Stahlreport 2020.11
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75. Jahrgang | November 2020<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel, Produktion und Verarbeitung<br />
11<br />
20<br />
Die Container-Revolution | S.18<br />
Wie eine Technologie aus Deutschland die<br />
Hafenlogistik verändert<br />
RWI-Konjunkturbericht | S.40<br />
Die Lage am Stahlmarkt<br />
Total zentral | S.8<br />
Neues Lotter-Biegezentrum in Frankfurt a.M.
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das „jüngste Gericht“ ist uns allen bekannt, die Wikinger nannten ihn Ragnarök: den<br />
Weltuntergang. Während sich die kriegerischen Nordmänner das letzte Geschehen als<br />
eine Art netflixgeeignete epische Schlacht vorstellten und auch in der christlichen<br />
Vorstellung vier schreckliche Reiter die Apokalypse über die Welt bringen, ist die<br />
wissenschaftliche Betrachtung der ganzen Sache heute nüchterner: Aber sicher, die<br />
Welt endet – in etwa drei Milliarden Jahren, wenn die Sonne langsam an Leuchtkraft<br />
zunimmt, ist es soweit. Falls nicht vorher ein Mega-Meteorit einschlägt, ein schwarzes<br />
Loch sich in unserer Nähe auftut oder Aliens mit böser Absicht und genug Feuerkraft<br />
auftauchen. Solange das also nicht der Fall ist, kann man davon ausgehen, dass es<br />
erstmal weitergeht.<br />
Sieht man sich derzeit die globalen Entwicklungen an – klimatechnisch, global -<br />
politisch, konjunkturell – kann man, von den Medien befeuert, jedoch fast zu dem<br />
Schluss kommen, dass es nun tatsächlich soweit ist. Die wieder um sich greifende<br />
Pandemie tut ein Übriges.<br />
Es stimmt, die Zeichen stehen nicht gerade auf ein entspanntes Weiterso. Aber das<br />
Ende zu besingen hat noch nie etwas genützt. Es geht eben weiter und es geht besser<br />
weiter, wenn man dabei ein paar Dinge plant, einkalkuliert und versucht, möglichst<br />
gut zu machen (ein schöner Nebeneffekt ist dabei übrigens der Motivationsgewinn,<br />
den das Zukunftplanen zuverlässig abwirft). Und wie lautet nochmal der dritte<br />
Paragraph des Kölschen Grundgesetzes? Et hätt noch immer jot jejange.<br />
Wie Unternehmen des Stahlhandels und verwandter Branchen trotz großer<br />
Herausforderungen weitermachen, planen, und Erfolge verbuchen – dafür finden Sie<br />
wieder einige Beispiele in dieser <strong>Stahlreport</strong>-Ausgabe. Die SMS group beispielsweise,<br />
einer der Top-Maschinen- und Anlagenbauer für die Stahlproduktion weltweit, hat in<br />
den letzten Jahren unter der Entwicklung der Stahlindustrie gelitten – und daran<br />
gearbeitet, sich mit neuen Geschäftsfeldern selbst eine Perspektive zu geben. Eines<br />
der Ergebnisse, ein Hochregallager für Container, könnte die Hafenlogistik<br />
revolutionieren (S. 18). Zwar keine Revolution, aber einen wichtigen Schritt in<br />
Richtung nachhaltiges Bauen mit Stahl hat Sülzle Stahlpartner möglich gemacht: Als<br />
erster Bewehrungs stahlhändler in Deutschland liefert das Unternehmen „grünen“<br />
Stahl (S. 12). Und auch der BDS plant in die Zukunft: Unter anderem mit dem online<br />
veranstalteten DigiDay im Januar 2021 (S. 39). Save the Date!<br />
Wie immer viel Informationsgewinn und Vergnügen beim Lesen wünscht<br />
Markus Huneke<br />
Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
3
Inhalt <strong>Stahlreport</strong> 11 2020<br />
18<br />
Ein Hochregallager für Container<br />
Wie eine Technologie aus Deutschland<br />
die Hafenlogistik revolutioniert<br />
Die Seefrachter werden immer größer – und transportieren immer mehr mehr<br />
Waren und Güter pro Fahrt. Die Hafenlogistik hinkt der Entwicklung jedoch<br />
hinterher. Engpass sind Lagerung und Handling der Container-Boxen. Effiziente<br />
Abhilfe schafft ein System des Anlagenherstellers SMS group (ab S.18).<br />
Die Lage am Stahlmarkt<br />
RWI-Konjunkturbericht<br />
40<br />
Die akute Corona-Krise ist überwunden, strukturelle Probleme<br />
aber bleiben: So bilanziert der RWI-Konjunkturbericht die Lage<br />
am Stahlmarkt. Während China gestärkt aus der Pandemie<br />
hervorgeht, rechnet das Forschungsinstitut hierzulande damit,<br />
dass der Rückgang auch 2021 nicht vollständig aufgeholt wird.<br />
Der ausführliche Bericht ab S. 40.<br />
Total zentral<br />
8<br />
Neues Lotter-Biegezentrum<br />
in Frankfurt a.M.<br />
Kundennähe ist ein entscheidender Faktor<br />
im Handel. Für die Gebr. Lotter KG bot der<br />
ehemalige Standort der Knauf Interfer im<br />
Frankfurter Westhafen daher eine einmalige<br />
Gelegenheit. Mit dem neuen Biegezentrum<br />
können Kunden im Rhein-Main-Gebiet nun<br />
noch schneller bedient werden (ab S.8).<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
PERSÖNLICHES<br />
6 Kurznachrichten<br />
STAHLHANDEL<br />
8 Lotter – Neues Biegezentrum in Frankfurt a. M.<br />
10 SchwarzwaldEisen baut Kundennähe aus<br />
12 Sülzle – Erster klimaneutraler Bewehrungsstahlhändler<br />
16 Jebens – Höchste Qualität für Exzenterantriebe<br />
17 Vanilla Steel – Neue Auktionsplattform für überschüssigen Stahl<br />
STAHLVERARBEITUNG<br />
18 SMS Group – Hochregallager für Container revolutioniert Hafenlogistik<br />
22 Uhl – Gute Auftragslage im Jubiläumsjahr<br />
24 Trumpf eröffnet weitere Smart Factoy<br />
STAHLPRODUKTION<br />
26 Ugitech – Mit Betonstahl Korrosionen verhindern<br />
28<br />
Das Säge-Kraftpaket<br />
Schwere Werkstücke<br />
komfortabel trennen<br />
Die ganz dicken Dinger: Genau<br />
dafür eignet sich das Kraftpaket<br />
KASTObbs, eine Block- und<br />
Plattenbandsäge für die<br />
Schwerindustrie. Je nach<br />
Ausführung können Werkstücke<br />
mit Schnitthöhen bis 2.000 mm<br />
mit maximalen Tischlängen bis<br />
14.000 mm und einem Gewicht<br />
von 64 t bearbeitet werden. Wie<br />
komfortabel das geht lesen Sie<br />
ab S.28.<br />
ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />
28 Kasto – Kraftpaket für große und schwere Werkstücke<br />
30 Boschert – Individuelle XL-Tafelschere für Metallverarbeiter<br />
32 transfluid – Rohre spanlos trennen<br />
BDS-RESEARCH<br />
36 Beständiges Auf und Ab<br />
BDS-BERUFSBILDUNG<br />
38 Hybrid-Tagung „Aus Bildung wird Zukunft”<br />
BDS-KOMMUNIKATION<br />
39 Safe the date: DigiDay 2021<br />
MESSEN UND MÄRKTE<br />
40 RWI-Konjunkturbericht – die Lage am Stahlmarkt<br />
44 Termine<br />
45 Messekalender<br />
WISSENSWERTES<br />
46 Buchtipps, Merkblätter und mehr<br />
LIFESTEEL<br />
48 Cooler Kumpel – thyssenkrupp Steel gründet Modelabel<br />
50 Das Stahlwerk – Spannender Duisburg-Krimi<br />
50 Impressum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
5
Persönliches<br />
Kurznachrichten<br />
Damstahl<br />
Dennis Dyck<br />
ist seit 1. November als Verkaufsleiter bei der<br />
Damstahl GmbH tätig. Das meldete das Fachjournal<br />
Focus Rostfrei. Der zuletzt für thyssenkrupp<br />
Schulte aktive Vertriebsspezialist könne<br />
auf eine lange Erfahrung in der Branche<br />
bauen. Das Unternehmen freue sich, mit ihm<br />
gemeinsam über den Tellerrand zu blicken<br />
und sich und seine Services für die Zukunft zu<br />
rüsten.<br />
BDB Bundesverband Deutscher<br />
baustoff-Fachhandel<br />
Katharina Metzger<br />
ist neue Präsidentin des Bundesverbandes<br />
Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Sie<br />
tritt die Nachfolge von Stefan Thurn an, der im<br />
August verstorben war. Metzger war zuvor<br />
bereits drei Jahre lang Vizepräsidentin des<br />
BDB. Dessen Satzung sah nach dem Tod<br />
Thurns eine direkte Nachfolge aus der Reihe<br />
der Vizepräsidenten vor.<br />
Mit Katharina Metzger übernimmt erstmalig in<br />
der über 117-jährigen Verbandsgeschichte<br />
eine Frau das Ruder beim Deutschen Baustoff-Fachhandel.<br />
Die Dortmunderin führt als<br />
geschäftsführende Gesellschafterin die Metzger-Gruppe<br />
in der zweiten Generation. Sie ist<br />
seit drei Jahren Vorsitzende des Vereins „WIR<br />
für Ausbau und Trockenbau“ – eine Organisation,<br />
die sich die Förderung der Trockenbauweise<br />
in Deutschland auf die Fahnen<br />
geschrieben hat. Überregional bekannt ist<br />
Katharina Metzger auch durch ihre langjährige<br />
Funktion als Sprecherin der Eurobaustoff-<br />
Fachgruppe „Trockenbau“. Katharina Metzger<br />
unterstrich in einer ersten Stellungnahme als<br />
neue BDB-Präsidentin,<br />
dass der Verband<br />
in der Corona-Zeit<br />
vor neuen Herausforderungen<br />
stehe.<br />
Auch der Organisationsprozess<br />
im BDB<br />
müsse weitergeführt<br />
werden. In seiner<br />
zwölfjährigen Präsidentschaft<br />
hatte Stefan Thurn bereits mit der<br />
Reorganisation der Landesverbände zum Bundesverband<br />
einen wichtigen Schritt gemacht.<br />
Mit dem Umzug nach Berlin startete Thurn<br />
dann eine grundlegende Neuausrichtung und<br />
setzte vermehrt politische Akzente – insbesondere<br />
mit den Themen Wohnungsbau,<br />
Wohneigentumsförderung und Insolvenzanfechtung.<br />
An diese für die berufsständische<br />
Bild: Katharina Metzger<br />
SCHÄFER WERKE-Gruppe<br />
Management erweitert<br />
Seit 1. Oktober 2020 wird die Unternehmensgruppe<br />
Schäfer Werke neben dem<br />
geschäftsführenden Gesellschafter und<br />
Unternehmensgründer Theo Schäfer<br />
zukünftig von Marcus Düber, Michael<br />
Mockenhaupt und Guido Klinkhammer<br />
geleitet. Mit dem Management-Team gehe<br />
die Gruppe, bestehend aus EMW Stahl-<br />
Service-Center, SCHÄFER Lochbleche,<br />
SCHÄFER IT-Systems, SCHÄFER Container<br />
Systems und VIZUU sowie den zentralen<br />
Verwaltungsbereichen, neue Wege. Man<br />
lege die Geschicke der Unternehmensgruppe<br />
in die Hände von vier erfahrenen<br />
Führungskräften mit unterschiedlichen<br />
Stärken und Aufgabenschwerpunkten. Als<br />
ausgewiesene Experten sei das Management-Team<br />
die ideale Besetzung in Zeiten<br />
eines herausfordernden Marktumfeldes,<br />
so Theo Schäfer, geschäftsführender<br />
Gesellschafter.<br />
Marcus Düber verantwortet seit 1. Oktober<br />
2020 als kaufmännischer Geschäftsführer<br />
die Verwaltungsbereiche der Schäfer<br />
Werke-Gruppe. Der diplomierte<br />
Betriebswirt ist innerhalb der Unternehmensgruppe<br />
schon seit September 2016<br />
als kaufmännischer Leiter bei der tschechischen<br />
Tochtergesellschaft SCHÄFER<br />
Sudex tätig und verantwortet seit Oktober<br />
2018 die Ressorts Finanzen und Controlling.<br />
Bild: Schäfer Werke-Gruppe<br />
Geschäftsführer Schäfer Werke-Gruppe: Marcus Düber, Guido Klinkhammer, Theo Schäfer,<br />
Michael Mockenhaupt (v. l. n. r.)<br />
Michael Mockenhaupt führt bereits seit<br />
November 2013 erfolgreich die Geschäfte<br />
des EMW Stahl-Service-Centers. Als<br />
Geschäftsführer verantwortet der diplomierte<br />
Kaufmann nun zusätzlich den<br />
Geschäftsbereich SCHÄFER Lochbleche.<br />
Guido Klinkhammer wechselte zum 1. Oktober<br />
2020 als Geschäftsführer die Chef-<br />
Etage vom D.S.I. Getränkearmaturen-Hersteller<br />
zu seinem ehemaligen Arbeitgeber<br />
Schäfer Werke. In seinem Verantwortungsbereich<br />
befinden sich nun Schäfer Werke,<br />
SCHÄFER Container Systems, SCHÄFER IT-<br />
Systems, VIZUU, die Auslandsgesellschaften<br />
SCHÄFER Sudex und SCHÄFER Container<br />
Systems North America. Einen<br />
Arbeitsschwerpunkt sieht der studierte<br />
Manager in dem weiteren Ausbau der Digitalisierungsprojekte<br />
der Unternehmensgruppe<br />
sowie dem strategischen Innovations-<br />
und Produktmanagement. „Wir<br />
stehen im Rahmen des digitalen und wirtschaftlichen<br />
Wandels vor spannenden<br />
Chancen, denen wir gemeinsam sehr positiv<br />
entgegensehen“, erklärt Guido Klinkhammer,<br />
Geschäftsführer Schäfer Werke-<br />
Gruppe.<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Interessenvertretung wichtige politische<br />
Arbeit will Katharina Metzger anknüpfen.<br />
voestalpine AG<br />
Hubert Zajicek<br />
Mitglied des Vorstandes der voestalpine AG<br />
und Leiter der Steel Division, wurde im Rahmen<br />
der diesjährigen Hauptversammlung in<br />
das Executive Committee der World Steel<br />
Association gewählt. Zajicek ist damit einer<br />
der beiden europäischen Repräsentanten im<br />
Vorstand des Weltstahlverbandes („World<br />
Steel Association –worldsteel“), der zu den<br />
weltweit größten Branchenverbänden zählt.<br />
Der Verband wurde 1967 als „International<br />
Iron and Steel Institute (IISI)“ gegründet. Seit<br />
2008 firmiert er als „World Steel Association<br />
– worldsteel“. Die<br />
Non-Profit-Organisation<br />
hat ihren Hauptsitz<br />
in Brüssel und<br />
einen weiteren in<br />
Peking. Verbandsmitglieder<br />
sind rund 170<br />
Stahlproduzenten,<br />
nationale und regionale<br />
Stahlvereinigungen<br />
sowie einschlägige<br />
Forschungsinstitute. worldsteel vertritt<br />
insgesamt etwa 85 % der weltweiten Stahlproduktion.<br />
Sie ist damit einer der größten Branchenverbände<br />
der Welt.<br />
Salzgitter AG<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Heinz Jörg Fuhrmann<br />
Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG tritt<br />
2021 planmäßig in den Ruhestand. Zum neuen<br />
Vorstandsvorsitzenden ab 1. Juli 2021 berief<br />
der Aufsichtsrat Dipl.-Ing. Gunnar Groebler.<br />
Groebler ist zurzeit Mitglied des Executive<br />
Group Management des schwedischen Energiekonzerns<br />
Vattenfall AB, zuständig für die<br />
Business Area Wind. „In seiner dann 25-jährigen<br />
Dienstzeit im Vorstand unseres Konzerns<br />
hat Prof. Fuhrmann für Solidität, Innovation<br />
sowie soziale und wirtschaftliche Verantwortung<br />
gestanden. Die<br />
dabei verfolgte Strategie<br />
wird fortgeführt<br />
werden. Gerade deswegen<br />
freue ich mich,<br />
mit Herrn Groebler<br />
einen Nachfolger<br />
gewonnen zu haben,<br />
der hohe Kompetenz<br />
und Erfahrungen in<br />
Bild: voestalpine<br />
Bild: Salzgitter AG<br />
wichtigen Aspekten der für die Salzgitter AG<br />
entscheidenden Zukunftsthemen besitzt“,<br />
erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrates<br />
Heinz-Gerhard Wente.<br />
thyssenkrupp AG<br />
Dr. Verena Volpert<br />
ist seit 1. Oktober 2020 Mitglied des Aufsichtsrats<br />
der thyssenkrupp AG. Sie folgt auf<br />
Dr. Ingrid Hengster, die ihr Mandat aus beruflichen<br />
Gründen niedergelegt hat und zum 30.<br />
September 2020 aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden<br />
ist. „Mit Verena Volpert haben wir<br />
eine ausgewiesene und anerkannte Finanzexpertin<br />
für den Aufsichtsrat von thyssenkrupp<br />
gewinnen können. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen<br />
im Bereich der Unternehmensfinanzierung<br />
sind eine außerordentlich gut passende<br />
Ergänzung für unser<br />
Gremium. Wir freuen<br />
uns auf die Zusammenarbeit<br />
mit Frau<br />
Volpert. Im Namen<br />
des gesamten Aufsichtsrats<br />
danke ich<br />
Ingrid Hengster für<br />
Bild: thyssenkrupp AG<br />
ihr kluges und umfassendes<br />
Engagement<br />
und die konstruktive<br />
Zusammenarbeit in den letzten gut fünfeinhalb<br />
Jahren. Wir wünschen Frau Hengster<br />
alles erdenklich Gute für anstehende Aufgaben“,<br />
sagte Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrats der thyssenkrupp<br />
AG.<br />
Stahl Judenburg<br />
Thomas Krenn<br />
verlässt die Stahl Judenburg GmbH zum Jahresende.<br />
Das meldeten österreichische<br />
Medien im Oktober. Der zur Georgsmarienhütte<br />
(GMH)-Gruppe gehörende Hersteller von<br />
Edelstahl-Stabstählen hat die Regelung der<br />
Nachfolge demnach für die kommenden<br />
Wochen angekündigt. Nach fünfzehn Jahren in<br />
der GMH-Gruppe, davon fünf Jahren als<br />
Geschäftsführer von Stahl Judenburg, verlasse<br />
Krenn das Unternehmen auf eigenen Wunsch<br />
und widme sich neuen Aufgaben. Krenn blickt<br />
dabei auf eine positive Bilanz: Unter seiner<br />
Leitung wurde das Automotive-Geschäft ausgeweitet<br />
und die Produktion bzw. Auslieferung<br />
von CNC-bearbeiteten und einbaufähigen<br />
Komponenten verstärkt. Zahlreiche<br />
Großaufträge seien an Land gezogen wurden,<br />
zudem wurde zuletzt stark in die Ausbildung<br />
investiert.<br />
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<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
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Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Neues Lotter-Biegezentrum in Frankfurt am Main<br />
Total zentral<br />
Als Vollsortimenter mit einer Biegekapazität von rund 400.000 t Bewehrungsstahl zählt die<br />
Lotter-Gruppe zu den Top-Adressen auf dem Armierungssektor. Durch das neue Biegezentrum<br />
im Frankfurter Westhafen kann das gesamte Rhein-Main-Gebiet jetzt noch schneller mit<br />
hochwertigen Betonstahl-Lösungen und Dienstleistungen versorgt werden.<br />
[ Kontakt]<br />
Hauptsitz<br />
Gebr. Lotter KG<br />
71636 Ludwigsburg<br />
+49 7141 406-0<br />
www.lotter.de<br />
Frankfurt a. M.<br />
60327 Frankfurt a. M.<br />
+49 69 2400459-12<br />
nl.frankfurt@lotter.de<br />
Die zentrale Lage der sechs Hallen in Frankfurt am<br />
Main, mitten in einem der stärksten Wirtschaftsräume<br />
Deutschlands, sowie die unmittelbare Anbindung des<br />
17.000 m 2 großen Areals an das Autobahnnetz war das<br />
ausschlaggebende Kriterium für den Kauf der Immobilie.<br />
„Die Gelegenheit am ehemaligen Standort der Knauf Interfer<br />
einen Biegebetrieb aufzubauen war für die Betonstahlabteilung<br />
der Lotter-Unternehmensgruppe ein Glücksgriff“,<br />
sagt Torsten Haller Prokurist des Unternehmens.<br />
Weniger CO 2 dank bester Anbindung<br />
Ein weiterer Vorteil des neuen Frankfurter Standorts<br />
ist die Trimodalität des Areals: Die direkte Anbindung<br />
nicht nur an das Autobahnnetz, sondern auch an Gütertransport<br />
und Binnenschiff, ermöglicht Haller zufolge<br />
den teilweisen Umstieg von Lkw auf diese Verkehrsträger.<br />
„Dadurch können rund 40 % des bisherigen CO 2 -<br />
Austoßes eingespart werden“, sagt Haller.<br />
Als Garant für die termingerechte Lieferung an die<br />
Kunden sieht der Geschäftsbereichsleiter und Prokurist<br />
den firmeneigenen Fuhrpark mit über 150 Lkw. Auch<br />
dabei ist der neue Standort von Vorteil: Im Verbund<br />
mit den weiteren Lotter-Standorten Gaggenau, Ludwigsburg,<br />
Schweinfurt und Würzburg verbessere sich dessen<br />
Auslastung.<br />
Mit einem Lagervolumen von über 20.000 t Betonstahl,<br />
einem hochmodernen Maschinenpark sowie einer<br />
– derzeit im Aufbau befindlichen – Mannschaft von<br />
30 Mitarbeitern, sieht Haller die Chance, das Lotter-<br />
Betonstahlsegment in die Zukunft weiterzuentwickeln<br />
und zum Erfolg des Ludwigsburger Familienunternehmens<br />
beizutragen.<br />
Lotter-Systemverbund spart Kunden Zeit und Geld<br />
An den neun Betonstahl Standorten der Lotter-Gruppe werden<br />
jährlich über 400.000 t Betonstahl angearbeitet, die<br />
vom Einfamilienhaus bis zur Großbaustelle in einem breiten<br />
Spektrum von Bauprojekten zum Einsatz kommen, wie<br />
