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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die vergangenen Monate haben einen drastischen Einschnitt unser aller sozialer<br />
Leben mit sich gebracht. Die religiösen und kulturellen Aktivitäten<br />
jüdischer <strong>Gemeinde</strong>n kamen vielerorts zum Stillstand. Die Möglichkeit eines<br />
vollkommenen, uneingeschränkten Neustarts ist derzeit nicht absehbar.<br />
Die Normalitäten von einst sind den neuen Realitäten des Heute gewichen.<br />
Dies trifft kleinere jüdische <strong>Gemeinde</strong>n auch im religiösen Leben meist weit<br />
stärker als größere, weil das soziale Element im <strong>Gemeinde</strong>leben, nüchtern<br />
betrachtet, das religiöse deutlich überwiegt und der Wegfall jedes einzelnen<br />
Mitgliedes, das am <strong>Gemeinde</strong>leben nicht mehr teilnehmen kann oder<br />
für sich auf Grund des neuen Angebotes von „Online-Veranstaltungen“ nicht<br />
mehr zu müssen scheint, weit mehr ins Gewicht fällt. Realistisch betrachtet<br />
wird das Online-Angebot, etwa von Shiurim, Vorträgen, etc. auch nach einer<br />
hoffentlich bald wieder einkehrenden Normalisierung seine Fortsetzung finden<br />
und deutlich stärker ausfallen, als dies noch vor Covid-19 der Fall war.<br />
Im Grundsatz von „Pekuah Nefesh“ kommt der Respekt vor der Heiligkeit<br />
der Schöpfung und der Verantwortlichkeit für das eigene Leben sowie das<br />
Leben anderer zum Ausdruck. Gerade in Zeiten wie diesen ist jeder einzelne<br />
von uns angehalten, sich diesen Grundsatz verstärkt vor Augen zu führen.<br />
Vergessen wir aber dabei gegenwärtig und in Zukunft nicht, dass uns in starkem<br />
Maße auch die Verantwortung zur Bewahrung unseres religiösen und<br />
kulturellen Erbes trifft. So smart etwa die Idee eines virtuellen Minjans sein<br />
mag, es ist kein Minjan, von dem im Traktat Berachot (6a) gesagt wird, dass<br />
bei seiner Zusammenkunft die Schechina, die Anwesenheit G’ttes, weilt. Die<br />
Übertragung von Gebeten aus Synagogen kann und darf die Teilnahme am<br />
gemeinschaftlichen sowie das individuelle Gebet ebenso wenig ersetzen, wie<br />
den persönlichen Austausch zwischen <strong>Gemeinde</strong>mitgliedern. Das Abgleiten<br />
in virtuelle Realitäten entbindet auch nicht von der Verantwortung füreinander.<br />
Es ist wichtig, gegenwärtig und pro futuro den Anschluss an die Gemeinschaft<br />
nicht zu verlieren. Und ich kann nur alle, denen es möglich<br />
ist, dazu aufrufen, am <strong>Gemeinde</strong>leben stets in der gerade möglichen<br />
Form teilzunehmen und die <strong>Gemeinde</strong>führungen bei der<br />
Aufrechterhaltung und Wiederetablierung jüdischen Lebens zu unterstützen.<br />
Möge uns dies mit G’ttes und der Hilfe jedes einzelnen gelingen!<br />
Im Traktat Berachot (6a) wird gesagt, wenn zehn Männer gemeinsam<br />
beteten, weile die Schechina, die Anwesenheit G’ttes, unter ihnen.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Elie Rosen<br />
Präsident<br />
www.ikg-wien.at 15