fohr
dö Sommer, ganz dönn soll sö sinn, uss feinem Mullstoff.
Wie dr Henner no im Göschäfd ih dr Orwerstadt
woar, woßde häh net meh, wie dä Blusestoff heeß. Irjendwatt
hadde ät bemm Gösechde zö doh. Itzt woßde
Ze degge
Bruno Steuber, Littfeld
dröm darf ech mech nemmeh' obräje.
Bewäjung wöret, wat mir fählt,
on die kosdet noch nemmoal Geld.
Hä säd:
„Mach Pause moal bet Schnugg on Bier,
on Pillen krijjesde hö net va mir!"
Die Rezebdur es ahjekomme,
fönf Kilo hanech afjenomme,
är Lüh, e Wunger es jescheh',
wenn ech moal naggich mech beseh'
kanech min Zierwe werrer seh'.
Min Frou hält sech zerögg bet Spott,
denn ech jefalln är werrer god.
Dr Henner vam Hähnche
Rita Stötzel, Eckmannshausen
häh ät werer, ön Schnuddebluse soll ät sinn! Die Verkäuferin
woßde nadürlich net, watt häh hah woll. Ih dr
Stadt schwadde mr schleeslich hochdütsch. Häh doachde
noah on sähde da: „Ach joa, min Frouw well ömmer
watt bässeres sinn, sie sähd joa net Schnudde, bih ähr
heißd dät Mull.“ Itzet woßde die Verkäuferin watt häh
woll. Sie machde äm ö extra feines Päckche, watt häh
ähr döheim freudestrohlend öwerreichde.
•
36 durchblick 3/2020
Portrait
Portrait
Eva Vitt
Norbert Butters
Jahrgang 1958, geboren in Siegen, lebt in Netphen,
Beruf: Verwaltungsfachangestellte.
Um das Abenteuer Alter besser zu bestehen, gibt
es seit 2007 in Nethpen die „Senioren-Service-
Stelle“. Und Ihr freundliches Gesicht war bis zum
16. Juli 2020 Eva Vitt. Ihre lachenden Augen strahlen, auch
mit Maske in Coronazeiten, als wir sie in ihrem Büro im
Rathaus an ihrem fast letzten Arbeitstag besuchen. „Dann
wische ich das Konfetti von meinem Schreibtisch und muss
die bunten Luftballons wegräumen, um mich in die passive
Altersteilzeit zu verabschieden“. Seit 2007 hatte Eva Vitt die
Senioren-Service-Stelle mit Leidenschaft, frischen Ideen
und Kreativität neu aufgebaut. Immer hatte sie ein offenes
Ohr für die Probleme „ihrer“ Senioren. Sie kümmerte sich
auch um diverse Angebote und Aktivitäten für die älteren
Semester: „Tanz mal wieder“, organisierte Theaterbesuche
im Apollo oder beim Seniorenkino – mit Fahrdienst, sowie
Gedächtnistraining. Ihr Projekt „Neuland“ entwickelte sie
mit dem Gymnasium, Schüler schlüpften in die Rolle der
Lehrer und gaben ihr digitales Wissen weiter – und andersherum
Senioren gaben ihr Wissen den Jugendlichen weiter.
Beispielsweise zum Thema Astronomie.
Die Organisation von Rikscha-Fahrten „Radeln ohne Alter“
war ihre letzte erfolgreiche Idee. Gestartet wurde das Projekt
im Juli 2020 mit Fahrten für Senior*innen aus dem Haus Elisabeth.
Die Rikscha: eine mit Verdeck bedeckte Sitzbank vor
dem Lenker eines E-Bikes, das von einem speziell geschulten
Piloten gefahren wird. Was für ein Vergnügen ist diese lustige
Fahrt für die Heimbewohner. Endlich mal Abwechslung in ihrem
manchmal tristen und einsamen Alltag. Ein buntes Highlight.
Die Rikscha verbindet Menschen. Im Ruhestand wird
die sportliche Eva auch den Rikscha-Pilotenschein machen.
Oder den Kurs „Tanzen für Senioren“ belegen?
Gefragt nach den traurigsten Momenten als Seniorenbeauftragte
lautet die Antwort: „Wenn pflegende Angehörige
oder Witwer in Tränen ausbrechen! Da helfen nur Gespräche
und Hilfe muss organisiert werden – reden hilft immer“.
Viel Prominenz folgte ihren Einladungen nach Netphen. In
ihren Büroschränken und an den Wänden hängen (noch) Poster
und Fotos von Begegnungen, an die sie sich gern erinnert.
Immer ging es rund ums Thema Alter mit Diskussionen und
Vorträgen. Seit 2010 besuchten Politiker wie Henning Scherf
und Rita Süssmuth oder Prof. Bayreuther, Gerontologe und
Experte für Alzheimer das Rathaus. 2019 war Franz Müntefering
da. Alles Highlights auf Initiative dieser quirligen Frau.
„Ein Fazit meiner langjährigen Tätigkeit ist, sich frühzeitig
mit dem Thema Wohnen im Alter auseinanderzusetzen, um
Überraschungen vorzubeugen“. Denn aus den jungen Alten
werden oft – schneller als man denkt – Hochbetagte. Freunde
werden weniger, Partner versterben. Wer hilft dann? Die Senioren-Service-Stellen.
Deren Zustandekommen ist 2007 kreisweit
durch die „Zukunftsinitiative 2020 – Leben und Wohnen
im Alter“ erfolgt.
•
Sterne, Planeten und Kometen begleiteten den Jungen
aus der Zeiss-Stadt Jena von klein auf, bis seine
Familie 1955 in den Westen nach Kredenbach floh.
Seit 1960 konnte er in den Sommerferien wieder seine Verwandten
in Jena besuchen, die fast alle bei Zeiss arbeiteten
und sein Interesse an Naturwissenschaften förderten
Im Westen Deutschlands konnte er erstmal weder seinem
Hobby, noch seinem Berufswunsch – Chemiker – nachgehen.
1982 startete er eine neue Karriere als Touristiker für
ein großes Reiseunternehmen. Er sah die ganze Welt. Sein
Job war vor Ort das bestmögliche Programm und Hotels für
die Gruppen auszuwählen und auszuhandeln. Dafür war er
oft 70 Stunden in der Woche unterwegs. Seine Frau hielt
ihm zu Hause den Rücken frei und war für den Sohn da, der
heute als Dr. der Chemie in Lippstadt arbeitet
Im Ruhestand nach dem stressigen Job besann er sich auf
seine alten Freunde: die Sterne und das Weltall. Nach und
nach baute er sich zu Hause im Garten seine eigene Sternwarte.
Eine offene Anlage. Der Blick ist frei in alle Richtungen
und er kann schnell mit dem „Sky Watche“ folgen.
Das Herzstück der Anlage ist ein MAK Fernrohr mit
250-facher Vergrößerung, fünf Zoll. Hiermit arbeitet er seit
Jahren tags und nachts. Er beobachtet und fotografiert. Die
Kamera ist neben dem Fernrohr montiert. Seine Bilder macht
der Astrofotograf meist per Computerfernsteuerung und kann
gleich am Laptop die Bilder auswerten. Sein Observatorium
ist fest auf einem Quadrat aus 2,3 t Beton installiert, das für
die notwendige Stabilität sorgt – unerlässlich für exakte Beobachtungen.
Daneben gibt es spezielle Fernrohre für Beobachtung
von Mondfinsternis und der Sonne. Endlose Experimente,
das Studium von Fachliteratur, Vorträge und Diskussionen
machten ihn über die Jahre vom Amateur zum Experten.
In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Neuland“ mit
Frau Vitt von der Senioren-Service-Stelle Netphen leitete
er Anfang 2020 am dortigen Gymnasium ein „Astro-Kurs-
Projekt“ mit 12 Schülern. Der Hype um den deutschen Astronauten
Alexander Gerst, der 2018 zum zweiten Mal auf
der ISS Raumstation war, befeuerte natürlich das Interesse.
Erst kam die Theorie. Man kann sich vorstellen, wie der
leidenschaftliche Norbert Butters sein Wissen weitergegeben
hat und die Kids waren hin und weg. Doch dann kam
Corona. Vielleicht klappt es im Herbst doch noch mit dem
praktischen Teil des Kurses an der Sternwarte. Immer freut
er sich, wenn er Interessierten sein Observatorium vor Ort
in Unglinghausen erklären kann (nur nach Absprache).
sternwarte-unglinghausen@t-online.de
Neben Mars, Merkur und Venus bleibt noch Zeit für einen
gemütlichen Garten mit Fischteich und ein anderes Hobby,
Ahnenforschung. Außerdem hat Norbert Butters in der
letzten Zeit in drei Monaten etwa 20 kg Gewicht verloren.
Er schwört auf Proteine. Hut ab.
•
Jahrgang 1949 geboren in Jena, seit 1956 im Siegerland
Erlernter Beruf: Radio-und Fernsehtechniker.
Texte: Tessie Reeh, Fotos: Rita Petri
38 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 39
Gesellschaft
Gesellschaft
Der Zahn der Zeit...
Alt werden ist nichts für Feiglinge
Diese Erkenntnis war Joachim Fuchsberger schon
2011 ein Buchtitel wert, der, zu recht, wie ich meine,
zum Bestseller wurde.
Es ist auch bei mir nicht mehr zu übersehen: Die kleinen
„Ungeschicklichkeiten“ mehren sich. Was früher mit einem
„das kann ja mal passieren“ leicht hingenommen wurde, häuft
sich jetzt zunehmend. Das gibt zu denken. Ja, das sind eindeutige
Zeichen des Altwerdens, aber wie gehe ich damit um?
Natürlich deprimiert es mich, wenn ich einen Theaterbesuch,
für den ich ja bereits meine Eintrittskarte
habe, einfach vergesse, wie ärgerlich ist das denn?! Der
Termin steht zwar im Kalender, doch wenn ich da nicht
reinschaue? Dumm gelaufen, klar ärgert mich das kräftig.
Aber was sagt mir das auch? Gewöhn‘ dir doch einfach an,
jeden Morgen erst einmal in deinen Kalender zu schauen,
dann passiert sowas nicht. Kann doch nicht so schwer sein.
Steht doch alles im Smartphone.
Namen konnte ich mir noch nie gut merken, Gesichter
ja. Komisch, die anderen wissen in der Regel, wer ich bin
und kennen meinen Namen. Aber ich stehe da, und mir fällt
der Name meines Gegenübers partout nicht ein, peinlich!
Es ist gar nicht so leicht, ein persönliches, zugewandtes Gespräch
zu führen, ohne meinen Gesprächspartner mit Namen
anzusprechen. Darin
habe ich inzwischen zwar
eine gewisse Übung, finde
es aber trotzdem blöd.
Also gehe ich lieber in
die Offensive: „Tut mir
leid, aber mir fällt dein/
Ihr Name im Moment
einfach nicht ein, ich hab
eine Blockade.“ Oder ich
frage: „Woher kennen wir
uns?“ Dann kommt die
erhellende Antwort und
ich kann entsprechend
reagieren „Aber klar! Tut
mir leid, das Alter, da
vergisst man schon mal
was...“ Ja, dann kokettiere
ich auch mit meinem
Alter, das hilft mir.
Dann die Geburtstage,
ach, du liebe Güte! Die
stehen zwar auch im Kalender,
trotzdem vergesse
ich oft, rechtzeitig zu
gratulieren. Ich bin immer
dankbar, wenn das anderen
auch passiert, und sie Verständnis für meine Nachlässigkeit
haben. Aber das ist ein Thema von unterschiedlicher
Wertschätzung. Für die einen ist es ein ganz wichtiger Tag,
den man nicht vergessen sollte, für die anderen hat das weniger
Bedeutung. Ich gebe mir große Mühe, wenigstens im
Familien- und Freundeskreis nicht als Geburtstagsmuffel
aufzufallen, gelingt aber nicht immer.
Das sind Dinge, die mir auch in jüngeren Jahren schon
passiert sind, aus lauter Schusseligkeit, altersunabhängig.
Es sind die scheinbar kleinen, unbedeutenden Dinge, die
mir heute ständig passieren und die mich zum Grübeln
bringen: Mir fallen Dinge oft einfach so aus der Hand, ich
stoße mich häufiger irgendwo an (sichtbar an den blauen
Flecken), ich stolpere über alles Mögliche, auch über die
eigenen Füße... (erhöhte Sturzgefahr!) Bei einem Kleinkind
passiert das alles auch: Noch fehlende Koordination,
unentwickelte Feinmotorik und Gangunsicherheit. Das
wird ja noch. Mir passiert das aber heute! Und zwar nicht
nur gelegentlich, sondern eher häufig. Das ist der Zahn der
Zeit, das Alter. Bin ich dem hilflos ausgeliefert?
Durch die lange coronabedingte Kontaktsperre drehen
sich meine Gedanken und Grübelein immer mehr um mich
selbst, und ich verliere dabei langsam meinen Humor. Das ist
Wenn ich dank fehlender Kraft meinen kleinen Enkel nicht mehr auf den Arm nehmen kann.
setze mich zu ihm oder geh gleich in die Hocke. ... aber, wie komme ich dann wieder hoch?
fatal. Ja, es ist traurig, wenn ich dank fehlender Kraft meinen
kleinen Enkel nicht mehr auf den Arm nehmen kann. Nun,
dann geh ich eben in die Knie und hocke mich auf gleicher
Höhe zu ihm runter, wenn er hoch will. Und wie komme ich
dann wieder hoch? Noch gelingt mir das mit erlernten Tricks.
Aber wie lange noch? Nein, ich will nicht aufgrund der zunehmenden
Einschränkungen die Freude am Leben verlieren
und depressiv werden, dazu ist es zu kurz und zu kostbar.
Es muss gelingen, die zunehmenden Einschränkungen
als normalen Prozess des Altwerdens in Kopf und Bauch
zu akzeptieren und mich nicht „beleidigt“ oder gar minderwertig
zu fühlen, wenn mir etwas nicht mehr so wie früher
gelingt. Einfach ist das aber nicht. Das erfordert ein neues
Selbstbewusstsein, auch gegen einen gesellschaftlichen
Trend, der uns Alte nur – grob ausgedrückt – mit Verblödung
und Hilflosigkeit gleichsetzt. Noch habe ich Möglichkeiten,
neue Strategien dagegen zu entwickeln, die
muss ich nur entdecken, wahrnehmen und auch einsetzen.
Zum Beispiel: Um nicht zu stolpern, sollte ich mich aufmerksamer
bewegen, die Füße bewusst hochheben und die
Augen auf! Oder ich muss Dinge bewusster in die Hand
nehmen, fester zupacken und sie auch festhalten, damit sie
mir nicht aus der Hand fallen. Auch gibt es viele praktische
und schöne Dinge, sogenannte Hilfsmittel, die ich einsetzen
kann, um bei bestimmten Defiziten einen Ausgleich zu
schaffen. Jammern und Klagen hilft nicht, das lähmt mich
nur und verstärkt die depressive Stimmung. Selbstmitleid
blockiert nur und hindert mich, eigene Einfälle und Ideen
zu nutzen, um dem Zahn der Zeit mit Köpfchen zu begegnen,
und meine gewonnene Lebenserfahrung zu nutzen.
Dann fühlt sich auch der Bauch besser.
Natürlich bekommen die eigenen Kinder mit, welche
Veränderungen in ihren Eltern durchs Älterwerden vorgehen.
Auch die Menschen in meinem näheren Umfeld bemerken
das. Ja, vielleicht wachsen wir auf manche Weise ja auch noch
an den Aufgaben, die das Altwerden uns stellt. Das wäre ein
Gewinn. Aber vielen Aufgaben sind wir auch tatsächlich nicht
mehr gewachsen. Natürlich schmerzt mich das besonders im
Hinblick auf meinen kleinen Enkel. Vom Alter her wäre ich
ja eher seine Urgroßmutter. Wie gerne würde ich den kleinen
Mann ein paar Tage zu mir nehmen, auch, um die gestressten
Eltern etwas zu entlasten. Die fänden das auch wunderbar,
aber daran ist gar nicht mehr zu denken, dem bin ich einfach
nicht mehr gewachsen. Der Zahn der Zeit hat schon zu sehr an
den alten Knochen genagt, und nicht nur daran. Das ist traurig,
aber diese Einsicht entlastet mich auch von eigenen Ansprüchen,
denen ich nicht mehr gewachsen bin.
Ja, das Glas ist wohl nicht mehr halb voll, aber es ist
auch noch nicht leer. Es ist immer noch etwas drin, und das
möchte ich bis zum letzten Schluck genießen. Daran will
ich arbeiten. Klingt komisch, ist aber für mich ein guter
Vorsatz.
Anne Alhäuser
40 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 41
Unterhaltung
Unterhaltung
Das Ende eines alten Lappens
Fahrschulwagen 1971
Gelegentlich hört man von einem Paar, das sich tatsächlich
vor oder nach der Silberhochzeit getrennt
hat und -man wundert sich. Das solches auch in der
zeitlichen Nähe einer Goldenen Hochzeit geschieht, ist wohl
ganz, ganz selten. Und doch ist es mir passiert. Dabei ging es
allerdings nicht um einen Partner, sondern ganz schlicht um
die Erlaubnis zum Fahren eines Kraftfahrzeuges.
Eigentlich hatte ich angenommen, mein Führerschein
würde mich bis an mein Lebensende begleiten. Wohlbehütet
hatte er 49 Jahre und elf Tage in einer meiner zahlreichen
Handtaschen geruht. Kaum jemand hatte nach ihm
gefragt, kaum jemand wollte ihn sehen. Er war wie ein
treuer, stiller unaufdringlicher Freund und Vertrauter stets
im Hintergrund geblieben. In seiner grau-beigen Farbe und
von textiler Struktur passte er einmal gefaltet in die Brieftasche,
leider nicht in ein handelsübliches Portemonnaie.
Im Verlaufe seiner Lebensdauer war er, trotz der Schonung,
nun doch schon etwas „abgewetzt“ und schließlich zu einem
„alten Lappen“ heruntergekommen.
Dabei hatte es doch dereinst einmal so viel Mühe und
sogar Verdruss bedeutet, ihn überhaupt zu bekommen. Zurückblickend
erinnere ich mich an zahllose bedrückende
Stunden und teils erniedrigende Momente, bis das ich ihn
endlich in den Händen hielt. Das Ganze ist nun schon eine
halbe Ewigkeit her. Das Leben auf unseren Straßen war
noch überschaubar und mit dem heutigen Verkehrsaufkommen
gar nicht zu vergleichen.
Für mich, die ich mit dem Bus in die Stadt fuhr, war
Kochs Ecke mit dem fließenden Fahrzeugverkehr damals ein
verwirrender Ort des Grauens. Bekümmert, wenn ich dort am
Fußgängerüberweg vor der roten Ampel stand, waren meine
Gedanken: „Das lernst du nie dich hier zurecht
zu finden“. Sie waren wohl auch durch
das Führerscheindebakel meiner Lehrmeisterin
bestärkt. Sie hatte gleich mehrere Anläufe
gewagt und war dann dreimal durch die Prüfungen
„gerasselt“. Dabei hatte sie gleich vier
Fahrschulen nebst einigen Fahrlehrern verschlissen.
Ein „Idiotentest“ wäre ihr als letzte
Alternative vor der endgültigen Kapitulation
geblieben. Sie verzichtete schließlich gänzlich
auf ein eigenes Auto und setzte sich nie mehr
ans Steuer.
„Ich mache den Führerschein“, frohlockte
ein paar Jahre später eine Kollegin, „komm
doch mit“. Spontan und ohne lange Überlegungen
war ich dabei, denn: Ganz ohne Kochs
Ecke ging dies in Haiger! Nach anfänglichen
Theoriestunden machte das Fahren richtig
Spaß und Freude. Meine einstigen Sorgen
und Bedenken waren vergessen. Mit einem
Bundeswehr-Fahrlehrer übte ich Anfahren, Einparken und
die Rechts-vor links-Regelungen von Haiger bis Langenaubach
und Dillenburg. Kurz vor dem Jahreswechsel meinte er,
er werde mich zur Prüfung nach den Feiertagen vorschlagen.
Frohen Mutes sah ich den letzten anstehenden Übungsstunden
entgegen, die selbstverständlich der „Chef“
übernahm. Und plötzlich verstand ich die Welt nicht mehr!
Alles was ich bisher gut beherrschte und worin ich mich sicher
fühlte, waren für ihn eine Katastrophe. In seinen Augen
machte ich alles falsch und dies drückte die Stimmung vollkommen
nieder. Teilweise sah ich mich schon wie einst meine
Meisterin einer bedingungslosen Kapitulation nahe. Je
näher der Prüfungstag kam, desto nervöser, zappeliger und
aufgeregter wurde ich.
Der 12. Februar 1971 war ein milder Wintertag. Die Straßen
waren gut befahrbar und schneefrei. Die Prüfung dauerte
nicht lange, denn ich brauchte an diesem Tag meine erlernten
Fähigkeiten gar nicht erst unter Beweis stellen, ich war schon
in der Theorie durchgefallen. Elend und jämmerlich heulend
fuhr ich per Zug nach Siegen zurück und suchte bei einer im
Stadtkrankenhaus tätigen Freundin erst einmal Trost. „Was
hat sie denn? Was fehlt ihr?“, fragten deren Kollegen zunächst
mitleidig. „Sie ist beim Führerschein durchgefallen“,
antwortete sie. „Ach sooo! Wenn´s weiter nichts ist!“
Meine Aufregung und ein stetes Erschrecken hielten jedoch
an, wenn ich an die nächsten Fahrstunden dachte. Ich
bekam Hautausschlag, ich konnte kaum noch schlafen, das
Innerstes meines Magens drehte sich um und meine Gedanken
waren nur noch auf den entsetzlichen Fahrlehrer fixiert.
Es war wirklich eine ganz schlimme Zeit für mich. Mein Zorn,
meine Abneigung diesem Mann gegenüber waren riesengroß
und um meine Schmach zu beruhigen
reichten alle Schimpfund
Schmähworte dieser Welt
nicht aus.