etwa im Spezialtiefbau. Der Lotter-Systemverbund, bestehend<br />
aus vorgefertigten Bewehrungselementen, zum Bei-<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
spiel BAMTEC-Elementen, und Lotter-<br />
Anschlußkorb (LAK) sowie Bohrpfahlbewehrungen<br />
und Bauteiltemperierung,<br />
spare Verwendern Material,<br />
Personal, Bauzeit und Kosten.<br />
Als BAMTEC-Lizenznehmer der<br />
ersten Stunde bietet Lotter seinen<br />
Kunden alles aus einer Hand – von<br />
der Planung über die Produktion<br />
und Lieferung bis hin zur Verlegung.<br />
Statt der herkömmlichen Matten-<br />
oder Einzelstabverlegung kommen<br />
bei BAMTEC-Elementen<br />
individuell vorgefertigte, ausrollbare<br />
Bewehrungsteppiche zum Einsatz:<br />
Einzelstäbe im Durchmesserbereich<br />
zwischen 8 mm und 28 mm<br />
werden mittels Bandstahlblechen<br />
verschweißt und in Teppichbreiten<br />
zwischen 1,65 m und 15 m auf die<br />
Baustelle geliefert, wo sie mühelos<br />
von zwei Verlegern ausgerollt werden.<br />
„Unser Fokus liegt nicht nur auf<br />
Produkten, sondern vor allem auf<br />
Lösungen – immer mit dem Ziel,<br />
Schnittstellen zu minimieren, Bauabläufe<br />
zu optimieren und so das<br />
Bauprojekt mit höchster Effizienz<br />
abzuwickeln“, erläutert Haller. 2<br />
17.000 m 2 , sechs Hallen und über 20.000 t Betonstahl: das neue Lotter-Biegezentrum im Frankfurter Westhafen.<br />
Mit dem hochmodernen Maschinenpark können Kunden im gesamten Rhein-Main-Gebiet noch schneller mit<br />
hochwertigen Betonstahl-Lösungen versorgt werden.<br />
Bilder: Gebr. Lotter KG<br />
„Mit der BAMTEC-Technologie, dem<br />
Lotter-Anschlußkorb (LAK) und der<br />
Lotter-Bewehrungsmatte stehen den<br />
Kunden drei Bausteine zur Verfügung,<br />
die sich optimal ergänzen und einen<br />
effektiven Bauablauf gewährleisten.“<br />
Torsten Haller (Mitte), Leiter des Geschäftsbereichs Betonstahl<br />
und Prokurist der Gebr. Lotter KG<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
9
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Für beide Unternehmen ein Schritt in die Zukunft: die Übernahme des Stober-Stahlstandorts in Karlsruhe (hier v.l.n.r. die Geschäftsführenden Gesellschafter<br />
von Schwarzwald Eisen Dr. Steffen Auer und Ingo Auer, der Schwarzwald Eisen-Geschäftsführer Alexander Hatt und Timo Stober, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Willi Stober GmbH & Co. KG).<br />
Bild: SchwarzwaldEisen<br />
Willi Stober-Stahlbereich in Karlsruhe übernommen<br />
SchwarzwaldEisen baut Kundennähe aus<br />
Die Schwarzwald Eisenhandel GmbH & Co. KG mit Sitz in Lahr hat zum 1. Oktober 2020 die Stahl -<br />
handelsaktivitäten der Willi Stober GmbH & Co. KG in Karlsruhe übernommen. Alle dort beschäftigten<br />
28 Mitarbeiter sind übernommen worden. Mit der Übernahme ist SchwarzwaldEisen jetzt in ganz<br />
Baden an den vier Standorten Bad Säckingen, Freiburg, Lahr und Karlsruhe vertreten. Damit können<br />
alle Kunden in Baden, im Elsass und der Nordwestschweiz erreicht werden, so das Unternehmen.<br />
„Mit dieser Übernahme haben<br />
wir die gesamte Unternehmensgruppe<br />
im Bereich Stahl zukunftsfähiger<br />
gemacht und erreichen eine<br />
gute Marktposition in Baden und im<br />
Elsass“, sagte Dr. Steffen Auer,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
von SchwarzwaldEisen.<br />
„Mit diesem Schritt führen<br />
wir die Konzentration unserer<br />
Vertriebstätigkeit auf den<br />
Technischen Handel fort und<br />
wollen uns voll und ganz der<br />
Zukunftsfähigkeit in diesen<br />
Produktbereichen widmen.<br />
Vom Shop bis hin zu individuellen<br />
Versorgungs- und<br />
Logistikkonzepten möchten<br />
wir Lösungen bieten, die unsere Kunden<br />
erfolgreich am Markt agieren<br />
lassen“, sagte Timo Stober,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Willi Stober GmbH & Co. KG.<br />
Bereits zum Anfang des Jahres<br />
hatte SchwarzwaldEisen die Betonstahlbiegerei<br />
von Willi Stober in Kippenheim<br />
bei Lahr übernommen –<br />
und damit seine Betonstahlkapazitäten<br />
um 50 % erweitert. Um diesem<br />
nachhaltigen Wachstum Stand zu<br />
halten, wurde zum 1. September<br />
2020 Alexander Hatt als zusätzlicher<br />
Geschäftsführer bei SchwarzwaldEisen<br />
bestellt. Er betreut den Standort<br />
„Es freut uns, dass wir alle am Standort<br />
Karlsruhe beschäftigten erfahrenen<br />
Mitarbeiter übernehmen können.<br />
Damit können wir die Kunden jetzt<br />
auch im Großraum Karlsruhe schnell<br />
und zuverlässig bedienen.“<br />
Ingo Auer, Geschäftsführender Gesellschafter SchwarzwaldEisen<br />
in Karlsruhe und ist in der Gesellschaft<br />
für den Gesamtvertrieb verantwortlich.<br />
SchwarzwaldEisen handelt mit<br />
Stahl aller Art sowie Objekttüren<br />
und -toren. Im Jahr 2020 werde die<br />
Unternehmensgruppe mit mehr als<br />
350 Mitarbeitern einen Umsatz von<br />
voraussichtlich über 100 Mio. €<br />
erzielen. Weitere drei Stahlstandorte<br />
der Gruppe befinden sich außerhalb<br />
Badens im Westerwald und im<br />
Rheinland.<br />
Die Willi Stober GmbH & Co. KG<br />
führt am Karlsruher Stammsitz den<br />
Großhandel mit Werkzeugen/Ma–<br />
schinen, Sanitär/Heizung/<br />
Installation sowie Bauelementen/Sicherheitstechnik/Befestigungstechnik<br />
und Arbeitsschutz weiter.<br />
Dort und in den Niederlassungen<br />
des Unternehmens<br />
in Stuttgart und Mannheim<br />
beschäftigt Stober<br />
insgesamt knapp 200 Mitarbeiter,<br />
die einen Umsatz<br />
von rund 40 Mio. € erzielen. 2<br />
[ Kontakt]<br />
Schwarzwald Eisenhandel<br />
GmbH & Co. KG<br />
77933 Lahr/Schwarzwald<br />
+49 7821 5805-0<br />
www.schwarzwald-eisen.de<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
gegründet 1969<br />
Europäischer<br />
Stahldistributeur<br />
Träger / Formstahl in S355J2<br />
Bepro Blech und Profilstahl GmbH & Co. KG<br />
Consolstraße 11, D-45889 Gelsenkirchen<br />
Tel. +49(0)209/98251-10, Fax +49(0)209/98251-31<br />
info@bepro.de, www.bepro.de
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Offizieller Pressetermin im Oktober auf der Blickle-Baustelle zur Übergabe der Urkunde „CO 2 -neutraler Stahl“. Von links nach rechts: Geschäftsführende<br />
Gesellschafter der Sülzle-Gruppe Heinrich Sülzle und Andreas Sülzle, David Blickle und Dr. Sarah Blickle-Fenner, Mitglied der Geschäftsleitung bei Blickle,<br />
sowie Walter Wager und Reinhold Blickle, Geschäftsführer der Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG.<br />
Sülzle Stahlpartner liefert „Grünen Stahl“<br />
Erster klimaneutraler<br />
Bewehrungsstahlhändler<br />
Sülzle macht mit der Selbstverpflichtung zum nachhaltigen Wirtschaften ernst und hat seinen<br />
CO 2 -Fußabdruck unter die Lupe genommen. Klimarelevante Emissionen wurden analysiert, reduziert<br />
und kompensiert. Seit 2020 ist die Sülzle Stahlpartner GmbH nun ein klimaneutrales Unternehmen.<br />
Als erster Bewehrungsstahlhändler in Deutschland bietet Sülzle seinen Kunden nun auch die<br />
Möglichkeit, „Grünen Stahl“ zu beziehen – ein Meilenstein in der Bewehrungsstahlbranche, so das<br />
Unternehmen. Denn nachhaltige Baumaterialien seien gefragter denn je.<br />
[ Kontakt]<br />
Sülzle Holding<br />
GmbH & Co. KG<br />
72348 Rosenfeld<br />
+49 7428 9414-0<br />
www.suelzle<br />
Für die modernen Erweiterungsbauten des Räderund<br />
Rollenspezialisten Blickle aus Rosenfeld liefert<br />
Sülzle Stahlpartner erstmalig rund 4.000 t CO 2 -neutralen<br />
Baustahl. Sülzle Stahlpartner ist damit Vorreiter in der<br />
Bewehrungsstahlbranche und ermöglicht es Bauherren,<br />
sich für Stahl mit neutraler Ökobilanz zu entscheiden.<br />
Freiwillige CO 2 -Kompensation<br />
Um bislang unvermeidbare CO 2 -Belastungen bei Stahl<br />
auszugleichen, können Kunden hochwertige Klimaschutzzertifikate<br />
erwerben und sich beim Kauf von<br />
„grünem Stahl“ die Unterstützung von globalen Projekten<br />
und die damit verbundene Klimaneutralität<br />
für den gekauften Stahl per Urkunde bescheinigen<br />
lassen. Grundlage dafür ist der zuvor ermittelte CO 2 -<br />
Produkt-Fußabdruck. Globale Kompensationsprojekte<br />
sind zum Beispiel ein Wasserkraftprojekt in Uganda,<br />
ein Waldaufforstungsprojekt in Uruguay, ein Wasseraufbereitungsprojekt<br />
in Zimbabwe sowie ein Photovoltaikprojekt<br />
in Indien. Sülzle denkt dabei nicht nur<br />
regional, sondern weltweit, um die Zukunft von erneuerbaren<br />
Energien sowie ein nachhaltiges Wachstum<br />
in Schwellen-und Entwicklungsländern zu unterstützen.<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Bild: Sülzle-Gruppe<br />
Bild: Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG<br />
Seit Mitte März 2020 sind bei Blickle die Bauarbeiten für die neue Polyurethanfertigung<br />
in vollem Gange.<br />
Nachhaltigkeit über<br />
vier Generationen<br />
„Nachhaltigkeit ist in unserer Familie<br />
schon lange ein wichtiges Thema. Wir<br />
werden deshalb Schritt für Schritt den<br />
CO 2 -Fußabdruck der gesamten Unternehmensgruppe<br />
reduzieren. Was man<br />
nicht reduzieren kann, wird kompensiert.<br />
Unser Bestreben ist es, Verantwortung<br />
zu übernehmen, um die 17<br />
Ziele für nachhaltige Entwicklung zur<br />
Erreichung der Agenda 2030 der UN<br />
zu unterstützen“, unterstreichen die<br />
Sülzle-Gesellschafter, die das Unternehmen<br />
in vierter Generation führen.<br />
Seit März 2020 ist die Sülzle-Gruppe<br />
deshalb aktiver Unterstützer der Allianz<br />
für Entwicklung und Klima.<br />
Die Gesellschafter der Sülzle-<br />
Gruppe und der Blickle Räder+Rollen<br />
GmbH & Co. KG verbindet nicht nur<br />
Familientradition und unternehmerisches<br />
Denken und Handeln über Generationen.<br />
Auch ein schonender<br />
Umgang mit Ressourcen liegt beiden<br />
Unternehmern am Herzen. Die erste<br />
Baustellen-Belieferung mit CO 2 -neutralem<br />
Bewehrungsstahl bei Blickle<br />
erfolgte im Oktober.<br />
„Das Bauprojekt beim Marktführer<br />
für Räder und Rollen in unserer Heimatstadt<br />
zeigt, wie man modernen<br />
Industriebau mit „grünem Stahl“ nachhaltig<br />
umsetzen kann. Ein hohes Ziel<br />
für die Zukunft, das wir nur gemeinsam<br />
mit unseren Kunden, Mitarbeitern,<br />
Lieferanten und Partnern erreichen<br />
können“, so Heinrich Sülzle.<br />
„Wir gratulieren der Firma Blickle zu<br />
den Erweiterungsbauten und freuen<br />
uns auf weitere nachhaltige Bauprojekte“,<br />
ergänzt Andreas Sülzle.<br />
Blickle schafft Kapazitäten<br />
Der Räder- und Rollenspezialist<br />
wächst und errichtet an seinem<br />
Stammsitz eine neue Polyurethanfertigung.<br />
Zusätzlich wird das Verwaltungsgebäude<br />
mit einem modernen<br />
Kundenzentrum und einer Mitarbeiterkantine<br />
erweitert – eine der größten<br />
Investitionen in der Firmengeschichte.<br />
„Nachhaltiges Bauen ist die Zukunft.<br />
CO 2 -neutraler Stahl ist ein wichtiger<br />
Bestandteil – auch weil Stahl generell<br />
immer wieder recycelt werden kann.“<br />
Heinrich und Andreas Sülzle,<br />
Geschäftsführende Gesellschafter der Sülzle-Gruppe<br />
Der erste Spatenstich für das neue<br />
Fertigungsgebäude erfolgte im März<br />
2020 und der zweite für das siebenstöckige<br />
Verwaltungsgebäude im September<br />
dieses Jahres. Bei seinen Neubauten<br />
legt Blickle nicht nur beim<br />
Bewehrungsstahl großen Wert auf<br />
Klimaneutralität. Durch eine hocheffiziente<br />
Technik sowie eine intelligente<br />
Gebäudehülle wird der Heizund<br />
Kühlbedarf sehr gering gehalten.<br />
„Mit den Erweiterungsbauten setzen<br />
wir weiterhin auf den Standort Rosenfeld<br />
und schaffen Kapazitäten für die<br />
Zukunft“, sagt David Blickle, Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der Blickle<br />
Räder+Rollen GmbH u. Co. KG. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
13
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Aktion „Wir geben mehr!“<br />
Stahlhandel Gröditz lobt 20.000 € aus<br />
Unter der Corona-Pandemie leiden Unternehmen, aber auch Sportvereine, Kitas oder Schulen.<br />
Der Stahlhandel Gröditz hält mit einer positiven Aktion dagegen.<br />
Die Unternehmensgruppe der<br />
Familie Voß, zu der unter anderem<br />
der Stahlhandel Gröditz gehört, vergibt<br />
in diesem Jahr 20.000 € zusätzlich<br />
für besondere Vorhaben. Die<br />
Aktion „Wir geben mehr!“ richtet<br />
sich an ehrenamtlich Engagierte,<br />
Vereine, Schulen, Kitas oder Organisationen<br />
in der Region, die Unterstützung<br />
für ein Projekt benötigen.<br />
Wichtig sind dabei der regionale<br />
Bezug – und ein gutes Konzept, wie<br />
das Unternehmen mitteilt.<br />
Die Unternehmensgruppe unterstüzt<br />
bereits seit Jahren verschiedene<br />
Projekte, erst 2019 wurde eine<br />
zusätzliche Spendensumme von<br />
10.000 € ausgelobt. Angesichts der<br />
wirtschaftlichen Lage durch die<br />
Corona-Pandemie hat sich die Familie<br />
Voß aber entschlossen, den Betrag<br />
in diesem Jahr zu verdoppeln. Zuletzt<br />
hatten insgesamt mehr als 30 Vereine<br />
und Projekte aus der Region<br />
profitiert.<br />
Schriftliche Bewerbung<br />
Für die aktuelle Aktion bewerben<br />
können sich Interessenten aus der<br />
Region, die Unterstützung für ein<br />
Projekt brauchen. Dafür müssen sie<br />
in einer schriftlichen Bewerbung<br />
das Vorhaben vorstellen und bis<br />
Mitte November einreichen. Danach<br />
entscheidet die Geschäftsleitung,<br />
welche Projekte mit welchem Betrag<br />
unterstützt werden.<br />
Regionales Förderprojekt: Michael und Marcel Voß von der gleichnamigen Unternehmensgruppe<br />
loben 20.000 € für regionale Projekte aus.<br />
Das Unternehmen Stahlhandel Gröditz<br />
wurde 1993 gegründet und hat<br />
sich auf Qualitäts- und Edelstahlzuschnitte<br />
spezialisiert. Im Angebot<br />
ist ein Sortiment von Edelstählen<br />
über Werkzeug- und Wälzlagerstahl<br />
bis zu weiteren Sonderstählen. Zum<br />
Unternehmen gehören auch Tochtergesellschaften<br />
in Spanien und<br />
Polen. Betreut werden mehr als<br />
5.000 Kunden in 82 Ländern. 2<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.stahlportal.com/sozialesengagement<br />
Bild: Sebastian Schultz<br />
Erweitertes Portfolio, optimierte Logistik- und Sourcing-Prozesse<br />
Knauf Interfer bündelt Aktivitäten<br />
Im Vertriebsbüro Knauf Interfer Benelux konzentriert das Unternehmen<br />
seit November sämtliche Vertriebsaktivitäten in Belgien, den<br />
Niederlanden und Luxemburg sowie Großbritannien und Irland. Hervorgegangen<br />
ist das Vertriebsbüro aus der Interfer Staal, Eindhoven, die<br />
seit 1992 zur Unternehmensgruppe gehört und sich seither zu einem<br />
zentralen Vertriebsstandort in der Region entwickelt hat. Mit der Neuorganisation<br />
verbunden ist eine erhebliche Ausweitung des Produktportfolios,<br />
das direkt über das Vertriebsbüro bezogen werden kann.<br />
Die Knauf Interfer Benelux hat neben dem bestehenden Produktangebot<br />
damit Zugriff auf das gesamte Stahlportfolio und die logistischen<br />
Ressourcen der Unternehmensgruppe. Dadurch will das<br />
Unternehmen die Stärken eines agilen und auf fachlicher und persönlicher<br />
Ebene exzellent aufgestellten Vertriebsbüros mit den<br />
Kapazitäten und der Leistungsfähigkeit eines der führenden werksunabhängigen<br />
Distributeure, Bearbeiter und Serviceanbieter für<br />
Stahl in Europa zusammenführen werden.<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Tageslicht für angenehmeres<br />
Arbeiten im Stahlcenter I: Kicherer<br />
hat 150 laufende Meter durchsturzsichere<br />
Lichtbänder im Dach<br />
und 2000 m 2 Lichtband in der Fassade<br />
installiert.<br />
Bilder: Kicherer<br />
reinforcement<br />
solutions<br />
Durch eine verbesserte Fassadendämmung<br />
werden im Stahlcenter I<br />
konstantere Temperaturen und eine<br />
angenehme Akustik erreicht. Ein<br />
umlaufendes Geländer erhöht die<br />
Sicherheit bei Dachwartungsarbeiten.<br />
Kicherer erneuert Stahlcenter I<br />
Investition in komfortablere Arbeitsplätze<br />
Nach dem Neubau des Stahlcenters<br />
II im Jahr 2018 in wärmegedämmter<br />
Sandwichausführung, erneuert die Friedrich<br />
Kicherer GmbH & Co. KG nun nach und<br />
nach alle Bestandsgebäude. Der Fokus<br />
liegt dem Unternehmen zufolge dabei auf<br />
attraktiveren Arbeitsplätzen, dem Ausbau<br />
der Arbeitssicherheit sowie der Verbesserung<br />
des Brandschutzes. „Wir schaffen<br />
damit komfortablere Arbeitsbedingungen<br />
für alle gewerblichen Arbeitnehmer sowie<br />
das Fahr- und Ladepersonal in von Tageslicht<br />
durchfluteten Hallen“, so das Unternehmen.<br />
und eine angenehme Akustik durch eine<br />
verbesserte Fassadendämmung. Die Dämmung<br />
mit Mineralwolle optimiert außerdem<br />
den bestehenden Brandschutz. Mehr<br />
Arbeitssicherheit wird mit einem umlaufenden<br />
Schutzgeländer für Dachwartungs- und<br />
Reparaturarbeiten geschaffen. Kicherer<br />
setzt bei der Erneuerung auf bewährte<br />
Produkte aus dem eigenen Sortiment.<br />
„Unsere Investitionen haben auch zum Ziel,<br />
gleichwertige Arbeitsplätze im gesamten<br />
Unternehmen herzustellen und ein optisch<br />
einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten“,<br />
so das Unternehmen weiter.<br />
Mattenschweißmaschine<br />
Drahtricht- und Schneideanlage<br />
Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
gehören auch konstantere Temperaturen<br />
www.kicherer.de<br />
Stahl Krebs launcht neue Webseite<br />
Ganz nach dem Motto „Fit für die Zukunft“ bietet die Ernst Krebs KG aus Solingen seit über<br />
135 Jahren ein umfassendes Sortiment sowie Services im Bereich des Stahlhandels. Zum<br />
Oktober 2020 hat Stahl Krebs nun seinen Internet-Auftritt überarbeitet. Gemeinsam mit<br />
der Werbeagentur Ipanema2c aus Wuppertal hat das Unternehmen eine einheitliche Bildund<br />
Markensprache entwickelt. Kunden und Lieferanten finden auf der Website Antworten<br />
auf alle Fragen rund um Material, Services und das Stahl Krebs-Team. Der neue Auftritt des<br />
Unternehmens implementiert durchgängig auch das neue CI (Corporate Identity) – neues<br />
Logo und neuer Claim inklusive.<br />
Der neue Webauftritt unter<br />
www.stahlkrebs.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
15<br />
Korbschweißmaschine Pfähle<br />
mbk Maschinenbau GmbH<br />
Tel. +49 7563 9131 0 · info@mbk-kisslegg.de<br />
Neuigkeiten auf<br />
www.mbk-kisslegg.de<br />
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Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Bilder: Jebens GmbH<br />
Jebens fertigte den Exzenterantrieb aus Blechen der Güte S235JR<br />
mit bis zu 210 mm Dicke und einem Rohling aus 42CrMo4 QT.<br />
Mit einem Durchmesser von 2.270 mm, einer Höhe von 1.391 mm<br />
und 12 t Gewicht war jedes der vier Bauteile ein richtiger Koloss.<br />
Jebens absolviert erfolgreiche Premiere<br />
Höchste Qualität<br />
für Exzenterantriebe<br />
Die Fertigung von tonnenschweren Exzenterantrieben mit einem<br />
