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Die Antiken in den Stichen Marcanton's Agostino ... - Warburg Institute

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— 26 —<br />

aus dem ersten Buche der Aeneis geschmückte Blatt stellt als Hauptbild Neptun auf se<strong>in</strong>em Vier-<br />

gespann dar. In der Mitte oben bef<strong>in</strong>det sich vom Thierkreis umgeben die Aussendung des Mercur,<br />

der <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>ken das Kerykeion, mit der Rechten nach unten weisend, im Begriffe steht, dem<br />

Befehle des Zeus zu gehorchen. <strong>Die</strong>ser auf e<strong>in</strong>em vom Adler getragenen Bo<strong>den</strong> sitzend, die<br />

Rechte am Scepter, die L<strong>in</strong>ke mit Blitz im Schoosse, hört auf die l<strong>in</strong>ks mit erhobenen Hän<strong>den</strong><br />

ihn anflehende, bekleidete Venus, an welche sich Amor schmiegt. <strong>Die</strong> Composition ist getreu<br />

e<strong>in</strong>em antiken, geschnittenen Ste<strong>in</strong>e entlehnt, welchen Montfaucon als im Besitze des M. Bourdaloue<br />

publizirt (ant. ex. Suppl. I, XVII) und dessen Darstellung er auf die Tage: Mittwoch, Donnerstag<br />

und Freitag bezieht, im Gegensatze zu <strong>den</strong>en, welche <strong>den</strong> Ste<strong>in</strong> zuerst abgebildet und mit jener<br />

Scene der Aeneis <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gesetzt hatten. Mit <strong>den</strong> früheren Abbildungen me<strong>in</strong>t er wohl die<br />

unsrige und die von Passavant erwähnte, mir unbekannte des Giov. Ant. da Brescia (Raph. d'Urb.<br />

n, S. 577).<br />

14. Venus de<strong>in</strong> Aeneas ersche<strong>in</strong>end. — P. 140. B. 288.<br />

Angeblich nach Francia. An e<strong>in</strong>em Pfeiler vor e<strong>in</strong>em Gebüsch sitzt halb nach rechts gewandt,<br />

mit gesenkten Armen der gewappnete Aeneas und hört <strong>den</strong> Worten der l<strong>in</strong>ks stehen<strong>den</strong>, bekleideten<br />

Gött<strong>in</strong> zu, welche <strong>in</strong> der Rechten e<strong>in</strong>en Pfeil hält und die L<strong>in</strong>ke auf se<strong>in</strong>e Schulter legt. <strong>Die</strong><br />

Composition entspricht im Allgeme<strong>in</strong>en antiken Darstellungen des Mars und der Venus, wie ich<br />

deren e<strong>in</strong>e auf e<strong>in</strong>em Thonrelief bei Campana (op. <strong>in</strong> pl. Tav. CIV) f<strong>in</strong>de. <strong>Die</strong> Gewandung und<br />

die Haltung im E<strong>in</strong>zelnen ist verschie<strong>den</strong>, doch schliesst die gleiche Gruppirung der Figuren an<br />

dem Pfeiler wohl <strong>den</strong> Gedanken e<strong>in</strong>er ganz zufälligen Uebere<strong>in</strong>stimmung aus.<br />

15. Venus das Bad verlassend. — P. 141. B. 297.<br />

Nach Raphael. Wiederholt von Marcanton selbst, von Wierx 1563, von A. Altdorfer (B. 34),<br />

von H. S. Beham (B. 80), von F. C. mit der Marke Dürers und <strong>in</strong> zwei Gemäl<strong>den</strong> im Museum<br />

des Haag und bei Stroganoff. E<strong>in</strong>e Rötheizeichnung <strong>in</strong> Tur<strong>in</strong> erwähnt Rueland (Catalog S. 127)<br />

und bemerkt dabei : apparently for a Venus crouch<strong>in</strong>g, perhaps from the antique. — Venus trocknet<br />

sich <strong>in</strong> gekrümmter Haltung sitzend das mit der l<strong>in</strong>ken Hand gehaltene und über das rechte<br />

