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Gemeinde Insider September 2020

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die vergangenen Monate haben einen drastischen Einschnitt unser aller sozialer<br />

Leben mit sich gebracht. Die religiösen und kulturellen Aktivitäten<br />

jüdischer <strong>Gemeinde</strong>n kamen vielerorts zum Stillstand. Die Möglichkeit eines<br />

vollkommenen, uneingeschränkten Neustarts ist derzeit nicht absehbar.<br />

Die Normalitäten von einst sind den neuen Realitäten des Heute gewichen.<br />

Dies trifft kleinere jüdische <strong>Gemeinde</strong>n auch im religiösen Leben meist weit<br />

stärker als größere, weil das soziale Element im <strong>Gemeinde</strong>leben, nüchtern<br />

betrachtet, das religiöse deutlich überwiegt und der Wegfall jedes einzelnen<br />

Mitgliedes, das am <strong>Gemeinde</strong>leben nicht mehr teilnehmen kann oder<br />

für sich auf Grund des neuen Angebotes von „Online-Veranstaltungen“ nicht<br />

mehr zu müssen scheint, weit mehr ins Gewicht fällt. Realistisch betrachtet<br />

wird das Online-Angebot, etwa von Shiurim, Vorträgen, etc. auch nach einer<br />

hoffentlich bald wieder einkehrenden Normalisierung seine Fortsetzung finden<br />

und deutlich stärker ausfallen, als dies noch vor Covid-19 der Fall war.<br />

Im Grundsatz von „Pekuah Nefesh“ kommt der Respekt vor der Heiligkeit<br />

der Schöpfung und der Verantwortlichkeit für das eigene Leben sowie das<br />

Leben anderer zum Ausdruck. Gerade in Zeiten wie diesen ist jeder einzelne<br />

von uns angehalten, sich diesen Grundsatz verstärkt vor Augen zu führen.<br />

Vergessen wir aber dabei gegenwärtig und in Zukunft nicht, dass uns in starkem<br />

Maße auch die Verantwortung zur Bewahrung unseres religiösen und<br />

kulturellen Erbes trifft. So smart etwa die Idee eines virtuellen Minjans sein<br />

mag, es ist kein Minjan, von dem im Traktat Berachot (6a) gesagt wird, dass<br />

bei seiner Zusammenkunft die Schechina, die Anwesenheit G’ttes, weilt. Die<br />

Übertragung von Gebeten aus Synagogen kann und darf die Teilnahme am<br />

gemeinschaftlichen sowie das individuelle Gebet ebenso wenig ersetzen, wie<br />

den persönlichen Austausch zwischen <strong>Gemeinde</strong>mitgliedern. Das Abgleiten<br />

in virtuelle Realitäten entbindet auch nicht von der Verantwortung füreinander.<br />

Es ist wichtig, gegenwärtig und pro futuro den Anschluss an die Gemeinschaft<br />

nicht zu verlieren. Und ich kann nur alle, denen es möglich<br />

ist, dazu aufrufen, am <strong>Gemeinde</strong>leben stets in der gerade möglichen<br />

Form teilzunehmen und die <strong>Gemeinde</strong>führungen bei der<br />

Aufrechterhaltung und Wiederetablierung jüdischen Lebens zu unterstützen.<br />

Möge uns dies mit G’ttes und der Hilfe jedes einzelnen gelingen!<br />

Im Traktat Berachot (6a) wird gesagt, wenn zehn Männer gemeinsam<br />

beteten, weile die Schechina, die Anwesenheit G’ttes, unter ihnen.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Elie Rosen<br />

Präsident<br />

www.ikg-wien.at 15

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