Zahnkranz aus hochlegiertem Stahl ist eine heiße Sache: Neben der<br />
Komplexität der Baugruppen bedeutet die Temperaturführung eine<br />
echte Herausforderung für Mensch und Aggregate. Für einen namhaften<br />
Anlagenbauer fertigte die Jebens GmbH aus Korntal-Münchingen<br />
vier Exzenterantriebe als Ersatzteile für eine Großpresse.<br />
Beim Zusammenbau stellte Jebens sicher, dass die beiden runden<br />
Komponenten auf dem Schweißtisch exakt positioniert waren.<br />
[ Kontakt]<br />
Jebens GmbH<br />
70825 Korntal-<br />
Münchingen<br />
+49 711 8002-0<br />
www.jebens.de<br />
Mit einem Durchmesser von 2.270 mm, einer Höhe<br />
von 1.391 mm und 12 t Gewicht war jedes dieser Bauteile<br />
ein richtiger Koloss. Gefertigt wurde er aus Blechen der<br />
Güte S235JR mit bis zu 210 mmn Dicke. Für den äußeren<br />
Zahnkranz stellte der Kunde einen Rohling aus 42CrMo4<br />
QT bei.<br />
Der Auftrag an den Brennschneidspezialisten umfasste<br />
neben Erstellen und Zukaufen aller benötigten Teile auch<br />
das Schweißen der Baugruppen, Spannungsarmglühen,<br />
Strahlen und Grundieren. Entsprechend anspruchsvoll<br />
war das Zeitmanagement, um zu gewährleisten, dass alle<br />
Komponenten beim Start des Zusammenbaus vollständig<br />
vorhanden waren.<br />
Temperatur-Herausforderung beim Schweißen<br />
Zusätzliche Herausforderungen waren die Abklärung der<br />
Schweißvorgaben und Schweißnähte sowie die beim Schweißen<br />
und Glühen des hochlegierten Stahls erforderliche<br />
Temperaturführung. 42CrMo4 QT erfordert beim Schweißen<br />
eine Vorwärmtemperatur von 250 C°, was für den Schweißer<br />
eine enorme Temperaturbelastung darstellt. Normalerweise<br />
ist die Vorwärmtemperatur nur halb so hoch.<br />
Angesichts der Größe kühlt das Zahnrad zudem schnell<br />
wieder ab, muss also kontinuierlich geheizt werden.<br />
Eine eigens entwickelte Drehvorrichtung unter Einbezug<br />
eines großen Manipulators für das partiell eingehauste<br />
Bauteil ermöglichte, dass der Schweißer – mit entsprechender<br />
Schutzkleidung – den Zahnkranz aus 42CrMo4<br />
QT mit den Nabenscheiben aus S235JR von vorne verschweißen<br />
konnte.<br />
Exakt per Hand zusammengeschweißt<br />
Alle Schweißnähte der Baugruppen wurden vor dem<br />
Zusammenbau zum kompletten Rad von der Qualitätssicherung<br />
des Kunden auf Rissfreiheit geprüft. Beim<br />
Zusammenbau stellte Jebens durch entsprechende Kennzeichnung<br />
der Fluchtungen an den Bauteilen sicher,<br />
dass die beiden runden Komponenten auf dem Schweißtisch<br />
exakt positioniert waren, bevor sie per Hand verschweißt<br />
wurden.<br />
Ausgewiesene Fachkompetenz war auch für die sensible<br />
Temperaturführung beim anschließenden Spannungsarmglühen<br />
gefragt, da der vergütete CrMo-Ring<br />
unter der Anlasstemperatur geglüht werden musste. Die<br />
gestrahlten und grundierten Exzenterantriebe bestanden<br />
die Abnahmeprüfung des Kunden mit Bravour, sodass<br />
Jebens fortan die Zulassung auch für den Bau solcher<br />
anspruchsvollen Komponenten die Zulassung besitzt. 2<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Digitale Auktionsplattform Vanilla Steel<br />
Überschüssigen Stahl<br />
online verkaufen<br />
„Never let a good crisis go to waste“ – das bekannte Bonmot<br />
Winston Churchills haben die Gründer von Vanilla Steel zum<br />
Motto erhoben – und während der Covid-19-Pandemie eine<br />
neue E-Auktionsplattform für europäische Stahlunternehmen<br />
ins Leben gerufen.<br />
Bereits vor der Pandemie<br />
sahen sich viele Stahlunternehmen<br />
in Europa mit weltweiten Überkapazitäten<br />
und unsicheren Märkten<br />
konfrontiert. Covid-19 habe nun den<br />
Bedarf an digitalen Verkaufskanälen<br />
für Stahl, die sowohl Verkaufskosten<br />
als auch Kosten für die Lagerhaltung<br />
senken, enorm vergrößert, so das<br />
neue Berliner Stahl-Startup.<br />
Diese Lücke will nun die Auktionsplattform<br />
Vanilla Steel füllen.<br />
„Wir helfen Stahlunternehmen –<br />
Produzenten, aber auch Lagerhaltern<br />
– überschüssiges Material über<br />
Online-Auktionen, die von diesen<br />
veröffentlicht werden, an ein Netzwerk<br />
vertrauenswürdiger Kunden<br />
zu verkaufen. Darüber hinaus ermöglichen<br />
wir ihnen auch, freie Produktionskapazitäten<br />
über Vanilla Steel<br />
zu vermarkten“, erläutert Mitgründer<br />
Simon Zühlke.<br />
und Überschussmengen ohne Kundenauftrag<br />
sowie deklassiertes Material,<br />
das weiterverarbeitet werden<br />
kann. Lagerhalter verwenden Vanilla<br />
Steel unter anderem auch, um langsam<br />
drehendes Material zu verkaufen.<br />
Während sich viele Plattformen<br />
und Online-Shops für Stahl und andere<br />
Metalle im Besitz von Produzenten<br />
oder Händlern befinden, positioniert<br />
sich Vanilla Steel als unabhängige<br />
digitale Plattform. „Unabhängigkeit<br />
ist ein Schlüsselelement für unseren<br />
erfolgreichen Start. Wir schützen alle<br />
Daten, die wir erhalten, und kein Wettbewerber<br />
kann einen Anspruch darauf<br />
erheben”, bestätigt der Mitgründer.<br />
Das Unternehmen wurde im Juni offiziell<br />
gegründet, hatte nach eigenen<br />
Angaben von der ersten Woche an<br />
Transaktionen und zählt heute zahlreiche<br />
Lieferanten und Käufer in 20<br />
europäischen Ländern zu seinen Kunden.<br />
Über Vanilla Steel<br />
Vanilla Steel ist eine (managed)<br />
E-Auktionsplattform für überschüssiges<br />
Material aus Kohlenstoffstahl<br />
und Edelstahl. Das Unternehmen<br />
hat seinen Hauptsitz in Berlin und<br />
wird von seinen vier Gründern Matthias<br />
Affeldt, Alexis Ducros, Clifford<br />
Ondara und Simon Zühlke geleitet,<br />
die zusammen 50 Jahre digitale<br />
Erfahrung vereinen und sich dafür<br />
einsetzen, bestehende Herausforderungen<br />
in der europäischen Stahlindustrie<br />
durch Digitalisierung zu<br />
lösen. 2<br />
www.vanillasteel.com<br />
Preisfindung per Auktion<br />
Die Kunden von Vanilla Steel sind<br />
meist Stahlproduzenten und -verarbeiter<br />
in Europa, die überschüssiges<br />
Material effizient verkaufen wollen.<br />
Dabei hilft Vanilla Steel den Lieferanten,<br />
durch Online-Auktionen<br />
einen fairen Marktpreis zu finden.<br />
Jede Woche können Verkäufer Auktionen<br />
veröffentlichen und mit Käufern<br />
in Kontakt treten, die Gebote<br />
über dem Mindestpreis abgeben.<br />
Vanilla Steel stellt Lieferanten die<br />
Kontaktdaten der erfolgreichen Bieter<br />
zur Verfügung, und die Transaktion<br />
wird direkt zwischen Lieferant<br />
und Käufer zu den vorher<br />
vereinbarten Bedingungen abgeschlossen.<br />
Auf Vanilla Steel ist ein breites<br />
Spektrum an überschüssigem Material<br />
zu finden: Halbzeug, Überwalz-<br />
Die Vanilla Steel-Gründer (v.l.n.r.) Matthias Affeldt, Clifford Ondara, Alexis Ducros und Simon Zühlke.<br />
Bild: Vanilla Steel<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
17
Stahlverabeitung<br />
Bericht<br />
Wie eine Technologie aus Deutschland die Hafenlogistik verändert<br />
Die Container-Zukunft ist vertikal<br />
Moderne Containerschiffe sind mittlerweile größer als Flugzeugträger und laden mit einer Fracht 24.000 oder mehr<br />
Container ab. Nahezu alle bestehenden Häfen können mit dieser Entwicklung nicht mithalten. Hinzu kommt: Die aktuelle<br />
Containerlogistik ist durch häufige Umlagerungen oft ineffizient. Die Lösung bietet das neue System BOXBAY der SMS<br />
group – ein komplett automatisiertes Hochregallager für Container.<br />
Die Frachtkapazitäten weltweit<br />
steigen – und mit ihr die Zahl der<br />
Container, die ab- oder aufgeladen<br />
werden müssen. Für Hafenbetreiber<br />
bringt das einige Probleme mit sich:<br />
Containerterminals lassen sich meist<br />
nicht einfach erweitern, denn der<br />
erforderliche Platz steht nicht mal<br />
eben so zur Verfügung. Eine weitere<br />
Schwierigkeit ist, dass die Containerkrane<br />
für das Be- und Entladen der<br />
Frachter mittlerweile deutlich schneller<br />
geworden sind, doch das nachfolgende<br />
Lagersystem stellt sich häufig<br />
als Nadelöhr heraus.<br />
Nach gängiger Methode werden<br />
Container in den Häfen zurzeit bis zu<br />
sechs Einheiten hoch übereinandergestapelt.<br />
Stapelt man höher, wird es<br />
ineffizient, weil dann fast immer mehrere<br />
Container umgestapelt werden<br />
müssen, um Zugriff auf den gewünschten<br />
Container zu bekommen. Kurz<br />
gesagt: die Logistik nach den Containerbrückenkranen<br />
am Kai ist zu langsam<br />
und benötigt zu viel Platz.<br />
Bekannte Technologien,<br />
neue Anwendungsgebiete<br />
Die Lösung dafür kommt nun aus<br />
einer unerwarteten Richtung. Der<br />
Maschinen- und Anlagenbauer SMS<br />
group mit Hauptsitz in Düsseldorf,<br />
normalerweise bekannt als einer der<br />
weltweit führenden Hersteller von<br />
Stahlwerksanlagen, Walz- und<br />
Schmiedewerken, ist in sich gegangen<br />
– und bietet mit Boxbay ein Lagersystem<br />
für Container an, das die Logistik<br />
in Häfen revolutionieren könnte.<br />
Das kommt nicht von ungefähr, sondern<br />
ist Teil eines weit ausgreifenden<br />
Strategieprogramms – „New Horizon“<br />
genannt. Denn auch wenn die SMS<br />
group mit ihren rund 14.000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern weltweit<br />
zu den ersten Adressen in der Stahlund<br />
Metallproduktion gehört – die<br />
schwierige Entwicklung dieses Industriesektors<br />
in den vergangenen Jahren<br />
sowie die nicht unbedingt rosigen<br />
Aussichten für die Zukunft sind auch<br />
an der SMS group nicht spurlos vorüber<br />
gegangen.<br />
Die Auftragseingänge sanken, in<br />
Folge ebenso die Umsätze, Sparprogramme<br />
wurden aufgelegt. Gleichzeitig<br />
ist man auf die Suche gegangen,<br />
wie man diese Entwicklung entschärfen<br />
kann. Kern der Lösung ist eine<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
eigentlich simple wie naheliegende<br />
Frage, die sich die SMS group gestellt<br />
– und beantwortet hat: Auf welche<br />
Bereiche lassen sich unsere Produkte<br />
noch anwenden? Herausgekommen<br />
sind vielversprechende Ansätze, mit<br />
der bestehende Technologien – und<br />
davon gibt es in einem Hochtechnologieunternehmen<br />
wie der SMS group<br />
eine ganze Reihe – auf neue Anwendungsgebiete<br />
übertragen wurden. Ein<br />
Beispiel ist Boxbay, ein anderes das<br />
Recycling von Lithiumionen-Batterien,<br />
für das aktuell eine Pilotanlage<br />
in Hilchenbach errichtet wird.<br />
Containersystem löst<br />
das Raumproblem<br />
Das neue System Boxbay, das die SMS<br />
group in einem Joint Venture-Unter-<br />
Digital gesteuerte Containerlogistik mit hohem<br />
Durchsatz: das Boxbay-System von SMS group und<br />
DP World bietet Hafenbetreibern eine nachhaltige und<br />
wirtschaftliche Lösung bestehender Kapazitätsengpässe.<br />
nehmen gemeinsam mit dem Hafenbetreiber<br />
DP World aus Dubai anbietet,<br />
ist ein komplett digitalisiertes und<br />
automatisiertes 11-stöckiges Hochregallager<br />
für Container. Das Besondere<br />
dabei: Jeder Container steht im direkten<br />
Zugriff, kann einzeln angesteuert<br />
werden, ohne andere Container dafür<br />
umlagern zu müssen.<br />
Was im Stahlhandel nach einer Selbstverständlichkeit<br />
klingt, ist es in der<br />
Hafenlogistik nicht. Container können<br />
mit Fracht bis zu insgesamt 30 t wiegen,<br />
das ist etwas anderes als einzelne<br />
Bleche, Rohre oder Stangen einzulagern.<br />
Entwickelt wurde das Boxbay-<br />
System – eine disruptive Innovation<br />
in der Hafenbranche – von AMOVA,<br />
einem Tochterunternehmen der SMS<br />
group am Standort Netphen. AMOVA<br />
ist seit 65 Jahren spezialisiert auf die<br />
Logistik in Stahl- und Aluminiumwalzwerken.<br />
Das Unternehmen hat<br />
bisher über 80 Hochregallagersysteme<br />
für Stahl- oder Aluminiumcoils konstruiert<br />
und errichtet. Hier werden<br />
bis zu 50 t schwere Coils mit hoher<br />
Taktung von Walzwerken automatisch<br />
transportiert, ins Hochregallager eingelagert<br />
und mittels modernster Trackingsysteme<br />
lückenlos nachverfolgt.<br />
Vom Prinzip her ähnelt Boxbay also<br />
sehr dem Coilhandling in Walzwerken.<br />
Im Vergleich zu konventionellen<br />
Lösungen kann mit Boxbay die Lagerkapazität<br />
in Container-Häfen um mehr<br />
als das Dreifache und die Umschlagsgeschwindigkeit<br />
am Kai um mehr als<br />
20 % gesteigert werden, so die SMS<br />
group. Das sind gewaltige Hebel, die<br />
mit Boxbay möglich werden. Weniger<br />
als ein Drittel der Grundfläche sind<br />
damit nötig, um die gleiche Menge an<br />
Containern zu lagern. Auch der Nachteil<br />
der herkömmlichen Stapelweise<br />
keinen direkten Zugriff auf einen<br />
bestimmten Container zu haben, entfällt<br />
in einem Container-Hochregallager<br />
– und es kann in die Höhe gebaut<br />
werden.<br />
Modular, erweiterbar,<br />
beidseitig zugänglich<br />
Technisch gesehen ist Boxbay ein<br />
sogenanntes High Bay Store System<br />
– kurz HBS – für sämtliche Container-Standardmaße.<br />
Aufgesetzt ist Boxbay<br />
dabei als modulares System, das<br />
individuell angepasst und auf Wunsch<br />
schrittweise erweitert werden kann.<br />
Besonders für bestehende Hafenumgebungen<br />
ist das interessant.<br />
In den Gängen zwischen den<br />
Regalfächern des Lagers transportieren<br />
spezielle Krane, Stacker Cranes<br />
genannt, die Container und lagern sie<br />
ein bzw. entnehmen sie – und zwar<br />
beidseitig, sowohl links als auch<br />
rechts.<br />
Unter dem Lagergerüst befindet<br />
sich ein weiteres, umlaufendes Transportsystem<br />
auf Schienen. Die Stacker<br />
Cranes können die oben entnommenen<br />
Container nach unten durchreichen<br />
und damit die umlaufenden<br />
Palettenwagen beladen – und umgekehrt.<br />
Von dort werden die Container<br />
zur Lkw-Übergabestation geschleust.<br />
q<br />
Weitere Infos<br />
und eine 3D-Tour<br />
finden Sie unter<br />
www.box-bay.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
19
Stahlverabeitung<br />
Bericht<br />
„Boxbay macht die Hafenlogistik auf<br />
kleinerem Raum nicht nur schneller,<br />
sondern es bietet auch die Möglichkeit,<br />
jederzeit auf einzelne Container<br />
zuzugreifen.“<br />
Burkhard Dahmen, CEO der SMS group<br />
Die große Stärke aber ist es, ganze<br />
Frachtaufträge für den Weitertransport<br />
zusammenzustellen, die das<br />
System flexibel und selbstständig<br />
erledigt. Es sind keine zeitraubenden<br />
Umlagerungen mehr notwendig, sondern<br />
die Container stehen umgehend<br />
in der festgelegten und optimalen<br />
Reihenfolge an den Übergabepunkten<br />
zur Verfügung, um auf Lkw, Zug<br />
oder Schiff verladen zu werden“,<br />
sagt Dipl.-Ing. Volker Brück, Director<br />
Business Development von Boxbay.<br />
q Bei allen Lagerbewegungen werden<br />
Krane und Paletten digital perfekt<br />
harmonisiert: Ein enormer<br />
Geschwindigkeitsvorteil und ein<br />
Höchstmaß an Flexibilität sind das<br />
Resultat.<br />
Sehr hoher Durchsatz<br />
Mit einem Boxbay-Lager werden<br />
Containerschiffe wie bisher mit speziellen<br />
Portalkränen gelöscht, den<br />
sogenannten Containerbrücken. Von<br />
dort werden die Container von<br />
Frachttransportern übernommen<br />
und zu den Aufnahmepositionen von<br />
Boxbay gebracht – dank des Unterflur-Palettenumlaufsystems<br />
ist das<br />
auf allen vier Seiten des Lagersystems<br />
möglich.<br />
Darüber hinaus verbindet das<br />
Palettenumlaufsystem die einzelnen<br />
Lagergassen miteinander. Als Ergebnis<br />
bietet das Container-Hochregallager<br />
eine sehr hohe Flexibilität und<br />
eine vollständige Entkopplung der<br />
Materialflüsse. Da alle Regalbediengeräte<br />
gleichzeitig ohne gegenseitige<br />
Behinderung arbeiten können, ist<br />
damit eine sehr hohe Durchsatzleistung<br />
möglich. Simulationen einer<br />
Referenzanlage haben eine Leistung<br />
von mehr als 500 wasserseitigen<br />
und 300 landseitigen Containerbewegungen<br />
gleichzeitig gezeigt.<br />
– bis hin zur 3D-Darstellung – auf<br />
Monitoren oder anderen mobilen<br />
Endgeräten wie Tablets oder<br />
Smartphones visualisiert. Manuelle<br />
Eingriffe in die vollautomatischen<br />
Logistikprozesse von Boxbay seien<br />
in der Regel nicht notwendig.<br />
„Es ist mit den digitalisierten<br />
Prozessen von Boxbay ganz einfach,<br />
einzelne Container zu entnehmen.<br />
Benötigte Energie<br />
erzeugt Boxbay selbst<br />
Der „Smart Port“ der Zukunft ist<br />
zugleich auch ein „Green Port“. Boxbay<br />
wird vollständig emissionsfrei<br />
mit elektrischer Energie betrieben.<br />
Durch Fotovoltaik-Anlagen auf dem<br />
Dach kann das System komplett<br />
seine eigene benötigte Energie erzeugen.<br />
Hinzu kommt, dass bei den<br />
Installation eines Boxbay-Hochregalsystems für Frachtcontainer in Dubai.<br />
Trackingsystem aus der<br />
Walzwerk-Logstik<br />
Beim Tracken der Container greift<br />
Boxbay auf eine ursprünglich aus<br />
der Lagerlogistik für Stahlcoils in<br />
Walzwerken stammende Technologie<br />
zurück – dank dessen Boxbay<br />
die Position jedes einzelnen Containers<br />
jederzeit genau kennt. Diese<br />
Informationen werden übersichtlich<br />
Bilder: SMS group<br />
20 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Absenkbewegungen der RBG des<br />
Hochregallagers die Energie durch<br />
Rekuperation zurückgewonnen wird<br />
– ähnlich wie die Bremsenergie bei<br />
Elektroautos.<br />
Mit Boxbay können die von<br />
Häfen benötigten Kapazitätserweiterungen<br />
weiterhin ohne zusätzliche<br />
Landerschließungen ausgeführt werden,<br />
die empfindlichen Ökosysteme<br />
des Meeres werden nicht beeinträchtigt.<br />
Als vollautomatisches System<br />
benötigt Boxbay zudem rund um die<br />
Uhr kein Licht. Das heißt, die sonst<br />
so typische hellerleuchtete Aura von<br />
Häfen in der Nacht kann signifikant<br />
minimiert werden und die Lebensqualität<br />
in Hafennähe so gesteigert<br />
werden.<br />
Ein System, das sich rechnet<br />
Um ihre Marktchancen und Rentabilität<br />
zu steigern, müssen auch Hafenbetreiber<br />
ihre Betriebskosten senken<br />
und Prozesse rationalisieren bzw.<br />
automatisieren. Ein neues System zu<br />
installieren, ist da ein gewichtiges<br />
Argument. Mit Boxbay würden die<br />
Anforderungen der Hafenbetreiber<br />
jedoch erfüllt. „Ein Hauptkostenfaktor<br />
von Boxbay ist der Stahlbau. Wir<br />
konnten im Gegensatz zu konventionellen<br />
Hochregallagern aus der Industrie<br />
oder Logistikcentern hier einen<br />
sehr großen Effizienzvorteil erreichen,<br />
Für die Praxis gemacht<br />
indem wir die Regalböden weggelassen<br />
haben. Die Container sind selbsttragend.<br />
Wir benötigen quasi nur<br />
einen Rahmen, der die Container aufnimmt.<br />
Entsprechend haben wir das<br />
System mit einer sicheren Stabilität<br />
konstruiert“, so Volker Brück weiter.<br />
