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LERNEN MIT ZUKUNFT Juni 2020

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information & nachhaltigkeit<br />

Food 4 future – Teil 4:<br />

Wer die Saat hat, hat das Glück<br />

RADIESCHEN, BLATTSALATE, FRISCHE KRÄUTER UND MONATSERDBEEREN<br />

ERNTEN<br />

Mag. a Julia<br />

Geißler-Katzmann/<br />

selbstständige<br />

Ernährungswissenschafterin<br />

& Kinesiologin nach Dr. med.<br />

Klinghardt<br />

www.julika.at<br />

Vorträge und Workshops<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.julika.at<br />

Vom Sammeln zum Anbau<br />

Saat- und Pflanzgut ist die<br />

Grundlage unserer Nahrung und<br />

der menschlichen Entwicklungsgeschichte.<br />

So wurde aus der Jäger- und<br />

Sammlergesellschaft die Garten- und<br />

Ackerbaukultur (vor ca. 12.000-10.000<br />

Jahren) geschaffen. Die Menschen<br />

wurden aufgrund des Ackerbaus und des<br />

Wissens rund um die Saatgutvermehrung<br />

sesshaft und haben begonnen Vieh zu<br />

halten. Der ewige Kreislauf der Natur und<br />

DIE Basis für ein gut funktionierendes Ökosystem wurde geschaffen.<br />

Von rund 3.000 Nahrungspflanzen sind circa 250 Kulturarten<br />

bekannt. Doch nur 20 Kulturarten tragen zu 90% der menschlichen<br />

Ernährung bei. Nur drei kultivierte Arten und das sind Weizen, Reis<br />

und Mais machen bis zu 50% der globalen Ernährung aus!<br />

In den letzten hundert Jahren hat ein dramatischer Verlust an<br />

Kulturarten und -sorten stattgefunden. So spricht die FAO (Food<br />

and Agriculture Organisation) von 75% der ehemals vorhandenen<br />

landwirtschaftlichen Vielfalt, die seit 1900 verloren gegangen ist.<br />

EINFALT BIRGT GEFAHREN<br />

Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass ein Mangel an Vielfalt<br />

verheerende Folgen nach sich ziehen kann. Denkt man an die<br />

Hungerkatastrophe in Irland (um 1845), die durch die unaufhaltsame<br />

Kartoffelseuche ausgelöst wurde. So starben rund 2 Millionen Iren.<br />

Die Ursache war vor allem die, dass die damaligen, irischen Kartoffelsorten<br />

alle hochgradig verwandt waren und daher in ihrer genetischen<br />

Einfachheit nicht resistent gegenüber der Pflanzenseuche.<br />

SORTENVIELFALT ERHALTEN – JETZT!<br />

Eine genetische Vielfalt bringt stabilere Systeme, bessere Anpassung<br />

an Klimaschwankungen und Bodenbeschaffenheit und sie ist resistenter<br />

gegen Krankheiten.<br />

Nicht zuletzt ist es mir aus ernährungsphysiologischer Sicht wichtig,<br />

dass auch eine Vielfalt an Inhaltsstoffe eine positive Auswirkung auf<br />

unsere Zell-Gesundheit hat. Zudem werden<br />

viele Formen, Farben und unterschiedliche<br />

Geschmäcker auf den Teller gezaubert,<br />

was die Lust auf gutes, frisches und selbst<br />

zubereitetes Essen steigert und einfach Spaß<br />

macht!<br />

BIODIVERSITÄT IST DEMOKRATIE<br />

Vandana Shiva (indische Wissenschafterin<br />

und Trägerin des „alternativen Nobelpreises“)<br />

spricht davon, dass die Vielfalt Demokratie<br />

und Frieden stiftet. Sie nennt das<br />

Beispiel, wie Indiens Wissenschafter*innen<br />

in der Natur ihr Lernfeld finden. In den Wald<br />

geht man um zu lernen und zwar: das Recht<br />

auf Gleichberechtigung. Dort findet man<br />

große Bäume, sowie kleine Kräuter und jeder<br />

hat seine Daseinsberechtigung, egal ob<br />

die Unterschiede in Größe, Form und Farbe<br />

vorhanden sind. Alle haben das gleiche<br />

Recht zu existieren. Und wenn man durch<br />

diese Artenvielfalt Demokratie erfährt und<br />

lernt, dann schafft man die Bedingungen<br />

und die Grundlage für Frieden!<br />

Dieser Vergleich hat mich sehr berührt,<br />

wenn wir es schaffen das unseren Kindern<br />

auf den Weg mitzugeben, dann haben wir<br />

viel erreicht!<br />

DIE <strong>ZUKUNFT</strong> DES ESSENS IS(S)T VIEL-<br />

FÄLTIG<br />

Lassen wir uns alte Sorten wieder schmecken,<br />

holen wir uns eine Vielfalt an Pflanzen<br />

in unsere Gärten, auf unsere Balkone und in<br />

unsere Küchen.<br />

Wie mundet ein „Malabarspinat“, wie<br />

schmeckt die „Ochsenherz-Tomate“?<br />

Bringen wir eine Vielfalt an Geschmack auf<br />

unseren Gaumen zurück!<br />

Denn je bunter unser Teller ist, desto mehr<br />

Nährstoffe erhält unser Körper.<br />

24 | JUNI <strong>2020</strong>

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