Es wurde Frühling. Anfang
Mai sollte die zweite Prüfung
stattfinden. Niederträchtig, eher
sadistisch, wie ich ihn empfand,
hatte jener Chef dann auch noch
eine weitere Bosheit für mich
parat. In der letzten Stunde vor
der Prüfung übte er mit mir auf
einem Sportplatz im Dillkreis
intensiv „Kurven fahren“. Ich
musste zigmal und völlig sinnlos das Sportgelände umkreisen,
während er sich mürrisch, kaum aufblickend mit irgendwelchen,
auf seinen Knien liegenden, Schriftstücken beschäftigte.
Um gegen alle Fragen und Tücken gewappnet zu sein,
hatte ich mir inzwischen von anderen Fahrschülern die Prüfungsbögen
besorgt und Fragen und Antworten bis zum letzten
Wochenende vor der Prüfung fast schon auswendig gelernt.
Es war am 17. Mai 1971. Von Zuhause hatte ich mich
morgens unter dem Vorwand verabschiedet, ich müsse ganz
früh zum Zahnarzt. Niemand sollte an einer erneuten, im Inneren
schon feststehenden Niederlage teilhaben. In Wirklichkeit
fuhr ich zeitig per Zug nach Haiger.
Nach der erfolgreichen schriftlichen Prüfung, kam dann
die zweite Hürde. Ich durfte fahren und bekam schließlich
dank einer ruhigen Fahrweise
von einem durchaus netten
Prüfer den mühsam erworben
Schein ausgehändigt. Überschwänglich
dankbar schüttelte
ich dem Prüfer die Hand.
um mich ganz schnell vom
Ort des Schreckens zu entfernen.
Es gelang nicht. Der Chef,
dem ich an diesem Tage keinerlei
Beachtung geschenkt,
ihn ja fast schon übersehen
hatte, rief mich zurück, um mir
den Rat zu geben: „Kaufen Sie
sich ein Fahrrad, niemals ein Auto! Fahren lernen Sie nie“.
Seit inzwischen fünfzig Jahren sitze ich nun beinahe unfallfrei
am Steuer und habe damit sicherlich bewiesen, doch
ein Auto fahren zu können. Eigentlich wollte ich den Führerschein
bis an mein Lebensende behalten. Aber durch neue
Gesetze ist er nur noch bis zum 19. Januar 2033 gültig und
muss spätestens dann gegen eine jetzt übliche Karte umgetauscht
werden. Falls ich ihn dann aber erst umtausche, muss
ich vielleicht wegen einer neuen Bestimmung einen Fahrtest
oder sonst eine Garstigkeit absolvieren Wer weiß?....?
Jedenfalls habe ich meine wertvolle und gut behütete
Fahrerlaubnis kurz vor dem Goldjubiläum gegen eine Karte
getauscht. Meinen alten „Lappen“ werde ich aber weiter in
erinnerungswürdigen Ehren halten. Eva-Maria Herrmann
42 durchblick 3/2020
Krimi
Krimi
Maßarbeit
Soll dich ein Mensch als leuchtend
Vorbild leiten, so strebe nur ihm
nach in seinen guten Seiten.
Molière
„Hier könntest du wirklich schneller fahren!“, er stöhnte
vernehmlich. „Mit deinem Schneckentempo hältst du ja den
ganzen Verkehr auf. Zügig muss man fahren, zügig!“
„Ja, Schatz“, sie trat das Gaspedal eine Spur tiefer durch.
Der Mercedes beschleunigte sofort. „Ist es so recht?“
„Als guter Fahrer muss man das eigentlich selbst beurteilen
können. Mein Gott, sieh dir den da vorne mal an. So ein
Langweiler. Hat wohl den Führerschein in der Lotterie gewonnen.
Nun überhol ihn doch schon!“ „Jetzt?“ „Natürlich
jetzt oder willst du bis Weihnachten damit warten?“
„Oh, das war aber verdammt knapp! Ich hätte wohl doch
nicht überholen dürfen!“
„Ja, meine Liebe, auf den entgegenkommenden Verkehr
musst du schon selber achten. Ein guter Autofahrer sieht immer
weit voraus, merk dir das! Du solltest dir ein Beispiel an
mir nehmen. Was glaubst du, wieso ich seit zwanzig
Jahren unfallfrei fahre? Das ist nicht nur Praxis, das ist
Mitdenken. Ich schaue eben weit voraus, und wenn ich
an einem Punkt bin, dann bin ich nicht nur dort, sondern
bin gleichzeitig hundert Meter weiter. Ich beziehe
die ganze Gegend in mein Fahrverhalten mit ein. Nimm
die Kurve nicht so scharf! Du fährst ja fast schon auf
dem Bürgersteig!“
„Entschuldige, ich habe dir nur aufmerksam zugehört!“
„Ein guter Fahrer kann beides: Er kann ein Gespräch
führen und auf die Straße achten! So, halte mal hier an,
ich will mir schnell da vorne ein paar Zigaretten ziehen.“
„Paß auf, wenn du aussteigst, da vorne liegt Hundekot.“
Durch die Warnung hatte sie gehofft, für diesmal
einer letzten Strafpredigt zu entgehen, die er gewohnheitsmäßig
in der Weise hielt, dass er rückwärts aus
dem Wagen krabbelte und ihr die Worte seiner vernichtenden
Kritik direkt ins Gesicht schleuderte. Sie hasste
diese Angewohnheit. Auch diesmal erwies sich ihr Ablenkungsmanöver
als Fehlschlag.
„Hab ich schon längst gesehen! Na, du hast ja mal
wieder eingeparkt. Möglichst nahe ran, merk dir das
doch endlich mal. Dazu hat man doch ein Auto. Sonst
kann man ja auch den Bus nehmen. Na ja, gut das ich fit
bin. Den Weg zum Bürgersteig werde ich noch zu Fuß
zurücklegen können.“ Und er schlug heftig die Tür zu.
Sie blieb unbeweglich im Wagen sitzen und beobachtete,
wie er sich an einem Zigarettenautomaten zu
schaffen machte. Am liebsten fuhr sie ja alleine, Da
konnte sie in aller Ruhe auf den Verkehr reagieren. Sie
verabscheute es geradezu, mit ihm zu fahren. Es war
noch jedesmal die Hölle für sie gewesen. Nicht einmal
ihr Fahrlehrer hatte es während der achtzehn Stunden
Fahrunterricht geschafft, sie so sehr zu demütigen wie
er in einer halben Stunde. Dabei war sie eigentlich eine gute
Fahrerin. Ihr Fahrlehrer hatte es ihr oft bestätigt. Nur wenn
er neben ihr saß, dann wurde sie unsicher und machte Fehler,
deren sie sich selbst schämte. Einmal wäre es fast zu einem
Unfall gekommen, und sie war sich ganz sicher, hätte er nicht
so unablässig auf sie eingeredet und ihre Fahrweise ununterbrochen
kritisiert und korrigiert, sie hätte niemals den Lastwagen
übersehen, der aus einer vorfahrtberechtigten rechten
Seitenstraße kam. „Willst du mich morden?“ So hatte er sie
gleich angeschrien. „Wenn du schon einen Unfall baust, dann
sorge wenigstens dafür, dass er auf deiner Seite geschieht!“
Und sie hatte angesichts dieser Rohheit nur hilflos mit den
Zähnen knirschen können. Argumentieren konnte man mit
ihm nicht. Oh, wie dieser Mann ihr auf die Nerven ging! Hätte
sie nur geahnt, wie er sich verhalten würde, nie, niemals
hätte sie den Führerschein gemacht. Und dann diese großkotzigen
Prahlereien! Die Hundescheiße hätte er bestimmt nicht
gesehen, wenn sie ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.
Hätte sie es doch bloß nicht getan. Dann hätte er ja einmal
sehen können, wie vorausschauend er wirklich war. Und was
Foto: wikipedia
für ein Theater er wieder mal gemacht hatte, nur weil sie einen
halben Meter vom Bürgersteig entfernt war. Und dann
dieser überflüssige Hohn! Er kam zurück.
„So, was hältst du von einer Spritztour in die Berge. Wir
können ja im Restaurant „Zur Aussicht“ einen Kaffee trinken.
Dann könntest du gleich auch einmal sehen, was man beim
Bergfahren beachten muss.“
Sie stimmte ergeben zu und fluchte innerlich. Der brachte
es noch fertig, dass sie auf dieser Strecke die gröbsten Fehler
machte. Andere Gründe hatte diese Ausfahrt sicher nicht. Dabei
kannte sie die Straße sehr gut. Immerhin hatte sie darauf
ihre Fahrprüfung erfolgreich abgelegt.
„Gib nicht so viel Gas beim Anfahren! Ein guter Fahrer
dosiert das Benzin so, dass er bei minimalem Verbrauch den
größten Effekt erreicht. Du könntest auch schon mal wieder
schalten. Wenn ich das richtig höre, schlägt dir das der Motor
nachhaltig vor. Oder hältst du das Röhren für Lustgeschrei?“
„Entschuldige, es soll nicht wieder vorkommen.“
Zufrieden lehnte er sich zurück. Er würde ihr schon beibiegen,
wie man richtig fährt. Durch seine Schule würde sie gehen.
Schade, dass sie so wenig Talent zum Fahren hatte. Selbst
wenn sie sich noch so anstrengte, eine gute Fahrerin würde
sie nie werden, das hatte er schon bei der ersten Ausfahrt erkannt.
War viel zu nervös! Fehler machte sie, nicht zu singen
und sagen. Na ja, was soll’s! Hauptsache ein guter Fahrer in
der Familie. Und um ihn nach Hause zu fahren, wenn er einmal
zuviel getrunken hatte, dafür würden selbst ihre schwachen
Fahrkünste immer noch ausreichen. Besonders wenn er
sie jetzt einmal richtig in die Mangel nahm und ihr keinen
Fehler durchgehen ließ. Sie konnte nur froh sein, so einen erfahrenen
Fahrer an ihrer Seite zu wissen. „Fahr nicht so dicht
auf! Immer Abstand halten, denk dran! Viele Unfälle sind
schon passiert, nur weil unvernünftige Fahrer keinen Abstand
gehalten haben.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Geräuschvoll
atmete sie nur durch die Nase. Da roch sie es und sie empfand
eine tiefe Befriedigung. Beim Rückweg vom Zigarettenautomaten
war er zweifellos in die Hundescheiße getreten. Das
gönnte sie ihm! Er würde es sicher auch bemerkt haben. Gespannt
war sie, wie er damit fertig werden wollte. Schließlich
widersprach das ja seinen großsprecherischen Worten von der
Voraussicht. Irgendwie würde er dafür sorgen müssen, dass
sie es nicht bemerkte.
„Ist hier in der Nähe direkt an der Straße nicht irgendwo
ein Parkplatz mit einem schönen Aussichtspunkt? Wir können
uns da ja etwas die Beine vertreten.“
Na also, zweifellos wollte er dort die Spuren seiner weisen
Vorausschau im Gras abstreifen. Wahrscheinlich würde er
vorgeben, urinieren zu müssen.
„Ich muss außerdem mal mein Bier vom Mittagessen wegbringen.“
Und er schielte vorsichtig auf seine Schuhe. Wie
gut, dass sie mit dem Fahren so beschäftigt war. Es war aber
auch zu dumm, dass er in die Hundescheiße getreten war. Dabei
hatte sie ihn vorher sogar noch gewarnt. Das machte es
besonders ärgerlich. Er musste sie von seinem Dilemma ablenken.
Am sichersten wäre es, ihr noch ein paar Ratschläge
zu ihrer Fahrweise in der bisher geübten Weise zu machen,
während er ausstieg. Schließlich durfte sie auf keinen Fall
das Vertrauen in seine Fähigkeiten verlieren, alles im Voraus
einzubeziehen. Er reckte sich und fühlte sich wieder wohl in
seiner Haut.
Da war der Parkplatz. Diesmal würde sie ihm keinen
Grund zum Spotten geben. Oh ja, er würde zufrieden sein!
Sie gab das Blinksignal und fuhr langsam auf den glattgewalzten
Boden Er beobachtete jede ihrer Handbewegungen.
Gleich würden wieder Vorhaltungen kommen. Markierungen
für Parkplätze waren keine vorhanden. So konnte sie parken,
wie sie es für richtig hielt. Und sie wusste inzwischen genau,
wie es richtig war. Schließlich hatte er es ihr in den letzten
Wochen immer wieder nachdrücklich erklärt.
„Das war schon sehr schön, meine Liebe, wirklich sehr
schön. Aber einiges musst du noch beachten. Du musst vor
allen Dingen daran denken...“ Stille! Herrliche Stille! Nur ein
verhallendes Klappern, als habe jemand ein Mühlrad kurz angeworfen.
Sie blickte durch den leeren Türrahmen und registrierte
mit Befriedigung, dass die Reifen des Wagens, der jetzt
ihr alleine gehörte, nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt
waren. Maßarbeit! Und er war zweifellos wieder einmal
seine einhundert Meter voraus - nur diesmal vertikal.
Dieter Stündel
44 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 45
Gedächtnistrai ning
Lösungen Seite 82
Fremde Länder – Fremde Sprachen
Auch wenn wir dieses Jahr nicht überall hinreisen dürfen, so können wir trotzdem
von fernen Ländern träumen. Begeben Sie sich auf eine Reise rund um den Globus.
Ordnen Sie den Ländern die richtige Hauptstadt und die dortige Amtssprache
zu. Die Tabelle ist in Unordnung geraten, schreiben Sie die
passenden Buchstaben in die unteren Kästchen.
Land Hauptstadt Amtssprache
1 Haiti A Athen a Arabisch
2 Estland B Paris b Spanisch
3 Griechenland C Peking c Dänisch
4 Frankreich D Sanaa d Portugiesisch
5 Lettland E Brasilia e Isländisch
6 Japan F Tallin f Griechisch
7 Argentinien G Reykjavik g Haitianisch
8 China H Riga h Japanisch
9 Jemen I Port-au-Prince i Lettisch
10 Brasilien J Kopenhagen j Estnisch
11 Dänemark K Tokio k Französisch
12 Island L Buenos Aires l Mandarin
Tragen Sie die Lösungen in diese Kästchen ein:
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Rund um das Wasser
An heißen Tagen sollen Sie genügend Wasser
trinken. Hier einige Anagrammübungen:
Bringen Sie die ersten Buchstaben in die richtige
Reihenfolge und hängen das Wort „Wasser“ an.
„WASSER“ steht immer am Ende des Wortes.
Beispiel: OMOR WASSER / MOORWASSER
1. ZUPT WASSER
2. ROCHL WASSER
3. LESCHZM WASSER
4. RUNGD WASSER
5. SCHLÖ WASSER
6. AFUT WASSER
7. RBEUNNNR WASSER
8. LULEQ WASSER
9. ZLSA WASSER
10. KRTNI WASSER
11. SCHLEGTER WASSER
12. SEI WASSER
Bringen Sie die hinteren Buchstaben in die richtige
Reihenfolge und setzen vorne das Wort „Wasser“
vor. „WASSER“ steht immer am Anfang.
Bsp.: WASSER RUTSECH /WASSERRUTSCHE
Die Übungen
wurden zusammengestellt
von:
Gedächtnistrainerin
Bernadette von
Plettenberg
Mitglied im Bundesverband
Gedächtnistraining
e.V.
02732 / 590420
bernadette@
plettenberg-struwe.de
Gedächtnistrainingskurse
auf
Anfrage
Hintergrundfoto:
enriquelopezgarre
Was bin ich?
1. WASSER GEOLV
2. WASSER BUSSAFL
3. WASSER DEAR
4. WASSER LTEIGNU
5. WASSER EROPB
6. WASSER SAELB
7. WASSER FOPT
8. WASSER SLSOCHS
9. WASSER NAMN
10. WASSER MURT
11. WASSER SCGLANHE
Trainingsziel: Wahrnehmung
46 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 47
Reisen
Reisen
Tagesausflug
Sir Tony Cragg, 1949 als Anthony Douglas Cragg in
England geboren ist ein bildender Künstler. Ab 1979
lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf, (seit 1988
als Professor) und folgte im Jahr 2001 einem Ruf der
Akademie der Künste in Berlin als Professor für Bildhauerei.
Seit 1994 ist er Mitglied an der Royal Academy
of Arts in London und seit 2002 Mitglied der Akademie
der Künste in Berlin und war bis 2013 Rektor der
Kunstakademie Düsseldorf.
In den 1980er Jahren war Cragg auf vielen bedeutenden
internationalen Ausstellungen vertreten. So zum Beispiel
auf der documenta 7 und der documenta 8 in Kassel und
auf fünf Biennalen in Venedig, São Paulo und Sydney.
1988 erhielt er den britischen „Turner-Preis“.
(Text und Bild: Wikipedia)
Tony Cragg, Mixed Feelings, 2012
Durch einen Fernsehbericht
wurde ich auf ihn aufmerksam.
Bis dahin hatte ich noch
nichts von ihm gehört, dem Skulpturenpark
„Waldfrieden“ in Wuppertal.
Was ich darüber im Fernsehen sah
und hörte, machte mich so neugierig,
dass ich einfach mehr darüber wissen
wollte. Nach Recherchen im Internet
wurde aus meiner Neugierde Verlangen.
Zwei meiner Freundinen konnte
ich mit meiner Begeisterung anstecken.
Im Juni fuhren wir dann zu dritt
mit einem 46 € „Schöner-Tag-Ticket
NRW“ nach Wuppertal.
In gut zwei Stunden ist man entweder
über Köln oder über Hagen in
Tony Cragg, Photon, 2008, Edelstahl
Wuppertal. Vom Hauptbahnhof sind
es dann noch einige Bushaltestellen
oder, wer mag, 25 Minuten zu Fuß,
bis zum Haupteingang des Skulpturenparks
in der Hirschstraße 12. Mit
dem Auto sind es von Siegen etwa
130 Kilometer je Strecke.
Das 15 Hektar große Waldgelände,
mit der unter Denkmalschutz stehenden
Villa Waldfrieden, hat der Künstler
Tony Cragg im Jahr 2006 erworben.
2008 ging dann aus dem verwilderten
Gelände der Skulpturenpark mit Kunstinstallationen
zum Erwandern und
Betrachten hervor.
Etwa vierzig unterschiedlich große
Skulpturen stehen in dem hügeligen
Gelände. Waldwege und angelegte schmale Schotterpfade
führen im Auf und Ab zu den einzelnen Kunstwerken.
Etwa die Hälfte der Werke sind von Tony Cragg, die andere
Hälfte von diversen Künstlerinnen und Künstlern.
Auf dem Wiesengelände vor der Villa stehen zum Beispiel
drei Skulpturen von Joan Miro.
Für einen Rundgang sollten zwei bis drei Stunden eingeplant
werden. Besuchern werden feste Schuhe empfohlen.Außerhalb
des Parks lockt ein nettes Cafe-Restaurant
zur anschließenden Erholung.
Infos im Netz unter: www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Skulpturenfotos und Text: Rosemarie Harth
Joan Miró, Femme,
1981, Bronze
Jaume Plensa, Mariana
W´s World, 2012, Marmor
Foto: Wikipedia
Tony Cragg, Distant Cousin, 2006
Tony Cragg, Declination, 2004, Bronze
Wer nach dem Parkbesuch noch Lust und Kraft hat, dem sei eine Fahrt mit dem Wahrzeichen Wuppertals empfohlen,
was im Moment nur am Wochenende möglich ist.
48 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 49
Gesellschaft
Kommentar
Alleinsein – Einsamkeit – Depression
Vertrauensverluste
Im Jahr 2018 verstarben in Deutschland ca. 865.000
ältere Menschen (über 60). Neben den häufigsten
Ursachen – Erkrankungen des Kreislaufsystems
und Krebserkrankungen – fällt die zunehmende Zahl
von Todesfällen auf, die als Folgen von psychischen
Störungen zu erklären sind. (1) Eine entscheidende Ursache
dafür ist die ungewollte Einsamkeit im Alter.
Forschungsergebnisse zeigen, dass Einsamkeit in der
Lebensphase über 60 die Sterblichkeit so sehr erhöht
wie starkes Rauchen.
Was ist Einsamkeit überhaupt?
Oft wird Einsamkeit mit Alleinsein verwechselt. Viele
Menschen glauben, dass man sich einsam fühlt, sobald
man alleine ist. Alleinsein führt jedoch nicht zwingend
zum Gefühl der Einsamkeit. Während Einsamkeit
ein Gefühl ist, welches der Mensch nicht freiwillig
wählt, kann das Alleinsein eine bewusste Entscheidung
sein und auf Freiwilligkeit basieren. Einsamkeit bedeutet
soziale Isolation, welche von der eigenen Person
ausgeht. Nicht die An- oder Abwesenheit von anderen
Menschen, sondern die subjektiv wahrgenommene
fehlende Beachtung und Wertschätzung durch andere
Menschen bestimmt die Einsamkeit. Auch in Anwesenheit
anderer Menschen können somit Einsamkeitsgefühle
auftreten. Einsamkeit ist oft das Resultat von
der eigenen Unzufriedenheit mit sich selbst und/oder
bestehenden Beziehungen. Einsamkeit kann in jedem
Alter und in jeder Lebenssituation auftauchen. Sie kann
einfach nur so bestehen oder als mögliches Symptom
einer psychischen Krankheit wie beispielsweise Depressionen
angesehen werden.
Einsamkeit ist also weder eine Krankheit noch eine
Diagnose, sondern lediglich das Gefühl, nicht dazuzugehören.
Bis heute gibt es keinen statistischen Wert, ab
dem jemand einsam ist. (2) Daher: „Allein sein zu müssen
ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste.“
Was war zuerst da:
die Einsamkeit oder die Depression?
