2020-10-16 Kulturmagazin
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Unsere Vision war stets, ein Kulturland<br />
Kärnten zu schaffen“, blickt<br />
die ehemalige Kulturpolitikerin<br />
und Geschäftsfrau Monika Kircher<br />
zurück auf die dreijährige Entwicklungsarbeit<br />
der Kärntner Kulturstiftung, die seit<br />
Ende 2019 operativ ist. Eigentlich wollte<br />
die Stiftung ihr hauptsächliches Ziel, nämlich<br />
Kulturschaffende zu fördern, zu vernetzen<br />
und ihnen das Selbstvertrauen für<br />
die Einforderung vonWertschätzung sowie<br />
Entlohnung ihrer Arbeit zu vermitteln,<br />
schon mit einem Fördercall im vergangenen<br />
Frühjahr breitenwirksam ansteuern.<br />
Doch dann kam: das vergangene Frühjahr.<br />
Wie vieles andere haben sich die Vorstellung<br />
des Calls, die Neuformulierung des<br />
Themas „Umbrüche“ und damit die Präsentation<br />
der Kulturstiftung um ein halbes Jahr<br />
nach hinten verschoben. Im September tratenMonika<br />
Kircher sowie die Ko-Initiatoren<br />
Ina MariaLerchbaumer und Adolf Rausch in<br />
Wien bei einer Pressekonferenz gemeinsam<br />
auf, um die österreichweite Geltung der<br />
Initiative zu untermauern. Zeitgleich startete<br />
der erste Themencall, der nun bis<br />
<strong>10</strong>.Dezember läuft.<br />
Großprojekte erwünscht. Die Kulturstiftung<br />
Kärnten beansprucht für sich, und<br />
das ist einigermaßen überraschend, die<br />
erste nicht personen- oder nachlassbezogene<br />
Stiftung ihrer Art bundesweit zu sein.<br />
Das Land Kärnten beteiligte sich mit<br />
50.000 Euro an der Gründung; ob der<br />
Bund mitzahlen wird, ist noch in Abklärung.<br />
Der Löwenanteil der Geldmittel<br />
kommt also vonprivatenFinanciers.<br />
Die großen Ausschreibungen richten sich<br />
an Kulturschaffende mit Wohnsitz inganz<br />
Österreich; die Umsetzung aber soll unbedingt<br />
inKärnten erfolgen. Aus der relativ<br />
hoch angesetzten Mindestfördersumme,<br />
30.000 Euro pro Projekt bei einer anvisierten<br />
Gesamtsumme von 200.000 Euro pro<br />
Durchlauf, ergibt sich ein klares Profil hinsichtlich<br />
Größe und Professionalitätsgrad.<br />
„Wir erhoffen uns Mut und Courage, und<br />
dass Kulturschaffende sich etwas Spezifisches<br />
überlegen, sodass jeder Call klare<br />
Impulse setzen kann“, sagtJulia Malischnig.<br />
Sie ist klassische Gitarristin und Initiatorin<br />
des inMillstatt stattfindenden Festivals „La<br />
guitarra esencial“, außerdem Mitglied des<br />
Kuratoriums, das die zur Förderung emp-<br />
fohlenen Projekte auswählt. „Hier zählen<br />
die künstlerische Qualität, der visionäre<br />
Charakter und die Glaubwürdigkeit im<br />
jeweiligen Zusammenhang“, präzisiert<br />
Malischnig. Die relativ hoch angesetzten<br />
Fördersummen sollen entsprechend ambitionierte<br />
Einreichungen ermöglichen.<br />
„Es geht ganz klar nicht darum, die Politik<br />
aus ihrer Verantwortung zu entlassen“,<br />
sagt Monika Kircher, langjährige Vizebürgermeisterin<br />
von Villach und spätere Vorstandsvorsitzende<br />
der Infineon. Die derzeit<br />
zur Verfügung stehenden 1,5 Millionen<br />
Euro für drei Jahre sollen, so die Hoffnung,<br />
bald gesteigert werden. Um die Attraktivität<br />
für potenzielle Geldgeber zu erhöhen,<br />
sei, so Kircher, eine Überarbeitung des Stiftungsrechts<br />