Ist Boxbay in Betrieb, rechne sich das<br />
System vom ersten Container durch<br />
Einsparungen gegenüber bisherigen<br />
Lösungen. 2<br />
„Wir haben Boxbay genau auf die Praxisanforderungen hin ausgerichtet. Von Anfang an standen eine<br />
reibungslose Funktionalität und ein geradliniges, für den Betreiber beherrschbares Anlagenkonzept<br />
mit wenig Komplexität im Mittelpunkt. Die Hafenbetreiber gehen mit uns nicht das Risiko einer völlig<br />
neuen Entwicklung mit vielen unbekannten Faktoren und sogenannten Kinderkrankheiten ein. Im<br />
Gegenteil: Unsere jahrzehntelange Erfahrung aus der Walzwerkslogistik mit angeschlossenen<br />
Hochregallagern ist der Garant dafür, dass es funktioniert. Wir haben weltweit hunderte erfolgreiche<br />
Referenzen. Wir sind beim Engineering daher auch nicht über das Ziel hinausgeschossen, sondern<br />
setzen zuverlässige und erprobte Techniken ein. Dabei übernehmen wir auch bewährte<br />
Konstruktionen aus der Hafenlogistik. Ich denke, dieses intelligente und harmonische<br />
Zusammenbringen von ausgereiften Technologien zu einem neuen System ist ein wesentlicher<br />
Erfolgsfaktor von Boxbay.“<br />
Dipl.-Ing. Volker Brück, Director Business Development bei AMOVA<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
21
Stahlverabeitung<br />
Bericht<br />
Bild: Uhl<br />
Drei Generationen der Uhl-Geschäftsleitung: Frank Schneider, Johannes Schneider, Josef Schneider (als Porträt an der Wand),<br />
Thomas Schneider, Heribert Schneider und Marko Graf (v.l.n.r.: ).<br />
Stahl- und Metallbauunternehmen Uhl – 150 Jahre Würzburger Firmengeschichte<br />
Gute Auftragslage im Jubiläumsjahr<br />
Nach eineinhalb Jahrhunderten steht das traditionsreiche Würzburger Familienunternehmen gut da:<br />
etabliert im Markt, modernstes Equipment und vor allem mit qualifizierten, loyalen Mitarbeitern. Bei<br />
Uhl blickt man selbstbewusst in die Zukunft.<br />
[ Kontakt]<br />
Uhl GmbH & Co.<br />
Stahl- und<br />
Metallbau KG<br />
97076 Würzburg<br />
+49 931 27990-0<br />
www.uhlwuerzburg.de<br />
Der Beginn war eine Schlosserei.<br />
Als sich Anton Uhl im Jahr<br />
1870 in der Würzburger Innenstadt<br />
selbstständig machte, hat er wohl<br />
kaum daran gedacht, dass sein kleiner<br />
Betrieb 150 Jahre später ein hochmodernes<br />
mittelständisches Handwerksunternehmen<br />
mit rund 100<br />
Mitarbeitern sein würde. Endgültig<br />
auf Wachstumskurs begab sich das<br />
Unternehmen nach den beiden Weltkriegen,<br />
als Schlossermeister Josef<br />
Schneider, damals langjähriger Mitarbeiter,<br />
1949 den kinderlosen Gründersohn<br />
Karl Uhl beerbt hatte.<br />
Dritte Generation hat Ruder<br />
übernommen<br />
Mittlerweile steht bei der Uhl GmbH<br />
& Co. Stahl- und Metallbau KG die<br />
dritte Generation der Familie Schneider<br />
am Ruder. Erst zu Beginn des<br />
Jubiläumsjahrs haben die langjäh-<br />
rigen Geschäftsführer – und Brüder<br />
– Johannes und Heribert Schneider,<br />
Söhne von Josef Schneider, den Staffelstab<br />
übergeben. Gerne würde die<br />
jetzige Geschäftsleitung, bestehend<br />
Rauhe Zeiten – so war es früher<br />
aus Thomas und Frank Schneider<br />
sowie Marko Graf, das Jubiläum<br />
gebührend feiern, doch die Einschränkungen<br />
durch die Corona-<br />
Pandemie sind dazwischen gekom-<br />
Wie sich die Arbeit innerhalb von fünf Jahrzehnten verändert hat, daran erinnert<br />
sich Johannes Schneider im Gespräch mit dem langjährigen Mitarbeiter Walter<br />
Bauer. „Mitarbeiter seiner Kategorie wären heutzutage Techniker oder Ingenieure“,<br />
betont Schneider, doch hatte seine Familie damals nicht die Mittel, um<br />
ihrem Sohn den Besuch weiterführender Schulen zu ermöglichen.<br />
Im Betrieb herrschten zur damaligen Zeit raue Sitten: „Freitags wurden die Hallen<br />
von den Lehrlingen unter Leitung des Chefs gekehrt. Sofern Josef Schneider<br />
mit den Aufräumarbeiten unzufrieden war und beispielsweise eine Zigarettenkippe<br />
oder eine abgebrannte Elektrode am Boden liegen sah, musste noch einmal<br />
von vorne angefangen werden“, erzählt Walter Bauer. Dadurch verpasste er<br />
öfters den Zug und kam erst mit mehreren Stunden Verspätung zuhause an.<br />
Da der Betrieb in den 1960er-Jahren noch über keine Kräne verfügte, war körperlich<br />
schwere Arbeit an der Tagesordnung. Es wurden hauptsächlich Stahltüren<br />
und Geländer – meistens für Autobahnbrücken – angefertigt und sonstige<br />
Schlosserarbeiten ausgeführt. Auftraggeber waren vor allem die Bauämter. Aus<br />
Platzgründen wurden Stahlteile zumeist auf der Straße grundiert bzw. lackiert,<br />
was auf dem Kopfsteinpflaster häufig fotografierte „Kunstwerke“ hinterließ.<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
men. Momentan wird das kommende Jahr für Feierlichkeiten<br />
anvisiert.<br />
Doch nicht immer sah es bei Uhl so gut aus wie<br />
heute. Um 1975 sorgte ein großer Schuldenberg für<br />
Erfolgsdruck im Unternehmen. Dass Uhl diese schwierige<br />
Phase erfolgreich meisterte, verdanke der Stahlund<br />
Metallbauer zum großen Teil seiner stabilen Belegschaft,<br />
die über vier Jahrzehnte hinweg Hand in Hand<br />
vorzüglich zusammenarbeitete, so das Unternehmen.<br />
Ein Meilenstein sei auch die Einführung eines internen<br />
Projektleitersystems Ende der 80er-Jahre sowie eigene<br />
Uhl-Normen und Uhl-Details gewesen. Schließlich<br />
bescherte die Wiedervereinigung dem Unternehmen<br />
einen erfreulichen Auftragsschub.<br />
Gute Auftragslage<br />
stimmt optimistisch<br />
Anders als in der „guten alten Zeit“ verfügt Uhl<br />
heute über eine hochmoderne leistungsfähige Ausstattung,<br />
dazu Qualifizierungen und Zertifikate, die<br />
den hohen Standard bestätigen. Thomas Schneider<br />
betont, dass „die aktuelle Auftragslage und die Auftragseingänge<br />
der letzten Wochen uns schon optimistisch<br />
für das erste Halbjahr 2021 machen. Wie<br />
gesagt, das kann man länger nicht planen. Aber die<br />
nächsten sechs Monate sind schon halbwegs ,in trockenen<br />
Tüchern‘“. 2<br />
Holz- und Stahlbau für neues Nationalparkzentrum fertig<br />
Übergabe am Ruhestein<br />
Züblin Timber hat den konstruktiven<br />
Holz- und Stahlbau für das neue Zentrum<br />
des Nationalparks Schwarzwald fertiggestellt.<br />
Im Beisein von Baden-Württembergs<br />
Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />
sind die Schlüssel für den Neubau im Oktober<br />
feierlich übergeben worden. Das neue<br />
Zentrum beherbergt auf rd. 3.200 m² Nutzfläche<br />
nicht nur die Nationalparkverwaltung,<br />
sondern informiert Besucherinnen und Besucher<br />
auch über Wandermöglichkeiten und<br />
Angebote des Nationalparks. Am Ende des<br />
unüberdachten Skywalks und auf dem Aussichtsturm<br />
eröffnen sich Ausblicke aus der<br />
Vogelperspektive über den etwa 120 Jahre<br />
alten Tannen- und Fichtenwald.<br />
Züblin Timber verantwortete sämtliche<br />
Stahlbau-, Holzbau und Tragwerksarbeiten,<br />
die Fachwerkträger aus Baubuchen-Furnierschichtholz<br />
und Brettschichtholz mit über<br />
60 m Spannweite für den Skywalk, alle<br />
Stahlbau-Verbindungen sowie den Bau des<br />
Aussichtsturms aus Stahlfachwerkträgern<br />
und BSP-Wandplatten. In insgesamt 470<br />
Montage-Tagen verbaute das Unternehmen<br />
Das neue Nationalparkzentrum ist eingebettet in die dicht bewaldete Schwarzwald-Landschaft<br />
am 950 m hohen Ruhestein.<br />
unter anderem 1.150 m³ Brettsperrholz,<br />
206 m³ Brettschichtholz und 312 t Stahl, rd.<br />
4 Mio. Ankernägel wurden dabei vernagelt.<br />
Wegen der Corona-Pandemie wird das neue<br />
Nationalparkzentrum noch nicht für die<br />
breite Öffentlichkeit, sondern zunächst stufenweise<br />
für den Publikumsverkehr geöffnet.<br />
Der Start des uneingeschränkten<br />
Betriebs wird für den Sommer 2021 angepeilt.<br />
Bild: Züblin/Atelier Dirk Altenkirch<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
23
Stahlverabeitung<br />
Bericht<br />
Die Smart Factory von Trumpf in Ditzingen zeigt, wie sich verschiedene Maschinentypen miteinander vernetzen lassen.<br />
Vernetzte Fertigung<br />
Trumpf eröffnet weitere Smart Factory<br />
TRUMPF hat an seinem Stammsitz in Ditzingen eine neue Smart Factory eröffnet. Dort produziert das Unternehmen<br />
ab sofort Blechbauteile für seine Werkzeugmaschinen. Zudem dient die neue vollvernetzte Fabrik auch als<br />
Vorführzentrum, in dem insbesondere auch kleine und mittelständische Unternehmen einen Einblick in die effiziente<br />
Blechfertigung bekommen.<br />
[ Kontakt]<br />
Trumpf<br />
GmbH + Co. KG<br />
71254 Ditzingen<br />
+49 7156 303-0<br />
www.trumpf.com<br />
„In unserer neuen Smart Factory haben wir 30<br />
Maschinen miteinander vernetzt. Dadurch vermeiden<br />
wir Ausschuss, senken die Bearbeitungszeit und sorgen<br />
für mehr Effizienz. Unsere Lösungskompetenz für die<br />
Blechbearbeitung ist in dieser Form weltweit einzigartig“,<br />
sagt Heinz-Jürgen Prokop, Chief Executive Officer Werkzeugmaschinen<br />
bei Trumpf. Die Smart Factory erstreckt<br />
sich über drei Hallen mit insgesamt 5.000 m 2 . Ditzingen<br />
ist neben Chicago in den USA und Taicang in China<br />
nun der dritte Unternehmensstandort mit einer vollvernetzten<br />
Fabrik.<br />
Assistenzsysteme für den Arbeitsalltag<br />
In der neuen Smart Factory sind sowohl Schneid-, Biegeund<br />
Schweißmaschinen als auch Großlager und fahrerlose<br />
Transportsysteme miteinander vernetzt. Die gesamte<br />
Produktion lässt sich vom sogenannten Control Center<br />
aus steuern. In dieser Schaltzentrale laufen alle wichtigen<br />
Kennzahlen aus der Fertigung in Echtzeit zusammen<br />
– vom Auftragseingang bis zum fertigen Bauteil.<br />
„Wer die Effizienz seiner Blechfabrik steigern möchte,<br />
sollte sich vor allem auf die vor- und nachgelagerten<br />
Arbeitsschritte der eigentlichen Bearbeitung seines<br />
Bauteils konzentrieren. Gerade in Zeiten von kleineren<br />
Losgrößen, schnelleren Reaktionszeiten und komplexer<br />
werdenden Bauteilen ist die Vernetzung von Produktionsprozessen<br />
und Maschinen der entscheidende Wettbewerbsvorteil<br />
für Blechfertiger“, sagt Prokop.<br />
In der neuen Smart Factory unterstützen Assistenzsysteme<br />
die Mitarbeiter im Arbeitsalltag. Die komplette<br />
Fertigung lässt sich mit Hilfe der Trumpf-Fertigungssteuerungssoftware<br />
TruTops Fab von überall<br />
aus per Tablet, Smartphone oder Smartwatch überwachen.<br />
Lösungsanbieter für die gesamte Fertigung<br />
Die Smart Factory von Trumpf dient nicht nur der hauseigenen<br />
Fertigung, sondern auch als Vorführzentrum<br />
für Blechbearbeiter aus Deutschland und ganz Europa.<br />
Sie können sich dort Effizienzverbesserungen beim<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Durch die digitale<br />
Vernetzung behalten<br />
Blechfertiger jederzeit<br />
den Überblick<br />
über die Produktion.<br />
Eine Smartwatch<br />
informiert über den<br />
Zustand der automatisierten<br />
Fertigung.<br />
Sollte es zu einer<br />
Störung kommen,<br />
lässt sie sich sofort<br />
beheben.<br />
Bilder: Trumpf<br />
Schneiden, Biegen, Stanzen und<br />
Schweißen in einer realen Produktion<br />
ansehen. Sowohl kleine, mittelständische<br />
als auch große Unternehmen<br />
finden dort neue Vernetzungslösungen<br />
für ihre Produktion. So können<br />
etwa kleine Firmen durch Einstiegslösungen<br />
wie beispielsweise einen<br />
KI-basierten Absortierassistenten zu<br />
wesentlich besseren Ergebnissen<br />
kommen, so das Unternehmen.<br />
Trumpf demonstriert in der<br />
Smart Factory, wie Kunden ihre Fertigung<br />
schrittweise weiter vernetzen<br />
können, beispielsweise in der Logistik.<br />
Vertreter von Unternehmen mit<br />
einem großen Maschinenpark können<br />
innerhalb der Trumpf-Smart<br />
Factory eine teilautonome Fertigung<br />
sehen. Dort greifen Stanz-, Laserund<br />
Biegeprozesse sowie ein Lager<br />
nahtlos ineinander, heißt es von dem<br />
Maschinenhersteller.<br />
Flurförderfahrzeuge<br />
transportieren fahrerlos<br />
Teile durch<br />
die Smart Factory zu<br />
den verschiedenen<br />
Maschinen.<br />
Lösungsanbieter mit Partnern<br />
Trumpf sieht sich künftig noch mehr<br />
als Lösungsanbieter für die gesamte<br />
Fertigung und setzt dazu auch auf<br />
Partnerschaften. Die modernen Flur-<br />
förderfahrzeuge, die an den Werkzeugmaschinen<br />
Material anliefern<br />
und abtransportieren, stammen etwa<br />
vom Partner Jungheinrich. Die Lager-<br />
systeme kommen von STOPA, eine<br />
Richt- und Entgratmaschine von<br />
ARKU und eine Messmaschine von<br />
Inspecvision. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
25
Stahlproduktion<br />
Bericht/Nachrichten<br />
UGIGRIP – Bauwerke dauerhaft schützen<br />
Mit Betonstahl Korrosionen verhindern<br />
Rostfrei und langlebig – in der Bauindustrie sind die Anforderungen an Bewehrungen, Verankerungen<br />
und Befestigungen hoch. Die in Bauwerken verwendeten Stäbe aus konventionellem Betonstahl beginnen<br />
jedoch meist nach einigen Jahren zu korrodieren. Der Spezialstahl UGIGRIP® verhindert diesen<br />
Prozess. Ugitech, ein Unternehmen der Swiss Steel-Group, hat damit eine Stahlgüte mit außergewöhnlich<br />
hoher Korrosionsbeständigkeit entwickelt.<br />
Bild: Swiss Steel-Group<br />
Außergewöhnlich hohe Korrosionsbeständigkeit und besondere mechanische Eigenschaften: der Spezialstahl Ugigrip von Ugitech,<br />
einem Unternehmen der Swiss Steel-Group.<br />
Weitere Informationen<br />
unter bit.ly/ugigrip<br />
Neben der hohen Korrosionsbeständigkeit<br />
verfügt Ugigrip zudem<br />
über besondere mechanische Eigenschaften,<br />
wodurch Gebäudestrukturen<br />
über Jahrzehnte gesichert werden<br />
können, so das französische<br />
Unternehmen Ugitech. Ob für Parkhäuser,<br />
Bauwerke aus Betonfertigteilen<br />
oder Konstruktionen im maritimen<br />
Bereich: UGIGRIP-Betonstahl<br />
eigne sich aufgrund seiner besonderen<br />
Eigenschaften für viele<br />
Anwendungen in unterschiedlichen<br />
Branchen.<br />
Hohe Streckgrenze<br />
Stäbe und Walzdrähte aus dem rostfreien<br />
Ugitech-Stahl haben eine hohe<br />
Streckgrenze von über 500 N/mm²<br />
und erfüllen die Anforderungen des<br />
Eurocode 8, Klasse M für erdbeben-<br />
sicheres Bauen. Sie bieten eine verbesserte<br />
Feuerbeständigkeit im Vergleich<br />
zu konventionellen Stählen<br />
und sind damit auch bei hohen Temperaturen<br />
kriech- und zugfest. Eine<br />
niedrige Wärmeleitfähigkeit von 15<br />
W/(mK) verhindert Wärmebrücken<br />
und minimiert Wärmeverluste. Die<br />
homogene Stahloberfläche und Bildung<br />
der Passivschicht zwischen<br />
Metall und umgebendem Medium<br />
führen zu einer maximalen Korrosionsbeständigkeit.<br />
So können<br />
extreme Chloridbelastungen, beispielsweise<br />
durch Tausalze oder<br />
Kontakt mit Meerwasser, dem rostfreien<br />
Bewehrungsstahl nichts anhaben.<br />
Kunden profitierten gleich<br />
mehrfach von der neuen Stahlgüte,<br />
so der Hersteller: Sie könnte auf<br />
Korrosionsschutzmaßnahmen verzichtet<br />
werden, Instandhaltungskosten<br />
könnten minimiert und die<br />
Lebensdauer von Bauwerken erheblich<br />
verlängert werden. Darüber<br />
hinaus ließen sich durch die Einsparung<br />
von Beton und die Reduzierung<br />
der Betondeckung auch<br />
leichtere Konstruktionen realisieren.<br />
Ugitech bietet Ugigrip in unterschiedlichen<br />
Qualitäten an. Das<br />
Unternehmen der Swiss Steel-Group<br />
empfiehlt die drei Varianten 1.4062,<br />
1.4362 und 1.4462 für den Einsatz<br />
in korrosionsgefährdeten Bauwerken.<br />
Der rostfreie Bewehrungsstahl<br />
ist auch als nichtmagnetische Variante<br />
für Gebäude mit besonderen<br />
Anforderungen, wie Flughäfen oder<br />
Krankenhäuser, verfügbar. 2<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Stahl für grüne Energie<br />
Offshore Windpark baut auf<br />
Dillinger-Grobbleche<br />
Mit einer Leistung von 1,2 GW zählt<br />
der britische Offshore-Windpark Hornsea<br />
One zu den leistungsstärksten der Welt und<br />
gilt als Wegbereiter für die Energiewende.<br />
Dabei baut der Windpark auf Stahl aus Dillingen:<br />
Für die Monopile-Gründungsstrukturen<br />
lieferte Dillinger ca. 99.000 t thermomechanisch<br />
gewalzte Grobbleche.<br />
Die Inbetriebnahme des Windparks vor der<br />
Küste Großbritanniens in der Nordsee ist<br />
zukunftsweisend für die Produktion von<br />
grünem Strom: Hornsea One von Ørsted ist<br />
der erste Windpark der Welt mit einer Leistung<br />
von über 1 GW. Er erzeugt jährlich<br />
eine so große Menge an Windstrom, dass<br />
1 Mio. Haushalte in Großbritannien mit<br />
grünem Strom versorgt werden könnten.<br />
„Stahl ist für die nachhaltige Gewinnung<br />
von erneuerbaren Energien unverzichtbar“,<br />
so Tim Hartmann, Vorstandsvorsitzender<br />
Grobbleche für Windrad-Fundamente: Für den Offshore-Windpark Hornsea One-Turbinen lieferte Dillinger<br />
ca. 99.000 t thermomechanisch gewalzte Grobbleche in Dicken von 30 bis 90 mm.<br />
von Dillinger. „Ohne Stahl gibt es keine<br />
grüne Energie.“<br />
120 km vor der Ostküste Großbritanniens<br />
gelegen, ist Hornsea One weiter<br />
vom Festland entfernt als jeder andere<br />
bisher fertig gestellte Offshore-Windpark.<br />
Der Park erstreckt sich mit insgesamt<br />
174 7-MW-Windturbinen über eine<br />
Fläche von 407 km 2 und ist damit größer<br />
als die Insel Malta. Die Windturbinen<br />
ragen rund 190 m in den Himmel, die<br />
Rotorblätter sind 75 m lang und mit<br />
einem Rotordurchmesser von 154 m sind<br />
die Turbinen im Durchmesser größer als<br />
das Riesenrad London Eye. Die Windräder<br />
stehen in Wassertiefen von bis zu 40<br />
m auf Fundamenten mit Durchmessern<br />
bis zu 8,1 m und einem Gewicht von<br />
jeweils 900 t.<br />
Bild: Ørsted<br />
Im September 2020<br />
wurde mehr Rohstahl weltweit<br />
produziert<br />
Die weltweite Rohstahlproduktion für die 64<br />
Länder, die dem Weltstahlverband (worldsteel)<br />
Bericht erstatten, lag im September<br />
2020 bei 156,3 Mio t, ein Anstieg von 2,9 %<br />
gegenüber September 2019.<br />
Rohstahlproduktion weltweit<br />
China 92,5 Mio. t 10,9 %<br />
Japan 6,5 Mio. t -19,3 %<br />
Südkorea 5,8 Mio. t -2,1 %<br />
Deutschland 3,0 Mio. t -9,7 %<br />
EU 11,1 Mio. t -14,0 %<br />
USA 5,7 Mio. t -18,5 %<br />
GUS 8,2 Mio. t -0,3 %<br />
Ukraine 1,6 Mio. t -5,4 %<br />
Türkei 3,2 Mio. t 18,0 %<br />
Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten, die die COVID-19-Pandemie mit sich bringt, sind viele dieser<br />
Zahlen des Monats Schätzungen, die mit der Produktionsaktualisierung des nächsten Monats revidiert<br />
werden können.<br />
Rohstahlproduktion in<br />
Deutschland weiter rückläufig<br />
Die Rohstahlerzeugung in Deutschland lag<br />
im September 2020 um fast 10 % unter dem<br />
entsprechenden Vorjahresmonat. Von<br />
Januar bis September wurde im vergleich<br />
zum Vorjahr rund 16 % weniger Rohstahl<br />