Depressionen sind unter anderem dadurch gekennzeichnet,
dass sie die Kontaktmöglichkeiten mit anderen
Menschen einschränken und deshalb Einsamkeitsgefühle
begünstigen können. Die aktuelle Forschung zeigt jedoch,
dass psychische Erkrankungen wie Depressionen
nicht nur die Ursache, sondern auch die Folge von Einsamkeit
sein können. Weil sich Depression und Einsamkeit
gegenseitig beeinflussen können, entsteht ein Teufelskreis,
aus welchem die Betroffenen nicht mehr alleine
herausfinden und fachliche Unterstützung benötigen,
um die Wechselwirkung beenden zu könnenUnabhängig
davon, ob die Einsamkeit die Depression ausgelöst hat
oder umgekehrt: der Leidensdruck ist hoch, sowohl bei
einer Depression als auch bei Einsamkeit. Weltweit sind
aktuell mehr als 300 Millionen Menschen von einer Depression
betroffen – mit stark steigender Tendenz. (2)
Theresa May, damals britische Premierministerin,
nahm das Problem ernst und ordnete im Januar 2018
den Aufbau einer Behörde an, die sich um Einsamkeit
und Einsamkeitsschäden in der Gesellschaft kümmern
soll. Das zunächst viel belächelte Vorhaben führte zu der
Frage, ob der Staat für die Folgen von sozialer Isolation
zuständig sein kann. Immerhin sind es öffentliche Strukturen,
die die Vereinsamung der Einwohner begünstigen,
zum Beispiel in Form sterbender Dörfer, in der
Entmischung von Innenstädten, die keine Begegnungsstätten
mehr enthalten. Aber auch die Ausbreitung überfordernder
Berufsbilder kann dazu führen, dass unsere
zwischenmenschlichen Beziehungen an Belastbarkeit
verlieren.
Auch wenn sich Einsamkeit lähmend und schmerzhaft
anfühlt, so kann sie doch ein wichtiges Signal darstellen.
Sie warnt uns, wenn wir den Kontakt zu anderen
Menschen verlieren und fordert uns auf, aktiv zu
werden. (2)
Die Corona-Krise verstärkt Depressionen
Zur Begrenzung der Ausbreitung des Coronavirus
wurden Ende März 2020 weltweit Ausgangsbeschränkungen
festgelegt. Seither untersuchen Forscher in verschiedenen
Ländern, wie sich diese auf die psychische
Gesundheit auswirken. Immerhin haben die geltenden
Ausgangsbeschränkungen die Ausbreitung des Coronavirus
verlangsamt, doch die seelische Gesundheit der
Menschen leidet zunehmend. Jüngste Studien zeigen
eine Besorgnis erregende Zunahme von Angstzuständen
und Depressionen in der Allgemeinbevölkerung. Fachleute
warnen, die Gesundheitssysteme müssten sich auch
darauf vorbereiten. Ein lebensbedrohliches Risiko stellt
Covid-19 insbesondere für Menschen fortgeschrittenen
Alters da: 86 Prozent der Todesopfer in Deutschland waren
70 Jahre und älter, wie das Robert Koch-Institut ermittelt
hat. Aber einer aktuellen Umfrage zufolge kämpfen
vor allem jüngere Menschen mit den psychischen
Folgen des Lockdowns.
Unabhäng vom Alter gilt „Einsamkeit und das Gefühl
unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.“
Erich Kerkhoff
Quellen: (1) Statistisches Bundesamt (Statista), Juli 2020. (2) https://clinicum-alpinum.com/ratgeber
Annähernd alle Bereiche des menschlichen Miteinanders
setzen Vertrauen voraus, wechselseitiges Vertrauen.
Alle wollen es: Banken, Politik, Wissenschaft und
die Medien. Aber wer ihnen, den Parteien, den Unternehmen
und sogar den lieben Mitmenschen Vertrauen schenkt, macht
sich angreifbar und verletzlich. Das war nie so offensichtlich
wie im von Unsicherheit gekennzeichneten 1. Halbjahr 2020.
Das Ergebnis ist eine ausgeprägte Vertrauenskrise.
Als „Krise“ kann ein Geschehen, ein Prozess bezeichnet
werden, dessen Ausgang offen ist und in dem Verluste drohen.
Die Krise verlangt danach, Fehler einzugestehen und
Konzepte vorzulegen, wie es anders werden kann. Die gegenwärtige
Corona-Krise – drängender noch die drohende
Klima-Krise – zwingen zum Nachdenken, zum Einsatz von
gesundem Menschenverstand und Gerechtigkeitsinn. Mit einem
bloßen Appell zur Solidarität wird es nicht gehen, nicht
mit einem Vertrauensvorschuss in staatlich verordnete Maßnahmen
und auch die schier unbegrenzten Überbrückungskredite
werden nicht ausreichen. Vertrauen wird geschaffen
und begründet durch das soziale Engagement von Einzelpersonen
und spontan entstehenden Initiativen. Aktuell zum
Beispiel von solchen, die in den vergangenen Jahren den zu
Minister raten: Macht mal Pause
und bleibt möglichst viel zu Hause!
Sozialkontakte eingeschränkt,
auch wenn das die Seele kränkt.
Da fragt man sich: wie kann das gehen,
wie soll ich das überstehen?
Doch man kann die Angst besiegen,
Depressionen muss man nicht kriegen.
Zum Glück hilft schon ein kleiner Trick:
Man blickt von später aus zurück.
Im nächsten Jahr, so Ende März,
ist wieder ruhig unser Herz,
CORONA
und dann sagt man guten Mutes:
Corona brachte auch viel Gutes!
Was früher in die Luft gestunken,
ist plötzlich fast auf Null gesunken.
Digital lernt man zu Hause
Und bestimmt nun selbst die Pause,
Lehrer, Schüler gut vernetzt,
die ganze Klasse wird versetzt.
Home-Office gibt es überall
Und das bleibt auf jeden Fall
Auch für die Zukunft interessant.
So war das früher nicht bekannt.
uns Geflohenen Beistand geleistet haben und dies jetzt für ältere
Menschen tun, die das Haus nicht mehr verlassen sollen.
In jeder Krise liegt auch eine Chance
Vielen Menschen ist bewusst, dass die richtige Maßnahme
„Sozial Distancing“ mit einem falschen Begriff belegt ist.
Schließlich ist räumliche Distanz gefragt, aber keine soziale.
Im Ergebnis nimmt das Selbstvertrauen älterer Menschen zu,
vor allem bei Frauen verbunden
mit der Forderung nach
mehr Teilhabe in allen Bereichen
der Gesellschaft. Auch
das politische Interesse nimmt
zu, ebenso der Einsatz gegen
eine weitere Privatisierung
und für die bessere Ausstattung
der Gesundheitseinrichtungen.
Und nicht zuletzt die Suche
nach möglichst objektiver Information,
auch im Interesse
eines nachhaltigen Lebensstils. Erich Kerkhoff
Die Wirtschaft schien nicht mehr zu retten
bei abgebroch’nen Lieferketten.
Die Krise lehrt, dass Regionales
Oft besser ist als nur Globales.
Und schließlich kann man noch betonen
Den Sprech-Kontakt mit Telefonen.
Daheim erreicht man nun fast jeden
Und kann ohn Ende reden.
So schlimm die Krise ist zur Zeit,
und ein Ende scheint noch weit,
so gibt es doch aus spät'rer Sicht
trotz aller Dunkelheit auch Licht.
Willi Aufenberg
50 durchblick 3/2020
Gesellschaft
Gesellschaft
Wie wollen wir leben?
Wohnen und mehr
Wohnanlage des „Gemeinnützigen Wohnungsverein zu Bochum eG“
Die Verfügbarkeit von Wohnraum ist ein menschliches
Grundbedürfnis und ein wichtiger Gradmesser
für das Wohl- oder auch Unwohlbefinden eines
jeden. In Deutschland wohnt ca. die Hälfte der Einwohner
zur Miete und ist somit angewiesen auf das Angebot, das
der Markt parat hält.
Meine Mutter nennt es einen absoluten Glücksfall. Sie
fühlt sich in ihrer neuen Mietswohnung rundum wohl.
Wohnen ist plötzlich „mehr“ geworden, hat einen Zugewinn
an Lebensqualität bewirkt und ich spüre die Zufriedenheit
bei jeder Begegnung, jedem Telefonat mit ihr. Was
begründet diese neue Mieterfahrung und inwiefern ist sie
nun so anders? Ich beginne nachzufragen.
Der Block mit den erfreulich niedriggeschossigen Wohnhäusern,
umrahmt von Straßenbäumen und Grünstreifen
vorne sowie gepflegten Rasenflächen und Büschen hinten,
gehört dem „Gemeinnützigen Wohnungsverein zu Bochum
eG“, kurz GWV, einer Wohngenossenschaft. Mir ist sofort
klar, dass es das „G“ ist, das den Unterschied ausmacht,
auch deshalb, weil es nicht nur den Firmennamen schmückt,
sondern zum ausgeprägten Selbstverständnis des Vereins
gehört – der Gemeinschaft nutzen, ihr wohl tun.
Ich bekomme eine Ausgabe des letzten, sehr informativen
Mitgliedermagazins in die Hände und lese im Editorial
… denn unsere Genossenschaft besteht ja nicht in erster
Linie aus Häusern, Wohnungen und Steinen, sondern auch
aus dem Zusammenleben unserer Mitglieder. Eigentlich
eine Selbstverständlichkeit, die hier formuliert wird, doch
in einer Zeit, in der börsennotierte Wohnungsgesellschaften
hauptsächlich die Profitmehrung pro Quadratmeter im
Blick haben, markiert der Wohnungsverein mit seinem
Fokus auf die Menschen und ihr Miteinander eine völlig
gegensätzliche Ausrichtung.
Mir wird der Kontrast zu der sich allmählich durchsetzenden
Struktur des Wohnungsmarktes in Deutschland
plötzlich sehr deutlich. Durch den eklatanten Fehler der Privatisierung
ehemals kommunalen Wohnraums ist der Wohnungsmarkt
inzwischen zum begehrten Tummelplatz für Investoren
geworden. So konnten sich, neben vielen privaten
Vermietern mit sozialer Vernunft, Immobilien-Giganten wie
die Vonovia oder die Deutsche Wohnen herausbilden. Letztere
bewegt ein Grundkapital von ca. 356 Mio. Euro – u.a.
auch das von der amerikanischen Firma BlackRock – und
hat nun, wie bereits die Vonovia, den Aufstieg in die oberste
Börsenliga, den DAX, geschafft.
Die Mieter der Deutsche Wohnen gehen derweil in Berlin
auf die Straße und demonstrieren gegen ungerechtfertigte
Mieterhöhungen, zu hohe Nebenkosten sowie absichtlich
herbeigeführte Entmietung, um die „Normalmieter“ durch
finanziell besser gestellte Mieter zu ersetzen. Der DAX-
Aufstieg, so befürchten sie, wird das Unternehmen noch
stärker in den Fokus internationaler Investoren rücken mit
der Erwartung möglichst hoher Dividenden.
Diese Paradigmen der sogenannten freien Märkte mit ihrem
Leitstern der Kapitalvermehrung tangieren meine Mutter
in ihrer genossenschaftlichen Wohnsituation zum Glück gar
nicht. Sie hat die Sicherheit eines lebenslangen Wohnrechts
verbunden mit einem sozial verträglichen Mietpreis. Durch
den Ankauf von zwei Pflichtanteilen zu je 400 Euro ist sie
Teil der Genossenschaft und rein rechtlich anteilige Miteignerin,
indirekt auch der Wohnung, in der sie lebt. Demzufolge
hat sie bei Einzug auch keinen Mietvertrag, sondern einen
Nutzungsvertrag unterschrieben. Sie kann davon ausgehen,
dass finanzielle Überschüsse, die der Verein erwirtschaftet, in
den Erhalt, die Modernisierung, Neuerwerbungen oder den
Ausbau des Serviceangebots investiert werden.
Somit kommt jedes ökonomische Plus jedem Mieter,
auch ihr, zu Gute. Und wenn ihr, rund ums Wohnen, etwas
gar nicht gefallen sollte oder sie eine gute Idee hat, so hat
sie durch ihr Mitbestimmungsrecht die Möglichkeit, Einfluss
zu nehmen – zumindest indirekt. Die Genossenschaft
ist nämlich strukturell demokratisch aufgebaut. Die Mitglieder
wählen Interessensvertreter aus ihrem Wohnblock. Diese
Vertreter wählen den Aufsichtsrat und dieser stellt den
Vorstand. In den Schaukästen der Mietshäuser sowie der
Mitgliederzeitschrift erfahren die Mieter mehr über diese
Gremien und ihre Ziele.
„Hier gibt es so viele Möglichkeiten“, sagt meine Mutter
und ich höre gut zu. Zweimal im Monat sind die Mieter in
die GWV-Gemeinschaftsräume eingeladen, um bei Kaffee
und Kuchen oder gemeinsamen Spielen miteinander ins
Gespräch zu kommen. Weitere Projekte für alle Generationen
unter dem Motto „Begegnung – Austausch – Vernetzung“
sind geplant, darunter ein Eltern-Kind-Café und ein
Programm „Fit und mobil im Alter“. Das Miteinander wird
großgeschrieben. Wir möchten, dass Genossenschaft durch
Gemeinschaft, z.B. durch gemeinsame Aktivitäten, noch erfahrbarer
wird, heißt es in der Mitgliederzeitschrift. Nach
kurzer Zeit bereits kennt und begrüßt meine Mutter etliche
Nachbarn aus der Straße. Kein Platz für Vereinsamung.
Zusätzlich werden gemeinsame Tagesfahrten angeboten,
es wird in neue Spielplätze investiert, Boxen für Fahrräder,
Rollatoren und Scooter können angemietet werden, es gibt einen
Haustechnik-Notdienst und nun auch noch einen Getränke-Lieferservice
durch vertraute Teams bis in die Wohnung.
Und auch in Corona-Zeiten, in denen die direkten Begeg-
nungsmöglichkeiten bekanntlich eingeschränkt sind, werden
Nachbarschaftsgeist und tatkräftiges Engagement gezeigt.
Es mag sein, dass dieser Wohnungsverein in Bochum
im Vergleich zu anderen seine Ziele besonders konsequent
und effektiv verfolgt. Auf jeden Fall ist das Modell
des genossenschaftlichen Wohnens als solches tatsächlich
ein „Glücksfall“, da hier Geld und der Wohnungsmarkt den
Menschen dienen statt umgekehrt. Bärbel Raabe
MitweltZukunft
Ein Wirtschaften, das auf das Gemeinwohl, auf Gerechtigkeit
und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist – das sind Ziele, die sich
der Arbeitskreis MitweltZukunft u.a. gesetzt hat.
Entstanden ist dieser Arbeitskreis aus zwei Veranstaltungen
der Universität Siegen, der Mittwochsakademie und des „Forum
Siegen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Gustav Bergmann
und Dr. Anne-Katrin Schwab im Zusammenhang mit dem
Masterstudiengang „Plurale Ökonomik“. Die Seminarteilnehmer
begeisterten sich für die Perspektiven einer lebensdienlichen
Wirtschaft und arbeiten seit dem Ende des Seminars
weiter daran. Daraus ergibt sich auch die Beschäftigung mit
bereits existierenden solidarischen, demokratischen und ökologischen
Alternativen und Initiativen. Die im Text beschriebene
subjektive Erfahrung einer der Teilnehmerinne verweist auf
eine solche.
52 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 53
Gesellschaft
Die Menschenwürde ist unantastbar
Am 10. Dezember 1948 verkündete die Generalversammlung
der Vereinten Nationen: „Alle Menschen
sind frei und an Würde und Rechten gleich
geboren“. Dem entspricht das Grundgesetz für die Bundesrepublik
Deutschland vom 24. Mai 1949 mit der Feststellung
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu
schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“.
Würde und Selbstachtung
Der Begriff „Würde“ gilt für eine unverfügbare Eigenschaft,
als einmaliger, nicht ersetzbarer Wert jedes Menschen.
Sie ist von keinen Bedingungen abhängig, kann geachtet
oder verletzt werden, jedoch nicht verloren gehen. Aber der
fortwährende gesellschaftliche Wertewandel wirkt auf die
Achtung bzw. Missachtung der Würde. Beides wird von den
Betroffenen hautnah erlebt. Negative Ausprägungen zeigen
sich in rücksichtsloser Ellbogenmentalität und entwürdigender
Bloßstellung anderer Menschen. Besonders verletzend ist
die Entwertung ihrer Biografie, das Herabsetzen besonderer
Leistungen oder auch der Leistungsfähigkeit. Die Tragweite
derartiger Kränkungen kann nicht drastisch genug beschrieben
werden, denn die Selbstachtung eines Menschen hängt
weitgehend davon ab, wie er sich von anderen geachtet oder
missachtet sieht. Das gilt weitgehend auch für Gemeinschaften.
Und Selbstachtung ist Voraussetzung für ein würdevolles
Leben. Die mit dem Anspruch „würdevolles Leben“ verbundene
Gestaltungsaufgabe zeigt sich u.a. im Lebensstil, in
Zuwendung und Verlässlichkeit, - insbesondere im Umgang
mit anderen, vor allem mit schwächeren Menschen und der
Schöpfung. Diese individuell selbstbestimmte Gestaltungsmöglichkeit
ist der Kern unantastbarer Würde.
Herausforderungen und Chancen
Die Idee der Menschenwürde geht von der Gleichheit aller
Menschen aus und gilt für alle Lebensphasen. Damit stellt sich
die Frage nach der Menschenwürde im Alter sowie den damit
gegebenen Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten.
In der aktuellen Charakterisierung des Altersbildes überwiegen
noch immer Abbau und Verluste. Altern wird vorwiegend mit
Leistungsdefiziten und Krankheiten in Verbindung gebracht.
Dieses ungerechte und negative Vorurteil ist in vielfacher Hinsicht
schädlich. Denn es gibt nicht das Altern und nicht die
Alten. Eine zunehmend größere Anzahl Älterer bleibt bis kurz
vor ihrem Lebensende aktiv, selbstständig und lebenstüchtig.
Es ist belegt, dass Siebzigjährige heute körperlich gesünder
und fitter sind als Siebzigjährige vor drei Jahrzehnten.
Damit sind Voraussetzungen für eine optimale Selbstbestimmung
im Alltag gegeben, die Margret M. Baltes*
wie folgt beschrieb: „Generell kann man schlussfolgern,
dass der Durchschnitt alter Menschen in den entwickelten
Ländern heute über mehr ökonomische, geistige und soziale
Ressourcen verfügt als je zuvor. Sie zeigen eine größere
geistige Leistungsfähigkeit, körperliche Fitness, emotionale
Widerstandsfähigkeit, soziale Eingebundenheit und
nicht zuletzt größere ökonomische Ressourcen“.
Nie zuvor konnten so viele Menschen – jedenfalls in den
westlichen Industriestaaten – ihre „Neue Freiheit“ nach der
Berufs- und Familienphase derart anspruchsvoll gestalten.
Dabei weisen gleichaltrige Frauen und Männer in mehreren
Lebensbereichen bedeutsame Unterschiede auf. Jede Generation
ist anders, keine ist eine Kopie der vorausgegangenen.
Es entwickeln sich Lebensstile in Verantwortung füreinander
und gegenüber nachfolgenden Generationen.
Potenziale
Alexas Fotos auf Pixabay
Es geht um die Aktivierung der unterschätzten Ressourcen
älterer und alter Menschen, um ihre intellektuellen,
emotionalen und sozialen Handlungsmöglichkeiten.
So zeigen sich (nach Baltes * ) die Stärken des Alters im
Verständnis für Andere, in der Besonnenheit in Entscheidungs-
und Handlungssituationen, im Denken in größeren
Zeiträumen sowie im Fachwissen und in der sozialen
Kompetenz, die sich im Alter noch verstärken können.
Für das Weisheitswissen alter Menschen werden fünf
Merkmale hervorgehoben: Fachwissen in grundlegenden
Fragen des Lebens, Strategiewissen, Wissen um die Zusammenhänge
des gesellschaftlichen Wandels, Wissen um
die Ungewissheit des Lebens sowie Wissen um die Relativität
von Werten und Lebenszielen.
Bezogen auf die Bewältigung von Alltagssituationen
sieht M. Baltes die Weisheit des Alters im sog. SOK –Konzept:
„selektieren – optimieren – kompensieren“. Gemeint
ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf wenige Aktivitäten
zu beschränken, diese optimal zu bewältigen sowie mögliche
Defizite mit noch vorhandenen Potenzialen auszugleichen.
Demnach gehört zum Weisheitswissen die Fähigkeit,
kreativ mit Altersverlusten umzugehen, aber auch die Einsicht,
dass das Altern, die letzte Lebensphase, gestaltbar ist.
Es ist sowohl von einem Zusammenhang von Würde
und Selbstbestimmung als auch von einem Zusammenhang
von Würde und Selbstachtung des älteren und alten
Menschen auszugehen. Die Achtung der Würde zeigt sich
insbesondere in der Achtung der Selbstbestimmung. Das
heißt, das Recht, den Anspruch auf Autonomie in der eigenen
Lebensgestaltung so lange wie möglich zu respektieren.
Der Verlust – gemeint ist die Aufgabe der Selbstständigkeit
in der Lebensführung – beeinträchtigt die Selbstachtung
des Menschen in dieser Lebensphase. Wenn also ein
alter Mensch an der Inanspruchnahme eigener Handlungsmöglichkeiten
gehindert wird, zum Beispiel in einem anregungsarmen
Bereich lebt, ist das auch ein Verstoß gegen
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Aktives Altern
Ältere, die sich für andere Alte einsetzen, verfügen über
eine lebensbejahende Kraft, haben Erfahrungen von Leid
und Trauer, aus durchgestandenen Grenzsituationen und
aus der Zuwendung gegenüber Mitmenschen. Dies im Geben
und Nehmen immer wieder zu stärken – verstanden als
Selbsthilfe, in Selbstbestimmung und Selbstverantwortung
– kann für Ältere viele Situationen entspannen, in denen sie
sich hilflos, fremdbestimmt oder sogar ohnmächtig erleben.
Erfreulicherweise gelingt es bereits immer wirksamer und
nachhaltiger, das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl
älterer Menschen zu stabilisieren. Aktives Altern
beginnt mit dem Bekenntnis zum eigenen Altwerden und
dem Vertrauen auf eigene Potentiale. Aktives Altern führt zu
einem kontinuierlichen Lernprozess. Es ist ein Lernprozess
gemeinsam mit Gleichaltrigen, zugleich generationsübergreifend,
in dem ständig neue Einsichten vermittelt werden.
Die Würde alter Menschen wird deutlich in der Qualität
zwischenmenschliche Beziehungen und ermöglicht diese.
Erich Kerkhoff
* Paul B. Baltes (1939 bis 2006) deutscher Psychologe und Gerontologe. * Margret Maria
Baltes (1939 bis 1999) deutsche Psychologin und Gerontologin
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Unterhaltung
Die blaue Tonne
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Was ist gefährlich?