etwa hinsichtlich der steuerlichen<br />
Absetzbarkeit wünschenswert.<br />
Tipp<br />
„Umbrüche“. Der erste Call<br />
der Kärntner Kulturstiftung<br />
läuft bis <strong>10</strong>. Dezember <strong>2020</strong>.<br />
Proausgewähltem Projekt<br />
werden mindestens 30.000<br />
Euroausgeschüttet,insgesamt<br />
werden 200.000 Euro<br />
vergeben. Projekte sollen in<br />
Kärnten realisiert werden,<br />
mehr auf www.kulturstiftung.at<br />
Als imFrühjahr vielen freiberuflichen Kulturschaffenden<br />
die finanzielle Lebensgrundlage<br />
vorübergehend verloren ging,<br />
schüttete die Stiftung 60.000 Euro über<br />
einen Solidaritätsfonds aus. „Uns war wichtig,<br />
Künstlern eine Möglichkeit zu geben,<br />
sichadäquat zu betätigen“, sagtMonikaKircher.<br />
Das Ergebnis sind zwei CDs, die das<br />
Kärntner Panorama einmal literarisch<br />
(„Koronar“), einmal musikalisch („RecordingsofNow“)<br />
erschließensollen.<br />
Auch hier folgte man den drei Leitbildern<br />
der Kulturstiftung, nämlich „Schätzen, Fördern<br />
und Vernetzen“, wie Kircher mehrmals<br />
betont. „Fördern ist klar, vernetzen<br />
möchten wir etwa mit Symposien und<br />
Informationsveranstaltungen, beim Schätzen<br />
geht es um das Ernstnehmen und die<br />
adäquate Entlohnung“, präzisiert sie und<br />
„Wir erhoffen uns Mutund Courageder Kulturschaffenden,<br />
sodass jeder Call klareImpulse setzt.“<br />
Kärntnerlied. Julia Malischnigs neues Album<br />
„Canti Carinthiae“, via juliamalischnig.com<br />
Wortgewalt. Kärntner Hörtexte „Koronar.Literarische<br />
Nachrichten aus der Herzgegend“.<br />
gibt ein Beispiel: „Niemand würde auf die<br />
Idee kommen, eine Anwaltskanzlei bei<br />
einer Charity-Auktion darum zubitten, ein<br />
Stundenkontingent zu spenden. Dass<br />
Künstlerinnen und Künstler ihre Werke<br />
auktionieren lassen, ist hingegen selbstverständlich.“<br />
Die Bedürfnisse und Ansprüche von freien<br />
Kulturschaffenden decken eine große<br />
Bandbreite ab. „Viele wissen nicht einmal,<br />
welche Förderungen zur Verfügung stehen<br />
würden –oder sie haben nicht die Zeitressourcen<br />
für komplizierte Ansuchen“, sagt<br />
Julia Malischnig, die als Festivalorganisatorin<br />
aus Erfahrung sprechen dürfte. Zielgerichtete<br />
Informationsveranstaltungen sollen<br />
hier Licht ins Dunkel bringen.<br />
Neue Szenen. Wenn die Auswahl der ersten<br />
geförderten Projekte Anfang 2021 feststeht<br />
und es bisspätestens 2022 zur Umsetzung<br />
gekommen ist, wird sich absehen lassen,<br />
wasdie Tätigkeit der Kulturstiftung für<br />
Kärnten wirklich bedeutet. Das Potenzial<br />
ist klar gegeben: Einerseits könnten große<br />
Projekte mit Leuchtturmwirkung ins Land<br />
geholt werden, die ergänzend zum existierenden<br />
Kulturbetrieb und vereinzelten<br />
Sommerirrlichtern bislang unterrepräsentierte<br />
Sparten abdecken. Zum anderen<br />
könnte man so das Entstehen neuer Szenen<br />
ermöglichen, die in der aktuellen Konfiguration<br />
unterrepräsentiert sind. Beides<br />
würde dem Land mittelfristig ein neues<br />
Profil geben. Beider Vorstellung desersten<br />
Themencalls sprühten alle Beteiligten<br />
jedenfalls noch vor Zuversicht. Und das ist<br />
ja schon einmal ein guter Anfang. e<br />
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