Vergani Magazin Nr. 09 - 125anni

Noch heute hat Reto Vergani eine äusserst ambivalente Beziehung zur Kultflasche.
«Fiaschetto bedeutet für mich in gleichem Masse Erfolg und Schinderei. Montage sind
ja generell schon nicht so toll, wenn man sich das Wochenende in der Disco um die
Ohren geschlagen hat. Aber in der Fiaschetteria wurden sie einfach nur grässlich, eine
richtige Tortur.» Am obligaten Fiasco-Tag werden im Keller an der Zentralstrasse bis
zu 2000 Flaschen an einem Tag verarbeitet und zum Versand bereit gemacht. Die
Strohflaschen werden von Hand gewaschen und gespült. Davor müssen sie eingeweicht
werden, damit die alten Etiketten abgekratzt werden können. Beim Waschen darf keine
Lauge auf das Stroh kommen, sonst verfärbt es sich in ein hässliches, dunkelgelbes
Etwas. Und die Strohhalme zerschneiden die Hände, wenn man nicht aufgepasst. Dann
werden die Flaschen befüllt, verkorkt und etikettiert. Fünf bis sechs Arbeiter und alles,
was sonst noch an Händen frei ist, werden dazu eingesetzt. Erst zu Retos Zeiten wird
die aufwändige Handarbeit durch eine Abfüllanlage entlastet.
Enoteca Vergani, Zentralstrasse 141, 2017
Mit dem Siegeszug der Bordeauxflaschen verändert sich die Weinnachfrage, die Ära
der Offenweine mit beschränktem Angebot geht zur Neige. Weine werden je länger je
mehr zu einem Ausdruck der Ess- und Trinkkultur und sind nicht einfach nur ein
Lebensmittel. Es reicht nicht mehr, einen Chianti anzubieten, es muss eine Auswahl
geboten werden an verschiedenen Weinen von verschiedenen Produzenten. Auch hier
ist das Weinhaus Vergani früh und vorne mit dabei. Vergani wird zum Spezialisten
mit tiefgreifendem Italiensortiment, einer sehr hohen Weinkompetenz und entsprechend
weitreichender Beratung. So viel Wissen und Weine benötigen eine entsprechende
Bühne. Seit den 1980er-Jahren erstrahlt das Weinsortiment in der eleganten Enoteca
in den Räumlichkeiten des ehemaligen Comestibles-Lädeli, seit der Renovation 2016
sogar besonders glanz- und stilvoll.
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