Kinder balancieren auf Trümmerwänden, spielen mit
scharfkantigen Granatsplittern und streunen in der
Gegend herum, um Erfahrungen aller Art zu sammeln
– Hauptsache, sie sind mit dem Glockenläuten wieder
zu Hause. War das gefährlich? Ihre Eltern haben sich in den
40er Jahren keine Sorgen gemacht. Der Krieg war vorbei, das
war der wesentliche Sicherheitsgewinn. Jetzt konnte es nur
noch bergauf gehen.
Als ich in den 70er Jahren Kind war, sind wir samstags mit
den Nachbarskindern in den Wald gezogen zum Budenbau.
Dafür bedienten wir uns in den Werkzeugkammern der Väter
an allem, was wir dafür gebrauchen konnten. „Stör die Kinder
nicht beim Spielen!“, raunte man sich unter Erwachsenen zu.
Wir hätten uns in die Finger sägen können und mit dem Hammer
auf den Daumen hauen. Hätte man uns besser beschützen
sollen? Unseren Eltern war die freie Entwicklung ihrer
Kinder wichtig, dass sie sich ausprobieren konnten. Erfahrungen
müssen gemacht werden, um verstanden zu werden,
aus Schaden wird man klug. Wem mal eine Kinderlaterne abgebrannt
ist, der passt künftig besser auf mit Feuer, und wer
vor dem Indianerzelt frühzeitig „Friedenspfeife“ geraucht hat,
lässt mit höherer Wahrscheinlichkeit später die Finger von
Tabakwaren aller Art. Was als „Gefahr“ betrachtet wird, ist
vom Zeitgeist geprägt und wandelt sich auch im Laufe der
eigenen Entwicklung. Früher fuhr man ohne Helm Motorrad,
ohne Sicherheitsgurt und Airbag Auto, und die Kinder schliefen,
wenn es spät geworden ist, im Kofferraum. Heute trägt
man schon auf dem Fahrrad Helm, und die Kinder sind im
Sicherheitssitz fixiert. Abgesehen von der gesetzlichen Lage
käme einem alles andere halsbrecherisch vor.
Unser Leben ist dank Arbeitsschutz und Risikomanagement
sicherer geworden. Trotzdem steigt die individuelle
Angst vor Gefahr. Hinter jedem Kind läuft ein helikopternder
Elternteil hinterher. Es gibt die stumpfe Kinderschere,
das abgerundete Kindermesser und die gepolsterte Kinderecke.
„Muss erst was passieren?“, fragen wir sorgenvoll,
während wir den Kindern zum Rollschuhfahren Protektoren
aller Art anlegen. Das typische „Kinderknie“, meist dick
verschorft, begegnet einem seltener als früher.
Die Sorge vor möglichen Bedrohungen steckt an: Trauen
sich andere im Dunkeln nicht mehr in den Wald, kommt das
auch mir gefährlicher vor. Kann man sich als Fahrradfahrer
überhaupt noch auf die Straße trauen? Immer wieder hört
man von den schweren Unfällen, zu denen es kommt, weil
wieder ein Radler übersehen wurde.
Ein Aspekt des Gefahr-Empfindens ist sicher die gute
Informationslage heute. In Zeiten der Pandemie kann ich
täglich aktualisierte Zahlen lesen, wie viele Neuinfektionen
es in Südkorea gab und wie viele Menschen in Brasilien an
Covid 19 gestorben sind. „Empathische Angst“ kann mich
da leicht beschleichen: Wechsel ich den Gang im Supermarkt,
wenn mir jemand ohne Mund-Nasenschutz entgegenkommt?
Und sage ich den Besuch bei Freunden lieber
ab? Es gibt den „Typ Mallorca“, der vor Massenpartys auch
in der Pandemie nicht zurückschreckt und den „Typ Einsiedler“,
der lieber jeglichen Menschenkontakt vermeidet.
Doch „nur wer wagt, gewinnt“: Um im Leben weiterzukommen,
muss man immer wieder den Schritt in die Unsicherheit
wagen. Alle Heldengeschichten handeln von der
Gefahr und ihrer Überwindung. Ohne Risiken gibt es keine
Entwicklung. Doch was ist noch als „kalkuliertes Risiko“
zu sehen, was als Leichtsinn? In der Betriebswirtschaft versucht
man, solche Fragen objektiv zu berechnen, Wagniskosten
und Vermeidungskosten gegeneinander aufzuwiegen.
Persönlich handelt man eher nach „Bauchgefühl“.
Wie ist es bei Ihnen: Wo stellen Sie sich der Gefahr? Neigen
Sie eher zu Angriff oder Flucht? Wo wagen Sie ein Risiko?
Welchen Preis sind Sie bereit zu zahlen, um die sichere
„Komfortzone“ zu verlassen und sich neue Horizonte zu erschließen?
Woher nehmen Sie den Mut dazu? Wovon fühlen
Sie sich heute bedroht? Hat sich Ihr Verständnis für Gefahren
im Laufe des Lebens gewandelt, und falls ja: Wodurch?
Nehmen Sie sich einen Stift und schreiben Sie Geschichte!
Adele von Bünau
Wie jedes Mal erfasste mich
auch eben wieder die
leichte Melancholie und
Nachdenkwelle, als ich die schon
wieder abgelaufene Fernsehzeitung
auf den Berg von Tageszeitungen
in die blaue Tonne warf. Daten,
Nachrichten, Momentaufnahmengelesen,
gesehen, vergessen, vorbei.
Ein für allemal. Unwiderruflich.
Tage, in denen wir gearbeitet,
gerannt, gefaulenzt, gestritten und
geliebt haben. Zeit, die bestenfalls
liebevoll im Gedächtnis bleibt, aber
auch Zeit, für die wir erleichtert
sind, sie hinter uns zu lassen. Und
doch bleibt ein klitzekleiner Teil
zurück. Wenn nicht im Gedächtnis,
dann mitunter in der Tonne. In der
blauen. Nicht lange, und höchstens
für zwei Wochen.
Der kleine, oftmals auch persönliche
Teil vergangener Zeit in Form
von Altpapier.
Die blaue Tonne – doch, ich
muss sagen, dass sie mir von allen
Tonnen die mit Abstand sympathischste
ist. Nicht nur, weil sie die
sauberste ist, sondern auch weil sie,
wenn sie könnte, am allermeisten zu erzählen hätte. Sie ist
für mich die „Blaue Blume“, nur eben als Tonne, und statt
dem Sinnbild der Romantik, die der Wehmut. Schön, dass
die Verantwortlichen das Blau
wählten. Ich finde, das passt
und macht Sinn. Diese Tonne
gibt mir, im Gegensatz zum 24
Stunden Takt der Uhr, durch den
zweiwöchigen Abholrhythmus
die Zeit, bei Bedarf noch mal
in Erinnerungen zu schwelgen
und mich ganz bewusst von den
oftmals achtlos weggeworfenen
„Tagen“ zu verabschieden. So
kann es z.B. mal sein, dass ich
eine alte Ausgabe der Siegener
Zeitung hervorkrame, um sie erneut
und diesmal ganz entspannt
mit dem Wissen der Gegenwart
zu lesen und damit dem Spruch
„Nichts ist so alt wie die Zeitung
von gestern“ ein Schnippchen
schlage. Es bringt mir was, denn
es gibt mir jedes Mal die Möglichkeit
einer kleinen Zeitreise
in die Vergangenheit, aber auch
die, durch erneutes, oft aufmerksameres
Lesen die Verfasser der
Artikel noch einmal für ihre Arbeit
wertzuschätzen.
Nichts ist selbstverständlich,
schon gar nicht unsere Zeit. Es
gilt ja nur, sie sich vermehrt bewusst zu machen.
Das Wie, das ist egal. Selbst blaue Tonnen sind geeignet.
Eva Schumacher
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Unterhaltung
Unterhaltung
Ein Eichhörnchen
Das Eichhorn
von Elisabeth Kulmann (1808-1825)
Das Eichhörnchen
Johann Wolfgang von Goethe
Ich stand am Fenster und schaute missmutig hinaus –
verregneter Sonntag und außerdem Corona Einschränkungen
– zwei triftige Gründe, um widerwillig zu Hause
zu bleiben.
Plötzlich erblickte ich an der riesigen Fichte im Garten
ein dunkelbraunes längliches Etwas, vielleicht ein abgeknickter
verdorrter Ast? Ich schaute genauer hin – da
bewegte sich was – es entpuppte sich als ein zimtbraunes
Eichhörnchen. Es hängt, mit
seinen Hinterbeinen oben einen
Ast umkrallend, Köpfchen
unten, Körper astähnlich nach
unten gestreckt, an der Fichte.
Bisher kannte ich Eichhörnchen
eigentlich nur horizontal in der
Bewegung, wie sie zum Beispiel
hurtig einen breiten Ast langlaufen,
und war nun überrascht über
diese exellente Beherrschung
auch der Vertikalen. Die kleinen
schwarzen Äuglein blickten zwei
Sekunden nach unten, wohl um
Höhe und Abstand abzuschätzen
und dann – hopp – springt es
drei Baumetagen nach unten auf
einen kräftigen Ast. Schätzungsweise
zweieinhalb Körperlängen
nach unten war der Sprung! Sicher
zirkusreif! Aber welcher Artist
würde wohl zweieinhalb Körperlängen
kopfüber nach unten
springen? Scheint aber doch ein
äußerst cleveres Wesen zu sein,
das kleine Eichhörnchen! – oder?
Allerdings versteckt es bekanntlich
seine gesammelten
Nüsse an sehr vielen verschiedenen
Stellen, an die es sich
zum Teil später nicht mehr erinnern
kann. „Ganz schön dement“
würde man einen Menschen beurteilen, der nicht mehr
weiß, wo er seine gehamsterten Lebensmittel deponiert hat.
Das Eichhörnchen hebt nun mit seinen kleinen Pfötchen
die schweren Äste der Fichte einzeln hoch, schaut
darunter und sucht nach Knospen der Fichten, Zapfen oder
Zweigen, ziemlich wählerisch, nimmt weiß Gott nicht alles,
was sich darbietet. Als es dann genug gefunden und
geknuspert hat, springt es nach unten vom Baum auf die
Wiese im Garten und hopst dort ohne erkennbaren Nutzen
hin und her. Bewegungsdrang oder „Funktionslust“, wie
die Biologen es nennen. Bewegungsdrang ist uns Menschen
ja auch bekannt – siehe spazieren, wandern, joggen.
Funktionslust dagegen weniger, wenn man die Gesichter
der mit Sport Befassten betrachtet: angestrengt, zielgerichtet,
verkniffen. Mit Ausnahme unserer Kinder natürlich;
sie hüpfen, springen, schaukeln auch ohne Ziel und Nutzen,
aber mit Vergnügen.
Das Eichhörnchen besuchte nun die Fichte im Garten
insgesamt dreimal zwischen 15 Uhr und 17 Uhr nachmittags
zu meiner großen
Freude – und kam dann leider
nicht mehr – bedauerlicherweise.
Meine Tochter
riet mir, Erdnüsse in den
Garten zu stellen. Ich tat,
wie mir empfohlen, allerdings
ohne Erfolg. Ich hatte
mir auch schon vorgestellt,
dass – sollte ich während
der Corona-Pandemie
einmal eine besuchslose
Quarantäne-Zeit zu Hause
verbringen müssen – mich
der Besuch des Eichhörnchens
mit seinen flotten
Turnübungen in und an der
Fichte sehr erheitern würde.
Aber vielleicht haben ihm
ja auch die Erdnüsse nicht
geschmeckt, weil sie nicht
aus dem richtigen Kontinent
kamen; denn, dass es
mäkelig war, hatte ich ja
schon festgestellt. Oder
es hatte einfach vergessen,
wo die große Fichte eigentlich
stand.
So ist es nun mal, das
liebenswürdige Eichhörnchen:
hübsch anzusehen,
aber auch mäkelig und
vergesslich. Was letztere Eigenschaften angeht, möchte
ich verständlicherweise nun keine Vergleiche oder gar Parallelen
feststellen. Mir bleiben dagegen Erinnerung und
Hoffnung auf ein Wiedersehen, vielleicht in diesem Herbst.
Letztendlich möchte ich noch erwähnen, dass sich
Dichterfürst Goethe ebenfalls von den Eichhörnchen
so hat beeindrucken lassen, dass er ihnen eigens ein
Gedicht gewidmet hat, an das ich mich leider nicht
mehr erinnern kann – aus altersbedingter Vergesslichkeit
natürlich, – jedoch konnten mir meine Redaktionskollegen
aushelfen.
Adelheid Knabe
O allerliebstes Eichhorn!
Schon lang steh‘ ich vor deinem,
Dir unbequemen Käfig,
Und kann nicht satt mich sehen
An deinen raschen, holden
Bewegungen und Spielen.
Ich möchte gern dich streicheln,
Doch fürcht‘ ich deine Zähne,
So scharf, so fein, wie Nadeln.
Nicht ich fürwahr, o Eichhorn,
Hab‘ dich in dies Gefängniß
Gesperrt; ich säh‘ viel lieber
Dich auf den hohen Gipfeln
Der nahen Bäume hüpfen
Mit Vögeln in die Wette.
Ich möchte gern dein Nest sehn
Mit seinen bald geschloßnen,
Bald offnen Thüren, daß ja
Kein rauher Wind die zarten,
Noch unbedeckten Kinder
Mit kaltem Hauch berühre.
O glücklich Thier! Bewohner
Von zweien Elementen!
Die Erde beut zur Nahrung
Auf niedrigen Gesträuchen
Die Fülle dir der Früchte
Und klaren Thau auf Blättern;
Und deine Freuden findest
Du auf der Eiche Gipfel
Im hohen Reich der Lüfte.
An Laurens Eichhörnchen
O, Tierchen, das mit Munterkeit
Vor meines Mädchens Fenster springet
Und dem sie selbst voll Sorgsamkeit
Im weißen Händchen Futter bringet,
Das Sprünge macht wie Pantalon
Durch seine Späße sie vergnüget
Und seiner Drolligkeit zum Lohn
Von ihr geliebt im Schoße lieget,
Das an ihr hängt, dem Busen nah,
Und ihre Rosenwangen lecket
Und das oft viele Reize sah,
Die meinem Späherblick verstecket.
Sonst bin ich wohl vom Neide frei,
Doch hier da muß ich dich beneiden,
Sie koset dich und liebt dich treu,
Bei mir verhöhnt sie meine Leiden.
O lächelte mir doch das Glück,
Ließ einen Tag mich in dich fahren,
Denn mich begnügte nicht ein Blick,
Sie würde Ledas Los erfahren.
Warum gibt uns die Betrachtung unseres heimischen
Eichhörnchens so viel Vergnügen? Weil es als die höchste
Ausbildung seines Geschlechtes eine ganz besondere
Geschicklichkeit vor Augen bringt.
Gar zierlich behandelt es ergreiflich kleine appetitliche
Gegenstände, mit denen es mutwillig zu spielen scheint,
indem es sich doch nur eigentlich den Genuß dadurch
vorbereitet und erleichtert.
Dies Geschöpfchen, eine Nuß eröffnend, besonders aber
einen reifen Fichtenzapfen abspeisend, ist höchst graziös
und liebenswürdig anzuschauen.
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Unterhaltung
Unterhaltung
Herbstzeit – Quittenzeit
Leben in und mit der Natur
Meine beste Freundin Monika ist je nach Jahreszeit
zu sprechen, oder auch nicht zu sprechen. Im
Frühjahr zum Beispiel, ist sie niemals abkömmlich,
weil der Garten sie total in Anspruch nimmt. Über den
Sommer geht es einigermaßen, da muss sie nicht so ran.
Vielleicht mal hier und da was abschneiden und ernten. Das
macht sie sehr gerne und quatscht auch ständig davon. Im
Winter ruht das ganze Gartenspektakel. Monika ist wirklich
praktisch veranlagt. Sie pflegt ihren Garten liebevoll immer
unter dem Gesichtspunkt der Verwertbarkeit. Wobei der Begriff
„Garten“ eigentlich eine Untertreibung ist.
Auf dem plantageähnlichen Grundstück wächst alles,
was irgendwie eingekocht, in Gläser oder Flaschen abgefüllt,
getrocknet oder sonst wie verarbeitet werden kann.
Folglich ist Monika im Herbst überhaupt nicht zu sprechen,
außer man besucht sie auf ihrer „Plantage“. Viel
Gemüse, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Quitten werden
von ihr begeistert geerntet, verarbeitet oder sonst wie an
Mann oder Frau gebracht. Monikas Grundsatz: „Bei mir
kommt nichts um!“ Ihr besonderer Drang, vieles an Irgendwen
los zu werden, bildet oft ein Problem zwischen
uns Beiden. Obwohl wir schon seit Kindertagen befreundet
sind, ist diese Freundschaft alljährlich im Herbst
schweren Belastungsproben ausgesetzt. Monikas Gespür
für Menschen die nicht gut nein sagen können, ist sehr
gut. Leider gehöre ich auch zu dieser Kategorie, die sie
skrupellos ausnutzt. Letztes Jahr gab es zum Beispiel eine
sehr reichhaltige Quittenernte. Bei einem meiner Besuche
lagen, ehe ich mich versah, eine Unmenge davon in meinem
Kofferraum. Und auf meine Frage, was ich denn mit
so vielen Quitten machen solle, antwortete sie nur: „Na
was schon? Gelee natürlich!“
Foto: pixabay / Chulmin Park
Auf meiner Heimfahrt kam ich an einer Kompostieranlage
vorbei und kurz überkam mich der Gedanke, die Quitten dort
einfach abzugeben. Aber ich wusste auch, dass Monika von
mir einen Bericht erwartete, was ich mit den Quitten gemacht
hätte. Und so fuhr ich doch vorbei. In diesem Punkt ist sie sehr
empfindlich. Vor ein paar Jahren hatte sie mich nämlich dabei
erwischt, dass ich die bestimmt zwei Zentner Äpfel, die sie
mir aufgezwungen hatte, in kleinen Körbchen verpackt meinen
vielen Nachbarn anonym vor die Haustüre stellte.
Diese Quitten stellten sich als eine echte Herausforderung
dar. Quitten sind ja steinhart und man kann sie nicht einfach
so essen. Also wurden sie von mir in mühevoller Arbeit gehäckselt,
gekocht und entsaftet. Das Ergebnis war eine trübe
Brühe, die dann noch durch ein Tuch gefiltert wurde. Erst
jetzt konnte ich mit Unmengen von Zucker Gelee daraus kochen.
Gut dass ich diesen „Herstellungsprozess“ Schritt für
Schritt im Internet nachlesen konnte, sonst hätte ich ziemlich
verloren davor gestanden. Ich gestehe ja, dass ich den
Großteil der Quitten unter den Sträuchern in meinem Garten
vergrub, wo sie seitdem in Frieden ruhen. Den Rest verarbeitete
ich zu einem hellorangen Gelee. Das Ergebnis war
sensationell. Mein Gelee schmeckte! So wie eine Mischung
aus Apfel, Birne und Orange. Sehr lecker!
Ich werde Monika ein paar Gläser schenken…damit sie
ein bisschen stolz auf mich ist. Quittengelee ist übrigens auch
optisch eine Augenweide. Meine bestimmt über hundert gefüllten
Gläser sehen auf dem Kellerregal total schön aus. Sie
bilden auch so einen tollen farblichen Kontrast zu den unzähligen
Gläsern mit dem rotbraunen Pflaumenmus von vor vielen
Jahren. Eines steht fest: An meine allerbeste Freundin lasse ich
nichts kommen, denn wir genießen trotz eventueller Herbstprobleme,
viele schöne gemeinsame Zeiten. Ulla D’Amico
Foto: pixabay / Mabel Amber
Es wurde nicht
nur für gesunde,
sondern auch für
kranke Tage vorgesorgt.
Schlimme Krankheiten
gab es in unserer Familie
zum Glück nicht.
Mutter, Oma und der
Padde sind alle über 80
Jahre alt geworden. Wir
haben von und mit der
Natur gelebt. Unser Essen
war gut und gesund,
sodass Krankheiten
keine Chance hatten.
Wenn einmal doch der
Arzt zu jemand kommen
musste, sorgte das
immer für Aufregung, da er mit dem Auto angefahren kam.
Man hörte ihn schon meilenweit daherkommen, knatternd,
knallend und stinkend. Das halbe Dorf lief zusammen. Wir
haben das Auto wie ein Weltwunder bestaunt. Selten wurde
jedoch ein Doktor konsultiert, war doch die verschriebene
Arznei sehr teuer und die Apotheke weit entfernt.
Mutters Devise: „Die Natur hat für jedes Zipperlein ein
Kräutlein!“ Sie wußte ganz genau, wann der richtige Zeitpunkt
zum Sammeln der bestimmten Kräuter war. Der Stand
des Mondes und die Beachtung der Sternzeichen spielten eine
große Rolle. Das Wissen darum wurde von Familie zu Familie
weitergegeben. Leider habe ich diese Kenntnis nicht mehr ganz
übernommen, war doch in meiner Jugend schon die „Neue
Zeit“ angebrochen. Holunderblüten, Brennnesseln, Schachtelhalm,
Salbei, Kamille, Pfefferminze, Fenchel und viele andere
Kräuter wurden gesammelt, getrocknet und in Leinensäckchen
auf dem Speicher aufgehängt. Welch ein Duft! Die Ringelblume
hatte einen Ehrenplatz im Garten. Sie brauchte sehr
viel Sonne. Die Blüten wurden mit reinem Schweineschmalz
gekocht und in Steintöpfchen aufbewahrt. Diese Salbe war das
Allheilmittel bei Wunden und Abschürfungen.
Das Wertvollste war das rote Johanniskrautöl. Die Standorte
der Pflanzen wußten wir Kinder ganz genau. Die Stängel
wurden kurz über dem Boden abgepflückt und in Körbchen
nach Hause getragen. Stundenlang saßen wir dann draußen
im Sonnenschein und pflückten die winzigkleinen, leuchtend
gelben Blüten ab. Diese wurden in Flaschen gefüllt und
mit reinem, sündhaft teurem Olivenöl übergossen. Auf der
Fensterbank im hellen Sonnenlicht vollzog sich nach einiger
Zeit etwas wunderbares, das Öl färbte sich leuchtend rot. Es
war das Allheilmittel schlechthin!