hergestellt. Zwar hat die Stahlproduktion<br />
erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie<br />
wieder die Marke von 3 Mio. t überschritten,<br />
liegt jedoch weiterhin auf einem<br />
sehr niedrigen Niveau, berichtete die Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl.<br />
Rohstahlproduktion in Deutschland von Januar bis September 2020<br />
Rohstahl gesamt 25.728 -15,7%<br />
Oxygenstahl 17.260 -19,4%<br />
Elektrostahl 8.468 -7,3%<br />
Roheisen 16.064 -18,3%<br />
Warmgewalzte Stahlerzeugnisse 22.542 -14,8%<br />
Januar bis September in Tonnen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
27
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht<br />
Die KASTObbs ist<br />
eigens für den Einsatz<br />
in der Schwerindustrie<br />
entwickelt – unter<br />
anderem für Stahlwerke<br />
und Stahlhandelsbetriebe.<br />
Block- und Plattenbandsäge KASTObbs<br />
Kraftpaket für große und schwere Werkstücke<br />
Mit der Block- und Plattenbandsäge KASTObbs hat der Sägetechnik-Spezialist KASTO ein echtes Kraftpaket im<br />
Portfolio. Die Säge ist eigens für den Einsatz in der Schwerindustrie entwickelt – unter anderem für Stahlwerke und<br />
Stahlhandelsbetriebe. Beim Trennen von Werkstücken mit großen Abmessungen und hohem Gewicht sorgt die<br />
KASTObbs für komfortables Handling, kurze Schnittzeiten und optimale Ergebnisse, so der Hersteller. Anwender<br />
haben die Wahl zwischen verschiedenen halb- und vollautomatischen Maschinenausführungen.<br />
[ Kontakt]<br />
KASTO Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
77855 Achern-Gamshurst<br />
+49 7841 61-0<br />
www.kasto.com<br />
Für Stahlwerke und Stahlhandelsbetriebe,<br />
aber auch im Werkzeug-<br />
und Formenbau bietet die<br />
Anarbeitung von Walzblöcken und<br />
-platten eine ganze Reihe von Vorteilen:<br />
Zum Beispiel lässt sich damit<br />
der Aufwand für weitere Bearbeitungsschritte<br />
wie Fräsen deutlich<br />
reduzieren. Auch bleiben ausgesägte<br />
„Abfallstücke“ für eine weitere Verwendung<br />
erhalten, was wiederum<br />
zu mehr Material- und Kosteneffizienz<br />
beiträgt.<br />
Für diese anspruchsvolle Aufgabe<br />
hat Kasto die Block- und Plattenbandsäge<br />
KASTObbs entwickelt:<br />
Die Maschinen der Baureihe sind je<br />
nach Ausführung für Schnitthöhen<br />
von 360 bis 2.000 mm und je nach<br />
Tischlänge für maximale Schnittlängen<br />
zwischen 2.000 und 14.000 mm<br />
geeignet. Die Tragkraft des Materialauflagetischs<br />
beträgt beim kleinsten<br />
Modell 3,5 t und beim größten<br />
64 t. Damit ist die KASTObbs ein<br />
echtes Kraftpaket, das auch mit gro-<br />
ßen Abmessungen und schweren<br />
Werkstücken spielend leicht zurechtkommt.<br />
Fixiertes Werkstück,<br />
bewegte Säge<br />
Charakteristisch für die Baureihe<br />
ist die Langschnittarbeitsweise.<br />
Dabei verfährt die Sägeeinheit mit<br />
seitlich angeordneten, gehärteten<br />
und geschliffenen Laufrollen auf präzise<br />
bearbeiteten Laufschienen. Das<br />
Werkstück bleibt auf dem Sägetisch<br />
fixiert. Dadurch sind die Sägen im<br />
Vergleich zu anderen Modellen<br />
besonders platzsparend. Ihre verwindungssteife<br />
Schweißkonstruktion<br />
sorgt zugleich für eine hohe<br />
Laufruhe ohne Vibrationen. Dies<br />
ermöglicht kurze Schnitt- und lange<br />
Werkzeugstandzeiten sowie präzise<br />
Ergebnisse.<br />
Der elektronisch gesteuerte Sägevorschub<br />
lässt sich Kasto zufolge<br />
optimal an die Werkstoffqualität und<br />
den Materialquerschnitt anpassen.<br />
Die Geschwindigkeit des Sägebandes<br />
ist ebenfalls stufenlos verstellbar.<br />
Durch den Einsatz von Bi- oder Hartmetallbändern<br />
ist die KASTObbs<br />
auch für Aluminium oder schwer<br />
zerspanbare Werkstoffe wie Titan,<br />
Hastelloy und Inconel bestens geeignet.<br />
Halb- und vollautomatisch Sägen<br />
Sämtliche Anzeige- und Bedienelemente<br />
der KASTObbs befinden sich<br />
auf einem mitfahrenden Steuerpult.<br />
Das sorgt für maximale Übersicht,<br />
einen ungehinderten Blick auf das<br />
Werkstück und eine gefahrlose Kontrolle<br />
des Schnittvorgangs.<br />
Für unterschiedliche Anforderungen<br />
in Sachen Automatisierung bietet<br />
Kasto die Säge sowohl als halbautomatische<br />
Variante KASTObbs U wie<br />
auch als vollautomatische Ausführung<br />
KASTObbs A an. Letztere verfügt<br />
neben elektromotorisch angetriebenen<br />
Vorschubeinheiten und<br />
Werkstückanschlägen auch über<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
eine optional verfügbare Funktion der 0/90°-Bandverdrehung.<br />
Damit ist der Anwender in der Lage, Werkstücke<br />
sowohl in Längs- wie auch in Querrichtung zur<br />
Rollenbahn zu sägen. Dies ermöglicht einen mannlosen<br />
Betrieb vom vollständigen Block bis zum fertig zugeschnittenen<br />
Werkstück.<br />
Geeignet fürs mannlose Sägen<br />
Auch bei der Steuerung der Säge haben Betreiber die<br />
Wahl zwischen verschiedenen Varianten mit unterschiedlichem<br />
Funktionsumfang. Die einfache Bedienung<br />
per Touchscreen erleichtert den Umgang mit der<br />
Maschine. Die intuitive Benutzerführung liefert alle<br />
wichtigen Zustands- und Störungsmeldungen im Klartext.<br />
Darüber hinaus bietet der integrierte Auftragsspeicher<br />
ideale Voraussetzungen für einen mannlosen Betrieb,<br />
so das Unternehmen. All das mache die KASTObbs zu<br />
einer leistungsfähigen und wirtschaftlichen Lösung für<br />
eine Vielzahl von Aufgaben – vom Trennen von Blöcken<br />
und Platten über das Besäumen bis hin zu Ausklinkschnitten.<br />
Das Sortiment zur Bearbeitung von Walzblöcken<br />
bzw. –platten, Vierkant- oder Flachmaterialien wird<br />
durch die Baureihen KASTOcross, KASTObloc, KASTOplate<br />
und der KASTOvertical vervollständigt. Besonders<br />
die kleinste Blockbandsäge KASTOvertical weist eine<br />
kompakte Bauweise auf, welche auch mit einem optionalen<br />
NC-Messanschlag (automatischer Vorschub) verfügbar<br />
ist. Dadurch können Rüstzeiten drastisch reduziert<br />
werden, so das Unternehmen. 2<br />
DAS NEUE<br />
VOSS.ONLINE 3.0<br />
LANGPRODUKTE<br />
RUND UM DIE UHR.<br />
Die Highlights:<br />
Bilder: KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Mit der Block- und Plattenbandsäge KASTObbs hat der<br />
Sägetechnik-Spezialist Kasto ein echtes Kraftpaket im Portfolio.<br />
In der 0°-Stellung sägt die KASTObbs längs zur Rollenbahn.<br />
Nach Bandverdrehung um 90° steht die Sägerichtung quer zur<br />
Rollenbahn.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
29<br />
+ neue, moderne Benutzerführung<br />
+ optimiert für Desktop, Tablet und Smartphone<br />
+ Barcode-Scanner für alle Voß Etiketten<br />
+ noch flexiblere Konfigurierbarkeiten<br />
+ Online-Zugriff auf alle Dokumente<br />
+ Produkterweiterung durch Partnerartikel<br />
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Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht<br />
Die G-Electro Cut ist mit einem vollelektrischen Antriebskonzept aus einem AC-Servomotor mit Riementrieben ausgestattet.<br />
Boschert baut maßgeschneiderte G-Electro Cut für HAST-Metallverarbeitung<br />
Tafelschere XL mit allen Schikanen<br />
HAST-Metallverarbeitung setzt bei der Produktion von Blechteilen für die Baubranche auf die<br />
bewährten Bearbeitungsmaschinen von Boschert. Neuester Zugang zum Maschinenpark ist eine<br />
maßgeschneiderte G-Electro Cut 4006, mit der das Unternehmen gerade Schnitte von hoher<br />
Qualität setzt – und das dank cleverer Modifikationen wirtschaftlich, effizient und ergonomisch.<br />
[ Kontakt]<br />
Boschert GmbH & Co. KG<br />
79541 Lörrach-Hauingen<br />
Michael Roser<br />
Verkaufsleiter<br />
m.roser@boschert.de<br />
+49 7621 9593-0<br />
www.boschert.de<br />
HAST-Metallverabeitung<br />
GmbH & Co. KG<br />
72461 Albstadt<br />
+49 7432 94009950<br />
www.hast-mv.de<br />
HAST-Metallverarbeitung im<br />
baden-württembergischen Albstadt<br />
ist ein sehr junges Unternehmen –<br />
doch Gründer und Geschäftsführer<br />
Siegfried Strobel verfügt über jahrelange<br />
Erfahrung in der Blechbearbeitung.<br />
Zusammen mit einem fest<br />
angestellten Mitarbeiter und zwei<br />
variabel einsetzbaren Aushilfskräften<br />
produziert der Lohnfertiger in<br />
seiner gut 600 m 2 großen Halle<br />
Blechteile für den Einsatz auf dem<br />
Bau.<br />
Von Muster- und Einzelteilen bis<br />
zu Losgrößen von 400 Stück kann<br />
das Unternehmen liefern. „Zu 98 %<br />
arbeiten wir mit Aluminium, aber<br />
wir können auch Stahl und Edelstahl“,<br />
sagt Siegfried Strobel. Zu seinen<br />
Kunden gehören Unternehmen<br />
aus der Sonnenschutz- und Metallbaubranche<br />
sowie Fassaden- und<br />
Fensterbauer aus der Region. Seine<br />
Auftraggeber schätzen vor allem<br />
seine Flexibilität, die schnelle Ver-<br />
fügbarkeit der Teile und die hohe<br />
Qualität seiner Produkte. Um diese<br />
Erwartungen erfüllen zu können,<br />
muss die Ausstattung der Werkstatt<br />
passen.<br />
„Ich kenne die Maschinen von<br />
Boschert schon seit vielen Jahren<br />
und bin von ihrer Leistung und<br />
Zuverlässigkeit begeistert“, erklärt<br />
Strobel. Ein Blick in die Halle zeigt<br />
darum auch ziemlich viel Blau, der<br />
Firmenfarbe der Maschinenbauer<br />
aus Lörrach-Hauingen. Die Boschert<br />
G-Electro Cut 4006 vervollständigt<br />
seit Beginn des Jahres den Maschinenpark.<br />
Eine vollelektrische Tafelschere<br />
mit allen Extras<br />
„Die G-Electro Cut ist mit ihrem vollelektrischen<br />
Antriebskonzept aus<br />
einem AC-Servomotor mit Riementrieben<br />
derzeit einmalig auf dem<br />
Markt“, erklärt Michael Roser, Verkaufsleiter<br />
bei Boschert. „Der Motor<br />
arbeitet nur, wenn die Schere einen<br />
Hub auslöst. Sie spart so bis zu 50 %<br />
Energie im Vergleich zu hydraulischen<br />
Scheren – leiser ist sie dabei<br />
auch noch.“<br />
Zudem arbeite die servo-elektrische<br />
Schere doppelt so schnell wie<br />
ihr hydraulisches Pendant und da<br />
sie ohne Hydrauliköl auskommt, entfalle<br />
bei einer Wartung auch der<br />
Ölwechsel und ist somit auch noch<br />
umweltfreundlicher. Davon abgesehen<br />
ist die G-Electro Cut die erste<br />
kulissengeführte Tafelschere der<br />
Schwarzwälder. Diese Methode ist<br />
im Vergleich zum Schwingsschnitt<br />
vor allem beim Schneiden von Aluminium<br />
von Vorteil, da sich auf diese<br />
Weise bei dem weichen Material<br />
nicht so große Grate bilden.<br />
Siegfried Strobel hatte Boschert<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass<br />
der Schwungschnitt bei Aluminium<br />
nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen<br />
führt. Schnittversuche mit<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Vor allem beim Schneiden von Aluminium ist der Kulissenschnitt von Vorteil. So bilden sich bei diesem weichen Material nicht so<br />
große Grate. Zudem lassen sich auch kleinere und dünnere Blechstreifen nahezu verdrehungsfrei schneiden.<br />
Bilder: Boschert GmbH & Co. KG<br />
der neuen Technik konnten die<br />
Blechbearbeitungsspezialisten auf<br />
der Stelle überzeugen. „Die Probeschnitte<br />
lieferten sofort perfekte<br />
Ergebnisse“, sagt Roser.<br />
Neben dem Antrieb und der<br />
Schnitttechnik trägt die G-Electro<br />
Cut weitere clevere Features unter<br />
ihrem blauen Blechkleid – etwa eine<br />
automatische Schnittspalteinstellung<br />
oder den automatisch einstellbaren<br />
Schneidwinkel (0,5 bis 2 Grad), der<br />
Material und Blechdicke berücksichtigt<br />
und für saubere und präzise<br />
Schnitte sorgt.<br />
Die Blech-Hochhalte-Vorrichtung<br />
schleust das geschnittene Blechteil<br />
wahlweise wie bei konventionellen<br />
Scheren nach hinten aus, befördert<br />
es nach vorn in eine Wanne oder<br />
zurück auf den Maschinentisch.<br />
Damit gewinnt der Anwender Flexibilität<br />
im Produktionsprozess und<br />
er kann nachgelagerte Arbeitsschritte<br />
besser anbinden. Zudem lassen<br />
sich mit diesem System, in Kombination<br />
mit dem einstellbaren<br />
Schneidwinkel, auch kleinere und<br />
dünnere Blechstreifen nahezu verdrehungsfrei<br />
schneiden.<br />
Gesteuert wird die Schere über<br />
ein übersichtlich gestalteten und intuitiv<br />
bedienbaren 10,4 Zoll Farb-Touchscreen.<br />
Der Bediener wählt zwischen<br />
unterschiedlichen Schnittprogram-<br />
men, startet den (Halb-) Automatikmodus<br />
und programmiert die<br />
gewünschten Schnittlängen. Die Steuereinheit<br />
übernimmt die Schnittspaltverstellung<br />
und berechnet anhand des<br />
Materials und der Blechdicke automatisch<br />
den optimalen Schneidwinkel.<br />
Die maßgeschneiderte Schere<br />
„Wir haben bei der G-Electro Cut<br />
zwar fast alles eingebaut, was man<br />
in eine Schere einbauen kann“, sagt<br />
Roser. „Aber für Siegfried Strobel<br />
haben wir die Anlage modifiziert<br />
und ihm sozusagen seine G-Electro<br />
Cut auf den Leib gezimmert.“ Die<br />
4006 für HAST Metallverarbeitung<br />
ist mit einer Schnittlänge von 4 m<br />
insgesamt größer als die Standardschere<br />
und verfügt über einen auf<br />
1,5 m verlängerten Hinteranschlag.<br />
Das macht die Arbeit effizienter und<br />
ergonomischer. Mit der 4006 kann<br />
Strobel auch Tafeln bis zu 2.000 x<br />
4.000 mm schneiden.<br />
Auf alle Fragen eine Antwort –<br />
Siegfried Strobel ist mehr als zufrieden<br />
mit seiner G-Electro Cut 4006.<br />
„Sie ist genau wie gedacht und er -<br />
hofft“, erzählt er. 2<br />
Siegfried Strobel, Inhaber von HAST-Metallverarbeitung (li.) und Michael Roser, Verkaufsleiter bei BOSCHERT,<br />
begutachten die sauberen Schnitte der G-Electro Cut 4006.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
31
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht<br />
transfluid – Nachhaltigkeit und Innovation vereinen<br />
Rohre spanlos trennen<br />
Der Maschinenhersteller transfluid bietet neben Rohrbiege- und Rohrumformmaschinen seit vielen Jahren auch Rohrtrennmaschinen<br />
an. „Da vor dem Biegevorgang und dem Umformen am Rohr immer der Zuschnitt steht, war es für uns ein<br />
logischer Schritt, unseren Kunden diese Möglichkeit anzubieten“, erklärt Stefanie Flaeper, Geschäftsführung Vertrieb.<br />
[ Kontakt]<br />
transfluid ®<br />
Maschinenbau GmbH<br />
57392 Schmallenberg<br />
+49 271 770016-0<br />
www.transfluid.de<br />
Durch den soliden Maschinenaufbau<br />
sind die Rohrtrennmaschinen<br />
von Transfluid langlebig und zeitlos,<br />
wirbt das Unternehmen. Die Schnittergebnisse<br />
können transfluid zufolge<br />
je nach Anforderung ohne weitere Entgratprozesse<br />
verarbeitet werden. Einfache<br />
Rüstvorgänge erlaubten zudem<br />
schnelle Umstellungen der Rohrdurchmesser.<br />
Je nach Zuschnittslänge und<br />
Rohrdurchmesser liegt die Schnittleistung<br />
bei bis zu 1.800 Trennschnitten<br />
pro Stunde.<br />
Die transfluid-Maschinen t cut verfügen<br />
außerdem über eine effiziente<br />
Peripherie. So können zum Beispiel<br />
kleinere Mengen über ein Schrägmagazin<br />
oder bündelweise über automatische<br />
Zuführungen und Vereinzelungen<br />
bearbeitet werden. Auch die<br />
Rohrbearbeitung direkt vom Coil ist<br />
möglich. Hierbei sorgen präzise Richteinheiten<br />
für exakt gerade Rohre, so<br />
das Unternehmen.<br />
Sortenrein vereinzeln<br />
Die Sortierung zugeschnittener Rohre<br />
kann über diverse Ausschleusungseinheiten<br />
sichergestellt werden: auf vier<br />
oder acht Positionen wird sortenrein<br />
vereinzelt und ausgeschleust. Im<br />
Bedarfsfall kann hier jedes einzelne<br />
Rohr auch beschriftet werden, damit<br />
eine exakte Identifizierung im weiteren<br />
Prozess sichergestellt ist. Bei der Nut-<br />
t cut – Besonderheiten auf einen Blick<br />
z Rohre spanlos und sauber trennen<br />
z Umformungen und Biegen können direkt nach dem Rohrtrennen<br />
durchgeführt werden<br />
z Je nach Rohrtrennmaschine ist ein Ausstoß von bis zu 1.800 Rohren/Stunde<br />
möglich<br />
z Kein Materialverlust zwischen den Schnitten<br />
z Schnittoptimierung und Reduzierung der Reststücke<br />
z Das Messertrennverfahren der speziellen Rohrtrennmaschine ermöglicht<br />
scharfkantige und rechtwinklige Trennschnitte mit langlebigen Rundmessern<br />
zung von Rohrlängen über das Magazin<br />
können diese Maschinen ein automatisches<br />
Nesting durchführen. D.h. wenn<br />
dieser Maschine genug Längen und<br />
Stückzahlen vorgegeben werden, werden<br />
die Rohre mit geringstem Verschnitt<br />
getrennt.<br />
Der Trennvorgang erfolgt mittels<br />
eines Trennmessers im Orbitalverfahren.<br />
Während des gesamten Trennvorgangs<br />
wird das Rohr an der Schnittstelle beidseitig<br />
gesteuert gezogen, um dann zur<br />
gegebenen Zeit gerissen zu werden. D.h.<br />
die Rohrtrennung erfolgt zu einem großen<br />
Teil über Rundmesser, die letzten<br />
hundertstel Millimeter der Wandstärke<br />
werden dann auseinandergezogen, wenn<br />
das Messer noch im Eingriff ist.<br />
Taktzeiten verkürzen<br />
Sowohl das Moment des Ziehens als<br />
auch der Zeitpunkt des Schnitts können<br />
sehr genau in der Steuerung gewählt<br />
werden. Der Zieh-/Reißvorgang erfolgt<br />
wahlweise über elektrische oder<br />
hydraulische Antriebe. Durch diese<br />
Ausstattung, wie sie bei der RTO 628<br />
aus der Transfluid t cut Serie zu finden<br />
ist, kann das Trennergebnis bei unterschiedlichen<br />
Materialien und Durchmessern<br />
entscheidend verbessert werden.<br />
Außerdem ergibt sich so eine<br />
Verkürzung der Taktzeit, wodurch diese<br />
Art der Rohrtrennung einen erheblichen<br />
Vorteil in der gesamten Produktion<br />
darstellt: sauber, effizient, genau<br />
und schnell.<br />
Diese Art der Maschinen sind auch<br />
sehr häufig einer Fertigungszelle vorgeschaltet,<br />
bei der in der Gesamtverarbeitung<br />
die Rohre direkt zugeführt<br />
werden. Hier können die Rohre gesamtheitlich<br />
verarbeitet werden, z.B. umgeformt<br />
und gebogen in einem vollautomatischen<br />
Prozess. Als Einzelmaschine<br />
oder auch als Zelle können Transfluid<br />
Trennmaschinen auf Wunsch als 4.0-<br />
Version ausgestattet werden. 2<br />
Die spanlos orbitale Trennanlage RTO 628 von Transfluid steht für saubere Schnitte und ist zudem ressourcenschonend<br />
und zeitsparend für nachfolgende Prozesse.<br />
Die RTO 628 von Transfluid trennt mit<br />
langlebigen Rundmessern, die für ein<br />
optimales Schnittergebnis sorgen.<br />
Bilder: transfluid<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
WIR v ersor<br />
gen Sie<br />
Zug um Zug.<br />
Karin Eich, Kundenberaterin<br />
„Bei P ersonenzügen, die eine<br />
Geschwindigkei<br />
it von über 300 km/h<br />
erreichen, stehtt<br />
Sicherheit an oberster<br />
Stelle. Entsprechend zertifiziert und<br />
hochwertig müssen die maßgeschnei-<br />
derten Bleche und Profile sein, auf die<br />
unsere Kunden bauen.“<br />
www.kloeckne<br />
rdeutschland deutschland.de<br />
WIR machen den Mehrwert<br />
.
