34 Seiten als pdf - MedRSD - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Doktorandenkongress der Medical Research School <strong>Düsseldorf</strong> 2011<br />
1.3 Charakterisierung der Sirt1 Expression<br />
in neuralen Vorläuferzellen der Maus –<br />
Modulation durch Entzündungsprozesse im<br />
zentralen Nervensystem (ZNS)<br />
Denise Eckstein, Tim Prozorovskiy, Friederike<br />
Schröter, Jens Ingwersen, Orhan Aktas<br />
Neurologische Klinik<br />
In den Stammzellnischen des adulten ZNS existieren<br />
selbsterneuernde neurale Vorläuferzellen (NPCs), die<br />
Neurone, Astrozyten (A) und Oligodendrozyten (O)<br />
generieren können. Dieser Diff erenzierungsprozess<br />
wird durch Histon-Deazetylasen (HDAC) gesteuert.<br />
Dabei konnten wir in unseren Vorarbeiten<br />
zur Regulation der NPCs die Rolle von Sirt1<br />
herausarbeiten, einer biologisch hoch konservierten<br />
NAD+ abhängigen Klasse-III-HDAC. Wir konnten die<br />
Induktion von Sirt1 unter oxidativen Bedingungen<br />
in NPCs nachweisen und belegen, dass vor allem<br />
in vitro Sirt1 zur vermehrten Diff erenzierung von<br />
NPCs in Astrozyten führt, während die Generierung<br />
von Neuronen eingeschränkt wird. In der aktuellen<br />
Folgearbeit haben wir daher systematisch untersucht,<br />
in welchen Zellen Sirt1 in vivo exprimiert wird,<br />
wie Sirt1 zur glialen NPC-Diff erenzierung beiträgt,<br />
und wie sich dies im Tiermodell der Multiplen<br />
Sklerose (MS), der experimentellen autoimmunen<br />
Enzephalomyelitis (EAE), verändert. Dazu erfolgte<br />
zunächst eine Charakterisierung der Sirt1-<br />
Expressionsmuster im gesunden Mausgehirn zu<br />
verschiedenen Zeitpunkten mittels Immunfl uoreszenz<br />
(IF) und qPCR, gefolgt von in vitro Experimenten<br />
mit Sirt1∆ex4/∆ex4 Zellen und Analyse von<br />
Sirt1∆ex4/∆ex4 Mausembryos. Die Sirt1-Expression<br />
in passiver EAE in C57/B6 Mäusen wurde via qPCR,<br />
IF und Western Blot analysiert. Die Hemmung<br />
von Sirt1 führte in vitro zu einer verminderten<br />
Diff erenzierung von NPCs zu O (↓CNPase). In vivo<br />
zeigte sich eine verminderte Expression von Olig2<br />
in verschiedenen Hirnregionen der Sirt1∆ex4/∆ex4<br />
Mäuse im Stadium E14.5. Im adulten ZNS fand sich<br />
Sirt1 in Stammzellnischen (Nestin, GFAP, PDGFRa)<br />
und A (GFAP), aber vor allem exprimierten Sirt1+<br />
Zellen auch Marker der O (Olig2, SOX 10, MBP). In<br />
der EAE zeigte sich das vermehrt exprimierte Sirt1<br />
auch in speziellen Vorläuferzellen der O (NG2+) des<br />
Kleinhirns. Unsere Daten weisen damit auf eine<br />
Beteiligung von Sirt1 an der Diff erenzierung von<br />
Vorläuferzellen zu reifen O hin.<br />
2<br />
1.4 Das Problem der Willensfreiheit bei<br />
somatoformen Störungen in Anbetracht<br />
aktueller neurobiologischer Befunde<br />
Julia Schreitter von Schwarzenfeld, Wolfgang<br />
Tress<br />
Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und<br />
Psychotherapie<br />
In der präsentierten Arbeit wird der<br />
interdisziplinären, theoretischen Fragestellung<br />
nachgegangen, inwiefern die Freiheit des<br />
Willens eines somatoform erkrankten Menschen<br />
beeinträchtigt sein könnte. Diese Frage ergibt sich aus<br />
der Beobachtung, dass sowohl ätiopathogenetische<br />
Modelle somatoformer Störungen wie auch<br />
(neuro-)philosophische Konzeptionen der<br />
Willensfreiheit durch einen Rekurs auf Theorien<br />
der Aff ektverarbeitung gekennzeichnet sind: Eine<br />
aff ektive Dysregulation kann psychosomatische<br />
Beschwerden begünstigen und ebenso zu<br />
gravierenden Problemen in Entscheidungsprozessen<br />
führen. Da dem Konzept des Aff ekts die bedeutende<br />
Rolle eines Bindeglieds zwischen psychosomatischem<br />
und philosophischem Problem zukommt, wird in<br />
einem ersten propädeutischen Teil ein grundlegendes<br />
Verständnis des Aff ektbegriff s entwickelt.<br />
Nachfolgend werden somatoforme Störungen<br />
defi niert, klassifi ziert und hinsichtlich ätiologischer<br />
Modellvorstellungen beschrieben. Dabei kommt<br />
dem psychodynamischen Konstrukt der Alexithymie<br />
besondere Bedeutung zu, da es auf die aff ektive<br />
Dysregulation <strong>als</strong> Erklärungsmodell somatoformer<br />
Beschwerden abzielt. Der folgende Teil widmet sich<br />
dem philosophischen Problem der Willensfreiheit.<br />
Zunächst werden zentrale Begriff e der Debatte<br />
sowie zeitgenössische Positionen vorgestellt.<br />
Sodann wird der Versuch einer konzeptionellen<br />
Integration aff ekt-theoretisch relevanter Faktoren in<br />
ein Modell der Freiheit des Willens unternommen.<br />
Im abschließenden Teil erfolgt die Synthese der<br />
diskutierten Befunde und Überlegungen. Dabei wird<br />
der Bezug des Problems der Willensfreiheit auf das<br />
Krankheitsbild der somatoformen Störung kritisch<br />
refl ektiert: Wie frei der Wille eines somatoformen<br />
Patienten tatsächlich ist, hängt nicht nur vom<br />
zugrunde gelegten Freiheitsverständnis, sondern auch<br />
von der individuellen Ausprägung der alexithymen<br />
Merkmale bei der betroff enen Person ab, und kann<br />
nicht pauschal beantwortet werden.