Nicht zu vergessen sei auch Arnika. Deren Zweige mit
Blüten füllte man auch in Flaschen und übergoß sie mit reinem
Alkohol. Den gab es allerdings nur in der Apotheke für
noch mehr Geld. Zum Reinigen von Wunden, für Einreibungen
bei Rheuma, Gicht etc. wurde diese höllisch brennende
Tinktur verwendet. Einen Nachmittag verbrachten
wir im Tannenwald und brachen das aus den Stämmen ausgetretene
Harz ab. Das wurde in Blechbüchsen aufbewahrt.
Bei Halsschmerzen, besonders bei Kehlkopfentzündungen,
wurde es in heißem Tee aufgelöst, unter Beigabe von Honig
in kleinen Schlucken getrunken. Bei Erkältung gab es
grundsätzlich einen warmen Schmalzlappen auf die Brust.
Fest zugedeckt schwitzte man die Krankheit einfach weg.
Den Husten bekämpfte Mutter mit in Zucker angerührtem
Öl oder Eigelb, welches löffelweise, unter großem Protest,
geschluckt wurde. Bei Fieber machte sie uns Wadenwickel
und verabreichte süße Aconit- und Belladonnakügelchen.
Zur Genesung gab`s stets ein Wunschessen, natürlich Nudeln
mit eingemachten Kirschen!
Rita Stötzel
60 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 61
Unterhaltung
Unser Sommer mit
„Signore Spinoso“
Foto: pixabay / Tomasz Proszek
Moderne, übersichtliche Gärten bieten kaum Unterschlupfmöglichkeiten
für tierische Gäste. So
ist es wirklich nicht verwunderlich, dass es Jahre
dauerte, bis sich in unserem Garten ein Gast sehen ließ.
Ziemlich geräuschvoll arbeitete er sich an einem Sommerabend
durchs mittlerweile dicht gewachsene Unterholz. Er
schmatzte laut, kratzte sich ausgiebig und schüttelte gut
hörbar seine Stacheln. Jeder andere Name hätte besser gepasst:
Bürste, Kaktus oder Stecher…doch wir nannten ihn
„Signore Spinoso“…unseren ersten Igel.
„Wir möchten den so gerne behalten“, bettelten unsere
Kinder und schnell war entschieden, dass Vater am nächsten
Tag einen Unterschlupf baute. Er legte ein halbiertes
Rohr, umwickelt mit Stroh und Holzstücken, im ruhigeren
Gartenbereich unter einen Strauch. Und so wurde „Signore
Spinoso“ bald zum Hausbewohner.
Neugierig beobachten wir im Schein der Taschenlampen,
wie er Laub, Zweige, Moos und trockenes Gras in
sein Quartier holte. Die ganze Familie erfreute sich an
dem Dauergast und seinem emsigen Tun. Doch nach einiger
Zeit machte uns „Signore Spinoso“ Sorgen. Er keuchte,
röchelte und hustete. Ein befreundeter Tierarzt meinte:
„Es könnten Lungenwürmer sein.“ Er verschrieb dagegen
Tabletten, die „Signore Spinoso“ in Verbindung mit einer
Mahlzeit fressen sollte. Soviel wir bis jetzt gesehen hatten,
gehörten nur Schnecken, Regenwürmer, Raupen und
Käfer zu seinen Lieblingsspeisen. Doch wir machten uns
kundig, was Igel sonst noch gerne fressen und kauften ein
Sortiment weicher Katzennahrung. „Signore Spinoso“ entpuppte
sich allerdings als Feinschmecker und bevorzugte
Haferflocken, Mehlwürmer, fettfreies Rührei und gerne
auch Rosinen. So stellten unsere Kinder ihm jeden Abend
ein Schälchen mit diesen Leckereien vor seine Behausung.
An einige streunende Katzen in unserer Umgebung hatten
wir natürlich nicht gedacht… und so verschlangen diese
oft seine Mahlzeit inklusive verordneter Tabletten. Nachdem
die ganze Familie damit beschäftigt war, im Internet
eine Bauanleitung für ein katzensicheres Igelfutterhaus zu
finden, wurde man fündig und es entstand ein Holzhaus mit
Klappdeckel zum Befüllen und einem niedrigen Eingang
mit Wandelgang bis zum Futterschälchen.
Bald stand unweit von „Signore Spinoso’s“ Unterschlupf
nun zusätzlich ein „Esszimmer“. Es erwies sich
tatsächlich als katzensicher, aber es blieb trotz aller Mühen
nicht „privat“. Im Dunkeln gab es Spektakel in der
Holzkiste. Neugierig öffneten wir den Deckel und sahen
mehrere Igel, die sich heftig um das Futter stritten. Nun
entschied ich, mich der Lösung des Problems anzunehmen.
Ich bewachte „Signore Spinoso’s“ Futterschälchen nun
vor seiner Hütte gegen etwaige Mitfresser. Zum Glück ließen
sich diese nicht mehr blicken… dafür umkreisten mich
Unmengen von Mücken, deren Opfer ich wurde. Doch was
hält man nicht alles aus für die lieben Tiere. „Signore Spinoso“
ging es gesundheitlich bald wieder gut und er gewöhnte
sich auch sehr schnell an meine Stimme.
Bei Gesprächen mit den Nachbarn am Gartenzaun, erkannte
unser Igel meine Stimme und trippelte auch tagsüber
erwartungsvoll auf mich zu. So ergab es sich, dass
unsere gesamte Familie sich draußen nur noch flüsternd
unterhielt. Selbst die Nachbarn drosselten die Lautstärke
bei gemeinsamen Gesprächen.
Doch alles in allem genossen wir den Sommer mit „Signore
Spinoso“ in vollen Zügen… und für nächstes Jahr
planen wir, noch mehr Igel-Unterschlupf-Möglichkeiten
in unserem Garten anzubieten.
Ulla D’Amico
62 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 63
Unterhaltung
Unterhaltung
Redewendungen aus der Historie
Liebe Leserinnen und Leser, Hand aufs Herz, wie
steht es mit Ihrer Ehrlichkeit? Haben Sie schon einmal
Geld angenommen oder gefunden, das Ihnen
gar nicht zustand? Haben Sie dabei ein schlechtes Gewissen
gehabt? Oder einfach schlicht und ergreifend gedacht:
Geld stinkt nicht! Diese Redewendung würde mir sofort
als Entschuldigung einfallen.
Der römische Kaiser
Vespasian (9 bis 79 n. Chr.)
sann über neue Geldquellen
nach und kam auf die Idee,
eine „Urinsteuer“ einzuführen.
Die gut besuchten
Bedürfnisanstalten wurden
Bild: wikimedia commons
einer Gebührenordnung
unterzogen und jeder Latrinenbenutzer
musste fortan
löhnen! Darüber empörten
sich nicht nur die Bürger,
auch des Kaisers Sohn Titus
war regelrecht verärgert
und hielt diese Abgabe für
ungerecht. Doch Vespasian trat dem entgegen, hielt dem
Sohn das Geld unter die Nase und fragte ihn, ob es streng
rieche? Die lateinische Feststellung: „Pecunia non olet“: Es
stinkt nicht gilt als der Ursprung dieser Redewendung. Bereits
im alten Rom wurde Urin weiterverwertet. Gerbereien
brauchten alten, besonderes gefaulten Urin für die Lederverarbeitung.
Im Urin bildet sich alkalischer Ammoniak, den die
Römer auch für die Reinigung von Wäsche nutzten.
Hier eine weitere Redewendung, die dem einen oder anderen
Leser vielleicht auch schon einmal über die Lippen
kam. Wer hat sich noch nie über eine unentschuldigt fehlende
Person aufgeregt und dann ironisch die Worte durch
Abwesenheit glänzen gedacht oder gesagt? Die Erklärung für
„glänzen“ lässt sich bis in die römische Antike zurück verfolgen.
Marie-Joseph de Chenier (1764-1811) war ein französischer
Dramatiker, der in „Tiberius“, seinem letzten Werk,
schrieb: „Brutus et Cassius brillaient par leur absence“.
Übersetzt: „Brutus und Cassius glänzten durch ihre Abwesenheit“.
Der Satz verweist auf eine Stelle in den „Annalen“
des Tacitus, eines um 116 n. Chr. verstorbenen römischen
Geschichtsschreibers. Ticitus berichtete, dass Junia, die Witwe
des Cassius und Schwester des Brutus bestattet worden
sei, ohne dass die Bildnisse dieser Angehörigen vorangetragen
worden seien. Es war nämlich im alten Rom üblich,
dass bei Leichenbegräbnissen auch Bilder von verstorbenen
Angehörigen und Ahnen gezeigt wurden. Weil aber Brutus
und Cassius als die Mörder von Cäsar galten, durften sie
nach der Bestimmung im kaiserlichen Rom auch nicht als
Bildnisse öffentlich präsentiert werden.
„Zu Dionys, dem Tyrannen schlich, Damon, den Dolch im
Gewande. Ihn schlugen die Häscher in Bande. Was wolltest
du mit dem Dolche, sprich!“ Wer kennt noch den ganzen Text
dieser Ballade, die aus der Feder Friedrich Schillers stammt?
Unsere nächste Redensart spielte sich in Syracus im Hause jenes
beschriebenen Zeitgenossen ab. Damokles lebte um 400
v. Chr. in Syrakus als Günstling seines Herren, nämlich des
Tyrannen Dionysios I. Aber auch bei allem Wohlwollen, aller
Huld und Gewogenheit, und dazu neigten die Menschen zu
allen Zeiten, Damokles beneidete seinen Herrn und Herrscher
um seine Macht und sein Glück. Dies blieb natürlich dem Tyrannen
nicht verborgen und er sann über eine List nach. Bei
einem opulenten Mahl ließ Dionysios über dem Haupt des
Damokles ein Schwert an einem dünnen Rosshaar befestigen,
um ihm so die ständige Bedrohung und das Risiko des Lebens
vor Augen zu führen. Diese Überlieferung steht für die
Redewendung unter dem Damoklesschwert leben.
Aus der Antike kennen wir den Begriff: die Gelegenheit
beim Schopfe packen und hier denkt jeder sogleich an den
pfiffigen Baron von Münchhausen. Er erzählte zwar auch,
er habe sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen,
Das ist aber nicht der Ursprung. Eine viel ältere
Überlieferung, die aus der griechischen Mythologie stammt,
ist an ein sprachliches Bild, dem „Kairomythos“ angelehnt.
Der als Gott verehrte Kairo, der auch in Olympia sehr verehrt
wurde, verkörperte das sprachliche Bild des günstigen Augenblickes.
Dargestellt wurde er mit seiner langen Stirnlocke,
aber einem kurz geschorenen Hinterkopf. Teilweise auch als
Davonfliegender, der eine günstigste Gelegenheit meist dann
zu greifen suchte, wenn es zu spät war. Der Dichter Poseidippos
von Pella beschrieb im dritten Jahrhundert v. Chr. Dialoge
des Kairo, wie wir uns ihn als Menschen vorstellen könnten,
und deren Wortlaute klingen schon arg eigenartig:
„Wer bist du?
Ich bin Kairos, der alles bezwingt!
Warum läufst du auf Zehenspitzen?
Ich, der Kairos, laufe unablässig.
Warum hast du Flügel am Fuß?
Ich fliege wie der Wind.
Warum trägst du in deiner Hand ein spitzes Messer?
Um die Menschen daran zu erinnern,
dass ich spitzer bin als ein Messer.
Warum fällt dir eine Haarlocke in die Stirn?
Damit mich ergreifen kann, wer mir begegnet.
Warum bist du am Hinterkopf kahl?
Wenn ich mit fliegendem Fuß erst einmal vorbeigeglitten bin,
wird mich auch keiner von hinten erwischen
so sehr er sich auch bemüht.
Und wozu schuf Euch der Künstler?
Euch Wanderern zur Belehrung.“
Obwohl bekannt ist, dass bereits um das Jahr 1000 Leif
Eriksson, (der Sohn Eriks des Roten) amerikanischen Boden
betreten hatte, gilt nach wie vor Kolumbus als der Entdecker
Amerikas. Eriksson landete in Neufundland und benannte
diesen Teil „Vinland“. Christoph Kolumbus landete am 12.
Oktober 1492 in der Karibik. Von hier aus setzte die kontinuierliche
Erkundung des Kontinents ein. Die Geschichte über
Kolumbus und wie er die Neue Welt entdeckte, kennen wir
wohl alle von Kindesbeinen an und selbstverständlich auch
die Sache mit dem Ei des Kolumbus. Nach seiner Rückkehr,
als gefeierter Weltumsegler, soll es einmal während eines Essens
bei einem Kardinal geheißen haben, dass so eine Entdeckung
eigentlich ganz leicht sei Die neue Welt hätte jeder
andere auch finden können! Welch ein Affront! Kolumbus
bat um ein Ei und forderte alle Anwesenden auf das Ei auf
die Spitze zu stellen. Es gelang niemand und wurde als schier
unmöglich angesehen. Kolumbus nimmt das Ei, drückt die
Spitze auf den Tisch und es steht! Die Gäste protestierten, so
hätten sie es auch tun können, worauf Kolumbus antwortet:
„Sie hätten es tun können, aber ich habe es getan“.
In der griechischen Sage wurden die Seile am Streitwagen
des phrygischen Königs Gordios kunstvoll verknotet.
Für Detailliebhaber: Der Streitwagen gehörte, als Statussymbol,
dem Gründer des Phrygierreichs in Kleinasien.
Die aus dem Bast der Kornelkirsche bestehenden gedrehten
Seile waren besonders strapazierfähig. Mit einem besonders
stabilen Knoten hielten sie das Joch und die Deichsel zusammen.
Der Knoten, nach seinem Landesherrn benannt,
galt lange als legendär und ebenso unlösbar. Alexander der
Große fand im Jahre 333 v. Chr. eine einfache Lösung, er
durchschlug den gordischen Knoten mit seinem Schwert, so
wurde eine aus einer simplen Problemlösung der Ursprung
der Redewendung, den Gordischen Knoten lösen.
Bleiben wir noch etwas in der Antike. Das Daumen drücken
etwas mit dem Glück wünschen zu tun hat oder damit,
in Gedanken jemand zu unterstützen, belegt ein Zitat des
römischen Naturforschers Plinius des Älteren. Er trug schon
im ersten Jahrhundert n. Chr. das zur damaligen Zeit gesammelte
naturkundliche Wissen zusammen. In einem Kapitel
über Heilmittel findet sich der Hinweis: „Pollices, cum faveamus,
premere etiam proverbio iubemur“. Dieser Satz
lautet frei übersetzt: „Schon das Sprichwort fordert uns auf,
die Daumen zu drücken, wenn wir jemandem geneigt sind“.
Auch bei Gladiatorenkämpfen war es offenbar eine übliche
Geste des Publikums die Daumen zu drücken, um über das
Schicksal von Wettkämpfern abzustimmen.
Nach dem germanischen Volksglauben galt der Daumen
als Glücksfinger, wobei das Einschlagen des Daumens
innerhalb der Handfläche vor Dämonen und Albträumen
schützen sollte.
Wer in der Zeit der Aufklärung die Ehre eines Gegners
grob verletzt hatte, warf seinem Kontrahenten einen Handschuh
vor die Füße. Einen Fehdehandschuh werfen symbolisierte
die ehrenhafte Herausforderung zu einem Zweikampf.
Wurde der Handschuh aufgenommen, war der Kampf akzeptiert.
Das Wort Fehdehandschuh war im Mittelalter noch
nicht bekannt, diese Redewendung ist erst im 18. Jahrhundert
aufkommen. Friedrich Schiller verwendete 1798 das
Motiv in seiner Ballade: „Der Handschuh“. „Nimmt er den
Handschuh mit keckem Finger. Sehns die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück“.
Wer kennt sich noch in den alten griechischen Göttersagen
aus? Auf Kreta, im Reich des Königs Minos hauste
Minotaurus, ein Stier in einem Labyrinth. Minos störte sich
daran und wollte ihn los werden. Er bot demjenigen, der ihn
von dem Stier befreite, seine Tochter Ariadne zur Frau an.
Theseus der heimliche Geliebte von Ariadne kam das gut
zu pass und er stellte sich der Herausforderung. Mit einer
List half Ariadne
ihren Geliebten
die Aufgabe zu bestehen.
Sie steckte
Theseus ein Fadenknäuel
zu, damit
er sich bei der
mörderischen Aufgabe
im Labyrinth
nicht verlaufen
konnte. Tatsächlich
gelang es ihm
das Tier zu besiegen.
Und weil er
den Faden nicht
verloren hatte,
stand dem jungen
Glück nichts mehr
im Wege.
Eva-M. Herrmann
Bild: wikimedia commons
Theseus und Ariadne
64 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 65
Historisches
Die Zisterzienser
und die Besiedlung östlich der Elbe
Als die Benediktiner ihren Orden gründeten nach
der Tradition des Heiligen Benedikt von Nursia
wollten sie nach dem Motto „Ora et labora“ leben.
Für die Gründung ihrer Klöster waren sie aber von Landschenkungen
des Adels und reichen Bürgertums sowie von
Spenden und dem „Zehnten“, den die Bauern entrichten
mussten, abhängig.
Der Zisterzienser-Orden entstand durch Reformen aus
der Tradition des Benediktiner-Ordens und lebte in dem
Vermächtnis der Gründer des Klosters Citeaux ein Leben
des Gebetes, der Lesung und der Arbeit für ihr Seelenheil.
Abgeschieden von der Welt, hatten sich auf die Fahne geschrieben,
von eigener Hände Arbeit zu leben.
Im feudalen Burgund wird ab 910 die erste große Benediktiner-Abtei
von Cluny gebaut. Nach Abschluß der
dritten Bauphase erhebt sich hier 1088 die größte Kirche
der damaligen Welt. Der Einfluß des Ordens von Cluny
erstreckte sich über den ganzen Kontinent und war direkt
dem Papst unterstellt. Anfang des 12. Jahrhunderts
umfasste er 1.450 Klöster mit mehr als 10.000 Mönchen.
Seine einflußreichen Äbte berieten Päpste und Kaiser und
legten sich mit den Bischöfen an, die einen Teil ihrer traditionellen
Macht abtreten mussten.
Da die angesammelten Reichtümer Cluny zunehmend
als weltliche Macht erscheinen ließen, wurde Kritik laut.
Als Reaktion darauf kommt es zuerst in Citeaux und später
in Clairveaux zur Gründung neuer Orden wie den Zisterziensern.
Mit strenger Disziplin konzentrierten sich die
Zistgerzienser mehr auf das Gebet. Prägende Figur war der
Heilige Bernhard, Abt von Clairveaux, der in seinen Predigten
sogar zum Kreuzzug aufrief.
Unter den Zisterzienser-Mönchen gab es die Chorherren,
die auch Priester und Schriftsteller waren und sich u.a.
dem Kopieren von theologischen Handschriften widmeten.
Sie betreuten das Skriptorium. Eine bedeutende Bibliothek
gibt es heute noch in der Abtei Himmerod. Dann gab es die
Laienbrüder, die für die Handarbeit zuständig waren, z.B.
rodeten sie Wälder für die Besiedlung des Landes, entwässerten
Sümpfe und erbauten Dämme. Dafür wurde ihnen
ein Teil der spirituellen Arbeit erlassen. Die Chorherren
entstammten in der Regel dem Adel, während die Laienbrüder
vorwiegend aus dem Volk kamen.
Bild: wikimedia commons
Die Abtei von Cluny in Burgund war als Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen eines der einflussreichsten religiösen
Zentren des Mittelalters. Ihre Kirche war zeitweise das größte Gotteshaus des Christentums. Mehrere Gebäude der
Benediktinerabtei und einige Reste der während der Herrschaft Napoleons als Steinbruch abgerissenen Abteikirche im
Zentrum der gleichnamigen französischen Stadt Cluny sind erhalten. Als erstes Monument in Frankreich hat der französische
Staat die Abtei 2007 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
wikipedia
Bild: wikimedia commons
Nach dem „Magdeburger Recht“ konzipierte schlesische Stadt Hirschberg, heute Jelina Gòra, am Fuße des Riesengebirges.
Nach der Zeit der Ottonen 1) und Salier wurden die
Gebiete östlich der Elbe im 12. und 13. Jahrhundert mehr
und mehr christianisiert und Land zur Besiedlung urbar
gemacht. Dafür eigneten sich die Zisterzienser besonders
gut. So entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts 647 Zisterzienser-Klöster.
Die Mönche dieser Klöster schickten Anwerber
aus, um in weiter westlich gelegenen Landstrichen
Bauernsöhne und Handwerker anzuwerben. Den zweitund
drittgeborenen Bauernsöhnen versprach man Land zur
Urbarmachung. Nur so konnten diese heiraten und selbst
Familien gründen. Sie erhielten aber nur soviel Land, dass
sie ihre Familien ernähren und Kleintiere halten konnten;
z.B. eine Milchziege, Geflügel und Kaninchen. Man nannte
sie Häusler oder auch Kleinhäusler.
Nach den Kreuzzügen wurden viele Glaubenskrieger
aus allen Ständen frei, denen für ihre Verdienste Land zugewiesen
wurde, auf dem sie sich nun dauerhaft niederlassen
konnten. Es entstanden große Rittergüter, die vom
Adel aufgebaut wurden und viele kleine Höfe, die von
Kleinbauern bewirtschaftet wurden. Die Bauern waren
verpflichtet, regelmäßig Hilfsdienste auf den Adelsgütern
zu leisten, insbesondere war ihre Arbeit beim Pflanzen und
Ernten gefragt.
Im Laufe der Zeit wurden viele auf dem Reisbrett konzipierte
Städte auch östlich der Elbe gegründet (Bild oben).
Das geschah nach „Magdeburger Recht“ 2) . Noch vor dem
1. Jahrtausend regierten die Ottonen das Land. Ihr Hauptsitz
war Magdeburg. Um aber überhaupt regieren zu können
musste der Hof von Pfalz zu Pfalz ihres großen Landes
ziehen. 3) Als Otto der Große seine zweite Frau Adelheid
von Burgund, die Witwe des Königs von Italien, heiratete,
brachte diese nicht nur die Königswürde, sondern auch italienische
Gebiete als Mitgift in die Ehe ein.