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht/Nachrichten<br />
MEBA treibt Projekte zur Digitalisierung voran<br />
Säge-Digitalisierung<br />
spart Zeit und Geld<br />
Für Produktionsunternehmen sind ungeplante Störfälle und<br />
Stillstandzeiten teuer, eine Beeinträchtigung der Qualität führt zu<br />
Folgekosten. Daher legt die hochwertige Bearbeitung im ersten Schritt<br />
der Prozesskette, dem Sägen, den Grundstein für erfolgreiche<br />
Endprodukte. Zum wirtschaftlichen Betreiben der Anlagen gehört aber<br />
auch eine transparente Planung sowie ein flexibler Mitarbeitereinsatz.<br />
Der Hersteller für Metall-Bandsägen MEBA entwickelt deshalb sinnvolle<br />
und machbare Lösungen, die dies ermöglichen – etwa mit vernetzten<br />
Bandsägemaschinen.<br />
Bild: Meba<br />
MEBAconnect – so benennt der<br />
Sägemaschinenhersteller verschiedene<br />
Meba-Produkte, die Kunden die Möglichkeit<br />
geben, außerhalb der Säge erstellte<br />
Sägeprogramme über das Netzwerk in<br />
die Maschine zu importieren oder<br />
Betriebsdaten der Maschine für Analysezwecke<br />
und Optimierung zu exportieren.<br />
Verwendet werden können dabei kundeneigene<br />
oder mitgelieferte Programme.<br />
Ferndiagnose und Online Problemlösung<br />
sind dem Unternehmen zufolge ebenfalls<br />
bereits im Einsatz und können die Maschinenverfügbarkeit<br />
signifikant erhöhen.<br />
Sägeprozesse transparent machen<br />
Die Entwicklung zu digitalen Services<br />
treiben weitere aktuelle Projekte bei Meba<br />
voran. Das Unternehmen fokussiert sich<br />
unter anderem auf die Transparenz der<br />
Sägeprozesse und den Zustand der<br />
Maschine. Über ein entsprechendes digitales<br />
Medium soll dies künftig auch angezeigt<br />
werden können. Außerdem werde<br />
es Lösungen geben, die dem Facharbei-<br />
termangel entgegenkommen, so das<br />
Unternehmen. Die neuen Features sollen<br />
Schritt für Schritt mit neuen Maschinen<br />
verfügbar gemacht werden. Darüber<br />
hinaus sollen – wenn möglich – auch<br />
ältere Maschinen für die digitale Welt<br />
nachgerüstet werden können.<br />
Passend zu den technischen Möglichkeiten<br />
hat Meba drei Servicepakete entwickelt,<br />
in die Diagnose- und Online-Wartungssysteme<br />
sowie andere digitale<br />
Services integriert sind. Die drei Pakete<br />
unterscheiden sich im Servicelevel und<br />
im Umfang der inkludierten Serviceleistungen.<br />
Das heißt: unterschiedlich<br />
schnelle Verfügbarkeit, Telefon- und Live-<br />
Video-Support sowie Fernzugriff auf die<br />
Maschinen. Jeder Kunde könne sein benötigtes<br />
Servicelevel individuell buchen.2<br />
[ Kontakt]<br />
MEBA Metall-Bandsägemaschinen GmbH<br />
72589 Westerheim<br />
Tel. +49 7333 9644-0<br />
www.meba-saw.com<br />
MEBAconnect: Sägeprozesse<br />
transparent machen<br />
Servohydraulische Prüfmaschine HA 100<br />
Hohe Testsequenzen<br />
Schwingfestigkeit von<br />
Blechen bestimmen<br />
Fahrwerkskomponenten für die Automobilindustrie<br />
müssen hohen Anforderungen<br />
genügen. Da der externe Aufwand für Ermüdungsprüfungen<br />
an Blechen und Bauteilen stetig<br />
steigt, hat ein führendes Unternehmen der<br />
Branche in eine servohydraulische Prüfmaschine<br />
für dynamische Tests von ZwickRoell<br />
investiert, meldet der Prüfspezialist. Sie soll im<br />
Wesentlichen bei der Ermittlung von Wöhlerkurven<br />
zur Bestimmung der Schwingfestigkeit<br />
von Materialproben oder Bauteilen eingesetzt<br />
werden. Darüber hinaus geht es darum, Bauteile<br />
und Komponenten zu prüfen, die mit<br />
neuen Fertigungsmethoden produziert wurden.<br />
Die servohydraulische Prüfmaschine von<br />
ZwickRoell mit einer dynamischen Nennkraft<br />
von 100 kN steigere durch hohe axiale und<br />
laterale Steifigkeit der 2-Säulen Lastrahmen<br />
die Leistungsfähigkeit des Prüfsystems und<br />
ermögliche hohe Frequenzen und Probenverformungen,<br />
so das Unternehmen. Darüber<br />
hinaus können Seitenkräfte, wie sie bei Druckund<br />
Biegeversuchen auftreten können, problemlos<br />
aufgenommen werden.<br />
Integriert in die servohydraulische Prüfmaschine<br />
des Anwenders ist zudem eine Knickstütze<br />
mit Extensometer zur Prüfung von dünnen<br />
Blechproben.<br />
www.zwickroell.com<br />
Bild: ZwickRoell<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Dem CB-Rundvibrator werden die Werkstücke<br />
über ein Förderband von der Seite zugeführt.<br />
Bild: Walther Trowal GmbH & Co. KG<br />
Weiterentwickelte Trowal-Rundvibratoren<br />
Kreisverkehr für Stanzteile<br />
Vorteile vereinigt: Bei der Oberflächenbearbeitung<br />
von Druckguss- und Stanzteilen<br />
vereinen die weiterentwickelten<br />
Rundvibratoren der CB-Serie von Walther<br />
Trowal die Vorzüge der linearen Durchlaufanlagen<br />
mit denen der Rundvibratoren.<br />
grat aufweisen, oder Stanzteile, deren Kanten<br />
entgratet werden sollen. Die Entwicklung<br />
vieler Produktionsprozesse beim Aluminium-,<br />
Zink- oder Magnesium-Druckguss<br />
zeigt, dass heute in vielen Fällen deutlich<br />
kürzere Bearbeitungszeiten ausreichend<br />
sind als noch vor wenigen Jahren. Ebenso<br />
weisen viele Stanzteile nur noch geringe<br />
Grate auf. Auch wenn es lediglich darum<br />
geht, eine Kante zu brechen, genügen heute<br />
oft wenige Minuten für das Trowalisieren.<br />
Neu ist, dass die Teile nicht chargenweise in<br />
den Rundvibrator eingefüllt werden, sondern<br />
ihm kontinuierlich so zugeführt werden, wie<br />
sie im Takt der Produktion gefertigt werden.<br />
Mit den neuen Maschinen können Flittergrate<br />
dem Unternehmen zufolge schon bei<br />
einer Durchlaufzeit von fünf bis sechs Minuten<br />
restlos von seinen Aluminium-Druckgussteilen<br />
entfernt werden.<br />
Für das Trowalisieren von Guss- und Stanzteilen<br />
bietet Walther Trowal zwei Alternativen:<br />
Für Werkstücke, die vergleichsweise<br />
geringe Grate aufweisen, sind die CB-Rundvibratoren<br />
die Anlagen der Wahl. Wenn eine<br />
hohe Intensität der Bearbeitung und/oder<br />
ein hoher Anlagendurchsatz gefordert ist,<br />
sind die linearen AV-Anlagen die optimale<br />
Lösung.<br />
[ Kontakt]<br />
Walther Trowal GmbH & Co. KG<br />
42781 Haan<br />
+49 2129 571-209<br />
www.walther-trowal.de<br />
KION Group mit starkem Auftragseingang in den ersten neun Monaten<br />
Lichtblick E-Commerce<br />
Die Umsatzentwicklung der Kion-Group spiegelt nach neun<br />
Monaten des Geschäftsjahres 2020 die deutlichen Beeinträchtigungen<br />
durch die Corona-Pandemie wider: Der in den ersten drei Quartalen<br />
erzielte Konzernumsatz sank um 8,0 % auf 6,0 Mrd. €. Einen<br />
Lichtblick verschaffte dem Konzern dabei das auf Automatisierungslösungen<br />
spezialisierte Segment Supply Chain Solutions (SCS), das<br />
auch im dritten Quartal einen Auftragsschub erzielte. Die positive<br />
Geschäftsentwicklung des Segments wurde insbesondere durch die<br />
hohe Nachfrage in dem Bereich E-Commerce getrieben, so das<br />
Unternehmen. Im Segment Industrial Trucks & Services (IT&S)<br />
setzte nach dem starken Rückgang in den ersten sechs Monaten im<br />
dritten Quartal eine leichte Erholung ein, dennoch lag der Auftragseingang<br />
im Berichtszeitraum gegenüber dem Vorjahr deutlich im<br />
Minus. Beim wertmäßigen Auftragseingang hat der Konzern trotz der<br />
schwierigen Marktbedingungen den starken Vorjahreszeitraum in<br />
den ersten neun Monaten dieses Jahres damit sogar übertroffen. Er<br />
stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,8 % auf 6,715 Mrd. €.<br />
Die Maschinen eignen sich besonders für<br />
Werkstücke, für die nur eine leichte Entgratung<br />
erforderlich ist – zum Beispiel für<br />
Druckgussteile, die einen geringen Flitterwerde<br />
auch im weiteren Jahresverlauf beeinträchtigt sein. Lediglich<br />
für die Absatzregion China geht Kion von einer positiven Marktentwicklung<br />
aus, während für den Rest der Welt mit einer rückläufigen<br />
Entwicklung gerechnet wird. Der Markt für Supply-Chain-Lösungen<br />
entwickle sich aufgrund des nachhaltig positiven Trends im E-Commerce<br />
und trotz der Corona-Pandemie voraussichtlich positiv.<br />
Beim Ausblick ist der Konzern jedoch vorsichtig: Trotz der einsetzenden,<br />
aber in vielen Regionen noch zögerlichen Erholung nach dem<br />
Einbruch der Wirtschaftsleistung rechnet die Kion-Group auf<br />
Gesamtjahressicht mit einem deutlichen Rückgang der globalen<br />
Wirtschaftsleistung. Der Markt für Industrial Trucks & Services<br />
Automatisierung in der Supply Chain:<br />
Fahrerloses Transportsystem der Kion-Group<br />
Bild: Kion-Group<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
35
BDS<br />
XXXXX Research A XXXXX<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Beständiges Auf und Ab<br />
Der Start ins Jahr 2020 verlief für die deutsche Stahldistribution recht ordentlich. Die Stimmung in der<br />
Wirtschaft hatte sich etwas aufgehellt und man hatte den Eindruck, dass Nachholeffekte vom Jahresende<br />
2019 das Geschäft zum Jahresstart 2020 beflügelten. Dann kam „Corona“ und die Welt veränderte sich.<br />
Immerhin war der Stahlhandel bislang weitaus weniger negativ betroffen als andere Wirtschaftszweige.<br />
Die Marktlage ist gespalten und variiert je nach Abnehmerbranche.<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis einschließlich<br />
September 2020 vorliegenden<br />
Zahlen.<br />
Fragen zur<br />
Statistik<br />
beantwortet im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahl -<br />
handel (BDS) Jörg<br />
Feger, Prokurist<br />
und Bereichsleiter<br />
Research:<br />
Feger-BDS@<br />
stahlhandel.com<br />
Foto: privat<br />
Lagerabsatz<br />
Kurzer Rückblick: 2019 war ein für die<br />
Stahldistriubtion in Deutschland verhaltenes<br />
Jahr. Insgesamt wurden im<br />
Vorjahr rund 10,7 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt – rund 4,3 %<br />
weniger als noch 2018. Besonders der<br />
Absatz von Flachprodukten und Stabstahl<br />
zeigte sich schwächer. Als einziges<br />
Produkt konnte der Betonstahl weiter<br />
zulegen.<br />
Der Jahresauftakt 2020 hingegen<br />
verlief für die Branche recht dynamisch:<br />
Im Januar wurden 975.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Dies entspricht<br />
einem Plus von 2,4 % im Vergleich<br />
zum Januar 2019. Auch der<br />
Februar lag mit knapp 937.000 t bei<br />
3,1 % über dem Vorjahresmonat. Ursache<br />
war hierfür unter anderem die niedrige<br />
Bestandslage in Händler- und Verarbeiterlagern<br />
zum Jahreswechsel.<br />
Noch dynamischer liefen die<br />
Geschäfte im März, und dies trotz der<br />
sich mit Wucht entfaltenden Corona-<br />
Pandemie samt eingeleiteter Maßnahmen<br />
zur Monatsmitte. Es wurden fast<br />
1 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Da schon größere Teile der<br />
stahlverarbeitenden Industriezweige,<br />
allen voran der Fahrzeug- und Maschinenbau,<br />
Einbrüche im Auftragseingang<br />
verzeichnet und Kurzarbeit angemeldet<br />
hatten, ist anzunehmen, dass viele Kunden<br />
aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />
über ihren aktuellen Bedarf<br />
bestellt haben.<br />
Im April und Mai traf dann<br />
„Corona“ auch die deutsche Stahldistribution<br />
mit erheblicher Wucht. Die<br />
Absatzrückgänge lagen in diesen beiden<br />
Monaten im Vergleich zu den Vorjahresmonaten<br />
um durchschnittlich<br />
zwischen 20 und 30 %. Dieser Negativtrend<br />
konnte im Juni gestoppt werden.<br />
Im Vergleich zum Juni 2019 musste<br />
lediglich ein Rückgang von knapp 4 %<br />
verzeichnet werden. Insgesamt wurden<br />
816.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Auch der Juli verlief recht<br />
ordentlich. 889.000 t wurden verbucht.<br />
Enttäuschend hingegen zeigte sich der<br />
August mit einem Lagerabsatz von<br />
815.000 t. Allenthalben wurde berichtet,<br />
dass sich die Urlaubszeit mehr als<br />
gewöhnlich bemerkbar machte. Die<br />
Gegenbewegung erfolgte im September.<br />
An 22 Arbeitstagen wurden in Summe<br />
931.000 t verbucht.<br />
Weiterhin ist festzuhalten, dass<br />
sich die Auftragslage je nach Abnehmerbranche<br />
deutlich unterscheidet.<br />
Die Bauwirtschaft ist immer noch das<br />
Zugpferd der Konjunktur. Im Automobil-<br />
und Maschinenbau sind zum Teil<br />
deutliche Produktionsrückgänge zu<br />
verzeichnen. So konnte der Lagerabsatz<br />
bei Betonstahl, in den ersten acht Monaten<br />
des Jahres fast zweistellig zulegen<br />
während bei warm- und kaltgewalzten<br />
Blechen deutliche Rückgänge zu beobachten<br />
waren.<br />
Lagerbestand<br />
Ende Dezember 2019 wurden 2,03<br />
Mio. t Lagerbestand gemeldet – der<br />
niedrigste Jahresendbestand seit 1996.<br />
Im Januar erfolgte dann ein moderater<br />
Aufbau, der bei allen Produktgruppen<br />
zu beobachten war. Ungewöhnlicherweise<br />
reduzierte sich im Februar der<br />
Bestand wieder ein wenig. Die Monate<br />
März, April und Mai zeigten krisenbedingt<br />
nicht den saisonal üblichen Aufbau<br />
der Bestände. Auch zwischen Juni<br />
und September veränderten sich die<br />
Läger kaum. Am 30. September 2020<br />
lag der Bestand mit 2,10 Mio. t knapp<br />
6 % niedriger als im September 2019.<br />
Lagerreichweite<br />
Die durchschnittliche Lagerreichweite<br />
bei Walzstahlfertigerzeugnissen lag im<br />
Jahr 2019 bei 2,7 Monaten bzw. 81<br />
Tagen. Damit bewegte sie sich in etwa<br />
auf dem Niveau des Vorjahres. Im<br />
Januar und Februar 2020 lag die Lagerreichweite<br />
bei guten Absätzen und weiterhin<br />
sehr geringen Beständen bei<br />
niedrigen 2,2 Monaten bzw. 66 Tagen.<br />
Im März war sie aufgrund des hohen<br />
Lagerabsatzes sogar noch etwas niedriger<br />
und belief sich auf 2,1 Monate.<br />
Die starken Rückgänge der Lagerabsätze<br />
im April und Mai ließen die<br />
Lagerreichweiten in die Höhe schnellen.<br />
In den Monaten Juni bis August nahmen<br />
sie wieder die gewohnten Dimensionen<br />
an. Im September lag sie vor<br />
dem Hintergrund ordentlicher Absätze<br />
und niedriger Bestände bei 2,3 Monaten.<br />
Dies entspricht 69 Tagen (vgl. Abbildung<br />
1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen Bereich<br />
zufolge gaben die Preise in den meisten<br />
Monaten des Jahres 2019 bei nahezu<br />
allen Produkten nach. Diese Rückgänge<br />
waren bei Rohren und den meisten<br />
Flachprodukten ausgeprägter als bei<br />
Langprodukten. Gegen Ende des Jahres<br />
konnten vereinzelt auch wieder leichte<br />
Preissteigerungen festgestellt werden.<br />
Diese Tendenz setzte sich am<br />
Anfang des Jahres 2020 fort. Gerade<br />
im Februar und März konnte ein teilweise<br />
spürbarer Preisaufbau festgestellt<br />
werden, der sich, unterschiedlich ausgeprägt,<br />
über alle Produktgruppen<br />
erstreckte.<br />
Der April zeigte sich hingegen<br />
uneinheitlich. Teilweise wurden leichte<br />
Preisrückgänge festgestellt. Dies war<br />
auch im Mai der Fall. Im Juni wurden<br />
bei allen Produktgruppen sinkende<br />
Verkaufspreise beobachtet. Dieser<br />
Trend setzte sich mit einigen Ausnahmen<br />
im Juli und August fort. Im September<br />
legten die Verkaufspreise bei<br />
fast allen Produkten zu (vgl. Abbildungen<br />
2 und 3). 2<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />
n Absatzindex (2007 = 100)<br />
n Lagerreichweite in Tagen<br />
140<br />
120<br />
200<br />
180<br />
160<br />
100 97 94 96<br />
90<br />
94 94<br />
98 100<br />
90<br />
89<br />
94<br />
89 93 140<br />
82 82 120<br />
80<br />
74<br />
68<br />
100<br />
54<br />
60<br />
80<br />
40<br />
60<br />
40<br />
20<br />
78 75 81 81 66 72 72 72 114 66 66 63 87 96 78 72 78 69<br />
0<br />
20<br />
0<br />
Ø<br />
2016<br />
Ø<br />
2017<br />
Ø<br />
2018<br />
Ø<br />
2019<br />
Ø<br />
2020<br />
Sep.<br />
2019<br />
Okt.<br />
2019<br />
Nov.<br />
2019<br />
Dez.<br />
2019<br />
Jan.<br />
2020<br />
Feb.<br />
2020<br />
März<br />
2020<br />
April<br />
2020<br />
Mai<br />
2020<br />
Juni<br />
2020<br />
Juli<br />
2020<br />
Aug.<br />
2020<br />
Sep.<br />
2020<br />
Absatz und Lagerreichweite<br />
der<br />
Stahldistribution<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
160<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Preisentwicklung<br />
bei Langprodukten<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
4. Q. 2017<br />
1. Q. 2018<br />
2. Q. 2018<br />
3. Q. 2018<br />
4. Q. 2018<br />
1. Q. 2019<br />
2. Q. 2019<br />
3. Q. 2019<br />
4. Q. 2019<br />
1. Q. 2020<br />
2. Q. 2020<br />
3. Q. 2020<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
4. Q. 2017<br />
1. Q. 2018<br />
2. Q. 2018<br />
3. Q. 2018<br />
4. Q. 2018<br />
1. Q. 2019<br />
2. Q. 2019<br />
3. Q. 2019<br />
4. Q. 2019<br />
1. Q. 2020<br />
2. Q. 2020<br />
3. Q. 2020<br />
Preisentwicklung bei<br />
Flachprodukten und<br />
Rohren<br />
Quelle: BDS<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
37
BDS<br />
Berufsbildung<br />
Eintägige Hybrid-Veranstaltung rund um die Ausbildung<br />
Aus Bildung wird Zukunft<br />
Unter dem Sinn stiftenden Motto „Aus Bildung wird Zukunft“ veranstaltete der Düsseldorfer<br />
Ausbilderkreis e.V. – bei dem sich auch der BDS engagiert – Anfang Oktober eine hybride<br />
Veranstaltung rund um das Thema Ausbildung. Hierzu waren einige Referenten persönlich für<br />
Vorträge und Interviews vor Ort, andere wurden zugeschaltet. Einige wenige angemeldete Gäste<br />
saßen im Zuschauerraum. Über 300 Interessierte verfolgten die Veranstaltung im Live-Stream.<br />
Zu Wort kamen Experten aus<br />
den unterschiedlichsten Branchen,<br />
Berater sowie Vertreter von Instituten,<br />
Kammern und Verbänden. Eine<br />
Frage einte sie alle: Wie kann ich<br />
auch in schwierigen Zeiten dafür<br />
sorgen, interessierte junge Menschen<br />
für eine Ausbildung zu begeistern<br />
und diesen dann auch ein spannendes<br />
Lernumfeld im Betrieb zu<br />
bereiten und passende Angebote<br />
außerhalb des Unternehmens anzubieten?<br />
Dies ist zu Zeiten von Corona<br />
noch einmal anspruchsvoller geworden.<br />
Als eine Herausforderung<br />
wurde beispielswiese erkannt, dass<br />
Ausbildungsleiter selbst Schulungsbedarf<br />
haben, um neue Medien im<br />
Rahmen der Ausbildung sinnvoll zu<br />
nutzen. Hier werden momentan<br />
beträchtliche Unterschiede von Person<br />
zu Person und Unternehmen zu<br />
Unternehmen beobachtet.<br />
BDS-Bildungsangebote<br />
vorgestellt<br />
Da bei einer solch abwechslungsreich<br />
gestalteten Veranstaltung die<br />
Stahldistribution nicht fehlen sollte,<br />
präsentierte Jörg Feger vom Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel welche<br />
Angebote die Branche und der<br />
Verband für junge Leute entwickelt<br />
hat. So berichtete Feger über speziell<br />
für Auszubildende zugeschnittene<br />
Seminare, regional tätige Arbeitskreise<br />
sowie das sich im Startblock<br />
befindende eLearning-Angebot des<br />
BDS. Auch das seit 25 Jahren etablierte<br />
verbandliche Fernstudium<br />
wurde als Mischung aus Präsenzund<br />
Onlineweiterbildungsangebot<br />
vorgestellt.<br />
Der Ausbilderkreis e.V.<br />
Trotz aller Möglichkeiten, die digitale<br />
Medien bieten, herrschte Einigkeit<br />
darüber, dass es immer noch auf die<br />
Menschen vor Ort ankommt. Diese<br />
machen nach wie vor den Unterschied,<br />
ob Auszubildende sich angesprochen<br />
fühlen, motiviert lernen<br />
und im Unternehmen mit Eifer und<br />
auch dem notwendigen Spaß an der<br />
Sache zu Werke gehen. 2<br />
Ein Mitschnitt der Veranstaltung<br />
kann auf der Website des Vereins<br />
unter www.ausbilderkreis-duesseldorf.de<br />
angeschaut werden.<br />
Bereits seit 1969 bietet der Düsseldorfer Ausbilderkreis e. V. als<br />
gemeinnütziger Verein einen Rahmen zum Austausch sowie ein sachkundiges<br />
Netzwerk aus Arbeitgebern, Bildungsträgern, Schulen, Selbstständigen und<br />
Freiberuflern, Ausbildungsleitern und Ausbildern, Personalverantwortlichen,<br />
Hochschulen und Einzelpersonen. Mehr als 100 Mitglieder diverser Branchen<br />
profitieren von den Angeboten und Aktivitäten des Vereins. Da die Angebote<br />
nicht nur interessierte Unternehmen in Düsseldorf, sondern in der gesamten<br />
Region ansprechen, hat sich der e.V. auf einer außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung Ende Oktober umbenannt und firmiert fortan an als<br />
„Der Ausbilderkreis“.<br />
Moderierten die Veranstaltungen souverän, unterhaltsam und geistreich –<br />
Lisa Marie Schelig und Christoph Sochart<br />
Stellte die Berufsbildungsangebote im Stahlhandel vor – Jörg Feger<br />
38 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
RWI-Konjunkturbericht: akute Corona-Krise überwunden, strukturelle Probleme bleiben<br />
Die Lage am Stahlmarkt<br />
Die Rohstahlerzeugung ist international und in Deutschland im Zuge der Corona-Krise deutlich gesunken. Hierzulande<br />
erwartet das Essener RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung für das laufende Jahr 2020 eine rund 15 % niedrigere<br />
Stahlproduktion als im Vorjahr. Auch im kommenden Jahr 2021 dürfte der Rückgang demnach nicht vollständig aufgeholt<br />
werden. Wesentliche Ursache ist, dass die Stahlnachfrage der Automobilindustrie wohl nur verhalten zunehmen wird.<br />
Zuletzt hat sich die Rohstahl -<br />
erzeugung zwar etwas erholt, so Stahlmarktexperte<br />
Prof. Dr. Roland Döhrn,<br />
vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung,<br />
Essen. In den meisten<br />
Ländern liege sie jedoch noch unter<br />
dem Vorkrisenniveau. Allerdings nicht<br />
in China. Die Produktion des „Reichs<br />
der Mitte”, das als erstes von der<br />
Corona-Pandemie betroffen war,<br />
erreichte einen neuen Höchstwert,<br />
was die Dominanz des Landes auf dem<br />
Stahlmarkt verstärkt habe.<br />
In Deutschland<br />
wird die Rohstahlerzeugung<br />
ungeachtet<br />
der auch hier zu<br />
beobachtenden Besserung<br />
im Jahr 2020<br />
voraussichtlich rund<br />
15 % geringer sein<br />
als im Vorjahr, erwartet Döhrn. Im<br />
Jahr 2021 dürfte der Rückgang nicht<br />
vollständig aufgeholt werden, so der<br />
Stahlmarktexperte weiter. Wesentliche<br />