Knie gelegte Be<strong>in</strong>, während Amor, die rechte Hand zum Kopf erhoben, <strong>in</strong> der gesenkten L<strong>in</strong>ken<br />

<strong>den</strong> Bogen nach rechts schreitet. <strong>Die</strong> Anregung zu diesem Stiche verdankt der Künstler wohl<br />

dem auf Gemmen und <strong>in</strong> anmuthigen Bronzen auf uns gekommenen, beliebten antiken Typus der<br />

sich beschuhen<strong>den</strong> Aphrodite. Man vergleiche vor Allem die bei<strong>den</strong> <strong>in</strong> Florenz und Neapel<br />

bef<strong>in</strong>dhchen Statuen (Clarac 603, 1327 und 604, 1351), dann die Gruppen von Venus und Amor<br />

bei Vaccarius (I, 61 : <strong>in</strong> aedibus Vallensibus) und im Museum Odescalchum. E<strong>in</strong> im Katalog von<br />

Fisher publicirter, mit L bezeichneter, italienischer Stich : Mars, Venus und Amor benutzt für die<br />

Gött<strong>in</strong> <strong>den</strong>selben Typus.<br />

16. Venus und Amor. — P. 142. B. 311.<br />

Nach e<strong>in</strong>er im Besitze von Frau Grahl <strong>in</strong> Dres<strong>den</strong> bef<strong>in</strong>dlichen Zeichnung Raphaels. E<strong>in</strong>e andere<br />

Silberstiftzeichnung dazu, auf welcher bloss Venus ausgeführt ist, erwähnt Rueland im Besitze des<br />

H. Malcolm Esquire (a. a. O. S. 127. Malcolm Catalog of a coli, of draw. S. 74. N. 190).<br />

Wiederholungen von H. Hopfer B. 24, Jan Episcopius, Gottfried Müller, Landon N. 183 und auf<br />

zwei Gemäl<strong>den</strong> <strong>in</strong> Florenz und im Besitze des Herrn Beck <strong>in</strong> Dessau. <strong>Die</strong> statuarisch aufgefasste,<br />

nackte Venus fasst en face stehend mit bei<strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> <strong>den</strong> l<strong>in</strong>ks auf e<strong>in</strong>er Erhöhung bef<strong>in</strong>dlichen<br />

und nach rechts gewandt an der Mutter sich halten<strong>den</strong> Amor am Kopfe. — J. Episcopius giebt<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Statuenwerke (N. 76) diese Gruppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von Passavant für e<strong>in</strong>e Copie gehaltenen<br />

und mit Poel d (Poelenburg del<strong>in</strong>eavit) bezeichneten Stiche wieder und bemerkt dazu : Venus et<br />

Cupido <strong>in</strong> hortis Abbatis Peretti, ut quidam tradunt. Aus derselben Sammlung br<strong>in</strong>gt er noch<br />

e<strong>in</strong>e Vestal<strong>in</strong> (N. 34). Sollen wir nun e<strong>in</strong>e statuarische Gruppe als Vorbild des Stiches annehmen<br />

oder nicht ? Ich glaube ja. Poelenburg hat e<strong>in</strong>e Reihe von Statuen für Episcopius <strong>in</strong> Rom<br />

gezeichnet, die dieser dann stach. Es ist doch sehr unwahrsche<strong>in</strong>lich anzunehmen, dass der<br />

Zeichner e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Raphael'sche Composition se<strong>in</strong>em Auftraggeber e<strong>in</strong>geschickt habe, ohne<br />

dass deren Abhängigkeit von e<strong>in</strong>em plastischen Werke bekannt gewesen sei. Andrerseits fällt<br />

der Widerspruch zwischen dem „Poel. del" und dem Umstände, dass Poelenburg offenbar <strong>den</strong>

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