Weil die Ottonen durch ihr riesiges Staatsgebiet zogen,
wussten sie natürlich von der Schönheit italienischer Städte.
Genau nach diesem Muster wurden dann auch die Orte
östlich der Elbe konzipiert. So wie in Italien die Piazza
wurden auch die schlesischen Städte mit einem rechteckigen
Stadtmittelpunkt versehen, den man „Ring“ nennt. Die
um diesen herumgebauten drei- bis vierstöckigen Häuser
wurden mit Laubengängen versehen, so wie in Italien. Unter
den Kolonaden befanden sich die einzelnen Geschäfte,
auch wie in Italien.
Otto der Große, erster Kaiser des Heiligen Römischen
Reichs, fand seine letzte Ruhestätte im Magdeburger Dom.
Erna Homolla
1.) Gründer des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation. 2.) Das Magdeburger Recht ist
eine Form des Stadtrechts, die ihren Ursprung in der Stadt Magdeburg hat und von dort aus
erheblichen Einfluss auf die Stadtrechte in Ostmitteleuropa und Osteuropa entfaltete, häufig
in seiner schlesischen beziehungsweise polnischen Variante, dem sogenannten Neumarkter
Recht, oder der nördlichen Variante, dem Kulmer Recht, das sich über ganz West- und
Ostpreußen ausbreitete. Das allgemeine Stadtrecht hat seine Wurzeln im Gewohnheitsrecht
der Kaufleute, in den vom Grundherren verliehenen Privilegien und in von der jeweiligen
Gemeinschaft selbst beschlossenen Regeln („Willkür“). Innerhalb der Stadt wurde den
Bürgern durch das Stadtrecht die persönliche Freiheit, das Eigentumsrecht, die Unversehrtheit
von Leib und Leben und die geregelte wirtschaftliche Tätigkeit garantiert. 3) Pfalz: eine
burgähnliche Palastanlage, auf der im Mittelalter Kaiser bzw. Könige Hof hielten. wikipedia
66 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 67
Historisches
Historisches
Die Tragödie um die Stadt Breslau
Breslau (1890-1900), Ring Ostseite
Als Hamburg, Lübeck, Aachen, Köln, das Ruhrgebiet,
Danzig, Königsberg und viele andere deutsche
Städte wie auch Siegen bereits in Schutt und Asche
lagen und in Ostpreußen Soldaten der Roten Armee wüteten,
britische Bomberstaffeln in Wellen in Richtung des
Oberschlesischen Industriegebiets flogen und ihre todbringenden
Bomben abwarfen, war der Tagesablauf in Breslau
bis Weihnachten 1944 noch fast ungestört. Bis auf wenige
Bombenangriffe im Herbst 1944 waren es mehr die Nachrichten
von Gefallenen, die an den bitteren Krieg erinnerten.
Ansonsten kam den meisten Menschen in Schlesien nur zu
Gehör, was die NS-Kriegspropaganda verkündete, nämlich
großartige Erfolge und Heldentaten der deutschen Soldaten.
Weil die Alliierten Breslau noch nicht voll ins Visier
genommen hatten, sprachen die verbohrten Nazis vom
„Luftschutzkeller Deutschlands“ und faselten – obwohl die
Stadt gar nicht befestigt war – von der „Festung Breslau“.
Viele Menschen waren vor der anrückenden Roten Armee
aus den Dörfern und Städten zwischen Oder und östlicher
Reichsgrenze geflohen und hierhergekommen. Dazu waren
aber auch Frauen und Kinder aus dem Ruhrgebiet wegen
der Bombenangriffe auf ihre Heimat in die angeblich
so sichere Stadt Breslau verschickt worden.
Großoffensive der Roten Armee
und die Evakuierung
Das mit der Sicherheit sollte sich Anfang 1945 ändern und
der Schreckensruf „Die Russen kommen!“ ertönte allerorten.
Am 12. Januar starteten die Sowjets mit riesiger Übermacht
die große Offensive. Schon eine Woche später standen sie
an der deutschen Ostgrenze. Damit
erreichte der Krieg verspätet auch
Schlesien in voller Härte. Der Gauleiter
Karl Hanke wusste vermutlich,
welche Macht sich näherte. Aber
im blinden Kadavergehorsam wich
er keinen Deut vom Willen seines
„großen Führers“ ab und achtete sehr
darauf, dass die Heeresleitung die
Weisungen der „Herren“ aus Berlin
befolgte. Demgemäß ließ er am 17.
Januar Truppen zusammenziehen.
Drei Tage später ordnete Hanke an,
dass die nicht wehrtaugliche Bevölkerung
die überfüllte Stadt sofort zu
verlassen habe.
„Allerdings war eine Evakuierung
der Stadt überhaupt nicht
vorbereitet. Schon am ersten Tag
herrschte auf den Bahnhöfen Panik.
Unzählige Menschen strömten zum Bahnhof. Aber
die Züge konnten die Massen nicht aufnehmen. Und Fuhrwerke
aus den fruchtbaren landwirtschaftlichen
Vororten blockierten die Innenstadt auf dem
Wege in die vorgegebene Richtung“, berichtet
ein heute 90-jähriger Zeitzeuge. Gauleiter
Hanke ordnete daher den Fußmarsch von Frauen
und Kindern Richtung Kanth, also Richtung
Westen (der heutigen A 4 entlang) an.
Bei Minustemperaturen (um die 10 bis 20°)
jagte er sie raus ins Ungewisse. Und so stolperten
sie hinter vollbeladenen Fuhrwerken her;
Alte, Behinderte auf Gehhilfen gestützt, Frauen
mit vollbepackten Handwagen, mit Koffern
und Rucksäcken, mit Säuglingen in Kinderwagen
und Kleinkindern an der Hand – traumatisierte,
gedemütigte, verzweifelte Menschen.
Nur das Knirschen des gefrorenen Schnees unter
den Füßen, ab und zu ein Stöhnen und das
Jammern eines Kindes durchbrachen die Stille.
Keiner wusste, wo ein Nachtquartier zu finden
sei. Die befohlene panische Flucht bei bitterer
Kälte endete für Tausende mit dem Tod. Wer
erahnt hatte, was die Flüchtigen erleiden werden,
weigerte sich, die Stadt zu verlassen. Etwa
200.000 Zivilisten (kranke und alte Männer,
Frauen sowie junge Mädchen, Kinder, Jugendliche)
blieben in Breslau.
Das Bemühen der deutschen Wehrmacht,
eine Verteidigungslinie an der Oder aufzubauen,
war im Ergebnis ein untauglicher Versuch,
denn schon am 23. Januar 1945 hatte die Rote Armee in
Ohlau und Oppeln, also südöstlich von Breslau, die zugefrorene
Oder überschritten und sich kämpfend von Dorf zu
Dorf der Stadt genähert. Und noch immer blähten sich die
Nazis auf, als wären sie unbezwingbar.
Letztes Aufbäumen
Breslau, heute wieder eine moderne Metropole
Breslau heute, eine moderne Metropole.
Alle Männer, die Waffen handhaben konnten, wurden
eingezogen. Fünfzehnjährige Hitlerjungen und Sechzigjährige
wurden als Volkssturm mobilisiert. Etwa 24.000 Mann
(Fronturlauber, Soldaten der Ersatzkompanien, Waffen-SS
und Volkssturm) standen der zigmal stärkeren russischen
Übermacht gegenüber. Die nördlichen und östlichen Vororte
von Breslau ließen die Befehlshaber für die eigenen Soldaten
zwangsweise räumen, weil man hier den ersten Ansturm
der Sowjets erwartete. Aber die sowjetischen Truppen
drangen Mitte Februar vom Süden und vom Westen her in
die Vororte Breslaus ein. Die Folge war eine Evakuierung
des Raumes bis zur Innenstadt. Am 10. Februar mussten die
Einwohner ihre Wohnungen räumen und ihre vollgepackten
Koffer und Taschen zurücklassen. Die Menschen zogen nur
mit dem, was sie auf dem Leibe trugen, davon. Wohin wusste
keiner. Ihr Ziel war irgendein sicherer Unterschlupf.
Die Lage wurde immer bedrohlicher, als vom 13. bis 15.
Februar Dresden von Briten und Amerikanern in Brand gebombt
wurde. Bislang war Breslau von dort aus mit Waffen
beliefert worden, doch jetzt war auch der Waffennachschub
gestoppt. Hinzu kam die Einnahme des Breslauer Flughafens
durch die russische Armee. Jeder vernünftig denkende
Mensch sah die Sinnlosigkeit der Gegenwehr. Nicht jedoch
der Gauleiter, die Bestie Hitlers. Der Verlust des Flughafens
wog schwer. Aufgrund dieser neuen Lage ordnete Hitler
Ende Februar die Errichtung einer Flugbahn in der Innenstadt
an. Wozu wusste niemand. Auf Waffen konnte man
nicht mehr hoffen, denn Deutschland hatte seine Waffen
fast verbraucht. Der Befehl des Führers an den Kommandeur
der Wehrmacht lautete: Bau einer 1.3 Kilometer langen
Landebahn auf der Kaiserstraße. Weil sich der Kommandeur
weigerte, beauftragte Hitler den Gauleiter Hanke. Eine
der schönsten Häuserzeilen an der Kaiserstraße einschließlich
der Lutherkirche musste gesprengt und dem Erdboden
gleich gemacht werden. Jeder hatte Hand anzulegen – für
nichts; denn erst zwei Monate später hob ein einziges Flugzeug
von der Flugbahn ab – mit der sich kurz vor dem Fall
der Stadt absetzenden Bestie Hanke.
Am 15. Februar begann mit einem „wahnsinnigen
Häuserkampf“ die eigentliche Schlacht um Breslau. Mit
Flammenwerfern und Panzerfäusten kämpfte man beinahe
um jedes Haus, um jedes Stockwerk und jedes Zimmer.
Dass die deutsche Wehrmacht der großen Übermacht noch
einige Wochen Widerstand entgegenbringen konnte,
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Historisches
Historisches
Senioren- und Pflegeeinrichtungen
Vermittlung von Seniorenwohnungen
und Service-Wohnen
Haus Höhwäldchen
Höhwäldchen 3
57234 Wilnsdorf
Telefon 0 27 39 4 78-0
57 Pflegeplätze
12 Kurzzeitpflegeplätze
2 Seniorenwohnungen
Altenzentrum Freudenberg
Lagemannstraße 20-24
57258 Freudenberg
Telefon 0 27 34 2 77-0
96 Pflegeplätze
51 Seniorenwohnungen
Fliedner-Heim
Luisenstraße 15
57076 Siegen
Telefon 02 71 48 84-0
74 Pflegeplätze
26 Seniorenwohnungen
Sophienheim
Südstraße 11
57074 Siegen
Telefon 02 71 66 03-0
117 Pflegeplätze
24 Seniorenwohnungen
ist erstaunlich. Mit immer neuen Ideen, Kampfmethoden
und Kampfmitteln setzte man den Russen zu. Die Lage aber
wurde dennoch von Tag zu Tag schlimmer. Entsprechend
dem Befehl, durchzuhalten, ging der Häuserkampf bis in
den April hinein verbissen weiter mit dem einzigen Ziel,
den jeweils anderen umzubringen.
Bombenhagel statt österlichem Glockengeläut
Dann aber setzten die Russen zum großen Endkampf an.
Es war Ostern. Statt mit Glockenklang, der üblicherweise zur
Osternacht von allen Kirchen (allein im Breslauer Zentrum
gab es 28 Kirchen) die Auferstehung des Herrn verkündete,
wurde 1945 Ostern mit einem Feuersturm der Roten Armee
eingeleitet. Die russische Artillerie feuerte aus allen Rohren
auf die Stadt und zerlegte Haus für Haus. Dazu warfen
Flugzeuge mehrere tausend Bomben und Phosphorbomben
auf Breslau. Letztere sorgten für massive Brände in allen
Stadtteilen. Dass auch russische Soldaten im Stadtinneren
kämpften, spielte für deren Kommandeure gar keine Rolle.
Für den blindwütigen, total regimetreuen und fanatischen
Gauleiter Hanke galt dies ebenso auf der anderen Seite. Ein
Haus nach dem anderen zerfiel in Schutt und Asche. 21.600
von rund 30.000 Gebäuden waren am Ende der Kampfhandlungen
zertrümmert. Und es ist beinahe als ein Wunder
anzusehen, dass das historische Rathaus, die von den Österreichern
anno 1702 erbaute barocke Universität oder die
Jahrhunderthalle das Bombardement überstanden.
Nun war nur es nur noch eine Frage der Zeit, wann
Breslau aufgeben musste. Die Russen ließen sich nach den
Osterangriffen mit weiteren Aktionen Zeit. Sie setzten nun
auf Propaganda und sprachen die Menschen über Lautsprecher
und Flugschriften an, informierten sie über die
Lage an allen Fronten und führten den Eingeschlossenen
die Sinnlosigkeit der Kampffortführung vor Augen. Das
sah wohl auch der verantwortliche General so. Spätestens
als sich der „große braune Führer“ Adolf Hitler, auf den
sie eingeschworen waren, dem die Massen zugejubelt und
den viele gottähnlich verehrt hatten, am 30. April in Berlin
durch Selbstmord feige aus der Verantwortung stahl, war
die Lage klar. Trotzdem ordnete der Generalfeldmarschall
in Berlin an, auch dem toten Führer die Treue zu halten und
den Kampf bis zur letzten Patrone fortzuführen.
vor dem Feind sofort mit dem Tode bestrafen
würde. Denn noch war der allmächtige
Karl Hanke da. Als dieser aber
mit dem auf dem Messegelände versteckten
Fieseler Storch des Kommandierenden
das Weite suchte (und danach
nie wieder auftauchte), gab Niehoff am
5. Mai den Entschluss zur Kapitulation
seinen Kommandeuren bekannt. Am
frühen Nachmittag des 6. Mai stellten
die Parteien das Feuer ein. Der Kampf
war beendet. Geblieben war eine zerbombte
Stadt, in deren Zentrum man
fast nur noch Steinhaufen sah. Schornsteine
ragten sinnlos in den Himmel.
Am gleichen Tag lief auch das letzte pathetische
Schreiben des Armeeoberkommandos
(AOK) 17 ein: „Deutschlands
Fahnen senken sich in stolzer Trauer vor
der Standhaftigkeit der Besatzung und
dem Opfermut der Bevölkerung Breslaus.“
Welche Arroganz! Das Leid der Bevölkerung war nicht Opfermut
sondern aufgezwungene Drangsal, Qual, Elend, Tod.
Die Rache an unschuldigen Menschen
Vorbei, alles aus? Mitnichten! Für die verbliebene Bevölkerung,
die wochenlang unter Zwangsarbeit, Belagerung,
Kämpfen und Zerstörungen gelitten hatte, kam mit der Kapitulation
keine Erleichterung. Mussten sich die Menschen bis
dahin vor Bomben und Granaten in Sicherheit bringen, drohte
nun eine neue Gefahr. Die Russen waren allgegenwärtig.
Überall liefen sie mit ihren Gewehren herum und tobten sich
aus. Sie waren unberechenbar, raubten, mordeten, vergewaltigten
und schlugen nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
Epidemien verbreiteten sich. Die Grauen des Krieges fanden
ihre Fortsetzung in anderer Form. Und es wurde auch nicht
besser, als Polen die Verwaltung der Stadt übernahm. Wenige
Wochen nach dem Kriegsende begannen die neuen Herren
mit der Vertreibung aller Deutschen aus Schlesien.
Breslau 1945, nach der Zerstörung
Breslau heute
Fährt man heute nach Breslau, stößt man auf meist unvoreingenommene,
sehr freundliche Menschen. Nichts ist
mehr zu spüren von dem Hass, der sich nach dem von den
Nationalsozialisten angerichteten barbarischen Geschehen
gegenüber allem Deutschen, gegen jeden Deutschen richtete.
Und ebenso erstaunlich ist die wieder erblühte Stadt.
In alter Pracht erstrahlen Kirchen, Klöster, Häuser, Gärten
und Parkanlagen. Nach alten deutschen Plänen und Ansichtskarten
haben die Polen die Stadt wieder so aufgebaut,
wie sie von unseren Vorfahren errichtet und von europäischen
Künstlern (Italienern, Holländern, Polen und Deutschen)
ausgestaltet wurde. Es ist eine Freude, in Breslau zu
verweilen, weil sich auch die Freude der zahlreichen um
das Rathaus flanierenden Menschen auf andere überträgt.
Breslau ist eine Reise wert – Schlesien ist eine Reise
wert.
Wolfgang Kay, Kreuztal
Quellen: Wikipedia (letzte) Zeitzeugenberichte. Fotos: Pixabay
Haus Obere Hengsbach
Hengsbachstraße 155
57080 Siegen
Telefon 02 71 7 70 19-0
98 Pflegeplätze, davon
12 Plätze im beschützenden
Bereich für Demenzerkrankte
www.diakonie-sw.de
Die Kapitulation
Der zuletzt verantwortliche General Hermann Niehoff
war in einer verzweifelten Situation. Als schließlich die
geistlichen Würdenträger der Evangelischen und Katholischen
Kirche bei ihm erschienen und aus menschlicher
Sicht dringend um Prüfung der Lage und um Beendigung
der Kampfhandlungen baten, sah er seine moralische Verpflichtung.
Er konnte ihnen aber nicht sagen, dass er die
Kapitulation bereits beschlossen habe, zumal stets damit zu
rechnen war, dass ein fanatischer Nazi ihn wegen Feigheit
70 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 71
Wiederkehrende Termine
montags:
11-12 Uhr Seniorengymnastik mit
Anne Freudenberger, Dr. Ernst-Schuppener-Haus,
Stadtteilbüro Heidenberg,
0271/23418872
13.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle
Leben im Alter“ Rathaus Weidenauer
Straße 215, 0271/404-2200
14.00 Montagscafé des DRK–Siegen
Nord e.V., Schneppenkauten 1, 57076
Siegen-Weidenau 0271-76585
15.30 und 17.30 Aquafitness,
Hans-Reinhardt-Schule Siegen, Rosterstr.
198 Anm. 0271/3300045
18.00 Lese- und Literaturkreis mit
Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V
Siegen, Melanchtonstr. 61, in der
Bibliothek 0271/7411019
20.30 Tangosalon: Milonga, Tango
Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18
Jeden 1. Montag im Monat
19.00 Trauergruppe der Ambulanten
Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation
Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028
20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21
Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18
Jeden 2. Montag im Monat
10.00 Trauercafé der Ambulanten
ökumenischen Hospizhilfe Siegen
e.V. „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,
Marienborner Str. 0271/23602-67
15.15 Montagsgespräch des „Bund
der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle
Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838
18.30 „Anders Altern“ Gruppe für
gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,
0271/404-2200
Jeden 3. Montag im Monat
15.00 ALTERAktiv, Lesepaten, Städtisches
Begegnungszentrum Haus
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner
Straße 151 02739/2290
18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:
Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus
Herbstzeitlos Siegen“ 370354
Jeden 4. Montag im Monat
14.30 Kaffeekränzchen: AWO-
Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte
Rosterstr. 186
14.30-16.30 Spielenachmittag, AWO
Seniorenzentrum Erndtebrück, Struthstr.4,
Rabea Boos 0151-10870128
Letzter Montag im Monat
18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und
Bronchitis städitsches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,
Marienborner Str. 151 02737/3308
dienstags:
9.30 Malgruppe freies Malen, (außer
1. Di. im Monat) Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Straße 151
0271/62400 oder 0271/399245
Jeden 1. Dienstag im Monat
9.00 Die Creativen Siegen, Haus
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner
Str. 151 02737/3455
15.00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“
Siegen, 02739/2290
Veranstaltungen finden nur statt,
wenn die behördlichen
Ausgangsbeschränkungen das erlauben.
15.30-17.00 Smartphone-Treff,
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,
Struthstraße 4, Rabea Boos
0151-10 870 128
18.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,
Kreisklinikum Weidenau
Brigitte Schmelzer 02737/93470
Jeden 2. Dienstag im Monat
9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte
„Rosterberg“, Siegen,
Rosterstr.186 0271/3303-603
19.00 Vorwärts-Chor, städtisches
Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“
Siegen, Marienborner Str. 151
Jeden 3. Dienstag im Monat
15.00-17.00 Treffen der Heinzelwerker,
städtisches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner
Straße 151
15.30-17.00 Smartphone-Treff, AWO
Seniorenzentrum Erndtebrück, Struthstr.4,
Rabea Boos 0151-10870128
Jeden 4. Dienstag im Monat
9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte
„Rosterberg“, Siegen,
Rosterstr.186 0271/3303-603
19.00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“
Siegen, Marienborner Straße 151
mittwochs:
9.00 Wandern, Nordic Walking, ab
Wanderparkplatz, Siegen, Rosterstraße
Günter Dickel 0271/334566
9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-
Fries-Seniorenzentrum Siegen, Rosterstr.186,
Klaus Kuhn 0271/3303-603
10.00-12.00 Heinzelwerker Sprechstunde,
„Regiestelle Leben im Alter“,
Rathaus Si.-Weidenau 404-2200
10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,
Tempo und Strecke sind angepasst,
ab Rathaus Weidenau 0271/404-2200
10.00-11.00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,
SeniorenServiceStelle
Siegen-Geisweid, Am Klafelder Markt
20 0271/372199-05
13.00-17.00 ALTERAktiv Fahrrad-Reparatur-Treff
Selbsthilfe
Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,
Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,
0171-8821420
14.00-16.00 Diakonischer
Freundeskreis Siegen-Süd, Hilfen
für zu Hause, Diakonie Eiserfeld,
Mühlenstr. 7
14.00-17.00 Taschengeldbörse
Siegen, MehrGenerationenZentrum
im Haus der der Martinigemeinde
St.-Johannstr. 7
0271/2346066
15.30 Geselliger Kaffeenachmittag
Lebendiges Haus e.V
Siegen, Melanchtonstr. 61
0271/2316679
Jeden 1. Mittwoch im Monat
10.00 Trauercafé Regenbogen
Ambul. Hospizhilfe, Diakonistation
Kreuztal, Ernsdorfstraße 3
02732/1028
14.30 Museums-Momente, Führung
für Menschen mit Demenz
und ihre Begleitung, „Museum für
Gegenwartskunst“ Siegen, Anmeldung
0271-4057710
15.00 Seniorennachmittag des
Heimatvereins Bu.-Niederdresselndorf
e.V. Alte Schule
0273-67726,
15.00 Frauenzimmer, Frauencafé
des DRK-Niederschelden, Burgschule
Siegen-Niederschelden
0271/33716-0
19.30 Heimatfreundtreffen,
Kapellenschule Trupach, Siegen-
Trupbach, Trupbacher Str. 34
0271/371022
Jeden 3. Mittwoch im Monat
14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe
Runde, Christofferhaus Siegen,
Friedrich-Wilhelm-Str. 118
14.30 Wir tanzen wieder! Für
Menschen mit und ohne Demenz,
Tanzschule „Im Takt“, Netphen-
Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24
Anm. 0271/234178-17
Letzter Mittwoch im Monat
10.30 Senioren helfen Senioren:
Smartphontreffen des
Seniorenbeirats, Beratungsstelle
im Gebäude der Sparkasse
Siegen-Geisweid
15.00-16.30 Selbsthilfegruppe
Frontotemporale Demenz im Café
Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5
donnerstags:
10.00-12.00 Seniorenwerkstatt,
des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.