Ursache dafür sei, dass die Stahlnachfrage<br />
der Automobilindustrie, die<br />
Per Saldo dürfte die globale Rohstahlerzeugung<br />
nach einem Minus von gut 3 % im Jahr 2020<br />
im kommenden Jahr um etwa 6 % zunehmen.<br />
bereits ab Ende 2018 rückläufig war,<br />
wohl nur verhalten zunehmen werde.<br />
Das RWI erwartet für 2021 eine Rohstahlerzeugung<br />
von 37,5 Mio. t (+11 %).<br />
Damit wären die Kapazitäten zu rund<br />
75 % ausgelastet.<br />
In den ersten acht Monaten dieses<br />
Jahres wurden in Deutschland 16,5 %<br />
weniger Rohstahl erzeugt als im entsprechenden<br />
Zeitraum des Vorjahres.<br />
„Damit bewahrheitet sich wieder einmal<br />
die hohe Konjunktursensibilität<br />
der Stahlbranche”, schreibt Stahlmarktexperte<br />
Prof. Dr. Roland Döhrn,<br />
vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung,<br />
Essen. Wichtige<br />
Kunden wie die Automobilindustrie,<br />
der Maschinenbau und die Elektrotechnik<br />
fuhren aufgrund des durch<br />
die Corona-Krise ausgelösten Nachfrageeinbruchs<br />
ihre Produktion deutlich<br />
herunter, und dies in nahezu allen<br />
Ländern, so Döhrn weiter.<br />
China ist auf dem Stahlmarkt<br />
stärker geworden<br />
Während die Rohstahlerzeugung in<br />
China im zweiten Quartal einen kräftigen<br />
Zuwachs von etwa 3 % mehr als<br />
im Vorjahreszeitraum erzielt hat –<br />
und damit gar auf einen Allzeit-Rekordwert<br />
geklettert ist – habe sich in<br />
nahezu allen anderen<br />
Ländern der Produktionseinbruch<br />
in<br />
Q2 verschärft. Kräftige<br />
Rückgänge bei<br />
der Stahlerzeugung<br />
der betroffenen Länder<br />
waren die Folge:<br />
so in der EU um 27 %, in den USA um<br />
34 % und in Japan um 31 %.<br />
In den Monaten Juli und August<br />
verbesserte sich die Situation zwar<br />
allgemein etwas. „Alles in allem führten<br />
die geschilderten regionalen Unter-<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
schiede dazu, dass der Einfluss Chinas<br />
auf dem globalen Stahlmarkt und auf<br />
den Beschaffungsmärkten für Rohstoffe<br />
der Stahlerzeugung zugenommen<br />
hat. Kam vor der Corona-Krise<br />
etwas mehr als die Hälfte des weltweit<br />
erzeugten Stahls aus China, so waren<br />
es zuletzt etwa 60 %“, schreibt Döhrn<br />
in seiner Marktanalyse.<br />
Vorkrisenniveau wird im<br />
kommenden Jahr nicht erreicht<br />
Auch für die nächste Zeit erwartet das<br />
RWI eine zweigeteilte Entwicklung<br />
des Stahlmarktes. Zwar erhole sich<br />
die Konjunktur und damit auch der<br />
Stahlmarkt in allen Ländern von dem<br />
durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten<br />
Einbruch. Insbesondere in den<br />
Fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />
werde die gesamtwirtschaftliche Produktion<br />
im kommenden Jahr aber aller<br />
Voraussicht nach noch nicht das Vorkrisenniveau<br />
erreichen.<br />
Belastend wirkten hier zudem<br />
strukturelle Probleme in der Automobilindustrie,<br />
einem der wichtigsten<br />
Stahlverwender, deren Produktion sich<br />
mit dem Übergang zur Elektromobilität<br />
weiterhin auf niedrigerem Niveau als<br />
früher bewegen dürfte.<br />
knapp 15 % – sofern sich die konjunkturelle<br />
Erholung fortsetze. Der Rückgang<br />
der Stahlproduktion sei zwar<br />
wesentlich durch den Einbruch der<br />
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage im<br />
Zuge der Corona-Krise verursacht.<br />
Vom ersten auf das zweite Quartal<br />
2020 fiel die Produktion der Stahlverwender<br />
um 23 %. Allerdings setzte der<br />
Rückgang der Stahlverwendung und<br />
damit auch der Stahlproduktion bereits<br />
früher ein, nämlich im Herbst 2018,<br />
stellt Döhrn fest. Darin spiegelten sich<br />
die seitdem deutlich geringeren Fertigungszahlen<br />
in der Automobilindustrie<br />
wider. Auch die Stahlexporte brachen<br />
coronabedingt in der ersten Jahreshälfte<br />
2020 ein. Allerdings habe<br />
sich zugleich die Abwärtstendenz bei<br />
den Walzstahl-Einfuhren fortgesetzt,<br />
teils aufgrund der schwächeren Nachfrage,<br />
aber wohl auch aufgrund der<br />
Safeguard-Maßnahmen der EU, so<br />
Döhrn. Alles in allem erlebte die Produktion<br />
von Walzstahlerzeugnissen<br />
in Deutschland im zweiten Quartal<br />
2020 einen Absturz um 26 % gegenüber<br />
dem Vorquartal.<br />
q<br />
Margen für Stahlhersteller<br />
bleiben unter Druck<br />
Die Weltmarktpreise für die Rohstoffe<br />
der Stahlindustrie entwickeln sich<br />
dem RWI zufolge weiterhin unterschiedlich.<br />
Während der Kohlepreis<br />
im Verlauf dieses Jahres seine<br />
Abwärtstendenz fortsetzte, hat sich<br />
Eisenerz seit April 2020 dem Konjunkturbericht<br />
nach verteuert. Die<br />
Preise für Walzstahlprodukte bewegen<br />
sich demgegenüber weiterhin auf<br />
niedrigem Niveau, so Döhrn. Die<br />
schwache inländische Nachfrage und<br />
der erhöhte Wettbewerb unter den<br />
Stahlanbietern ließen kaum Preiserhöhungen<br />
zu. Angesichts der zuletzt<br />
gestiegenen Preise für Eisenerz bleiben<br />
die Margen der Stahlunternehmen<br />
unter Druck.<br />
Rohstahlerzeugung in<br />
Deutschland rückläufig<br />
Für die Rohstahlerzeugung in Deutschland<br />
erwartet Döhrn auf das gesamte<br />
Jahr hochgerechnet ein Minus von<br />
Quelle: rwi Bild: rwi<br />
RWI-Stahlmarktexperte Prof. Dr. Roland Döhrn<br />
Welt-Rohstahlerzeugung nach Regionen<br />
2017 bis 2020; in Millionen Tonnen<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
2017 2018 2019 2020<br />
China<br />
RWI-Berechnungen nach Angaben von worldsteel.<br />
Andere Länder<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
41
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
Quelle: rwi<br />
q Konjunktureller Aufschwung<br />
auch in der Stahlindustrie<br />
Mit Fortsetzung der konjunkturellen<br />
Erholung nach der Corona-Krise<br />
dürfte sich auch die Lage in der Stahlindustrie<br />
weiter verbessern, schreibt<br />
Döhrn. Dies habe sich bereits in den<br />
Produktionszahlen von Juli und<br />
Preise für Rohstoffe der Stahlindustrie<br />
2013 bis 2020; auf Dollar-Basis, 2015=100<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
RWI-Berechnungen nach Angaben des HWWI.<br />
Rohstahlerzeugung in Deutschland<br />
2012 bis 2020; in 1000 Tonnen je Monat<br />
Kohle Eisenerz und Schrott NE-Metalle<br />
RWI-Berechnungen nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl. – Waagrechte Linien: Jahresdurchschnitte.<br />
Zahlenangaben: Jahresdurchschnittliche Veränderungen. 2020 geschätzt.<br />
1<br />
Gleitende Drei-Monats-Durchschnitte.<br />
August angedeutet. Allerdings lege<br />
die gesamtwirtschaftliche Prognose<br />
für Deutschland nahe, dass die Produktion<br />
der Stahlverwender und<br />
damit auch die Nachfrage nach Stahl<br />
nur verhalten zulegen wird. Ausrüstungsinvestitionen<br />
und Ausfuhren,<br />
die besonders „stahlhaltig“ sind, werden<br />
nach der aktuellen Konjunkturprognose<br />
des RWI im kommenden<br />
Jahr wohl noch nicht das Vorkrisenniveau<br />
erreichen.<br />
Insbesondere die Automobilproduktion,<br />
auf die etwa ein Viertel des<br />
Stahlbedarfs entfällt, dürfte im Zuge<br />
des Wandels zur E-Mobilität nur<br />
gedämpft expandieren, schreibt<br />
Döhrn. Die Bauinvestitionen, die im<br />
Jahr 2020 die Nachfrage nach Stahl<br />
noch stützen, dürften 2021 langsamer<br />
zunehmen als in diesem Jahr.<br />
Dies alles schlage sich darin nieder,<br />
dass die Produktion der Stahlverwender<br />
das Minus dieses Jahres, das<br />
voraussichtlich 14,5 % beträgt, im<br />
kommenden Jahr nicht ausgleichen<br />
werde. Der Zuwachs dürfte lediglich<br />
7,3 % betragen. Bei trendmäßig weiter<br />
abnehmender Stahlintensität der<br />
Produktion ziehe dies eine Zunahme<br />
der Stahlverwendung um lediglich<br />
6,2 % nach sich, nach einem Minus<br />
von 15,5 % in diesem Jahr.<br />
Lagerbestände füllen sich wieder<br />
Mit wachsender Nachfrage nach Stahl<br />
dürfte sich die Lagerhaltung bei Produzenten,<br />
Handel und Verwendern<br />
wieder erhöhen, nachdem in den Jahren<br />
2019 und 2020 die Lagerbestände<br />
reduziert wurden, was die Stahlproduktion<br />
zusätzlich belastete. Auch<br />
werden sich mit der Belebung der<br />
internationalen Konjunktur die Ausfuhren<br />
voraussichtlich beleben, prognostiziert<br />
der Stahlmarktexperte. Die<br />
Einfuhren dürften aber ebenfalls steigen,<br />
so dass sich der Saldo des Außenhandels<br />
mit gewalzten Stahlprodukten<br />
wohl nur wenig ändern werde.<br />
Alles in allem rechnet Döhrn für<br />
das kommende Jahr mit einer<br />
Zunahme der Erzeugung gewalzter<br />
Stahlprodukte um 8,4 % und von Rohstahl<br />
um 10,9 %, woraus sich eine Rohstahlerzeugung<br />
von 37,5 Mio. t ergebe.<br />
Die Erzeugungskapazitäten dürften<br />
dann zu gut 75 % ausgelastet sein, ein<br />
im längerfristigen Vergleich niedriger<br />
Wert.<br />
Nachfrage- und angebotsseitige<br />
Herausforderungen bleiben<br />
Die deutsche Stahlindustrie sieht sich<br />
gegenwärtig Herausforderungen auf<br />
der Nachfrage- wie auf der Angebotsseite<br />
gegenüber. Nachfrageseitig stellt<br />
42 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
sich Frage, wie sich der Stahlbedarf<br />
in Deutschland entwickeln wird. Bisher<br />
habe die deutsche Wirtschaft sehr<br />
stahlintensiv produziert, insbesondere<br />
weil ihre Exportstruktur durch stahlhaltige<br />
Produkte wie Automobile und<br />
Maschinen geprägt ist.<br />
Der Übergang zur E-Mobilität<br />
bringe hier möglicherweise aber eine<br />
Zäsur, weil er die Kostenstruktur und<br />
die Lieferbeziehungen der Automobilindustrie<br />
ändert. Für die deutsche<br />
Stahlindustrie, die in der Vergangenheit<br />
im internationalen Vergleich gut<br />
ausgelastet war, bedeute dies, dass<br />
ein wichtiger Verwender künftig weniger<br />
nachfragen könnte, und sie deshalb<br />
auf strukturelle Überkapazitäten<br />
zusteuert.<br />
Angebotsseitig sei die Dekarbonisierung<br />
der Stahlerzeugung eine<br />
Herausforderung. Eine weitere Verringerung<br />
der CO 2 -Emissionen setze<br />
neue Produktionstechnologien voraus.<br />
Das größte Potenzial, um „grünen<br />
Stahl“ zu erzeugen, biete die Wasserstofftechnologie.<br />
Die Umstellung benötige<br />
Zeit und erhebliche Investitionen,<br />
die für die Stahlindustrie in Anbetracht<br />
der geringen Margen schwierig zu<br />
finanzieren sein dürften, stellt der<br />
RWI-Experte fest.<br />
Staatliche Hilfen sind<br />
zweischneidig<br />
Staatliche Hilfen an die Stahlindustrie<br />
sind allerdings ein zweischneidiges<br />
Schwert, so Döhrn. Einerseits sei eine<br />
Reduktion des CO 2 -Ausstosses des<br />
größten industriellen Emittenten mit<br />
Blick auf die deutschen Klimaziele<br />
bedeutsam. Außerdem sei das Risiko<br />
eines carbon leakage – also die Verlagerung<br />
von Emissionen durch Einfuhr<br />
von Stahl aus anderen Ländern,<br />
der mit hohen CO 2 -Emissionen produziert<br />
wurde – groß, würde man die<br />
deutschen Stahlhersteller mit den<br />
Anpassungskosten alleine lassen.<br />
Andererseits können staatliche Hilfen<br />
den Strukturwandel in der Industrie<br />
behindern. Denn es dürfte der Öffentlichkeit<br />
nur schwer zu vermitteln sein,<br />
dass eine Industrie staatliche Hilfen<br />
dazu verwendet, Kapazitäten und<br />
damit Beschäftigung zu verringern<br />
oder Produktionsstätten an solche<br />
Standorte zu verlagern, die den Standortanforderungen<br />
des „grünen Stahls“<br />
eher entsprechen. Die Erfahrungen<br />
aus der Vergangenheit sprechen jedenfalls<br />
dafür, dass Kapazitätskürzungen<br />
schwer umzusetzen sind. 2<br />
Der RWI-Konjunkturbericht<br />
ist kostenlos als<br />
PDF erhältlich unter<br />
bit.ly/rwistahlmarkt<br />
Aktuelle Themen<br />
des RWI unter<br />
www.rwi-essen.de<br />
Briten drohen knapp 14 Mrd. € Exportverluste<br />
Harter Brexit, teure Regenschirme<br />
Der Brexit ist längst eine unendliche Geschichte. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens der Briten aus<br />
der Europäischen Union (EU) ohne Handelsabkommen liegt nach Einschätzungen des weltweit führenden<br />
Kreditversicherers Euler Hermes bei inzwischen 45 % – auch wenn die Experten in ihrer aktuellen Studie als<br />
wahrscheinlichstes Szenario weiterhin von einer Einigung in letzter Sekunde ausgehen.<br />
Für die Briten stehen dem<br />
Euler Hermes-Expertinnen und -<br />
Experten nach bis zu 15 % der<br />
Exporte in die EU (Volumen) und<br />
damit 13,7 Mrd. € auf dem Spiel.<br />
Zudem stünde bei einem harten Brexit<br />
2021 ein weiterer Einbruch der<br />
britischen Wirtschaft ins Haus.<br />
Die Euler Hermes Volkswirte<br />
gehen bei einem harten Ausstieg<br />
für 2021 von einer erneuten Rezession<br />
von -5 % beim Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) aus sowie von einer<br />
Inflation oberhalb von 5 %, vor allem<br />
bedingt durch die mit 15 % stark<br />
steigenden Preisen von Importen<br />
sowie die starke Abwertung des britischen<br />
Pfunds gegenüber dem Euro<br />
(-10 %). Auch die Pleiten dürften in<br />
Großbritannien drastisch steigen.<br />
Auch Deutschland mit<br />
Millardeneinbußen<br />
Steigende Preise für importierte<br />
Waren bei einem Ausstieg ohne<br />
Abkommen träfen allerdings auch<br />
zahlreiche EU-Länder hart, allen<br />
voran Deutschland. „In der EU stehen<br />
insgesamt Exporte in Höhe von<br />
rund 33 Mrd. € auf dem Spiel, davon<br />
drohen mit 8,2 Mrd. € die größten<br />
Einbußen in Deutschland“, sagt Ron<br />
Van het Hof, CEO von Euler Hermes<br />
in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz. Deutlich mehr Geld müssten<br />
die Briten künftig unter anderem<br />
für Schuhe, Hüte oder die auf der<br />
Ein harter Ausstieg zusätzlich zur Covid-<br />
19-Pandemie und der sowieso schon<br />
schwierigen wirtschaftlichen Lage<br />
würde vor allem Großbritannien selbst<br />
sehr hart treffen.<br />
Ana Boata, Leiterin Makroökonomie, Euler Hermes-Gruppe<br />
Insel praktisch unverzichtbaren<br />
Regenschirme auf den Tisch legen.<br />
Um rund 20 % dürften die Preise für<br />
diese und andere Waren anziehen.<br />
In Deutschland wären bei einem<br />
harten Brexit vor allem Exporte in<br />
den Bereichen Transportmittel und<br />
-ausrüstungen (2,9 Mrd. €), Maschinenbau<br />
(1,4 Mrd. €), Chemie<br />
(752 Mio. €), Kunststoffe und Gum -<br />
mi (603 Mio. EUR) sowie Metalle<br />
(540 Mio. €) gefährdet. 2<br />
Die vollständige<br />
Studie finden Sie<br />
kostenlos unter<br />
bit.ly/eulerhermesstudie<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
43
Messen<br />
und Märkte<br />
Termine<br />
Messe abgesagt<br />
wire & Tube 2020<br />
Die Messen wire und Tube sind von der<br />
Messe Düsseldorf aufgrund der aktuellen<br />
Covid-19-Entwicklung abgesagt worden.<br />
Die Neuauflage der Messen findet turnusgemäß<br />
im Jahr 2022 in Düsseldorf statt.<br />
„Aufgrund der Bund-Länder-Entscheidung<br />
vom 28. Oktober 2020 können Messen<br />
vorerst bis Ende November nicht stattfinden.<br />
Damit werden die letzten Präsenzveranstaltungen<br />
dieses Jahres am Standort<br />
Düsseldorf nicht durchgeführt. Sowohl<br />
unser Hygiene- und Infektionsschutzkonzept,<br />
das von den Ausstellern positiv aufgenommen<br />
wurde, sowie der Fokus auf<br />
eine europäische Ausrichtung der Messen<br />
ließ bis vor kurzem noch die Hoffnung auf<br />
eine erfolgreiche Durchführung unter<br />
größtmöglichen Schutz für alle Beteiligten<br />
realistisch erscheinen. Durch die Zuspitzung<br />
des Pandemie-Geschehens in<br />
Deutschland und unseren europäischen<br />
Nachbarländern musste die Situation<br />
nochmals komplett neu bewertet werden.<br />
Vor diesem Hintergrund und der aktuellen<br />
Vielzahl an Unwägbarkeiten auf Ausstellersowie<br />
Besucherseite haben wir die Entscheidung<br />
getroffen, die Messen abzusagen“,<br />
erklärt Wolfram Diener, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf<br />
GmbH.<br />
Virtuelles Fachmesseformat<br />
D-EXPO Metall<br />
Erfolgreicher Online-<br />
Branchentreff Metall<br />
Vom 8. September bis 2. Oktober 2020 lief<br />
die Fachmesse D-EXPO Metall über die<br />
Bühne – erstmals online im Netz. Über 350<br />
Besucherinnen und Besucher aus dem Inund<br />
Ausland nutzten die Plattform, um sich<br />
zu informieren und auszutauschen. Die D-<br />
EXPO bot Besuchern und Ausstellern viele<br />
multimediale Produktpräsentationen, Live-<br />
Streams und Interaktionsmöglichkeiten,<br />
meldete der Veranstalter. Unter den Ausstellern<br />
der digitalen Fachmesse zur Metallbearbeitung<br />
fanden sich namhafte Unternehmen<br />
wie Bruker Alicona GmbH, die<br />
Chiron Werke GmbH & Co KG, die Hartmetall-Werkzeugfabrik<br />
Paul Horn GmbH, Meusburger<br />
Georg GmbH & Co. KG und die Stratasys<br />
GmbH.<br />
„Es ist uns gelungen, mit dem virtuellen Format<br />
in Zeiten, in denen Präsenzmessen und<br />
Dienstreisen schwierig sind, eine echte<br />
Alternative zu schaffen. Und das Format<br />
überzeugt – zahlreiche Besucher kamen<br />
nicht nur an einem Tag, sondern nutzten<br />
sowohl die drei Live-Tage als auch die Möglichkeit,<br />
sich Videos der Beiträge und Interviews<br />
im Messearchiv anzusehen“, so<br />
Michael Justus, Leiter Business Development<br />
beim Carl Hanser Verlag.<br />
Weitere Informationen zur D-EXPO Metall,<br />
Agenda und Link zum Video-Archiv stehen<br />
online unter www.d-expo-metall.de<br />
Michael Justus und Susanne Schröder vom D-EXPO-Metall-Team des Carl Hanser Verlags<br />
bei der offiziellen Messe-Eröffnung.<br />
Bild: Hanser<br />
44 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Online-Messe<br />
Virtual Manufacturing Day<br />
Am 24. November 2020 veranstalten die<br />
Unternehmen FOBA Laser Marking und Alltec<br />
GmbH den ersten Virtual Manufacturing<br />
Day 2020. Die Veranstaltung richtet sich an<br />
produzierende Industriebetriebe aus der<br />
Automobil-, Medizin- oder Elektronikindustrie,<br />
die nach Automatisierungslösungen<br />
speziell für die Produktrückverfolgung<br />
suchen. Die Aussteller zeigen Innovationen<br />
in optischer Qualitätskontrolle, robotergestützter<br />
Produktion, Analyse und Diagnostik,<br />
im Werkstoffeinsatz mit Metall oder<br />
Kunststoff sowie in der Lasermarkierung.<br />
Es gibt Vorträge zu den Themen:<br />
z Zukunftsorientierte Automatisierung<br />
z Lernen Sie Titus kennen, den kleinsten<br />
Lasermarkierkopf der Welt!<br />
z UDI-Sicherheit-Compliance in der Medizintechnik<br />
– wie schaffe ich rechtzeitig die<br />
regulatorischen Anforderungen der MDR<br />
technisch umzusetzen?<br />
z Lasermarkierung von Polymeren und die<br />
Verbesserung durch Laserpigmente<br />
z Design und Entwicklung sowie die schnelle<br />
Markteinführung<br />
z Recycling von technischen Kunststoffen …<br />
die Zukunft einer Branche?<br />
Weitere Informationen zur Tagung,<br />
Anmeldung sowie eine Ausstellerund<br />
Vortragsübersicht finden Sie unter<br />
www.tom-meetings.com/event/<br />
virtual-manufacturing-day_de<br />
Messekalender<br />
Datum Messe Ort Info<br />
10.-13.11.2020 GRINDTEC, Internationale Fachmesse für Schleiftechnik Augsburg www.grindtec.de<br />
13.-15.01.2021 BAU Online, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme München www.bau-muenchen.de<br />
28.1.2021 BDS-DigiDay online www.stahlhandel.com<br />
21.-24.02.2021 Internationale Eisenwarenmesse Köln www.eisenwarenmesse.de<br />
25.2.-3.3. Interpack - Processing & Packaging Düsseldorf www.interpack.de<br />
23.-27.02.2021 METPACK, Weltleitmesse für Metallverpackungen Essen www.metpack.de<br />
2.-5.03.2021 INTEC, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und<br />
Leipzig www.messe-intec.de<br />
Automatisierungstechnik<br />
2.-5.03.2021 Z, Internationale Zuliefermesse für Teile,<br />
Leipzig www.zuliefermesse.de<br />
Komponenten, Module und Technologien<br />
9.-12.03.2021 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Hannover www.euroblech.com<br />
16.-18.03.2021 EuroCIS, The Leading Trader Fair for Retail Technology Düsseldorf www.eurocis.com<br />
17.-19.03.2021 Made in Steel Mailand/Italien www.madeinsteel.it<br />
23.-26.03.2021 METAV, Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung Düsseldorf www.metav.de<br />
12.-16.4.2021 CeMAT 2021 Hannover www.hannovermesse.de<br />
12.-16.4.2021 Hannover Messe 2021 Hannover www.hannovermesse.de<br />
14.-16.04.2021 DST Dreh- und Spantage Südwest Villingen- www.DSTsuedwest.de<br />
Schwenningen<br />
26.-29.4.2021 IFH Intherm Nürnberg www.ifh-intherm.de<br />
4.-6.05.2021 SENSOR + TEST, Messtechnik-Messe Nürnberg www.sensor-test.de<br />
4.-7.05.2021 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />
5.-6.05.2021 Stainless 2021 Brünn www.stainless2021.com<br />
18.-20.5.2021 Aluminium Düsseldorf www.aluminium-exhibition.com<br />
18.-20.05.2021 Fastener Fair, Internationale Fachmesse der Verbindungs- und Befestigungsbranche Stuttgart www.fastenerfair.com<br />
26.-29.05.2021 Lamiera Mailand www.lamiera.net<br />
8.-10.06.2021 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/castforge<br />
8.-11.06.2021 Moulding Expo, Internationale Fachmesse Werkzeug-, Modell- und Formenbau Stuttgart www.messe-stuttgart.de/<br />
moulding-expo<br />
22.-24.06.2021 LogiMAT, Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement<br />
Stuttgart www.logimat-messe.de<br />
Verschoben von März auf Juni<br />
7.-12.9.2021 IAA - Internationale Automobilausstellung München www.iaa.de<br />
13.-17.09.2021 SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, Weltleitmesse Fügen, Trennen, Beschichten Essen www.schweissen-schneiden.com<br />
4.-9.10.2021 EMO Milano, Die Welt der Metallbearbeitung Mailand www.emo-milano.com<br />
5.-7.10.2021 11. Internationale Zulieferbörse (IZB) Wolfsburg www.izb-online.com<br />
5.-7.10.2021 Parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung Stuttgart www.parts2clean.de<br />
5.-8.10.2021 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
12.-14.10.2021 DeburringEXPO, Leitmesse für Entgrattechnologien und Präzisionsoberflächen Karlsruhe www.deburring-expo.de<br />
