Jahresbericht 2010 - Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH
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Seite 20 <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Schlackenkundliche Untersuchungen zum bronzezeitlichen Verhüttungsprozess<br />
am Kupferschmelzplatz S1, Eisenerzer Ramsau, Österreich<br />
Dipl.-Arch. Steffen Kraus<br />
Der Kupferschmelzplatz S1<br />
in der Eisenerzer Ramsau<br />
wurde 1991 von H. Weinek<br />
wa hrend einer Begehung<br />
entlang des Ramsaubaches<br />
am linken Bachufer entdeckt<br />
(Weinek 1992). In<br />
den Jahren 1992 bis 2006<br />
wurden daraufhin archa ologische<br />
Grabungen durchgefu<br />
hrt. Bereits zu Beginn<br />
der Grabungen wurden<br />
parallel Untersuchungen<br />
Abb. 1 Kupferschmelzplatz<br />
S1, Eisenerzer Ramsau (aus<br />
Klemm 2006)<br />
an ausgegrabenen Schlacken<br />
durchgefu hrt (Doonan<br />
et al. 1996). Nach Abschluss<br />
der Grabungen<br />
werden im Rahmen des<br />
FWF-Projektes „Die Konstruktion<br />
der ostalpinen<br />
Kupferhu tte der Bronzezeit“<br />
(Leitung: Dr. Susanne<br />
Klemm, Ö sterr. Akademie<br />
der Wissenschaften) die<br />
stratigraphisch gesicherten<br />
Schlacken und andere Verhu<br />
ttungsreste sowie Erze<br />
vom Kupferschmelzplatz<br />
S1 in Form einer Dissertation<br />
an der Eberhard-Karls<br />
-Universita t Tu bingen<br />
(Betreuer Prof. Dr. Ernst<br />
Pernicka) untersucht. Aufgrund<br />
ihrer makroskopischen<br />
Eigenschaften werden<br />
die Schlacken in drei<br />
Typen gegliedert (vgl. Abb.<br />
2): Laufschlacken, Blasenschlacken<br />
und Plattenschlacken,<br />
wobei vorwiegend<br />
Lauf- und Blasenschlacken<br />
sowie Kombinationen<br />
aus diesen Typen<br />
am Kupferschmelzplatz S1<br />
auftreten. Auch aufgrund<br />
der mikroskopischen Untersuchungen<br />
lassen sich<br />
die drei Schlackentypen<br />
unterscheiden. Wa hrend<br />
die Laufschlacken ein u berwiegend<br />
feinko rniges Gefu -<br />
ge aufweisen, besitzen die<br />
Plattenschlacken ein eher<br />
amorphes, glasartiges Gefu<br />
ge mit du nnen langen<br />
Ölivinnadeln. Die Blasenschlacken<br />
zeigen bis auf die<br />
gro ßere Porigkeit und großen<br />
Quarzeinschlu sse keine<br />
weiteren signifikanten<br />
Unterschiede zu den Laufschlacken.<br />
In allen Schlacken<br />
wurden Kupfersteineinschlu<br />
sse nachgewiesen.<br />
Dabei handelt es sich um<br />
gemischte Cu-Fe-Sulfide,<br />
die wa hrend der Verhu ttung<br />
von sulfidischen Kupfererzen<br />
entstehen. Sie<br />
treten in den Schlacken<br />
u berwiegend in Form von<br />
Abb.2 a) Laufschlacke (Halde 1, Schicht 6), b) Blasenschlacke<br />
(Halde 3, Schicht 17), c) Plattenschlacke (Halde 2, Schicht 22),<br />
d)Lauf- und Blasenschlacke (Halde 1, Schicht 2)<br />
kugeligen bis tropfenfo rmigen<br />
Einschlu ssen auf.<br />
Die auftretenden Phasen<br />
sind Chalkopyrit, Bornit,<br />
Covellin und Chalkosin sowie<br />
metallisches Kupfer.<br />
Die Kupfersteineinschlu sse<br />
zeigen in allen Schlackentypen<br />
eine starke Variationsbreite<br />
mit einer Tendenz zu<br />
kupferreichen Steinen<br />
(Abb. 3, Seite 21).<br />
Die pauschalchemischen<br />
Untersuchungen zeigen,<br />
dass die makroskopisch