Jahresbericht 2010 - Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH
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Seite 24 <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 1 Red Coated Ware<br />
aus Troia<br />
Abb. 2 Plan der Burg in<br />
den Phasen<br />
Troia VI bis VIIb (vgl.<br />
Lockhoff 2006, Abb. 3-<br />
21, nach Becks/Thumm<br />
2001, Abb. 480)<br />
Naturwissenschaftliche Untersuchungen an spätbronzezeitlicher Feinkeramik<br />
aus Troia und der Troas<br />
Dipl.-Arch. Cornelia Schubert<br />
Anatolische Grauware und<br />
Tan Ware bilden die wichtigsten<br />
Feinwaren der Spa -<br />
ten Bronzezeit in Troia und<br />
in der Troas. Es handelt<br />
sich um Keramik aus dem<br />
gleichen Tonausgangsmaterial,<br />
die nach der Formgebung<br />
unter reduzierenden<br />
(Anatolische Grauware)<br />
bzw. oxidierenden<br />
(Tan Ware) Brennbedingungen<br />
hergestellt wurde.<br />
Man unterscheidet bei der<br />
Anatolischen Grauware<br />
(AGW) eine fru he und eine<br />
klassische Variante. Die<br />
fru he Variante wird als<br />
AGW I gefu hrt und entha lt<br />
sehr viel Glimmer. Sie tritt<br />
vor allem in der Phase<br />
Troia VI Fru h, aber auch<br />
vereinzelt in Troia VI Mitte,<br />
auf. Ihre Formen sind denen<br />
vom griechischen Festland<br />
der Stufe Mittelhelladisch<br />
III a hnlich, nur eine<br />
Form orientiert sich an<br />
anatolischen Vorbildern.<br />
Dabei stellt sich die Frage,<br />
ob diese fru he Anatolische<br />
Grauware vom Griechischen<br />
Festland nach Troia<br />
importiert wurde, oder ob<br />
nur die Formen imitiert<br />
wurden. Die klassische<br />
Variante (AGW II) erscheint<br />
in Phase Troia VI<br />
Mitte. Tan Ware tritt in<br />
Phase Troia VI Mitte zum<br />
ersten Mal im archa ologischen<br />
Fundbild auf. In der<br />
Phase Troia VIIa kommt<br />
die Ware mit braunem<br />
U berzug (kurz W721) hinzu.<br />
Bei ihr handelt es sich<br />
um Tan Ware mit einem<br />
braunen U berzug.<br />
Um einen Eindruck daru<br />
ber zu bekommen, ob<br />
Anatolische Grauware und<br />
Tan Ware ausschließlich in<br />
Troia produziert wurden<br />
und in die weiteren Siedlungen<br />
der Troas verhandelt<br />
wurden oder ob es<br />
mehrere Produktionszentren<br />
in der Troas gab, wurden<br />
auch spa tbronzezeitliche<br />
Scherben von Begehungen<br />
in der Troas beprobt<br />
und untersucht.<br />
Es handelt sich um insgesamt<br />
83 Scherben von 14<br />
Fundorten (siehe Abb. 5,<br />
Seite 25). Neben diesen<br />
spa tbronzezeitlichen<br />
Hauptwaren gibt es in Troia<br />
vor allem in den Phasen<br />
Troia VI Fru h und Mitte<br />
weitere Feinwaren, die als<br />
Importe angesprochen werden.<br />
Die Herkunft dieser<br />
Keramik wird vor allem auf<br />
den der Troas vorgelagerten<br />
Inseln vermutet. Besonders<br />
Samothrake scheint in<br />
Frage zu kommen, da hier<br />
eine relativ a hnliche Keramik<br />
fast zur gleichen Zeit<br />
wie in Troia im archa ologischen<br />
Fundbild auftritt.<br />
Der Probenumfang von insgesamt<br />
255 beprobten<br />
Abb. 3 Anatolische Grauware und Tan Ware aus Troia<br />
(vgl. Korfmann 2001, 379, S. 353)<br />
Scherben umfasst somit<br />
nicht nur Anatolische Grauware<br />
und Tan Ware aus<br />
Troia und der Troas sondern<br />
auch als Importe angesprochene<br />
Keramik aus<br />
Troia sowie Vergleichsstu -<br />
cke von Samothrake. Es<br />
handelt sich um 27 Scherben<br />
aus der spa tbronzezeitlichen<br />
Siedlung Mikro<br />
Vouni.