2020 unternehmen [!] Magazin Ausgabe 74 Oktober 2020
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 74 - Oktober 2020
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TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
In 141 Jahren immer wieder neue Geschäftsfelder erschlossen<br />
Die Honold-Gruppe aus Neu-Ulm unterhält derzeit bundesweit 24 Standorte.<br />
Als Königlich Bayrisches Rollfuhr<strong>unternehmen</strong><br />
startete die Honold-Gruppe. Dieses<br />
transportierte Möbel und handelte mit Kohle.<br />
141 Jahre und ein paar Metarmophosen<br />
später gehört das Familien<strong>unternehmen</strong> zu<br />
den führenden Logistik<strong>unternehmen</strong> in Süddeutschland,<br />
das die Produktion von Flugzeugherstellern<br />
und Autozulieferern passgenau<br />
mit Produktionsteilen bestückt, das Logistikzentren<br />
für die Pharmaindustrie sowie<br />
Konsumgüterhersteller betreibt und<br />
Logistik immobilien entwickelt, baut und betreibt.<br />
Zur DNA des Unternehmens gehört<br />
es, innovative Lösungen umzusetzen. So ist<br />
Honold Gründungsmitglied des Deutschen<br />
Paketdienstes und des Night Star Expresses.<br />
Der Umsatz des Neu-Ulmer Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
kletterte 2019 um 9 Prozent auf<br />
246 Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis,<br />
das Honold nicht beziffert, erhöhte sich erneut<br />
um mehr als 15 Prozent. Das Unternehmen<br />
schloss 2019 einen unprofitablen<br />
Standort. In der Folge sank die Zahl der Beschäftigten<br />
auf 1340. Honold hat eine vergleichsweise<br />
kleine eigene Flotte und arbeitet<br />
mit selbstständigen Lkw-Fahrern zusammen.<br />
Auf Rückgänge stellt sich die Gruppe in<br />
der Reifen-, Metall- und Luftfahrt-Logistik<br />
ein. Wachstum erwartet Honold im Pharmaund<br />
Consumer-Geschäft. Honold ist an 24<br />
Standorten vertreten mit einer Fläche von<br />
mehr als 750 000 Quadratmetern.<br />
Wir wollen<br />
verstärkt<br />
strategische<br />
Partnerschaften<br />
eingehen.<br />
Mit welchem Erfolg?<br />
Das hat lange gut funktioniert. Wir haben viel gebaut<br />
und einen großen Teil unseres Ertrags in die<br />
Immobilien investiert. Diese sind nachhaltig. Denn<br />
sie überdauern vieles. Allerdings hat das Geschäftsmodell<br />
seinen Höhepunkt überschritten.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Es gibt inzwischen zu viele Anbieter, die Margen<br />
sind zu niedrig. Aber das Geschäft lohnt sich dennoch,<br />
wenn man eigene Grundstücke hat oder viel<br />
Eigenkapital einsetzen will. Zudem hilft es uns auch,<br />
schwierige Zeiten zu überstehen. Wir zahlen uns<br />
selbst Miete. Aber das müssten wir ja nicht, wenn<br />
es an irgendeiner Stelle eng wird.<br />
Wie funktionieren solche Geschäfte konkret?<br />
Ganz aktuell bauen wir in Neu-Ulm ein 20.000 Quadratmeter<br />
großes Logistikzentrum. Ankermieter<br />
wird der schwedische Husqvarna-Konzern, zu dem<br />
auch Gardena gehört. Ohne die Immobilie hätten<br />
wir den Auftrag nicht bekommen. Derzeit bekommt<br />
in der Branche nur der den Auftrag, der auch die<br />
Fläche hat. Die Zusammenarbeit für Husquarna ist<br />
für uns ein Dreiklang: Wir stellen die Immobilie,<br />
machen die Logistik und die Transporte.<br />
Gibt es einen Haken?<br />
Es gibt in jedem der drei Segmente gute Wettbewerber.<br />
Wir müssen uns auch entscheiden in welchem<br />
Segment wir Kapital einsetzen und wir benötigen<br />
viel Liquidität. Bisher haben wir diese Immobilien-Projekte<br />
so finanziert, dass wir weitgehend<br />
unabhängig von Banken sind. Das Modell ist<br />
natürlich endlich. Irgendwann geht einem das Eigenkapital<br />
aus oder die Risiken werden sehr hoch.<br />
Je kürzer die Mietlaufzeiten und je geringer die Rendite,<br />
umso mehr Liquidität müssen wir einsetzen,<br />
um nicht abhängig von Banken zu werden, wenn<br />
die Zusammenarbeit mit dem Kunden endet.<br />
Woran liegt es, dass auch branchenfremde Anbieter<br />
auf diesen Markt strömen?<br />
Es gibt viel Geld auf dem Markt und Menschen, die<br />
Anlagemöglichkeiten suchen. Für diese Investoren<br />
ist Rendite ein nachrangiges Thema. Was früher in<br />
Einkaufszentren oder ähnliche Projekte investiert<br />
wurde, fließt heute in Logistikimmobilien. Das billige<br />
Geld zerstört ein Stück weit das Geschäftsmodell<br />
des Mittelstandes in der Logistik.<br />
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?<br />
Wir haben aktuell 1340 Mitarbeiter und wollen in<br />
allen drei Segmenten profitabel wachsen. Wir wollen<br />
von der Krise profitieren. Eine grundsätzliche<br />
Vorstellung, wie wir das tun werden, haben wir<br />
schon. Zu den Möglichkeiten gehört auch, unsere<br />
Kompetenzen durch Firmenkäufe zu erweitern und