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Kulturfenster Nr. 05|2020 - Oktober 2020

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Das Thema<br />

Chorwesen<br />

Herausragende Beispiele<br />

neuerer Kirchenmusik<br />

Erinnerung an den Komponisten Peter Hölzl<br />

Am 25. <strong>Oktober</strong> vor genau zehn Jahren<br />

verstarb in Meran der Komponist, Chorleiter<br />

und Kirchenmusiker Peter Hölzl. <strong>2020</strong><br />

wäre er 100 Jahre alt geworden.<br />

Hölzl, geboren 1920 in Andrian, war<br />

Schüler am Johanneum und lernte dort<br />

Klavier und Orgel bei Adolf Veith. Sein Leben<br />

ist nicht nur Beispiel für die kulturellen<br />

Leistungen in unserem Land, sondern zeigt<br />

auch, wie ein Mensch<br />

mit der Kriegserfahrung<br />

umgeht: Als Zwanzigjähriger,<br />

von 1940 bis 1946,<br />

wurde Hölzl zur Wehrmacht<br />

eingezogen und<br />

kam an die Ostfront, wo<br />

er auch verletzt wurde.<br />

Brief aus dem<br />

Krieg<br />

meinen früheren Versuchen steht, da<br />

ich mich in meiner Soldatenzeit doch<br />

allerhand gewandelt haben muss oder<br />

besser reifer geworden bin, und zwar<br />

wirkte sich diese Reife auf dem Gebiete<br />

der Kunst so aus, dass ich glaubte, dass<br />

mir zum ersten Mal der Unterschied zwischen<br />

Machwerk und wahrer Kunst richtig<br />

klar wurde.“<br />

er Komposition an der Stuttgarter Musikhochschule<br />

studierte. David war Komponist<br />

zahlreicher Chor-, Orgel-, Kammermusikund<br />

Orchesterwerke sowie Oratorien und<br />

Lehrer vieler bekannter Komponisten und<br />

Interpreten. Er ist heute vor allem durch<br />

seine Musik für Orgel bekannt. Hölzl war<br />

bis 1958 Korrepetitor und stellvertretender<br />

Chordirektor an der Staatsoper Stuttgart,<br />

Ein Brief aus dem Nachlass<br />

des Komponisten<br />

aus dieser Zeit, den seine<br />

Tochter, die Künstlerlin<br />

Elisabeth Hölzl, der Tageszeitung<br />

Dolomiten zur<br />

Einsicht vorgelegt hat,<br />

beschreibt in beeindruckender<br />

Weise, wie der<br />

junge Mann den Krieg<br />

erlebt und seine Zeit im<br />

Lazarett beschreibt:<br />

„Etwa drei Wochen nachher kam ich ins<br />

Lazarett. Auch an diese folgenden Wochen<br />

denke ich gerne zurück, zwar nicht<br />

wegen der Langeweile, die uns dort umgab,<br />

sondern wegen der Art und Weise,<br />

mit der ich diese verscheuchen konnte.<br />

Nach dreieinhalbjähriger Unterbrechung<br />

fing ich nämlich wieder an zu komponieren<br />

und es entstand tatsächlich nicht nur<br />

mein umfangreichstes, sondern auch<br />

mein weitaus bestes Werk: ich darf sagen,<br />

dass es in gar keinem Verhältnis zu<br />

Dass die Berufung für den 23-Jährigen<br />

die Musik, die Kunst ist, daran kann auch<br />

der Krieg nichts ändern.<br />

Nach dem Krieg<br />

Nach dem Krieg studierte Hölzl bis 1951<br />

Schulmusik und Orchesterdirektion in<br />

Wien. Geprägt in seinem künstlerischen<br />

Schaffen wurde er aber vor allem vom<br />

bedeutenden österreichischen Komponisten<br />

Johann Nepomuk David, bei dem<br />

bevor er für drei Jahre lang am Bozner<br />

Konservatorium Tonsatz lehrte. Bis zu seiner<br />

Pensionierung im Jahre 1985 war er<br />

als Musiklehrer an der Lehrerbildungsanstalt<br />

„Josef Ferrari“ in Meran tätig.<br />

Von großer Bedeutung für das Südtiroler<br />

Chorwesen und die Musikkultur im Land<br />

war aber auch seine Tätigkeit als Referent<br />

bei Fortbildungsveranstaltungen des Südtiroler<br />

Sängerbunds, aber auch anderer<br />

Musikverbände. Er engagierte sich viele<br />

Jahre lang für die Chorkultur im Musikrat<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 21

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