LERNEN MIT ZUKUNFT Juni 2020
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information & lernen<br />
Kreativität ist gefragt:<br />
Lernen in Coronazeiten<br />
WAS LEHRT UNS DIESE ZEIT FÜR ZUKÜNFTIGE<br />
LERNSTRATEGIEN?<br />
DI Roswitha Wurm<br />
Dipl. Lerndidaktikerin<br />
Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />
Kinderbuchautorin<br />
Interaktive Lesungen<br />
an Schulen buchbar unter:<br />
www.lesenmitkindern.at<br />
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com<br />
4 | JUNI <strong>2020</strong><br />
Corona – hat unser Leben auf den<br />
Kopf gestellt. Ganz besonders für<br />
Schüler, Lehrer und speziell auch für<br />
Eltern:<br />
Denn geschlossene Schulen bedeuten keinesfalls<br />
Ferien, vielmehr findet der Unterricht<br />
zuhause statt. Digitaler Unterricht ist<br />
das Ideal, doch in der Praxis funktioniert das<br />
längst nicht überall.<br />
LERNHINDERNISSE<br />
Die Hindernisse sind vielfältig: Nicht alle<br />
Kinder haben Zugang zu digitalen Endgeräten<br />
und dem Internet, viele Lehrer sind mit<br />
der Unterrichtsvorbereitung und digitaler<br />
Vernetzung überfordert – von Eltern, die<br />
selbst im Homeoffice arbeiten müssen, ganz<br />
zu schweigen. Kinder, die von Zuhause<br />
wenig bis keine Unterstützung bekommen,<br />
bleiben in diesen Zeiten meist auf<br />
der Strecke. Das gilt besonders für die<br />
jüngeren.<br />
<strong>ZUKUNFT</strong>SWEISENDE LERNTIPPS<br />
Als Lerntrainerin (speziell für SchülerInnen<br />
mit Teilleistungsschwächen) haben mir das<br />
Online-Training und das Präsenztraining<br />
einige interessante Informationen geliefert.<br />
Auch schon sehr junge Kinder können gut<br />
mit Online Training umgehen. Sie lernen in<br />
den Onlinestunden konzentrierter und effektiver,<br />
ermüden aber rascher. Das heißt,<br />
wir können in kürzeren Einheiten mehr<br />
schaffen. Auch für mich als Lerntrainerin<br />
und auch für die Lehrer ist der Onlineunterricht<br />
aufwändiger in der Vorbereitung, da<br />
Arbeitsblätter vorab per Mail versandt oder<br />
hochgeladen werden müssen.<br />
Die SchülerInnen ersparen sich Zeit durch<br />
den entfallenden Anfahrtsweg, können<br />
länger ausruhen/ausschlafen und wirken<br />
entspannter und aufnahmebereiter.<br />
SELBST SIND DIE SCHÜLER<br />
Grundsätzlich erfordern Online-Unterricht und<br />
Home-Schooling auch mehr Eigeninitiative<br />
von den SchülerInnen. Stoffgebiete müssen<br />
selbst erarbeitet oder vertieft werden. Dies ist<br />
ein Schritt weg von einem Konsumverhalten<br />
beim Lernen hin zu dem, was Lernen eigentlich<br />
bedeutet: Das Aneignen von Wissen und<br />
Fähigkeiten zum eigenen Gebrauch. Gerade<br />
für ältere SchülerInnen ist dies eine wichtige<br />
und gute Erfahrung in dieser herausfordernden<br />
Zeit.<br />
ERNÄHRUNG UND BEWEGUNG<br />
Homeschooler tendieren dazu sich zu wenig<br />
zu bewegen. Andererseits werden ohnehin<br />
viele Kinder mit dem Auto zur Schule und<br />
wieder zurückgefahren und bewegen sich<br />
auch während eines normalen Schuljahres<br />
zu wenig. Zuhause können Eltern besser<br />
auf gesunde und ausgewogene Ernährung<br />
achten. Für ein erfolgreiches Lernen sind<br />
sowohl Bewegung als auch die Versorgung<br />
mit ausreichend Nährstoffen unerlässlich. Das<br />
darf auch in Zukunft beachtet werden.<br />
PÄDAGOGE SEIN<br />
Ursprünglich waren paidagogos (griech.)<br />
Männer, die Schüler aus reichem Haus in die<br />
Schule – zum Lernen - und wieder zurückbegleiteten.<br />
Genau das sollte unsere Hauptaufgabe<br />
als Lehrer und Eltern in dieser schwierigen<br />
Zeit auch sein: Kindern Grundlagen<br />
zu vermitteln und dann als unterstützende<br />
Begleiter beim Lernen, die den Kindern helfen<br />
so manches selbst zu tun. Diesen tiefen Sinn<br />
des erfolgreichen Lernens dürfen wir mitnehmen<br />
in Zeiten, in denen unser Schulalltag<br />
hoffentlich wieder annähernd so sein wird<br />
wie vor „Corona“.