Spanischsprachige
Gemeinde e.V., kath.
Gemeindehaus Siegen, St.-
Michaelstr. 3 0271/42517
10.00-12.00 Diakonischer
Freundeskreis Siegen-Süd, Hilfen
für zu Hause, Diakonie Eiserfeld,
Mühlenstr.
Jeden 2. Donnerstag
15.00-17.00 Selbsthilfegruppe
Mitten im Leben für Menschen
mit Gedächtnisproblemen KSG-
Senioren Wohnanlage Weidenau
Weidenauer Str. 202
Jeden 4. Donnerstag
15.00 Trauercafé der Ambulanten
ökum. Hospizhilfe Siegen e.V.;
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner
Str. 0271/23602-67
freitags:
15.30 Singkreis Lebendiges
Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße
61 0271/7032846
17.00 Tanzen ab der Lebensmitte
auch ohne Partner, TanzZentrum
Si.-Geisweid, Birlenb. Hütte 16
0271/84999
21.00 Tango Milonga, Café
Basico Kreuztal, Hüttenstraße 30
(von Buschhütten kommend auf
der Eisenbahnbrücke links)
Jeden 2. Freitag im Monat
15.00 Wochenausklang der
Seniorenhilfe Siegen e.V. städtisches
Begegnungszentrum Haus
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner
Str. 151 0271/6610335
samstags:
Jeden 3. Samstag im Monat
09.00-12.00 Repaircafé, AWO
Seniorenzentrum Erndtebrück,
Struthstraße 4, Rabea Boos
0151-10870128
13.00 ALTERAktiv Repaircafé,
MGZ im Haus der der
Martinigemeinde St.-Johannstraße
7 0171-8821420
Jeden 4. Samstag im Monat
13.00 Klimawelten Repaircafé,
Florenburg Hilchenbach,
Kirchweg 17, Ingrid Lagemann
02733/2366
sonntags:
16.00 Sonntagnachmittag
um 4 Konzert im Pavillon des
Schlossgartens, Oberes Schloss
Siegen
20.00 Salsa Fiesta, Café Basico
Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von
Buschhütten kommend auf der
Eisenbahnbrücke links)
Jeden 1. Sonntag im Monat
15.00 Führungen im Wodanstollen
Heimatverein Salchendorf e.V.
0170 4770666, Neunkirchen-
Salchendorf, Arbachstr. 28a
15.00 Trauercafé der Ambulanten
ökumenischen Hospizhilfe
Siegen e.V. Pfarrheim Heilig
Kreuz Siegen, Im Kalten Born
Siegen, 0271/23602-67
Jeden 2. Sonntag im Monat
10.00-12.00 Tausch und
Plausch, Treffen der Briemarkenfreunde
Netpherland, Heimatmuseum
Netphen, Lahnstr. 47
02737/209527 (W. Lerchstein)
14.30 Sonntagscafé in der Alten
Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,
Weißtalstr. 2
15.00 Sonntagscafe, Heimatverein im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,
Auf der Burg 15 0271/311579
Jeden 3. Sonntag im Monat
14.30 Kaffeeklatsch, Heimatverein Salchendorf e.V.,
Haus Henrichs Neunkirchen-Salchendf, Hindenburgpl.1
VdK Soziale Sicherheit in einer
großen Gemeinschaft
Kreisverband
Siegen-Olpe-Wittgenstein
57072 Siegen Morleystr.15-17
Tel.: 02 71 / 30 38 29-0
Fax: 02 71 / 30 38 29-18
e-mail: kv-siegen@vdk.de
www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wittgenstein
Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,
wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt
an den für Sie zuständigen Ortsverband
72 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 73
Backestage in Siegen-Wittgenstein
September
Do. 03. ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf
Fr. 04. ab 11 Uhr, Siegen-Trupbach
Backes Kleeweg
Sa. 05. ab 14 Uhr, Netphen-Salchendf.
ab 15 Uhr, Kartoffelbratfest,
Langenholdinghausen
ab 15 Uhr, Kartoffelbratfest,
Si.Trupbach, Kleeweg
Sa. 12. ab 10 Uhr, Burb.-Wahlbach
So. 13. ab 08 Uhr, Backh. Espequelle,
Bad Berleburg
ab 11 Uhr, Kartoffelbratfest,
Wilnsdf.-Anzhausen
Sa. 26. ab 11 Uhr, Wilnsdorf,
Altes Spritzenhaus
ab 13 Uhr, Siegen-Birlenbach
Oktober
Do. 01. ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf
So. 03. ab 08 Uhr, Backh. Espequelle,
Bad Berleburg
Sa. 07. ab 14 Uhr, Netphen-Salchendf.
November
Do. 05. ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf
Weitere Termine lagen bei Redaktionsschluss nicht vor.
Dass ein Sportheim zu einem
Backhaus umgebaut wird,
findet man im Siegerland wohl
nur in Obersdorf. Die heimischen
Sportfreunde hatten am Rande
des Sportplatzes ein neues Zuhause
gefunden und benötigten
ihr bisheriges Domizil nicht mehr.
Vorausschauende Obersdorfer
setzten sich daraufhin durch mit
ihrer Idee, das von der Größe her
ohnedies einem traditionellen Backes
ähnliche Gebäude zu einem
richtigen Backhaus umzubauen.
durchblick verlost Freikarten
„Neustart“, Kabarett mit Florian Schröder
Foto: Ingrid Drabe
Der Backes in Obersdorf
Zunächst aber wurde anno 1998
mit den „Backesfreunden Obersdorf-
Rödgen e.V.“ ein Verein gegründet.
Die Mitglieder gaben sich eine Satzung,
wählten einen Vorstand und
machten sich energiegeladen an die
Arbeit. Neben vielen organisatorischen
Notwendigkeiten stand vor allem
ein radikaler Umbau im Inneren
des Gebäudes sowie eine Neueindeckung
des Daches auf der Agenda.
Letztendlich baute eine Fachfirma
mit dem Backofen das wichtigste
Objekt der Gesamtmaßnahme ein.
Die Welt geht täglich unter – schuld sind die
Rechten und die Araber, die Klimaleugner und
die Klimahysteriker sowieso. Das Geschrei hat
das Gespräch ersetzt, es gibt keine Gegner mehr,
nur noch Feinde – und Opfer. Nichts ist mehr
berechenbar: Wer hätte gedacht, dass Trump
kommt und die Briten gehen? Und dann ist da
auch noch der Chinese, der vor der Tür steht wie
früher der Russe. Die Digitalisierung schafft uns
alle ab, Disruption und Revolution sind permanent
geworden. Wir kennen alles, wissen nichts.
Florian Schroeder drückt den Reset-Knopf.
Freitag, den 30. Oktober 2020
Lyz Siegen, St.-Johann-Straße
Seither qualmt regelmäßig am
dritten Wochenende der Monate
Januar, März, Mai, September
und November der Schornstein.
Dazu feiern die Obersdorfer am
2. Juni-Wochenende ein auch in
den Nachbarorten bekanntes Backesfest.
Als eine Art Leitlinie gilt,
dass sie die vielfältigen Produkte
ausschließlich aus natürlichen Zutaten
herstellen – Chemie ist tabu!
Und die Erlöse ihrer Arbeit fließen
ausschließlich „guten Zwecken“ zu.
Ulli Weber
Gewinnen können Sie
2 x 2 Eintrittskarten,
wenn Sie uns bis 15. Oktober mindestens
ein regionales Straßenkunst-Bild senden.
(Lesen Sie dazu auch die Beiträge: „Aus der
Redaktion“ S. 3 und „Street-Art“ ab S. 16)
Als Datensatz per E-Mail an:
gewinnspiel@durchblick-siegen.de
oder als analoges Foto per Brief an
Redaktion durchblick
Marienborner Str. 151
57074 Siegen
Alle Einsender erklären sich damit einverstanden,
dass ihre Fotos honorarfrei in Medien des durchchblick-siegen
e.V. veröffentlicht werden dürfen.
Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Die Tickets werden auf Ihren Namen
an der Abendkasse hinterlegt.
Veranstaltungen finden nur statt, wenn die behördlichen Ausgangsbeschränkungen das erlauben.
montags
57074 Siegen • Marienborner Straße 151
www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen
10.00 - 12.00 Sprechstunde der
Seniorenhilfe Siegen
10.00 - 12.00 Werkstatt geöffnet
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé
Computertreff
17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung
dienstags
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,
Computertreff
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des
durchblick geöffnet
10.00 - 12.00 ALTERAktiv-Malgruppe
(außer 1. Di. im Monat)
Kostenlose Parkplätze am Haus
Bushaltestelle: Blumenstraße
Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:
B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.
Seniorenbegegnungszentrum
der Universitätsstadt Siegen
mittwochs
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé
Computertreff
09.30 - 11.00 Englischkurs auf Anfrage
0271 / 404-2200
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des
durchblick geöffnet
11.00 - 12.30 Englischkurs auf Anfrage
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé
Computertreff
14.30 - 16.30 Handarbeiten mit der
Seniorenhilfe Siegen
14.30 - 16.30 Werkstatt geöffnet
15.00 - 17.00 Singen mit der
Seniorenhilfe Siegen
19.00 - 22.30 Film und Videoclub
19.00 - 21.00 Regenbogentreff
Spielen und Klönen
Verwaltung:
Regiestelle Leben im Alter 0271/404-2434
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
Lesepaten 02739 / 22 90
Senec@fé 0271 / 2 50 32 39
Malgruppe 0271 / 624 00 oder -39 92 45
durchblick - siegen e.V.
Geschäftsstelle 0271/ 6 16 47
Redaktion 0171 / 6 20 64 13
Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02
SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 61 62
Seniorenhilfe Siegen e.V.
Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35
Gruppen
Trauercafé0271 / 23 602-67
Film- und Video-Club 02732 /1 24 60
SHG Sauerst. Therapie 0271 / 37 03 54
Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67
Werkstatt0271 / 6 27 76
Englischkurse 0271 / 404-2200
donnerstags
09.30 - 10.30 Selbstverteidigung
10.00 - 12.00 Sprechstunde der
Seniorenhilfe Siegen
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des
durchblick geöffnet
11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung
12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl
0271 / 404-2200
freitags
11.00 - 13.30 Englischkurs 1
13.30 - 14.00 Englischkurs 2
0271 / 404-2200
samstags
09.00 - 12.00 Wandergruppe der
Seniorenhilfe Siegen
Termine auf Anfrage
74 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 75
2. Mittwoch
13.00 ALTERaktiv, Fahrrad-Reperatur-Treff,
Siegen, Sandstraße 20
3. Donnerstag
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
4. Freitag
17.00 Multivisionsvortrag Kanada -
Der Westen von Gerhard Braunöhler,
Aula Gymnasium Netphen
19.00 Stoppok & Band: Tour 2020,
Eichener Hamer Kreuztal, Am Parkpl. 2
5. Samstag
6.00 Siegen-Geisweider Flohmarkt,
unter der HTS in Geisweid
16.00 Drehbänke und Werkzeuge
im Wandel der Zeit, Drehkoite Bad
Berleburg-Girkhausen
19.30 SDP – Die Unendlichste
Tour, Siegerlandhalle Siegen
20.00 Bino Dola & Fidi Großmann
Dos guitarras flamencas Heimhof-
Theater Burbach-Würgendorf
6. Sonntag
18.00 Kabarett mit Martina Schwarzmann:
Genau Richtig, Eichener Hamer
Kreuztal, Am Parkplatz 2
11. Freitag
15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-
Zeit, Georg Forster 1754-1794,
KrönchenCenter, Siegen
18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum:
Fürstengruft und Unteres Schloss:
Zu den Bauprojekten in Siegen, KrönchenCenter,
Siegen
12. Samstag
13.00 „Out and About“ Siegener Urban
Art Festival, Koreanische-Pop
Dance, Siegbrücke Siegen
14.00 VHS SI-WI, Treffpunkt Bienenhaus
(ab Parkplatz Historischer
Hauberg Kreuztal-Fellinghausen)
20.00 VHS SI-WI, Männer - Eine
heitere, literarisch-musikalische
Selbstbetrachtung, Haus des Gastes
Bad Laasphe, Wilhelmsplatz
September
VHS-Film: „Die Klimakrise“ am 17.9. ab 18.30 Uhr in der Stadtbibliothek Kreuztal
Veranstaltungen finden nur statt,
wenn die behördlichen
Ausgangsbeschränkungen das erlauben.
Die VHS bieten in der Reihe »vhs.wissen live« verschiedene Online-Kurse an. So funktioniert
das: - Die Veranstaltung wird LIVE GESTREAMT - Bitte melden Sie sich bis zum Tag
vor der Veranstaltung online unter vhs-siegen.de oder schriftlich an. Nach Ihrer Anmeldung
bis zum Tag vor der Veranstaltung erhalten Sie den Link zum Livestream per E-Mail
13. Sonntag
13.00 „Out and About“ Siegener Urban
Art Festival, Boris Hoppek: Gruppenbild,
Bunker Siegen, Burgstr.
11.00 VHS-Siegen Stadtrundgang:
Wiederaufbau, KrönchenCenter Si.
14.00 VHS SI-WI, Wanderung: Der
Homberg bei Schwarzenau, ab
Ederbrücke in Schwarzenau
14. Montag
17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,
Lara, Viktoria Filmtheater Hi.-Dahlbruch
16. Mittwoch
19.00 VHS SI-WI, Filmzeit: But
beautiful, Weiße Villa in Dreslers
Park Kreuztal, Hagener Str. 24
17. Donnerstag
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
16.00 VHS SI-WI, Besichtigung
der Obernautalsperre, Netphen,
ab Parkplatz oberhalb der Staumauer
18.30 VHS SI-WI, Film: Die Klimakrise
– eine unbequeme Wahrheit,
Stadtbibliothek Kreuztal
20.00 WDR 4 sing(t) mit Guildo
Mitsing-Spaß mit Guildo Horn & Die
Orthopädischen Strümpfe, Gebr.-
Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch
Claudia Michelsen singt „Marlene Dietrich“
Samstag, 19.9. im Siegener Lÿz
18. Freitag
19.00 Jubiläumskonzert 100 Jahre
Musikkapelle Salchendorf, Johannlandhalle
Netphen, Schulstraße 26
18.00 VHS SI-WI-Vortrag: DigiTIPP
E-Mails verschlüsseln? Definitiv! Aber
wie?, Rothaarsteig-Schule Erndtebrück
19.00 VHS-Siegen Film: Historischen
Siegerland, wunderschönes
NRW, KrönchenCenter, Siegen
19. Samstag
14.00 VHS SI-WI Wanderung: Bestimmung
der typischen Pilze Siegerländer
Hauberge, Kreuztal, ab
Parkplatz am Freibad Buschhütten
20.00 Comedy: Pawel Popolski, Nach
der Strich und der Faden, Eichener
Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2
20.00 „Tres Notas“ Flamenco-Jazz-
Latin, Alte Linde, Wilnsdf.-Niederdielfen
20.00 Claudia Michelsen, Sag mir,
wo die Blumen sind..., Erinnerungen
an und von Marlene Dietrich,
Kulturhaus Lÿz, Siegen
20. Sonntag
10.00 VHS SI-WI Spaziergang:
Waldbaden - eine besondere Begegnung
mit den Bäumen, Bad Berleburg-Stünzel,
ab Buswendeplatz
14.00 VHS SI-WI Wanderung: Der
Hohenstift bei Richstein, Richstein,
ab Ortsmitte, Nähe Bushaltestelle
19.00 Burbacher Acoustic-Night
mit Jördis Tielsch & Henning Neuser,
Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf
20.00 Frauenpower: Sissi Perlinger
Worum es wirklich geht, Kulturhaus
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.
21. Montag
17.00 VHS SI-WI Kräuterspaziergang:
Wilde-Kräuter ab Wanderparkplatz
Leimbachtal (an der B62
zwischen Netphen und Eschenbach)
22. Dienstag
19.00 VHS SI-WI Vortrag: Insektensterben
– die Konsequenzen für
Mensch und Natur, Bürgerhaus Burbach,
Marktplatz 7
23. Mittwoch
19.00 VHS-Siegen Film: Ein anderer
Blick auf Afrika, Felicité, DR
Kongo, KrönchenCenter, Siegen
19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Solarenergienutzung
- Solarthermie und
Photovoltaik, Wilhelmsburg, Hilchenbach,
Am Burgweiher 1
24. Donnerstag
18.00 VHS-SIWI Vortrag: Wohnen
ohne Feuchte und Schimmel, Bürgerhaus
Bad Berleburg, Am Marktplatz
18.00 VHS SI-WI Vortrag: Homöopathie
bei Chronischen Erkrankungen,
Stadtbibliothek Kreuztal
18.30 VHS SI-WI Vortrag: Fake
News, Stadtbibliothek Kreuztal
18.30 VHS-Siegen Vortrag: Das Dritte
Reich in Romanen deutscher Exil-
Autoren, KrönchenCenter, Siegen
„Kein zurück“ Kabarett mit Wilfried
Schmickler, 25.9. im Siegener Lyz.
„xpeditionen“ – Auf dem Landweg nach New York, 27.9 Krombacher Brauerei
25. Freitag
19.00 VHS-Siegen Musikalisch-literarische
Reise, Der Globus quietscht
und eiert, von und mit Klaus Freitag,
KrönchenCenter, Siegen
20.00 Maddin Schneider: Denke
macht Koppweh! Siegerlandhalle
20.00 Kabarett: Wilfried Schmickler
Kein zurück, Kulturhaus Lÿz, Siegen
26. Samstag
20.00 Bodo Wartke, 6. Klavierkabarett-Programm,
Siegerlandhalle
20.00 Jess Jochimsen: Heute wegen
gestern geschlossen Kulturhaus
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18
20.00 Siegerländer Kabarett - Premiere
Daubs Melanie: Ma ganz ehrlich
Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf
27. Sonntag
10.00 VHS - SIWI Wanderung zur
Grube Heinrichssegen, ab Bahnhof
Kreuztal-Littfeld
14.00 VHS SI-WI Wanderung: Die
Puderburg ab Gemeinschaftshaus,
Bad Laasphe-Puderbach, Mittelstraße
14.30 xpeditionen: Leavinghomefunktion
- Auf dem Landweg nach New
York, Krombacher-Brauerei, Kreuztal,
Hagener Str. 261 (auch 18 Uhr)
15.30 VHS-Siegen Stadtrundgang:
Stolpersteine auf der Hammerhütte,
ab KrönchenCenter, Siegen
30. Mittwoch
18.30 VHS SI-WI, Lesung: Kanadische
Märchen, Stadtbücherei Bad
Berleburg, Poststr. 42
76 durchblick 3/2020
3/2020 durchblick 77
Oktober
Kunstausstellung WUNDERWELT WASSER
In farbintensiven Bildern zeigt Jutta Reline Zimmermann filigrane Zauberwelten und
schimmernde Wasseroberflächen. Beim Betrachten ihrer Bilder eröffnen sich Räume
von unbekannten Welten, die in Erstaunen versetzen können. Neue Sichtweisen und
Zugänge zum Wesen und zur Schönheit des Wassers werden ermöglicht. Das Element
Wasser ist für die Siegerländer Künstlerin seit vielen Jahren das dominierende Thema
ihrer Arbeiten. „Wasser ist wundersam und rätselhaft und wird wohl nie seine Faszination
für mich verlieren. Mir scheint, dass die Forschung noch ganz am Anfang steht,
denn für viele Anomalien hat die Wissenschaft noch keine Erklärung gefunden. Der
Schwerpunkt meiner Arbeit ist vor allem die Schönheit und Gestaltungskraft dieses
geheimnisvollen Lebenselixiers. Dies möchte ich mit meinen Bildern zum Ausdruck
bringen.“
Vernissage: Donnerstag, 8.10. ab 18 Uhr, im Rathaus Netphen. Musikalisch umrahmt
wird die Eröffnung durch Gitarrenklänge von Andreas Vitt. Die Ausstellung ist bis zum
29.1.2021 während der Besuchszeiten des Rathauses und des gegenüber liegenden Steuerbüros
Friedrich geöffnet.
1. Donnerstag
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum,
Zur Geschichte des Unteren
Schlosses, KrönchenCenter Siegen
3. Samstag
14.00 VHS SI-WI Wanderung: Shinrin
Yoku - Waldbaden, ab CVJM-Bildungsstätte
Wilnsdorf-Wilgersdorf
16.00 Drehbänke und Werkzeuge
im Wandel der Zeit, Drehkoite Bad
Berleburg-Girkhausen
4. Sonntag
10.00 VHS SI-WI Spaziergang:
Wenn Bäume und Sträucher erzählen,
Bad Berleburg-Stünzel, ab
Buswendeplatz
14.00 VHS SI-WI Wanderung: Der
Entenberg, ab Haus des Gastes,
Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3
Veranstaltungen finden nur statt,
wenn die behördlichen
Ausgangsbeschränkungen das erlauben.