26.-29.10.2021 Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung Stuttgart www.blechexpo-messe.de<br />
30.11.-2.12.2021 Stainless Steel World Conference & Expo Maastricht www.stainless-steel-world.net<br />
18.-21.01.2022 SWISSBAU Basel www.swissbau.ch<br />
25.-28.01.2022 NORTEC, Fachmesse für Produktion Hamburg www.nortec-hamburg.de<br />
4.-8.04.2022 MACH, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie Birmingham www.machexhibition.com<br />
Verschoben von Januar 2021 auf April 2022<br />
26.-29.04.2022 PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle Lackiertechnik Karlsruhe www.paintexpo.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
45
Wissenswertes<br />
Nachrichetn<br />
Ein Erfolg und – in Coronazeiten – eine Ausnahmeveranstaltung:<br />
das 52. Kraftwerkstechnische<br />
Kolloquium der TU Dresden im Oktober mit rund<br />
500 Präsenz- und 300 Online-Teilnehmern<br />
Bild: taktiker Werbeagentur<br />
52. Kraftwerkstechnisches Kolloquium der TU Dresden<br />
Regenerativ und konventionell – wie geht das zusammen?<br />
Mit breiter Teilnahme von über 500<br />
Präsenz- und mehr als 300 Online-Teilnehmern<br />
war das zweitägige Kraftwerkstechnische<br />
Kolloquium (KWT) der Technischen<br />
Universität Dresden ein großer Erfolg. Auf<br />
der begleitenden Unternehmensmesse präsentierten<br />
sich 66 Aussteller. Von den rund<br />
100 Vortragenden waren mehr als 80 vor<br />
Ort, die anderen online zugeschaltet. Das<br />
KWT wurde im Juli von der Sächsischen Landesregierung<br />
mit maximaler Teilnehmerzahl<br />
von 600 vor Ort und unter Auflage eines<br />
ausgefeilten Hygienekonzepts genehmigt.<br />
Coronabedingt war das Kolloquium der einzige<br />
Fachkongress der Branche in diesem<br />
Jahr. Ein Themenschwerpunkt der Veranstaltung<br />
war das Zusammenspiel regenerativer<br />
und konventioneller Energien in der Koexistenzperiode<br />
bis 2040, in der Kohle- und Gaskraftwerke<br />
noch einen maßgeblichen Beitrag<br />
zum Energiemix leisten.<br />
Im Rahmen der Begrüßung stellte Prof. Dr.<br />
Ing. Michael Beckmann, Leiter des KWT,<br />
auch das neue Fachbuch „Europäische und<br />
amerikanische technische Regelwerke im<br />
Vergleich“ von Dr. Axel Willauschus vor, das<br />
zusammen mit den beiden Kongressbänden<br />
der Fachvorträge allen<br />
Teilnehmer als eBook<br />
per Link überreicht<br />
wurde. Die Fachbuchpräsentation<br />
erfreute sich<br />
dabei großer Resonanz,<br />
zahlreiche Teilnehmer<br />
aus Industrie und den<br />
Forschungseinrichtungen<br />
sprachen den Autor<br />
auf die Schwerpunkte<br />
und die Zielrichtung der<br />
Publikation an. Im<br />
Dezember sollen die<br />
Europäische<br />
und amerikanische<br />
technische<br />
Regelwerke für<br />
Rohrleitungskomponenten<br />
im Vergleich<br />
Dr. Axel Willauschus<br />
Kongressbände und das Fachbuch aufgrund<br />
der hohen Nachfrage als Printversion<br />
erscheinen.<br />
Dr. Axel Willauschus: Europäische und amerikanische<br />
technische Regelwerke für Rohrleitungskomponenten<br />
im Vergleich, SAXONIA<br />
Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft<br />
mbH, 2020, 210 S., ISBN 978-3-934409-<br />
85-9<br />
Faser-KunstoffVerbund: Fraunhofer-Alternative zu Metallen<br />
Leichtbau-Batteriepack für Elektromobilität<br />
Kosteneffizienter Leichtbau für die<br />
Elektromobilität: Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für<br />
Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />
LBF in Darmstadt haben ein Leichtbau-<br />
Batteriepack entwickelt, das ausschließlich<br />
Faser-Kunststoff-Verbunde verwendet. So<br />
habe das Gewicht gegenüber Aluminiumgehäusen<br />
um 40 % gesenkt werden können.<br />
Weil das Batteriepack in einem eigens entwickelten<br />
hocheffizienten Verfahren gefertigt<br />
wird und über einen spezifischen Strukturaufbau<br />
verfügt, lasse es sich sehr günstig<br />
produzieren.<br />
Batteriepacks für Elektrofahrzeuge sind<br />
aktuell sehr schwer, wenn die geforderten<br />
hohen Reichweiten jenseits von 500 km<br />
erreicht werden sollen. Die mechanische<br />
Struktur um die Zellen, wie Zellhalter und<br />
insbesondere das gegenwärtig aus Aluminium<br />
oder Stahl hergestellte Gehäuse,<br />
addieren sich neben den elektrischen Komponenten<br />
zu einem hohen Gesamtgewicht<br />
von mehreren Hundert Kilogramm. So kann<br />
je nach Fahrzeugdesign die mechanische<br />
Struktur des Batteriepacks mehr als 30 %<br />
von dessen Gesamtmasse ausmachen. Vor<br />
diesem Hintergrund hat das Forscherteam<br />
des Fraunhofer LBF ein<br />
Leichtbau-Batteriepackgehäuse<br />
aus Endlosfaser<br />
verstärkten<br />
Thermoplasten im<br />
Sandwichaufbau hergestellt<br />
und nutzte dazu<br />
ein neuartiges Verfahren,<br />
das die Herstellung<br />
fertiger Leichtbau-<br />
Batteriegehäuse<br />
innerhalb von rund<br />
zwei Minuten ohne<br />
Nachbearbeitung<br />
ermöglicht. Gleichzeitig<br />
wird darüber hinaus der Materialeinsatz<br />
reduziert.<br />
Weitere Infos unter<br />
bit.ly/batterieleichtbau<br />
Leichter als Aluminium- oder Stahllösugen: ein Leichtbau-Batteriepack<br />
aus einem Faser-Kunststoff-Verbund des Fraunhofer LBF.<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Neues ISER-Merkblatt 987<br />
Merkblatt zu nichtrostenden und hitzebeständigen Stählen<br />
Die Informationsstelle Edelstahl<br />
Rostfrei (ISER) hat ein neues Merkblatt zu<br />
nichtrostenden und hitzebeständigen Stählen<br />
bei hohen Temperaturen herausgegeben.<br />
Das kostenlose Merkblatt erläutert<br />
alle Aspekte rund um den Werkstoff bei<br />
hohen Temperaturen, wie die Rolle der<br />
Legierungselemente und der Gefügestruktur<br />
oder die Gefügestabilität.<br />
Es geht auch auf die mechanischen Eigenschaften<br />
bei hohen Temperaturen ein, wie<br />
Kriechfestigkeit, Zeitstandfestigkeit, Duktilität,<br />
thermische Ermüdung und vieles<br />
mehr. Das Merkblatt beantwortet systematisch<br />
alle Fragen, die beim Hochtemperatureinsatz<br />
auftauchen. Eine Auflistung<br />
typischer Anwendungen einzelner nicht -<br />
rostender und hitzebeständiger Stähle auch<br />
unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit findet<br />
sich ebenfalls in der Schrift.<br />
Merkblatt 987 „Nichtrostende und hitzebeständige<br />
Stähle bei hohen Temperaturen”,<br />
Der Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat<br />
in Kooperation mit dem Springer Gabler-<br />
Verlag, Wiesbaden, das Fachbuch „Supply<br />
Management Research – Aktuelle Forschungsergebnisse<br />
2020“ veröffentlicht.<br />
Die Publikation ist der dreizehnte Band aus<br />
der vom BME herausgegebenen Buchreihe<br />
„Advanced Studies in Supply Management“<br />
und beinhaltet Beiträge des 13. Wissenschaftlichen<br />
Symposiums des Verbandes<br />
Merkblatt 987<br />
Nichtrostende und hitzebeständige<br />
Stähle bei hohen Temperaturen<br />
Informationsstelle Edelstahl Rostfrei<br />
1. Auflage 2020, 36 S., A4, 10 Tabellen, 22 Bilder.<br />
Das Merkblatt ist als kostenloser Download<br />
erhältlich unter bit.ly/merkblattiser<br />
Fachbuch zum BME-Symposium<br />
„Supply Management Research 2020“ erschienen<br />
(9. bis 10. März 2020, Mannheim) in deutscher<br />
und englischer Sprache. Autoren sind<br />
Wissenschaftler und Praktiker aus Einkauf,<br />
Supply Chain-Management und Logistik.<br />
Auf 277 Seiten stehen u.a. folgende Themen<br />
im Fokus:<br />
z Decision-making in supply risk and supply<br />
disruption management<br />
z Datengetriebene Ansätze zur Optimierung<br />
der Beschaffung und Lagerhaltung von<br />
Rohstoffen in volatilen Märkten<br />
z Behavioral challenges to cross-functional<br />
teams in purchasing and supply management<br />
z The strategic relevance of logistics:<br />
insights from multinational corporations<br />
z Nutzung von elektronischen Marktplätzen<br />
in einer regulierten Beschaffungsumgebung<br />
z Governance-Mechanismen zur Reduzierung<br />
der Time-to-Market<br />
C. Bode, R. Bogaschewsky, M. Eßig, R.<br />
Lasch, W. Stölzle (Hrsg.): „Supply Management<br />
Research – Aktuelle Forschungsergebnisse<br />
2020“, Springer Gabler-Verlag, Oktober<br />
2020, 277 S., ISBN 978-3-658-31897-0, 44,99 €<br />
Neue Ausbildungsmaterialien<br />
Azubis für sichere Arbeit<br />
sensibilisieren<br />
„Bin mir sicher“ – wenn Auszubildende<br />
das sagen können, während sie an<br />
Maschinen arbeiten oder bei bestimmten<br />
Tätigkeiten mit Gefahrstoffen zu tun<br />
haben, dann haben Ausbilderinnen und<br />
Ausbilder einen guten Job gemacht. Doch<br />
wie gelingt es ihnen eigentlich, Azubis<br />
das benötigte Wissen rund um sicheres<br />
und gesundes Arbeiten zu vermitteln?<br />
Die Berufsgenossenschaft Holz und<br />
Metall (BGHM) hat dazu das Angebot mit<br />
dem Motto „binmirsicher“ für ihre Mitgliedsbetriebe<br />
entwickelt. Es besteht aus<br />
zwei Broschüren und verschiedenen<br />
Video-Tutorials. Anschaulich und zielgruppengerecht<br />
bietet das Heft für Ausbilderinnen<br />
und Ausbilder den Verantwortlichen<br />
Tipps, wie sie ihren jungen<br />
Schützlingen das benötigte Grundlagenwissen<br />
für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />
vermitteln – und wie sie sie<br />
dafür gewinnen, dieses Wissen auch<br />
anzuwenden. Die Broschüre ist sowohl<br />
für den Einsatz im Unterricht oder in<br />
Unterweisungen geeignet als auch für<br />
den Einsatz vor Ort im Betrieb.<br />
Das Azubiheft dagegen dient als Arbeitsgrundlage<br />
für die jungen Beschäftigten.<br />
Es vermittelt Wissen für sichere und<br />
gesunde Arbeit und gibt Hinweise auf<br />
weitere Informationen. Es führt zudem zu<br />
den eigens für die „binmirsicher“-Aktion<br />
erstellten Video-Tutorials – multimedial<br />
lernt es sich schließlich besonders gut.<br />
Da die Protagonisten der Hefte echte<br />
Azubis sind, gelingt die Wissensvermittlung<br />
auf Augenhöhe.<br />
Das „binmirsicher“-Angebot thematisiert<br />
den Umgang mit Gefahrstoffen, behandelt<br />
verschiedene Arbeitsverfahren an<br />
und mit Maschinen (vom Bohren bis zum<br />
Schweißen) und bietet Grundlagen-Wissen<br />
zur Sicherheit auf dem Arbeitsweg,<br />
zur Arbeitskleidung oder zur Ersten Hilfe.<br />
Die Hefte können von Betrieben der Holzund<br />
Metallverarbeitung kostenfrei<br />
bestellt werden.<br />
Alle Materialien unter:<br />
www.bghm.de/binmirsicher<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
47
Lifesteel<br />
Bericht<br />
thyssenkrupp Steel und Grubenhelden gründen Modelabel<br />
Coole Kumpel<br />
Stahl ist vielseitig, modern und herausragend beim Recycling. All diese Eigenschaften vereint die neue Marke<br />
„august & alfred“: Nicht etwa eine neue Stahlgüte, sondern eine außergewöhnliche Kollektion aus Damen- und<br />
Herrenoberbekleidung sowie Accessoires, die in Kooperation mit dem Modelabel Grubenhelden entstanden ist.<br />
Das Besondere an der Kleidung:<br />
Sie wird aus ausrangierten<br />
Schmelzermänteln hergestellt, die<br />
spezielle, hitzebeständige Arbeitsschutzkleidung<br />
für die Mitarbeitenden<br />
auf dem Hüttenwerk. Die Kollektion<br />
wird in Zusammenarbeit der Duisburger<br />
Inklusionswerkstätten des<br />
Stahlherstellers mit dem Modelabel<br />
„Grubenhelden“ gefertigt.<br />
Dessen Gründer und Inhaber,<br />
Matthias Bohm, ist als Urenkel eines<br />
Bergmanns im Ruhrgebiet geboren<br />
und aufgewachsen. Vor einigen Jahren<br />
hat er seinen Job in der Marketingabteilung<br />
des FC Schalke 04 an<br />
den Nagel gehängt und sich mit dem<br />
Modelabel „Grubenhelden“ in seiner<br />
Heimatstadt Gladbeck einen Traum<br />
erfüllt.<br />
Sozial und lokal:<br />
Die Zweite Chance<br />
Die Accessoires und Zuschnitte für<br />
die Ruhrgebietsunikate werden zu<br />
100 % in Handarbeit hergestellt –<br />
und zwar von Mitarbeitenden in der<br />
Inklusionswerkstatt bei thyssenkrupp<br />
Steel in Duisburg, die trotz<br />
persönlicher Wendepunkte in ihrem<br />
Leben weitermachen und ihre<br />
Zukunft gestalten. „Unsere Mitarbeitenden<br />
können aufgrund ihres<br />
Erlebten nicht mehr an ihren<br />
ursprünglichen Arbeitsplätzen arbeiten,<br />
manche können nach ihrer<br />
Rückkehr, z.B. nach langer Krankheit,<br />
gar nicht mehr zurück in den<br />
Betrieb“, eläutert Frederik Hoffmann,<br />
Leiter des Bereichs Inklusion und<br />
treibende Kraft in der Kooperation.<br />
Diese Mitarbeitenden finden einen<br />
Arbeitsplatz in den betriebseigenen<br />
Duisburger Werkstätten, wo sie<br />
unter anderem für die Betriebe Sattler-,<br />
Schweiß-, Folier-, Gravier- und<br />
Näharbeiten erledigen.<br />
Für Hoffmanns Mitarbeitende<br />
sei das Kreieren von Mode ein komplett<br />
neues Beschäftigungsfeld und<br />
damit zu Beginn gewöhnungsbedürftig<br />
gewesen. Doch die eindrucksvollen<br />
Ergebnisse und die Chance, die<br />
Produkte auch außerhalb der Werkstore<br />
zu verkaufen, begeisterten die<br />
Mitarbeitenden recht schnell für die<br />
neue Aufgabe. Mitarbeitende, deren<br />
Leistungsfähigkeit sich gewandelt<br />
hat, weiter zu beschäftigen, gehöre<br />
eben zu der unternehmenseigenen<br />
sozialen Verantwortung. Mit einer<br />
48 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
Inklusionsrate von 9,1 % übertrifft<br />
der Duisburger Stahlhersteller die<br />
geltenden Auflagen von 5 % erheblich.<br />
Fair und nachhaltig<br />
Auch die Arbeiten, die nicht in Duisburg<br />
ausgeführt werden, finden<br />
unter fairen Bedingungen statt und<br />
werden an Partner in der EU vergeben,<br />
die sich ebenfalls diesen Standards<br />
verpflichten. Zudem geht ein<br />
Teil des Erlöses aus dem Verkauf<br />
der Produkte von august & alfred an<br />
gemeinnützige Projekte. „Unsere<br />
Mode soll hochwertig und nachhaltig<br />
sein, daher lassen wir unsere Kollektionen<br />
schon immer in Portugal<br />
und Gladbeck fair nähen, und unsere<br />
Kunden wissen das zu schätzen“,<br />
erklärt Matthias Bohm die Ansprüche<br />
seines Labels Grubenhelden.<br />
„Die Idee, aus alten Schmelzermänteln<br />
neue Mode zu machen, ist<br />
kreativ, spannend – und nachhaltig.<br />
Hier treffen Tradition, Zukunft und<br />
urbanes Lebensgefühl perfekt<br />
zusammen“, sagt Markus Grolms,<br />
Personalvorstand bei thyssenkrupp<br />
Steel. „Und dass unsere Mitarbeitenden<br />
die Kollektion zu guten Teilen<br />
in unseren Inklusionswerkstätten<br />
fertigen, macht das Konzept zu etwas<br />
ganz Besonderem. Das Team von<br />
Grubenhelden und thyssenkrupp<br />
Steel hat mit Unternehmergeist,<br />
sozialem Engagement und viel Herzblut<br />
ein tolles Projekt auf die Beine<br />
gestellt.“<br />
Dass Stahl zu nahezu 100 %<br />
recyclingfähig ist, ist eine seiner<br />
herausragenden Eigenschaften.<br />
Diese Idee nimmt die Mode-Kooperation<br />
auf: Ausrangierte Schmelzermäntel<br />
werden so zu wertvollem<br />
Rohstoff. Wer neugierig auf die<br />
brandneue Kollektion ist, kann sie<br />
online oder auch in den Shops der<br />
Grubenhelden kaufen. 2<br />
Erhältlich sind die Kleidungsstücke<br />
online unter<br />
www.grubenhelden.de oder im<br />
lokalen Store.<br />
Lokale Grubenhelden-Stores gibt<br />
es im Oberhausener CentrO, auf<br />
der Zeche Zollverein sowie in<br />
Gladbeck (Adresse online auf<br />
grubenhelden.de).<br />
Bilder: thyssenkrupp<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|20<br />
49
Lifesteel<br />
XXXXX Nachricht A XXXXX<br />
Krimi von Christian Piskulla<br />
Das Stahlwerk<br />
1942. Der Zweite Weltkrieg tobt in Europa und der Welt. Die Herstellung<br />
von Rüstungsgütern hat Vorrang vor allem. In Deutschlands größtem<br />
Stahlwerk, der Germania Metall Union in Duisburg, läuft die Stahlproduktion<br />
auf Hochtouren. Doch es rumort in dem Werk: Ein Unbekannter<br />
ermordet innerhalb weniger Wochen mehrere Arbeiter und Angestellte.<br />
So lautet der Plot des Debütkrimis von Christian Piskulla – ein<br />
spannendes Lesevergnügen für kalte Herbst- und Wintertage.<br />
Als Krimiautor ist Christian Piskulla<br />
bisher nicht in Erscheinung getreten.<br />
Erfahrung mit dem Schreiben hat<br />
er jedoch zur Genüge. Als erfolgreicher<br />
Fachbuchautor in der Druck- und<br />
Medienbranche hat er bisher über 20<br />
Bücher veröffentlicht. Er geht dabei<br />
einen eigenen Weg: Seine Bücher veröffentlicht<br />
er ausschließlich über seinen<br />
eigenen Verlag. Nun hat sich Christian<br />
Piskulla dem Krimi zugewandt – und<br />
einen Stahlthriller geschrieben.<br />
Piskulla kennt die Welt, von der er<br />
schreibt aus eigener Anschauung. Als<br />
Kind ist er direkt<br />
neben den Stahlwerken<br />
der<br />
Peine-Salzgitter<br />
AG aufgewachsen,<br />
berichtet er<br />
in einem Interview<br />
mit krimicouch.de.<br />
Auch<br />
der Großvater<br />
väterlicherseits<br />
und der Vater<br />
arbeiteten in diesem Stahlwerk. Und er<br />
selbst hat als junger Mann unter anderem<br />
als Kranfahrer in einem großen<br />
Stahlwerk gearbeitet.<br />
Ein ungewöhnlicher Ermittler<br />
Worum geht es nun in dem Krimi? Angesichts<br />
der Morde weigern sich viele<br />
Arbeiter, in entlegenen Bereichen des<br />
Stahlwerks zu arbeiten. Nachtschichten<br />
können nicht besetzt werden, die Produktion<br />
ist in Gefahr. Das Rüstungsministerium<br />
zeigt sich besorgt. Wer ist der<br />
Täter? Ist es ein Psychopath oder handelt<br />
es sich um eine subtile Form der Sabotage?<br />
Werkschutz und Polizei sind mit<br />
der Situation überfordert. Die Werksleitung<br />
entschließt sich daher zu einem<br />
ungewöhnlichen Schritt. Sie beauftragt<br />
„Es war mir wichtig, dem<br />
Leser ein möglichst authentisches<br />
Bild des Arbeitermilieus<br />
und der Lebensumstände<br />
im Jahre 1942 zu<br />
vermitteln. Denn erst durch<br />
dieses Bild trägt sich auch die<br />
Geschichte des Buches.“<br />
Christian Piskulla<br />
den Zwangsarbeiter Jarek Kruppa, vor<br />
dem Krieg Kriminalkommissar in Warschau,<br />
nach dem Mörder zu suchen.<br />
Der Jäger wird zum Gejagten<br />
Kruppa stellt schnell fest, dass das<br />
Stahlwerk der perfekte Ort für einen<br />
Serienmörder ist. Er taucht tief ein in<br />
die dunklen Hallen, kilometerlangen<br />
Tunnel und tiefen Keller des riesigen<br />
Stahlwerks. Schließlich kommt er hinter<br />
das Geheimnis des Mörders – und<br />
wird vom Jäger zum Gejagten.<br />
Die Figur des Ermittlers, ein polnischer<br />
Zwangsarbeiter,<br />
der von der<br />
Führungsetage<br />
aus Verzweiflung<br />
mit der<br />
Aufgabe betraut<br />
wird, die Morde<br />
aufzuklären ist<br />
sogar angelehnt<br />
an den Großvater<br />
mütterlicherseits<br />
von Christian Piskulla. Der<br />
Pole wurde von den Nazis in ein Hüttenwerk<br />
nach Stettin verschleppt und<br />
musste dort als Zwangsarbeiter mehrere<br />
Jahre am Hochofen arbeiten. 2<br />
Weitere Infos zum Buch und zum<br />
Autor unter www.das-stahlwerk.de.<br />
Ein Probekapitel als PDF gibt es unter<br />
bit.ly/stahlwerkkrimi<br />
Eine Rezension von krimi-couch.de gibt<br />
es unterbit.ly/stahlkrimirezension.<br />
Impressum<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel,<br />
Produktion und Verarbeitung<br />
Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Wiesenstraße 21<br />
40549 Düsseldorf<br />
Redaktion:<br />
Markus Huneke (Chefredakteur)<br />
Telefon +49 211 86497-24<br />
E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />
Anzeigen:<br />
Ksenija Sandek<br />
Telefon+49 211 86497-21<br />
E-Mail: Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />
Verlag:<br />
BDS AG<br />
Wiesenstraße 21<br />
40549 Düsseldorf<br />
Telefon +49 211 86497-0<br />
Telefax +49 211 86497-22<br />
Layout:<br />
auhage|schwarz, Leichlingen<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />
Bezugspreis:<br />
Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />
zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />
Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung<br />
einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -<br />
ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />
Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />
eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />
im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />
enthalten. Ein Nachdruck ist nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />
Anzeigenpreis:<br />
Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 37.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />
Fotos übernehmen Herausgeber, Redaktion und<br />
Verlag keine Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />
gekennzeichnete Beiträge vertreten eine vom<br />
Herausgeber unabhängige Meinung der Autoren.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird mitunter<br />
auf die gleichzeitige Verwendung männlicher<br />
und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />
Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />
für beiderlei Geschlechter.<br />
Außerdem bittet die Redaktion um Verständnis,<br />
dass insbesondere Firmennamen je Artikel in der<br />
Regel nur einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />
verwendet und entsprechende Begriffe häufig<br />
eingedeutscht werden.<br />
International Standard Serial Number:<br />
ISSN 0942-9336<br />
Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />
Papier hergestellt.<br />
50 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
BERUFSBILDUNG 20/21<br />
<br />
SEMINARTHEMA TERMIN ORT<br />
PRÜFBESCHEINIGUNGEN 19.01.2021<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Diese Übersicht gibt den aktuellen Stand der Seminarplanungen wieder. Änderungen sind vorbehalten. Über weitere Details<br />
sowie zu den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte unter www.stahlhandel.com.<br />
» <br />
www.stahlhandel.com/seminare
Gitterträgerschweißanlagen<br />
<br />
<br />
<br />
Flexibel<br />
Vo<br />
ollautomatisch<br />
Ve<br />
erschnittfrei<br />
Die VGA Versa dient der flexiblen Fertigung<br />
von Gitterträgern und produziert just-in-timvollautomatisch.<br />
und<br />
Die Anlage bietet zudem eine automatische<br />
Höhenverstellung der Gitterträger sowie<br />
eine optimale Integration in Ihr<br />
Fertigungskonzept.<br />
www. progress-m.com