2020 unternehmen [!] Magazin Ausgabe 74 Oktober 2020
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 74 - Oktober 2020
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11<br />
Family Offices als Immobilieninvestoren<br />
Wie sind FOs bislang investiert und welche Asset-Klassen werden zukünftig stärker nachgefragt<br />
Das Family Office als „Hort der Bündelung<br />
von Fachwissen“ zum langfristigen Erhalt<br />
oder Ausbau privaten Vermögens befasste<br />
sich ursprünglich mit dem Vermögen einer<br />
Familie – das Single Family Office. Da auch<br />
Dritte von diesem Spezialwissen profitieren<br />
wollten und sollten, öffneten sich SFOs mit<br />
der Zeit für weitere Familien und Privatinvestoren<br />
– es entstanden Multi Family<br />
Offices. Diese tragen noch besser der zunehmenden<br />
Komplexität der privaten Vermögensverwaltung<br />
Rechnung: „Gute“ Renditen<br />
bedingen heutzutage zielgerichtete<br />
Auswahl und Risikostreuung.<br />
*Quelle: Catella Market Tracker Family Offices, <strong>2020</strong><br />
Noch 2010 investierten FOs relativ zyklusunabhängig<br />
mit dem Ziel des langfristigen<br />
Vermögenserhalts. In den Folgejahren sank<br />
das Zinsniveau und die Liquidität stieg. Seit<br />
etwa 2015 werden Anlagemöglichkeiten mit<br />
dem Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus<br />
sowie die Einbeziehung bislang nicht im Fokus<br />
stehender Anlagealternativen und die damit<br />
einhergehende Risikostreuung immer „dringender“.<br />
Bei nahezu allen FOs spielt die Anlageklasse<br />
„Immobilien“ eine zentrale Rolle. Tatsächlich<br />
sind hier FOs und vermögende Privatpersonen<br />
nach institutionellen Investoren<br />
(42%)* weltweit die zweitwichtigste Investorengruppe,<br />
noch vor REITs und börsennotierten<br />
Immobiliengesellschaften (zusammen<br />
20%)*.<br />
Ungefähr 2/3 aller FOs haben Immobilien<br />
aus dem Bereich Lebensmitteleinzelhandel<br />
im Portfolio*. Dies aus „historischen“ Gründen:<br />
Der Wandel vom TanteEmmaLaden<br />
zum großflächigen Lebensmitteleinzelhandel<br />
erforderte neue Standorte und neue Gebäudekonzepte.<br />
Die Marktteilnehmer selbst –<br />
Vollsortimenter wie Discounter – entwickeln<br />
und bauen beliebig reproduzierbare GebäudeLayouts<br />
mit entsprechender Kostensicherheit.<br />
Um die Liquidität für die Expansion<br />
vorzuhalten, wird der Standort mittels langfristiger<br />
Mietverträge gesichert.<br />
Zudem steht die Mieterbonität außer Frage<br />
– kurz: die optimalen Voraussetzungen für ein<br />
langfristiges und sicheres Invest. Und das<br />
ohne Spezialwissen seitens des Investors.<br />
Dieses „Verfahren“ gipfelte in der Tatsache,<br />
dass bei passendem Grundstück mit entsprechendem<br />
Baurecht nicht nur die Mietinteressenten,<br />
sondern auch die finanzierungswilligen<br />
Banken „Schlange standen“.<br />
Die nachfolgenden Entwicklungen – z. B. im<br />
DiscounterBereich von 400 m² über 800 m²<br />
zu heute 1.200 m² und mehr Verkaufsfläche –<br />
begleitete allerdings nur der erfolgreich,<br />
der sich im Laufe der Jahre eigenes, unabhängiges<br />
know how aufgebaut hat. Diese geradezu<br />
erzwungenen Professionalisierung<br />
des eigenen ImmobilienInvestmentManagements<br />
ist mit ursächlich für das Entstehen<br />
ent sprechender FOs.<br />
Heute – zumindest bis Corona – beliebteste<br />
AssetKlasse ist die Büroimmobilie. Aktuell<br />
bemerken wir eine Unsicherheit bzgl. der zukünftigen<br />
Flächenanforderungen einzelner<br />
Nutzer – homeoffice funktioniert, aber wie<br />
viel homeoffice funktioniert noch? Folge ist<br />
ein „NachfrageStopp“. Auf Sicht wird dies die<br />
generelle Attraktivität dieser AssetKlasse für<br />
Anleger kaum beeinträchtigen – im Gegenteil:<br />
starre, unflexible Bestandsimmobilien werden<br />
verlieren, Objekte, die z. B. aufgrund einer<br />
variablen Grundrissgestaltung Raum für unterschiedliche<br />
Bürokonzepte bieten, so dass<br />
damit z. B. auch Abstandsregeln umgesetzt<br />
werden können, werden gewinnen.<br />
Knapp hinter ‚Büro‘ liegt ‚Wohnen‘. Die<br />
größte Nachfragesteigerung von derzeit 22%<br />
auf 62% innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />
wird für Sozialimmobilien vorhergesagt*. Sozialimmobilien<br />
sind Gesundheits, Seniorenund<br />
Betreuungsimmobilien. Zu letzteren zählen<br />
z. B. Kindergärten, Kinder und Jugendheime<br />
sowie ‚geschütztes Wohnen‘. Getrieben<br />
wird diese Steigerung von der demografischen<br />
Entwicklung sowie der psychosozialen<br />
Veränderungen unserer Gesellschaft. Und<br />
Beides ist zudem konjunkturunabhängig!<br />
Auch die Nachfrage nach Hotels sowie<br />
Sonder formen des Wohnens wie etwa<br />
MikroApartments, betreutes und studentisches<br />
sowie ServiceWohnen wird steigen,<br />
wenngleich nicht so sehr wie bei vorgenannten<br />
Sozialimmobilien.<br />
Schon vor Corona stand eine AssetKlasse<br />
als Verlierer fest: der klassische, d. h. stationäre,<br />
Einzelhandel. Hier stehen aufgrund des zunehmendem<br />
OnlineHandeln mittlerweile<br />
auch größere Verkaufsflächen „im Feuer“. Corona<br />
beschleunigt diese Entwicklung nur.<br />
Zukünftig werden also deutlich mehr Immobilieninvestments<br />
als bisher nachgefragt<br />
werden. Die im Bürobereich coronabedingt<br />
eintretende vorübergehende Nachfrageabschwächung<br />
sollte durch die stark zunehmende<br />
Nachfrage nach Sozialimmobilien<br />
mehr als kompensiert werden.<br />
Laut Michael Wägerle, Geschäftsführer bei<br />
Objekta, wird die bereits deutlich spürbare<br />
Nachfragebelebung bei Sozialimmobilien und<br />
besonderen Formen des Wohnens zu weiter<br />
steigenden Preisen in diesen AssetKlassen<br />
führen und damit zu weiter sinkenden Renditen.<br />
www.objekta-realestate.de