17.00 Konzert des Fachbereichs
„Alte Musik“, England, my England,
Martinikirche Siegen, Grabenstr. 27
17.00 Multivisionsvortrag Kanada -
Der Westen von Gerhard Braunöhler,
Aula Gymnasium Netphen
18.00 Fritz Eckenga, Am Ende der
Ahnenstange, Krombacher- Brauerei,
Kreuztal, Hagener Str. 261
6. Dienstag
18.30 VHS SI-WI Vortrag: Gewalt –
Es kann jeden treffen, Haus des
Gastes Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3
7. Mittwoch
18.30 VHS SI-WI Vortrag für Pflegende:
Märchen für Demenzerkrankte,
Stadtbibliothek Kreuztal
18.30 VHS SI-WI Vortrag: Islam
und Politik - Die Grundlagen des Islam,
Rathaus Freudenberg, Mórer Pl.
19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Erbrecht
verständlich, Bürgerhauses Bad
Berleburg, Am Marktplatz 1
8. Donnerstag
15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-
Zeit, Alexander von Humboldt
1769-1859, KrönchenCenter, Siegen
18.00 VHS SI-WI Vortrag: Digitalisierung
und künstliche Intelligenz,
Rathaus Freudenberg, Mórer Platz 1
18.30 VHS SI-WI Vortrag: Die
Grundlagen des Islams Stadtbibliothek
Kreuztal, Marburger Str. 10
19.00 VHS-Siegen Multivisionsschau
Texel, Oase im Wattenmeer, KrönchenCenter,
Siegen
9. Freitag
20.00 Side by Side, Projekt des Jugendsinfonieorchesters
mit der Philharmonie
Südwestf., Siegerlandhalle
20.00 Comedian Stefan Danziger mit
Was machen Sie eigentlich tagsüber?,
Heimhof-Theater Burbach-
Würgendorf
10. Samstag
6.00 Flohmarkt, Siegen-Geisweid,
Geisweider Str. unter der HTS
16.00 VHS SI-WI Führung: Auf den
Spuren jüdischen Lebens, Alte Synagoge
Laasphe, Mauerstraße 44
20.00 Konzert: Santino de Bartola,
Triokonzert, Café Basico, Kreuztal,
Hüttenstraße 30
20.00 Kulturforum Netphen, Kunst
gegen Bares, Dreisbachhalle, Netphen,
Hüttenwiese 6
11. Sonntag
14.00 VHS SI-WI Wanderung: Kaspar,
Köhler, Brasebrö - Kulturlandschaft
Ruckersfeld, ab Parkplatz
Oberbach
15.00 Kreuztaler Teddybärenkonzert,
Wir bauen ein Orchester, Kreuzkirche
Kreuztal, Martin-Luther-Str. 1
20.00 World of Pipe Rock and
Irish Dance, Siegerlandhalle Siegen,
12. Montag
17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,
Enkel für Anfänger, Viktoria
Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch
15. Donnerstag
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
16. Freitag
20.00 Daubs Melanie: Nachgehackt,
Kulturhaus Lÿz, Siegen
17. Samstag
19.00 Radio Siegen: Krimifestival
regional, Heimhof-Theater Burbach-
Würgendorf
19.30 Lesung mit Ralph Strackbein:
Der neuen Tristan-Irle-Roman,
Stadtbibliothek Kreuztal
20.00 Rody Reyes, Havanna con
Klasse, Konzert im Café Basico,
Kreuztal, Hüttenstraße 30
21. Mittwoch
19.00 VHS-Siegen Film: Mooladé
Ein anderer Blick auf Afrika: KrönchenCenter,
Siegen
19.30 VHS-Siegen Vortrag: Verkehrter
Verkehr? - Reflektionen
über die Mobilität, KrönchenCenter,
Siegen
24. Samstag
20.00 Lesung mit Peter Prange,
Eine Familie in Deutschland – Am
Ende die Hoffnung, Heimhof-Theater
Burbach-Würgendorf
25. Sonntag
17.00 „xpeditionen“: Anita Burgholzer
& Andreans Hübl, Rocky Mountains,
ein Bike-Trip, Turn- und Festhalle
Kreuztal-Buschhütten
19.00 VHS-Siegen Vortrag: Wiederaufbau
in Siegen - Liebe auf den 2.
Blick, KrönchenCenter Siegen
29. Donnerstag
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
18.00 VHS SI-WI, Vortrag: Einbruch?
Nicht bei mir!, Bürgerhaus
Burbach, Marktplatz 7
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Neues
zum Elternunterhalt, Rathaus
Freudenberg, Mórer Platz 1
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Beethoven
– Komponist und Mensch, Stadtbibliothek,
Kreuztal, Marburger Str. 10
19.00 VHS-Siegen Lesung: Die Un-
Willkommenen, Fluchterfahrungen
damals und heute, KrönchenCenter, Si.
19.30 VHS SI-WI, Vortrag: Demenz
- eine Diagnose, die alles verändert?!
Wilhelmsburg Hilchenbach
30. Freitag
18.30 VHS SI-WI, Erzählungen: Märchen
aus dem Orient, Gemeindebücherei
Erndtebrück, Siegener Str. 6
19.00 VHS-Siegen Film: Historischen
Siegerland, Der Eisenwald
und 700 Jahre Siegen, KrönchenCenter,
Siegen
20.00 Konzert: Bookends, Simon &
Garfunkel – Through the years in
concert, Eichener Hamer Kreuztal
20.00 Kabarett mit Urban Priol, Im
Fluss, Siegerlandhalle Siegen
20.00 Kabarett mit Florian Schröder
Neustart, Kulturhaus Lÿz, Siegen
31. Samstag
20.00 Jazzkonzert mit dem Trio
Cappuccino, Alte Linde, Wilnsdorf-
Niederdielfen
20.00 Musikalische Vokal-Show:
Einfach heldenhaft,
Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf,
Heimhofstraße
27. Dienstag
19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Heizkosten
in Wohnungen senken,
Rathaus Freudenberg, Mórer Platz 1
„Was machen Sie eigentlich tagsüber?“ Stefan Danziger Freitag,
9.10. um 20 Uhr im Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf
28. Mittwoch
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Altersrenten
- Wer? Wann? Wie(viel)?, Realschule
Erndtebrück, Ederfeldstr. 4
78 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 79
1. Sonntag
16.00 Konzert zum Martinimarkt,
mit den Gitarristen Werner Hucks und
Dominik Jung, Martinikirche Siegen,
Grabenstraße
4. Mittwoch
18.00 VHS-Siegen Vortrag: Nicht
nur Madonnenmaler – Raffaels
bunte Palette von den Portraits bis
zur Historie, KrönchenCenter, Siegen
19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Homöopathie
für die Brennpunkte des Körpers,
Haus des Gastes Bad Laasphe
20.00 Comedy mit Lisa Feller: Ich
komm' jetzt öfter! Siegerlandhalle
5. Donnerstag
18.00 VHS/Kulturforum Netphen – Vortrag
von Akiko Stein zur Ausstellung
Wasser – allumfassendes Element –
unser Lebenselixier, Rathaus Netphen
18.00 VHS SI-WI, Vortrag: Homöopathie
bei Hauterkrankungen,
Stadtbibliothek Kreuztal, Marburger
Straße 10
19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Patientenverfügung
– Vorsorgevollmacht
– Betreuungsverfügung, Rathaus
Erndtebrück
20.00 Stuttgarter Comedy-Trio: Eure
Mütter, Eichener Hamer Kreuztal
20.00 Comedy mit Kawus Kalantar:
Gut gemeint! Siegerlandhalle Siegen
20.00 vielSeitig. Europäisches Literaturfestival,
Kulturhaus Lÿz Siegen,
St. Johann Straße 7
November
6. Freitag
18.30 VHS
SI-WI, Vortrag:
Energieverschwender
im Haushalt,
Bürgerhaus
Burbach,
Marktplatz 7
20.00 viel-
Seitig. Europäisches
Literaturfestival:
Sven Regener,
Wiener
Straße, Kulturhaus
Lÿz,
Siegen
7. Samstag
16.00 Drehkoite Girkhausen, Drehbänke
und Werkzeuge im Wandel
der Zeit, Bad Berleburg, Girkhausen
19.30 Konzert mit dem Trio Farrenc,
ev. Gemeindehaus Burb.-Holzhausen
20.00 Gogol & Mäx: Concerto Humoroso,
Heimhof-Theater Burbach-
Würgendorf, Heimhofstraße
20.00 vielSeitig. Europäisches Literaturfestival:
Dietmar Bär und
Annette Frier, Das wär dir ein
schönes Gelände, wo man den
Weinstock mit Würsten bände!,
Kulturhaus Lÿz, Siegen
8. Sonntag
17.00 Konzert des gemischten Chors
Langenau, Turn- und Festhalle Kreuztal-Buschütten,
Buschhüttener Str. 91
17.00 Kulturforum, Panoramavision
Rund um den Königssee - das
Berchtesgadener Land von Dieter
Freigang, Aula Gymnasium Netphen,
Haardtstr.35
18.00 Konzert: Vincent Peirani &
Émile Parisien, Abrazo Tour 2020,
Krombacher Brauerei Erlebniswelt
Kreuztal, Hagener Str. 261
15.30 VHS-Siegen Dia-Vortrag: Wildes
Afrika - Namibia, Kenia und
Tansania, KrönchenCenter, Siegen
20.00 vielSeitig. Europäisches Literaturfestival:
Rufus Beck, Ein Sommernachtstraum,
von und nach William
Shakespeare, Kulturhaus Lÿz Siegen,
St. Joahnn-Straße 7
Veranstaltungen finden nur statt,
wenn die behördlichen
Ausgangsbeschränkungen das erlauben.
9. Montag
17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,
Edie – Für Träume ist es nie
zu spät, Viktoria Hi.-Dahlbruch
10. Dienstag
19.00 VHS-Siegen Infotalk: Nie
wieder Heißhunger auf Zucker!
und andere stressige Kleinigkeiten,
KrönchenCenter, Siegen
11. Mittwoch
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Stressregulation
durch Bewegung, Rathaus
Netphen, Amtsstraße 6
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Börse
für alle, Rathaus Freudenberg
19.00 VHS SI-WI, Film: Als ich mal
groß war, Weiße Villa Kreuztal
12. Donnerstag
15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-
Zeit Mary Anning (1799 – 1847),
KrönchenCenter, Siegen
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: 100 Jahre
Allgemeine Relativitätstheorie
– jetzt aber wirklich! Stadtbibliothek
Kreuztal, Marburger Str. 10
19.00 VHS-Siegen Multivisionsvortrag:
Kanada – Der Westen, KrönchenCenter,
Siegen
20.00 Highland Blast – A Taste of
Scotland, Heimhof-Theater Burbach
13. Freitag
17.00 VHS SI-WI, Führung: Begräbniskulturen
– Besichtigung des Krematoriums
Siegen, Frankfurter Str. 201
20.00 Christian Ehring: Das neue Programm!
Eichener Hammer, Kreuztal
14. Samstag
10.00 VHS-Siegen Internationale
Afrika-Tagung 2020, Die Auswirkungen
des Klimawandels, KrönchenCenter,
Siegen
20.00 Radio Siegen Poetry-Slam
Heimhof-Theater Burb.-Würgendorf
15. Sonntag
17.00 Herbstkonzert des Blasorchesters
der Stadt Kreuztal e.V., ev.
Kirche Kreuztal-Buschhütten
16. Montag
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Was ist
das menschliche Leben? Gelbe Villa
Kreuztal, Dreslers Park
19. Donnerstag
11.00 VHS SI-WI, Besichtigung,
Schieferschaubergwerk Raumland
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Neueste
Entwicklungen in der Türkei, Stadtbibliothek
Kreuztal, Marburger Str. 10
20. Freitag
19.00 VHS-Siegen, Thema: Respekt
Anders Leben – Lesben im Alter, KrönchenCenter,
Siegen
21. Samstag
11.00 Winterbasar, Alte Linde, Wilnsdorf-Niederdielfen
19.00 VHS-Siegen, Thema: Respekt
Raus aus der Schublade!, KrönchenCenter
20.00 Nessi Tausendschön: Knietief
im Paradies – Die mit dem Wort tanzt,
Heimhof-Theater Burbach
22. Sonntag
17.00 xpeditionen: Gereon Römer,
Mallorca – Insel der Stille, Turn- und
Festhalle Kreuztal, Buschhüttenerstr.
91
23. Montag
18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Was ist die
menschliche Existenz noch außer Leiden?
Gelbe Villa in Dreslers Park Kreuztal
24. Dienstag
19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Integration
in der Bundesrepublik Deutschland -
1945 bis heute, Bad Laasphe, Haus des
Gastes, Wilhelmsplatz 3
db-2-2002 Ich wohne in Bonn und
lese sehr gerne Ihre Autorenzeitschrift
„durchblick“, die mir meine Schwester
netterweise immer zukommen lässt.
Von der letzten Ausgabe war ich richtig
begeistert. Schon das Titelbild mit den
Hummel-fangenden bunten Vögeln war
eine Meisterleistung der Fotografie!
Danke auch für die erhellenden Beiträge
zu Adolf Busch, über den Gruftenweg
am Lindenbergfriedhof, über die Burg
Greifenstein, die Etrusker, die spanische
Grippe und über das Museum für Gegenwartskunst.
Richtig gut!
Gertrud von Gumpert, Bonn
db-2-2002 Als treue Leserin des durchblick
möchte ich ein großes Lob loswerden.
Das Titelfoto auf ihrer letzten Zeitschrift
ist einfach umwerfend. Wie hat
die Fotografin Frau Neuser es geschafft,
genau den Moment abzupassen, in dem
die Eisvögel die Hummeln erwischen. Alle
Achtung!
Renate Scheerer, Siegen
Anmerkung der Redaktion: Frau Neuser hat das
Titelbild aus einer Serienaufnahme entnommen.
Bei den Vögeln handelt es sich um Bienenfresser.
„Live Acoustic Party“ mit der Gruppe „Grobschnitt“, Freitag 27.11. ab 20 Uhr
im Kulturhaus Lyz Siegen, St. Johann-Straße
26. Donnerstag
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-
Zeit Charles Darwin (1809 - 1882),
KrönchenCenter, Siegen
18.00 VHS-Siegen Stadtrundgang
in der Dunkelheit, KrönchenCenter, Si.
18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum:
Begegnung mit vielen Unbekannten,
Die reformierte Linie des Hauses
Nassau-Siegen, KrönchenCenter, Si.
18.30 VHS SI-WI Vortrag: Islam
und Politik – Das goldene Zeitalter
des Islam, Stadtbibliothek Kreuztal
20.00 Bastian Bielendorfer Lustig,
aber wahr!, Siegerlandhalle Siegen
Leserbriefe
db 2-2020 Die vergessene Pandemie.Es
war ein Menschheitsschicksal, die Spanische
Grippe nach dem Ersten Weltkrieg,
mit vielen, vielen Opfern.Doch hinter
den Zahlen stehen die vielen Einzelschicksale,
verborgen, vergessen.
Meine Großmutter ist mit 34 Jahren
an der Spanischen Grippe gestorben,
hochschwanger mit dem achten Kind.
Sie hinterließ sieben kleine Kinder und
meinen Großvater. Mein Vater war der
27. Freitag
19.00 VHS-Siegen Film: Historisches
Siegerland, 100 Jahre Motor-Omnibus,
KrönchenCenter, Siegen
20.00 Konzert: Grobschnitt live Acoustic
Party, Kulturhaus Lÿz, Siegen
28. Samstag
20.00 Herbert Knebels Affentheater,
Ausser Rand und Band, Eichener
Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2
29. Sonntag
20.00 Hörgerät: …rocken ohne
Strom, Heimhof-Theater Bu.-Würgendf.
18.00 Herbert Knebels Affentheater,
Ausser Rand und Band, Eichener
Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2
älteste der sieben Kinder, elf Jahre alt.
Sowohl mein Vater als auch mein Großvater
haben ihre Lebenserinnerungen
geschrieben. So ist in unserer Familie die
Pandemie nach dem Ersten Weltkrieg unvergeßlich
geblieben.
Gudrun Fokken, Siegen
db 2-2020 Vergiss mein nicht: Mit
Begeisterung lese ich immer Ihre Zeitung
Durchblick. Ich bin 50 Jahre alt und
arbeite nebenberuflich in einem Altenheim.
Meine Tätigkeit umfasst dort die
Betreuung/ Unterstützung und vor allem
sinnvolle Beschäftigung demenziell
erkrankter Menschen, die nicht kindlich
unreif sondern als Erwachsene geachtet
und wertgeschätzt werden sollten!
An dem Beitrag „Lyrische Betrachtung
zum Thema Alzheimer“ bleibt für mich
persönlich der letzte Satz; „...es liegt an
Euch, nicht zu vergessen mich zu besuchen.“
sehr prägnant hängen!
Gerne nehme ich Ihre Zeitschrift zur
Hand und wir betrachten die Fotos aus
vergangener Zeit, lösen die Rätsel und
unterhalten uns zu verschiedenen Beiträgen,
bitte weiter so. Tolle Arbeit die
Sie machen!
Dagmar Klein, per e-Mail
3/2020 durchblick 81
Unterhaltung / Impressum
Es fiel uns auf, …
…dass Wandern fit hält. Der 88-jährige Benno Schmidt, besser
bekannt als „Brocken-Benno“ hat es schon mehrfach ins
Guiness-Buch der Rekorde geschafft. Er ist 8888 Mal in den
vergangenen 30 Jahren auf den Brocken gelaufen. Den 1141
Meter hohen Berg erklomm Benno erstmals 1989. Er beabsichtigt,
seinen 90. Geburtstag auf dem Brocken zu feiern.
…dass Gemüse die Seele stärkt. Die Ernährung spielt bei der
Entstehung von Angsterkrankungen eine größere Rolle als bisher
angenommen. Das geht nun aus Studien kanadischer Forscher
hervor. Je weniger Gemüse die Probanden aßen, desto eher litten
sie an Angststörungen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
empfiehlt, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen.
…dass die Brillenstärke bei Senioren oft falsch ist. Viele ältere
Menschen haben eine Brille mit falscher Sehstärke. Das ergab
eine Studie der Uni Göteborg. 61 % der über 70-Jährigen könnten
demnach besser sehen, wenn sie ihre Brille anpassen ließen.
Die Empfehlung ist, regelmäßiger zum Optiker zu gehen – auch
wenn man glaubt, noch gut zu sehen.
…dass ein Mensch ab dem 65. Lebensjahr als alt gilt. Laut
einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird,
wer das 65. Lebensjahr vollendet hat, als „älterer Mensch“ bezeichnet.
Allerdings sollte man bedenken, dass wir heute immer
älter werden, vor allem gesünder altern.
…dass es eine neue Regelung bei Arzneiengpässen gibt. In
Apotheken kommt es immer mal wieder zu Problemen, weil
Medikamente nicht geliefert wurden. Kunden haben dann laut
einem neuen Gesetz das Recht auf ein teures Medikament mit
dem gleichen Wirkstoff. Zuzahlen muss der Betroffene in diesem
Fall nicht.
homa
Gedächtnistraining – Lösungen
Wasser am Ende: 1. PUTZ WASSER, 2. CHLOR–,
3. SCHMELZ–, 4. GRUND–, 5. LÖSCH–, 6. TAUF–,
7. BRUNNEN–, 8. QUELL–, 9. SALZ–, 10. TRINK–,
11. GLETSCHER–, 12. EIS–. Wasser am Anfang:
1.WASSER-VOGEL, 2. –ABFLUSS, 3. –ADER, 4.
–LEITUNG, 5. –PROBE, 6. –BLASE, 7. –TOPF, 8. –
SCHLOSS, 9. –MANN, 10. –TURM, 11. –SCHLANGE.
Fremde Länder ...: 1. I – g, 2. F – j, 3. A – f, 4. B – k, 5. H
– i, 6. K – h, 7. L – b, 8. C – l, 9. D – a, 10. E – d, 11. J – c,
12. G – e. Was ist das? Ausschnitt eines Korallenriffs.
Zu guter Letzt:
Wohlstand
Der Mist daran: ist alles da,
rückt fern und kommt dir nicht mehr nah.
Ist alles Fakt und nichts mehr Traum,
du hast es, doch du spürst es kaum.
von Jörn Heller, aus „Statt Rotwein“
durch
blick
Gemeinnützige Seniorenzeitschrift
für Siegen und Siegen-Wittgenstein
Herausgeber:
durchblick-siegen Information und Medien e.V.
Anschrift der Redaktion:
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen
Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de
Internet: www.durchblick-siegen.de
Öffnungszeiten:
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr
Redaktion:
Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Maria Anspach, Ulla
D'Amico, Ingrid Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP),
Eberhard Freundt, Eva-Maria Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin),
Erna Homolla, Erich Kerkhoff, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),
Helga Siebel-Achenbach, Tessie Reeh, Ulli Weber.
Bildredaktion:
Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg
Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die
veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.
Lektorat:
Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,
Dieter Moll.
Internet:
Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:
Bernadette von Plettenberg, Bruno Steuber, Ernst Göckus, Heinz
Stötzel, Rita Stötzel, Hartmut Reeh, Heinz Bensberg, Wolfgang Kay,
Eva Schumacher, Manfred Wirth, Adele von Bünau, Adelheid Knabe,
Astrid Schneider, Dr. Dieter Stündel, Rosemie Harth, Bärbel Raabe
Willi Aufenberg.
Gestaltung und Herstellung:
Michael Brösel, Ingrid Drabe, Friedhelm Eickhoff, Rita Petri, Nicole
Scherzberg.
Anzeigenanfrage:
durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47
E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de
Es gilt die Preisliste 12/2015
(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)
Diese Auflage beträgt cirka 21.000 Exemplare
Druck:
Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen
Erscheinungsweise:
März, Juni, September, Dezember
Verteilung:
Nadine Gerhard (Ltg.), Wolfgang von Keutz, Christel Schmidt-Hufer,
Jörgen Meister, Marion Ortmann, Birgit Rabanus, Gerd Bombien,
Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Maximilian Großhaus-Lutz,
Rüdiger Zimmermann, Dr. Horst Bach und alle Redakteure
Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in
Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-
Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren
Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen
der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern
und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein.
Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben
jährlich 8,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion
wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe
zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt
keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des
Herausgebers gestattet.
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die Universitätsstadt Siegen
und den Kreis
Siegen-Wittgenstein
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82 durchblick 3/2020
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